Ein Akt des Volkes
Montag, 21. September 2009
Immer wieder vernimmt man von Personen, die der Kriegsliebhaberei unverdächtig sind, dass Einsätze wie jener in Afghanistan trotz allem sinnvoll seien, weil sie den Menschen dort Demokratie brächten, den Frauen Gleichberechtigung, den Kindern Schulbildung. Zwar seien solche Einsätze ein menschliches Trauerspiel und vom ethischen Gesichtspunkt betrachtet verwerflich, aber wenn die Ziele stimmig sind, dann müsse man pragmatisch beiseitestehen. Anders ausgedrückt: Der Zweck heiligt die Mittel. Und dass westliche Werte als allumfassendes Gedankengut, als Lebensentwurf für jede Gesellschaft der Erde feilgeboten werden, begreifen selbst diese Kriegspragmatiker nicht als westliche Arroganz - nein, sie meinen es doch nur gut mit den Menschen in Afghanistan. Nur dumm für die stationierten Militäreinheiten, dass die Menschen im Mittleren Osten, in Asien, in Afrika und in Südamerika immer häufiger stutzig werden, wenn es mal wieder jemand besonders gut mit ihnen meint.
Aber selbst wenn, selbst wenn es nicht arrogant wäre, westliches Wertgut in Köpfe zu prügeln: Demokratie, eine Gesellschaft, in der Menschen aktiv teilhaben und mitbestimmen können, hat keinen Bestand, wenn sie von Außen eingeimpft wird. Demokratische Strukturen lassen sich nicht aufs Bajonett pflanzen, man kann sie nicht einfach ins halbwilde Gemüt der Besetzten hineinballern, mit Luftangriffen verewigen. Selbst wenn man es in humanerer Verfahrensweise versuchte: man kann Demokratie nicht von Außenstehenden herbeistreicheln. So oder so: es ist sinnlos. Demokratie ist ein Akt des Volkes, wird den Machthabern vom Volk abgerungen. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit des Gemeinwesens, sie wird erwirkt und erkämpft. Und dies von denen, die in eben jener Demokratie leben wollen. In erster Instanz ist Demokratisierung eine Bewusstseinsbildung, die später vom Volk selbst verarbeitet wird, um das Bewusstsein zum Sein zu wandeln - um Hegel also wieder auf den Kopf zu stellen.
Dies ist keine dahingefaselte Phantasterei ohne Grundlage. Die Alphabetisierungsraten steigen in allen Teilen der Welt an, lediglich einzelne Staaten bleiben davon noch verschont. Die Folge ist ein Geburtenrückgang, der dann entsteht, wenn ein Großteil der jungen Erwachsenen des Schreibens und Lesens mächtig werden; ein Geburtenrückgang, der sich oft schon nach wenigen Jahren bemerkbar macht. Auch die moslemische Welt ringt mit zurückgehenden Geburtenzahlen und viele Demographen sehen darin eine der Hauptwurzeln für diese unruhig gewordene Weltregion, die in vielen Bewegungen zersplittert ist, die die moslemische Tradition bewahren wollen. Traditionalismus als Reaktion - der Westen kannte und kennt solche Bewegungen selbstverständlich auch. Geburtenrückgang ist nur eine Folge von Bildung. Wesentlicher ist es, dass damit Grundlagen der Aufklärung geschaffen werden. Zuerst die sexuelle, dann die politische Aufklärung! Langsam wird den Menschen dort ersichtlich, dass die Herrschaft über sie kein Gottesgebot ist, sondern wie überall auf der Welt, irdische Machtgelüste im Verbund mit sozio-ökonomischen Motiven. Der moslemischen Welt steht Säkularisierung ins Haus. Nicht heute, wahrscheinlich auch nicht morgen - aber sie ist unausweichlich. Und mit ihr prescht auch Demokratie voran. Ein demokratisches Verständnis, welches durchaus Unterschiede zum westlichen Ableger aufweisen wird - aber es wäre auch vermessen, westliche Demokratie, entstanden aus westlicher Geistesgeschichte, damit auch dem Christentum und dem Jüdischen entsprungen, der islamischen Welt auferlegen zu wollen. An den zurückgehenden Geburtenzahlen, die im Vergleich zu Europa und Nordamerika immer noch sehr hoch liegen, erkennt man den langsamen Weg in die moderne Welt dieser sogenannten rückständigen Länder.
Auferlegte Demokratie, sei sie auch noch so liebevoll ans Herz gelegt, ist kein Zukunftsmodell. Es bedarf des Volkes, es bedarf des Bewusstseins der Menschen, zukünftig zum Machtfaktor innerhalb ihrer Landesgrenzen werden zu wollen. Die Demokratie der Bundesrepublik ist über weite Strecken eine auferlegte, eine befriedigte Erwartungshaltung, ein Vernunftakt gegenüber den Besatzern von 1945. Zwar lebt sie noch heute, aber sie wankt, sie hat zu jeder bundesrepublikanischen Zeit gewackelt, wurde immer von Charakteren angegriffen, die sich zwar Demokraten nannten, aber offensichtlich zur Tyrannei neigten. Strauß war das Synonym der zurückkehrenden Diktatur, heute stellen sich junge Leute vor Kameras und sinnieren in demokratischen Roben gehüllt, inwiefern das Wahlrecht für Rentner und Arbeitslose sinnvoll sei. Solche Gestalten hangeln sich an einem roten Faden durch die deutsche Nachkriegsgeschichte. Die Demokratie ist hierzulande im akuten Notstand, war immer mal wieder im Notstand. Sie wird und wurde von Einzelnen bedroht, wird und wurde angegriffen, immer wieder in ihren Grundfesten erschüttert. Demokratische Freiheiten werden mehr denn je gestutzt, demokratische Verpflichtungen verstärkt - aus Geben und Nehmen wird eine große Orgie des Nehmens. Freilich gab es die Weimarer Demokratie, die ihrerseits auch schon von großen Teilen des Volkes abgelehnt wurde. Und sie verschwand dann auch kampflos von der Bildfläche, weil wehrhafte Demokratie eines Volkes bedarf, das demokratische Strukturen leidenschaftlich stützt. Die meisten Deutschen suchten nach dem Ersten Weltkrieg immer noch nach Ersatzkaisern. Und auch nach Hitler war die Demokratie vielfach noch vom Untertanengeist genährt - ein Relikt aus Kaisers Zeiten, bei den Jüngeren ein Überbleibsel aus braunen Rotten. Die neue Demokratie von 1949 war ein Produkt demokratischer Alliierter, ein Erzeugnis mit Bestand zwar, aber nicht ohne Rückblick auf das Unglück. Ohne Hitler, ohne dem Dritten Reich, hätte die Demokratie der Bundesrepublik keinen Bestand gehabt - Hitler war der Riemen, an den sich Anti-Demokraten nach 1945 reißen mussten, wenn sie wieder mal vom Abbau von Bürgerrechten und dergleichen träumten. Mit Italien verhält es sich ganz ähnlich. Das heutige Italien ist vieles, ob es Demokratie ist, darf bezweifelt werden - ob es seit 1945 je wirklich eine Demokratie war, selbst wenn man berücksichtigt, dass es dort regelmäßige Regierungswechsel gab, scheint auch kaum gesichert. Namen wie Andreotti und Berlusconi stehen nicht gerade für demokratische Gesinnung - der eine konnte sieben Amtszeiten auf sich vereinen, der andere gebietet gerade über seine vierte.
Den Deutschen war nach dem Kriege demokratisches Gedankengut bewusst, zumindest vielen von ihnen. Deshalb lebt sie noch, manchmal mehr schlecht als recht, aber immerhin, sie atmet wenigstens noch. Zuvielen ist 1945 bzw. 1949 die Demokratie fremd geblieben. Zu gut ließ es sich unter Kaiser und Führer leben, zu fest war der Untertan im Denken verankert. Demokratie war in deren Augen die Dekadenz der westlichen Feindländer - Hitler hat diese Ansicht oft geäußert und lag damit auf einer Wellenlänge mit vielen Bürgern seines Reiches. Nach dem Krieg blieb die Skepsis, sie blieb in weiten Teilen der Bevölkerung bis heute. Aufmucken konnte man seinerzeit aber nicht mehr. Alles was undemokratisch roch, stank zugleich nach Nationalsozialismus. Heute weichen diese Sichtweisen mehr und mehr auf. So kann man beispielsweise ganz demokratisch in die Lautsprecher der Republik fragen, ob es denn nicht die falschen Familien seien, die Kinder bekämen, nur um sich selbst als Antwort zu geben, dass es so sei und man daher überlegen müsse, wie man dem Einhalt gebieten könne. Die Demokratie ist immer dann, wenn so scheinheilig gefragt wird, in Gefahr. Vorallem auch, weil sich gegen solche Stimmen kaum Gegenwehr formiert. Man nickt beifällig, nennt einen solchen Demokraten einen Denker und erklärt heuchlerisch, dass der Denker vielleicht ein wenig zu weit ging, dass er es hätte anders formulieren müssen.
Wenn die Demokratie nicht das Resultat des Volkes ist, sondern eine auferlegte Struktur, dann ist sie brüchig. Sie mag zwar überleben, so wie hierzulande, aber sie bleibt blanke Struktur. Demokratisches Denken bleibt aus, wird nicht umgesetzt, findet keinen Weg in die Köpfe. Sie findet nur einen mühevollen Weg an die Urne. Es bleibt eine rituelle Demokratie zurück, in der vier- oder fünfjährig genervt zur Wahl gelaufen wird, während dazwischen politischer Leerlauf herrscht, in dem das Volk sich zurückzieht, um sich für den nächsten rituellen Akt, der womöglich erst in Jahren stattfindet, zu rüsten. Wenn aber in Ländern wie Afghanistan mit Gewalt für demokratische Strukturen geschossen wird, bleibt nicht mal eine rituelle Demokratie zurück. Maschinengewehre ersetzen kein siècle des lumières, sie schaffen kein Bewusstsein. Demokratisierung ist ein Akt, der aus dem Volk heraussprudeln muß, ohne Einflussnahme von Außen. Bestenfalls könnte der Westen den Menschen aus solchen Ländern als Beispiel dienen. Aber von dieser Rolle verabschieden sich die reichen Industrieländer des Westens immer mehr. Das Bild, das die Demokratie immer häufiger abgibt, ist ein Bild des Konsumliberalismus - mit so einem Trauerspiel, in dem Menschen kaum mehr mitentscheiden können, während Unternehmen die Politik schaukeln, kann man niemanden die Demokratie schmackhaft machen.
Aber selbst wenn, selbst wenn es nicht arrogant wäre, westliches Wertgut in Köpfe zu prügeln: Demokratie, eine Gesellschaft, in der Menschen aktiv teilhaben und mitbestimmen können, hat keinen Bestand, wenn sie von Außen eingeimpft wird. Demokratische Strukturen lassen sich nicht aufs Bajonett pflanzen, man kann sie nicht einfach ins halbwilde Gemüt der Besetzten hineinballern, mit Luftangriffen verewigen. Selbst wenn man es in humanerer Verfahrensweise versuchte: man kann Demokratie nicht von Außenstehenden herbeistreicheln. So oder so: es ist sinnlos. Demokratie ist ein Akt des Volkes, wird den Machthabern vom Volk abgerungen. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit des Gemeinwesens, sie wird erwirkt und erkämpft. Und dies von denen, die in eben jener Demokratie leben wollen. In erster Instanz ist Demokratisierung eine Bewusstseinsbildung, die später vom Volk selbst verarbeitet wird, um das Bewusstsein zum Sein zu wandeln - um Hegel also wieder auf den Kopf zu stellen.
Dies ist keine dahingefaselte Phantasterei ohne Grundlage. Die Alphabetisierungsraten steigen in allen Teilen der Welt an, lediglich einzelne Staaten bleiben davon noch verschont. Die Folge ist ein Geburtenrückgang, der dann entsteht, wenn ein Großteil der jungen Erwachsenen des Schreibens und Lesens mächtig werden; ein Geburtenrückgang, der sich oft schon nach wenigen Jahren bemerkbar macht. Auch die moslemische Welt ringt mit zurückgehenden Geburtenzahlen und viele Demographen sehen darin eine der Hauptwurzeln für diese unruhig gewordene Weltregion, die in vielen Bewegungen zersplittert ist, die die moslemische Tradition bewahren wollen. Traditionalismus als Reaktion - der Westen kannte und kennt solche Bewegungen selbstverständlich auch. Geburtenrückgang ist nur eine Folge von Bildung. Wesentlicher ist es, dass damit Grundlagen der Aufklärung geschaffen werden. Zuerst die sexuelle, dann die politische Aufklärung! Langsam wird den Menschen dort ersichtlich, dass die Herrschaft über sie kein Gottesgebot ist, sondern wie überall auf der Welt, irdische Machtgelüste im Verbund mit sozio-ökonomischen Motiven. Der moslemischen Welt steht Säkularisierung ins Haus. Nicht heute, wahrscheinlich auch nicht morgen - aber sie ist unausweichlich. Und mit ihr prescht auch Demokratie voran. Ein demokratisches Verständnis, welches durchaus Unterschiede zum westlichen Ableger aufweisen wird - aber es wäre auch vermessen, westliche Demokratie, entstanden aus westlicher Geistesgeschichte, damit auch dem Christentum und dem Jüdischen entsprungen, der islamischen Welt auferlegen zu wollen. An den zurückgehenden Geburtenzahlen, die im Vergleich zu Europa und Nordamerika immer noch sehr hoch liegen, erkennt man den langsamen Weg in die moderne Welt dieser sogenannten rückständigen Länder.
Auferlegte Demokratie, sei sie auch noch so liebevoll ans Herz gelegt, ist kein Zukunftsmodell. Es bedarf des Volkes, es bedarf des Bewusstseins der Menschen, zukünftig zum Machtfaktor innerhalb ihrer Landesgrenzen werden zu wollen. Die Demokratie der Bundesrepublik ist über weite Strecken eine auferlegte, eine befriedigte Erwartungshaltung, ein Vernunftakt gegenüber den Besatzern von 1945. Zwar lebt sie noch heute, aber sie wankt, sie hat zu jeder bundesrepublikanischen Zeit gewackelt, wurde immer von Charakteren angegriffen, die sich zwar Demokraten nannten, aber offensichtlich zur Tyrannei neigten. Strauß war das Synonym der zurückkehrenden Diktatur, heute stellen sich junge Leute vor Kameras und sinnieren in demokratischen Roben gehüllt, inwiefern das Wahlrecht für Rentner und Arbeitslose sinnvoll sei. Solche Gestalten hangeln sich an einem roten Faden durch die deutsche Nachkriegsgeschichte. Die Demokratie ist hierzulande im akuten Notstand, war immer mal wieder im Notstand. Sie wird und wurde von Einzelnen bedroht, wird und wurde angegriffen, immer wieder in ihren Grundfesten erschüttert. Demokratische Freiheiten werden mehr denn je gestutzt, demokratische Verpflichtungen verstärkt - aus Geben und Nehmen wird eine große Orgie des Nehmens. Freilich gab es die Weimarer Demokratie, die ihrerseits auch schon von großen Teilen des Volkes abgelehnt wurde. Und sie verschwand dann auch kampflos von der Bildfläche, weil wehrhafte Demokratie eines Volkes bedarf, das demokratische Strukturen leidenschaftlich stützt. Die meisten Deutschen suchten nach dem Ersten Weltkrieg immer noch nach Ersatzkaisern. Und auch nach Hitler war die Demokratie vielfach noch vom Untertanengeist genährt - ein Relikt aus Kaisers Zeiten, bei den Jüngeren ein Überbleibsel aus braunen Rotten. Die neue Demokratie von 1949 war ein Produkt demokratischer Alliierter, ein Erzeugnis mit Bestand zwar, aber nicht ohne Rückblick auf das Unglück. Ohne Hitler, ohne dem Dritten Reich, hätte die Demokratie der Bundesrepublik keinen Bestand gehabt - Hitler war der Riemen, an den sich Anti-Demokraten nach 1945 reißen mussten, wenn sie wieder mal vom Abbau von Bürgerrechten und dergleichen träumten. Mit Italien verhält es sich ganz ähnlich. Das heutige Italien ist vieles, ob es Demokratie ist, darf bezweifelt werden - ob es seit 1945 je wirklich eine Demokratie war, selbst wenn man berücksichtigt, dass es dort regelmäßige Regierungswechsel gab, scheint auch kaum gesichert. Namen wie Andreotti und Berlusconi stehen nicht gerade für demokratische Gesinnung - der eine konnte sieben Amtszeiten auf sich vereinen, der andere gebietet gerade über seine vierte.
Den Deutschen war nach dem Kriege demokratisches Gedankengut bewusst, zumindest vielen von ihnen. Deshalb lebt sie noch, manchmal mehr schlecht als recht, aber immerhin, sie atmet wenigstens noch. Zuvielen ist 1945 bzw. 1949 die Demokratie fremd geblieben. Zu gut ließ es sich unter Kaiser und Führer leben, zu fest war der Untertan im Denken verankert. Demokratie war in deren Augen die Dekadenz der westlichen Feindländer - Hitler hat diese Ansicht oft geäußert und lag damit auf einer Wellenlänge mit vielen Bürgern seines Reiches. Nach dem Krieg blieb die Skepsis, sie blieb in weiten Teilen der Bevölkerung bis heute. Aufmucken konnte man seinerzeit aber nicht mehr. Alles was undemokratisch roch, stank zugleich nach Nationalsozialismus. Heute weichen diese Sichtweisen mehr und mehr auf. So kann man beispielsweise ganz demokratisch in die Lautsprecher der Republik fragen, ob es denn nicht die falschen Familien seien, die Kinder bekämen, nur um sich selbst als Antwort zu geben, dass es so sei und man daher überlegen müsse, wie man dem Einhalt gebieten könne. Die Demokratie ist immer dann, wenn so scheinheilig gefragt wird, in Gefahr. Vorallem auch, weil sich gegen solche Stimmen kaum Gegenwehr formiert. Man nickt beifällig, nennt einen solchen Demokraten einen Denker und erklärt heuchlerisch, dass der Denker vielleicht ein wenig zu weit ging, dass er es hätte anders formulieren müssen.
Wenn die Demokratie nicht das Resultat des Volkes ist, sondern eine auferlegte Struktur, dann ist sie brüchig. Sie mag zwar überleben, so wie hierzulande, aber sie bleibt blanke Struktur. Demokratisches Denken bleibt aus, wird nicht umgesetzt, findet keinen Weg in die Köpfe. Sie findet nur einen mühevollen Weg an die Urne. Es bleibt eine rituelle Demokratie zurück, in der vier- oder fünfjährig genervt zur Wahl gelaufen wird, während dazwischen politischer Leerlauf herrscht, in dem das Volk sich zurückzieht, um sich für den nächsten rituellen Akt, der womöglich erst in Jahren stattfindet, zu rüsten. Wenn aber in Ländern wie Afghanistan mit Gewalt für demokratische Strukturen geschossen wird, bleibt nicht mal eine rituelle Demokratie zurück. Maschinengewehre ersetzen kein siècle des lumières, sie schaffen kein Bewusstsein. Demokratisierung ist ein Akt, der aus dem Volk heraussprudeln muß, ohne Einflussnahme von Außen. Bestenfalls könnte der Westen den Menschen aus solchen Ländern als Beispiel dienen. Aber von dieser Rolle verabschieden sich die reichen Industrieländer des Westens immer mehr. Das Bild, das die Demokratie immer häufiger abgibt, ist ein Bild des Konsumliberalismus - mit so einem Trauerspiel, in dem Menschen kaum mehr mitentscheiden können, während Unternehmen die Politik schaukeln, kann man niemanden die Demokratie schmackhaft machen.
20 Kommentare:
Eine einfache Wahrheit, die du völlig richtig dargestellt hast: Demokratie lässt sich nicht befehlen, Geistesgeschichtliche Entwicklung nicht einfach beschließen. Leider wird aber die deutsche Nschkriegsgeschichte immer gerne als "Erfolgsmodell" für genau diese Annahme präsentiert und die Geschichte darauf reduziert, dass der demokratische "Westen" herbeieilte und Deutschland aus der nationalsozialistischen Finsternis in das Licht der Demokratie holte und damit der Beweis erbracht wurde, dass man nur die alte Ordnung zerstören und einen neue errichten müsse. Wenn heute die Strategen von "Nationbuilding" sprechen und mit Militärischen Mittels die "Köpfe und Herzen" der Einheimischen gewinnen wollen zeigt dass, wie naiv und im kollonialen Dünkel verhaftet der Westen z.B. in Afghanistan agiert.
Ich stimme die zu, dass Bildung der Anfang von Demokratie ist. Der "Demos" muss in die Lage versetzt sein zu verstehen, dass es seine Sache ist um die es geht. Allerdings sieht man hier und heute auch, dass dies allein nicht ausreicht. Wir sind zwar eine Demokratie, wenn auch -wie du richtig dargestellt hast- eine, die sich vielfach im Abspulen des Wahrrituals alle vier Jahre erschöpft, trotzdem bestimmen ganz andere als die "Volksvertreter", wie der Laden zu laufen hat. Wer noch zweifelte, dass längst das Kapital die unumschränkte Macht, jenseits jeder demokratischen Kontrolle übernommen hat, dürfte spätestens seit der "Finanzkrise" und den etwa 10 Billionen, die die Staaten für das Weiterbestehen einer sie schließlich ruinierenden Ordnung ausgegeben haben, sicher sein, dass es nicht die demokratisch legitimierten "Volksvertreter" sind, die die Fäden in der Hand halten. Wenn eine offenbar aus ihren schwäbischen Hausfrauenträumen aufgeschreckte Merkel etwas von Erpressung munkelt versteht man, wie der Hase läuft.
Als Beispiel können wir allerdings immer noch dienen -dafür, wie man es nicht machen sollte.
Es sieht ganz so aus, als wäre die Demokratie auf dem Weg von Berlin nach Kabul abgestürzt. Hier ist sie nicht mehr, dort kommt sie nicht an...
Sehr richtig, lieber Roberto!
Man kann Gesellschaften, die eine ganz andere kulturelle Entwicklung erfahren haben, nicht einfach mit Gewalt ein System überstülpen.
Demokratie muß sich - wie Du richtig anmerkst - aus dem Volk heraus entwickeln.
Beste Grüße
Frank
Ist es ein Aufschrei in Worten oder ein wachrütteln?
Ich denke, dass die Demokratie sich langsam verabschiedet und die Regierenden zu Sonnenkönigen mutieren, die fern vom Volk leben.
@potemkin, all
Du meinst das wohl ironisch? Karsai, dass ist nicht erst seit "Neues aus der Anstalt" erwiesen wurde durch massivste Wahlfälschung - bundeswehr- und natogestützt - Präsident.
In Afghanistan nennt man Karsai übrigens auch den "Bürgermeister von Kabul", da außerhalb von Kabul talibanartige Zustände - ohne Taliban - herrschen.
Wer nicht der militaristischen Bundeswehrliteratur aufsitzen will, dem empfehle ich einmal bei Ulrich Tilgner, oder noch besser bei Afghanen selbst, die diese Politik kritisieren, vorbeizuschauen.
Ein guter Hinweis wäre zum Beispiel folgendes Buch:
"Ich erhebe meine Stimme: Eine Frau kämpft gegen den Krieg in Afghanistan von Malalai Joya" - Piper Verlag.
Die Frau ist übrigens, wie bereits erwähnt, eine rigorose Kritikerin des Karsai- und Warlord-Kurses der Regierung Karsai bzw. des afghanischen Parlaments, und hat sich damit in Afghanistan selbst auf allen Seiten - nicht nur bei den Taliban - Todfeinde geschaffen.
Da Deutschland Kriegspartei ist, wird diese Frau nur bei der Linkspartei einmal erwähnt, und im Buchhandel.
Die anderen Parteien, so sah ich es gestern bringen Uralt-Argumente vom Einmarsch der Bundeswehr als militärische Entwicklungshelfer - in einer Wahl-Diskussion zwischen Gysi, Westerwelle, Künast & Co, und andere Vorurteile der Kollaborateure der NATO.
Im Prinzip auch hier eine große neoliberale Einheitspartei zwischen Westerwelle, Künast & Co. nur Gysi bleibt bei seinem NEIN zum Krieg in Afghanistan.
Übrigens, dass mit den Kollaborateuren in Afghanistan schreibe ich mit voller Absicht - auch bei Anne Will werden solche vorgeführt, und auf wirklich kritische einheimische Stimmen in Afghanistan müssen wir in Deutschland vereinzelt zählen - da die korrupte Elite in Afghanistan eben mit NATO und Bundeswehr gemeinsame Sache gegen die eigene Bevölkerung, auch mit Lügen, und nicht allein gegen die Taliban und deren Unterstützer betreibt.
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
PS: In "Neues aus der Anstalt" gesehen, wie jemand dem imaginären Bundeswehroffizier die Litzen von der Uniform riß, weil dieser eine korrupte, machtgeile und menschenverachtende Regierung Karsai unterstützt? War echt sehenswert.
Zur These Alphabetisierung -> Rückgang der Fruchtbarkeitsrate -> Demokratisierung ist bei Emmanuel Todd mehr zu erfahren.
Übrigens, lieber Roberto J. de Lapuente sogar in Zeiten der Französischen Revolution, und der Zeit danach, gab es so manche die es genauso wie du, und ich, sahen. Kein Wunder, dass man heute nicht gerne daran erinnert wird. Robespierre, eine Art früher "Hitler" oder "Stalin" nach dt. Historikern - wie auch immer, hat schon damals über den Export der Demokratie der Französischen Revolution gesagt, dass man die nicht mit Waffengewalt anderen Ländern aufzwingen kann - er plädierte für einen langsamen Prozeß, den du hier fulminant beschrieben hast.
Übrigens, ich glaub nicht daran, dass die Geschichte sich wiederholt, aber war es nicht schon damals so, dass mit dem Export der Demokratie Frankreichs diese - dank Robespierre & anderen - in Frankreich selbst flöten ging?
Sorry, für die Ergänzung, aber ist mir gerade eben erst eingefallen was noch fehlt im Text oben, den ich dir geschrieben habe....
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Ich hab das jetzt mal gemacht, also mich informiert:
Der von dir verlinkte Artikel stammt von einem gewissen Roberto J. De Lapuente.
Dann hab ich mal gegoogelt um mir den Autor näher anzuschauen und bin auf diverse Artikel von ihm gestoßen.
Im großen und ganzen sind das alles Artikel in den schlechte Stimmung gemacht wird und gegen alles und jeden gewettert wird. Soll heißen, besagter Autor ist jemand der an so ziemlich allem was es in unserer Gesellschaft gibt rummeckert.
Dazu kann ich nur sagen, solche Leute sind die schlimmsten meckern den ganzen Tag anstatt mal auf die Idee zu kommen vielleicht selbst was zu bewegen.
jetzt weisst du es ;)
@dada
Ja, ja die Miesepeter.
Soviel ich weiß macht Roberto J. de Lapuente etwas, dass für eine gewisse Art von Deutschen einfach undenkbar ist, die noch nie etwas von Kant gehört haben: Er hat den Mut sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.
Die Untertanten, die du beschreibst sind eben nix anderes, die sind schon seit 1848/49 nur eines: Hirnlose Zombies.
Zum Glück eine Art Deutscher, die immer mehr ausstirbt, wie dein Beispiel.
Im Übrigen, wer sagt eigentlich, dass Kritik krankhaft ist? Soviel ich weiß wäre ohne Kritik nie Fortschritt möglich gewesen....ergo Roberto J. de Lapuente las Dich von solchen Konterrevolutionären des Steinzeit-Neoliberalismus nicht unterkriegen.
Die wollen, dass Deutschland ein Volk von Ja-Sagern wird, dass wie einst "Führer befiehl, wir folgen dir" ruft "Angie befiehl, wir folgen dir".....
Dies ist übrigens genau, die Art von Deutschen, lieber "dada" die mich ankotzt.....
....schade, dass es ein ganzes Zeitalter der Aufklärung, Demokratisierung, Große Freiheitsrevolutionen gab....
....Fangfrage: Was haben Neoliberale mit Benedikt XVI gemein?
Hinweis:
"Benedikts Kreuzzug" lesen.....
Tschö
Michel
Der erste Artikel bei dem ich mich an den Kopf fassen muss...
Glaubst du allen Ernstes an Demokratie? Wählen bzw. Wahlen als Volkswille?
Demokratie ist nur eine schönere Fassade, nicht so viel mehr.
Von deutschen Suppenküchen und afghanischem Mohnanbau ...
Beides hat mit Demokratie nichts zu tun.
Um Gerechtigkeit geht's!
http://de.wikipedia.org/wiki/Politeia
@ dada
danke für den Link. (oder auch nicht) Gerade hatte ich mich gefreut, auf Seiten von Welt-Online z.B. mal ein paar vernünftige Meinungen zu lesen, da kommt ein Link wie Deiner und macht alles kaputt.
Wir müssen unbedingt mehr in Bildung investieren! Es ist immer wieder erstaunlich und beängstigend, wie sich Menschen durch die Medien manipulieren lassen. Selbst mein Nachbar, der den zweiten WK in der Sowjetunion erlebt hat glaubt an die Notwendigkeit des Krieges in Afghanistan.
"Glaubst du allen Ernstes an Demokratie? Wählen bzw. Wahlen als Volkswille?"
Und genau darum ging es in meinen Zeilen nicht. Sie waren nicht Bewertung von Demokratie, wie sie im Westen praktiziert wird...
Wegen des Krieges gibt es noch ganz andere Aspekte, die gerade jene oft verkündete Absicht ad abdsurdum führen, dass wir denen die Demokratie und sonstige Wohltaten bringen,- dass es darum geht.
Am Krieg hängt eine ganze Industrie - es hat sich, laut Meldung von German-Foreign-Policy - eine Industrie-Gruppe alleine für den Service gegründet. Zudem hat die Kanzlerin erklärt, dass "Auslandsinterventionen noch viele Jahre durch das 21. Jahrhundert auf der Tagesordnung stehen".
Ein Rückzug, sollte er denn stattfinden, wird diese Geschäfte kaum beeinträchtigen. Gerade diese gegründete Industriegruppe ist ein Untenehmen, welches über das Heute hinauszeigt, und beweist, dass es noch mehr Interventionen geben wird. Die Demokratie ist dabei etwas, das tatsächlich nicht sonderlich interressiert, sondern höchstens vorgeschoben wird.
Wer so vorgeht, muss sich nicht wundern, wenn die Menschen den Glauben an alles was Demokratie ausmacht, wieder verlieren - kaum, dass sie diesen gefasst hatten.
Ja, Roberto sagt, was die anderen zu ahnen beginnen, vielleicht irgendwann auch begreifen werden aber nie Mut fassen werden es zu sagen ...
Ja, man beginnt zu zweifeln, ob die Demokratie wirklich die beste aller schlechten Regierungsformen ist (Churchil) In Ukraine und Georgien (die übrigens ausverkauft sind) lebt man viel beschissener als in Weißrussland, und zwar in jeder Hinsicht (auch was die Redefreiheit betrifft). Deshalb müssen unsere Medien immer etwas in Minsk inszenieren, damit das Volk nicht die Wahrheit erfährt.
Und auch der Kommunismus ist noch lange nicht tot. Das ökonomisch erfolgreichste Land der Welt ist kommunistisch. Wie steht der Kapitalismus da, wenn sie bald herausstellt, dass die Marktwirtschaft besser unter Kommunismus als unter der sog. mehrparteiischen Showdemokratie besser funktioniert?
Ob die Demokratie wirklich bedeutet, dass das Volk etwas wählt? Man muss schon ziemlich naiv sein, daran zu glauben. Von Regieren kann natürlich keine Rede sein - da muss man schon ordentlich geistesskrank sein, daran zu glauben.
Ist aber die Demokratie wirklich gut? Die nach dem Prinzip: Jeder entscheidet über alles. Die DIREKTE Demokratie! In dem ehemaligen Jugoslawien gab es eine solche „echte“ Demokratie. Sie war demokratischer als die schweizerische Demokratie; es war die demokratischste Ordnung der ganzen menschlichen Geschichte - HAT ABER NICHT FUNKTIONIERT!
Zum Zustand der Demokratie im Westen sei das Büchlein von Colin Crouch: Postdemokratie empfohlen.
Die Miesmacher sind tolle Leute. Es ist der letzte Grashalm, an dem sich die Akteure des Fiasko anhalten, wenn sie Anerkennung fordern dafür, dass sie wenigstens agieren, wenn dabei auch üble Resultate herauskommen. Wenigstens was tun, wenigstens nicht zuschauen am Hindukusch, wenigstens Bomben hinwerfen, wenigstens nicht ganz in das tatenlose Zuschauen hinabrutschen. Wenn sich die Aktion mit einem süßen Brei schmücken läßt, um so besser. Der eigene sozioökonomische Status, die freundliche wohlhabende Lebensform, gekoppelt mit einer genetischen Erklärung desselben, mit den scheinbaren Ursachen des Hervorkommens der eigenen Lebensform, mit einem als Anerkennungsmangel getarnten Helferkomplex, der sich erzürnt, wenn seine Gaben nicht angenommen werden, weil seine glatte, undifferenzierte Erklärungskette nur mehr am anderen gravierende Defizite aller Art sondieren muss, die die Hervorbringung inhibieren, ihm letztlich den Unwillen, den Trotz, die Naivität, die Rückständigkeit, das kognitiv schwache Bewußtsein, die Triebgesteuertheit andichten muss, damit die vom Wunsch nach Dank und Liebe zusammengebissenen Zähne nicht brechen und die Spannung sich in den tragischen Defiziten des anderen lösen kann. Und noch mehr erzürnt es diese Lebensform, wenn aus den eigenen Reihen die Miesmachung kommt, will sie doch auch dessen Überleben geleistet haben. Das eigene Konto und die Steuerabfuhren frustrieren das Bewußtsein, wenn es dafür nicht Dank und Liebe bekommt. Das ganze Leben in einer Lebensform verbracht, die nichts als Reichtum hervorgebracht hat und immerzu einen Part in Form großer Beträge, dicker Bücher und innovativer Ideen an das Gemeinwesen abgeliefert hat, deren Nutznießer nichtsdestotrotz und unverständlicher Weise die Gaben mies machen. Es ist immer zuwenig. Der Kuchen ist gewachsen und gewachsen, von der glorreichen Geschichte des gigantischen Wachstum findet sich noch ein Abzeichen im Wachstum des eigenen Vermögens, das zu seiner Erklärung endlich die eigene Tatkraft, die Geschwindigkeit im Denken, die Kraft der eigenen Muskeln, die Intelligenz, den Fleiß und die Wohltätigkeit anführen kann. Im Konzert mit seinesgleichen dichtet man sich die Beglückung des ganzen Planeten an. Man hat das Rezept in der Tasche, die eigene Lebensform bezeugt es Sekunde für Sekunde. Da, schaut her, wollt ihr nicht auch Kavier essen und Porsche fahren? So nah stehen wir vor der Verwirklichung des Glücks. Was soll daran falsch sein, verdammt noch einmal? Man macht und macht und macht, läßt die Zahlen wuchern, wo zum Teufel aber bleibt der Dank und die Liebe? Nein, es kommt die Miesmachung und der Terror, die Aufruhr und der Neid, dass notorische Inhibieren und Nichtmitmachen. Aber wir lassen nicht nach: unser Bewußtsein, unser Körper zeigt uns fest und unabbringbar den richtigen Weg. Wir schreiten fort, alle Mittel sind legitim.
Geschrieben von Rippie am 07.09.2009 um 11:32:
Die FDP würde meine Stimme bekommen (kann erst 2013), danach würden die Piraten kommen. Letztere sind aber viel zu unorganisiert und im Moment nocht nicht ernst zu nehmen. Viel ändern werden sie vorerst eh nicht kommen. Die FDP setzt sich mittlerweile auch für Privatssphäre am Computer ein, was meine Wahl nur erleichtert.
______________________________
Ein Auszug aus oben genanntem "politischen" Forum. Da hast Du Deinen Untertan. Ist zufrieden solange er sich weiter Pornos runterladen kann, alles andere ist wurscht. Ist das das ganze Geheimnis der FDP? Der Zuwachs in letzter Zeit?
Eins meiner ersten Bücher die ich gelesen habe war "Der Untertan" von Heinrich Mann. Es ist gar nicht verwunderlich daß viele Nazi-Strukturen nach dem 2. Weltkrieg einfach erhalten blieben, wichtige Positionen einfach wieder mit ehemaligen Parteianhängern besetzt wurden. Dieser Untertan, die Sehnsucht nach der starken Hand, nach ein wenig Gewalt nach unten während nach oben nur brav genickt wird, das ist irgendwie tief drin verwurzelt in vielen Deutschen. Es kann ja nicht genetisch sein, Unsinn, also was dann? Sind es immer noch die Faschistoiden Strukturen die nach dem 2. Weltkrieg erhalten blieben, wie z.b. in den Lehrbüchern der Bundeswehr? Die Meinungsmache der großen Tagesblätter?
Im übrigen denke ich daß Geschichte sich eben doch wiederholt, nicht 1 zu 1, das wäre seltsam. Jedoch, immer wieder kam es in der Geschichte vor daß die Regierenden zu sehr nahmen und immer weniger gaben. Stets haben es sich die armen Menschen gefallen lassen bis es unerträglich wurde. Zwar liegt die Messlatte mit DSL-Flatrate für alle deutlich tiefer als zu Zeiten vor der französischen Revolution, aber der Punkt wird dennoch irgendwann erreicht. Oder sehe ich das zu pessimistisch? Oder gar zu optimistisch, wenn man bedenkt daß eine Revolution am Ende der Gedanken steht die das immer größer werdende Leid des Großteils der Bevölkerung zu begreifen versuchen?
Ich weiß daß ich es vor einiger Zeit hier gelesen habe, aber wer war der Politiker der offen darüber sinniert hat ob ein Wahlrecht für Arbeitslose und Rentner nicht unsinnig wäre?
Gruß
Sagen wir es doch mal so: Man sagt immer, der Sozialismus habe nie stattgefunden, weil er unter falschen Zeichen startete und von Verbrechern geleitet wurde. Vielleicht müssen wir es bezüglich Demokratie ähnlich sehen: vielleicht hat sie nie stattgefunden, ist sie bestenfalls in pervertierter Form zur historischen Wahrheit geworden.
@ Frank W.
Es ist die lutherische Unterwürfigkeit. Einige (oder vielleicht auch viele) Historiker sehen darin eine konstante in der deutschen Geschichte.
1. Semester Pro Seminar Neuere Geschichte
Keine der Ideologien (Demokratie, Sozialismus, Marxismus, Kommunismus, Monarchie u.s.w.) hat bis zum heutigen Zeitpunkt in ihrer reinen Form existiert. Es war letztendlich immer der Kapitalismus im entsprechenden Mäntelchen.
Solange die Menschen an Hierarchien glauben, wird es unter ihnen keinen Frieden geben. – Die sogenannten Unterschichten werden sich immer irgendwann mal (mit Recht) benachteiligt fühlen, aufmucken (oder auch nicht) und aller Wahrscheinlichkeit nach (wenn sie denn aufmucken) eine neue Hierarchie gründen. - Stumpfsinn, Stumpfsinn, mein Vergnügen.
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