Sei höflich und sag Dankesehr

Donnerstag, 21. Januar 2010

Sag artig Danke, Kind von Haiti! Reich der Tante und dem Onkel aus Übersee die Hand. Komm schon! Ja, das wissen wir doch! Wir wissen doch, dass du Schmerzen hast und deine Mama im Schutt suchst. Aber soviel Zeit muß sein. Sei brav, sag Danke! Schau, der Industriestaaten-Onkel hat dir geholfen, da kann er doch ein wenig Dank erwarten. Findest du nicht? Du bist ihm Dank schuldig, Kind von Haiti. Wer seine Hilfe anbietet, der hat doch auch Anspruch darauf, ein winziges Danke geschenkt zu bekommen. Komm her, streck dem Onkel deine Hand entgegen und zeige dich erkenntlich. Bezahle deine Dankesschuld. Ist denn der Dank zu viel verlangt, Kind von Haiti?

Sei dankbar! Zeig uns kurz und schmerzlos deine Dankbarkeit. Sei doch nicht geizig mit dem Dank. Die Tanten und Onkel waren doch auch nicht geizig. Verärgere uns nicht, Kind von Haiti. Wenn du nicht gleich folgsam Danke sagst, müssen wir von Undankbarkeit ausgehen. Willst du deine Retter beleidigen? Willst du sie enttäuschen? Danke ihnen dafür, dass sie sich endlich einmal deiner angenommen haben! Danke ihnen, dass sie ihre Gleichgültigkeit abgelegt, ihre gesenkten Augenlider aufgeschlagen haben! Bedanke dich dafür, dass sie dir nun Geld schicken, nachdem Lebensmittel dank industriestaatlicher Freihandelsmaximen und Spekulationsmanie unerschwinglich wurden! Kind von Haiti, ist dir das nicht Antrieb genug?

Es wird Zeit, sprich endlich dein Dankgebet! Ein Hoch auf die Brotgeber, die einst Brot nahmen, um es heute wieder zu erteilen. Natürlich, sie waren es nicht, die Brot nahmen - nicht in Person. Doch sie waren es letztlich doch, mit ihrer Wut, die ganze Welt in einen billigen Ramschladen zu verwandeln, in der Konsumgüter zu Pfennigpreisen verschleudert werden sollen. Spekulation hier, Ausbeutung hilfloser Länder dort, Arbeitskraft auf Basis von Hungerentgelt allerorten - am Ende heißt es dann, man müsse den industriestaatlichen Wohlstand verteidigen. Verteidigen, auf deine Kosten. Aber das gibt dir nicht das Recht, den Dank zu verweigern! Verdammt nochmal, sei doch nicht so dickköpfig! Immerhin haben sich Oheim und Muhme besonnen, immerhin haben sie an dich gedacht, als sie ihr Liebstes spendeten. Kannst du nicht verzeihen, Kind von Haiti?

Aber warum dich belehren? Du bist ja noch zu jung, um zu wissen, wie schrecklich lieb dich dein ferner Onkel doch hat. Deine Vorväter hat er zwar ruppig behandelt, hat immer wieder in ihre Inselpolitik eingegriffen, manipuliert, interveniert, hat Landstriche verwüsten lassen - doch zu streng sollte man mit ihm nicht sein. Reich ihm doch die dankbare Hand! Sei anständig! Bedanke dich, auch wenn du den feisten Spendieronkel nicht leiden magst. Es gehört sich so! Er hat es doch begriffen, er hat seine Ignoranz für deine und deiner Väter Nöte schändlich bereut. Und grundsätzlich verachtet hat er euch ja nie! Das siehst du im Moment doch selbst. Wenn dein Leid unerträglich wird, springt er in die Bresche. Laissez-faire! Er hat dich und deine Eltern machen lassen, ohne sich wesentlich einzumischen - von Intervention und Raubbau mal abgesehen! -, hat sich dabei immer im Stillen um dich gesorgt. Aber wer sei er denn, hat er sich gedacht, wer sei er denn, sich in die Erziehungsarbeit, die aus Hunger, Krankheit und Analphabetismus bestand, einzumischen! Kind von Haiti, siehst du nun, was dem Onkel an dir lag?

Sei höflich und sag Dankesehr! Du hattest Erwartungen an jene, die ihre Erwartungen ansonsten immer unerfüllt ließen. Und nun erwarten dieselben, dass du etwas tust. Ein kleines Lächeln, ein artiger Blick, ein schüchternes Danke. Man kneift dich in die Wange, streicht dir übers Haar, lächelt dich liebevoll an und vergisst dich für immer. Nein, natürlich nicht für immer! Bis zur nächsten Katastrophe! Dann stehen Tantchen und Onkelchen wieder mit der Börse bei Fuß. Bedanke dich also, du weißt ja nicht, wie nötig du die buckelige Verwandtschaft eines Tages noch haben wirst. Sei brav und bedanke dich - es kann eine profitable Anlage für deine Zukunft sein. Nur ein Wort, nur dieses eine Wort, Kind von Haiti! Wer gibt, der will auch etwas nehmen, der will seine Mildtätigkeit mit Gegenleistung vergolten haben - und sei es nur mit einem Dankeschön! Nur zu, ein Wort - und es sei dir versprochen, dass du sie los bist, deine Retter. Sie werden dich nicht weiter belästigen, sie werden beglückt im Andenken an jenem Moment sein, an dem du freudestrahlend Danke flüstertest. Du willst also wirklich nicht, Kind von Haiti?

Schön. Dann eben nicht! Dann setzen wir dein Danke eben als Aufmacher auf unsere erste Seite, ob du es gesagt hast oder nicht! Das sind wir uns schuldig! Wir sind uns schuldig, für unsere gute Tat auch ein Danke gespendet zu bekommen - und wenn wir es uns selbst spenden müssen! Wenn wir schon beim Spenden sind, dann ist ein Danke, dir fälschlicherweise in den Mund gelegt, auch noch nebenher gleich mitgespendet. Wäre doch gelacht, wenn wir uns von einem Kind von Haiti auf der Nase herumtanzen ließen. Dankesehr!, glänzt es dann in feinen Lettern. Und was kannst du dagegen machen? Nichts! Sollst du auch gar nicht. Noch haben wir dich nicht gänzlich satt, aber in einigen Tagen solltest du verschwinden. Schlimm, was dir widerfahren ist - aber wir können dieses Leid nicht täglich aufsaugen. Wir wollen doch nicht zur depressiven Gesellschaft werden! Dafür hätten wir gar keine Zeit. Das stemmen unsere maroden Gesundheitswesen gar nicht! Und wer soll in der Zwischenzeit die Welt verramschen, unseren Wohlstand verteidigen? Nimm das Geld und melde dich erst wieder, wenn es gar nicht mehr anders geht. Nicht mal ein Danke waren wir dir wert! Da will man gar nicht mehr hilfsbereit sein. Kind von Haiti, bist du nun zufrieden?

37 Kommentare:

Christian Klotz 21. Januar 2010 um 09:10  

Schön bissige Auspinselung der gängigen Reduzierung des politischen Urteils auf die Familienmoral.
Dankbarkeit ist nun mal keine Kategorie der Politik.
Läßt einen gar nicht grotesken, sondern sehr eindeutigen Schluss auf die gewünschte Geistesverfassung der Statisten der Geschichte zu.

Anonym 21. Januar 2010 um 09:22  

Du sprichst mir aus der Seele.

Ich werde praktisch morgens an der
Trinkhalle gezwungen so was zu lesen.

Es ist ekelhaft, Dank einzufordern,
wo Menschen um ihr Leben kämpfen.

Gruß

Hildegard

Consei 21. Januar 2010 um 09:40  

"Wer für seine Liebe Dank erwartet, liebt nicht." - Heinrich Wolfgang Seidel

Anonym 21. Januar 2010 um 09:59  

Und wo ist as Danke an das Fußvolk? Hab ich es übersehen? Immerhin hat das Fußvolk mehr als 2/3 des Geldes gespendet. Ich sehe nur Unternehmen auf dem "Danke"-Logo. Hui, grade läuft Lidl Werbung auf ZDF, im Kleid einer Reporate, bei "Voll Kanne".

Anonym 21. Januar 2010 um 11:50  

"hat immer wieder in ihre Inselpolitik eingegriffen, manipuliert, interveniert, hat Landstriche verwüsten lassen"

Also ob dieses "ewige" Argument so stimmt? Man muß auch mal über die andere Seite nachdenken.

Ich kann weder den konkreten Fall noch die CIA-Aktionen der Vergangenheit beurteilen. Man kann nicht alles wissen. Deshalb argumentiere ich oft allgemein und appelliere grundsätzlich an die Vernunft.

Konkret: Es war gegen Ende der Vietnamkriegs, die USA Niederlage zeichnete sich ab und auf einer Alternativ-Zeitschrift war ein Globus mit der Unter(Über)schrift:

"Die Erde wird rot so oder so"

Ich saß im Gemeinschaftsraum vor dem Fernseher und es war auch ein vietnamesischer Student mit im Raum. Ich war eigentlich immer zurückhaltend aber irgendwie gab ich wohl meiner Befriedigung Ausdruck, das Vietnam nun ... sei.

Der Vietnamese sagte (ungefähr): "Für Euch ist das alles immer ganz einfach Ihr habt .... " Genauer weiß ichs nicht, aber er war ein wenig erregt.

Ich war weitgehend still, ich hatte einfach Respekt vor seiner Situation. Wußte er nicht aus erster Hand vielleicht mehr als ich?

Ob und wie lange ich noch überzeugt war, das den Vietnamesen nun das "Glück" bevorstand weiß ich nicht mehr.

Als dann die Boat People kamen, aber meinte ich:

"Vielleicht war der Krieg ja menschlicher als die jetzige Vietnam Gesellschaft"

Tut mir leid, das ich das so ungeheuerlich ausdrücken muß. Aber die Blog-Thesen sind ja auch nie zimperlich

Warum sind die Boat People geflohen bei Risko für ihr Leben, warum ließen Sie alles zurück. Welch ein ungeheurer Mut der völligen Verzweiflung gehört dazu, in einer Schatulle übers offene Meer sein Leben zu riskieren? Konnten sie ihre kapitalistischen Interessen nicht mehr wahrnehmen und riskierten dafür alles? Waren sie von CIA-Agenten zur Flucht angestachelt?

Kriege (wenn nicht aus reiner Notwehr geführt) und der Vietnamkrieg sind natürlich denkbar schlechte Argumente für das Eingreifen des Westens. Ansonsten würde ich doch dafür plädieren, den Versuch zu unternehmen zu differenzieren.

Natürlich greifen die USA auch strategisch ein, wie soll es denn anders sein in einer Welt mit anderen Strategen? Aber Sie greifen doch nicht per se als reine Bösewichter ein.

ad sinistram 21. Januar 2010 um 12:03  

Ich wußte nicht, das "Haiti" ein anderer Name für "Vietnam" ist. Entschuldigung.

Als Bösewichtel greifen sie nicht ein, die USA, das stimmt schon. Sie greifen als Geschäftsleute ein, wenn sie mal wieder die United Fruit Companies dieser Erde retten müssen. Haiti eben, Guatemala, Chile... Monroe-Doktrin und so...

Anonym 21. Januar 2010 um 13:29  

@Roberto J. de Lapuente

Die Hungerrevolte in Haiti ist ja dank des Erdbebens in Vergessenheit geraten.

Welche Hungerrevolte?

Die gegen die EIGENE Regierung als klar wurde, dass in Haiti mit wichtigen LEBENSMITTELN spekuliert wurde, was die Lebenshaltungskosten VOR dem Beben drastisch verteuert hat, und für viele den sozialen Absturz bedeutete in Haiti.

Ich hab's, und das schäme ich mich zuzugeben, auch vergessen, aber der Peter Scholl-Latour hat es - auch vor dem Beben, ich glaube es war in einer Diskussion so ausgesprochen.

Übrigens vor dem Beben gab es auch einen Film über die anarchischen Zustände (z.B. Gangs wie in den US-Vorstädten etc.) auf Haiti, der mittlerweile auf DVD erhältlich ist:

Regisseur: Asger Leth

Titel: "Ghosts of Cité Soleil"; Produktionsland USA, Erscheinungsjahr 2006,
Sprachen: Französisch, Haitianisch, Englisch.

Vielleicht liegt auch hier der Grund für die massive Präsenz von US-Militär in Haiti?

Zynismus: Sollte das Beben nicht die Gang-Problematik gelöst haben, dann steht den US-SoldatInnen auf Haiti ein zweites Afghanistan bevor, da bin ich mir fast sicher.

Der oben geschilderte Film schildert nämlich den Fanatismus der Gangs, die zwar nicht religiös sind, aber die USA ebensowenig lieben wie die Taliban in Afghanistan - mit einer Ausnahme:

Die US-Gangsterbanden haben bei haitianischen Gangs einen derartigen Kultstatus, wenn man obigem Film glauben darf, dass sich manche Haiti-Gansta sogar nach ihren US-Idolen benannt haben.

Noch was:

Mein "innerer" Skeptiker meint auch, dass der Film von 2006 üble US-Propaganda sein könnte, um Haiti irgendwann einmal - mit der Motivation diese Zustände zu beenden, vordergründlich - militärisch zu besetzen.

Das Beben hat das Problem ja nun biologisch gelöst.

Sorry für meinen Zynismus, aber irgendwie kommt mir alles oberverdächtig vor seit Obama George W. Bush (den Chef-Folterer von Abu Ghraib, Guantanamo und Bagram sowie Schon-einmal-Haiti-Besatzer) zum Koordinator der Hilfe auf Haiti ernannt hat - neben Bill Clinton....

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 21. Januar 2010 um 13:35  

@Anonym 11.50
Das heißt doch nicht, wenn die Leute in Vietnam per Nußschale vor den Kommunisten geflohen sind, dass die Amerikaner "Menschen-freunde" sind. Das waren bzw. sind beides Verbrecher: Die Nordvietnamesen, die Südvietnam erobert haben (u.a. haben sich die Hanoier Bonzen die Häuser der Mittel- und Oberschicht unter den Nagel gerissen. Meine Arbeitskollegin ist eines der Boatpeople gewesen und hat ihr Haus verloren. Vor ein paar Jahren war sie zu Besuch in Saigon und hat ihr Haus aufgesucht. Da drin läßt es sich nun ein Hanoi-Parteibonze gut gehen.) und die USA, die mind. seit dem 2.WK eine geofaschistische Macht (Johan Galtung) sind und Vietnam aus geopolitischen Gründen überfallen haben. Wenn es keine Friedensbewegung an der US-"Heimatfront" gegeben hätte, wären diese Verbrecher auch vor dem Einsatz von Atomwaffen (General Westmoreland) nicht zurückgeschreckt.
Anton Reiser

Anonym 21. Januar 2010 um 14:02  

USA und Haiti - eine neo-liberalistische "Liebes"beziehung.
Jetzt retten die USA ein paar Tausend haitianische Leben, da die ganze Welt per Glotze zugeschaltet ist. Die Jahrzehnte zuvor hat die USA zugeschaut, wie die zehntausende Haitianer langsam vor Hunger krepieren und in ihrer Not Schlammkuchen (siehe Jean Ziegler) fressen müssen, um ihre vor Hunger aufgeblähten Bäuche zu füllen. Ist das nicht wa(h)re Liebe?
Ich bin da illusionslos. Die USA wird die sog. Schock-Strategie (Naomi Klein) anwenden, d.h. einer Bevölkerung, die massiv mit dem Kampf ums Überleben beschäftigt ist, mit Hilfe von Militär und US-Finanzfaschismus, die New Wolrd Order ins Mark (falls das überhaupt noch vorhanden ist, aber wie man hört gibt es Öl) hineinbrennen.
Anton Reiser

Anonym 21. Januar 2010 um 15:17  

@Roberto 21. Januar 2010 12:03

Ich finde die Attacken auf die USA und den Westen so einfach nicht angemessen, wenn auch natürlich Wahrheit drin ist.

Vietnam ist doch gleichnishaft zu verstehen auch wenn es auf einer anderen "Ebene" als Haiti liegt. Haiti war und ist wenn, natürlich eher was für den CIA.

Ich will einfach mal zu bedenken geben, ob die Einmischung des Westens nicht, selbst wenn sie egoistisch erfolgt, der Bevölkerung eher helfen kann (und wenn auch nur auf lange Sicht und auch unzulänglich) als andere "Freunde" oder die eigenen Papa Docs und Baby Docs (müssen die 80er gewesen sein) die man freilich als Strohmänner dann wieder halten (muß) hält?

Jede Einmischung sollte auch gesondert betrachtet werden. Natürlich werden die USA ihre Interessen vertreten. Wenn in Kuwait kein Öl in der Erde gewesen wäre, hätte man vielleicht keinen 1. Irak-.Krieg gemacht. Gebont!
Doch ein Eingreifen, war auch moralisch nicht zu beanstanden.
Genausowenig wie ein Eingreifen im Kosovo, wo Völkermord betrieben wurde.
Warum dann nicht überall Eingreifen (Darfur)? Kostet vielleicht zuviel Truppen und liegt gemessen an den Kosten nicht im Interesse. Das ist zynisch (und ist auch nicht meine Position), aber ich habe keine finanzielle Entscheidung über die "Rettung" der ganzen Welt zu treffen.

Was die Beispiele angeht (Fruit Company ..), gehört habe ich das (und wenn das kriminell war werde ich das nicht bestreiten), aber bitte nur, wenn es wirklich kriminell war und ist.

Wenns nur Interessen sind, seh ich das anders. Ohne Interessen, das ist doch illusorisch, und alleine können sich diese Länder nicht helfen. Und die USA werden natürlich nicht den Sozialismus einführen.

Ich meine China versucht in Afrika Fuß zu fassen. Also wenn, dann unterstelle ich denen eher unlautere Interessen und China hat sicher, keine freiheitlichen Werte zu verbreiten. Da geht es
nur
ums Interesse. China können wir auch nicht kontrollieren, die USA hingegen sind mit allen ihren Taten der Öffentlichkeit ausgesetzt und müssen sich deshalb bereits vorsehen. Heute eher mehr als früher.

Lesefuchs 21. Januar 2010 um 15:18  

...Dank an die Leistungsträger - nicht an die Leistungserbringer!
Wer als Arbeitnehmer heute noch BILD liest, ist selbst mit an seinem Untergang Schuld!

fiat-lux 21. Januar 2010 um 15:20  

Warum durften sich die überlebenden
Kinder des Bombenabwurfs auf die Tanklaster in Afghanistan nicht auch auf der ersten Seite der "Bild"
bedanken.Danke für die Bomben,Deutschland! Bomben kosten schließlich auch Geld.

Anonym 21. Januar 2010 um 16:23  

"[...]Haiti war und ist wenn, natürlich eher was für den CIA[...]"

Könnte auch sein, lieber anonym.

Die CIA ist wie der KGB in der Ex-Sowjetunion ein Staat im Staate geworden an dem nicht einmal ein US-Präsident namens Obama vorbeikommt. Und so ein Land nennt sich noch eine der ältesten Demokratien der Welt.

Allein der Dreier-Auftritt Obama-George W. Bush und Bill Clinton sprach für mich mehr Bände als tausend Worte - Obama, ob freiwillig oder nicht, steht dafür, dass US-Präsidenten erpressbar sind, wenn nicht von mächtigen Finanzinteressen dann spätestens von CIA, FBI & Co.

Ein Staat im Staate eben, und ein Problem für die Welt - nicht allein für Haiti, dass Ironiemodus an wirklich fatal an die Ex-Sowjetunion und den KGB erinnert.

War es nicht auch dort so, dass die sowjetischen Präsidenten, wenn die sich gegen die eigenen Geheimdienste gestellt haben mit dem Ende ihrer Karriere, wenn nicht mit schlimmerem konfrontiert wurden?

Übrigens bis heute hält sich weltweit hartnäckig ein Gerücht - John F. Kennedy, der mit Obama oft verglichen wird, wurde von einem der eigenen US-Geheimdienste ermordet.

Ich kann den Wahrheitsgehalt einer solchen Aussage nicht beurteilen, aber dass Kennedy oft gegen seine Interessen handelte ist - so glaube ich - geschichtlich erwiesen.

Er mußte Rücksicht auf die US-Geheimdienstkreise und die, mit diesen oft sehr eng verbundenen, US-RepublikanerInnen nehmen.

Das gibt mir zu denken - Hinsichtlich deiner Aussage.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

gitano 21. Januar 2010 um 18:11  

Ich weiß nicht, ob dem Anonymus aus seinem Herumeiern zu helfen ist, aber vielleicht hilft es ja seiner Wahrheitsfindung.
Er quält sich mit "wirklich Kriminellem" und bloß so den Innteressen ab, macht also eine Unterscheidung zwischen dem, was die irdischen Mächte halt so treiben und daran eventuell Verwerflichem.
Das politische Urteil kann auf diese völlig fiktive Trennung verzichten, denn was kriminell ist, bestimmen noch allemal die siegreichen Interessen. Und nicht die arme Sau, die davon einen grausligen Lebnslauf beschert bekommt.

M.A. Verick 21. Januar 2010 um 19:26  

Wieso scheitern die Verantwortlichen ständig an den Herausforderungen, die Menschen schnell und punktgenau zu lokalisieren, sie zu verpflegen, medizinisch zu versorgen und unterzubringen? Ist es vielleicht nicht wichtig, oder ständig neuer Umstand?

Die eine Katastrophe passiert Tag für Tag und Jahr für Jahr - unbemerkt, die andere passiert plötzlich und unerwartet - in vollem Rampenlicht. Von einigen wird Dank erwartet während andere ignoriert werden.

Hilfe anzubieten ist manchmal schwerer, als sie anzunehmen oder Hilfe anzunehmen ist manchmal schwerer, als sie anzubieten. Wie auch immer, sei brav und artig - sag: DANKE! So gehört (schon gehört?) es sich doch.

Anonym 21. Januar 2010 um 20:43  

@Anonym 11.50

"Das heißt doch nicht, wenn die Leute in Vietnam per Nußschale vor den Kommunisten geflohen sind, dass die Amerikaner "Menschen-freunde" sind."

Das habe ich, zumindest mit Hinblick auf den Vietnamkrieg auch nicht behauptet, denn der Vietnamkrieg war ja so grauenhaft, daß man immer schlechte Karten hat, wenn man rational über sowas diskutieren will. Ich kenn die Fakten auch gar nicht, um darüber zu debattieren.

Sind die USA aber Menschenfeinde, weil der Westen sie die Kriege für sich führen läßt. Populär sind die Toten GI's in den USA auch nicht.
Lassen wir es hier dahingestellt ob es notwendige Kriege gibt (gerechte gibts nicht!).

Aber dieses ewige Eindreschen (das passiert ja nicht nur in diesem "Alternativ-Blog") auf eine Nation, die lange Demokratie hatte als bei und noch Faschismus herrschte akzeptiere ich einfach allgemein nicht. Vielleicht wird man einmal ein Beispiel ausdiskutieren können. Das Thema hat den Schwerpunkt ja nicht dafür gesetzt. Ich griff ja nur eine einzige Bemerkung auf.

Der Antiamerikanismus ist so alt wie die USA selbst. Das weiß ich erst seit Kurzen als ich dazu ein Feature hörte. Klar, damals waren sie eine Konkurrenz für die absolutistischen Monarchien.

Das hat damals folgende Blüten getrieben. Angeblich würden amerikanische Hunde nicht bellen. Und auch die Natur (ich meine das Blätterrauschen) wäre dort anders als in Europa.

Auch heute existiert der Antiamerikanismus der immer wieder dieses "Eindreschen" nach sich zieht. Egal was die USA machen.
Als ich studierte erzählten mir auch aufgeklärte Kommilitonen die USA hätten keine Kultur, weil sie ja so zusammengewürfelt entstanden seien und so kurz erst als Nation existierten. Ich war unsicher ob diese Arguments gab aber immer zu bedenken: aber die Unis, die Nobelpreise, die wissenschaftlich technischen Leistungen. Da sind wir doch Zwerge gegen. Das ist das Geld hörte ich damals. Nein damit gab ich mich nicht zufrieden. Die USA als Geofaschisten zu bezeichnen, wird Ihnen nicht gerecht. Da steckt mehr drin. Galtung (strukturelle Gewalt) muß nicht in Allem und nicht für immer der Guru sein.

Anonym 21. Januar 2010 um 21:03  

Der Blog der SPIEGELFECHTER über die Situation auf Haiti:

"[...]Haiti – Hilfe, Skurrilitäten und Kritik am Krisenmanagement der USA
geschrieben am 21. Januar 2010 von Spiegelfechter
[...]"

Quelle und mehr:

http://www.spiegelfechter.com

Übrigens, der Text ist genauso gut, wenn nicht sogar besser als Roberto J. de Lapuentes hier.

Nun sollen also schon Söldner für "Ordnung" auf Haiti sorgen?

Geheimrätin 21. Januar 2010 um 21:18  

Johnny meint auch, dass die progressiven Amerikaner, also diejenigen die sich gegen Manipulation, Krieg und Raubzüge ausprechen und die für ihre Verfassung kämpfen und sich für Bürgerrechte stark machen, mitunter recht antiamerikanisch gefärbt seien. Wie anders ließe sich sonst erklären, dass er jenes Treiben, gegen welches diese Amerikaner Stellung beziehen, hier so ausgewogen veruscht zu relativieren?

Was den aktuellen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika betrifft, so wurde er in einem Artikel im FREITAG als "mächtigster Gefangener der Welt" bezeichnet. Sagt eigentlich alles.

Anonym 21. Januar 2010 um 22:08  

@Geheimrätin

Danke für den Hinweis, ich dachte mir schon so etwas, da ich einmal etwas vom "militärisch-industriellen Komplex" der USA - War es nicht der angebliche Antiamerikaner Eisenhower der dies zuerst geschildert hat? - gehört habe - Im Film über "Patton".

Übrigens was Antiamerikanismus angeht, da habe ich so eine eigene Meinung dazu seit dieser Begriff als Totschlagargument seit dem 11. September 2001 fast schon inflationär als Waffe gegen Kritiker von George W. Bushs Kriegs- und Wirtschaftspolitik benutzt wurde.

Der Begriff ist seit Obama ja schon fast tot, aber Johnny belebt ihn wieder - als Totschlagargument von Kritikern der US-Politik.

Ich selbst war übrigens sogar einmal Obama-Fan, und hoffe nicht, dass aus Obama ein zweiter Gerhard Schröder (SPD) oder Joschka Fischer (Grüne) wird - Frei nach dem Motto "nach links blinken, aber rechts abbiegen."

Finkelstein hat ja eine ähnliche Strategie - Antisemitimsus als Totschlagargument - auch an die Adresse von Gegnern der israelischen Politik geortet. Fazit: Jeder, so Finkelstein, der Scharons Politik gegen Palästinenser kritisiert, ist automatisch ein Judenhasser bzw. zweiter Hitler.

Leider hat Finkelstein, meines Erachtens, von der falschen Seite -nämlich dt. Rechten - für diese These, die deswegen nicht unwahrer wird, Applaus erhalten.

Fazit:

Antiamerikanismus und Antisemitismus als politische Waffe sind out - Sollte auch bei Johnny angekommen sein.

Oder ist der auch keine Pommes Frites mehr sondern Frite Potatous, wie angeblich frankreichhassende AmerikanerInnen neuerdings?

Selbiges Fazit:

Nicht jeder, der Frankreich kritisiert ist deswegen automatisch antifranzösisch.....

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Michel 21. Januar 2010 um 23:35  

Lenkt auch schön von Wirtschaftskrise u Gesundheitsreform und Bahnkatastrophe u.ä. ab.

Und natürlich wird nie nachgefragt, wieso es den menschen dort eigentlich so schlecht geht.

Margitta 22. Januar 2010 um 02:20  

@ Anonym 21. Januar 2010 11:50,

wenn Du wirklich wissen möchtest, was in der Welt so vor sich geht und warum die Zustände so sind, wie sie sind, empfehle ich Dir die Bücher von Noam Chomsky.

Liebe Grüße
Margitta Lamers

Anonym 22. Januar 2010 um 07:00  

@Anonym 11.50
Das hat doch nichts mit Antiamerikanismus zu tun. Das hat mit Fakten zu tun. Die USA hat mind. 100 Mal in souveränen Ländern militärisch interveniert. Ich möchte hier nur die Beispiele Iran (Mossadegh), Kongo (Lumumba) und Chile (Allende) nennen. Den Rest erspar ich mir an dieser Stelle wg. Platzprobleme. Wenn das ein Kennzeichen einer menschenfreundlichen, freiheitsliebenden Politik sein soll, fehlen mir einfach die Worte, auf diese infamen Lügen zu antworten. Das beste Wort für diese kriminellen Machenschaften ist für mich weiterhin Galtungs's Begriff des "Geofaschismus". Das Menschenrechtsgesülze ist doch nichts anderes als Rhetorik (siehe George Kennan, der das offen in den 50er Jahren aussprach. Kennan war auch ein Geostratege wie heutzutage Obamas Doktorvater und außenpolitischer Berater Brzezinski). Die USA hat den größten Propaganda-Apparat in der Geschichte der Menschheit aufgebaut (das begann unter "Friedensengel" Woodrow Wilson und seinem PR-Berater Walter Lippman, der die Medien als "Gatekeeper" bezeichnet hat. Die müssen verhindern, daß aufklärerische Infos in das Volk gelangen.), um so die Gehirne der Menschen zu zerstören, so daß sie nicht mehr zwischen Menschlichkeit und Brutalität unterscheiden können.

Anonym 22. Januar 2010 um 19:29  

@Margitta Lamers
22. Januar 2010 02:20

Von Noam Chomsky bekam ich in zwei Studien etwas mit.

Beim Zweiten kam er mir als Grundleger der Theorie der formalen Sprachen unter. (generative Grammatik ? hab ich in Erinnerung). Aber lesen mußte ich von ihm dazu nichts.

Gegen Ende des ersten Studium kam er mir als "rabiater" Kritiker der USA unter. Aber da war ich schon kein Marxist mehr. Ich war grundsätzlich erstaunt, ich dachte ein Linguistik-Professor der so "rabiat" ist und dann noch der Berühmteste seiner Art! Da denkt man natürlich rein formal mal nach. Man erwartet ja eher was Anderes.

Die einzige Äußerung, die ich damals von ihm wahrnahm empfand ich etwa auf dem Niveau von Günter Grass, das die Bundesregierung ausländerfeindlich sei ("Mein Freund ist Ausländer". Also ich will jetzt nicht die mögliche Janusköpfigkeit dieser Ausländerfreundlichkeit diskutieren). Genau kann ich mich nicht an die Chomsky-Aussage erinnern. Aber ich denke es war so der Geofaschismus-Level.

Wie gesagt ich war nicht mehr Marxist und fand Chomskys Aussage nicht überzeugend, sondern ideologisch überzogen.

Direkt lesen von Ihm kann ich nichts, die Zeit reicht nicht. Aber es ginbt ja zunächst die Wikipedia. Wir müssen den Antiamerikanimus mal an einem eigenen Thema ausdiskutieren. Also er trieb schon Blüten, die ich ja schilderte und ich denke er ist immer noch aktuell.

Anonym 23. Januar 2010 um 14:08  

"Die gegen die EIGENE Regierung als klar wurde, dass in Haiti mit wichtigen LEBENSMITTELN spekuliert wurde, was die Lebenshaltungskosten VOR dem Beben drastisch verteuert hat, und für viele den sozialen Absturz bedeutete in Haiti."

Ist doch nur Kapitalismus. Was ist dein Problem? Wir leben gut vom Kapitalismus, oder etwa nicht?

Anonym 23. Januar 2010 um 14:12  

"Wie gesagt ich war nicht mehr Marxist und fand Chomskys Aussage nicht überzeugend, sondern ideologisch überzogen."

Genau, Fanatiker, das sind immer nur die Anderen.

Der Kapitalismus mit seinem Respekt vor dem Menschen wird uns alle retten!

Ersticke den Marxisten in dir, hasse ihn, verachte ihn, verfolge ihn und töte ihn!
Dann darfst du vielelicht auch mal im Arsch der Gesellschaft steckend
an den Früchten der Arbeit anderer partizipieren.

Anonym 23. Januar 2010 um 15:35  

"[...]Wir müssen den Antiamerikanimus mal an einem eigenen Thema ausdiskutieren. Also er trieb schon Blüten, die ich ja schilderte und ich denke er ist immer noch aktuell[...]"

Hätte der Herr wohl gerne als Totschlagargument von Diskussionen gegen Obama, George W. Bush und Bill Clintons Politik. Merke: Nicht jeder der die US-Politik kritisiert ist deswegen Antiamerikaner....

...das wissen der Herr aber besser als alle Mitdiskutanten hier, stimmt's?

Anonym 23. Januar 2010 um 16:44  

"[...]Ist doch nur Kapitalismus. Was ist dein Problem? Wir leben gut vom Kapitalismus, oder etwa nicht?
[...]"

Schöner Zynismus, guter Zynismus, wenn es den nicht gäbe, dann würde man wohl an der heutigen Welt verrückt werden. Oder etwa nicht?

Übrigens, der Kapitalismus ist ja tausendmal besser als der autoritäre Staatskommunismus der alten Ära, wenn der auch nix anderes war als Kapitalismus, aber jetzt wird's endgültig verrückt. Oder etwa nicht?

Anonym 23. Januar 2010 um 16:47  

"[...]Ersticke den Marxisten in dir, hasse ihn, verachte ihn, verfolge ihn und töte ihn!
Dann darfst du vielelicht auch mal im Arsch der Gesellschaft steckend
an den Früchten der Arbeit anderer partizipieren[...]"

He, he...erinnert fatal an diesen jüdischen Christenverfolger Saulus der zum fanatischen Judenhasser Paulus wurde - Manche Ex-Marxisten, die neuerdings den überzeugten Neoliberalen geben sind auch nicht besser - heute, im 21. Jahrhundert...

Du hast es völlig richtig erkannt, und beschrieben, lieber anonym....

Danke für....

Christian Klotz 24. Januar 2010 um 11:48  

Zun Anti-Amerikanismus würde man von Twain bis Gore Vidal viel spassiges inneramerikanisches Material finden. Hier ein Gusto-Stückerl zum amerkanischhen Imperialismus von Mark Twain von 1901:
Mine eyes have seen the orgy of the launching of the Sword;
He is searching out the hoardings where the stranger's wealth is stored;
He hath loosed his fateful lightnings, and with woe and death has scored;
His lust is marching on.

I have seen him in the watch-fires of a hundred circling camps;
They have builded him an altar in the Eastern dews and damps;
I have read his doomful mission by the dim and flaring lamps—
His night is marching on.

I have read his bandit gospel writ in burnished rows of steel:
"As ye deal with my pretensions, so with you my wrath shall deal;
Let the faithless son of Freedom crush the patriot with his heel;
Lo, Greed is marching on!"

We have legalized the strumpet and are guarding her retreat;*
Greed is seeking out commercial souls before his judgement seat;
O, be swift, ye clods, to answer him! be jubilant my feet!
Our god is marching on!

In a sordid slime harmonious Greed was born in yonder ditch,
With a longing in his bosom—and for others' goods an itch.
As Christ died to make men holy, let men die to make us rich—
Our god is marching on.

In der Sache hier und heute:
Wenn ich auf die vielen frommen Leute hinweise,die am Montag Christus sagen und damit schon am Sonntag nachweislich Öl meinten, bin ich dann ein Anti-Christ?

Anonym 24. Januar 2010 um 15:27  

"[...]In der Sache hier und heute:
Wenn ich auf die vielen frommen Leute hinweise,die am Montag Christus sagen und damit schon am Sonntag nachweislich Öl meinten, bin ich dann ein Anti-Christ?
[...]"

He, he....gut getroffen.

Man sollte vielleicht einmal einen Text über die "-ismen" als Waffe auflegen.

Ich bin sicher, dass man ein Buch hinbekommt, dass es locker mit der Bibel aufnehmen kann....

Anonym 24. Januar 2010 um 16:56  

"Manche Ex-Marxisten, die neuerdings den überzeugten Neoliberalen geben sind auch nicht besser - heute, im 21. Jahrhundert..."

Ja solche Leute gibts. Host Mahler ist bei der NPD gelandet und jetzt im Bau. Ein Journalist aus Berlin, ein 68-er (kann den Namen jetzt nicht suchen)vertritt die "Theorie", das die SPD deshalb Stimmen verloren hat, weil sie nicht zuviel sondern zuwenig Hartz IV gemacht habe. Man könnte sagen der ist dem System in den Arsch gekrochen. Vielleict glaunbt der aber auch an diese Witztheorie. Ich glaube nicht dran.

Man darf sich dich für einen Marxisten halten, dann privat Jahre zweifeln und dann theoretisch erkennen was falsch ist, bzw, das fast nichts an dieser diesseitigen Religion stimmt.

Jedes marxistische System ist letztlich im Terror versunken.
(Ok Chile konnte sich nicht zu Ende, beweisen, lassen wir das also offen.)
Sollte das Zufall sein?

China hackt systemkritische Blogger und hat bestimmt nichts Gutes vor.
Ob Chavez jetzt die Alternative ist?

Anonym 24. Januar 2010 um 17:10  

Zum Antiamerikanismus werde ich Folgendes versuchen. Ich werde einen Vorgang bzw. Vorgänge ausfindig zu machen versuchen, die eindeutig falsch dargestellt werden.

Wenn es so ist kann es ja nicht rational, sondern muß irrational "Anti-" sein. Aber ich benötige da Hilfe.

Vielleicht finde ich im WDR5 Feature zum Anti-Amerikanismus ein aktuelles Beispiel, denn das die Hunde da nicht bellen und die Blätter fremdartig rauschen wird wohl heute nicht mehr en Vogue sein. Im Gegenteil ich denke an den Indian Summer.

Mit allgemeinen Äußerungen wie bisher kann ich das natürlich nicht zum Erfolg führen. Und vielleicht liege ich ja auch falsch.

Anonym 24. Januar 2010 um 17:39  

Das fand ich allgemein zum (aktuellen) Antiamerikanismus im WDR5 Feature. Mir fällt besonders die "Reflexartigkeit" auf mit der die USA von "links" immer wieder angegangen werden. Das ist immer noch zu allgemein von mir, aber doch schon ein Anfang der Überlegung wert. Ich muß natürlich einschränken, das dies hier vieleicht nicht auf die USA Kritik dieses Blogs paßt. Man möge mir das dann verzeihen, ich will ja nur grundsätzlich was anstossen.

"in Frankreich dozierte der Philosoph Bernhard-Henri Levy, dass die Linke, sobald es um die Vereinigten Staaten gehe,
reflexartig reagiere.

Bernhard-Henri Levy: When America is somewhere, we should be on the
other side. America cannot be on the right side.
Sprecher: Wenn Amerika Stellung bezieht, sollten wir auf der anderen Seite stehen. Amerika kann nicht auf der richtigen sein.
In Jugoslawien, so Levy, habe Amerika auf der richtigen Seite gestanden und die Opfer, die Bosnier, unterstützt, worauf die Linke den Schlächter Milosevic unterstützt habe. Und dasselbe in Darfur, Amerika stehe auf Seiten der Opfer, also unterstützte
die Linke den Sudan. Reflexe wie bei den Pawlowschen Hunden. Mit Präsident Bush, so Levy, habe das nichts zu tun, dass der der schlimmste Präsident seit langem sei, sei ja erwiesen. Was al Qaeda und radikale Muslime betreffe, die
hassten doch nicht, was schlecht sei an Amerika, die Todesstrafe oder die Anti-Abtreibungsbewegung.

Bernhard-Henri Levy: …they hate freedom, they hate women being the
equal of the men, they hate the right for every American and European man or woman to change religion if he wants. So anti-Americanism targets not the bad
but the good side of America.
Sprecher : Nein, sie hassen die Freiheit, sie hassen, dass Frauen Männern gleichgestellt sind, sie hassen das Recht jedes Amerikaners und Europäers, die Religion zu wechseln. Der Antiamerikanismus zielt nicht auf Amerikas schlechte,
sondern auf seine guten Seiten.

Ohne diesen politischen Hintergrund operiert eine überaus interessante Webseite, nämlich “Davids Medienkritik; Politisch unkorrekte Betrachtungen zur Berichterstattung in deutschen Medien“. Sie wird betreut von Ray Drake, der alles
Mögliche aufspießt, beispielsweise das Titelbild einer deutschen Illustrierten, das suggeriert, dass Opel mutwillig von einem amerikanischen Cowboystiefel zermalmt wird. Was die Kenntnisse über die Vereinigten Staaten betrifft, scheint Drake nichts
mehr zu überraschen.

Ray Drake: I had Germans actually ask me, 'Does everyone carry an M-16 around with them in the United States?' And they were absolutely serious. And that's when I began to wonder, 'What's going on here? Where are they getting these crazy ideas?'"
Sprecher: Mich haben Deutsche tatsächlich gefragt: Läuft jeder in den Staaten mit einem M-16 herum? Ernsthaft. Und da hab ich mich gefragt: Was ist hier los?
Wo kommen diese verrückten Ideen her? Das M-16 ist ein Sturmgewehr des Militärs. Vor beinahe 50 Jahren hat der Humorist Art Buchwald in der Londoner Times eine Anzeige aufgegeben: Wer an Amerika
etwas auszusetzen habe, solle ihm doch freundlicherweise mitteilen, warum. Und das geschah dann auch, und Buchwalds Fazit war: Amerikaner wird man erst dann mögen, wenn sie leiser sprechen und den Briten nicht ständig erklären, wer den
Krieg gewonnen hat; wenn sie sich zum Kolonialismus bekennen, kein Öl mehr aus dem Mittleren Osten beziehen, aufhören Kaugummi zu kauen und den Rock and Roll
zu exportieren und endlich anfangen, anständiges Englisch zu sprechen. Wir Deutschen hätten andere Einwände; aber Einwände hätten wir natürlich auch.

Anonym 24. Januar 2010 um 20:37  

"[...]Man darf sich für einen Marxisten halten, dann privat Jahre zweifeln und dann theoretisch erkennen was falsch ist, bzw, das fast nichts an dieser diesseitigen Religion stimmt[...]"

Mag schon sein, aber ich halte mich nicht für einen Marxisten - nicht einmal Karl Marx hielt sich für einen Marxisten. Ein sehr bekannter Spruch von Marx war doch, dass er kein Marxist ist - oder so ähnlich ;-) Was die "diesseitige Religion" angeht, der Neoliberalismus ist reinste Marktgläubigkeit - Ergo auch nur eine weltliche Religion. Manch Ketzer des Kapitalismus, bekannte Wirtschaftsnobelpreisträger, und beides keine Marxisten - Stiglitz und Krugman - vergleichen die Situation gar mit dem Ende des autoritären Sowjetkommunismus. Einziger Unterschied, der hatte kein Geld um seine Ideologie als Untoter weiterleben zu lassen - Nichts anderes passiert derzeit und im angelsächsischen Raum kursieren schon Bücher mit dem Titel "Zombie-Kapitalismus" = Marktgläubigkeit = Neoliberalismus. Obama ist mir übrigens der liebste "Marxist".

"[...]Jedes marxistische System ist letztlich im Terror versunken.
(Ok Chile konnte sich nicht zu Ende, beweisen, lassen wir das also offen.)
Sollte das Zufall sein?[...]"

Die Ex-DDR etwa auch? War die gar schlimmer als der faschistische Nationalsozialismus der Nazis? Was Chile angeht, der Terror dort ging doch von Pinoquet aus - War Pinoquet ein "Marxist" - Bitte bilden Sie sich einmal in Geschichte weiter, bevor Sie hier haltlose Behauptungen aufstellen.

"[...]China hackt systemkritische Blogger und hat bestimmt nichts Gutes vor[...]"

China ist doch das Traumland für Neoliberale - Freiheit nur für das Kapital, alles andere wird mit einer angeblich "marxistischen" Ideologie, die aber reinster Neoliberalismus ist, totgemacht.

"[...]Ob Chavez jetzt die Alternative ist?
[...]"

Die Zeit wird es zeigen ob der Sozialismus des 21. Jahrhunderts mehrheitsfähig ist - Soviel ich weiß geht von Chavez keinerlei Unterdrückung aus - Im Gegensatz zum Traumland der FDP-Freiheits-Stiftung für Rechtsextremisten Honduras. Ich meine die Friedrich-Nauman-Stiftung. Aber das wissen Sie doch sicher besser als ich.

Übrigens, man soll ja Tote nicht gegeneinander aufrechnen, aber wenn man den gescheiterten Staatskommunismus mit dem Kapitalismus reinster Sorte = Neoliberalismus bzw. Faschismus vergleicht, dann sieht die Bilanz doch eher für die Marktgläubigen düster aus....

Der Kommunismus ist tot, aber im Namen des reinsten aller Kapitalisten - den Marktpropheten Hayek/Friedman - wird auch heute noch gemordet, gefoltert und erschossen.

Auch egal, Hauptsache uns geht es gut - auch wenn unser Wohlstand auf täglich wieder wachsenden Leichenbergen beruht....

Ich rede hier übrigens nicht vom sichtbaren Terror durch KZs auf US-Gebiet (z.B. Bagram/Guantanamo/US-Foltergefängnisse sonst wo auf der Welt) - chinesischen Folter- und Todeslagern, in dem Moment wo ich hier sitze, und sonstigen Grausamkeiten sondern ganz einfach und banal von den Todesopfern die der Kapitalismus durch unnötige Hungertote in Afrika, unnötige Sterbefälle durch dreckiges Trinkwasser, unnötige Sterbefälle von im Westen leicht heilbaren Krankheiten tagtäglich verursacht.

Wie bereits erwähnt, der alte autoritäre Staatskommunismus ist weltweit tot, aber der neoliberale Staatsterror eben nicht - in dessen Namen wird heute weltweit gemordet, bewußt verelendet, Lebensgrundlagen entzogen, gefoltert, totgeschossen und sogar wieder vergast.

Egal, ist ja auch nur alles im Rahmen der heiligen Kuh des Kapitalismus die nie so schlimm sein wird, wie der autoritäre - längst tote - Staatskommunismus der Ex-Sowjetunion und der Blockstaaten. Stimmt's`?

Anonym 24. Januar 2010 um 20:38  

Noch was:

Für Ex-Linke, die heute überzeugte Neoliberale geben habe ich persönlich, wegen der Unüberzeugbarkeit den Spitznamen "marktgläubige Taliban" geprägt.

Warum wohl?

Anonym 24. Januar 2010 um 22:22  

"[...]Und vielleicht liege ich ja auch falsch[...]"

Ich denke in Ihren Äußerungen über angebliche Antiamerikaner in der linken Szene liegen sie falsch, die sind dort nicht alleine vertreten, auch in rechtskonservativen bzw. neoliberlalen Kreisen sind Antiamerikaner unterwegs - wenn auch mit anderen Vorzeichen seit George W. Bush nicht mehr Präsident der USA ist. Nun sind die Demokraten - "linke" US-Amerikaner - dran, und es würde mich nicht wundern, wenn es nun wieder eine Inflation von rechtslastigem Antiamerikanismus geben würde.

Zumal Obama ja auf die Freunde der Rechten weltweit - die US-Banken - eindreschen will.

Ich hoffe, dass der "Marxist" Obama sich durchsetzt, denn ich halte es für ein Unding, wie viele in Deutschland und den USA, dass wir als Steuerzahler, und SozialleistungsempfängerInnen, für "deren verursachte Krise" aufkommen sollen.

Man sollte evtl. überlegen die weltweite "Superklasse" bzw. "Elite" komplett auszutauschen, d.h. die Hartz IV-Prediger mal ihre Medizin kosten zu lassen, während man Hartz IV-EmpfängerInnen bzw. Arbeitslose als Minister einstellt.

Es wäre doch einmal lustig einen kompletten "Elite"tausch vorzustellen, und was dann passieren würde - rein fiktiv.

Vielleicht macht Roberto J. de Lapuente es einmal, wenn auch nur in Textform?

Was "-ismus" angeht, da bleibe ich dabei "-ismus" ist mittlerweile zu einer politischen Moralkeule geworden, um Kritiker von unliebsamer Politik mundtot zu machen.

Wieso gibt es eigentlich noch keinen Antiislam"ismus"? Wäre doch nach Antisemit"ismus" und Antiamerian"ismus" mal an der Zeit für? Oder auch nur einen Antideutsch"ismus", wenn Merkel/Von zu Guttenberg und Co. die Bundeswehr weltweit als "neue Wehrmacht" einsetzen....?

Texte wie Ihre machen mir die dringende Notwendigkeit einer neuen "Aufklärung 2.0" mehr als klar....nicht allein im religiösen/nichtreligiösen Bereich sondern überall wo das Haupt der Intoleranz und Menschenfeindlichkeit sich wieder regt.

Ajax 25. Januar 2010 um 17:11  

Also ob ich dem System in den Arsch krieche kann man vielleicht nachdem ich mich aus Fairnessgründen, nun doch entschlossen habe einen Decknamen anzunehmen bereits beurteilen (versuchen). Ich denke man kann anhand der Gedanken nun viele Beiträge diesem Decknamen zuordnen.
Ansonsten kommt es auch nicht darauf an was jemand ist (ich bin politisch einfach nur ich), sondern auf seine Argumente.

Zum Antiamerikanismus kann ich nur sagen. Es ist klar das er existiert, aber es ist nicht leicht ihn an konkreten Themen zu identifizieren. Im Gegenteil man muß ihn ja allgemein abstrakt beschreiben, da er von der konkreten Thematik i. a. unabhängig ist. Wenn man z. B. immer die Gegenposition einnimmt (Reflex) zu dem was die USA außenpolitisch machen, dann ist das doch verdächtig. Es ist unwahrscheinlich, das die USA, die gerade hinsichtlich Kriegsführung durchaus auch den "Hinrichtungsjournalismus" fürchten müssen immer nur alles "böse" machen. Wie gesagt es ist unwahrscheinlich und deshalb verdächtig. Wenn wir das jetzt an einem konkreten Thema untersuchen werden wir und endlos prügeln. Mein Vorschlag, das an einem bestimmten Thema auszudiskutieren trägt also nicht.

Antiamerikanismus ist eine politische Verhaltensweise und muß als solche kritisiert werden.
Ich verweise auf den Post vom
24. Januar 2010 17:39
Das WDR Feature hat das insofern formal richtig gemacht. Man kann aber über den Inhalt diskutieren.

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