Nie wieder!
Samstag, 30. Januar 2010
Mit Nie wieder! Nie wieder! haben sie den kürzlich begangenen Holocaustgedenktag erfüllt, Betroffenheitsmiene und Bestürzungsgesicht inbegriffen, beteuert und versichert, dass das, was einst geschah, nie wieder, nie wieder geschehen dürfe. Es war wie in den Jahren zuvor, wie eigentlich immer schon, ein höchst ritualisiertes Gedenken, zwischen bundestäglicher Rührung und eigens für den Anlass herausgekramten Mitfühlens, eingepackt in einstudierte Ansprachen, die keinen Gemeinplatz ausließen, die vor Binsenweisheit strotzten, sich so anhörten, wie schon unzählige Ansprachen zuvor, so klangen, als habe man archivierte Reden abgestaubt und auf ein Neues vorgetragen.
Ansprachen voller Nie wieder! Vorträge betrunken von Nie wieder! Festreden übersatt an Nie wieder! Wenn es doch nur ein gelebtes, beseeltes Nie wieder! wäre! Ein aufrichtiges, ein ehrliches, ein verwurzeltes Lebensgefühl dieser politischen Marktschreier-Gilde, die da in den Sitzbänken lümmelte, den Rednern gebannt lauschend, dabei lobend und affirmativ nickend und lebhaft applaudierend. Wenn dem ritualisierten Gedenken nur eine Philosophie zugrunde läge! Eine Lebensphilosophie! Doch wo ein hohes Gut, beispielsweise jenes Nie wieder!, in Fleisch und Blut überging, da ist kein Gedenktag mehr notwendig. So benötigt man keinen festgelegten Tag, an dem man eine Liturgie auf das Atmen begeht, mit allerlei Bräuchen, Riten und Atemübungen. Zu atmen ist dem Menschen in Fleisch und Blut gegeben, er tut es unbedacht - dem Unbedachten muß nicht gedacht werden. Aber Nie wieder! Nie wieder!: es ist nötiger denn je!
Da glänzen feiste Antlitze und aufgedonnerte Festtagsgesichter aus den Reihen, aufgelöst in Andacht und Betroffenheit - jedenfalls allem Anschein nach -, klatschen, bestätigen und schwören der Barbarei von einst ab, drehen sich dann, nach getaner Lauscharbeit, zu den Kameras und Objektiven der Alltagspolitik, um in ihrem ordinären Trott zu schwelgen. Nach abgeschlossener Betroffenheitsarbeit folgt das Tagwerk. Noch ein kurzes, stärkendes Nie wieder! sich selbst geflüstert, um sich des hochherzigen Anspruches, dessen man sich selbst verschrieben hat, nochmals zu versichern, ihn sich von neuem einzubläuen - und dann in die Hände gespuckt, schließlich ist Werktag und man hat sich am Tagesgeschäft abzuschuften. Zu schuften an den Heeren von Sozialschmarotzern, die man in Interviews und Stellungnahmen verurteilt, verunglimpft und strenger bestraft sehen will; zu schuften an Legionen von Ausländern, Moslems bevorzugt, die der deutschen Leitkultur nicht unter Selbstaufgabe ihrer terroristischen Herkunft nachgehen wollen; zu schuften an fortschrittlichen Ideen wie Ausweisung bei Zuwiderhandlung und Zwangsarbeit bei Arbeitslosigkeit.
Bei so einer Plackerei kann man das Nie wieder! schon mal aus den Augen verlieren. Und weil dem so ist, weil man nur zu gerne vergisst und verbummelt, sind Gedenktage unentbehrlich. Man erinnere jene hohen Herrschaften aus Politik, Presse und Fernsehen, aus den Vorzimmern der staatlichen Allmacht, allerdings nur an jenem Gedenktag an dieses Nie wieder! Während des Jahres erntet man Giftpfeile, wenn man die Hetzpropaganda jener braunen Tage mit derjenigen vergleicht, die heute in gebräunten Runen von weißem Papier stieren. Soetwas könne heute gar nicht mehr vorkommen, beschwichtigt man, der Pogrom sei ausgeschlossen, Volksverhetzung verboten, das Nie wieder! habe man ja auch rituell geschworen. Nur nicht übertreiben! Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen! Bloß nicht dramatisieren!
An jenem Gedenktag, diesem geheucheltem Gesellschaftsritual, gilt das Nie wieder! den Morden, den Gruben voller Leichen, der Vergasung, den Kopfschüssen, der Marter durch Arbeit. Nie wieder! Nie wieder! Aber was davor geschah, die Schmähung, die Beleidigung, der Rufmord an einer ganzen Gesellschaftsgruppe, die Verleumdung, die Treiberei, das Gehetze, Berichte voller ehrabschneidender Unwahrheit, Betonung der Fremd- und Andersartigkeit, der Faulheit und Verschlagenheit, all dies und noch mehr, dieses Vorspiel der Vernichtungslager, diese enorme Komposition des deutschen Kampagnenjournalismus' jener Tage - all dies beinhaltet Nie wieder! nicht. Es ist, als wollte man in solchen Gedenkzeremonien verdeutlichen, man könne die letzte, die mörderische Konsequenz unschädlich machen. Aber alles andere, das erzeugte Klima aus Angst und Hass, aus Aufwiegelung und Lynchakten, alles was vor dem Mord und dem Arbeitslager kam, könne man behalten. Nie wieder! für Mord, Immer wieder gerne! für den Weg dorthin, für das Geplänkel davor.
Nie wieder! Auschwitz wiederholt sich nicht. Massengräber wird es möglicherweise nicht mehr geben, Gaskammern schon gar nicht. Auch wenn der Mensch aus seiner Geschichte kaum lernt, nicht imstande ist, positive Schlüsse aus ihr zu ziehen, so lernt er aus ihr doch, wie er seine Bosheit derart kostümieren kann, dass sie weniger boshaft aus der Wäsche schaut. Nach Auschwitz führt das erzeugte Klima dieser Tage fürwahr nicht. Es reicht, wenn das vergiftete Klima dazu beiträgt, ungeliebte Personen sozial kaltzustellen, sie in städtische Randbezirke, banlieues und Ghettos zu pferchen, ihnen Chancengleichheit für Bildung und Beruf zu rauben, sie kulturell und infrastrukturell auszugrenzen. Man mordet veredelt, man tötet nicht physisch, man beseitigt psychisch - körperliche Spätfolgen ohne Gewähr.
Nie wieder! Nie wieder!, beten sie alljährlich ihren Kanon herunter. Man wünschte sich, sie würden nie wieder Nie wieder! rufen - rufen müssen! Nie wieder Gedenktage, die an Nie wieder! erinnern müssen! Solange man erinnern muß, ist die Grundlage des Nie wieder!, nämlich der Mensch als Peiniger und Schlächter des Menschen, nicht in weite Ferne gerückt - es steht unmittelbar ante portas...
Ansprachen voller Nie wieder! Vorträge betrunken von Nie wieder! Festreden übersatt an Nie wieder! Wenn es doch nur ein gelebtes, beseeltes Nie wieder! wäre! Ein aufrichtiges, ein ehrliches, ein verwurzeltes Lebensgefühl dieser politischen Marktschreier-Gilde, die da in den Sitzbänken lümmelte, den Rednern gebannt lauschend, dabei lobend und affirmativ nickend und lebhaft applaudierend. Wenn dem ritualisierten Gedenken nur eine Philosophie zugrunde läge! Eine Lebensphilosophie! Doch wo ein hohes Gut, beispielsweise jenes Nie wieder!, in Fleisch und Blut überging, da ist kein Gedenktag mehr notwendig. So benötigt man keinen festgelegten Tag, an dem man eine Liturgie auf das Atmen begeht, mit allerlei Bräuchen, Riten und Atemübungen. Zu atmen ist dem Menschen in Fleisch und Blut gegeben, er tut es unbedacht - dem Unbedachten muß nicht gedacht werden. Aber Nie wieder! Nie wieder!: es ist nötiger denn je!
Da glänzen feiste Antlitze und aufgedonnerte Festtagsgesichter aus den Reihen, aufgelöst in Andacht und Betroffenheit - jedenfalls allem Anschein nach -, klatschen, bestätigen und schwören der Barbarei von einst ab, drehen sich dann, nach getaner Lauscharbeit, zu den Kameras und Objektiven der Alltagspolitik, um in ihrem ordinären Trott zu schwelgen. Nach abgeschlossener Betroffenheitsarbeit folgt das Tagwerk. Noch ein kurzes, stärkendes Nie wieder! sich selbst geflüstert, um sich des hochherzigen Anspruches, dessen man sich selbst verschrieben hat, nochmals zu versichern, ihn sich von neuem einzubläuen - und dann in die Hände gespuckt, schließlich ist Werktag und man hat sich am Tagesgeschäft abzuschuften. Zu schuften an den Heeren von Sozialschmarotzern, die man in Interviews und Stellungnahmen verurteilt, verunglimpft und strenger bestraft sehen will; zu schuften an Legionen von Ausländern, Moslems bevorzugt, die der deutschen Leitkultur nicht unter Selbstaufgabe ihrer terroristischen Herkunft nachgehen wollen; zu schuften an fortschrittlichen Ideen wie Ausweisung bei Zuwiderhandlung und Zwangsarbeit bei Arbeitslosigkeit.
Bei so einer Plackerei kann man das Nie wieder! schon mal aus den Augen verlieren. Und weil dem so ist, weil man nur zu gerne vergisst und verbummelt, sind Gedenktage unentbehrlich. Man erinnere jene hohen Herrschaften aus Politik, Presse und Fernsehen, aus den Vorzimmern der staatlichen Allmacht, allerdings nur an jenem Gedenktag an dieses Nie wieder! Während des Jahres erntet man Giftpfeile, wenn man die Hetzpropaganda jener braunen Tage mit derjenigen vergleicht, die heute in gebräunten Runen von weißem Papier stieren. Soetwas könne heute gar nicht mehr vorkommen, beschwichtigt man, der Pogrom sei ausgeschlossen, Volksverhetzung verboten, das Nie wieder! habe man ja auch rituell geschworen. Nur nicht übertreiben! Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen! Bloß nicht dramatisieren!
An jenem Gedenktag, diesem geheucheltem Gesellschaftsritual, gilt das Nie wieder! den Morden, den Gruben voller Leichen, der Vergasung, den Kopfschüssen, der Marter durch Arbeit. Nie wieder! Nie wieder! Aber was davor geschah, die Schmähung, die Beleidigung, der Rufmord an einer ganzen Gesellschaftsgruppe, die Verleumdung, die Treiberei, das Gehetze, Berichte voller ehrabschneidender Unwahrheit, Betonung der Fremd- und Andersartigkeit, der Faulheit und Verschlagenheit, all dies und noch mehr, dieses Vorspiel der Vernichtungslager, diese enorme Komposition des deutschen Kampagnenjournalismus' jener Tage - all dies beinhaltet Nie wieder! nicht. Es ist, als wollte man in solchen Gedenkzeremonien verdeutlichen, man könne die letzte, die mörderische Konsequenz unschädlich machen. Aber alles andere, das erzeugte Klima aus Angst und Hass, aus Aufwiegelung und Lynchakten, alles was vor dem Mord und dem Arbeitslager kam, könne man behalten. Nie wieder! für Mord, Immer wieder gerne! für den Weg dorthin, für das Geplänkel davor.
Nie wieder! Auschwitz wiederholt sich nicht. Massengräber wird es möglicherweise nicht mehr geben, Gaskammern schon gar nicht. Auch wenn der Mensch aus seiner Geschichte kaum lernt, nicht imstande ist, positive Schlüsse aus ihr zu ziehen, so lernt er aus ihr doch, wie er seine Bosheit derart kostümieren kann, dass sie weniger boshaft aus der Wäsche schaut. Nach Auschwitz führt das erzeugte Klima dieser Tage fürwahr nicht. Es reicht, wenn das vergiftete Klima dazu beiträgt, ungeliebte Personen sozial kaltzustellen, sie in städtische Randbezirke, banlieues und Ghettos zu pferchen, ihnen Chancengleichheit für Bildung und Beruf zu rauben, sie kulturell und infrastrukturell auszugrenzen. Man mordet veredelt, man tötet nicht physisch, man beseitigt psychisch - körperliche Spätfolgen ohne Gewähr.
Nie wieder! Nie wieder!, beten sie alljährlich ihren Kanon herunter. Man wünschte sich, sie würden nie wieder Nie wieder! rufen - rufen müssen! Nie wieder Gedenktage, die an Nie wieder! erinnern müssen! Solange man erinnern muß, ist die Grundlage des Nie wieder!, nämlich der Mensch als Peiniger und Schlächter des Menschen, nicht in weite Ferne gerückt - es steht unmittelbar ante portas...
23 Kommentare:
Nie wieder käufliche Politiker, DAS wäre ein lohnendes Ziel für die Wähler.
Aber der Mensch ist eben kein vernunftbegabtes Wesen, wie immer wieder behauptet wird. Das lernt man schon im Rhetorikkurs, der Mensch wird eher über seine Emotionen angesprochen. An die Vernunft zu appellieren, ist meistens vergebene Liebesmühe.
"Aber der Mensch ist eben kein vernunftbegabtes Wesen..."
Sagen wir so - er macht zumindest nicht viel aus dieser Begabung. Ich steh' auf dieses Fünkchen Hoffnung... ;)
Hier noch etwas zur 'Nie-wieder-Rhetorik'.
Jaha... : Nie wieder CDU/CSU/SPD/FDP/Oliv-Grüne! Nie wieder käufliche Politiker! Nie wieder selbstherrliche profitgierige Unternehmer! Nie wieder Leiharbeit! Nie wieder Sklavenöhne! Nie wieder Neoliberalismus! Nie wieder Ausbeutung des Menschen durch den Menschen!
Nie wieder Nato!
Wann werden die ersten Gedenktage kommen, wo man sich voller Abscheu an jene HEUTIGE HÖLLE erinnert?
Bakunin
PS: Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen! Aber was hilft alle "Vernunft" ohne dazugehörigen Charakter?
Lieber Roberto J. de Lapuente,
danke - Du hast hier wirklich einmal auf den Punkt gebracht was ich schon lange denke.
Der Holocaust wird immer wieder zitiert, aber die Vorstufe zum Holocaust, die eben in Hetzkampagnen vieler Zeitungen und Zeitschriften damals, und Filmen wie "Jud Süß" von Veit Harlan, wo Juden mit Parasiten und Ratten verglichen wurden (Woher kommt mir dies nur so bekannt vor?) sehr gerne vergessen.
Heute benötigt man keine Vernichtungs- und Arbeitslager mehr, die ganze Gesellschaft ist mittlerweile ein Arbeitslager für Außenseiter geworden - die Blockwarte sind unsere selbsternannten "Eliten" - auch das hast du treffen auf den Punkt gebracht.
Das "Nie wieder" ist längst von gestern wir sind mitten drin in einer neuen Art der Menschenfeindlichkeit, die zwar (noch) nicht so brutal ist wie der Holocaust, aber die Vorstufe dazu haben wir längst erreicht, wenn nicht sogar überschritten....
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Haben Sie eigentlich schon mal versucht einen solchen Beitrag der FAZ anzubieten. Ich habe es häufig, freilich weniger wortgewaltig aber in selbem Tenor oft versucht, bin aber mit Hunderten von Versuchen gescheitert. Andererseits habe ich mich immer gefragt, ob das dort nicht vielleicht doch jemand gelesen hat, bevor es in den Papierkorb wanderte.
Von Spektrum der Wissenschaft, ja sogar der Hör-Zu bekam ich immerhin Rückmeldung. Freilich konnte ich dort nur in Spezialfällen Stellungnahmen versuchen.
Meine Frage seit Jahrzehnten ist, wie ticken diese Gedenkteilnehmer eigentlich, die müßten doch zumindest wissen das sie an einem Ritual teilnehmen? Und wenn sie das bewußt veranstalten können sie doch vor sich selbst nicht bestehen. Natürlich versuche ich psychpathologische Erklärungen, aber wirklich auf den Punkt kann ich es bisher nicht bringen!
Ajax hat gesagt...
Alle "psychopathologischen Erklärungen" kann man bei diesen Herrschaften getrost vergessen, sie sind weder krank noch dumm.
Sie kennen die Wahrheit sehr gut, verdrängen und unterdrücken sie aber zeit ihres Lebens erfolgreich.
Denn nur durch das Verdrängen und Unterdrücken von Wahrheiten und natürlich durch pausenlose Lüge und Heuchelei schaffen sie es ihre privlegierten Stellungen in dieser Gesellschaft aufrecht zu erhalten und zu verteidigen.
mfg Bakunin
@Bakunin
Das treffendste Beispiel für deine These findet man auch außerhalb von Deutschland: Tony Blair.
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Noch was zu "Nie wieder" - Eine hochaktuelle Studie schreibt auch davon, dass der Antisemitismus in Deutschland wieder am zunehmen ist.
Warum wohl? Die Antwort können wohl solche Verharmloser liefern, die in Netz-Foren und Blogs Texte wie deinen als antisemitisch brandmarken, d.h. ihren eigenen Antisemitismus als politische Waffe gegen Andersdenkende mißbrauchen.
Kein Freund Israels kann dafür sein, dass man Antisemitismus als Moral-Keule mißbraucht - den, so der Buchautor Finkelstein, dies ist eine Verharmlosung des Antisemitismus.
Soll heißen:
Antisemitismus als politische Waffe bzw. Moral-Keule, um Andersdenkende zu diffamieren, spricht oft aus dem Mund von Antisemiten.
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Ich gab am letzten Donnerstag im SZ-Forum folgenden Kommentar ab (es ging um die Schaffnerin, die eine 16jährige bei Eiseskälte wegen fehlender 2 Euro aus dem Zug warf):
"Na und? In Deutschland kürzt man 25jährigen Hartz-IV-Empfängern mit Baby(!) wegen eines "Meldeverstoßes" die Leistung für drei Monate komplett. Erst ein Sozialgericht muss dann den "Delinquenten" samt Baby vor der Kriminalität, der Obdachlosigkeit oder dem schlichten Verhungern retten. So weit sind wir schon gekommen.
Deutschland kann noch soviele Holocaust-Gedenktage begehen und sich bewußtlos gedenken.... Analogien ziehen oder gar aus den Fehlern der Vergangenheit lernen ist leider zu viel verlangt. Ich befürchte, die Geisteshaltung, die zu dem größten Verbrechen der Menschheit geführt hat, ist nach wie vor in den Köpfen der Menschen verankert (siehe Roland Koch). Der Schoß ist fruchtbar noch....."
Passt irgendwie zu Deinem Artikel Roberto, oder?
Mir jedenfalls stößt die rituelle Gedenkerei ohne Herz und Verstand seit Jahren immer mehr auf. Diese Doppelmoral kotzt nur noch an! Gestern kam auf ARTE der Film "Wannseekonferenz" und ich kann mir einige Polit-Darsteller in unserem Land bestens in den Hauptrollen vorstellen. Wer weiß, vielleicht ist es irgendwann TINA, dass man - leider,leider - die vielen Schmarotzer (und damit sind natürlich nicht die Sklaventreiber gemeint) nicht weiter durchfüttern kann und dann kalt am runden Tisch über deren Schicksale entscheidet.
In diesem Zusammenhang wird mir übrigens Angst und Bang vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts am 09. Februar 2010 hinsichtlich der Hartz-IV-Sätze. Ich teile die Zuversicht auf ein menschliches Urteil überhaupt nicht, angesichts der Einlassungen des Vorsitzenden des 1. Senats, Hans-Jürgen Papier. Ich befürchte, diese 1er-Juristen, die immer schön die herrschende Meinung nachgebetet haben und deshalb in diese Funktionen kamen, werden unserem Sozialstaat und damit de facto auch der Demokratie und dem sozialen Frieden den Rest geben. Hoffentlich irre ich mich!!!
Den Menschen 'schlechthin' gibt es nicht, er lässt sich aber vorzüglichst züchten und züchtigen sowie in grosser Zahl herandomptieren. Wie an den Ergebnissen unschwer zu erkennen ist. Menschen werden geformt, lassen sich formen - gerade und vor allem im Geist und Verstand. Wenige machen es vor, viele machen es nach.
Wenn Menschen den menschlichen Zugang zueinander nicht erlernen, weil sie es niemals beigebracht bekamen, machen ihnen andere Menschen eben vor, und zeigen wie es geht. Sie präsentieren sich selbst als Wissende, mit Stempel und Titel im selbsterschaffenen Rampenlicht. Wissen zu verteilen ist somit leider ein Privileg der Priviligierten. Sie sind Priviligiert, d.h. mit Privileg und Gier - eher allgemeines Selbstverständnis.
Ein ritualisiertes Prosit! Auf unsere Vorbilder und Vorturner in der Politik, den Medien, den Chefetagen und Hörsälen. Ihr habt, wie immer, grossartiges geleistet, euch selbst vor allem. Viel herausgenommen habt ihr euch als Einzelne, auf dem Wohle von Vielen. Zum Wohle! Auf euch: Prost. Danke das ihr mich ständig an das Früher erinnert, es fällt mir somit leichter das Heute zu vergessen.
Oder hat es euch vielleicht jemand vorgemacht? Habt ihr anderen oder euch selbst vielleicht etwas vorgemacht?
am meisten spaß beim sündensuhlen
in den diversen schweinekuhlen
macht schadloshaltung an zahllosen neuen,
die zu bereuen, man kann morgen sich freuen.
"[...]Mir jedenfalls stößt die rituelle Gedenkerei ohne Herz und Verstand seit Jahren immer mehr auf[...]"
Bist nicht allein - Mir geht es ganz genauso - Dank Guido Knopp & Konsorten wird Hitler ewig als Untoter leben, aber der heutige Rechtsextremismus der neoliberalen Bewegung verharmlost bzw. ignoriert.
Ich stelle mir immer vor, wie es wäre wenn mal im TV eine Sendung wie Guido Knopp & Co. liefe, die die ewige Fortdauer der NS-Propaganda bei Knopp & Co. ebenso wie die Ziele heutiger Rechtsextremisten - queerbeet über alle Parteiengrenzen hinweg - als PR für Marktgläubige enttarnen würde.
Den allein die Neoliberalen schimpfen auf sozial Schwache, unliebsame Asylanten (die reichen Asylanten & Ausländer sind diesen neuen Faschisten durchaus erwünscht, wie das Beispiel Rösler eindrucksvoll belegt), und profitieren von einem starken Staat, wie einst Hitler, der soziale Unruhen verhindert.
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Apropop "Nie wieder!" - Wir Deutschen erhalten doch immer wieder ein Lob dafür, dass wir so ein arbeitsames und perfektes Volk wären - ganz effektik und perfekt waren unsere Vorfahren in NS-Deutschland bei der Massenvernichtung von Menschen - nicht nur von Juden. Raul Hilberg hat dies einmal gut geschildert, in seinem Standardwerk über "Die Vernichtung der europäischen Juden".
Warum ich dies schreibe? Werden nicht auch die neoliberalen "Reformen" derzeit überperfekt in Deutschland umgesetzt? Sind wir nicht immer noch, dank weitgehend gescheiterter Entnazifizierung in Westdeutschland, ein überperfektes Völkchen?
Habe ich recht, oder liege ich falsch.
Meinungen sind erwünscht, auch solche die meine These zerlegen.
Übrigens ich selber denke auch, dass Hartz IV nicht überall technisch perfekt umgesetzt ist, aber die Durchseuchung der dt. Bevölkerung via Neoliberalismus scheint beinahe überperfekt gelungen zu sein. Leider :-(
Viele "Nie wieder"-Heuchler sind auch gleichzeitig die neuen Hetzer und Verunglimpfer. Der Nachdenkseiten-Leser wies schon auf "Jud Süß" hin, genauso ein Machwerk war "Der ewige Jude". In einer Wikipedia-Filmbeschreibung steht u.a:"...Der Film besteht aus einer Aneinanderreihung von Szenen, in welchen Juden als sozial niedrigstehendes, kulturloses, parasitäres Volk dargestellt werden..." Gibt es in der Jetzzeit nicht genügend Sendungen im TV, Politikeräußerungen, Talkshow-Themen, die genau Das mit HartzIV-Opfern machen?? Wie lange wird es dauern bis aus psychischer Gewalt wieder physische Gewalt wird? Und noch was zum Chef-"Historiker" vom ZDF, Guido Kn.: Der hat ja wohl den "Bildungsauftrag", allen Zuschauern klarzumachen, daß Hitler die Macht "ergriffen" hat und da wohl ausschließlich die Jubelmasse der Deutschen Schuld war.
@Robert Reich
Ich stelle mir immer vor wie die Geschichte abgelaufen wäre, wenn Hitler die heutigen technischen Möglichkeiten der Massenmanipulation (z.B. TV-Talkrunden, Denkfabriken etc.) gehabt hätte.
Mir schwant Düsteres, da die Enkel der damaligen "Eliten" ja uns heute die neoliberale Marktgläubigkeit predigen.
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Guido K. vom CDF verankert vor allem eine moralisierende und dadurch verharmlosende Sichtweise. Übrig bleibt ein 'Unfall der Geschichte', das Werk weniger 'Kardinalböser' und ihrer willfährigen Zuträger aus 'allen Schichten des Volkes' - bis auf die oberste. Nicht benannt und nicht untersucht werden hingegen die Interessen vornehmlich des Kapitals, die da so trefflich bedient wurden. Oder sind die Folgen 'Hitler und seine Sponsoren', 'Hitler und seine Fabrikanten' und 'Hitler und seine Kriegsgewinnler in aller Herren Länder' gelaufen, ohne dass ich es mitbekommen habe...?
Und genau diese 'Verwertungsinteressen' des Kapitals, bei denen unter diesen Bedingungen nicht verwertbare 'Kostgänger' eben nur die Akkumulation stören können statt schlicht als Potential für ein 'besseres Leben' für alle begriffen zu werden - genau die bereiten eben auch heute schon wieder den Boden für Menschenverachtung und elitäre Hybris. Wenn Guido K. tatsächlich einen 'Auftrag' haben sollte, dann den, diese Zusammenhänge zu verschleiern...
Letztendlich ist es doch nur konsequent,daß die größten Heuchler und Hetzer der Gegenwart, die eifrigsten Teilnehmer der alljährlichen Gedenkrituale sind. Schließlich will man doch jeglichen Verdacht möglicher Paralellen der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen mit der Vergangenheit zerstreuen.
Wer am 27. Januar mit betretener Miene im Bundestag sitzt oder in irgendeinem ehemaligen KZ einen Kranz niederlegt, muß schließlich ein lupenreiner Demokrat sein und kann doch nichts Böses im Schilde führen. Oder etwa doch??
Wer Holocaustmahnmale errichten läßt, Gedenkstätten einweiht und fast täglich seine unverbrüchliche Freundschaft zu Israel bekundet, der hat doch aus der Geschichte gelernt. Oder etwa doch nicht??
Wer die Bespitzelung und Überwachung der Bürger in der einstigen DDR anprangert, der ist doch von einem freiheitlichen Geist und einem Grundvertrauen gegenüber seinen Mitmenschen geprägt. Oder etwa doch nicht??
Übrigens, die 'Berliner Schnauze' bezeichnet Mahnmale bzw. Monumente auch gern als "Kranzabwurfstelle". Besser kann man diese gedankenlosen Gedenkrituale nicht beschreiben.
Apropos Ritual. In dieser Gesellschaft ist mittlerweile fast alles zu einem Ritus verkommen, seien es die 1.Mai-Demonstrationen, die alljährlich "wichtigste" Frage im Dezember nach den weißen Weihnachten, die öffentliche Erregung über steigende Spritpreise zu Ostern, die obligatorischen "Dokumentationen" im Fernsehen zum 27.01., 08.05., 17.06., 01.09., 11.09., 09.11., usw. usf.
Oder anders gesagt: Im Westen nichts Neues!
Die Heuchelei stinkt zum Himmel.
"Nie wieder" sollten Menschen wegen körperlicher, finanzieller, religiöser oder sozialer Merkmale ausgegrenzt werden, "nie wieder" sollen Menschen wie Waren oder Arbeitsmaschinen behandelt werden.
"Nie wieder" sollte die Würde des Menschen angetastet werden.
Tja, und wie geht man heute mit Hartzis um?
"Parasiten", "Sozialschmarotzer", "Minderleister" usw., nicht mal neue Schimpfworte haben sie sich zu erfinden die Mühe gemacht.
Die echten Jecken feiern ihren Karneval.
@Nachdenkseiten-Leser
Die Enkel der damaligen Eliten halten ja heutige Kriegsverbrechen für "angemessen" (Afghanistan).
In Enzyklopädien kann man ja auch nachlesen, das Enkel der damaligen Eliten auf ihren Landsitzen z.B. eine Kanone haben, die der Großvater dereinst im Jahre 1919 gegen Kommunisten gerichtet hat... Was können wir stolz sein!
Wir sind doch schon wieder da. Wir sind doch wieder an einem Punkt angelagt, wo Menschen straflos verunglimpft werden dürfen - zu Parias gemacht. Aus Opfern werden Täter gemacht und der "Stammtisch" tobt- bei Anne Will, Frank Plasberg und all den anderen.
Zitat:
Und ich lief weiter durch die Nacht
Und sah nur mehr noch mehr Tränen
Und noch weiter lief ich fort
Und was ich sah war Dummheit
Menschlicher Neigung entsprechend
Tierisches Verhalten.
Das ist was ich erwarte
In meinem grenzenlosen Pessimismus erblüht in mir die schwärzeste Phantasie, dass mit "Nie wieder!" ein "Nie wieder wie damals" gemeint sein könnte, getreu dem Motto "Das nächste Mal wird alles besser." Statt IG Farben und KZ als Akteure und Institutionen der Endlösung wären nun Pharma-Konzerne und Kliniken am Start, die eine schlichte Verbrennung der nächsten Sündenbock-Klientel zugunsten einer Verwertung des Biomaterials und abgesicherte, lobbygestärkte Marketingstrategien abwandeln würden, sodass ein alibihafter "Nutzen für alle" den umfassenden "Blinden Fleck" entstehen ließe, der ein Wegsehen vor der eigenen Schuld an diesem nächsten Volksgreuel ermöglichen würde. "Hauptsache ich bin versorgt, wenn ich in dieser ach so teuren Welt der Heil- und Pflegesysteme meine Ersatzteile für wenig Geld bekommen kann. Was kümmern mich die Spender, es waren wohl arme Teufel, denen niemand mehr helfen konnte." Tja, oder wollte, aus *guten* Gründen.
Manchmal muss man in seinen Gedanken, wie der eigene Selbstmord denn nun stattzufinden habe, auch noch darüber gründeln, wie man sicherstellen kann, dass die eigenen Organe keinem Reichen und keiner "Gesundheits"-Industrie in die Hände fallen kann. Sprung in den Vulkan? Ein letzter Tag in den Everglades? Eine gut gewählte Wanderung im Hohen Venn?
Meine kranken Worte geben wider, wie pervers die Situation bereits jetzt ist, in die wir uns hineinziehen lassen, wohin die Reise geht, wenn es nach den Lobbyisten geht. Ich denke, diese Unterstellung ist nur bedingt utopisch. Bitte korrigiert mich, wenn die Welt (wider Erwarten) wieder heile ist. Oder wenn es Euch reizt, diesen Schmerz zu lindern, Euren oder meinen...
Bundestagspräsident Norbert Lammert vergass in seiner Eingansrede im Bundestag zu erwähnen, dass er selber Teil der politischen Elite ist, die dafür sorgt, dass rassistische Hetze durch Neonazis in Deutschland als Meinungsfreiheit missverstanden und marodierenden Neonazihorden von deutschen Polizisten auf Demos und Kundegebungen wie demnächst wieder in Dresden der Weg freigeknüppelt wird. Auch einen Verweis auf die Absicht seiner Parteikollegin Christina Köhler, die sich jetzt auch den Kampf gegen die Antifa auf die Fahnen geschrieben hat, vermisste ich in seiner Rede.
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