... was Arbeit schafft!

Dienstag, 26. Januar 2010

Roland K. aus Frankfurt denkt innovativ. Er ist jener vielgepriesene Typus Staatsbürger, der mit kraftvoller Dynamik und selbstloser Rührigkeit, die Gesellschaft zu einem Hort günstigerer Lebensumstände wandelt. Er schwatzt nicht nur, er schöpft und gestaltet, legt Hand an, wo andere nur Zungen schnalzen lassen. Roland K. schafft Mut, er schafft Hilfe zur Selbsthilfe, schafft Beschäftigung. Indem er ausspricht, was andere sich auszusprechen nicht trauen, eröffnet er neue Märkte, stößt er in frische Beschäftigungsfelder vor, expandiert er an neue Gestade.

Roland K. ist ein Macher, kein Klatschweib - er gehört zu gebrauchten Sorte, ist Mann von Format, Visionär und Antreiber. Wo er spricht, erheben sich die Faulpelze von ihren opulent verzierten, mit elegantem Brokat überzogenen Chaiselonguen, wie weiland Gelähmte von Jesu auferlegter Hand. Sie richten sich auf, recken ihrem Heiland die sonst so phlegmatischen Hände entgegen, ziehen sich hie und da die hinabrutschenden Jeanshosen aus elegantem Hause über die mit Kaviar wohlgenährten Ranzen und danken für die erlösenden Worte des Propheten. Roland K. mobilisiert, treibt an, macht Blinde sehend, Lahme gehend, Stumme sprechend.

Er legt die ungewaschenen Finger in die Wunden, treibt mit der Peitsche an, inspiriert zu neuen Erwerbsanreizen. Roland K. treibt den gemeinen Faulenzer zur Arbeit, zum Studieren explosiver Fachliteratur, zum ästhetischen Spiel mit der Bombenphysiognomie, zum Schabernack durch Drohschriftstücke. Er trieb an, forderte den Ausbruch aus Sofagefilden, neuen Fleiß und Einsatz - nun wird er ausgezahlt. Ganze Gruppen ehemals fauler Kumpanen haben sich erhoben, nur um dem Anspruch des K. gerecht zu werden, nur um sich mit K. selbst, mit ihm und seinen Besitz zu beschäftigen. Sie sind beschäftigt! Roland K. schafft Beschäftigung, gibt Arbeit, ist Arbeitgeber. Er hat einen Ausweg aus der Resignation gezeigt, hat aus der Faulheit gewiesen, hat einer Handvoll Menschen eine neue Perspektive geschenkt.

Obzwar beschäftigt, scheint es doch eine fadenscheinige Beschäftigungsart zu sein. Keine, die dieser Gesellschaft menschlich nützen würde. Aber das tun solche, die in anerkannten Beschäftigungen wuchern, auch nicht. Auch sie nützen der Gesellschaft nicht menschlich. Solche, die sich um K.s Unwohlsein kümmern sind so schäbig und halbseiden, wie solche, die in Pöstchen nisten, in Pöstchen vermitteln, bearbeiten, erfragen, festhalten, vernehmen und pressen. Das menschlich Obskure läßt sich nie rechtfertigen, es ist immer unmenschlich und zu hinterfragen, egal ob es an Bombenattrappen schraubt oder aus staatserhaltenden Ämtern heraus tyrannisiert.

Wenn aber hinterfragend hinter die Fassade geblickt wird, muß man auch jene verstehen, die in schummerigen Beschäftigungen harren. Muß verstehen, warum Pöstchenhalter ihr bürokratisch-exekutives Geschacher beibehalten. Ökonomischer Zwang, heißt es dann lapidar. Was wären sie ohne ihr Geschacher? Womöglich auch Freude von K.s Unwohlsein? In solcher Weise muß man auch die bombastischen Jünger des Roland K. begreifen. Man muß auch sie verstehen, wenn man auch ihr Tun vielleicht menschlich nicht teilen kann. Den Vorreiter des Bundesarbeitsdienstes zu verschrecken, würden sie vermutlich verlautbaren, gleicht der Beseitigungsaktion des Schöpfers des Reichsarbeitsdienstes. Lieber zu früh tätig werden!, würden sie ausrufen. Was wären sie ohne ihre Aktion? Neunstellige Nummern beim Autobahnbau?

Roland K. jedenfalls hat ein Beschäftigungsfeld erschlossen, hat Gruppen von Menschen Arbeit gebracht, Erwerbslosigkeit zerstoben. Unmenschliches Werk zwar, aber wer will sich in Mitleid ergehen mit einem Mann, der seine Geister selbst rief? Zudem es nur sein Luxus ist, der in die Lüfte gehen soll, nicht er selbst. Luxus, den er besitzt, den er aber denen nachsagt, die auf Diwane lukullische Fressorgien und regelsatzgeschuldete Saufgelage veranstalten. Die Arbeitsamen von seiner Gnaden wollen ihn an den Luxus und sie wollen die Gesellschaft vom Luxus befreien; vom Luxus, sich einen falschen Propheten zu unterhalten. Es ist selbstverständlich, die Maßnahmen der in Beschäftigung Gekommenen zu verachten - so selbstverständlich, wie deren Motive, die das Stillhalten unerträglich werden lassen, zu beachten. Eine Gesellschaft kann, und muß vielleicht sogar, Bomben verachten - aber solange sie sich nicht fragt, weshalb Bomben notwendig wurden, hat sie nichts gelernt und wird weiter mit solcherlei Folterwerkzeug leben müssen.

Roland K., so darf man munkeln, wünscht sich heute nichts sehnlicher, als die Faulheit und Trägheit der erwerbslosen Massen zurück, eine Faulheit und Trägheit, die nur in seiner bettlägerigen und kranken Phantasie existiert hat. Er ist jedenfalls nicht bereit, seinen Wohlstand zu Pulver werden zu lassen, um weitere Beschäftigungsmärkte zu erschaffen. Sein Glauben hat Grenzen. Ein seltsamer Heiliger...

10 Kommentare:

klaus baum 26. Januar 2010 um 11:10  

roberto, roland k. kommt nicht aus frankfurt am main, sondern aus wiesbaden

Anonym 26. Januar 2010 um 11:17  

Koch und Co. und kein Ende, aber es geht lt. Sloterdijk noch besser:

http://www.zeit.de/2010/04/Sozialstaat

Jetzt heißt es betteln lernen!!!

Anonym 26. Januar 2010 um 14:04  

Vielleicht wird ja bald die 'Arbeitslosenversicherung' in die 'Beschäftigungslosenversicherung' umgenannt/-gewandelt und so der Staatshaushalt am Menschen und den eigentlichen Bedarfen vorbei konsolidiert?

Ajax 26. Januar 2010 um 18:06  

Zu Köchlein fehlen mir eigentlich die Worte, ich meine immer er ist ein primitiver Demagoge, aber es könnte auch alles abgekartet sein, denn er weiß ja, das er mit seiner brutalst möglichen "Forderung" (noch) nicht durchkommt. Vielleicht stellt er seine Forderung nur damit andere sie abschwächen können, um andere Wählergruppen zu erreichen. Man wird es nicht ergründen können.

Aber zum Hinweis auf das "betteln lernen" hab ich folgenden Vorschlag. Sollte Sloterdijk sich durchsetzen sollte man überlegen, das Betteln zur sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit zu machen. Wieso sollte man sich eine so lukrative Einnahmequelle dann entgehen lassen. Man spart die Leistung ein und kann die Erträge aus Mildtätigkeit besteuern.

Robert Reich 26. Januar 2010 um 18:09  

Roland K. ist kein Heiliger, er ist ein Hetzer. Ein Volksverhetzer. Man könnte sagen, jemand solle ihm sein Handwerk legen, aber er übt ja nichtmal ein Handwerk aus, dieser vom Steuerzahler alimentierte Berufspolitiker, dieser Parolenverbreiter und wie viele heulen mit ihm mit. Der Sudel-Hugo von BLÖD, das ZDF-Magazin, der ZDF-Länderspiegel, also vor allem auch K's "Privat"-Medien. Warum wohl gibt es Gegenden wo liebevoll von einem Hessen-Hitler gesprochen wird. Muss man derart beleidigend sein?

Anonym 26. Januar 2010 um 22:14  

Anonym klaus baum hat gesagt...

"roberto, roland k. kommt nicht aus frankfurt am main, sondern aus wiesbaden".....

Aus welcher deutschen Örtlichkeit dieser R.Koch. auch immer hervorgekrochen sein mag ist völlig belanglos.
Er stammt aus dem typisch deutschen Spießbürgertum, so wie einige Millionen anderer deutscher "Mitbürger" ebenfalls, ist daher genau wie diese fast schon "naturgemäß" ein Träger faschistoiden, menschenverachtenden, "Eliten" aber um so mehr anhimmelnden Gedankengutes.
Vergesst daher niemals: Es gibt noch viele "Kochs" in dieser deutschen Gesellschaft, eine frühere ILSE KOCH ließ sich sogar in Buchenwald aus Menschenhaut Lampenschirme anfertigen!
Es gibt übrigens auch genügend "Kochs" in der CSU/SPD/ Oliv-Grünen...., von denen sich aber die meisten nicht so offen und "ehrlich" outen wie unser spezieller Freund....


mfg Bakunin

Hessens Hartz-Hetzer 27. Januar 2010 um 00:27  

@klaus baum 26. Januar 2010 11:10 "...roland k. kommt nicht aus frankfurt am main, sondern aus wiesbaden..."

Passt schon!

Alle genannten Personen sind natürlich frei erfunden und Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig...

;-)

Berggeist1963 27. Januar 2010 um 07:58  

Meine Grossmuter selig pflegte hinsichtlich (natürlich im Auge der Betrachter liegenden) "negativer" Äusserlichkeiten á la Koch, Sarrazin usw. in Verbindung mit bei eben diesen auftretenden verbalen als auch tatkräftig umgesetzten "unschönen" Aktivitäten zu sagen: "Der liebe Gott hat sie schon lange vorher gezeichnet..."

M.A. Verick 27. Januar 2010 um 18:35  

Was für Arbeit soll denn geschaffen werden? Welche nutzlosen Produkte und Dienstleistungen benötigen wir händeringend, dringend?

Brauchen wir wirklich mehr Lakaien, mehr Diener, mehr Unterwürfige, mehr Speichellecker? Ja, wir brauchen sie um uns selbst zu orientieren. Nur um sich für 'Zugehörig' zu erklären. Nur, um ja nicht durch den gesellschaftlich-sozialen Rost zu fallen oder um sich gerade dort hoch-hinauszuarbeiten?

Wie sonst soll das 'Warum' Erklärung finden, wenn nicht durch das 'Wie'? Motivationsmutmaßungen, mehr ist es eigentlich nicht - ziemlich seltsam, das Ganze.

Anonym 28. Januar 2010 um 14:42  

Na ja,
wichtig ist es nicht,woher er stammt,doch umder Korrektheit willen:

Koch stammt ausEschborn! Eschborn gehört nicht zu Frankfurt,wie viele vermuten.Eschborn ist eigenständig.

Sein Hauptquartier ist allerdings in Wiesbaden,daß
er nur durch übelsten Verrat und seine Verbindungen in Industrie,Hochfinanz und den Geldadel halten konnte!Man erinnert sich doch hoffentlich an den letzten demokratischen Augenblick in Hesse,wo beinahe doch alles gut wurde,und dann diese 4.....

Grüße
Wurschtmann

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