Jeder für sich ein ganzes Schwein

Freitag, 11. Dezember 2009

Schatz, ich bitte dich, vergib mir. Ich weiß ja selbst nicht, wie es dazu kommen konnte, wie mir da geschah. Schatz, ich verstehe dich, ich kann es nachvollziehen, dass du die Scheidung willst. In so einem Moment ist man zu drastischen Schritten bereit, nur danach bereut man es dann. Komm, Schatz, laß mich dich ansehen, dreh' dein Köpfchen zu mir, ich will nur einen Blick drauf werfen. Ach Schatz, keine Angst, ich berühr' dich auch nicht. Mensch, ich lieb' dich doch. Versprochen, ich gucke mit den Augen, nicht mit den Fingern. Gut so, vernünftig von dir! Nein, da kann ich entwarnen, gebrochen ist wohl nichts. Aber ein blaues Auge könnte es werden, es ist ziemlich angeschwollen. Du solltest es kühlen.

Doch, ich begreife ja, dass du mir Vorwürfe machen mußt. Nur dass ich eine patriarchalische Drecksau bin, das lasse ich nicht gelten. Schatz, hör endlich auf mit diesem ewigen Feminismuskram! Das geht jetzt seit Jahren so, seitdem du diese verstockte und vertrocknete Alice aufgegabelt hast. Anfangs meinte ich noch, die meint das spaßig. Später habe ich erst bemerkt, dass es ihr todernst war mit ihrem Geschwafel. Und als ihr beiden angefangen habt, mich auf mein Machogehabe hin zu analysieren, da hat sich dieser traurige Faustschlag von eben bereits vorbereitet, in jenem Moment, der bereits einige Jährchen zurückliegt, lag bereits der Faustschlag parat. Als du dich dann mit Alice überworfen hast, hoffte ich ja, du würdest wieder zurückfinden in gemäßigtere Bahnen. Ich war ja immerhin kein Monster, habe dir alle Freiheiten gegeben, dir eigentlich keine Vorschriften gemacht, außer jene, die man sich eben als Ehepartner in idealistischer Ausformung gegenseitig auferlegt. Schatz, aber du hast nicht abgelassen. Immer weiter hast du meine angeblich so patriachalisch untermauerten Verhaltensformen bloßgelegt, hast mich dazu gedrängt, Frauen als eine Art gemächtlose Kopie von Männern zu betrachten.

Ich habe mich immer geweigert, die Sache so einfach anzusehen. Frauen sind keine Kopie von Männern, wären sie das, so muß ich aus meiner Sicht sagen, könnte ich auch mit Kerlen ins Bett springen. Wenn ich einer Frau im Kaufhaus die Türe aufgehalten habe, hast du mir schon Vorwürfe gemacht. Erst glaube ich ja, du seist eifersüchtig, weil ich den Kavalier gab, dabei hast du mir allen Ernstes Vorwürfe gemacht, weil der Kavalier doch ein Gnadenakt des Mannes an die Frau sei, ein Almosen an das schwächliche Geschlecht. Schatz, du bist oft viel zu weit gegangen. Viel zu weit! Oder wenn ich einen nackten Frauenkörper im Fernsehen bewunderte: der Vorwurf war vorprogrammiert. Eine Machosau nanntest du mich dann, einen Voyeur, einen Sexisten. Naja, Schatz, ich schlief in unserer gemeinsamen Zeit nur mit dir - immer mit großen Vergnügen, aber viel zu selten. Es fiele dir schwer, mit einem Patriarchen zu vögeln, hast du immer dort verkündet, wo andere Ehepartner sich gegenseitig Kopfschmerzen vorheucheln.

Nein, Schatz, ich habe es in all den Jahren nicht leicht mit dir gehabt. Wenn ich an deine Vorträge denke, in denen du mir eindringlich erklärtest, dass Karrierismus - die Möglichkeit der Frau, Karriere zu machen also -, das eindeutigste Signal der Emanzipation sei. Mensch! Ich habe nie Karriere machen wollen, bin ich deswegen jetzt nicht emanzipiert genug? Dieses ewige Gewäsch des Feminismus, das Arbeit das oberste Prinzip des Gleichheitsgedankens ist. Weißt du, Schatz, ich bin immer nur zur Arbeit marschiert, damit wir ein Dach über dem Kopf und Fressen im Magen haben. Ich hielt Lohnarbeit nie für besonders gleichberechtigend. Ich habe dir ja nie verboten zu arbeiten, im Gegenteil, ich war der Ansicht, du solltest arbeiten gehen, wenn es dir beliebt, zumal uns einige Groschen mehr nicht schaden würden. Aber dir ging es ja nicht einmal direkt ums Geld, darum, etwas hinzuzuverdienen. Nein, du hast von Selbstverwirklichung gesprochen. Ellenlange Texte zur Selbstverwirklichung! Wenn ich mich selbstverwirklichen wollte, Schatz, ich müßte kündigen, mir kurze Hosen anziehen, in ein Flugzeug nach Vanuatu steigen, dort meine Bücher wälzen, literarische Werke lesen, an intellektueller Bildung nachholen, was ich zuletzt verpaßt habe. In der Sonne Vanuatus, lesend und kühle Getränke schlürfend - da wäre ich selbstverwirklicht. Nicht als Lohnempfänger meines Chefs. Ich habe deine Ansichten dazu nie begriffen. Wie kann man nur so demutsvoll Angestellter sein wollen. Wie gesagt, verboten habe ich es dir nie, ich habe mir lediglich verbeten, dass du mir deine ewige Sklavenmoral, die du ja Emanzipation nennst, unter die Nase reibst. Wenn du arbeiten gehen willst, habe ich erklärt, dann deswegen, damit wir mehr in der Kasse haben, nicht um deinen egoistischen Selbstverwirklichungstrip zu folgen, der am Ende nicht mal egoistisch ist, sondern nur scheinegoistisch, eine ewige und untänige Durchhalteparole für deinen Chef ist.

Ach Schatz, schwer hast du es mir gemacht. Als du angefangen hast, bei Simone nachzulesen, habe ich dir häufig aktiv zugehört, war sogar in vielen, ja in den meisten Punkten, mit Simone d'accord. Nur bei einem zögerte ich, gab keine Zustimmung: Man wird nicht als Frau geboren, man wird zur Frau gemacht. Sicher, ich verstand, was Simone meinte, aber man darf das nicht zu extremistisch sehen. Körperlichkeit und Verhalten bedingen einander, das lehrt uns die Evolution. Wesen verhalten sich so, wie es ihre Körperlichkeit, ihre materielle Beschaffenheit erlaubt; und sie entwickeln sich körperlich so, wie es ihrem Verhalten entspricht - vereinfacht und nicht ganz korrekt erklärt ist das jedenfalls so. Ich würde einen anderen Charakter vorweisen, würde mich anders Verhalten, wenn ich Brüste und Scheide hätte; mit Schwanz wärst du eine andere Persönlichkeit. Jaja, ich weiß ja, Evolution ist herzlose Esoterik - das hast du schon mal deklariert, als ich von Körperlichkeit und Verhalten philosophierte. Menschen sind demnach verschieden, weil sie auch körperlich verschieden sind. Das gilt zwischen Mann und Mann ebenso wie zwischen Frau und Frau. Bei Mann und Frau sieht das natürlich etwas gröber aus, wenn auch nicht so unterschiedlich, wie es Zotenreißer wie dieser... na, wie heißt er? Der, dessen Witze einen langen Barth haben... egal, lassen wir das!... in ihren humorbefreiten Abendprogrammen aufbereiten. Die Unterschiedlichkeit zwischen Mann und Frau ist kein unendlicher Kosmos, sie ist auf einige äußere Merkmale beschränkt, beeinträchtigt damit einige Verhaltensmuster. Man ist eben nicht zur Frau gemacht, man ist sie von Natur aus; man lernt nicht weiblich zu denken, man denkt ganz unbewußt weiblich. Mann und Frau sind nicht Maus und Elefant - manche Männer tun ja gerne so, als sei die Frau ein fremdes Wesen. Wie gesagt, das ist Unsinn, wir sind uns ganz nahe, aber wir sind eben nicht identisch.

Überhaupt, diese trockene und humorlose Albernheit deiner Dogmatik. Schatz, du kommst mir vor wie dieser Hüter im Vatikan, der seine tote institutionelle Religion immer und immer wieder fleddert. Mit demselben Fanatismus hütest du deine Dogmen. Lachen, Flapsigkeit ausgeschlossen; du bist eine verbeamtete Feministin - oder hältst dich jedenfalls dafür. Als du damals in Simones Schriften gewühlt hast, habe ich mir einen Spaß erlaubt. Erinnerst du dich? Ich habe dir übersetzt, habe dir dargetan, dass man Beauvoir mit etwas Wohlwollen mit schöner Blick übersetzen könnte. Dabei sei diese Dame ganz und gar kein schöner Anblick gewesen. Du hast mich fast getötet mit deinen Augen, mit deiner stieren Miene. Ich versöhnlich, den Arm um dich legend, flapsig, auflockernd, meinte daraufhin, dass du nicht so böse starren solltest, nur weil du des Französischen nicht mächtig bist. Schlimmer wäre es, wenn du es mir nicht mehr französisch besorgen könntest. Ein ehelicher Scherz nur - Herrgott, wie soll man denn eine Ehe leben, ohne über das Sexuelle witzeln zu dürfen? Tja, da war sie jedenfalls wieder, die Chauvinistensau! Fellatio als die sexuelle Unterdrückung der Frau, die schlimmste aller Praktiken, die entwürdigendste Variante sexueller Stimulation. Und natürlich: seit jenem Augenblick sind unsere gemeinsamen Französischstunden unter der Gürtellinie auch passé. Jedenfalls einseitig, denn ich darf in geneigten Stunden weiterhin als Franzose durch deinen Schoß schlecken. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass ich entwürdigt würde, nur weil ich dir zu Füßen liege, während du dich geil im Sessel räkelst. Deine Geilheit war immer meine - für dich war es eine Geschäftsform, in der sich zwei gesonderte und voneinander isolierte Geilheiten vertraglich abzustimmen haben. Wie gerne hätte ich einfach mal en français, s'il vous plaît hinausgeplärrt, als du anderweitig, selbstverständlich feministisch korrekt bei mir zugange warst.

Trotz allem, Schatz, es tut mir leid. Natürlich ist der Faustschlag nicht entschuldbar. Ich will mich auch nicht als Opfer gebärden, nicht jetzt, nicht im Moment da dein Auge anschwillt. Doch deine Indoktrination hat gewirkt, sie wurde am Faustschlag sichtbar. Du solltest dein blaues Auge in spe nicht so negativ bewerten, es nicht als Ausdruck patriarchalischer Gewalt verunglimpfen. Deine jahrelange Arbeit war fruchtbar, Schatz. Lassen wir den Grund des Faustschlags beiseite, ich will es nicht kommentieren, nicht jetzt. Wenn du eheliche Treue für patriarchalische Absicherung hältst, damit die legalisierte Hure auch nur noch den einen Freier in sich hineinläßt, dann gibt mir das natürlich zu denken. Und zu schlagen, wie du gemerkt hast. Lassen wir das. Laß uns über den Gewaltakt selbst sprechen. Dein Auge ist kein Produkt eines Machoschweins, ganz im Gegenteil. In dem Moment, da du mir so zugesetzt hast, war ich vollkommen tittenblind, ich habe nicht wahrgenommen, ob ich Männlein oder Weiblein schlage, es war mit unwesentlich, obwohl mir meine Erziehung - die ja patriarchalisch geprägt war, wie du mir bereits mehrfach vermittelt hast -, eindeutig mit auf den Weg gegeben hat, dass man Frauen nicht schlagen dürfe. Über diese traditionelle Einsicht habe ich mich hinweggesetzt, habe nicht darauf geachtet, ob der zu Prügelnde beschwanzt ist oder nicht, sondern in einem Akt vollkommener Gleichmacherei zugehauen.

Schatz, begreifst du eigentlich, dass erst seit heute, erst seit dem Moment, in dem ich dir ein dickes Auge geschenkt habe, deine Indoktrination Früchte trägt? Lange hast du darauf hingearbeitet, nun da du erste Früchte erntest, willst du die Scheidung? Das nenne ich irrational - nein, Schatz, natürlich keine weibliche Irrationalität! Eine universelle! Schau, hättest du mich wütend gemacht, hätte ich meine Faust geballt, sie aber gegen den Türstock geschwungen, anstatt dir ins Gesicht, du hättest mir erneut unterstellt, dass ich einem Klaus, Holger oder Frank nicht so zurückhaltend begegnet wäre. Wie sehr wärst du mir in den Ohren gelegen, dass ich dich nicht als gleichberechtigtes Individuum betrachte, sondern als minderwertigeres Wesen, als schwaches Geschlecht, als Frau eben. Jetzt habe ich endlich begriffen, was du mir da Jahr und Tag in die Gehörgänge gepresst hast. Wir Menschen sind alle gleich, sind gleich zu behandeln, keine Privilegien mehr, keine Freude mehr daran, dass das andere Geschlecht anders ist, bessere Hälfte eines Ganzen sein könnte. Wir sind keine Hälften mehr, wir sind jeder für sich Ganze - wir sind keine Schweinehälften mehr, wir sind jeder für sich ganze Schweine.

Schatz, lächel' doch, ein bißchen wenigstens. Jetzt wird mir alles schlagartig klar, ich habe begriffen, was der Feminismus in seiner extremen Form, dieser gender mainstream meint. Dieser kurze Moment der Tittenblindheit, da ich nicht mehr erkannte, wen ich da dresche, es war der Moment der Erlösung. Jetzt bin ich aus meinem patriarchalischen Winterschlaf erwacht. Siehst du, jetzt lächelst du doch. Du warst erfolgreich, Schatz, steter Tropfen höhlt den Stein. Übrigens, ich stand schon immer auf blauäugige Frauen...

39 Kommentare:

Amelia 11. Dezember 2009 um 14:33  

Ich weiß nicht, wie ich diesen Text und seine Intention verstehen soll. Dass wir Frauen selbst schuld sind, wenn wir von Männern verprügelt werden, weil wir einfach nicht hätten versuchen sollen, uns zu emanzipieren? Das ist doch wohl hoffentlich nicht gemeint.

Oder, dass Emanzipation allein leider nicht automatisch dazu führt, dass die Welt insgesamt humaner wird, sondern einerseits zu neuer Unmenschlichkeit führen kann und andererseits andere gesellschaftliche Missstände nicht ausmerzt (wobei man doch eigentlich nach Wegen suchen sollte, allen Menschen gerecht zu werden)? Das ist leider wahr.

Amelia 11. Dezember 2009 um 14:45  

Im Übrigen entspricht die Behauptung, dass Männer Frauen vor der Emanzipation nie geschlagen haben, auch nicht so ganz der Realität, soweit ich weiß...

antiferengi 11. Dezember 2009 um 16:15  

Ou Kacke. Gender Mainstreaming im hormonellen Raum, mit Alternativziel der glücklichsten Hybriden, - äh Hebriden der Welt?
Also, - Emanzipation ist wenn Frauen den selben Mist machen (dürfen?), wie die Männer, damit natürlich die Männer in ihrem bisherigen Tun bestätigen, was dazu führt, das sie dies natürlich auch ausführen ?
Wird wohl eine Frage des gegenseitigen Zuhörens sein, und als was man den anderen ansieht. Freund, oder Feind?
Ich würde sagen, die Frauen sorgen für mehr eigene Muskelmasse, und schaffen wirklich emanzipierte Verhältnisse. Erst ab dort herscht Gender Mainstreaming, und man kann sich über die Art der Kommunikation unterhalten.
Kaum hilfreich, - oder ?

lupo cattivo 11. Dezember 2009 um 16:23  

grossartig !
@ Amelia
Die ganze Emanzipation war von Anfang an ein "System-Trick", mit dem zweierlei erreicht werden sollte (und erreicht wurde)

- dem Kapitalismus standen jede Menge zusätzlicher (billigerer) Arbeitskräfte zur Verfügung.
- Gleichzeitig musste die Frauen aber davon abgehalten werden zu erkennen,dass es -zu Ende gedacht-
dazu führen würde, dass die Frauen -billiger- während die Männer (arbeitslos- zu Hause sitzen. Also brauchte man eine "Gegnerschaft" zwischen Mann&Frau , was ein erster Schritt zur Auflösung natürlicher Gemeinschaft war.

Der nächste Schritt des "downgrading" der Arbeitskosten waren dann die Gastarbeiter aus Südeuropa, der nächste der aus Südosteuropa, Anatolien oder Afrika und nachdem alle in Westeuropa waren, die dazu willens und in der Lage waren, hat man die Arbeitsplätze "ausgesourct".

Nein, alles kein Zufall, sondern ein Plan.

epikur 11. Dezember 2009 um 16:24  

Der eine oder andere wird sicher schon mitbekommen haben, dass ich dem Feminismus und seinen Auswüchsen eher misstrauisch gegenüberstehe. Und das ganz sicher NICHT, weil er für die Rechte und die Gleichberechtigung der Frau kämpft - sondern weil er häufig schlichtweg spaltet!

Ein gesunder, nicht radikaler Feminismus sollte die Geschlechter einander näher bringen, für mehr gegenseitiges Verständnis sorgen, statt die Frauen einseitig in die Opfer- und Männer in die Täterrolle zu stecken. Wir alle sind Täter und Opfer zugleich. Männer wie Frauen. Frauen wie Männer.

Amelia 11. Dezember 2009 um 16:51  

@lupo cattivo: War die Befreiung der Schwarzen also auch nur ein System-Trick, damit man einen Präsidenten wie Obama erhalten konnte, der offenbar auch nur die Interessen der Elite stützt?

Nein, so einfach würde ich es mir nicht machen. Jede benachteiligte Gruppe von Menschen kämpft für ihre Interessen, soweit sie es kann, und ist damit noch lange nicht im Unrecht. Neues Unrecht geschieht erst dann, wenn sie danach die Unsitten der vorher Mächtigen einfach übernimmt.

Und ob das glückliche Miteinander zwischen Mann und Frau in Vor-Emanzipations-Zeiten die Regel war, wage ich sehr zu bezweifeln. "Gütige, selbstlose Patriarchen" sind vermutlich ungefähr so häufig wie "gütige, selbstlose Arbeitgeber". Wir müssen generell aufhören, Hierarchien zwischen Menschen für normal zu halten - anstatt auf die Idee zu kommen, alte Hierarchien wieder einzuführen!

In der "guten alten Familie" wurde gerne auch mal geprügelt, es wurden Gattinnen systematisch kurz gehalten und Kinder misshandelt. Dass das "schöne Familienbild" nach außen hin aufrecht erhalten wurde, hatte viel damit zu tun, dass für die öffentliche Darstellung der Familie eben vor allem der Mann zuständig war.

Ich halte die Idealisierung der Frau als "Hort des Guten", während die Männer mit ihrem Bösen ungehindert fortfahren können, für ziemlich verlogen. Wir müssen uns generell vom Ellbogendenken verabschieden, denn anderenfalls ist es nur logisch, dass alle versuchen, mitzumachen, um nicht am Ende selber voller blauer Flecken in der Ecke zu liegen.

marlies 11. Dezember 2009 um 16:54  

Au weia, lupo cattivo!

Die Emanzipationsbewegung wurde also von den Kapitalisten gesteuert?

Das kenn ich aber anders. Nicht, dass denen die billigeren Arbeitskräfte nicht zupass kämen - aber da könnte man doch einfach mal gesetzlich verhindern, dass Unterschiede gemacht werden bei der Bezahlung. Die EU mahnt Deutschland ja schon lange deswegen.

Nein, die Emanzipationsbewegung erstand aus der realen Unterdrückung der Frau. Ich rede jetzt von der ersten Bewegung im Neunzehnten Jahrhundert, die mit den Blaustrümpfen und so. Dann geriet das Ganze irgendwie in Vergessenheit, wahrscheinlich weil die Leute mit Kriegen ausgelastet waren.

Während der 68er-Bewegung wurde den Frauen dann bewusst, wie herablassend sie von den Studenten behandelt wurden. ("Wer zweimal mit derselben pennt..." und so weiter.)Da entstand die zweite Frauenbewegung. Und die war ebenso wenig vom Kapital angestiftet, wie die gesamte 68er-Bewegung von der Stasi.

Ich halte gar nichts vom Schlagen, egal wer wen. Das ist eine äußerst primitive Art, sich durchzusetzen.

Aber über den Satz, wir würden nicht als Frauen geboren, sondern zu Frauen gemacht, ärgere ich mich schon ewig. Was ist denn das für ein Frauenbild! Wenn ein Mädchen schlecht behandelt und zur Unterdrückten ausgebildet wird, dann hat man ihr im Gegenteil das Frausen ausgetrieben.

Frauen sind starke und schöne Persönlichkeiten!

maguscarolus 11. Dezember 2009 um 17:07  

Es gibt offenbar Dinge, die man weder er-kämpfen noch er-prozessieren noch er-betteln kann.

Das ungeheuer einfache/ungeheuer schwierige Ding: Zärtlichkeit&Liebe&Verantwortlichkeit, das Ego zurückgenommen, Partnerschaft/Ehe über viele Jahre/Jahrzehnte.

Alles Dinge der Unmöglichkeit, wenn zwei Ego-Trips eine Zeitlang in derselben Spur verlaufen bis das Ganze beim geringsten Anlass auseinander fliegt.

Wundern kann mich das Alles schon lange nicht mehr, denn allenthalben werden nicht nur falsche Fragen gestellt sondern darauf auch noch die eigene Hilflosigkeit zu einer Antwort ausformuliert.

Geglückte Partnerschaft ist ein Geschenk, das sich nicht durch irgend welche rechtlichen Rahmenbedingungen sicherstellen lässt. Die Gleichstellung der Geschlechter sollte in einer aufgeklärten Gesellschaft zwar selbstverständlich sein, aber mich beschleicht die Befürchtung, dass die Menschen durch ihr Anspruchsdenken das Wichtigste wieder verlieren, worauf sie meinen Anspruch zu haben.

Amelia 11. Dezember 2009 um 17:27  

@maguscarolus: Völlig richtig, aber mit Sicherheit war das, was Du beschreibst, vor der Emanzipation auch nicht an der Tagesordnung. Wir hätten heute die Chance, es zur Normalität zu machen, wenn sowohl Frauen als auch Männer auf die Idee kämen, dass sie dieses Ziel anstreben könnten. Stattdessen unterwerfen wir uns einem neuen Wahnsinn - der absoluten Ökonomisierung und dem Ellbogengedanken.

Anonym 11. Dezember 2009 um 18:05  

Ich bin eine Frau ;o) und ich mag keine Schubladen. Ich war Anfang der 90er Jahre bei den Jusos - ich weiß also, wovon ich rede ;o)

Damals bei den Jusos gab es u.a. quotierte Redelisten. Das Problem war nur, dass in unserem Juso-Kreisverband 10 Männer und ich - eine Frau - waren. Streng genommen (ich habe mich aber diesem geistigen Stuhlgang verweigert) hätte ich also nach JEDEM Redebeitrag eines männlichen Juso meinen Senf dazugeben müssen. Derlei schwachsinnige Regelungen zogen sich durch die ganze Partei, nur damit hinter vorgehaltener Hand seitens der Männlichkeit über "Quotilden" gelästert werden konnte.

Ich halte grundsätzlich die Emanzipationsbewegung für wichtig und richtig, ABER es darf nicht in Dogmatismus ausarten. Wenn ich als Frau das Merkel als Kanzlerin gut finden muss, dann geht das entschieden zu weit ! Man stelle sich vor ein Mann würde äußern, dass er einen Mann zum Bundeskanzler wolle. Der würde doch geteert und gefedert und mit dem Kopf nach unten gekreuzigt werden. Aber Alice darf einen solchen Schwachsinn verbreiten ohne auch nur annähernd schamesrot anzulaufen. Ich halte die Merkel für eine furchtbar schlechte Kanzlerin, was an ihrer Person und nicht an ihrem Geschlecht liegt und Lafo wäre mir in dieser Position am A.... lieber als die Merkel im Gesicht !

Übrigens habe ich mich vor Jahren durch die Biographie von Simone de Beauvoir gequält. Im Grunde wurde sie doch von Sartre nach Strich und Faden verarscht. Dieser häßliche Gnom erzählt ihr, dass es wahnsinnig progressiv ist untreu zu sein und ständig nebenbei andere Weibergeschichten am Laufen zu haben und dieses Schaf glaubt ihm das auch noch.

Ich bin jedenfalls gerne eine Frau, ich habe gerne meinen Sohn gestillt (wofür mein Mann mich beneidet hat), ich gehe gerne wieder arbeiten, ich bin für die Reparaturen im Haus zuständig und für das Aufhängen von Lampen, während mein Mann das Bad putzt.

Ist das jetzt emanzipiert ? Ich weiß es nicht, aber es fühlt sich für beide Seiten gut an und damit ist es für mich und meinen Mann richtig. Versuche ich jetzt, dieses Lebensmodell als alleinseeligmachend durchzusetzen ? Natürlich nicht ! Und deshalb liebe Emanzen: Erzählt mir nicht, wie ich leben soll um glücklich zu sein - ich bin es schon.

lupo cattivo 11. Dezember 2009 um 18:17  

Zitat Amelia:
War die Befreiung der Schwarzen also auch nur ein System-Trick, damit man einen Präsidenten wie Obama erhalten konnte, der offenbar auch nur die Interessen der Elite stützt?

Von welcher Befreiung der Schwarzen sprichst Du bitte ?
Ich würde Dir einfach mal empfehlen, auf einen US-Soldatenfriedhof zu gehen, herauszufinden wieviel % der Toten Farbige sind, dies in Relation zur den %-Sätzen in der Army zu rechnen .... und dann reden wir weiter über Befreiung der Schwarzen, ja ?
Was da in den USA in den 60ern stattfand, das war eine aus optischen Gründen unvermeidliche Scheinoperation.
Ist sowieso erstaunlich, dass so ein Land als Befreier vom Rassismus auftritt... aber in dem Fall waren es ja "nur".....Neger.
(Ich erinnere an Lübke)

Was die Frauen angeht: das falsche am Verhältnis zwischen Mann und Frau war wohl überwiegend durch die Kirche verursacht und es hätte sich auch anders verflüchtigt. Heute haben wir ein anderes, ebenso FALSCHES Verhältnis zwischen Mann und Frau, das Roberto wohl angesprochen hat und dies entspricht weder den Interessen der Männer noch der Frauen, jedoch zu 100% den Interessen unseres "Systems".

Ich weiss wovon ich rede: Männer und Frauen können einfach schöne Sachen MITEINANDER machen.

lupo cattivo 11. Dezember 2009 um 18:28  

Au weia, Marlies!

Ja die Emenzipation wurde vom System befördert, siehe meinen Kommentar an Amelia, wie auch die Suffragetten von der Zigarettenindustrie benutzt wurden, die zusätzlichen 50% der Bevölkerung ebenfalls für das Rauchen zu begeistern.
Klar, dass Du manches ANDERS kennst, Du bist ja nicht "lupo cattivo ;-)

Du träumst, da würde einer ein Gesetz machen ? Lustig !
Bestenfalls so, dass nach unten angeglichen wird.
Systemverträglich ist:
Männerlöhne an die der Frauen angleichen
Westlöhne an Ostlöhne
Deutsche Löhne an rumänische... usw.

Umgekehrt.. wirst Du nicht erleben.

Es hat -zumindest in der Neuzeit- noch keine Revolution in der Geschichte gegeben, die nicht von Interessen gelenkt war und von denen finanziert war, die später davon Profite einstreichen wollten.
Auch 1989 war es nicht "das VOLK" und im Iran ist es nicht "die bunte Opposition" und in der Ukraine nicht die "ornagene.

Und "die Frauen" haben sich nicht gegen irgendwas "erhoben", es gab nämlich zu allen Zeiten berufstätige Frauen und nicht-berufstätige, unterdrückte und nicht unterdrückte , wie es das auch bei den Männern gab und der Unterdrückte gibt den Druck immer nur an den weiter, der "unter ihm ist.

"DIE FRAUEN" gibt es sowenig wie "DIE MÄNNER" oder "DIE ITALIENER" oder "DIE TÜRKEN"
Menschen sind Individuen und nach meiner Überzeugung können und sollten Männer und Frauen ihre gemeinsamen Interessen GEGEN das System erkennen.

Anonym 11. Dezember 2009 um 18:41  

(1/3)Mein lieber Roberto,

herzlichen Glückwunsch zu diesem Post!
Sie schaffen es, direkt in der Grauzone zwischen Unbehagen und Zustimmung zu argumentieren.

Hier einige Anmerkungen: ich definiere Karrierismus für mich nicht als Möglichkeit einer Frau, Karriere zu machen, sondern als Bezeichnung für den unbedingten Willen eines Menschen, sich nach ganz oben zu arbeiten und diesem Ziel alles andere unterzuordnen. Anders ausgedrückt: als Bezeichnung für sehr großen – oder möglicherweise übersteigerten – Ehrgeiz einer Person.
Zu Ihren Gedanken um das Thema Arbeit als „dem obersten Gebot des Gleichheitsgedankens“: Sie vermischen hier zwei Ebenen von Macht:
Die Tatsache, dass man sich als abhängig Beschäftigter seinen Vorgesetzten grundsätzlich unterordnen muss, ist der Preis, den man zahlt, will man am Wirtschaftsleben aus eigener Kraft teilnehmen.
Der springende Punkt ist die Verschiebung der Macht innerhalb der Partnerschaft, wenn beide Partner zumindest in der Lage sind, ökonomisch für sich selbst zu sorgen (auch wenn das, gegenüber einer Partnerschaft, die auch Wirtschaftsgemeinschaft ist, selbstverständlich mit Einschnitten verbunden ist).
Es ist einfach so, dass andernfalls etliche Themen nicht auf den partnerschaftlichen „Verhandlungstisch“ kommen, unabhängig davon, welcher Partner vom anderen ökonomisch abhängig ist.
Das setzt selbstverständlich voraus, Arbeit in erster Linie als ernsthafte Einkommensquelle zu betrachten und nicht als „Hinzuverdienst“ oder „ reine Selbstverwirklichungsmöglichkeit“. Dass in die Berufswahl auch letztgenannte Aspekte mit einfließen, ist doch wohl selbstverständlich?!
Der Grund für die starke Betonung der Wichtigkeit von Arbeit für die Gleichstellung ist natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass Arbeit, oder besser: „entlohnte Arbeit“, in unserer Gesellschaft, den extrem hohen Stellenwert hat, den sie nun mal hat. Personen, die keine haben, stehen schlicht in geringerem (gesellschaftlichen) Ansehen – bestes Beispiel sind Hartz IV-Empfänger. Ob diese Überbetonung des Wertes entlohnter Leistung ( und auch entlohnter Nicht- oder Missleistung) albern ist oder nicht, ist eine andere Frage, die in diesem Zusammenhang nicht weiter diskutiert werden soll.

Anonym 11. Dezember 2009 um 18:44  

(2/2)
Was Ihren Bezug auf Simone betrifft: bedenken Sie bitte, dass sie ihre Thesen Mitte des letzten Jahrhunderts niedergeschrieben hat. Damals war es absolut üblich, mit den (selbstverständlich vorhandenen) physischen Unterschieden zwischen den Geschlechtern (die ebenso selbstverständlich zu unterschiedlichem Erleben der Umwelt und damit auch zu unterschiedlichem Verhalten führen), beiden ! Geschlechtern ein bestimmtes Rollenmuster aufzuzwingen, dass sie zu befolgen hatten. Hätte Simone über Männer geschrieben, hätte sie genauso gut schreiben können, dass man nicht als Mann geboren, sondern dazu gemacht wird. Mit einem Unterschied: Die Rolle „Mann“ sah sehr viel mehr Eigenständigkeit und Freiheit vor, als die Rolle „Frau“. Diese größeren Möglichkeiten biologisch begründen zu wollen, dagegen richtet sich das von Ihnen erwähnte Zitat. Und in diesem Sinne ist es heute noch genauso richtig, wie, als es geschrieben wurde.

Das Fellatio aus feministischer Sicht die „schlimmste, unterwürfigste“ Art von sexueller Stimulation sein soll, wusste ich gar nicht. Ich wäre eher vom Gegenteil ausgegangen – immerhin kommt ein nicht unerheblicher Teil des Vergnügens aus dem Spiel mit der archaischen Angst der Männer vor der „Zähne tragenden Vagina“.

Was schließlich den Gewaltakt ihres Protagonisten betrifft:
1.Ich erspare mir Bonmonts darüber, dass Gewalt per se schlecht sei (zumal ich der These auch nur im Grundsatz zustimmen kann).
2.Den Ansatz, einen Schlag als Beweis für die endgültige Akzeptanz einer Frau als gleichberechtigte Partnerin zu betrachten, finde ich hochinteressant. Vor allem, weil es Ihnen gelingt, so zu beleuchten, dass das Unbehagen oder die Empörung über prügelnde Ehemänner in der Tat, der Wahrnehmung von Frauen als „schwachen, wehrlosen Geschöpfen“ geschuldet ist, die ein ehrenhafter (selbstverständlich überlegener) Mann nicht zu schlagen habe.
3.Andererseits: hätte Ihr Protagonist „Klaus, Holger oder Frank“ wirklich geschlagen? Oder hätte er sich zurückgehalten, wenn er bei einem von ihnen mit einer entsprechenden Antwort gerechnet hätte? Die Frage ist keineswegs so theoretisch, wie sie scheint. Ich kenne Frauen, die in einer stabilen Partnerschaft mit Männern leben, die in vorherigen Partnerschaften Frauen verprügelt haben, und das mit diesen Frauen nicht wagen würden – weil sie wissen, dass in diesem Fall zurückgeschlagen wird. Körperliche Stärke und körperliche Überlegenheit sind nicht das Gleiche. Insofern kann ich nur jeder Frau empfehlen, sich in Kampfkunst zu üben. Das ist eine der besten Möglichkeiten, die Opferrolle hinter sich zu lassen.

landbewohner 11. Dezember 2009 um 19:25  

ad 1
gutes thema roberto
ad 2 denk mal dass lupo in vielen dingen sehr richtig liegt
ad 3 auch ich bin für eine gleichberechtigte partnerschaft von mann und frau - eigentlich optimal wenn sich beide auf augenhöhe begegnen, aber eine frau die als kriminelle brokerin, bulle oder kampfpilot karriere macht oder mann und familie "erledigt" wenn der alltägliche karrierekampf in ihrer firma bewältigt ist - das is doch irgendwie kaputt!!
und wenn ich mir dieses land so ansehe: das 3gestirn merkel,v.d.leyen,köhler fürs politische, fride springer für die meinungsmache und liz mohn für die kinder- und jugenderziehung - diese weiber machen mir angst.
und für das heer der arbeitnehmerinnen - die die bei lidl kassieren oder in irgendwelchen grossraumbüros tippseln und sich am pc die augen versauen war das geschwafel einer alice von frauenpower und selbstverwirklichung eh fürn müll. und so ganz realistisch gesehen: die "karriere" der powerfrau - ich bin jetzt gruppenleiterin bei schadensabteilung hdi- büssen arme kinder und männer mit ungreniessbarem dosenfrass und sinnlosem arbeitsstättengeplapper nach ihrem feierabend.
ach ja roberto - falls mal eine deiner künftigen partnerinnen bei der ksk oder gsg 9 sein sollte - hau besser nicht zu - könnte für dich im krankenhaus enden.

Mechthild Mühlstein 11. Dezember 2009 um 21:26  

Im kapitalismus ist die gleichheit der menschen nicht gewollt.

Somit kann es auch keine emanzipation von mann und frau geben. Anstelle des traditionellen rollendenkens - welches es in der arbeiterklasse, sowieso nie gegeben hat, weil die frauen immer arbeiten mußten (in der BRD übrigens bis in die frühen 70er jahre zu einem niedrigen »frauenlohn«) - tritt die ideologie »alle gegen alle«.

Anstatt anzuerkennen, daß jeder mensch seine stärken hat, wird jeder nach gleicher art verwurstet: gleichgültig, ob mann oder frau, wer nicht in die schablone paßt, fliegt raus!

Eine befreiung (»emanzipation« bedeutet nichts anderes) der menschen würde anders aussehen! In westdeutschland gibt es nur sehr wenig emanzipierte menschen. Ich brauche keine frauenquoute und erst recht kein binnen-I. Die anerkennung von leistung unabhängig von geschlecht, hautfarbe und politischer einstellung würde völlig ausreichen, sofern dieser staat lebensgrundlage für alle gewährleisten wollte.

Amelia 11. Dezember 2009 um 23:07  

Was ich seltsam finde, ist, wenn man Frauen vorwirft, wie Männer geworden zu sein, aber nichts daran auszusetzen hat, dass Männer so sind, wie sie sind. Ich glaube, der Gruppenleiter bei der Schadensabteilung bereitet seiner Familie am Abendbrottisch auch nicht viel mehr Freude als die Gruppenleiterin. Im Zweifelsfall schiebt er ohnehin ständig Überstunden und wundert sich, wenn er mal zu Hause ist, wie groß sein Nachwuchs geworden ist. Trotzdem gilt er als idealer "Familienernährer" und verdient nach Meinung der Gesellschaft Bewunderung.

Warum sind diese männlichen Karriere-A...löcher eigentlich auf dem "Heiratsmarkt" immer noch so begehrt? Weil man ohne solch einen Mann eine Familie kaum noch durchfüttern kann? Weil ökonomische Leistung so weit über alles andere gestellt wird? Ich finde die Vorstellung, mit solch einem Menschen zusammenzuleben, jedenfalls genauso erschreckend, wie die Vorstellung, selber so zu werden.

Im Roman "Tochter ihrer Mutter" von Marilyn French ist das schön beschrieben. Eine ihrer Hauptpersonen, Anastasia, verliebt sich auf der Universität in einen sanften, einfühlsamen Musiker. Dieser jedoch verwandelt sich aus wirtschaftlicher Not und auf Druck seines Vaters in einen ehrgeizigen Immobilienmakler. Auf einmal ist die Familie für ihn nur noch Aushängeschild, die Kinder nur noch lästig, und seine Frau "funktioniert" nicht in seinem Sinne.

Anastasia verlässt ihren Mann und schafft es - für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich - als alleinerziehende Mutter Karriere als Fotografin zu machen. Leider gelingt ihr aber auch in der Folgezeit keine Liebesbeziehung. Weder mit einem jüngeren Mann, der die Kinder versorgt, während sie Geld verdient, noch mit einem Arbeitskollegen, dem sie auf Augenhöhe begegnen kann. Ganz zum Schluss scheitert auch noch eine lesbische Beziehung mit einer guten Freundin.

Ich glaube, in dieser Geschichte steckt viel Wahrheit. Die erste Ehe wurde für die Hauptperson des Buches zweifellos unerträglich, aber irgendwie war auch der Mann Täter und Opfer zugleich. Und wie man es stattdessen richtig macht zwischen zwei Menschen, das scheint eine sehr schwierige Frage zu sein.

maguscarolus 11. Dezember 2009 um 23:32  

@Amelia
>> Was ich seltsam finde, ist, wenn man Frauen vorwirft, wie Männer geworden zu sein, aber nichts daran auszusetzen hat, dass Männer so sind, wie sie sind. <<

symmetrisch wäre:

". . , aber nichts daran auszusetzen hat, wenn Männer so wie Frauen geworden sind. " was aber ganz offensichtlich nicht stimmt, da diese Rolle für einen Mann ebenso Anstoß erregen wird wie die Umkehrung.

Kann es eine Partnerschaft ohne Kompromisse geben?

Wem "Selbstverwirklichung" nicht Partnerschaft bedeutet, der sollte besser niemanden in sein Leben reinziehen.

Tim 12. Dezember 2009 um 02:43  

@ Landbewohner:
"denk mal dass lupo in vielen dingen sehr richtig liegt"

Ich denke immer noch, dass Lupo, der Wolf im Schafspelz, vor allem ein Verschwörungstheoretiker wie aus dem Bilderbuch ist. Die Emanzipation als geplanter ökonomischer Schachzug... Geil! Mehr davon, bitte.

Anonym 12. Dezember 2009 um 02:56  

Oh ich habe mein Lebtag schon viel zu diesem Thema gedacht. Nicht weil es mich sonderlich beschäftigt, sondern weil es nach der Politik
die Thematik ist, in der m. E. der größte Unsinn herrscht.

Ich will ganz unsystematisch (denn ob man das systematisch angehen kann weiß´ich nicht und wenn dann müßte ich ein Buch verfassen, dazu
fehlt die Zeit) durcheinander argumentieren.

Ich denke das Thema wird von unverrückbaren stammesgeschichtlich erworbenen Eigenschaften bestimmt (auch wenn Ulla Schmidt es anders
meinen sollte, die ja als Quotenfrauqualifiziert war)

Das grundlegende ist: Sex als Angebot und Nachfrage. Die Natur hätte es auch anders machen können. Hat es aber nicht getan.
Angebot und Nachfrage schien ihr wohl effizienter oder nur Zufall. Auf dieser Bais muß man sich grundlegend arrangieren.

Oliva Molina sagte mal: "Eine Frau muß weniger sein als ihr Mann". O Gott welche Entrüstung jetzt. Aber gemach, d. h. ja nicht, das eine
Frau immer weniger als ihr Mann ist. Nein Ich höre noch das Lachen von Bette Davis, wie sie meint, sie würde nie mehr einen unterlegenen
Mann heiraten: "Die vertragen das nicht". Genauso war es mit Gerd Müller unserem Bomber der Nation. Als er im Aktuellen Sportstudio
war, sagte ich meiner Mutter damals: Also die Frau ist ja die Persönlichkeit, er hat doch keine Chance. Was kam: Scheidung, der arme mußte blechen und froh sein, daß sie ihm bei Bayern das Jugendtraineramt gaben.

Aber so einfach ist das nun doch wieder nicht. Wer mitdenkt, dem kommt sofort folgendes Problem: (Die Herald Tribune jedenfalls
erkannnte es auch) Zurzeit sind immer mehr Frauen immer besser ausgebildet. Damit sind sie auch mehr! Aber bei den Männern bleibts
höchstens konstant. Da nun i. a. es so funktioniert, das der Mann zumindest immer etwas "besser" bzw. gleichwertig sein muß und umgekehrt, bleiben immer mehr gut ausgebildete Frauen allein, bzw. finden schwerer einen Partner
Das muß so sein, der Stammesgeschichte läßt sich kaum ein Schnippchen schlagen.

Wie wurde der arme Lawrence Summers
fertiggemacht, als er meinte, es seien einfach zu wenig Frauen für die Mathematik in Harvard
verfügbar, deshalb könne man denen auch nicht soviele Stellen dort geben. Er mußte letzlich
gehen.Als ich Informatik studierte, gab es wenn ich mich nicht irre nur eine Informatik-Professorin und die war, ja genau in der Didaktik der Informatik am kompetentesten.
(Ich habe übrigens nichts dagegen) Ein Hardware Kollege meinte mal: Er habe sie alle als Heulsusen erlebt. Ich geb das einfach so wieder. Auch ich habe die Frauen in der Informatik nur in der Software (weich) in Erinnerung. Aber ein Kollege sagte mir mal, er habe eine erlebt, die die Server Platte im
laufenden Betrieb wechselte.

Ein Nano-Informatiker der Tu-Müncchen sagte auf BR-Alpha auch: Die Frauen in seinem Seminar könnten es genausogut wie die Männer.Und eine zierliche Frau aus den USA (Lisa Randall) machte doch vor kurzem Furore mit einem Buch wo sie eine Erkläriung dafür bietet, warum die Graviataion so schwach ist gegen die anderen Kräfte (Hierarchieproblem).

Obwohl ich auch behauptet habe: wenn dann wird ein Mann erklären was die Welt im Innersten
zusammenhält hab ich das Buch sofort gekauft, denn Vorurteile gibts nicht.

Aber ich muß zum Schluß kommen: Ich meine

Mädchen und Frauen sollen ganz zwanglos sich verwirklichen, wie es ihnen gemäß ist. Beim Sex und anderswo. Aber eine Bitte hätte ich.
Versuchts nicht

nur

in der bürgerlichen oder auch (leider) der

linken, grünen Politik und dann noch über eine Quote, das ist wirklich der denkbar primitivste und verkommenste Bereich den ihr
Euch aussuchen könnt. Es müssen ja nicht unbedingt die Fields Medaillen sein oder die Physik Nobelpreise. Die kann ich ja auch nicht erringen.
Machts einfach über die Fähigkeiten die ihr habt. Und wie gesagt die Ergebnisse der Stammesgeschichte wird man nicht völlig auf den Kopf stellen können. Ich denke wenn man
völlig gegen die Natur sein will wird es auch nicht besser.

Frank Benedikt 12. Dezember 2009 um 02:59  

@ Mechthild Mühlstein:

Im kapitalismus ist die gleichheit der menschen nicht gewollt.

Sehr richtig. Auch die Schlüsse, die Du ziehst, halte ich für sehr folgerichtig. Dennoch meine ich, daß Roberto noch etwas anderes thematisieren wollte.

Schönes Wochenende
Frank

landbewohner 12. Dezember 2009 um 08:00  

mechthild mü. denkt meiner meinung nach in die richtige richtung. auch wenn die ddr kein emanzipationsparadies war - auch da kochten und putzten die frauen nach feierabend - in punkto wahre gleichberechtigung war sie da der brd um längen voraus.
zu amelie: klar is der gruppenleiter abends zu hause ein arsch - aber muss dann sowas der idealtypus für emanzipierte frauen sein?

Daira 12. Dezember 2009 um 10:13  

Ich habe auch schon immer das Gefühl gehabt, die so genannte Emanzipation ist ein gewolltes Spiel, Männer und Frauen gegeneinander aufzuhetzen. Wenn man die kleinste aber auch stärkste Zelle im System, die Familie, zerstört, ist das für die Machthaber ein leichtes, die vereinzelten Mitglieder zu manipulieren. Und ich denke, dahingehend sind auch schon große Fortschritte gemacht wurden.

Ich habe in den 60iger und 70iger Jahren auch alle Bücher verschlungen, die zu dem Thema auf dem Markt waren; Ester Vilar, Alice Schwarzer und noch einigen andere, deren Namen ich vergessen habe. Ich fand diese in letzter Konsequenz alle Quatsch, ein dummes aufeinander hetzen von Mann und Frau oder eine nicht weniger dumme Gleichmacherei. Diese Art von Emanzipation hat für mich einfach nichts mit Gleichberechtigung zu tun. Für mich ist das eher eine gezielte Manipulation.

Würde Arbeit anders definiert und würde Arbeit im Haushalt, Arbeit die für die Erziehung von Kindern oder Pflege von Angehörigen usw. bezahlt werden, könnte man sich den ganzen Emanzipationsmist sparen. Diese Voraussetzungen müssten natürlich vom Staat geschaffen werden, genauso wie gleiches Geld für gleiche Arbeit. Dies ist aber offensichtlich so nicht gewollt.

Ich bin in der DDR aufgewachsen und hatte als Frau immer Arbeit und kein Problem, andere, interessantere Arbeit zu finden, wenn mir die Stelle nicht mehr gefiel. So habe ich mich in verschiedenen Berufen ausprobieren können. Klar wurden auch die Frauenarbeitsplätze in der Regel schlechter bezahlt. Das hat aber keiner zum Anlass genommen, das den Männern in die Schuhe zu schieben, das war vom System so gewollt. Da man aber als Frau finanziell unabhängig war, musste man nicht nach einem „Ernährer“ suchen, sondern konnte sich den Mann aussuchen, dessen Charakter seinen eigenen Vorstellungen entsprach.
Das hat allerdings auch einige Frauen in der DDR nicht davon abgehalten, sich einen Machotypen auszusuchen. Ich kenne heute noch Frauen, die sich prügeln lassen, aber um keinen Preis die Beziehung aufgeben wollen. Da hilft keine Aufklärung über Emanzipation, da hilf evtl. ein Psychologe.

Schließlich kann sich doch jeder seinen Partner nach seinen Bedürfnissen suchen. Wer dann in der Partnerschaft welche Aufgaben übernimmt, spielt doch keine Rolle, wenn man sich darüber einig ist.
Wir lachen oft darüber, dass ich die weitaus größere Werkzeugkiste mit in die Ehe gebracht habe, da ich mir mehr handwerklichen Fähigkeiten in der Praxis erworben habe, als mein Mann. Wir sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich, schätzen aber auch die Unterschiede, die wir für genauso wichtig halten. Wir sind also froh, das wir Mann und Frau sind und sein dürfen, mit all den Eigenarten und Unterschieden, die dies beinhaltet. Das hat ja schließlich auch immer etwas Reizvolles, Liebenswertes, Schätzenswertes, Spannendes und Lustiges und fordert vom anderen immer ein gewisses Maß an Toleranz und Respekt.

antiferengi 12. Dezember 2009 um 12:00  

Das mit der Emanzipation scheint sich irgendwie in den Köpfen der Menschen festgebissen zu haben.
Mal eine Grundfrage. Ist Gleichberechtigung das gleiche wie Gleichwertigkeit?
Und was ist mit Macht? In einem Umfeld in dem jemand jemanden treibt, oder jemand zuschlägt, findet ein Machtkampf statt. Ist Partnerschaft der Ort für Machtkämpfe? Die vollkommene Akzeptanz mit der heute jeder Machtkämpfe innerhalb einer Partnerschaft als normal ansieht, finde ich absurd.
Machtkampf bedeutet, das einer Gewalt über den anderen haben will. Kann man mit Instinkt, Rudelverhalten, oder einfacher Psychologie erklären. Das Resultat bleibt das gleiche. Min. ein Mensch versucht Macht über den anderen zu erlangen. So etwas, würde ich als gescheiterte Partnerschaft bezeichnen.

@Amelia 23:07
Du hast vollkommen recht. Die Bringschuld bezüglich Emanzipation liegt ganz offensichtlich bei den Frauen;-) Ich berichtige meinen vorherigen Kommentar.
Ich schlage vor das alle Männer Muskelmasse abbauen, - erst dann herrscht Gender mainstreaming, und wir können uns über die Art der Kommunikation unterhalten.

Anonym 12. Dezember 2009 um 12:04  

Sehr schöner Text!
Mich hat er sehr berührt.

Allerdings, ich wünschte mir eine andere Überschrift.
Simone de Beauvoir habe ich auch "verschlungen". Was blieb war die Erkenntnis aus dem "Blut der Anderen", dass wir in unserer "Vereinzelung" es nicht verstehen, uns auf den anderen einzulassen . . .

Deshalb mein Vorschlag für die Überschrift: "Du has(s)t nur dich"

Anonym 12. Dezember 2009 um 12:17  

Die Frauen, die sich immerwährend, auch ungefragt, zT.in unpassenden Diskussionen, emanzipiert nennen, sind größtenteils sehr frustierte Menschen, die sich herausnehmen alle anderen zu belehren. Ich habe täglichen Anschuungsunterricht (2 Frauen)in dem ich hautnah erfahren kann, wie diese Frauen ticken, wie sie sich geben... Beide sind beziehungsunfähig, lehrmeisterisch reden sehr gerne nur über sich (aufdringlich)... Erinnert mich an typisches Machoverhalten. Ich für meinen Teil versuche diese Frauen zu meiden und suche das Gespräch mit autarken und lebensechten Frauen. Von diesen Frauen kann man lernen, im Gegensatz zu den Frauen die ihre "Emanzipation" herausstreichen und immerwährend darüber schwardonieren.

Anonym 12. Dezember 2009 um 13:52  

Ich sage einmal rundheraus: Männer und Frauen sind Schweine, so wie es der Artikel herausgearbeitet hat. Männer und Frauen mißhandeln und mißbrauchen Kinder, mißbrauchen und prügeln einander. Es ist niemals wahr gewesen das der Mann die Frau an sich unterdrückte, sondern eine Folge der Angst des Mannes vor der übergroßen Mutter bedingt und bedingte die Folge einer irrationalen Furcht die Frau auf dieselbe Ebene zu hieven.

Ich kenne genügend Frauen die ihren Nachwuchs mißhandeln ohne ihn auch nur einmal zu schlagen. Ich habe Frauen und ihre Mobbing Gewalt im Betrieb kennen gelernt. Frauen sind keinen Funken bessere Menschen als Männer, sie sind anders als Männer und ihre Verbrechen sind andere und zumeist von subtilerer Art.

Es ist offensichtlich das die angebliche Unterdrückung der Frau ihre wahren Seiten hat, aber die ist eine andere als es die Mehrheit wahr haben will: Schwache Menschen werden unterdrückt. Das fäng bei den Kindern an, das geht über die Frau, über die Armen und über die Machtlosen.

Die Schwäche als Aufforderung zur Mißhandlung weil der Starke seine eigene Schwäche bereit is zu unterdrücken, so untedrückt der vermeintlich Starke auch die Schwachheit seines Nächsten. Wenn diese Nächsten Frauen sind, dann ist es halt Pech im Wirkradius eines Stärkeren zu stehen. Genauso gut könnte es einen vermeintlich schwachen Mann treffen.

Probieren Sie es aus: In einer Gruppe mit radikalen Feministinnen, die die Frau längst mißachten weil sie sie für Schwach halten geben Sie zu, daß sie sich als Mutter in der Familie Selbst verwirklichen wollen. Die Reaktionen werden Ihnen zeigen, wie wenig diese sogenannten Feministinnen von Frauen halten. Sie verachten Frauen wegen ihrer Weichheit. Sie schaffen den Despoten ab, indem Sie selbst Despotinnen werden. Darum geht es letzten Endes in der radikal feministischen Theorie.

Dabei wäre die Botschaft einer sozial gerechten Gesellschaft genau die, die einer Frau auf die Sprünge helfen würde. Sozial ist den Schwachen beizustehen und nicht (alleine) den Frauen beizustehen.

Frauen haben deshalb über Jahrhunderte mehr aufs Maul bekommen, weil sie körperlich schwächer sind als Männer. Was meint die Feministin von Welt eigentlich, wie es körperlich schwachen Männern in dieser Welt ergeht? Sie leiden unter den Prügeln der Machos genauso.

Es gibt aber trotzdem kaum Männerhäuser, die Männer vor Männern oder gewalttätigen Frauen Schutz bieten.

Allerdings ist kaum zu erwarten das die moderne Feministin meinen Ausführunge zustimmen wird.

schönes Wochenende

Tanja K. 12. Dezember 2009 um 14:02  

jutta ditfurth sagte mal, schwarzer hätte den emanzipationskampf der frau vom klassenkampf abgetrennt. den feministinnen geht es nicht um die schwachen. sie wollen starke werden

Amelia 12. Dezember 2009 um 14:32  

Ja, ich glaube, solange Ehen als Machtkämpfe aufgefasst werden, sieht es wirklich düster aus um gute Partnerschaften. Ich glaube allerdings nicht, dass es in den von manchen Leuten idealisierten 50er-Jahre-Ehen (die zum Glück wahrscheinlich auch nicht überall Realität waren) irgendwie besser war. Nicht umsonst zählten damals, so weit ich weiß, zum "Weiblichkeitsbild" ja alle möglichen Schlichen und Raffinessen, mit denen Frauen versuchten, Männer dahin zu bekommen, zu tun, was sie oder ihre Kinder wollten. Da der Mann klar "die Hosen anhatte", durften sie eben nicht offen ihre Bedürfnisse anmelden, besonders in finanzieller Hinsicht, sondern mussten es auf Umwegen tun, mussten sich einschmeicheln, den Mann umgarnen...

Das ist für mich aber auch keine gute Voraussetzung für eine vertrauensvolle Partnerschaft, und erst recht nicht dafür, als Frau "mit sich selbst im reinen" zu sein. Für Männer war das vielleicht angenehmer, als eine potenzielle berufliche Konkurrentin daheim zu haben, aber dem Ideal eines guten menschlichen Zusammenlebens entsprach es noch lange nicht. Auch im Vor-Feminismus spielte Macht mit Sicherheit eine Rolle, sie war halt nur ungleicher verteilt, und deswegen fiel sie zumindest den Männern weniger auf. Gerade Leute, die sich im Beruf hocharbeiten, verinnerlichen Machtstrukturen ja meistens, und ich glaube kaum, dass sie das privat so leicht abschütteln können. Deswegen glaube ich, dass das Machtkampf-Problem auch keineswegs von der Emanzipation geschaffen wurde - es wurde dadurch nur öffentlich gemacht.

Leider bin ich auch negativ geprägt durch die Frauen, die ich erlebt habe, die besonders offen als "Speerspitzen des neuen Antifeminismus" auftreten: Junge Gattinnen von Karrieremännern. Sie repräsentieren auf gesellschaftlichen Anlässen ihres Mannes und unterwerfen sich den dort herrschenden Schönheitsidealen (wenn es sein muss, auch mit Botox und Brust-OPs). Sie freunden sich "strategisch" mit dem Gattinnen anderer Karrieremänner an. Sie glänzen beim Small-Talk und würden dabei ganz sicher keine politischen Meinungen äußern, die in diesen Kreisen schlecht ankommen. Sie sind Gastgeberinnen und achten peinlich darauf, dass Speiseplan und Hauseinrichtung modisch immer auf dem neuesten Stand sind. Und ihre Kinder kutschieren sie zwischen Privatschulen und allen möglichen Förderungsmaßnahmen hin und her, um im globalen Wettbewerb mithalten und ihrer Familie Ehre machen zu können. Ob ihre Kinder dabei glücklich sind, darüber dürfen sie sich wohl nicht allzu viele Gedanken machen.

Die Männer wiederum sind ständig nicht zu Hause und völlig unbeholfen, wenn sie mal mit den Kindern umgehen sollen. Lieber machen sie noch mehr Überstunden, als sich dem auszusetzen. Warum sollten sie auch, sie haben die Kindererziehung doch an ihre Frau (und evtl. an Hausangestellte) "outgesourct"? Die Ehefrau wird wieder zur Dienstleisterin, und gleichzeitig zum Luxusobjekt, das sich der erfolgreiche Mann leisten kann.

Klar kann sich eine Ehefrau dem verweigern, aber ich möchte nicht wissen, wie lange solch eine Ehe hält, wenn solch ein Mann das Gefühl hat, eine "Karrierebremse" zu Hause zu haben und für sein Geld nicht das zu bekommen, was er "verdient". Da sucht er sich lieber eine Jüngere, die begierig alles mitmacht...

Komischerweise bekomme ich von Männern immer wieder zu hören, es müsse doch toll sein, als Frau einen reichen Mann zu heiraten und nicht mehr arbeiten zu müssen. Haben die sie noch alle, unter derartigen Umständen???

Auch in diesen Ehen ist natürlich wieder Macht im Spiel, sie überschattet sogar alles andere, weil die Partner dort erst recht ihre Ehe als ein "Geschäft" betrachten.

Übrigens gehörten ja auch Liz Mohn und Friede Springer sehr lange zu dieser Gruppe von Frauen. Man muss sich also nicht hocharbeiten, um so zu werden, hochheiraten reicht auch...

flavo 12. Dezember 2009 um 17:05  

Den Feminismus hats an der querliegenden Achse "Klasse" oder ökonomische Ungleichheit aufgehängt.
Die formale Gleichstellung ist gut gelungen, die materielle aber kaum: Frauen machen meistens Hausarbeit, Fürsorgearbeit und oft schlechter bezahlte offizielle Arbeiten (entweder bei sich oder bei Reichen und bei sich), die immerhin die insgesamte Zeit für offizielle Erwerbsarbeit übersteigt. Das alles war der Frauenbewegung ein anliegen. Heute muss man sie suchen, die Theoretikerinnen, die sich dafür überhaupt noch interessieren. Man hat sich stattdessen mit der Dekonstruktion solcher Verhältnisse in der Studierstube begnügt. Nachdem man sich überzeugt hatte, dass das Leben Sprache ist, konnte man dazu übergehen, solche Verhältnisse in From von Textblättern zu dekonstruieren. Der Erlebnisvollzug des Intellekts sollte in die Einsicht einer nunmehr geleisteten Dekonstruktion münden, man überzeugte sich in Gedanken. Die Sache war erledigt. Den Klassenhintergrund hatte man inzwsichen ausgblendet und da das akademische Milieu in letzter Zeit an den Akademien ohnehin mehr unter sich ausharren konnte, gab es eine wirkliche Flut an der Arbeit an seinen eigenen Gedanken im Studierzimmer. Man muss sich nur selber kognitiv dekonstruieren und im Nu ist man nicht mehr ausgebeutete Frau, sondern anerkannte gleichgestellte Vollbürgerin mit top Erfolgsaussichten. Das Hexengewerbe kam wieder auf: die Arbeit an der Verbesserung der Realität von Frauen konnte nun in der diskursiven Dekonstruktion an den Akademien gebündelt werden. Der Screenshot der Gesellschaft sollte im Seminarraum diskursiv seziert, dekonstruiert und rekonfiguriert werden und sodann in das Treiben der Lebenswelt reimplantiert werden. Langzeiteffekte. Am Heimweg von der Akademie galt es aufmerksam zu sein: mögliche Heilungssymptome an den Geschlechterverhältnissen konnten eineR schon dort entgegen blitzen. Ein Mann mit Rock oder eine Frau im SUV, der Nachbar mit dem Kinderwagen oder die Freundin, die sich plötzlich für Karate interessiert, die eigene Tochter, die Maschinenbau studiert.
So drehte sich alles: emanzipierte Frauen sind erfolgreich, nicht emanzipierte sind das nicht. Die Emanzipation fruchtete ab nun finanziell. Eine finanziell erfolgreiche Frau muss emanzipiert sein, eine arme Frau also nicht. Wie können wir uns im emanzipativen Geist für arme Frauen einsetzen? please reboot your system

M.A. Verick 12. Dezember 2009 um 17:15  

Ja, Roberto! Jede und jeder für sich selbst und gegenüber anderen - ein ganzes Schwein. Ist eine Wandlung vom Sau-lus zum Paul-us möglich? Oder ist es besser die Un-Eigenarten dieser charakterlichen Manifestation einer schweinischen Sudelei als gegeben und zum mitmachen einladend anzunehmen?

Diese Anstrengungen zu unternehmen, scheint den meisten Leuten leicht zu fallen, es finden sich ständig genügend die mitmachen, womit ein funktionierender Wettstreit nach Wettkampfmanier vom Zaune bricht. Wer langsam ist, muss überholt werden, statt ihm bei der Beschleunigung zu helfen. Wer klein ist, wird klein gehalten, statt eine Interaktion auf Augenhöhe zu gestatten. Wer alt oder versehrt ist, verschwindet aus unserem gesellschaftlichen Zusammenleben, oder wird als jämmerliche Elendsgestalt wahr genommen. Wer schwach ist wird nicht gestärkt, sondern schwach gehalten und noch schwächer gemacht.

Diese Merkmale lassen sich beliebig erweitern, auf einer Skala von +5 (Liebe) bis -5 (Hass) jeweils unterhalb der 0 angeordnet. Wem oder was ist es gelungen, soviel Hass und Zwietracht unter die Menschen zu bringen?

Michel 13. Dezember 2009 um 14:11  

Iss schon lustig, zu sehen, inwieweit sich die derzeitige Massenmedien-Kampagne GEGEN die Gleichberechtigung von Mann und Frau hier im Forum fortsetzt.

Da schreiben doch allen ernstes hier kritische Geister, sie würden die Emanzipation und den Feminismus ablehnen, weil er die Beziehung zwischen Männern und Frauen und damit die Familien kaputt mache.

Nun, wer ist hier eigentlich so naiv, keine Spannungen und keine Probleme beim Übergang von patriarchalischen Zuständen hin zu gleichberechtigten Zuständen zu erwarten?
Das Patriarchat ist durch ein Übermaß an Rechten und Privilegien für Männer gekennzeichnet. Nun, wann immer man einem Menschen Rechte und Privilegien, die er Jahre- und Jahrzehntelang als gottgegeben, natürlich und normal betrachtet hat, weggenommen hat, beschwert sich dieser Mensch natürlich.
Wer jahrelang besessene Rechte und Privilegien abgeben soll, wird natürlich dagegen protestieren.

Also ist zu erwarten, dass sich die Männer beschweren, nicht aktiv bei der Umsetzung der Gleichberechtigung mitarbeiten und dementsprechend auch nicht versuchen, auftretende Probleme konstruktiv und kompromissbereit zu lösen. Stattdessen schauen Männer mit überheblich-spöttischer Miene den sich für Gleichberechtigung abrackernden Frauen zu, sagen "Seht ihr, ihr schaffts ja doch nicht" und wollen mit Volldampf zurück in die Vergangenheit, da gab es ja keine Probleme, weil es ja auch keine Gleichberechtigung gab, gelle.

Aber ich hab ja ganz vergessen:
Wir haben ja längst Gleichberechtigung. Frauen werden ja für gleiche Arbeit genauso gut bezahlt wie Männer (nein!) und "Frauenarbeit" ist weder ein abwertender Ausdruck (doch!) noch wird sie ausschließlich von Frauen ausgeführt (doch!). Kindererziehung wird selbstverständlich nicht hauptsächlich von Frauen ausgeführt (doch!) und wie man an der Gleichverteilung (nein) von Aufsichtsratsplätzen oder von Ministersesseln unter Männern und Frauen sehen kann, ist die Gleichberechtigung soweit verwirklicht, dass die Feministinnen endlich die Klappe halten sollen!

Feminismus ist diese Bewegung, die alle Männer zu Kriminellen erklären will und ihnen die Schw**ze abschneiden will (schon lange nicht mehr), denn es sind ja keinesfalls Männer, die Frauen diskriminieren (hauptsächlich schon, aber Frauen diskriminieren manchmal auch Frauen), oder die die ca. 500.000 weiblichen Prostituierten gegen Zahlung eines Obulus straflos zum eigenen sexuellen Vergnügen gebrauchen dürfen (doch).


Heißt:
Eva Hermanns Feminismus-Bashing hat wenig mit einer aufgeklärten Haltung zum Feminismus zu tun, aber eine Menge mit "nützlichen Idioten" und dem Versuch, mit möglichst trashiger interlektueller Flachwichserei Geld zu verdienen.

So bezeichnet der Begriff Gender Mainstreaming eher den Versuch, beide Geschlechter gesellschaftlich gleichzustellen.
Aufpassen!
Hier steht nix von "Gleichmacherei". Es geht um "gleiche Stellung"!
Beide Geschlechter sollen dieselben Maße an Rechten, Einfluss, Möglichkeiten usw. haben, aber nicht unbedingt die absolut gleichen Rechte, den absolut gleichen Einfluss oder die absolut gleichen Möglichkeiten.

Denn jungen Frauen nützt es nix, wenn sie im gebährfähigen Alter Kinder haben wollen, aber lediglich die gleichen Rechte haben wie Männer in demselben Alter, und die haben ja auch kein Recht auf medizinisch sinnvollen Urlaub nach der Geburt usw.
Daher haben Frauen allein schon aus medizinischen Gründen im Falle einer Schwangerschaft Anspruch auf "Sonderbehandlung".

http://de.wikipedia.org/wiki/Gender_Mainstreaming


Iss aber nett zu sehen, wie die Kommentatoren eines linksintellektuellen Blogs auf Medienkampagnen hereinfallen, ohne sich auch nur über den aktuellen Stand der Gender Studies (Volksmund und Ungebildete: "Feminismus") zu informieren, innerhalb dessen es eine Menge Kritik und verschiedene Strömungen gibt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Feminismus#Kritik_am_Feminismus

Anonym 13. Dezember 2009 um 18:06  

@ antiferengi
"Ist Partnerschaft der Ort für Machtkämpfe?"
Sollte er es idealistischerweise sein? - Wahrscheinlich nicht!
Ist er es realistischerweise? - Auf jeden Fall.
Eine Partnerschaft wird (i.d.R.) durch zwei Liebende gegründet. Sie ist das, was beide zusammenführt, auch in schwierigen Phasen zusammenhält und im Alltag kompromissbereiter macht.
Aber dieser Alltag muss von beiden gestaltet werden und beinhaltet zu einem sehr großen Teil schlicht und einfach gute Organisation der anfallenden (häufig nur ganz profanen) Arbeit. Wie diese Arbeit verteilt wird, darüber muss verhandelt werden. Und wenn sich zwei gleichwertige Partner gegenüberstehen, dann werden dabei beide ihre eigenen Interessen vertreten. Unter diesen Umständen kommt es im Idealfall zum Kompromiss (also einer 50-50-Lösung, bei der sich beide gleich weit entgegengekommen sind). Dieses Vertreten der eigenen Interessen ist das, was gemeinhin "Machtkampf" genannt wird. Dieser Verhandlungsprozess findet nur dann nicht statt, wenn entweder die Machtverhältnisse und damit die Arbeitsorganisation von Anfang an völlig klar sind (wie das etwa früher war, wo die Rolle "Oberhaupt" der Familie gesellschaftlich klar festgelegt war und damit auch, wessen Interessen Beachtung finden und wessen höchstens als Gnadenakt) oder, wenn dadurch eine Aufteilung gefunden wurde, der beide zustimmen können (wobei dies in längeren Partnerschaften nur temporär ist, und immer wieder "Neuverhandlungen" geführt werden müssen).
Ich glaube, dass etliche Beziehungen daran scheitern, dass die Partner sich das nicht von Anfang an klar machen, und glauben, die Liebe würde auch den Alltag regeln. Das kann sie nicht! Liebe putzt nicht das Klo.

Heinzi 14. Dezember 2009 um 10:54  

"Heißt:
Eva Hermanns Feminismus-Bashing hat wenig mit einer aufgeklärten Haltung zum Feminismus zu tun, aber eine Menge mit "nützlichen Idioten" und dem Versuch, mit möglichst trashiger interlektueller Flachwichserei Geld zu verdienen."

Eva Hermann sagt sinngemäß dazu, das es keinen Sinn macht mit den Feministinnen und ihren Stellvertretern darüber zu diskutieren, weil sie die Sprache nicht verstünden, die erforderlich ist, um über viele Sachverhalte zu sprechen, die sich aus wirklicher Selbstverwirklichung und einer liebevollen und hingebungsvollen Haltung zur Familie ergäben.

Schwartzer sagte dazu, das sie und ihresgleichen sich von Leuten wie Eva Hermann nicht aufhalten lassen würden.

Den Zusammenprall einer despotischen Ideologie mit den (Lebens)Erfahrungen einer Frau und Forschungsergebnisse, die einige Ideen des Feminismus und Genderthesen Lügen strafen, sind nicht vereinbar.

Leute wie Sie, die förmlich mit Schaum vor dem Munde gegen eine etablierte Persönlichkeit wie Eva Hermann nur noch zetern und wettern können, die letzten Endes nichts anders tut als die wirkliche Selbstverwirklichung einer Frau entweder im Beruf oder der Familie zu fordern. Das positive des konservativen Familienmodell herausarbeitet und dies gegen das aktuell gepredigte vorgefertigte Karrieremodell + Familie (oder öfters auch ohne) für die Frau (aber auch den Mann) gegenüberstellt mit den negativen Folgen für die Familie und die Gesellschaft. Mehr macht(e) Frau Hermann nicht. Sie gibt nirgendwo die Losungen aus, die man ihr bis dato so gerne unterstellt hat.

Es ist eben jedem selbst überlassen was er tut und jede Frau soll das selbst entscheiden was sie will. Wenn die Rahmenbedingungen aber so sind, das Frauen gar nicht mehr entscheiden können, weil der gesellschaftliche und wirtschaftliche Druck sie (und die Männer) zum Doppelverdienst zwingt bzw. der Karrierewunsch nicht mit einem individuellen Leben mit Familienfokus vereinbar ist, dann sollte jeder darüber nachsinnen. Genau das möchte Frau Hermann den Menschen näher bringen.

Lesen Sie einfach mit weniger Verbissenheit, weniger Feindbild im Sinn die Publikationen und sehen Sie, ob es nicht doch weniger radikal ist was Frau Hermann von sich gibt.

Sie schreibt nicht kämpferisch, konfrontativ sondern sehr versöhnlich und deeskalativ. Wäre Frau Hermann das, was man ihr so gerne unterstellt, hätte sie sich derselben Sprache bedient wie die, die diese Frau heute zum Feindbild zählen.

Darum ging es aber gar nicht und genau das verstehen Feministinnen schon nicht mehr.

Michel 14. Dezember 2009 um 13:15  

@ Heinzi:

Eva Hermann kann versöhnlich schreiben, weil sie nichts anderes fordert, als die Rückkehr zum traditionellen Frauenbild: Frauen = Kinder, Küche, Kirche, mitnichten aber irgendeine Lösung für die Organisations- und Kinder- und Karriereprobleme in gleichberechtigten Partnerschaften anbietet.

Hermann schwärmt davon, wieder "Frau und Mutter" sein zu dürfen, erklärt aber keineswegs, wie dies mit einer Berufskarriere oder auch nur mit immer mehr erodierenden Versorgungsansprüchen im Scheidungsfall zu vereinbaren ist. Frauen mit Durchschnittsverdiener sehen im Scheidungsfall selbst bei kleinen Kindern kaum genug Unterhalt, um über die Runden zu kommen und wenn Frau dann fürs Hausfrau- und Muttersein auch nur 3 Jahre aus dem Beruf raus ist, darf sie nur noch an der Aldi-Kasse arbeiten oder zur Putzkolonne.
Traurig aber wahr.

Und dafür bietet Hermann keine Lösung an, ja spricht diese Problem nichtmal an und das muss man ihr realistischerweise vorwerfen. Herman verweigert die Realität, denn beileibe nicht alle Mütter können auf ein Erwerbseinkommen verzichten.
Wenn Hermann also lediglich auf den schwierigen Spagat heutiger Frauen zwischen Mutterschaft und Karriere hinweist und in keiner Weise auch nur auf den Tellerand dieses Problem schaut, so ist dies an Trivialität und Banalität wohl kaum zu unterbieten.

Es ist geradezu absurd, die Schwierigkeiten von nahezu 50% der Menschheit lediglich aus emotional-psychologischer Sicht zu betrachten: die sozialen, ökonomischen, juristischen und zeitgeistlich-kulturellen Umstände unserer Gesellschaft haben sehr viel mit der Lage der Frauen als auch mit der der Männer zu tun.
Hermann lässt das komplett aus.


Schwarzer und deren geistlosen eMANNzenfeminismus kann ich bei Gott nicht leiden.

Genausowenig wie ich Menschen leiden kann, die sich, ohne sich auch nur ansatzweise mit der ganzen Spannbreite feministischer Ansätze auseinanderzusetzen, pauschal über diese feministischen Mannweiber beschweren, die ja doch nur mit Schaum vor dem Mund ihm sein bestes Stück abschneiden wollen.
Tut mir leid, wenn sie das unter Feminismus verstehen, liegen sie voll auf einer Höhe mit Alice Schwarzer - nur eben in der gegenüberliegenden Schublade.


Übrigens: während sich die Feministinnen sich nicht weigern, mit Hermann zu diskutieren, nimmt die ehemalige Tagesschau-Ableserin sofort reisaus, wenn die Diskussion mal etwas tiefergehender, akademischer, sachlicher und hintergründiger wird. Zu mehr als zu Beschreibungen des "Glück vom Stillen" reichts da wohl nicht.

Heinzi 14. Dezember 2009 um 19:34  

"mitnichten aber irgendeine Lösung für die Organisations- und Kinder- und Karriereprobleme in gleichberechtigten Partnerschaften anbietet."

Sie fragt nach, wieso es z.B. für eine Frau mit Kind, das zu Hause betreut wird, nicht dasselbe Geld gibt, wie die Kosten für eine Unterkunft in der Kita. Wenn sowieso jedem Kind ein Platz zukommen soll, dann könnte so die Finanzielle Lage einer jeden Frau halbwegs abgesichert werden.
Der Betrag liegt derzeit wohl bei etwa 1000-1300 Euro monatlich. Zusätzlich mit Renten und Krankenversicherung wäre eine Frau oder auch ein Vater mit Kind finanziell grundgesichert, ohne Hartz4 Probleme.
Das dieser Vorschlag so schlecht nicht sein kann, zeigt schon das Lockangebot 150 Euro pro Kind zu zahlen, das zuhause bleibt.

Es ist nur ein Beispiel für Ideen, die Frau Hermann angeführt hat.

Wenn eine tiefgreifende soziologische FACH! Diskussion mit FACH! Sprache gefordert ist, warum sollte Frau Hermann oder irgend ein NICHTFACHMANN/FRAU sich solch einer Auseinandersetzung stellen? Die können sowieso nur darauf angelegt sein, die Inkompetenz des Nichtfachmanns/frau herauszustellen und ihn/sie zu diskreditieren.

Frau Hermann ist eine erfahrene Frau, ehemalige Karrieristin. Sie hat den Wandel über den sie schreibt selbst erlebt. Sie hat die Welt sich kundig gemacht, sie hat erkannt und mit vielen Fachleuten gesprochen. Dann hat sie wie es so die Art dieses Personenkreises ist ihre Eindrücke in den Medien verbreitet und durch Bücher zusammengefasst.

Was erwarten Sie sonst noch? Das der Kritiker einen jneuen Weltentwurf auf den Tisch legt?
Ach kommen Sie ...

Fehler im System aufzeigen, die Probleme lösen müssen diejenigen, die als Fachleute an den schalt und walt Positionen sitzen und dafür bezahlt werden.

__

In kenne die verschiedenen Positionen "der Emanzen" nicht. Sie sind mir auch ehrlich gesagt egal. Es reicht mir zwischen radikalen ala Schwartzer, gemäßigten Frauenrechtlerinnen und den Gefolge / Mitläufern aus der Männerwelt zu unterscheiden. (unter denen häufig eine erbärmliche Frauenhörigkeit verbreitet ist).

Für mich persönlich ist es nie ein Thema gewesen ob Frauen dies oder das dürfen, können oder das Recht dazu hätten. Wenn ich meinen eigenen Schwarm überprüfe entscheide ich ob unsere Lebensentwürfe zusammenpassen oder nicht. Mehr Fragen zu den Rechten einer Frau oder eines Mannes stellen sich für mich gar nicht. Menschenrechte muss die Losung lauten, nicht Frauenrechte.

Michel 15. Dezember 2009 um 23:57  

@ Heinzi

Der Vorschlag, Frauen für Kinderbetreuung 1000 - 1800€ zu zahlen, stammt nicht von Eva Hermann, sondern von Christa Müller, Ehefrau von O.Lafontaine und wurde dann von der Bundesregierung aufgenommen und von "Erziehungsgeld" über "Herdprämie" usw. durchgenudelt und das Resultat ist ein lächerlicher, gerade noch dreistelliger Betrag im untersten Bereich.

Das ist keine Wahlfreiheit zwischen Krippe und Erziehung zu Hause, das ist der Versuch, den Einfluss der Linkspartei in der Öffentlichkeit zurückzudrängen.

Von Eva Hermann kommt nicht viel mehr als "Frau sein wollen, Frau sein dürfen" und "ihm die Pantoffeln beim Nachhausekommen vor die Füße stellen" usw., eine Haltung, die, wenn konsequent durchgezogen, Frauen zurück in die traditionelle Rolle drängt und zwar ohne Alternativen noch Möglichkeiten, da jemals wieder herauszukommen.
Hermann hats ja selber erlebt: von der Karriere als Nachrichten-Vorleserin hin zu Hausfrau und Mutter.

Liest man Hermanns Werke genauer, dann erkennt man zwar die emotional-psychologische Erfahrung, die sie mit Ehe und Mutterschaft hat, aber ganz klar wird auch, dass sie nicht mal bis zum Tellerrand hin blickt.

So schlägt sie zum Beispiel ernsthaft vor, dass frau nicht versuchen soll, beruflich mit ihrem Ehemann zu konkurrieren, z.B., was das Einkommen angeht, weil das ja nur Stress erzeuge...
Aufgeklärter wäre da, sich auf ein "Finanzkonzept" (wer zahlt was) zu einigen und insgesamt dem Gelde weniger Bedeutung beizumessen. Frau heiratet doch nicht etwa des Geldes wegen, oder?

Progressive Gedanken bei Hermann zu finden, bedarf viel Fantasie.

Anonym 16. Dezember 2009 um 14:41  

"Dabei wäre die Botschaft einer sozial gerechten Gesellschaft genau die, die einer Frau auf die Sprünge helfen würde. Sozial ist den Schwachen beizustehen und nicht (alleine) den Frauen beizustehen."

Was ich noch vergessen hatte, ich traute mich nicht. Ich hatte noch schreiben wollen:

Die Frauen haben sich mittlerweile sogar "Rechte" "erkämpft" die Ihnen gar nicht zustehen. Z. B. das, sie bei einer Stellenbesetzung bevorzugt zu behandeln sind. Es gab Männer, die zu recht dagegen geklagt haben, aber deren Menschenrechte dabei wohl verletzt wurden.

Interessant: Einfach wars insgesant ja vielleicht nicht, aber Frauen haben eine Lobby, im Gegensatz zu den Schwachen, Erwerbslosen, die keine Lobby haben.

Irgendwann kroch man vor den Emanzen (Frauen) und redete Ihnen nach dem Mund. Ich fands immer putzig, wenn sie im Studium ihr Verhältnis zu den Männern allgemein neu definieren wollten. Damals stellten Studien zur gleichen Zeit fest, das das Studium von Frauen in erster Linie als Aufbau einer Partnerschaft verstanden werde, während es bei Männern dem späteren Beruf diene. Es gab diese Studie, war so um 1975 rum. In Wahrheit sind sie also immer auch anders gewesen als die Emanzipation vorgab. In erster Linie waren sie doch instinktiv immer Frauen. Wie sollte es auch anders sein.

John Lennon singt ja: "We make her pin her face and dance"

Nein das machen Sie selbst. Und ist das schlimm? Niemand zwang sie, um 1982 rum das Oberteil in der Badeanstalt abzulegen. Im Gegenteil, sie mußten darum kurz kämpfen.

Ein anderes Beispiel der Atmosphäre jener Tage: Wir hatten mal Tagung und da holten sich doch einige Studentinnen die Stühle aus unserem Raum raus. Als ich meinte, wie brauchen die Stühle auch, lächelte man mich an und transportierte weiter ab. Es gab keine Möglichkeit, das zu verhindern sonst wäre man wegen Gewalt gegen Frauen angezeigt worden. Bzw, man traute sich gar nicht einzugreifen. Aber war auch eher zum Schmunzeln. Und immerhin Frauen-Lächeln ist etwas ganz Besonderes. Auch hier Asymmetrie, keine Gleichheit zwischen den Geschlechtern.

Aber schlimm finde ich, daß sie für ihre Rechte die Menschenrechte neu verletzen, wobei ich nicht weiß, wies mit den Stellenbevorzugungen in der Praxis tatsächlich ist.

Heinzi 16. Dezember 2009 um 17:56  

"Frau sein wollen, Frau sein dürfen" und "ihm die Pantoffeln beim Nachhausekommen vor die Füße stellen"

Selbst wenn das so wäre ...

So wie sie das schreiben und wie sie ihre Aussage stellen, sind Frauen, die genau darin ihre Selbstbestätigung finden für Sie Frauen zweiter Klasse.

Das wiederum werden sie hier nicht zugeben wollen.

Ist das Gleichberechtigung zwischen Karriere und Familienentwurf?
Ist es wirklich ein Rückschritt wenn eine Frau für ihre Kinder und ihren Mann da sein will?

Was soll das Gerede von der fehlenden Absicherung der Frau in solch einer Lage? Ist doch letzten Endes nur eine rechtliche Frage und aus meiner bescheidenen Erfahrung Unsinn. Die Frau erhält nach der Scheidung meistens die Kinder und Unterhalt. Das sie davon keine großen Sprünge mehr machen kann, liegt auch daran, das nun zwei Haushalte ggf. zwei PKW zu finanzieren sind und ein 'Unterhaltspflichtiger, wenn er/sie arbeitet, selbst einen Bedarf hat, der erstmal gedeckt sein muss, bevor er/sie seinen / ihren Unterhaltsleistungen nachkommen kann.

"dass sie nicht mal bis zum Tellerrand hin blickt."

Genau das sehe ich anders. Sie schrieb keine Fachbücher, die das verdeutlichen, sondern einfache Bücher.
Denselben Vorwurf findet man immer wieder, wenn Fachleute für ein breites Publikum schreiben. Undifferenziert, nicht tiefgehend, ungenau, usw.

"Der Vorschlag, Frauen für Kinderbetreuung 1000 - 1800€ zu zahlen, stammt nicht von Eva Hermann, sondern von Christa Müller,"

Muss man das Urheberrecht auf einen Vorschlag haben, wenn man ihn gut findet und verbreitet?

Das Eva Hermann keinen good will erntet, weiß ich längst. Schade das so viele so bereichernde Perspektiven nicht sehen können oder wollen.

  © Free Blogger Templates Columnus by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP