Mitgehangen...
Sonntag, 3. Januar 2010
Hienieden, im Schlund der Besitzlosigkeit, verschanzt man sich als Strohmann. Man hilft beflissen, wälzt sich im Bad aus Konsum und Kommerz, kauft und verhandelt, strickt mit am Erhalt jener Gesellschaft, die einen verbannt, ausgestossen, hinabgeschleudert hat. Man kauft um zu erhalten, man kauft und wühlt zuvor in der weiten Leere des Portemonnaies, holt einen mit Nichts gefüllten Scheck hervor und bezahlt dennoch, bezahlt Notwendiges wie Firlefanz. Helfer ist man, Strohmann derer, die den Dreck und die Not bewahren wollen. Sie schicken den Erlegten, den im Sumpf sich je und je wieder Hochziehenden, im Sturmlauf voraus, direkt an die Front, dorthin wo sich der Barone Konto gütlich tut.
Hienieden, in der Knappheit und Verzweiflung, werkelt man arglos und leichtgläubig mit an der Bewahrung der Malaise - an der eigenen wie an der fernab hiesiger Grenzen. Auch in den Wolkenkratzern der Gesellschaft, ebenso in den mittleren Etagen, exportiert man Not und Krise und Tränen. Nur ganz unten, im Dreck, in der Kloake, hat die helfende Hand, das Leben als Strohmann, als Konsumsoldat an der Westfront, andere Qualitäten, verfügt über selbstzerfleischenden Charakter. Man wendet seine dürftigen Groschen auf, um Menschen in den Gossen Afrikas, in den Kloaken Asiens, in den Senkgruben Südamerikas Leid zukommen zu lassen. Stickende Kinderhände, sich zur Ohnmacht pflückende Frauenhände, ungeschützt schweißende Männerhände: Hände, die sich um einen Fetzen Leid reißen. Leid, das immer noch besser wirkt als das Endgültige, als das für immer Abschließende, als der Tod. Leid, das sich für sie als Hoffnung kostümiert hat. Das Elend als mit Rouge und Lippenstift angeschmierter Tod.
Hienieden, im Martyrium westlicher Armut, zwischen eingespritztem Konsumbazillus und leeren Sparkonten, gleicht die konsumierende Einsatzbereitschaft nicht derjenigen, die von oben oder aus der Mitte hervorlugt. Man eilt im Laufschritt seinen Brüdern und Schwestern entgegen, denjenigen nämlich, die andernorts in der Gosse harren, sich dort an der Knappheit laben. Eine Knappheit, die der hiesigen zwar nicht gleicht, die aber ebenso schmerzt und reißt und zerrt, wie alle Knappheiten auf dieser Erde schmerzen und reißen und zerren. Unten, in den unwirtlichen Tälern, in denen der stinkende Nebel sich nie lichtet, aus denen der Übelgeruch nie abzieht, reicht man nicht denen die Hand, die in fernen Gefilden in ebensolchen Tälern kauern - man reicht den Bergvölkern sein schwächliches Händchen, arbeitet mit den Alpöhis zusammen, hat den letzten Viehabtrieb, in dem man selbst als Rindvieh mitwirken durfte, bereits aus seinem Gedächtnis entlassen. Auf der Alm spricht man in selben Zungen; gleiche Sprache, gleicher Strick! An jenem zieht man gemeinsam gegen die Fremden und Fernen. Gemeinsame Sprache: die Alpöhis wissen trefflich mit ihr zu jonglieren, träufeln toxische Worte des gemeinsamen Idioms in die Ohren der Gossenlagerer.
Hienieden, wo es wärmend aus der Pissrinne qualmt, wo der Dreck des einen gelegentlich die Not des anderen zu lindern vermag, ist man unschuldig in Schuld geworfen. Das chronisch brachliegende Innenfutter der Geldbörse erlaubt keine Moral. Im Rachen der Entbehrung giert man nach Schnäppchen, nach billiger Erlösung, nach günstiger und erschwinglicher Befriedigung. Selbst wenn man erkennt, dass diese Gier die Lage in der globalen Gosse verschärft, die Fäkalienberge anwachsen läßt und das neblige Tal unabänderbar absperrt, man entkommt nicht, entschlüpft nicht, kann sich nicht entziehen. Gefangen in Aussichtslosigkeit ergibt man sich der Schuld, verweilt eine Weile in der Einsicht, schuldlos in Schuld geschlittert zu sein, um letzten Endes zu leugnen, zu bestreiten, die eigene, vermeintliche Alternativlosigkeit als Gewissensentlader zu mißbrauchen. Ganz unten, hier wütet fehlender Antrieb neben fehlender Alternative, Schuldhaftigkeit neben Verleugnung, Einsicht neben Ignoranz. Wenn Schuld alternativlos ist, wenn man aus ihr nicht flüchten kann, lindert die Verleugnung und das Wegsehen die seelische Pein.
Hienieden, unter dem Donnerbalken feiner Leute, wo es immerzu Fäkalien regnet, wo man die im Dreck Befindlichen anpisst und anscheißt, entfremdet sich der Mensch von denen, die ihm näherstehen als solche, die nur dieselbe Sprache beherrschen. Er steht angeschissen da, man erklärt ihm täglich, dass er nutzlos geworden ist, spottet über seine Schwächen, mißt jeden Tag, wie sehr sich der Verfall schon an Kleidung und Hygienegepflogenheiten ablesen läßt. Doch nutzlos ist er nicht, er pflastert die Straße der Beharrlichkeit, hält in seiner Zerrissenheit, seiner Scham, seinem eingeflösstem Verbrauchsverhalten die Geschäfte am Leben. Eine befriedete Gosse sichert Ungerechtigkeiten, eine aufmüpfige wäre der Tod der Ungleichheit, der Tod der Krämerstaaten, der Tod des Systems und seinem enthemmten Wachstumsfetisch. Zu befrieden gilt es, befrieden mit Spott und durch Anstacheln des Schamgefühls, durch Botschaften, wie jene, irgendwelche Waren und irgendwelches Zeug unbedingt besitzen zu müssen, um wieder jemand sein zu können. Und durch Entfremdung von denen, die andernorts im Dreck, in der Scheiße, im Rinnsal gutbürgerlicher Schiffe pennen.
Hienieden, wo man Müllschwaden atmet, wo Gestank ein ebenso guter Freund ist wie Knappheit, Unsicherheit und Zukunftsfuror, ist man Mittäter. Mitgestalter, der die Welt nach deren Maßstäben gestaltet, jedoch immer im Glauben, autonom und selbstbestimmend zu handeln. Das Martyrium im Westen, ganz unten zu verwesen, beinhaltet mehr als materielle Not. Es ist voller Zerrissenheit, voller Schuldgefühl, voller Verleugnung, voller Entfremdung, voller Psychosen und voller Resignation. Jeder arme Schlucker, rund um den Globus, leidet auf seine Weise, ist entweder Hungerleider oder Leidender an seiner ihm fremdgewordenen Existenz - oder beides. Im Morast der Gesellschaft wägen sie das Leid ab, richten den Zeigefinger in den Süden, zum schwarzen Kontinent hin, berichten von wahrer, von aufrichtiger Not. Ganz unten im Westen wird man verspottet, werden die gesamten eigenen Nöte verherrlicht - man macht aus Elend Glücksmomente. Glücksmomente, weil man hier hungern, hier zerrissen sein, hier Zukunftsangst haben darf. Hierzulande in der Gosse zu hausen bedeutet, stets die Schnauze zu halten. Halts Maul und sei zufrieden! Es hätte dich schlimmer treffen können! Wovon morgen die neue Hose zu bezahlen ist, verraten solche Stimmen allerdings nie. Hienieden lebt man mit guten Ratschlägen und Entkräftungen, nicht mit Verständnis und Zustimmung.
Hienieden, in der Knappheit und Verzweiflung, werkelt man arglos und leichtgläubig mit an der Bewahrung der Malaise - an der eigenen wie an der fernab hiesiger Grenzen. Auch in den Wolkenkratzern der Gesellschaft, ebenso in den mittleren Etagen, exportiert man Not und Krise und Tränen. Nur ganz unten, im Dreck, in der Kloake, hat die helfende Hand, das Leben als Strohmann, als Konsumsoldat an der Westfront, andere Qualitäten, verfügt über selbstzerfleischenden Charakter. Man wendet seine dürftigen Groschen auf, um Menschen in den Gossen Afrikas, in den Kloaken Asiens, in den Senkgruben Südamerikas Leid zukommen zu lassen. Stickende Kinderhände, sich zur Ohnmacht pflückende Frauenhände, ungeschützt schweißende Männerhände: Hände, die sich um einen Fetzen Leid reißen. Leid, das immer noch besser wirkt als das Endgültige, als das für immer Abschließende, als der Tod. Leid, das sich für sie als Hoffnung kostümiert hat. Das Elend als mit Rouge und Lippenstift angeschmierter Tod.
Hienieden, im Martyrium westlicher Armut, zwischen eingespritztem Konsumbazillus und leeren Sparkonten, gleicht die konsumierende Einsatzbereitschaft nicht derjenigen, die von oben oder aus der Mitte hervorlugt. Man eilt im Laufschritt seinen Brüdern und Schwestern entgegen, denjenigen nämlich, die andernorts in der Gosse harren, sich dort an der Knappheit laben. Eine Knappheit, die der hiesigen zwar nicht gleicht, die aber ebenso schmerzt und reißt und zerrt, wie alle Knappheiten auf dieser Erde schmerzen und reißen und zerren. Unten, in den unwirtlichen Tälern, in denen der stinkende Nebel sich nie lichtet, aus denen der Übelgeruch nie abzieht, reicht man nicht denen die Hand, die in fernen Gefilden in ebensolchen Tälern kauern - man reicht den Bergvölkern sein schwächliches Händchen, arbeitet mit den Alpöhis zusammen, hat den letzten Viehabtrieb, in dem man selbst als Rindvieh mitwirken durfte, bereits aus seinem Gedächtnis entlassen. Auf der Alm spricht man in selben Zungen; gleiche Sprache, gleicher Strick! An jenem zieht man gemeinsam gegen die Fremden und Fernen. Gemeinsame Sprache: die Alpöhis wissen trefflich mit ihr zu jonglieren, träufeln toxische Worte des gemeinsamen Idioms in die Ohren der Gossenlagerer.
Hienieden, wo es wärmend aus der Pissrinne qualmt, wo der Dreck des einen gelegentlich die Not des anderen zu lindern vermag, ist man unschuldig in Schuld geworfen. Das chronisch brachliegende Innenfutter der Geldbörse erlaubt keine Moral. Im Rachen der Entbehrung giert man nach Schnäppchen, nach billiger Erlösung, nach günstiger und erschwinglicher Befriedigung. Selbst wenn man erkennt, dass diese Gier die Lage in der globalen Gosse verschärft, die Fäkalienberge anwachsen läßt und das neblige Tal unabänderbar absperrt, man entkommt nicht, entschlüpft nicht, kann sich nicht entziehen. Gefangen in Aussichtslosigkeit ergibt man sich der Schuld, verweilt eine Weile in der Einsicht, schuldlos in Schuld geschlittert zu sein, um letzten Endes zu leugnen, zu bestreiten, die eigene, vermeintliche Alternativlosigkeit als Gewissensentlader zu mißbrauchen. Ganz unten, hier wütet fehlender Antrieb neben fehlender Alternative, Schuldhaftigkeit neben Verleugnung, Einsicht neben Ignoranz. Wenn Schuld alternativlos ist, wenn man aus ihr nicht flüchten kann, lindert die Verleugnung und das Wegsehen die seelische Pein.
Hienieden, unter dem Donnerbalken feiner Leute, wo es immerzu Fäkalien regnet, wo man die im Dreck Befindlichen anpisst und anscheißt, entfremdet sich der Mensch von denen, die ihm näherstehen als solche, die nur dieselbe Sprache beherrschen. Er steht angeschissen da, man erklärt ihm täglich, dass er nutzlos geworden ist, spottet über seine Schwächen, mißt jeden Tag, wie sehr sich der Verfall schon an Kleidung und Hygienegepflogenheiten ablesen läßt. Doch nutzlos ist er nicht, er pflastert die Straße der Beharrlichkeit, hält in seiner Zerrissenheit, seiner Scham, seinem eingeflösstem Verbrauchsverhalten die Geschäfte am Leben. Eine befriedete Gosse sichert Ungerechtigkeiten, eine aufmüpfige wäre der Tod der Ungleichheit, der Tod der Krämerstaaten, der Tod des Systems und seinem enthemmten Wachstumsfetisch. Zu befrieden gilt es, befrieden mit Spott und durch Anstacheln des Schamgefühls, durch Botschaften, wie jene, irgendwelche Waren und irgendwelches Zeug unbedingt besitzen zu müssen, um wieder jemand sein zu können. Und durch Entfremdung von denen, die andernorts im Dreck, in der Scheiße, im Rinnsal gutbürgerlicher Schiffe pennen.
Hienieden, wo man Müllschwaden atmet, wo Gestank ein ebenso guter Freund ist wie Knappheit, Unsicherheit und Zukunftsfuror, ist man Mittäter. Mitgestalter, der die Welt nach deren Maßstäben gestaltet, jedoch immer im Glauben, autonom und selbstbestimmend zu handeln. Das Martyrium im Westen, ganz unten zu verwesen, beinhaltet mehr als materielle Not. Es ist voller Zerrissenheit, voller Schuldgefühl, voller Verleugnung, voller Entfremdung, voller Psychosen und voller Resignation. Jeder arme Schlucker, rund um den Globus, leidet auf seine Weise, ist entweder Hungerleider oder Leidender an seiner ihm fremdgewordenen Existenz - oder beides. Im Morast der Gesellschaft wägen sie das Leid ab, richten den Zeigefinger in den Süden, zum schwarzen Kontinent hin, berichten von wahrer, von aufrichtiger Not. Ganz unten im Westen wird man verspottet, werden die gesamten eigenen Nöte verherrlicht - man macht aus Elend Glücksmomente. Glücksmomente, weil man hier hungern, hier zerrissen sein, hier Zukunftsangst haben darf. Hierzulande in der Gosse zu hausen bedeutet, stets die Schnauze zu halten. Halts Maul und sei zufrieden! Es hätte dich schlimmer treffen können! Wovon morgen die neue Hose zu bezahlen ist, verraten solche Stimmen allerdings nie. Hienieden lebt man mit guten Ratschlägen und Entkräftungen, nicht mit Verständnis und Zustimmung.
13 Kommentare:
Die Vorlage ist zu komplex, um ihr nach kurzem Überfliegen vollkommen gerecht werden zu können.
Aber seit einiger Zeit frage ich mich: Wen sollen diese sich auf die "Elendsproblematik" konzentrierenden Botschaften erreichen?
Den Verängstigten und Verunsicherten doch nicht? Man stelle sich vor, der verstehe, das hier sein Schicksal geschildert wird. Wie sollte er das ertragen?
Derjenige dessen "Mitempfinden" geweckt werden sollte, (und der in der Masse etwas ändern könnte) liest das hier doch i. a. nicht, wenn er es nicht prinzipiell schon weiß, auch wenn er es nicht so schmuckvoll zu formulieren wüßte.
Wie überhaupt ist was zu ändern? Selbst wenn der Kampf gegen den Erwerbslosen beendet wäre, wenn er also Verständnis bekäme, wäre damit das Problem der Erwerbslosigkeit nicht beseitigt.
Und wenn die Erwerbstätigkeit fehlt, fehlt die Voraussetzung für alles, wie "Experten" feststellen, wobei sie gleichzeitig die Behandlung des Erwerbslosen durch das System nicht hinterfragen.
Das beste ist immer (auch wenn es jetzt dafür ein Phrasenschwein geben müßte) Hilfe zur Selbsthilfe. Durch Solidarität und Stütze allein würde der "der ganz unten ist" kein neues Selbstbewußtsein oder neue Selbstachtung gewinnen.
Aber wie sieht die Hilfe zur Selbsthilfe aus?
Jemand meinte mal zu mir, wenn sie nicht mehr terrorisiert würden, würden sie vielleicht privat, über ihre Hobbys Initiative entwickeln können. Ja vielleicht?
Für den Aufstand, der von Ihnen selbst ausginge jedenfalls, fallen sie aus, und die von denen sie geführt werden müßten existieren nicht.
Und nicht zu vergessen: Wer nichts mehr hat, hat doch Konsum! Jedes Hartz IV-Kleinkind lernt sehr schnell, dass die Existenzberechtigung ans Konsumieren gebunden ist, ja, dass sich die immer noch als Popanz hochgehaltene Freiheit durch Arbeit längst durch Konsumzwang ersetzt wurde. Und da die Mittel knapp sind, kauft man minderwertiges, überflüssiges, schön glänzendes: Produziert von den Klassenbrüdern im fernen Osten, deren Arbeitskraft tatsächlich gebraucht wird, da sie zur Zeit noch billiger als Maschinen sind. Was kommt danach?
Es ist doch das gemeinsame Schicksal aller derartiger Versuche, die sozialen Ungerechtigkeiten sichtbar zu machen, dass die Betroffenen zu nahe dran sind um das globale Ausmaß zu erkennen, und dass die Nutznießer der sozialen Missstände an deren Verstärkung oder zumindest Aufrechterhaltung interessiert sind und daher gegen solche Publikationen wie "ad sinistram" allenfalls mit der Gewalt ihrer dienstbaren Kanzleien vorgehen würden wenn – ja wenn - eine messbare Wirkung von ihnen ausginge, die sich in sozialer Unruhe, korrekter Schuldzuweisung an die verantwortlichen "Eliten" – kurz als Bedrohung "des Aufschwungs" manifestieren würde.
Solange unsere "Eliten" unangefochten die öffentliche Meinung und die öffentliche Wahrnehmung globaler Ungerechtigkeiten beliebig großflächig manipulieren und die wahren Kausalitäten nahezu perfekt verstecken können brauchen sie die blogger-Szene gar nicht als Bedrohung ihrer "Ertragslage" wahrzunehmen.
Ich kann mir beispielsweise nicht vorstellen, dass ein "Baron Polynom von Guttenberg" oder der Vordenkerstab in unserem "hoch geschätzten" Kanzleramt so etwas wie "ad sinistram" überhaupt zur Kenntnis nimmt.
Und trotzdem halte ich Herrn de la Fuentes beharrliches und sprachmächtiges Engagement für einen wesentlichen Beitrag, der zusammen mit vielen anderen ähnlichen Bemühungen einen Funken Glut immer wieder neu anfacht und erhält.
Nur wenn es Menschen gibt, die das eigene, innere Brennen immer wieder und wieder nach außen tragen, können wir hoffen, dass aus dem Funken eines Tages ein Feuer wird.
"Und nicht zu vergessen: Wer nichts mehr hat, hat doch Konsum! Jedes Hartz IV-Kleinkind lernt sehr schnell,"....
Was soll diese erhabene Attidüde über den Konsum von Menshcen, die von Hartz 4 leben müssen?
Ist etwa der Konsum der sogenannten "Mittelschichten oder der Luxuskonsum der Oberschichten moralisch gerechtfertigter?
Die gerade in Deutschland so hohe Arbeitslosigkeit ist doch gerade Ursache und Beweis dafür, dass gemessen am Arbeitskräftepotential als auch am Produktionspotential dieses Landes hierzulande viel zu wenig konsumiert wird.
Millionen von Menschen sind doch weitgehend vom "konsumterror" ausgeschlossen, woran auch billige Touch Screen -Handys nichts ändern.
"Solange unsere "Eliten" unangefochten die öffentliche Meinung und die öffentliche Wahrnehmung globaler Ungerechtigkeiten beliebig großflächig manipulieren und die wahren Kausalitäten nahezu perfekt verstecken können"...., schreibt magus...
So lange diesen Eliten nicht ihre ökonomische und damit auch politische Macht über diese Gesellschaft aus den Händen geschlagen wurde, so lange werden sie die öffentliche Meinung weitgehend beherrschen, sie verfügen einfach über riesige ökonomische Mittel um sich fast alles und jeden zu kaufen um so die öffentliche "Meinung" in ihrem Interesse zu manipulieren.(siehe z.B. NDS-Seiten)
Und diese Manipulation macht keineswegs vor dem hier und jetzt halt, sie ertreckt sich auch auf die Sicht der Geschichte, findet Eingang in die Schul- und Lehrbücher aller Bildungseinrichtungen, kommt sogar bei der Fabrizierung von "Prognosen" zu Einsatz.
Muss man sich wundern, dass so normale Zeitgenossen fast wie "gedopt" fast nur wiedergeben, was sie zuvor irgendwo aufgeschnappt haben?
Es ist sinnlos, sich über die "manipulierte Masse" zu echauffieren, sie hat in dieser Klassen- bzw. Ausbeutergesellschaft in ihrer Mehrheit kaum die Chance zu einer objektiven Sichtweise auf diese Welt, schon gar nicht als vereinzelte Zeitgenossen.
Letztlich entscheidet eben auch nicht das "Denken" oder "Wissen" allein wie es weitergeht, sondern, ob dieses auch in konkreten Widerstand gegen die Herrschenden mündet.
Ich jedenfalls glaube nicht, dass sich ohne wirklich revolutionöre Veränderung der gegenwärtigen Machtverhältnisse wirklich etwas ändert, wer denen, die heute fast alle Macht besitzen die Macht auch weiter überlassen will hat schon längst zumindest heimlich vor deren Macht kapituliert.
Und kommt mir da nicht als "glorreiches Beispiel" mit "Mauerfall" und "friedlicher Revolution" anno 89 in der DDR, dass war keine Revolution sondern eine von außen massiv angestiftete und geförderte Konterrevolution, ein Schritt zurück in der Geschichte.
Das braucht niemand mehr, es muss vorwärts gehen!
Etwas fehlt zu einer Revolution:
Die nicht nur empfundene, die Seele zerstörende, sondern die physische, existenzielle, die lebensbedrohliche Not.
In Deutschland werden die Lebensgrundlagen des "unteren" Bevölkerungsdrittels ganz homöopathisch langsam immer mehr verschlechtert.
Der mentale Druck wird immer lastender aber "man" wird darauf achten, dass nicht Mangel - und Elends-Seuchen wie im 19.Jhdt. um sich greifen, die Kindersterblichkeit nicht rapide zunimmt. So kann man immer vom "Jammern auf hohem Niveau" reden und wie gut es "uns" doch eigentlich geht - wo doch sogar der Herr Minister einen Teller Armensuppe auslöffeln kann und hinterher davon schwärmt, wie gut die doch war – nichts zu beanstanden!
Ein "revolutionäres Bewusstsein" sehe ich weit und breit nicht heranreifen und ich bin auch im Zweifel, ob eine Revolution im engeren Sinne wirklich das ist, was wir uns in Deutschland wünschen sollten.
Ein Patentrezept hat offenbar niemand.
Bemerkenswert:
Leistungen nach Hartz IV:
Summe passive Leistungen 20 Milliarden jährlich
Summe Kosten Verwaltung , 1 Euro - Jobs, usw.
10 Milliarden Euro
Es ist kein Geld da um die regelsätze anzuheben.
@ maguscarolus:
Ein Schmettlering, heißt es, der einfach nur seinem Wesen treu bleibt und eben fliegt, kann mit seinem Flügelschlag am anderen Ende der Erde einen Sturm bewirken.
Der Flügelschlag muss keine Kraftanstrengung sein und der Sturm kein Kampf, der zudem immer in einem Nullsummenspiel endet - wie gehabt.
Unterschätzen Sie nicht die Wirkung von Worten bzw. die Artikulation von Empfundenem, Erlebtem und Reflektiertem. Das Unartikulierte würde nur in der Verdrängung landen, und davon hatten und haben wir wahrlich schon genug - bei aller offiziell genehmigter und gefördeter Informationsflut, medialer Zudröhnung und Werbung, die wiederum zu emotionaler und geistiger Lähmung führen.
Ad sinistram mögen nicht viele kennen und ist vielleicht nicht berühmt. Man kann bedeutend sein und wirken, ohne berühmt zu sein. Vielleicht sogar nur dann.
Und die Wirkung wäre oder würde wohl eine andere oder irgendwann keine, wenn es überhaupt um Ruhm/ Bekanntheit und später um deren Erhaltung ginge.
Und diese Manipulation macht keineswegs vor dem hier und jetzt halt, sie ertreckt sich auch auf die Sicht der Geschichte, findet Eingang in die Schul- und Lehrbücher aller Bildungseinrichtungen, kommt sogar bei der Fabrizierung von "Prognosen" zu Einsatz.
Um das mal aufzugreifen, auch da du anno 89 erwähnt hast. Mir zieht es regelmäßig die Schuhe aus, wenn mein Kind wiedergibt, was es über historische Ereignisse in der Schule gelernt hat. Da stehen einem die Haare zu Berge, weil man nicht weiß, wie man darauf reagieren soll.
#1 "[...] Aber seit einiger Zeit frage ich mich: Wen sollen diese sich auf die "Elendsproblematik" konzentrierenden Botschaften erreichen? [...]"
Irgendwie kann ich dat nachvollziehen ...
#3 "Es ist doch das gemeinsame Schicksal aller derartiger Versuche, die sozialen Ungerechtigkeiten sichtbar zu machen, dass die Betroffenen zu nahe dran sind um das globale Ausmaß zu erkennen, und dass die Nutznießer der sozialen Missstände an deren Verstärkung oder zumindest Aufrechterhaltung interessiert sind und daher gegen solche Publikationen wie "ad sinistram" allenfalls mit der Gewalt ihrer dienstbaren Kanzleien vorgehen würden wenn – ja wenn - eine messbare Wirkung von ihnen ausginge , die sich in sozialer Unruhe, korrekter Schuldzuweisung an die verantwortlichen "Eliten" – kurz als Bedrohung "des Aufschwungs" manifestieren würde.[...]"
Es iss wirklich die Frage: Wat iss dat Ziel unn wie will ich dat erreichen?
"[...] Und trotzdem halte ich Herrn de la Fuentes beharrliches und sprachmächtiges Engagement für einen wesentlichen Beitrag, der zusammen mit vielen anderen ähnlichen Bemühungen einen Funken Glut immer wieder neu anfacht und erhält. [...]"
Frei nach Goethe: "Der (ehrlichen) Meinung bin auch, allein mir fehlt der Glaube!"
#5 "Ich jedenfalls glaube nicht, dass sich ohne wirklich revolutionöre Veränderung der gegenwärtigen Machtverhältnisse wirklich etwas ändert, [...]"
Bingo! Wenn Du meinst: "Es muss brennen!" dann haste imo einfach nur recht. Alles andere (iss nur SprachGEWALT, aber für die Füße) iss nur Seelenselbstmassage: "Mann sinn mir guud, dene habbe mir's heud abber widder gegebbe, gelle! Kann ich bidde noch e' Kaffeesche habbe?"
Beste Grüße
unzufriedenheit und unruhe sind doch nicht nur bei dem unteren drittel sondern auch bei grossen teilen der sog. mittelschicht vorhanden. und, auch wenn sich die meisten zuwenig oder keine gedanken über den wachstumswahnsinn und arbeitswahn machen - ein gewisses unbehagen und eine wut auf "die da oben" sind durchaus vorhanden. und nur, wenn immer wieder darauf aufmerksam gemacht wird, daß ein "weiter so" unser aller ende bedeutet und nur alle irgendwie abhängig beschäftigten, vom 1 € jobber bis zum kleinen handwerksmeister mit kleinbetrieb gemeinsam das widerliche treiben des großbürgertums und seiner lakaien beenden können, besteht die vage hoffnung, daß es eines tages ein lebenswürdiges dasein für alle geben wird. nur - im guten wird das nicht gehen.darum sind die robertos und ihre texte notwendig.
Tach zusammen,
viele der Kommentare ließen sich unter der Frage, "Was tun?", zusammenfassen. Für mich haben Blogs wie dieser den positiven Effekt, dass Leute, die das Gefühl haben, dass wir nicht mehr so weiter machen können wie bisher, merken, dass sie damit nicht allein sind.
Doch, womit erreicht man mehr Menschen, so dass eine breitere Bewegung entsteht? Das Ziel dieser Bewegung wäre das Anstoßen einer Diskussion darüber, wie wir eigentlich zusammenleben wollen.
Ich finde wenn es Senor De Lapuentes Worte als wohltuenden Ausgleich zum Mainstream-Journalismus nicht mehr gäbe, was könnte ich dann noch lesen ?
Qui bono ?
Einigen öffnet es die Augen, andere bestätigt es in Ihrer Meinung, langsam werden es mehr, was herr De Lapuente sicher auch an der Leserzahl sehen kann. Wie A. Müller schon schrieb, müssen nach und nach Gesprächskreise erweitert werden um diese absterbende Gesellschaftsordnung in unserem Sinne zu beseitigen und nicht wieder in ein faschistisches Experiment rutschen zu lassen.
Da kann jeder sicher was in seiner Heimat beitragen.
Auch finde ich die Diskussion eigentlich falsch, warum schreibt er das ?! Warum muss er das im reichsten Land Europas überhaupt thematisieren - müsste die Frage lauten ?
MfG
der Hans
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