Für unerklärbar erklärt
Sonntag, 15. März 2009
Die Verwissenschaftlichung der Welt hat dazu geführt, dass wir alles von der Wurzel weg begreifen wollen. Wir forschen, messen und beobachten, um uns die Welt erklärbar zu machen. Freilich gibt es auch innerhalb eines wissenschaftlich-rationalen Weltbildes Grenzen, läßt sich zwar die "Mechanik des Lebens" beispielsweise erklären, nicht aber die Frage beantworten, was denn Leben letztendlich eigentlich sei. Diese Schwelle des Unerklärbaren, diese letzte, womöglich ewige Grenze, wird versuchsweise immer weiter nach hinten verlegt. Man gibt sich mit der Sicherung des bereits stehenden Schlagbaumes nicht zufrieden, will das bereits gesicherte Terrain erweitern, um die Grenze finaler Fragen überschaubar zu halten. Würde man sich mit der Existenz solcher jetzt unbeantwortbarer Fragen zufriedengeben, blieben sie auf immer ohne Antwort, gäbe es kein Bemühen mehr, sich dieser dann sakrosankt gewordener Bereiche anzunähern - sie wären zur unantastbaren Prämisse geworden.
Diese Gesellschaft, und das ist ein paradoxer Zustand dieser verwissenschaftlichten Gegenwart, bringt Charaktere hervor, die sich diese letzte Grenze ziemlich knapp abstecken. Sie wollen ihren Mikrokosmos überschaubar halten und zäunen sich ringsrum ab, machen das Gewußte zur raren Ware, während sie einem Heer von unbeantwortbaren Problematiken gegenüberstehen. Dieser Umstand peinigt sie auch gar nicht, denn sie zelebrieren ihn als Segen. Wenn es keine finale Antwort, zumindest aber keine möglichen Antwortmuster gibt, kann man sich eines Problemes entledigen. Über Fragen nachzudenken, deren Antwort a priori ausgeschlossen wird, erscheint sinnloser Zeitvertreib, bestenfalls als Vergnügen für theologische und metaphysische Vabanquespieler.
Ein solcher Engumgrenzter, findet sich - wieder einmal - im Wesen des Peter Hahne. Auch er will sich (und tut es auch, läßt sich nicht abhalten), großer Moralist wie er ist, zum Thema Winnenden äußern, möchte seine Sophistereien an den Mann bringen, um sich auch als einer derjenigen benennen zu können, der seinen geistigen Ramsch zu jedem medialen Großereignis herauswürgt, um die Massen damit abzustumpfen und den üblichen geistigen Abnutzungen auszusetzen. Für Hahne gibt es keinen Ansatzpunkt der diskutierbar wäre, für ihn ist es nicht von Belang, ob denn nun der Täter psychisch krank war, durch sogenannte Killerspiele geprägt oder einfach nur einer jener frustrierten Jugendlichen, die vielleicht die extremsten aller Methoden zur Aufmerksamkeitsgewinnung nutzen - er äußert sich folgendermaßen dazu: "In unserem Erklär-Eifer verlieren wir aus dem Blick, dass es Dinge gibt, die nicht in unser übliches Denkmuster passen, die nicht zu erklären, sondern nur zu ertragen sind. Fragen, vor denen wir kapitulieren müssen. Für das Unfassbare nach Erklärungen zu suchen, liegt in unserer Natur. Dabei vergessen wir, dass es das Böse gibt und dass das schlechthin Schlechte nun einmal genauso zur menschlichen Natur gehört wie das Gute und Schöne."
Für Hahne ist dies bereits eine jener Fragen, die wir unbeantwortet lassen müssen, vielleicht auch unbeantwortet lassen sollen, womöglich auch, weil es sich als bequemer für herrschende Zustände erweist. Wenn man erst gar nicht mehr nachfragen muß, ob denn womöglich Schulstress, Leistungsdruck und mangelnde Aufmerksamkeit Anteil an dem Massenmord haben könnten, stattdessen das Abstraktum des Bösen benennt, dann ist jede radikale (radikal, im Sinne von: an die Wurzel gehend) Annäherung belanglos geworden, die Gefahr einer unbequemen Erkenntnis gebannt. Vorallem dann, wenn man ausschmückend so tut, als sei das Böse Allgemeingut, als sei es durch den anderen angeblichen Bestandteil der menschlichen Natur, dem Guten und Schönen, legitimiert. Hinfort mit der Erkenntnis, dass es weder gute noch böse Keime im Menschen gibt, sondern jedes Tun Ausdruck des Bewußtseins ist, das man mittels seines Seins erlangte; hinfort auch mit der Einsicht, dass es weder Schwarz noch Weiß, weder Licht noch Finsternis (Hahne spricht in seiner spirituellen Notdurftsverrichtung von solchen Widerparten) gibt. In der Welt, wie sie uns offenbar wird, herrscht ein graues Durcheinander, Schattierungen, Grautöne allerorten, ebenso schattige Plätzchen, etwas besser beleuchtete Stellen, aber weder reines Licht, noch reine (oder unreine?) Dunkelheit; in dieser Welt gibt es vermeintlich gute Projekte, die aber zu Schlechtem mißbraucht werden, genauso wie es schlechte Absichten gibt, die nebenher Gutes abwerfen - nichts ist eindeutig kategorisierbar.
Hahne will davon nichts wissen, er unterteilt sich seine Welt in glasklare Kategorien. Das macht das Leben leichter, erspart den oft schmerzhaften Akt des Nachdenkens. Und die Aufsparung dieser Schmerzhaftigkeit, da ist er ganz Seelsorger und Wohltäter, will er auch seiner Leserschaft ersparen. Sie sollen ehrfurchtsvoll mit dem Kopfe nicken, wenn der biedere Theologe mit seinem Nichtwissen wissend glänzt, sie sollen die Zeitung zur Seite legen und einen kurzen Augenblick der Erleuchtung verspüren. Was sie aber auf keinen Fall sollen, was um jeden Preis vermieden gehört, das ist das Nachdenken, die Erkenntnis, dass selbst ein Massenmörder wie jener in Winnenden, Motive hätte, die jeder Dorftrottel nachvollziehen könnte, wenn man ihn nur nachdenken ließe. Mit der leicht gezogenen Grenze des Bösen, mit diesem Mangel an Wissens- und Erklärlust, hat man schon ganz andere Gestalten in Sphären gehoben, aus denen sie wie Fremdkörper der Historie hervorwinken, weil sie scheinbar nicht erklärbar sein sollen, sondern einfach nur ein böser Unfall der Geschichte. Hätte man das personifizierte Böse, hätte man Hitler erklärbar zu machen, müßten damalige und heutige Eliten sich erklären.
Daher sorget euch nicht, liebe Brüder im Geiste des Hahne, der Täter hatte keine Motive, keine Krankheiten, keinen Antrieb jeglicher Art, er war einfach nur vom Bösen befallen - und prompt ist die kranke Welt wieder gesund. Populärtheologie eben, oder mit den Worten des alten Geheimrats: "Was diese Wissenschaft betrifft, Es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden, Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift, Und von der Arzenei ist's kaum zu unterscheiden"
Diese Gesellschaft, und das ist ein paradoxer Zustand dieser verwissenschaftlichten Gegenwart, bringt Charaktere hervor, die sich diese letzte Grenze ziemlich knapp abstecken. Sie wollen ihren Mikrokosmos überschaubar halten und zäunen sich ringsrum ab, machen das Gewußte zur raren Ware, während sie einem Heer von unbeantwortbaren Problematiken gegenüberstehen. Dieser Umstand peinigt sie auch gar nicht, denn sie zelebrieren ihn als Segen. Wenn es keine finale Antwort, zumindest aber keine möglichen Antwortmuster gibt, kann man sich eines Problemes entledigen. Über Fragen nachzudenken, deren Antwort a priori ausgeschlossen wird, erscheint sinnloser Zeitvertreib, bestenfalls als Vergnügen für theologische und metaphysische Vabanquespieler.
Ein solcher Engumgrenzter, findet sich - wieder einmal - im Wesen des Peter Hahne. Auch er will sich (und tut es auch, läßt sich nicht abhalten), großer Moralist wie er ist, zum Thema Winnenden äußern, möchte seine Sophistereien an den Mann bringen, um sich auch als einer derjenigen benennen zu können, der seinen geistigen Ramsch zu jedem medialen Großereignis herauswürgt, um die Massen damit abzustumpfen und den üblichen geistigen Abnutzungen auszusetzen. Für Hahne gibt es keinen Ansatzpunkt der diskutierbar wäre, für ihn ist es nicht von Belang, ob denn nun der Täter psychisch krank war, durch sogenannte Killerspiele geprägt oder einfach nur einer jener frustrierten Jugendlichen, die vielleicht die extremsten aller Methoden zur Aufmerksamkeitsgewinnung nutzen - er äußert sich folgendermaßen dazu: "In unserem Erklär-Eifer verlieren wir aus dem Blick, dass es Dinge gibt, die nicht in unser übliches Denkmuster passen, die nicht zu erklären, sondern nur zu ertragen sind. Fragen, vor denen wir kapitulieren müssen. Für das Unfassbare nach Erklärungen zu suchen, liegt in unserer Natur. Dabei vergessen wir, dass es das Böse gibt und dass das schlechthin Schlechte nun einmal genauso zur menschlichen Natur gehört wie das Gute und Schöne."
Für Hahne ist dies bereits eine jener Fragen, die wir unbeantwortet lassen müssen, vielleicht auch unbeantwortet lassen sollen, womöglich auch, weil es sich als bequemer für herrschende Zustände erweist. Wenn man erst gar nicht mehr nachfragen muß, ob denn womöglich Schulstress, Leistungsdruck und mangelnde Aufmerksamkeit Anteil an dem Massenmord haben könnten, stattdessen das Abstraktum des Bösen benennt, dann ist jede radikale (radikal, im Sinne von: an die Wurzel gehend) Annäherung belanglos geworden, die Gefahr einer unbequemen Erkenntnis gebannt. Vorallem dann, wenn man ausschmückend so tut, als sei das Böse Allgemeingut, als sei es durch den anderen angeblichen Bestandteil der menschlichen Natur, dem Guten und Schönen, legitimiert. Hinfort mit der Erkenntnis, dass es weder gute noch böse Keime im Menschen gibt, sondern jedes Tun Ausdruck des Bewußtseins ist, das man mittels seines Seins erlangte; hinfort auch mit der Einsicht, dass es weder Schwarz noch Weiß, weder Licht noch Finsternis (Hahne spricht in seiner spirituellen Notdurftsverrichtung von solchen Widerparten) gibt. In der Welt, wie sie uns offenbar wird, herrscht ein graues Durcheinander, Schattierungen, Grautöne allerorten, ebenso schattige Plätzchen, etwas besser beleuchtete Stellen, aber weder reines Licht, noch reine (oder unreine?) Dunkelheit; in dieser Welt gibt es vermeintlich gute Projekte, die aber zu Schlechtem mißbraucht werden, genauso wie es schlechte Absichten gibt, die nebenher Gutes abwerfen - nichts ist eindeutig kategorisierbar.
Hahne will davon nichts wissen, er unterteilt sich seine Welt in glasklare Kategorien. Das macht das Leben leichter, erspart den oft schmerzhaften Akt des Nachdenkens. Und die Aufsparung dieser Schmerzhaftigkeit, da ist er ganz Seelsorger und Wohltäter, will er auch seiner Leserschaft ersparen. Sie sollen ehrfurchtsvoll mit dem Kopfe nicken, wenn der biedere Theologe mit seinem Nichtwissen wissend glänzt, sie sollen die Zeitung zur Seite legen und einen kurzen Augenblick der Erleuchtung verspüren. Was sie aber auf keinen Fall sollen, was um jeden Preis vermieden gehört, das ist das Nachdenken, die Erkenntnis, dass selbst ein Massenmörder wie jener in Winnenden, Motive hätte, die jeder Dorftrottel nachvollziehen könnte, wenn man ihn nur nachdenken ließe. Mit der leicht gezogenen Grenze des Bösen, mit diesem Mangel an Wissens- und Erklärlust, hat man schon ganz andere Gestalten in Sphären gehoben, aus denen sie wie Fremdkörper der Historie hervorwinken, weil sie scheinbar nicht erklärbar sein sollen, sondern einfach nur ein böser Unfall der Geschichte. Hätte man das personifizierte Böse, hätte man Hitler erklärbar zu machen, müßten damalige und heutige Eliten sich erklären.
Daher sorget euch nicht, liebe Brüder im Geiste des Hahne, der Täter hatte keine Motive, keine Krankheiten, keinen Antrieb jeglicher Art, er war einfach nur vom Bösen befallen - und prompt ist die kranke Welt wieder gesund. Populärtheologie eben, oder mit den Worten des alten Geheimrats: "Was diese Wissenschaft betrifft, Es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden, Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift, Und von der Arzenei ist's kaum zu unterscheiden"
9 Kommentare:
Interessant wäre es Peter Hahne mal folgende Frage zu stellen:
Wieso werden die Vorgänge in Winnenden den höchstpriesterlich zu "unerklärbaren Vorgängen" ausgerufen, während die selben Medienanstalten heute von 21 verletzten Polizisten in Paris berichten, die in einem "sozialen Problemviertel" in einen Hinterhalt gelockt wurden.
Soll heißen:
Während man die Schuld im eigenen Land bei dem Täter allein sucht wird bei Amokläufen, und sonstigen Vorgängen im Ausland sofort der soziale Verfall der Gesellschaft erwähnt, der übrigens m.E. nicht vor der franz. Grenze halt macht, und wovon wohl Peter Hahne & Co. ablenken sollen.
Wer gibt schon gerne zu, dass wir in einem höchst asozialen Land leben, dass Zocker, Steuerbetrüger & Konsorten belohnt während man andere am anderen Ende, z.B. die Kaufhausverkäuferin Emmely, eiskalt abserviert, und Gipfel des Zynismus diese Menschen noch von Werten reden, aus der konservativen Ecke, die Ackermann & Co. Jugendlichen vermitteln sollen.
Zynischer geht's wirklich nicht mehr - in .de.
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Herr Hahne it nicht zynisch, er glaubt an das, was er schreibt.
Er glaubt es so tief, dass er sich auf Bonhoeffer beruft, der von Nazis hingerichtet wurde. Das macht Hahne schwer angreifbar, denn wer Hahne kritisiert, kritisiert auch Bonhoeffer, der es ja wissen musste, da er das Böse an sich selbst erlitten hat. Ob es aber deshalb unerklärbar ist, steht auf einem anderen Blatt.
Es ist übrigens eine eigenartige Sache: das Verhältnis zwischen Erklärbarem und Unerklärbarem. Ich finde, man kann das Ereignis von Winnenden in der Tat nicht eindeutig auf genau umrissene Ursachen zurückführen, das aber bedeutet - on the other hand - nicht, daß man sich einem Ergründungsverzicht hingibt. Ans Unerklärbare kommt man erst durch Erklärungen hindurch heran. Nur wer an die Grenzen des Erkennbaren geht, hat das Recht, vom Unerkennbaren zu reden. Alles andere kommt einem sacrificium intellectus gleich.
Ich habe übrigens an anderer Stelle versucht anzudeuten, daß sich dieser Amoklauf wie auch andere nicht kausal auflösen lassen. Hahne benutzt aber diesen Umstand, indem er aus der Nichtauflösbarkeit Nichterklärbarkeit an sich macht, um sich über alle Menschen zu stellen, die nach Erklärungen suchen.
Zunächst einmal: ich habe die Sendung auch gesehen, wenn auch nur mit einem halben Auge :) Ich bin allerdings weniger erschrocken, weil ich immer im Hinterkopf habe, dass Peter Hahne auch aus dem engeren kirchlichen Umfeld kommt und da neigen viele Leute zur Naivität. Das ist auch exakt dieses Weltbild, weshalb Päpste und Könige ganze Jahrhunderte ihre Macht legitimierten, weil die Dinge ja 'Gott gegeben' seien. In heutiger Zeit transportiert, lässt dieses Weltbild eben Rückschlüsse zu, wie, dass Amokläufe nun mal passieren und da kann niemand etwas dagegen tun - und zuletzt natürlich die Politik, die erst durch ihre Sparwut fast landesweit die Schulbildung ruinierte. Genau deshalb bekommen wir Leute wie Hahne präsentiert, deren Aufgabe darin besteht mit Nebelkerzen zu werfen. Zumal Hahne eben auch glaubt, was er sagt, und das macht ihn umso besser.
Vielleicht sollte man nicht ganz und gar vergessen, dass wir in einem Land leben, das mit dem Mittel des Krieges Gewalt produziert. Allein, wenn der Junge seine Position aus diesem Blickwinkel betrachtet, muss er sich im Recht gefühlt haben. Und wieviel Gewalt erleben wir nicht noch: Gewalt im Arbeitsalltag, Gewalt in der Familie, Gewalt wohin man blickt. Gewalt ist in diesem Gesellschaftssystem legitim angelegt: Der Stärkere besiegt den Schwächeren, den Unangepassten, den Feind. Das ist zwar Sozialdarwinismus, aber ohne ihn könnte diese Gesellschaft, wie sie ist, nicht existieren. Insofern hat der Junge eigentlich nur versucht, sich anzupassen, wenn auch mit einem großen Knall: Ihr werdet schon sehen, was ich alles kann. Dass dann solche Leute wie Hahne auftreten, auch das gehört zum Ritual dieser inhumanen Gesellschaft.
Herr Hahne-Büchen und das Böse... Das böse Böse ist geschehen...unerklärbar, unbegreiflich, wirft es uns zurück auf uns selbst, ja in jedem von uns schlummert es, das böse Böse, wir wissen nie wann es und wie oder wo zuschlägt, uns erschüttert und an die Grenze des zu ertragenen Erträglichen wirft, ....Und so wie das böse Böse in uns schlummert, so ist da auch das dumme Dumme, gleich neben der lieben Liebe und der klugen Klugheit. So sind wir Menschen nunmal. Der schöpferische Schöpfer, der liebe, (oder böse???... *zweifel*, *bibber*,....Vater Unser im Himmel...) hat uns so gemacht....
Ist eh alles total verlogen. Um die Gier zu rechtfertigen, bedient man sich "Wissenschaftler", die behaupten, das würde halt bereits in unseren Genen stecken; wenn so was passiert wie jetzt, ist natürlich keine Rede von den Genen, dann ist mal wieder ein Einzelfall; solange die Gesellschaft nicht bereits ist, mal ans Eingemachte zu gehen und offen über all das zu reden, was mit dazu beigetragen hat, solange wird sich nix ändern und der nächste "Amoklauf" ist nur eine Frage der Zeit.
lass den Hahn krähen! Solche Ereignisse ziehen immer eine ganze Reihe von Rednern in den Vordergrund, die sich gegenseitig die Schäume von ihren Mündern wischen.
Hahne scheint mir einer jener Halbgebildeten zu sein, die zwar mal was gelernt haben, an sich gearbeitet haben, aber doch nur so halb und mit der Zeit, als der Erfolg anzog und man sich plötzlich selbst in größeren Spielräumen wiedergefunden hat, anfangen übermütig zu werden, den Überdruß aus jahrelanger eintöniger Arbeit spüren und ihren Ausflüssen beginnen recht freien Lauf zu lassen, weil sie dürfen. Der Hahne ist doch einer, der war doch immer recht brav, aber als das ZDF neoliberal umgebaut wurde, da schlüpfte er plötzlich auf den Ideologensessel. Der erfahrene Hahne wurde zum Meinungsmacher. Die gemachte Meinung gestattete ihm, sich und sein bisheriges Leben als Produkt seiner individuellen Leistung zu betrachten und das beflügelte seine Funktionstüchtigkeit.
Zu dem Massenmord gibts nicht viel zu sagen. Die Neurodoktoren und bürgerlichen Verhaltenspsychologen, die sich freiwillig auf Äußerlichkeiten beschränken, weil sie Angst vor der Wahrheit haben, die mit ihrem Science-Pansch herumsudern kann man getrost vergessen. Deren Unbelesenheit ist grotesk. Die wärmen Antworten auf, die schon vor Jahren ein Witz waren. Und das Publikum, seit Jahren über Krimis und Scienceformate auf ein selfmademännisches Kausaldenken eingeschworen, lächzt nach der causa. Wo ist sie? Sitzt sie im Gehirn des abnormen Subjektes? War es eine Pille? War die Türe falsch angestrichen? Fehlte es an Disziplin? Wird der Mensch schlecht und wir wissen es noch nicht? Ein Phänomen schwirrt durch die Welt, dem seine causa noch nicht zugewiesen worden ist. War es der Teufel? Müssen wir beten? Hahne landet beim Nihil, weil er von causae nichts versteht.
Das kann man alles seit 50 Jahren besonders einfühlsam und klar bei Erich Fromm oder bei Marcuse nachlesen, ja luzide auch bei Wilhelm Reich und natürlich bei Adorno. Je nach Geschmack. Von Erich Fromm gibts übrigens massenhaft Aufsätze online. Der autoritär gepanzerte Charakter grüßt! Wir drehen uns im Kreis.
Hier spricht Peter Hahne recht klar von sich selbst, der Bild"zeitung" und vielen unserer Mainstreammedien:
"In unserem Erklär-Eifer verlieren wir aus dem Blick, dass es Dinge gibt, die nicht in unser übliches Denkmuster passen, die nicht zu erklären, sondern nur zu ertragen sind. Fragen, vor denen wir kapitulieren müssen. Für das Unfassbare nach Erklärungen zu suchen, liegt in unserer Natur. Dabei vergessen wir, dass es das Böse gibt und dass das schlechthin Schlechte nun einmal genauso zur menschlichen Natur gehört wie das Gute und Schöne."
Ich verstehe den Wunsch Dinge grundlegend erklären zu können, meine aber das es tatsächlich Grenzen der Erklärbarkeit gibt. Erklärbarkeit geht irgendwann im Rauschen der Realität, die ein temporär geordnetes Chaos ist unter.
Diese Meinung vertrete ich ohne religösen Hintergrund.
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