Forsa schaltet mal wieder gleich
Mittwoch, 29. April 2009
"Da müsste schon völlig Unvorhersehbares passieren. Sonst gibt es keine Unruhen. Unsere Demokratie ist gefestigt.", behauptet Forsa-Chef Güllner. Es riecht nach römischer Arroganz, als die sogenannten wilden Stämme Europas ante portas standen, der römische Adel aber immer noch felsenfest davon ausging, dass das römische Reich und mit ihm das römische Gemüt, niemals (aus-)sterben würde. Im Unterschied zu damals, scheint Güllner hier aber die Sicherheit des status quo nicht nur zu umschreiben, sondern herbeizureden.
Wenn also Güllner die stabile Demokratie lobt, weil sich nichts Unvorhersehbares ereignen würde, dann ist es wichtig für seine These, dass diese erzkommunistische LINKE keinen großen Wurf bei der Bundestagswahl landen wird. Nicht, dass die LINKE revolutionär oder antidemokratisch gesittet wäre, aber eine stärkere Partei um Gysi und Lafontaine könnte von den Menschen als Aufbruchsstimmung begriffen werden. Man könnte dann den oft von Lafontaine geforderten Generalstreik als greifbare Realität mißverstanden wissen und den status quo zum Einsturz bringen, zumindest arg ins Wanken geraten lassen. Damit der Alptraum des deutschen Konservatismus nicht Wirklichkeit werden kann, bedarf es einer LINKEN auf dem absteigenden Ast.
Und die liefert Güllner, die backt er den Medien auf, damit sie sie an den Endverbraucher, den Leser und Zuseher, letztlich dem Wähler, weiterreichen kann. Wenn der Wähler eine kontinuierlich ausrangierte LINKE beobachtet, die in Zeiten der Not nicht gewinnt, sondern verliert, sich damit wie ein Relikt vergangener klassenkämpferischer Epochen ausnimmt, dann macht man den potenziellen Wählern der LINKEN klar, dass sie ihre Stimme sowieso nur vergeuden. Wer setzt schon auf einen lahmen Esel? Die Demokratie wie sie Güllner begreift, dieses Produkt aus Wirtschaft und Politik, das Milliarden für Banken, aber Arbeitlosengeldkürzungen für das Volk bereithält, ist stabil. Aber nicht, wie Güllner meint, weil nichts Unvorhersehbares geschieht, sondern weil alles dafür getan wird, dass nichts geschieht, was im Ansatz wie ein geistiger Umbruch empfunden werden kann. Güllner behauptet das nicht aus der Sicht des Beobachters, sondern aus der Sicht des Machers. Er analysiert nicht nur, er gibt den Trend vor.
Im Marschschritt eilen die Medien mit, bieten den güllnerschen Einheitsbrei an - inspirations- und kritiklos. Auf Forsa stützt man sich gerne, zitiert Güllner mit großer Leidenschaft, denn Forsa setzt die Richtungsanzeige und kümmert sich um den status quo dieser Republik - nicht erst seit heute.
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"Die Krise stärkt die Großen [...] die Linkspartei so schlecht, wie seit zwei Jahren nicht."Alle Zitate stützen sich auf die aktuelle Forsa-Umfrage. Was auffällt ist die absolute Gleichschaltung; alle berichten im gleichem Ton, erwähnen die LINKE an oberster Stelle. Forsa-Umfragen werden sowieso gerne und häufig ausführlichst in den Medien behandelt, denn was Güllners Orakel ausspuckt, gilt als Trend, als Zeichen der Zeit.
- Focus Online am 29. April 2009 -
"Linkspartei knickt ein."
- stern.de am 29. April 2009 -
"Linke rutscht unter zehn Prozent."
- Spiegel Online am 29. April 2009 -
"Lafontaines Linke stürzt ab."
- BILD Online am 29. April 2009 -
Wenn also Güllner die stabile Demokratie lobt, weil sich nichts Unvorhersehbares ereignen würde, dann ist es wichtig für seine These, dass diese erzkommunistische LINKE keinen großen Wurf bei der Bundestagswahl landen wird. Nicht, dass die LINKE revolutionär oder antidemokratisch gesittet wäre, aber eine stärkere Partei um Gysi und Lafontaine könnte von den Menschen als Aufbruchsstimmung begriffen werden. Man könnte dann den oft von Lafontaine geforderten Generalstreik als greifbare Realität mißverstanden wissen und den status quo zum Einsturz bringen, zumindest arg ins Wanken geraten lassen. Damit der Alptraum des deutschen Konservatismus nicht Wirklichkeit werden kann, bedarf es einer LINKEN auf dem absteigenden Ast.
Und die liefert Güllner, die backt er den Medien auf, damit sie sie an den Endverbraucher, den Leser und Zuseher, letztlich dem Wähler, weiterreichen kann. Wenn der Wähler eine kontinuierlich ausrangierte LINKE beobachtet, die in Zeiten der Not nicht gewinnt, sondern verliert, sich damit wie ein Relikt vergangener klassenkämpferischer Epochen ausnimmt, dann macht man den potenziellen Wählern der LINKEN klar, dass sie ihre Stimme sowieso nur vergeuden. Wer setzt schon auf einen lahmen Esel? Die Demokratie wie sie Güllner begreift, dieses Produkt aus Wirtschaft und Politik, das Milliarden für Banken, aber Arbeitlosengeldkürzungen für das Volk bereithält, ist stabil. Aber nicht, wie Güllner meint, weil nichts Unvorhersehbares geschieht, sondern weil alles dafür getan wird, dass nichts geschieht, was im Ansatz wie ein geistiger Umbruch empfunden werden kann. Güllner behauptet das nicht aus der Sicht des Beobachters, sondern aus der Sicht des Machers. Er analysiert nicht nur, er gibt den Trend vor.
Im Marschschritt eilen die Medien mit, bieten den güllnerschen Einheitsbrei an - inspirations- und kritiklos. Auf Forsa stützt man sich gerne, zitiert Güllner mit großer Leidenschaft, denn Forsa setzt die Richtungsanzeige und kümmert sich um den status quo dieser Republik - nicht erst seit heute.