Nomen non est omen
Mittwoch, 22. April 2009
Heute: "Freiheit"
Der Terminus ist in der Politik seit jeher sehr positiv aufgeladen und besetzt. In der politischen Öffentlichkeit in Deutschland hat der Freiheitsbegriff zunehmend die Bedeutung von bürgerlicher, liberaler Freiheit bekommen. Freiheit heißt in dieser Hinsicht, frei von Regulierungen, frei von Bürokratie und frei von weiteren vermeintlichen Handelsbeschränkungen zu sein.
Die Ermöglichung zu einem Leben in Freiheit, würde zunächst eine soziale Sicherheit voraussetzen. Denn nur das Fundament der sozialen Sicherheit, würde es Menschen ermöglichen, Spielräume die einem die Freiheit gibt, auch zu nutzen. Der liberale Freiheitsbegriff hingegen, welcher ohne jegliche ethische Normen und Werte agiert, kommt dem Gesetz des Dschungels nahe, in dem das Recht des Stärkeren zählt und sonst gar nichts. Das Wörterbuch für Sozialpolitik hält hierzu treffend fest: »Im Neoliberalismus wird ein neuer Subjekttypus geschaffen, der im Herrschaftskonzept Freiheit handelt. Innerhalb des eisernen Käfigs Freiheit stehen den Subjekten alle Handlungsfreiheiten offen, nur die nicht, diesen Käfig zu zerstören«. Freiheit ist die Freiheit sich am Markt verkaufen zu müssen. Die Freiheit als Zwang.
Dies ist ein Gastbeitrag von Markus Vollack aka Epikur.
"Individuelle Freiheit kann es nur in einer Marktwirtschaft ohne Sozialstaat geben."Die Wissenschaft definiert den Freiheitsbegriff häufig in zwei Unterkategorien: die negative Freiheit als die Freiheit von etwas und die positive Freiheit, als die Freiheit zu etwas. Freiheit von Zwang (negative Freiheit) bzw. die Freiheit zur Entscheidung und ungehemmten Entfaltung der eigenen Person (positive Freiheit) sind die gängigen Definitionen. Untersucht man jedoch den Freiheitsbegriff in der politischen Debatte so wird er fast ausschließlich als rein ökonomische Freiheit definiert.
- Milton Friedman, Vordenker des Neoliberalismus, in seinem Buch "Kapitalismus und Freiheit", 1984 -
"Vor diesem Hintergrund können die Leistungen der vergangenen 17 Jahre nicht hoch genug bewertet werden – vor allem die Leistungen der Menschen, die tatkräftig zugepackt und die Chancen der Freiheit genutzt haben."
- CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel im Interview mit der Schweriner Volkszeitung am 2. Oktober 2007-
Der Terminus ist in der Politik seit jeher sehr positiv aufgeladen und besetzt. In der politischen Öffentlichkeit in Deutschland hat der Freiheitsbegriff zunehmend die Bedeutung von bürgerlicher, liberaler Freiheit bekommen. Freiheit heißt in dieser Hinsicht, frei von Regulierungen, frei von Bürokratie und frei von weiteren vermeintlichen Handelsbeschränkungen zu sein.
Die Ermöglichung zu einem Leben in Freiheit, würde zunächst eine soziale Sicherheit voraussetzen. Denn nur das Fundament der sozialen Sicherheit, würde es Menschen ermöglichen, Spielräume die einem die Freiheit gibt, auch zu nutzen. Der liberale Freiheitsbegriff hingegen, welcher ohne jegliche ethische Normen und Werte agiert, kommt dem Gesetz des Dschungels nahe, in dem das Recht des Stärkeren zählt und sonst gar nichts. Das Wörterbuch für Sozialpolitik hält hierzu treffend fest: »Im Neoliberalismus wird ein neuer Subjekttypus geschaffen, der im Herrschaftskonzept Freiheit handelt. Innerhalb des eisernen Käfigs Freiheit stehen den Subjekten alle Handlungsfreiheiten offen, nur die nicht, diesen Käfig zu zerstören«. Freiheit ist die Freiheit sich am Markt verkaufen zu müssen. Die Freiheit als Zwang.
Dies ist ein Gastbeitrag von Markus Vollack aka Epikur.
19 Kommentare:
"Freiheit ist die Freiheit sich am Markt verkaufen zu müssen. Die Freiheit als Zwang."
Der 'doppelt freie' Lohnarbeiter - 'frei' von der Möglichkeit zur 'Subsistenz', dh zur Selbsterhaltung aus eigener Kraft, und daher 'frei', seine Arbeitskraft zu verkaufen.
Soziale Sicherheit als 'condition sine qua non' der Freiheit...? Die Diskussion wird 'mit aller Macht' unterbunden. Statt dessen wird 'Risiko' als angeblich 'natürlicher' Begleiter der Freiheit (über-) strapaziert...
"Individuelle Freiheit kann es nur in einer Marktwirtschaft ohne Sozialstaat geben."
Der Satz muß richtig lauten: Die Verelendung ganzer Bevölkerungsgruppen kann es nur mit einer Wirtschaftsform ohne Sozialstaat geben.
Angesichts meiner Erfahrungen, welche ich je zur Hälfte im so genannten real existierenden Sozialismus und in der so genannten sozialen Marktwirtschaft gemacht habe, begreife leider erst heute, welchen Irrglauben auch ich erlegen war. Natürlich weiß ich, dass im ersteren die Freiheit in großen Teilen im Namen der Gerechtigkeit geopfert wurde. Aber jetzt ist mir auch nur zu bewußt, dass Freiheit ohne den Bezug zur Gerechtigkeit null-komma-nichts wert ist, reingarnichts! Dabei gehören Freiheit und Gerechtigkeit bzw. Gerechtigkeit und Freiheit wie Zwillinge zusammen. Freiheit ohne Gerechtigkeit bringt nicht nur die übelsten menschlichen Eigenschaften hervor, sie treibt diese Eigenschaften schlußendlich zwangsläufig geradezu auf die Spitze. Den von den heutigen "Eliten" interpretierten Begriff der Freiheit halte ich für hochgefährlich, weil er in höchstem Maße demokratiefeindlich und millionenfach existenzbedrohend ist. Und das Schlimmste daran ist, diese "Eliten" wissen sehr genau um ihre Perversion. Sie nehmen diese in ihrem Machtwahn, in ihrer Geldgier und Gewinnsucht einfach in Kauf. Dabei sollten sie jedoch aus der geschichtlichen Erfahrung auch wissen, dass zu allen Zeiten genau diese die Gründe für den Niedergang der jeweils herrschenden Klasse waren. Das wird diesmal nicht anders sein...
Hallo Frank F.,
nein, diese Perversion nehmen sie eben nicht wahr und nicht aus Dummheit oder Berechnung.
Sie sind tatsächlich davon überzeugt, daß jeder die Freiheit hat, alles zu tun oder zu lassen. Sie wollen/können nicht sehen, daß es Mindestvoraussetzungen gibt, überhaupt von Freiheit sprechen zu können.
Das Freiheit nicht nur etwas auf sie - sondern immer auch etwas auf den gerade anderen bezogen bedeutet.
Das Nächste ist - "frei fühlen" ist dann auch immer noch etwas anderes als "frei sein".
Das eine muß mit dem anderen nicht identisch sein.
Wer in einem "Denkkorsett" erzogen wurde (Elternhaus, Schule, Staat, Systemerfahrung),und das sind wir auf die eine oder andere Art alle, der muß sich erst emanzipieren.
Und während dieser Emanzipation müssen wir, denke ich lernen, daß die eigene Freiheit nicht nur darauf beschränkt sein darf dem anderen nicht direkt bzw. sichtbar zu schaden, sondern der höhere Anspruch ist - meine Freiheit bringt auch dem anderen etwas (positives).
Nochmal auf Anfang...
Da sie meinen, daß alle die gleiche (richtige) Freiheit haben, fühlen sie sich als Sieger, die es "geschafft" haben - und noch schlimmer, sie meinen, wer das nicht auch schafft, aus ihrer Sicht nicht einmal versucht, der hat kein Recht, etwas für sich einzuforden und leiten u.U. daraus ab, das derjenige kein Lebensrecht hat.
Grüß'le dat - W.
Btw. Nach F. Engels kann auch ich Freiheit und Demokratie nur als ökonomische Kategorien verstehen. Wie sagt er.... wenn es sie wirklich gibt, spricht kein Mensch mehr davon.
@klaus baum
"Der Satz muß richtig lauten: Die Verelendung ganzer Bevölkerungsgruppen kann es nur mit einer Wirtschaftsform ohne Sozialstaat geben."
Da würde ich einsprechen und erstmal fragen, wozu es in einer 'produktiv' derart entwickelten Gesellschaft überhaupt so etwas wie diesen 'Sozialklimbim' geben muss. Bereits das ist nämlich die Bankrotterklärung eines immer untauglicheren Systems. Ich bin daher strikt für die Abschaffung der Notwendigkeit eines Sozialstaats. Der, in dem Punkt ist den Kritikern mE sogar Recht zu geben, auch nur neue Abhängigkeiten (abseits der in einer arbeitsteiligen Gesellschaft unumgänglichen gegenseitigen Abhängigkeit) und damit 'Unfreiheit' schafft.
@Watawah
"... wenn es sie wirklich gibt, spricht kein Mensch mehr davon."
Exakt. Gilt analog etwa auch für 'Menschenrechte' und eben auch den sogenannten 'Sozialstaat'. Dies alles wäre in dem Sinne zu 'überwinden', dass man nicht mehr davon sprechen muss. Es gibt jedoch natürlich auch andere Formen der 'Überwindung' - die probiert man gerade mal wieder an uns aus...
"Ich bin daher strikt für die Abschaffung der Notwendigkeit eines Sozialstaats."
Dann sollten Sie das System Kapitalismus abschaffen.
Aber laufen Sie bitte nicht gleich los - das läßt sich System nicht so ohne weiteres gefallen.
Und falls Sie meinen, es sei weg, müssen sie/wir dafür was anderes als Staat organisieren.
Mit wem wollen Sie/wir eine Gesellschaft aufbauen, in der jeder sich der Steuerung seiner eigenen Dinge bewußt ist.
Die müssen wir uns erst suchen und dann müssen wir viel lernen.
Falls man uns den nächsten Reset überleben läßt - ich bin dabei.
Aber bitte nicht nur rufen - das muß weg, sondern auch einen Vorschlag, was und wie danach.
Ich für mich hab so eine "Floskel" für den Unterschied zwischen Meckern und Kritik.
"Kritik ist Meckern mit Lösungsvorschlag" ;-)
@Watawah
Ich bin gerne dabei und hätte auch durchaus Vorschläge zu machen. Ich warne aber gleichzeitig vor der Erwartung, 'Fertiges' serviert zu bekommen, bzw 'Fertiges' sehen zu wollen, bevor man überhaupt mal 'loszieht'. Das birgt nicht nur die Gefahr des Dogmatismus, sondern verkennt auch den 'Prozesscharakter' des ganzen.
Auch mit der 'Kritik des Meckerns' ;) habe ich insofern Probleme als ich es nicht nur für legitim, sondern sogar für geboten halte, erstmal zu analysieren und gründlich festzustellen, was man nicht will, denn nur auf dieser Grundlage lassen sich Alternativen sinnvoll entwickeln und die Gefahr einer 'Pseudolösung' (unter der ich zB auch ein BGE 'und weiter nichts' verstehen würde) jedenfalls so gut es einem notwendigerweise immer 'befangenem' Denken möglich ist, vermeiden.
'Meckern' oder 'Mäkeln' ist für mich eher die oberflächliche Kritik von Symptomen, die nicht zu den Ursachen durchdringt. Eben mangelhafte Analyse. Auf die dann eben nur 'Lösungen' nach dem Motto 'man kann sich den Kapitalismus auch nett denken' aufbauen und aufbauen können.
Wenn wir uns soweit einigen könnten, können wir sofort eine Kommission bilden. :D ;)
"Wenn wir uns soweit einigen könnten, können wir sofort eine Kommission bilden. :D ;)"
schmunzel - wenn das so einfach wäre...
Ich muß jetzt aufpassen, daß ich nicht trolle, weil vieles was ich jetzt sagen möchte, habe ich die letzten Tage schon auf weissgarnix unter "Am Kredit hängt alles -..." gelesen und geschrieben.
_________
Darum geht es ja, eben keine fertigen Rezepte, außer wie der Bruch laufen soll, da muß es sein - bitte, bitte keine Kommission. Initiative von Menschen wäre da schon besser...
Sonst darf kein "Kochbuch" sein, nach dem Motto, man nehme etwas davon und noch bitte x-Teile davon.
Ich sehe aber die Gefahr, daß sich die Lage der Menschen wieder zu spitzen wird - und in der Wut rennt der Mob,sorry,dann los und macht nen paar Sachen, noch schlimmer Menschen kaputt. Damit erreichen wir gar nichts (positives). Da liegen anschließend nur Tote auf der Straße und alles wird noch schlimmer.
Wir sollten grob umrissen für uns wissen, wo die Reise hingehen soll - das dann mit Leben erfüllen, machen wir später.
Aber bitte keine Illusion, soweit ist es lange nicht und ne Montagsdemonstration reicht da auch nicht, nicht mal von der Größenordnung.
Das Problem an diesem löblichen Ansatz ist, daß "die da oben" ganz genau wissen, wo sie hinwollen. Und munter weitermachen. Und dann kommt es bald zum Aufstand und vermutlich dessen blutiger Niederschlagung.
Wobei, alles halb so wild, viele verblöden auch. Kenne jemanden, der begeistert die hohlen Phrasen der INSM daherredet. Er würde für Arbeitsplatzsicherheit auf einen Teil seines Gehalts verzichten (er verdient sehr, sehr gut ...), wir müßten alle den Gürtel enger schnallen (mehrwöchige Urlaube im Ausland, ein hochwertiges elektronisches Spielzeug mal eben so, für das ich ein halbes Jahr sparen müßte - wenn ich sonst auf nichts sparen würde ;) ) - aber ist klar, "wir" müssen alle den Gürtel enger schnallen.
Die Verblödung schreitet fort. Es eilt.
@ Flying Circus 22. April 2009 19:03
Keine Sorge, diesen Lernprozeß bei demjenigen erledigt das System, oder ist der erwähnte Mensch Teil des Großkapitals und Großgläubiger einer Bank - wenn nicht, lernt auch er noch: "Auf dem Weg nach oben grüße freundlich, auf dem Rückweg triffst Du alle wieder"
Die Entscheidung für Finanzsystem signalisiert mir - Entscheidung gegen Realwirtschaft, ob Absicht oder Unwissen, egal, die Wirkung sollte die gleiche sein.
Sein Arbeitsplatz wird nur über staatliche Zusagen/ Garantien/ Übernahme sicher sein.
Sie werden keinen Sozialismus probieren, wenn nichts mehr geht, nehmen sie das Wort mit F....
@Watawah
Der 'Bruch' müsste mE nach wie vor in erster Linie beim Eigentumsbegriff liegen. Eigentumsbegriff deshalb, weil es 'keinen Sinn macht', einfach das uns sattsam bekannte (Privat-) Eigentum irgendwelchen anderen Personen oder Körperschaften zu übertragen und ansonsten seine 'Logik' unangetastet zu lassen. Womit mE auch schon alles über 'Staatssozialismus' gesagt wäre, den schon Engels als 'Kinderkrankheit' erkannt hatte.
Positiv formuliert würde ich von einer 'Assoziation kooperierender Genossenschaften' ausgehen - im Gegensatz zu konkurrierenden, die natürlich leichter und einfacher zu haben wären. Womit auch schon wieder einiges zur 'tendenziell richtigen' Forderung nach 'Wirtschaftsdemokratie' gesagt wäre - die aber eben auch nicht beim 'innerbetrieblichen' Halt machen dürfte.
Soweit mal die 'groben Brocken', die ich in den Ring werfen würde.
Und zum 'Wort mit F' - läuft ja doch schon alles. Da fällt mir schon seit langem nur noch der alte Wiesengrund ein mit seiner 'Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten'...
Ich hab sehr viel darüber nachgedacht in den letzten 20 Jahren und um einiges kritischer als davor.
Ich gehöre nämlich zu der Spezies "Mensch", die es ja überhaupt nicht gibt, ich wollte nie in die BRD, eigentlich nicht einmal dorthin verreisen.
Aber wenn ich denn nun einmal "hier" bin, JoMei, machen wir halt das Beste draus. Schließlich hab ich Mehrheiten zu akzeptieren, wenn ich sie nicht überzeugen kann...
@Peinhard,
ob es "gut" ist, wenn wir so mittendrin anfangen?
Wir (beide) stellen immerhin die Systemfrage.
Der Begriff Eigentum allein sagt ja nun nicht unbedingt etwas über dessen Verwendung aus, wie Sie schon anmerkten.
Wir sollten also vielleicht etwas gedanklich "vorschalten".
- Wo befinden wir uns jetzt - Standortbestimmung
- Wie stelle ich mir denn vor, was da "kommen" soll.
- Wo muß ich etwas ändern und wie
- Wie will ich dieses Ziel erreichen - und später erhalten
(Der Wechsel von WIR zu ICH in der Fragestellung ist beabsichtigt)
Ich für mich kann bisher sagen, daß mir an einem weiteren Resetten und immer wieder Resetten von Kapitalismus nichts liegt, nur daß dieser wieder genug "Wachstumsmöglichkeiten" hat.
Ich würde nach einer Möglichkeit der Transformation von Gesellschaft suchen.
"Mein" Sozialismus kennt auch Marktwirtschaft, nur daß ich alles gegen Kapitalakkumulation unternehmen würde, weil das ist das, was Kapitalismus ausmacht.
Nicht das Eigentum an sich, sondern, wer + was mit Eigentum gemacht/erreicht wird.
Die Daseinsvorsorge würde wenigstens nach meiner Vorstellung komplett in staatlicher Hand liegen (Wasser, Energie, Boden, Nutzung von Boden/Bodenschätzen, Gesundheit, Soziales) und - schon als Erfahrung aus der Pariser Kommune, da brauchte es die heutige Krise nicht auch noch - die Banken.
Mit allem anderen könnte frei gehandelt werden, ob erstmal hauptsächlich regional oder weiter, weiß ich noch nicht.
Kreditflüsse übernimmt der Staat - wie das ausgestaltet wird, auch noch keine "richtige" Ahnung.
_____________________
Dringende Ergänzung zu meinem Einwurf weiter oben, wegen der Montagsdemonstrationen, das scheint mir beim Lesen doch zu sehr interpretierbar...
Montagsdemos waren i.R. etwas, da ging man einmal die Woche, meist eben Montags (nach der Arbeit) hin, hatte Omi da grad Geburtstag, dann eben erst wieder in der Woche danach.
Ich würde es gut finden, wenn bei solchen Aktivitäten (zukünftig) grundsätzlich alle festen, in der Hand zu haltenden Gegenstände zu Hause bleiben und die geballten Fäuste in der Tasche. Allerdings wäre nach Möglichkeit viel Herz und Hirn mitzubringen.
Das meinte ich mit "mehr als eine Montagsdemo, nicht nur in der Größenordnung"
@Watawah
Paar Einsprüche, kurz skizziert:
Nicht erst die Akkumulation ist es, was 'Kapitalismus' ausmacht. Diese ist vielmehr nur die Folge der 'Ausbeutung durch Lohnarbeit'. Man kann daher die Akkumulation auch nicht abschaffen, wenn man nicht auch diese abschafft. Denn dann gäbe es, wie man so schön sagt, 'keinen Anreiz', sein 'Eigentum' derart einzusetzen, dass andere an und mit diesem arbeiten.
Einen 'Markt' im Sinne von 'Angebot und Nachfrage', oder vielleicht besser 'Bedürfnis und Bedürfnisdeckung' wird es immer geben, 'Marktwirtschaft' mit Privateigentum an Produktionsmitteln jedoch ist immer Kapitalismus.
Auf einen Staat im Sinne der 'Daseinsfürsorge' und der Übernahme 'öffentlicher Aufgaben' kann ich dann verzichten, wenn wir die Entscheidungen über das 'zu Produzierende' direkt demokratisch fällen. Dann entscheiden auf gleicher Ebene über die Produktion von Fernsehern und den Bau eines neuen Schwimmbades, oder, noch deutlicher, über den Bau von Autos und den Ausbau öffentlichen Verkehrs. Der ganze Kladderadatsch von Steuern und Abgaben - die immer erstmal auf das Gelingen der Ausbeutung angewiesen sind, also alles 'Öffentliche' oder 'Gemeinsame' notwendigerweise in eine sekundäre, nachgeordnete Position rücken - fiele weg. Deine Skizze erinnert mich dagegen eher - Verzeihung - an das Versprechen einer 'Sozialern Marktwirtschaft', die es nie gegeben hat und nie geben wird - jedenfalls wie gesagt nicht auf der Basis eines Privateigentums an Grund und Boden respektive Produktionsmitteln.
Ach ja, ich wollte auch nie in die DDR... ;)
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Auch von mir eine 'Ergänzung': Diskussionen in einem Blog sind notwendigerweise immer irgendwie 'flüchtig', verlieren ihren Fokus im Laufe der Zeit. Vielleicht haben du und alle anderen Interessierten aber Lust, irgendwo in einem kleinen gemütlichen Forum weiterzudiskutieren...?
Ich habe schon einiges hier auf "ad sinistram im BlogThread nebenan
http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/04/zur-freiheit-ein-kurzer-einwurf.html
über das Wesen von Kapitalismus geschrieben.
@ Peinhard
Wollen Sie wirklich, daß unsere Daseinvorsorge über Angebot und Nachfrage geregelt wird - also ob und wieviel Wasser sie benutzen durfen, ob sie das Gesundheitswesen mit viel oder wenig Krankheiten bemühen und zahlen, ob Boden von anderen als allen verwertet wird?
Dazu sollten wir einige Begriffe/Kategorien klären.
Ich verstehe Sie so, daß wir um die Ausbeutung weg zu bekommen, den Staat wegbekommen müssen, weil es ja dann nicht "uns" gehört.
Staat ist ein Instrument, ein Machtinstrument, das Machtinstrument der jeweils herrschenden Klasse. Er ist der Überbau für ein Gemeinwesen, mit den bisher benutzten Säulen Judikative, Legislative und Exekutive.
System ist die gesellschaftliche Übereinkunft für das Leben der Gemeinschaft. (in unserem Fall bis jetzt Kapitalismus)
Staat ist dazu da das (dieses jeweilige) System zu ermöglichen, zu schützen. (vor denen, die innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft etwas anderes mit dem System machen wollen)
Das System sagt dem Staat, wie es geschützt werden möchte, wie es am besten existieren kann.
Suchen wir uns also ein System, dem wir sagen können, wie WIR lieber leben.
Dann muß Staat einstweil sogar sein, denn der sichert unsere gemeinschaftliche Übereinkunft, wie wir in unserem System leben wollen - er sorgt dann, weil wir ihn so ausgestalten, dafür, das wir die Eigentümer sind.
Darum möchte ich, daß der Staat, also unser Machtinstrument, für die Daseinsvorsorge zuständig ist und kein x-beliebiger Marktteilnehmer, der uns mit unseren Grundbedürfnissen von sich abhängig machen und erpressen kann.
Zu konsumierende Waren, wie Auto, Fön, Tische, Stühle, auch Maschinen für die Produktion - eben dieser fortschritt-glückseelige "Kram", die Menschen zum Überleben nicht brauchen, aber dem Leben zusätzliche Lebensqualität verschaffen können, kann gern von anderen Marktteilnehmern angeboten werden. Da darf es sogar einen Konkurrenzkampf geben, wenn die Ressourcen nicht so knapp auf der Welt wären, könnten die sich von mir aus auch gegenseitig tot konkurrieren, (fast) egal. Aber ich meine, daß mir diese Art Marktwirtschaft dann durch die Suche nach Effektivität den technische Fortschritt bringt, den wir noch lange brauchen werden.
Ergänzung - eine Edit-Funktion gibt es leider nicht.
Kapitalakkumulation :
Der Mehrwert entsteht durch die Mehrwertabschöpfung aus der Lohnarbeit (Ausbeutung)
und
über die Mehrwertabschöpfung aus der (tatsächlichen) Mehrwerterhöhung in der materiellen Produktion (technischer Fortschritt)
Wir würden ja in unserem System nur das zweite zu lassen, bei der Lohnarbeit eine "feste, nicht der Lohn-Flexibiltät" unterworfene Größe haben.
Gefällt mir sehr diese Diskussion hier...
@ Peinhard
"Einen 'Markt' im Sinne von 'Angebot und Nachfrage', oder vielleicht besser 'Bedürfnis und Bedürfnisdeckung' wird es immer geben, 'Marktwirtschaft' mit Privateigentum an Produktionsmitteln jedoch ist immer Kapitalismus."
In jedem Fall bin ich dafür, dass wir diese Bedürfnis-und Bedürfnisdeckung global organisieren! Wir müssten eine globale und ganz konkrete Aufstellung machen, davon wer was wo benötigt und wer was wo produziert und uns dann diesbezüglich ohne Umwege direkt austauschen!
Ich muss offen gestehen, ich habe Marx bislang noch nicht gelesen. Sorry! Daher bin ich nicht sicher ob ich selbst vielleicht sogar eine verkappte Kommunistin bin ohne es zu wissen! Aber eins glaube ich zu wissen, bislang gab es in unserer Welt noch kein kommunistisches System. Roberto hat das irgendwo auch schon gesagt, das was landläufig fälschlicherweise so genannt wurde, war bzw. ist nichts anderes als Staatskapitalismus.
So, Kind, Hund und Lenz rufen nach mir und ich schau dann gerne später nochmal rein wie die Diskussion hier bzw. in welchem Forum, weitergeht..
@Watawah
"Wollen Sie wirklich, daß unsere Daseinvorsorge über Angebot und Nachfrage geregelt wird - also ob und wieviel Wasser sie benutzen durfen, ob sie das Gesundheitswesen mit viel oder wenig Krankheiten bemühen und zahlen, ob Boden von anderen als allen verwertet wird?"
Nein, nicht so. Der Hinweis sollte einzig ausdrücken, dass es Aufgabe jeder Form von Wirtschaft ist, Bedürfnisse 'irgendwie' mit den produktiven Möglichkeiten, diese zu decken, zu koordinieren. Eine Binsenweisheit, wenn du so willst.
Der 'Markt' wie in 'Marktwirtschaft' ist dabei in sofern 'systemisch fehlgeleitet', als es ihm um Bedürfnisbefriedigung immer nur als Mittel der Geldvermehrung geht und nur letzteres sein eigentlicher Zweck und Antrieb ist. Das wäre vom Kopf auf die Füsse zu stellen - was aber eben nicht heisst, dass das 'Gegenüber' von Bedürfnis und Bedürfnisdeckung verschwindet.
Zauberwort 'Effektivität' - inwiefern 'effektiv'? Was ist das 'Maß' der Effektivität? Im gegenwärtigen 'Marktgeschehen' wieder einzig und allein die Optimierung der Geldvermehrung. Und so sieht der 'Fortschritt' denn auch meistens aus - es gibt zwar iA auch eine 'höhere Produktivität' (im Sinne von Ausstoß pro Arbeitseinheit), aber die hat auch einen teilweise sehr hohen Preis in der Arbeits- und damit Lebensqualität der Menschen. Deshalb wäre ich auch überhaupt nicht damit einverstanden, hier diesen Mechanismus weiter wirken zu lassen, nur um diese Art der 'Effektivität' zu retten. Mir würde da eine andere vorschweben, die die Lebensqualität auch und gerade im Arbeitsprozess mindestens gleichwertig schon mit berücksichtigt. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob dass der 'Ausstoßproduktivität' tatsächlich abträglich wäre - wenn ich mir das Maß an bewusster und unbewusster 'Sabotage' im gegenwärtigen 'gepeitschten' Arbeitsprozess vor Augen führe.
Zum 'Staat': natürlich wird und muss es so etwas wie eine gemeinsame Übereinkunft geben, einen 'Gesellschaftsvertrag', wenn man so will. Das muss und soll aber kein 'Extra-Gebilde' sein, das zwischen grundsätzlich sich ausschliessenden Interessen vermittelt (wie eben 'Kapital und Arbeit'), vielmehr soll aus der Aufhebung dieses Widerspruches eine Art 'Gesamt-Gebilde' werden, in dem auch der heutige Widerspruch zwischen 'privat und öffentlich' (und damit auch 'Daseinsfürsorge' und 'Luxus') zugunsten einer 'planmässigen' Koordination der Bedürfnisbefriedigung verschwindet. Es geht dann bspw eben nicht mehr um die Frage, wie jeder ein Auto bekommt, sondern wie Mobilität organisiert wird - was eine grundsätzliche andere Fragestellung, ein anderer Ansatz ist. Und das eben auch wieder nicht im Sinne eines 'zuteilenden übergeordneten Organs', sondern einer gemeinsamen Entscheidungsfindung - die aber natürlich auch die produktiven und ressourciven Grenzen beachten muss. Hochseeyachten für jedermann sind eben nicht drin - und auch genausowenig wünschenwert und sinnvoll wie Autos für jedermann. Mobilität für jedermann dagegen schon, und sogar auch noch Hochseetrips für jeden, der das möchte.
Das bedeutet aber auch ein Umdenken auf der Ebene des persönlichen Eigentums (des 'Eigentumsbegriffes') - es ist nicht wichtig, Eigentümer einer Schaufel zu sein, wichtig ist es, eine zur Verfügung zu haben, wenn man sie braucht. Wenn man das jetzt wiederum mit der oben erwähnten Ausstoßproduktivität verknüpft - kommt man zu einer ganz anderen Art von 'Effektivität', die in der Summe auch weniger Schaufeln (Rasenmäher, Waschmaschinen, Autos etc) benötigt. Wir sind Sklaven eines Eigentumsbegriffes, der uns immer erstmal abverlangt, Eigentümer zu werden, bevor wir etwas benutzen können. Die meisten Autos bspw stehen 23 von 24 Stunden ungenutzt in der Gegend herum (und 'verbrauchen' dabei noch Landschaft), Rasenmäher, Wasch- oder Bohrmaschinen etc analog. Unser Eigentumsbegriff verhindert eine effektive Nutzung. Diesem Manko ist auch durch 'Sharing' oder 'Miete' erfahrungsgemäß nicht wirklich beizukommen - alle Versuche, das im gegenwärtigen System zu realisieren, kollidieren immer wieder mit den Ansprüchen aus und an Eigentum. Selbst im persönlichen nachbarschaftlichen Verhältnis taucht sofort die Frage auf, wer das 'bezahlt', wenn bspw bei der Nutzung ein Schaden auftritt. Für wieder andere 'Gegenstandsgruppen' ist das natürlich auch wieder nicht sinnvoll - von der Zahnbürste bis zB auch dem Kühlschrank - für sehr viele, insbesondere 'höherwertige' und Ressourcen bindende allerdings schon. Und das ist wie gesagt eine Frage, die man von der 'Effektivität' von Material- und Arbeitseinsatz nicht trennen kann.
Ich hoffe, aus diesem 'Sermon' wird etwas deutlicher, dass das Umdenken mE tiefer gehen muss, und Kategorien wie Eigentum, Geld und eben auch Staat einer grundsätzlichen Revision und Infragestellung unterzogen werden müssen. 'Staat' wie wir ihn kennen wird hinfällig durch 'Kommune' (sog. 'hoheitliche' Aufgaben bedürften natürlich noch einer gesonderten Betrachtung).
@ Peinhard
Zum Zauberwort Effektiv, Umdenken und unseren Zielen habe ich unter
"Freiheit, ein kurzer Einwurf"
hier auf ad sinistram
unter anderem auch versucht zu antworten.
Ich möchte mich nicht "trollig" wiederholen, sei also bitte so lieb und lies dort und vielleicht, wenn Du möchtest, antworte auch dort.
Ich danke Dir - Liebe Grüße Watawah
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