Lobet und preiset die Herrn
Dienstag, 31. März 2009
Es lohnt sich kaum, über den Abgang einer Charaktermaske des herrschenden Klüngels zu diskutieren. Was sich aber lohnt, was durchaus einmal aufs Tableau der öffentlichen Diskussion gehörte, wenn sie denn öffentlich wäre und nicht in der Hand desselben Klüngels, das wäre der Umstand, wie diese Charaktermasken miteinander umgehen, konkreter: wie sie vor Publikum miteinander umgehen. Denn was Masken wie Merkel und Mehdorn sich unter vier Augen zu sagen hätten oder in einer illustren Runde von Kastenangehörigen, das mag ganz anders klingen, als jenes, was Merkel publikumswirksam an die Medien weiterreichte. Gelobt hat sie ihn, ihren Respekt hat sie ihm ausgesprochen, erfolgreich sei er gewesen und dergleichen Lobhudelei mehr.
Das Lob ist ein Hohn für diejenigen, die nun mit Mehdorns Mitwissen ausspioniert wurden, die jahrelang immer wieder um höhere Löhne stritten, während die Mehdorn-Junta sich fröhlich die Bezüge erhöhte; ein Hohn auch für die Bahnkunden, die heute miesere Fahrpläne und schlechteren Service ertragen müssen, von den oft phantastischen Preiserhöhungen gar nicht erst zu sprechen; und es ist ein Verhöhnen all derer, die ihre dann irgendwann doch erhöhten Löhne erhielten, dafür öffentlich in die Pfanne gehaut wurden und als Hauptgrund gigantischer Ticketpreiserhöhungen herhalten mußten - gerade so, als wären Personalkosten der einzige Faktor für den Verkaufspreis einer Ware oder Dienstleistung.
Man darf sich fast des Umstandes sicher sein, dass auch eine Merkel weiß, wen sie da den Bauch gepinselt hat. In dieser Republik ist nur wenigen Menschen entgangen, dass Mehdorn eine wandelnde Verhöhnung derjenigen ist, die in ihrem Unternehmen die wahre Leistung erbringen, die produktiv diesem mobilen Dienstleister die Treue hielten. Freilich wandelt Mehdorn nicht alleine als Hohnmeister durch die Lande, das besorgen viele, viel zu viele Angehörige seiner Kaste ebenso, nur soviel Kritik wie er, vereinte kaum jemand auf sich. Kaum jemand hat sich auch so arrogant aufgeführt (andere taten und tun es mehr hinter vorgehaltener Hand), hat streikende Mitarbeiter wie Kriminelle behandelt und sich mit aufschneiderischer Chuzpe nebenbei selbst halbkriminell bereichert. All das weiß Merkel, sofern sie nur einen Funken von Wahrnehmung hat und nicht vollends in die Fäden verheddert ist, an denen sie hängt - und genau daher muß die Charaktermaske aus der Politik jene aus der Wirtschaft loben, muß sie respektvoll psalmodieren.
Dieses Prinzip ist kein neuer Schrei auf dem Jahrmarkt der elitären Eitelkeiten. Aber interessant ist es immer wieder, wenn man dabei zuhören muß, wie noch der argste Stümper, wie selbst ein fadenscheiniger Charakter mit halbkriminellem Potenzial, behandelt wird, wenn er nur zur eigenen Gattung Mensch gehört. Man erkennt auch in den oberen Kreisen, wess' Geistes Kind ein solcher Klein-Mielke ist, aber man stört sich nicht daran, solange die Öffentlichkeit nicht die ganze Kaste angreift. Tut sie es doch, wie in diesen Tagen, in der die Stimmen immer lauter werden, wonach "wir nicht für eure Krise bezahlen" wollen, so heißt es Attacke. Statt Einsicht deckt man sich selbst, verniedlicht sich, streicht die Vorzüge des Mittäters heraus, küßt ihm symbolisch, aber liebevoll die Lippen, deutet auf Leistungen, versteckt Mißerfolge und Machenschaften, sichert ihm den Respekt und damit die Solidarität der ganzen Kaste zu. Und gerade für diese Kaste ist Mehdorn schlichtweg schuldig, denn er hat sich erwischen lassen - man würde ihn eigentlich lieber öffentlich geißeln dafür, aber dann wären auch andere fällig, dann könnte sich die freche Öffentlichkeit tatsächlich fragen, warum viele andere Charaktermasken noch in Amt und Würden herumlaufen dürfen; dann könnte sie sich fragen wollen, warum ein Professor Sinn nach tausendfacher Falschdeutung immer noch predigen, ein Steinbrück nach fehlerhaftem Sparzwang - Andeutung eines analen Charakters laut Reich! - immer noch ministeriell herumwursteln darf, oder weshalb eine vor Expansionsgier blind gewordene Schaeffler immer noch von den Medien hofiert wird. Aber das will man eben nicht, daher lobt man den Abspringenden, denn damit lobt man sich selbst.
Freilich gibt es auch innerhalb jener Kaste, die den Staat bedeutet, einige Nestbeschmutzer, die Mehdorns Abgang optimistisch feiern, fast so, als wäre der Abgang einer Charaktermaske nicht flugs mit der Installation einer anderen dieser Sorte behoben. Aber diese Freude, die auch einen Funken Kritik in sich birgt, ist ein Feigenblatt. Wenn die hellgrüne Roth meint, eine gute Unternehmensbilanz sei kein Garant dafür, Mitarbeiter ausspionieren zu lassen, dann plappert sie die gleichen Thesen von der anderen Seite nach: nämlich, dass Mehdorn einen tollen Job gemacht hätte. Nebenbei nennt sie das Kind nicht beim Namen, denn wer seine Mitarbeiter in dieser dreisten Art aushorcht, wer ein ganzes Abhörnetz einrichtet, der muß sich den Vergleich mit der Stasi gefallen lassen - und wenn die Medien heute von der Stasi berichten, dann sprechen sie im gleichem Atemzug von Kriminalität. Wer also sowas inszeniert, der hat durchaus kriminelle Energie bewiesen. Nur gehört das auch unverblümt gesagt, nur keine falsche Zurückhaltung - wenn man es verschweigt, dann kann man dahinter durchaus eine Art negativer Bauchpinselei wittern, eine Art negativen Merkelismus.
Da hackt keine Krähe der anderen ein Auge aus. Pension für Mehdorn und neue Marionette installiert und das Geschäft läuft unter neuem Namen weiter. Diese Eliten loben sich gegenseitig zu Tode... hoffentlich.
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Das Lob ist ein Hohn für diejenigen, die nun mit Mehdorns Mitwissen ausspioniert wurden, die jahrelang immer wieder um höhere Löhne stritten, während die Mehdorn-Junta sich fröhlich die Bezüge erhöhte; ein Hohn auch für die Bahnkunden, die heute miesere Fahrpläne und schlechteren Service ertragen müssen, von den oft phantastischen Preiserhöhungen gar nicht erst zu sprechen; und es ist ein Verhöhnen all derer, die ihre dann irgendwann doch erhöhten Löhne erhielten, dafür öffentlich in die Pfanne gehaut wurden und als Hauptgrund gigantischer Ticketpreiserhöhungen herhalten mußten - gerade so, als wären Personalkosten der einzige Faktor für den Verkaufspreis einer Ware oder Dienstleistung.
Man darf sich fast des Umstandes sicher sein, dass auch eine Merkel weiß, wen sie da den Bauch gepinselt hat. In dieser Republik ist nur wenigen Menschen entgangen, dass Mehdorn eine wandelnde Verhöhnung derjenigen ist, die in ihrem Unternehmen die wahre Leistung erbringen, die produktiv diesem mobilen Dienstleister die Treue hielten. Freilich wandelt Mehdorn nicht alleine als Hohnmeister durch die Lande, das besorgen viele, viel zu viele Angehörige seiner Kaste ebenso, nur soviel Kritik wie er, vereinte kaum jemand auf sich. Kaum jemand hat sich auch so arrogant aufgeführt (andere taten und tun es mehr hinter vorgehaltener Hand), hat streikende Mitarbeiter wie Kriminelle behandelt und sich mit aufschneiderischer Chuzpe nebenbei selbst halbkriminell bereichert. All das weiß Merkel, sofern sie nur einen Funken von Wahrnehmung hat und nicht vollends in die Fäden verheddert ist, an denen sie hängt - und genau daher muß die Charaktermaske aus der Politik jene aus der Wirtschaft loben, muß sie respektvoll psalmodieren.
Dieses Prinzip ist kein neuer Schrei auf dem Jahrmarkt der elitären Eitelkeiten. Aber interessant ist es immer wieder, wenn man dabei zuhören muß, wie noch der argste Stümper, wie selbst ein fadenscheiniger Charakter mit halbkriminellem Potenzial, behandelt wird, wenn er nur zur eigenen Gattung Mensch gehört. Man erkennt auch in den oberen Kreisen, wess' Geistes Kind ein solcher Klein-Mielke ist, aber man stört sich nicht daran, solange die Öffentlichkeit nicht die ganze Kaste angreift. Tut sie es doch, wie in diesen Tagen, in der die Stimmen immer lauter werden, wonach "wir nicht für eure Krise bezahlen" wollen, so heißt es Attacke. Statt Einsicht deckt man sich selbst, verniedlicht sich, streicht die Vorzüge des Mittäters heraus, küßt ihm symbolisch, aber liebevoll die Lippen, deutet auf Leistungen, versteckt Mißerfolge und Machenschaften, sichert ihm den Respekt und damit die Solidarität der ganzen Kaste zu. Und gerade für diese Kaste ist Mehdorn schlichtweg schuldig, denn er hat sich erwischen lassen - man würde ihn eigentlich lieber öffentlich geißeln dafür, aber dann wären auch andere fällig, dann könnte sich die freche Öffentlichkeit tatsächlich fragen, warum viele andere Charaktermasken noch in Amt und Würden herumlaufen dürfen; dann könnte sie sich fragen wollen, warum ein Professor Sinn nach tausendfacher Falschdeutung immer noch predigen, ein Steinbrück nach fehlerhaftem Sparzwang - Andeutung eines analen Charakters laut Reich! - immer noch ministeriell herumwursteln darf, oder weshalb eine vor Expansionsgier blind gewordene Schaeffler immer noch von den Medien hofiert wird. Aber das will man eben nicht, daher lobt man den Abspringenden, denn damit lobt man sich selbst.
Freilich gibt es auch innerhalb jener Kaste, die den Staat bedeutet, einige Nestbeschmutzer, die Mehdorns Abgang optimistisch feiern, fast so, als wäre der Abgang einer Charaktermaske nicht flugs mit der Installation einer anderen dieser Sorte behoben. Aber diese Freude, die auch einen Funken Kritik in sich birgt, ist ein Feigenblatt. Wenn die hellgrüne Roth meint, eine gute Unternehmensbilanz sei kein Garant dafür, Mitarbeiter ausspionieren zu lassen, dann plappert sie die gleichen Thesen von der anderen Seite nach: nämlich, dass Mehdorn einen tollen Job gemacht hätte. Nebenbei nennt sie das Kind nicht beim Namen, denn wer seine Mitarbeiter in dieser dreisten Art aushorcht, wer ein ganzes Abhörnetz einrichtet, der muß sich den Vergleich mit der Stasi gefallen lassen - und wenn die Medien heute von der Stasi berichten, dann sprechen sie im gleichem Atemzug von Kriminalität. Wer also sowas inszeniert, der hat durchaus kriminelle Energie bewiesen. Nur gehört das auch unverblümt gesagt, nur keine falsche Zurückhaltung - wenn man es verschweigt, dann kann man dahinter durchaus eine Art negativer Bauchpinselei wittern, eine Art negativen Merkelismus.
Da hackt keine Krähe der anderen ein Auge aus. Pension für Mehdorn und neue Marionette installiert und das Geschäft läuft unter neuem Namen weiter. Diese Eliten loben sich gegenseitig zu Tode... hoffentlich.