Käufer gesucht!

Donnerstag, 23. April 2009

Unternehmen kaufen Blogger. Ich stehe zum Verkauf, ihr Unternehmen! Läßt sich ein Werbearrangement zwischen ad sinistram und einem Unternehmen vereinbaren? Könnte all das, das hier Gegenstand meiner Ergüsse ist, einem Unternehmen nützlich sein? Oh ja, hier würde trefflich geworben.

Ich würbe für Lidls Fürsorge, wenn ich von vorbildlichen Konzernleitungen schrübe, die sich um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter so sehr sorgten, dass sie sogar ein Archiv an Krankenakten anlegten, um auch ganz sicher zu gehen zu können, zukünftig immer die passenden Medikamente und Facharztüberweisungen bereitzuhalten.

Allianzens Gerechtigkeitssinn würde Werbung, wenn ich mich ihrer Rhetorik widmete, die auf Teufel komm’ raus die staatliche Rente zerdeppern wollte, bloß um der vielgepriesenen Generationengerechtigkeit zu ihrem Durchbruch zu verhelfen.

Für Bayersche Beruhigungsmittel würde hier geworben, wenn ich Zustände umschrübe, die bar jede Vernunft zum Himmel schreien, die Mensch gar nicht fassen könnte, weil sie ihm wie Auszüge aus der Hölle schienen; wenn ich darüber sinnierte, wie wir uns ins Unglück manövrieren, so dass nur noch eine Pille der Seligmachung über die dann entstehende Melancholie obsiegte.

Ein Hoch auf Bertelsmanns Verantwortungssinn würde angestimmt, wenn man hier über die Steuerphobie der Superreichen räsonnierte, über deren Ekel vor dem quasi-kommunistischen Finanzamt, welches bewirke, was niemals sein darf: Umverteilen!; ein Hoch auf Mohn fände statt, wenn ich darüber schrübe, wie die Bertelsmann-Stiftung ihre Phobie niedergerungen hat, wie sie nun jeder Erbschaftssteuer trotzt, wenn es sich erstmal ausgemohnt hat.

Allerlei Sportartikelhersteller umwürbe ich, wenn ich über die flinken Kinderfingerchen trauerte, die Lederrauten zu Bällen und Plastikschwarten zu Schuhen verarbeiten; ich würbe für deren soziales Engagement, hierzulande Aktionen gegen Drogen zu starten, Aktionen, die Kinder dem Sport näherbringen sollten, während dortzulande Kinder näher an die Sportartikel selbst gebracht würden.

Träumte ich hier von der Fähigkeit des Menschen, Veränderungen zu erwirken, auch wenn es zunächst einmal unmöglich erschiene, weil Polizeiapparate und Gerichte im Sinne der Konservierer des Unabänderbaren handelten, so würbe ich indirekt für Monsanto und Pioneer, die mit ihrer Gengemüsefabrikation auch Veränderungen erwirkten, die eigentlich unmöglich, die durch die Natur behindert schienen.

Und widmete ich mich denen, die keine Arbeit finden, weil man sie vor ihnen versteckt, so täte ich mich als Werbeträger für Adecco und Konsorten hervor; zeichnete ihr auf Niedriglohn basierendes Sozialengagement mit buntesten Farben.

Oh ja, ad sinistram ist ein hervorragender Partner für solche, die ihre Windigkeit umworben wissen wollen. Ich wäre das demokratisch wirkende Feigenblatt einer pervertierten Unternehmenslandschaft. Einer Unternehmenskultur, die sich wie ein totalitäres Regime auf unser aller Leben niederlegt, Kontrolle und Druck installiert, um uns an deren Allmacht zu ketten. Ich wäre das Feigenblatt, welches im Gewand des Oppositionellen für die Widerlichkeiten der Entrückten würbe; ich legte als Werbeträger ein Deckmäntelchen aus Legitimität über die Schultern der Bloggereinkäufer.

13 Kommentare:

Anonym 23. April 2009 um 21:03  

"[...]Und widmete ich mich denen, die keine Arbeit finden, weil man sie vor ihnen versteckt, so täte ich mich als Werbeträger für Adecco und Konsorten hervor; zeichnete ihr auf Niedriglohn basierendes Sozialengagement mit buntesten Farben.[...]"

Gut beobachtet - mir war - als regelmäßiger Besucher eines Arbeitslosenforums schon immer suspekt wenn - sofort wenn berechtigte Kritik an den Hartz-Gesetzen geäußert wurde - angeblich Betroffene im Forum schreiben, dass man es gar nicht verstehe, die Hartz-"Reformen" dienen doch dem Segen der hier lebenden Menschen usw. usf.

Ich nenne den Namen des Forums nicht, dass diese Praxis schon seit der Einführung von Hartz-IV praktiziert, aber dank dir Roberto und Nachdenkseiten bin ich endlich bestätigt worden.

Übrigens, ein wichtiger Beitrag der Agenda2010 wird immer wieder vergessen - oder absichtlich medial totgeschwiegen? - Welchen ich meine? Die selbst ernannten "Profis der Nation" - so der damalige Text der Agenda2010 sollen unablässig, und endlos für die "Reformen" werden - So stand es im Text, der sicher noch im Netz verfügbar ist, und seither wundert es mich nicht, wenn Schreiberlinge & Internetuser auftauchen, die HartzIV in den höchsten Tönen loben - frei nach dem uralten Motto, dass man nicht oft genug wiederholen kann: "Wes Brot ich es, des Lied ich sing!"

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 23. April 2009 um 21:07  

Ergänzung - "Profis der Nation":

http://www.arbeitnehmerkammer.de/sozialpolitik/doku/02_politik/hartz_kommission/berichte/2002_08_16_modul13.pdf

Hier hat sich jemand mal die Mühe gemacht, die "Meinungsmacher" zu enttarnen, die unablässig für Schröders und Merkels "Reformen" Werbung/Propaganda betreiben sollen - auch heute wieder....

Wie bereits erwähnt, man sollte den Text weiterverbreiten, und kann es nicht oft genug wiederholen:

Wir werden massivst Gehirngewaschen.

Übrigens, nach meiner zweitältesten Schwester sollten Menschen, die vor Aggressivität strotzen, wenn die an die "Reformen" denken zum Psychotherapeuten gehen.

Gute Nacht
Nachdenkseiten-Leser

klaus baum 23. April 2009 um 21:53  

ich bewerbe mich schon mal bei dir als lobhudeler.
meine referenzen:
lobende texte zu künstlern, die ich gar nicht mag. :--))

Morla 23. April 2009 um 21:55  

"Oh ja, ad sinistram ist ein hervorragender Partner für solche, die ihre Windigkeit umworben wissen wollen. Ich wäre das demokratisch wirkende Feigenblatt einer pervertierten Unternehmenslandschaft. Einer Unternehmenskultur, die sich wie ein totalitäres Regime auf unser aller Leben niederlegt, Kontrolle und Druck installiert, um uns an deren Allmacht zu ketten. Ich wäre das Feigenblatt, welches im Gewand des Oppositionellen für die Widerlichkeiten der Entrückten würbe; ich legte als Werbeträger ein Deckmäntelchen aus Legitimität über die Schultern der Bloggereinkäufer."

Ach ja, würden Sie das wirklich tun? Nur wegen der "Kohle"?

Es würde aber nicht lange funktionieren. Sie bräuchten massenhaft Beruhigungspillen - und danach was gegen ein beginnendes Magengeschwür. Sich als Deckmäntelchen zu verkaufen, dies halten so sensible Schöngeiste wie Sie einer zu seien scheinen, nicht lange durch.

Können Sie mir ruhig glauben, ich weiß wovon ich schreibe.

Beste Grüße - der Artikel ist bei aller versteckter Kritik sehr amüsant.

Anonym 23. April 2009 um 23:36  

Auch am Untergang des Kapitalismus, für den Ihr Blog wirbt, kann verdient werden! Ich schließe ein Derivat (eine Wette) ab auf fallende Börsenkurse, wenn das Kasino geschlossen wird. Aktien der Deutschen Bank werden von mir persönlich leerverkauft, wenn ad sinistram sie verstaatlicht und die Aktionäre entschädigungslos enteignet.

Nehmen wir an, Sie sind von der CDU finanziert, weil Sie auch von der Wahl der Linkspartei abraten, die ja das System nicht ändern wolle. Wahlenthaltung nützt aber der CDU und den Wirtschaftsinteressen mehr.

Scherz bei Seite: an allem, auch gegen die Eliten stehenden Interessen, kann viel Geld verdient werden. Dass sich aber ein Unternehmen auf Ihre ironisch gemeinte Anzeige melden wird, ist höchst unwahrscheinlich. Dafür sind die Nutzerzahlen wohl noch zu gering, und eine Beeinflussung des Blog-Inhalts durch Unternehmer würde der treuen Leserschaft schnell auffallen.

Grundsätzlich ist es aber erschreckend, dass auch Webseiten und Blogs, denen man einen sozialen Zweck unterstellt, von Kapitalinteressen korrumpiert werden. Selbsthilfegruppen werden von der Pharmaindustrie aufgekauft, damit diese bestimmte Medikamente empfehlen usw. Das ist eine tragische Entwicklung.

Tim 24. April 2009 um 02:07  

@Nachdenkseiten-Leser:

Vorweg: Ich halte auch nicht viel von den Hartz-Reformen, und rein gar nichts von Propaganda.

Aber:

Dass die Kommission appelliert, man möge doch bitte ihre Ideen unterstützen, ist doch nun wirklich kein Wunder/Skandal. Und ob die angesprochenen "Profis" das dann auch tun, steht auf einem ganz anderen Blatt. Die Freunde neoliberaler Politik hätten das auch ohne diesen Appell getan.


Davon abgesehen lese ich in diesem Modúl13 auch Folgendes:
"Aufgabe der Journalisten muss es sein, das Thema Arbeitslosigkeit in seiner
Komplexität, Vielfältigkeit, in seinen Ursachen und Wirkungen so darzustellen,
dass die Öffentlichkeit ein umfassendes und objektives Bild erhält.
Dabei kann es nicht darum gehen, Arbeitslose pauschal als „Drückeberger“
abzustempeln. Vielmehr gilt es, die individuellen und persönlichen
Schicksale, die mit der Arbeitslosigkeit verbunden sind, objektiv darzustellen,
um zu vermitteln."
Würden sich unsere Journalisten an diesen Aufruf halten, wäre schon einiges gewonnen.

Gruß, Tim

christophe 24. April 2009 um 09:44  

Alles, was eine gewisse Resonanz (sprich: Öffentlichkeit) findet, unterliegt früher oder später den Marktgesetzen. Wenn es genügend Leute gibt, die sich von der übrigen Welt abgrenzen und etwas besonderes darstellen wollen, indem sie ein Brett vor dem Kopf tragen, wird auch dies in spätestens zwei Jahren vermarktet werden. Es wird naturbelassene Bretter aus verschiedenen Holzarten geben, bunt lackierte und mit Schnitzereien versehene, auch welche für Brillenträger. Auch die schnell wachsende Zahl 'nichtlukrativer' Internetforen und Zeitungen sind natürlich Werbeträger, und manch ein armer Blogger könnte versucht sein, seinen bescheidenen Lebensstandard aufzubessern. Und nicht zuletzt: Da sich die Meinungsbildung immer mehr von den Printmedien ins Netz verlagert, eröffnen sich hier ungeahnte Möglichkeiten zur Massenbeeinflussung. Wer feststellt, dass die eigene Position in einer Flut von Gegenmeinungen untergeht, wird mutlos. Und ahnt vielleicht nicht einmal, wie geschickt dieser Mainstream gesteuert wird...

epikur 24. April 2009 um 13:22  

Wenn sich die Blogger kaufen lassen, d.h. durch Geld ködern lassen - dann waren sie wohl nie wirklich gute Blogger. Klingt ein wenig radikal, aber in diesem Falle bin ich das auch.

Glaubwürdigkeit und authentisches Schreiben der Blogger erfordert ein Festhalten an gewisse Prinzipien wie Unabhängigkeit, uneingeschränkte Kritikfähigkeit und offene Subjektivität. Wer sich wegen ein paar Kröten ködern lässt und sich zum Profit-Gehilfen macht, hatte diese Eigenschaften wohl auch noch nie. Insofern konnte man diesen Blog schon vorher in die Tonne schmeißen.

Anonym 24. April 2009 um 19:26  

@Tim

Mag schon sein, aber ist der von dir zitierte Text nicht von der Arbeitnehmer-Kammer statt von den "Hartz-Reformern"? Ich meine es so gelesen zu haben.

In der Abneigung von Propaganda & HartzIV sind wir uns einig.

Ich wollte eben nur noch einmal daran erinnern, dass unsere Journalisten sich eben nicht an den Text halten, sondern völlig im Gegenteil Arbeitslose diffamieren, d.h. sie halten sich nicht an den Text.

Ich vermute übrigens, dass auch dieser Punkt "Profis der Nation" nicht 1:1 umgesetzt wurde, d.h. die Hetze gegen Arbeitslose z.B. war nicht drin eingeplant, aber verbreitet sich dennoch munter weiter - wie anno 1929 - schon James K. Gailbraith (oder so?) meinte, dass damals Arbeitslose oft als "faule Drückeberger" ausgegrenzt wurden.

Die Geschichte wiederholt sich nicht 1:1, aber es ist dennoch interessant, dass schon damals - als Geld nur noch als Klopapier was taugte - Arbeitslose als "Faulenzer" ausgegrenzt wurden.

Übrigens, die ersten KZs in Deutschland waren für politisch Unliebsame (Kommunisten, Sozialdemokraten etc.) und für sogenannte "Asoziale Elemente" (Arbeitslose, Bettler, Obdachlose).

Soviel zur Mär, dass die Autobahnen Hitlers von "Freiwilligen" gebaut wurden - es waren Arbeits-KZler, die diese gebaut haben - oft unter - schon in der Frühform des Faschismus = National"sozialismus" - menschenverachtenden Arbeitsbedingungen.

Nur soviel als kleiner Ausflug in die Geschichte der "Freiwilligkeit", die auch ein Teil der "Freiheit" ist.....

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Bernhard 25. April 2009 um 12:19  

Hallo Roberto,

dem klaren Wortlaut von Epikur kann ich mich anschließen. Dieser Artikel, auf den Du Dich beziehst, ist heimtückisch.

Ich ihn sehr kritisch hinterfragt und bewertet - Link zu TAZ-Artikel "Unternehmen kaufen Blogger" mangelhaft .

Gruß
Bernhard

Tim 26. April 2009 um 01:37  

@Nachdenkseiten-Leser:

Jein, die Arbeitnehmerkammer stellt den Kommissionsbericht zum Download bereit. Das Zitat stammt aus dem Text zu "Modul 13" des Berichts, und dahin hattest du ja auch deinen link gesetzt.

Ansonsten sind wir uns aber einig.

Anonym 26. April 2009 um 10:45  

@Tim

Ich dachte, die kommentieren den Text der "Profis der Nation" noch? Danke für den Hinweis, dass dem nicht so ist.

Dennoch ich bleib dabei, auch weil wir es ähnlich sehen, die halten sich nicht an den eigenen Text, die Hartz-"Reformer".

Ist übrigens nicht allein bei den "Profis der Nation" so, sondern auch bei anderen Bereichen der Hartz-Kommission. HartzIV z.B. wurde bisher nur im negativen Sinn umgesetzt - Fordern statt Fördern.

Aus dem selben Grund, die setzen es nicht 1:1 um, und halten sich zusätzl. nicht an den eigenen Text.

Herzlicher Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 26. April 2009 um 10:48  

"[...]Das Geschäft mit der Aufmerksamkeit

Ralph Altmann 19.04.2009

Warum die "Währung" Aufmerksamkeit das Geld nicht ablösen wird, aber man von der Ausbeutung der Aufmerksamkeit sprechen muss
Aufmerksamkeit galt manchen als die neue Währung des Kommunikationszeitalters. Doch von der Zurückdrängung des Geldes, welche die Aufmerksamkeitsökonomen versprachen, ist nirgends etwas zu sehen. Was dafür rasant wächst, ist das Geschäft mit der Aufmerksamkeit – und die Aufmerksamkeitsausbeutung.


Viel Rummel um zwei Babys: Im Juli 2008 belagerten Paparazzi wochenlang eine Geburtsklinik in Nizza. Der Aufwand war allerdings vergeblich, denn die Klinik war gut abgeschirmt, und die Eltern Angelina Jolie und Brad Pitt verkauften die ersten Fotos mit ihren Neugeborenen exklusiv an einen Zeitungskonzern. Dabei sollen 14 Millionen US-$ geflossen sein. Gibt man in Googles Bilder-Suche das Stichwort "Baby" ein, erhält man etwa 200 Millionen Treffer, die meisten davon sind Fotos, die von stolzen Eltern kostenlos ins Internet gestellt wurden. Was ist es, was die Fotos der Promi-Zwillinge so viel wertvoller macht, als die der unbekannten Kinder? Kann man hier überhaupt von "Wert" im üblichen Sinne sprechen?

Die rasche Antwort auf die erste Frage lautet: Es ist die Aufmerksamkeit, die von den berühmten Eltern auf die Kinder abfärbt. Millionen von Fans auf der ganzen Welt wollen wissen, wie die Sprösslinge ihrer Idole aussehen, und geben dafür gern ein paar Cent, Dollar oder Euro aus, die über die Verkaufsstrukturen von Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsendern gesammelt und zu Geldströmen gebündelt werden, von denen nach vielfachen Ver- und Abzweigungen schließlich ein mehr oder weniger üppiges Rinnsal auch beim eigentlichen Ziel der Aufmerksamkeit ankommt, bzw. bei dessen Urhebern – im genannten Fall allerdings nicht den Urhebern der Fotos, sondern der Kinder. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass Angelina und Brad das Geld an eine Stiftung gegeben haben, ihre eigene: die Jolie-Pitt Foundation. Auch das ist ein Teil des Geschäfts – des Geschäfts mit der Aufmerksamkeit. [...]"

Quelle und kompletter Text:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30046/1.html

...für jeden Blogger, und auch für Nicht-Internetbesitzer, interessant....

Hier wird etwas zu Geld gemacht, dass eigentlich unentgeltlich zu sein hat....

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

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