De dicto

Donnerstag, 10. September 2009

"So springt man nicht mit Deutschland um
[...]
Frau Merkel stellte die in den vergangenen Tagen im In- und Ausland merkwürdige Züge annehmende Debatte wieder vom Kopf auf die Füße. [...] Besser hätte auch Bin Ladin einen Anschlag auf die Geschlossenheit der Nato nicht planen können."
- FAZ, Berthold Kohler am 9. September 2009 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Nein, so kann man mit Deutschland nicht umspringen! Man kann dieses Land, diesen Motor Europas und der Welt, nicht derart flegelhaft brüskieren. Hierzulande ist man über jede Kritik erhaben. Wenn man nun gescholten wird, sich das Ausland frech zum Richter über deutsche Schlachtfeste erhebt, dann muß die Kanzlerin diesen Kopfstand kippen, den Richter wieder auf die Füße stellen, ihn vom Himmel seiner Anmaßung herunterzerren. Schließlich sei man verbündet, schließlich kämpfe man Seit' an Seit' für dieselbe Sache. Dass auch Verbündete über ein Vorgehen von drastischer Gewaltbereitschaft und ignoranter Verwüstungswilligkeit schockiert sein können, bleibt den Herren und Herrinnen dieses Landes schleierhaft. Zu oft hat man hier die Schweinereien von Verbündeten und Freunden vermummt, hat Puddingattentäter inhaftiert, während Massenmörder als gute Freunde durch die Lande kutschiert wurden. Wenn man diese Ignoranz gegenüber Freunden jahrzehntelang kultiviert hat, dann glaubt man eines Tages, der Freund müsse daraus gelernt haben.

Und überhaupt, wenn schon jemand mit jemanden umspringt, dann gibt Deutschland die Sprunghöhen an. Seit Jahren feiert man Exportweltmeisterschaften, suhlte sich geil in den jährlichen Absatzzahlen, die diesen Titel wahrhaft machten, war besinnungslos ob der wirtschaftlichen Stellung Deutschlands in der Welt. Ökonomen, die am Boden haften blieben, die nicht eingekauft wurden von jenen zweifelhaften Weltmeistern, warnten immer schon: Die grobe Exportlastigkeit der deutschen Wirtschaft, der fahrlässige Verzicht auf die Binnennachfrage, erzeuge - gerade auch innerhalb Europas - hohe Arbeitslosigkeit. Deutschland exportierte Maschinen, Autos, Konsumgüter aller Machart - und mit im Gepäck: wachsende Arbeitslosigkeit für die Abnehmer. Langjährige Lohnzurückhaltung, eine kameradschaftliche Steuerpolitik zugunsten der Unternehmen, die Installation eines Niedriglohnsektors, machten erhöhte Arbeitslosenzahlen auch in Abnehmerländern zum Alltag - nicht, dass Deutschland Alleinschuldiger an der europäischen Arbeitslosigkeit wäre, aber auf Ausgleich war man in diesem Zustand von Exportlüsternheit eben auch nicht bedacht. Nein, wahr ist: wenn schon, dann springt Deutschland mit anderen Ländern um, wie es beliebt. Wenn Deutschland Exportweltmeister auf Kosten anderer Länder sein will, dann zitiert man Marktgesetze und das Recht des Stärkeren und springt mit den Schwächeren rum, wie es gerade lustig und profitabel ist.

Dies gilt natürlich auch für Afghanistan. Deutschland schreibt das Sprungreglement vor. Die deutsche Presse feilt fleißig mit am notwendigen Geist der Volksgemeinschaft, stützt in freudiger Erregung Aussagen, wie jene von der Springerei - und wie man an Kohler erkennen kann: dabei muß man nicht mal Springer-Angestellter sein. Mithetzen, sich heftig entrüsten, sich künstlich von der Welt unverstanden fühlen - das wird zum Allgemeingut in einer Zeit, in der der Krieg immer unpopulärer, in der jede Kriegskritik zur vaterlandslosen Gesittung herabgestuft wird. Man haut mit der Faust auf den Stammtisch und betet nochmals herunter, was die deutsche Politik der Einheitsfront für notwendig erachtet: Mit Deutschland kann man so nicht umspringen! Fehlt nur noch eine Runde kalten Bieres, in ein Dekolleté eingeklemmt serviert und auf all jene geschimpft, die das deutsche Wesen nicht begreifen können und wollen - auf alle, die nicht dazugehören zu dem, was man immer deutlicher aus den Zeilen herausliest: zur Volksgemeinschaft.

11 Kommentare:

Susi 10. September 2009 um 10:47  

mit herrenmenschen geht man so nicht um!

klaus baum 10. September 2009 um 13:44  

...eine horde von kriminellen herrschern ... zu unterstützen...

http://www.youtube.com/watch?v=cM_WIsSKv5o

Jutta Rydzewski 10. September 2009 um 14:04  

Ich gebe es freimütig zu. Es ist einfach herrlich in diesen Tagen beobachten zu können, wie sich die Weltkrieg II-Sieger im Jahre 2009 auf die Weltkrieg II-Besiegten stürzen, nur weil sich Letztere mittlerweile genauso schweinisch, zerstörerisch und verbrecherisch verhalten, wie es die "Sieger" bereits seit Jahren an vielen Orten der Welt tun. Wie sagte noch die so genannte Eiserne Lady: Entweder man hat die Deutschen auf den Knien oder an der Gurgel. Stellt sich die Frage: Wo hat man sie denn ganz aktuell? Wo hat man sie denn hingeschubst, wo haben sie sich gerne hinschubsen lassen, die preußischen Pickelhaubenachfolger, die einfach ihre Pfoten nicht von der Knarre lassen können? Das wissen die Anderen, die Weltkrieg II-Sieger ganz genau, und deshalb herrscht auch allgemeine bzw. weltweite (Schaden)Freude über das (deutsche) Desaster in Afghanistan. Die Deutschen haben zwar nix anderes gemacht wie das, was die "Sieger" seit eh und je machen, verüben die selben Verbrechen, aber es sind eben die Deutschen, und das macht den großen Unterschied aus. Diese Deutschen können machen was sie wollen, sie werden es immer falsch machen, ganz egal was sie machen oder auch nicht. Und mit diesem peinlichen Einfaltsnuscheler an der Spitze, fällt das alles umso leichter. Obwohl diese Deutschen auch zur NATO-Verbrecherfamilie gehören, sind deutsche Kriegs-Verbrechen immer noch etwas ganz Besonderes. Dabei wäre alles ganz einfach, für die Deutschen. Sie hätten sich doch nur ganz eng an ihr Grundgesetz halten müssen, an die Artikel 26 (1) und 115a. Aber davon spricht ja schon lange keiner mehr, von den so genannten politischen und medialen Eliten. Das Grundgesetz ist doch schon seit längerer Zeit nur noch lästig, wie es u.a. die Herren Schäuble und Jung unmissverständlich zum Ausdruck gebracht haben, sogar mehrfach. Einer hat in den letzten Tagen, im Zusammenhang mit Afghanistan und anderen Orten der Welt, wo wir sozusagen nach alter Väter Sitte munter mit herumballern, tatsächlich an das Grundgesetz in den erwähnten Artikeln erinnert: Georg Schramm als Oberstleutnant bei ... Neues aus der Anstalt. Immerhin. Nicht nur der deutsche Militarismus lebt, sondern auch das politische Kabarett. Das Erstere wird allerdings immer leben, beim Zweiteren bin ich mir nicht so sicher.

mfg
Jutta Rydzewski

pillo 10. September 2009 um 14:11  

Tja, da soll die Welt an unserem Wesen genesen und dann stänkert die uns auch noch dumm an. Das geht natürlich überhaupt nicht! Da muß die nordische Rassefrau schon mal kräftig mit der Faust auf den Tisch hauen und den Frosch- bzw. Burgerfressern zeigen, wo der Hammer hängt.

Noch schlimmer sind nur diese linken Feiglinge und Jammerlappen. Die beschweren sich über den Tod von so ein paar unrasierten Muselmännern am Hindukusch und wollen zudem auch noch unseren Helden in Uniform einen schmachvollen Rückzug aus Afghanistan aufoktruieren.

Aber nicht mit unserer allseits beliebten Volkskanzlerin! Nach der Wahl wird die erstmal so richtig loslegen. Seit an Seit mit unseren Verbündeten werden dann 6.000?, 7.000? oder wer weiß wie viel Landser - äh, Bürger in Uniform - den Taliban mal so richtig einheizen.
Pardon wird nicht gegeben!

Wollt ihr die totale Friedensmission?
Jaaa!

Wollt ihr sie, wenn nötig, noch totaler und radikaler als wir sie uns überhaupt erst vorstellen können?
JAAA!!!

Anonym 10. September 2009 um 14:28  

Deutsche Heuchelei.

Tja, das kommt davon, wenn die Deutschen versuchen, sich einzureden, sie könnten an einem bewaffneten Konflikt, Krieg oder Bürgerkrieg teilnehmen, ohne Waffen zu benutzen.
"Bewaffneter Wiederaufbau" - so ein Blödsinn. "Kriegseinsatz" mit ein bischen gewissenberuhigendem Brunnenbau, das beschreibt den Afghanistaneinsatz besser. Und genau da liegt der Hund begraben: man kann nicht beides miteinander verbinden. Krieg + Wiederaufbau passen einfach nicht zusammen.

Also: Deutsche Soldaten raus.
Wiederaufbau machen wir Deutschen natürlich gerne, sofern afghanische Politiker gewisse, minimale Sicherheitsgarantien für Wiederaufbauhelfer geben.
Wenn die Taliban was dagegen haben, dann eben keinen Wiederaufbau, sofern es die afghanische Bevölkerung nicht schafft, sich der Taliban zu entledigen.
Frankreich, Deutschland, Russland, Italien, Spanien und Griechenland mussten sich schließlich auch ihrer aristokratischen Herrscher entledigen bzw. diese deutlich zurückstutzen, bevor sie erfolgreich an den Errungenschaften des 21. Jh. teilnehmen konnten.

Überhaupt, was war da eigentlich bei dem deutschen Befehlsgeber des Angriffs los? Dass ein paar (verarmte) Afghanen der Gelegenheit nicht wiederstehen konnten und Benzin klauen wollten, hätte sich doch wohl jeder denken können.
Dass auch Afghanen nicht so ungebildet sind, weiter Benzin zu klauen, wenn ein Trupp Soldaten samt Panzern vor ihnen steht und droht, das ganze Ding in die Luft zu sprengen, dürfte doch wohl auch klar sein, oder?
Also, warum den Dörflern nicht ein bischen Benzin überlassen und den Tanklastzug später abgeschleppt?
Ich meine, selbst mit 20l Kanistern oder 50l-Kanistern und Transporteseln kann man nur so und soviel Benzin aus einem tonnenschweren Tanklaster mit mehreren Kubikmetern flüssigen Inhaltes klauen.
Verhältnismäßig war das nicht, soviele Afghanen zu töten, um das eigene Benzin zu retten, geschweige denn, dass es nicht gerade ökonomisch ist, 2 Tanklastzüge, die ja wohl mehrere 10.000€ kosten, in die Luft zu jagen, um Benzinklau zu verhindern und mehr wurde ja auch nicht verhindert, besagte Tanklastwagen saßen schließlich im Dreck fest und konnten selber nicht geklaut werden.

Das ist etwa so, als würde man auf den Dieb von 2 Brötchen mit einer Panzerfaust schießen.

Anonym 10. September 2009 um 14:32  

Komisch eigentlich, dass den Amis das nicht liegt.
Denn im Land der Waffen- und Kriegsnarren ist das Erschießen bei Mundraub doch schon fast eine patriotische Tat, oder nicht?

Die Reaktionen aus dem Ausland riechen nach billigen Rachegelüsten, weil die Deutschen sich Kriegseinsätzen immernoch verweigern.

Eigentlich sollte uns das Ausland ja sagen: "Wie ihr Deutschen schon immer gesagt habt, wollt ihr keinen Krieg führen. Und wie der Angriff auf den Tanklastzug gezeigt hat, könnt ihr Deutschen auch keinen Krieg vernünftig führen, daher solltet ihr euer Militär aus Afghanistan abziehen."

Wie gesagt, die Reaktionen aus dem Ausland sollen Deutschland eher dafür bestrafen, dass es sich in Afghanistan zu wenig militärisch engagiert, anstatt mal klarzustellen, dass die Geschichte mit dem Tanklastzug militärisch vollkommen überzogen und vollkommen unverhältnismäßig ist.
Anstatt dass wir Deutschen also aufgefordert werden, weniger solcher Tanklastzug-Überreaktionen zu produzieren, sollen wir paradoxerweise mehr solche Schweinereien anrichten - damit die Amis im Vergleich zu den Deutschen nicht immer als schießwütige Cowboys dargestellt werden.

Robert Reich 10. September 2009 um 17:26  

Frau Merkel sagte in ihrer gestrigen Registrierungserklärung:"..Der Afghanistaneinsatzeinsatz ist unsere Reaktion auf den Terror, der ist von dort gekommen..."
Das klingt sehr sehr deutsch:...seit heute morgen 5.45Uhr wird jetzt zurückge......

otti 10. September 2009 um 21:43  

Merkels "neues Miteinander"

Von der Gewalt der Propaganda zur Gewalt des Krieges.

Vom Verlust des Vertrauens.

Keine Eisernen Kreuze
brauchen wir,sondern
Respekt.

Respekt und Achtung eines jeden Menschen.

Anonym 10. September 2009 um 21:47  

Es wurde/wird behauptet, Deutschland müsse sich im Rahmen des Verteidigungsbündnisses verteidigen.
Lassen wir das mal so dahingestellt.

Wann ist Verteidigung zu Ende?
Wenn der Gegner am Boden liegt und sich nich mehr bewegen kann oder wenn er komplett physisch vernichtet ist?

Vieles spricht dafür, daß das "Verteidigungsbündnis" letzteres als Kriterium für das Ende der Bedrohung verwendet.

Aus diesem "Verteidigungsbündis" ist spätestens jetzt ein Agriffsbündnis, ein Vernichtungsbündnis geworden.
Einen Verteidigungsfall gibt es doch längst nicht mehr, wenn er überhaupt je existiert hat bzgl. Afghanistan.

Ach ja, da waren noch diese merkwürdigen Sauerlandattentäter.
Sollen die vielleicht allen Ernstes ein Weiterbestehen des Verteidigungsfalles begründen?

Das fragt sich der
Eurohasenbär, SZ-Leserforum

Anonym 11. September 2009 um 09:03  

„Brunnen bohren“ am Hindukusch, wäre doch eine ideale Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung?!

Warum teure Soldaten opfern? Hier lungert doch genug faules Pack rum.(änen könnte man ja auch mal fragen, aber die kommen und gehen ja wie se wollen, „brunnenbohrtaktisch“ eher schlecht)

Bin ja schon gespannt auf die Zeit nach dem 27.09., dürfte reichlich „interessant“ werden, falls das Merkel und Onkel Guuihhdoh „dran kommen“.

(Hehe, „falls“, da hat echt noch einer Hoffnung, FAIL!)

Achso, „unseren Jungs“ natürlich beide Daumen, Ehrensache (aber bitte keine Gliedmaßen, bin Zivilist!). *Zwinker*

HAL9002 11. September 2009 um 11:03  

http://www.tagesschau.de/wahl/umfragen/deutschlandtrend860.html

Hat das jemand gesehen. Die Hälfte der Grünen-Sympahisanten sind für eine weitere Stationierung in Afghanistan!!!
Glückwunsch an die Pazifisten und ein robustes Signal an Schäuble: Die nächste Sitzblockade in Gorleben kann einfach weggebombt werden.
"Ich bremse auch für Tiere", so ein verlogener Dreck!

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