Zwischen den Zeilen
Samstag, 19. Dezember 2009
Der reichste Mann der Welt, sei der Meinung, er habe zu viel Geld, berichtet Deutschlands renommiertestes Revolverblatt dieser Tage. Mehr Steuern wolle er bezahlen, Milliardensummen spenden und gerade mal zwanzig Promille seines derzeitigen Vermögens an seine Erben überweisen. Gates noch?, fragt das Blatt daraufhin den reichen Bill spöttisch.
Eigentlich ist dieser Bericht, wenn er denn überhaupt als Bericht bezeichnet werden kann, kaum der Rede wert. Doch spiegelt sich darin die Dogmatik jener hier ungenannten Zeitung wider, wird die rhetorische Doktrin des Hauses blankgelegt. An den Worten kann man sie messen! Natürlich ist es unverkennbar, dass die Doktrin einen spöttischen Ton immer dann vorschreibt, wenn jemand sich für eine nachhaltige Erbschaftssteuer ausspricht, auch dann, wenn dieser Jemand seine "Besteuerung" selbst in die Hand nimmt, um die Erben nicht im grenzenlosen Reichtum zu ersticken. Aber darauf sollten diese Zeilen nicht hinauslaufen, denn dass jemand, der sein Vermögen von seinem Konto herunterschippt, für jene Gazette nicht mehr ganz bei Trost ist, versteht sich von selbst.
Nein, die Einleitung machts, sie weist schier nebenbei, ganz unscheinbar, auf die Dialektik des Hauses hin, legt bloß, was man beim schnellen Überlesen - und der gemeine Leser jener Zeitung will es schnell, einfach, ohne Umschweife - nicht wahrnimmt. "Der reichste Mann der Welt, ist der Meinung, dass er zu viel Geld hat." Er ist der Meinung! Das tägliche Zentralorgan der Seichtigkeit wahrscheinlich nicht. Der Vermögende ist selbst der Meinung, die Zeitung jedoch bleibt ohne eigene Ansicht. Fünfzig Milliarden Dollar sind nur nach Meinung des Gates zu viel, für die Schreiber- und Windlinge aber nicht. Plötzlich gibt man sich journalistisch neutral, objektiv, läßt die eigenen Ansichten schlummern. Urplötzlich besinnt man sich auf die Tradition des journalistischen Handwerks und steht mit eigenen Vorstellungen und Stellungnahmen zurück.
Ein Grund zur ausgelassenen Freude ist das jedoch nicht. Dahinter verbirgt sich des Blattes Devotheit und Verneigung vor Macht und Reichtum, die verfechtete Theorie, dass Leistungsträger gar nicht genug verdienen und besitzen können. Wenn jemand wie Gates nun glaubt, er habe zu viel Geld gehortet, dann steht er jener Theorie im Wege, macht sie zweifelhaft, verrät die eigene Leistungsträgerschaft, beschmutzt sein eigenes Nest. So einen unbekehrbaren Gecken oder zwischenzeitlich vom Wege Abgekommenen, begegnet man spöttisch, ein wenig so, als sei der Betreffende von allen guten Geistern verlassen. Von jenen guten Geistern, die einem zur Mitternacht säuseln, dass Leistung sich lohnen, sich lohnen, sich ins Unendliche lohnen sollte - zumindest dann, wenn die Leistung ein bestimmtes Jahressalär übersteigt. Nur Gates ist der Meinung, er habe zu viel Geld, das Räuberblatt nicht, denn es glaubt ernsthaft, zu viel Geld in Händen einer Person, die nach ihren - der Zeitung - Maßstäben geleistet hat, gibt es gar nicht.
Journalistisches Handwerk, Objektivität, Neutralität - nichts davon existiert, wenn im verhartzten Gestrüpp geschnüffelt wird. Wenn jene Zeitung von den Betrügern am Ende der Gesellschaftsleiter "berichtet", dann wird vermutet, spekuliert, gelogen natürlich sowieso; dann gibt es kein Zurückstehen mehr, dann wird nicht neutral geschildert, sondern des Blattes Meinung zur Allgemeinmeinung getrimmt. Wenn der Arbeitslose zu Protokoll gibt, er sei der Meinung, dass er zu wenig Geld habe, dann schweigen die Seiten der Tageszeitung nicht, dann greifen sie jene Partikularmeinung auf, tun so, als würden sie sie prüfen und entblättern letztendlich, dass das Zuwenig zum Leben reicht, möglicherweise sogar noch ein wenig zu viel Zuwenig sei. Denn man darf nicht vergessen, hier wird nicht von Leistungsträgern erzählt, sondern von Kostenfaktoren, Menschen ohne Mehrwert, faulenzenden Beutelschneidern.
Selbst in kleinsten Texten läßt sich die Weltsicht jenes Revolverblattes herausdestillieren. Wenn Gates eine Meinung vom Zuviel hat, verneigt sich der Journalist spöttisch und hält den Mund, hält die Hand still. Aber wehe dem Erwerbslosen, der seiner Meinung nach zu wenig erhält - dann setzt man ein Rudel Bluthunde an, beißt, reißt und erklärt vernünftelnd, dass das Zuwenig ein Zuviel der Allgemeinheit sei. Gates hat Leistung erbracht, dem Erwerbslose wird sie nur zugeteilt, er wird zum Leistungsempfänger gemacht, zur Kreatur der Leistenden. Und wenn letztere besitzen, grenzenlos besitzen, dann dient das nur dem Empfänger - was für Gates gilt, gilt hierzulande für andere. Andere, die aber nicht so dämlich sind, ihren Besitz zu verprassen...
Eigentlich ist dieser Bericht, wenn er denn überhaupt als Bericht bezeichnet werden kann, kaum der Rede wert. Doch spiegelt sich darin die Dogmatik jener hier ungenannten Zeitung wider, wird die rhetorische Doktrin des Hauses blankgelegt. An den Worten kann man sie messen! Natürlich ist es unverkennbar, dass die Doktrin einen spöttischen Ton immer dann vorschreibt, wenn jemand sich für eine nachhaltige Erbschaftssteuer ausspricht, auch dann, wenn dieser Jemand seine "Besteuerung" selbst in die Hand nimmt, um die Erben nicht im grenzenlosen Reichtum zu ersticken. Aber darauf sollten diese Zeilen nicht hinauslaufen, denn dass jemand, der sein Vermögen von seinem Konto herunterschippt, für jene Gazette nicht mehr ganz bei Trost ist, versteht sich von selbst.
Nein, die Einleitung machts, sie weist schier nebenbei, ganz unscheinbar, auf die Dialektik des Hauses hin, legt bloß, was man beim schnellen Überlesen - und der gemeine Leser jener Zeitung will es schnell, einfach, ohne Umschweife - nicht wahrnimmt. "Der reichste Mann der Welt, ist der Meinung, dass er zu viel Geld hat." Er ist der Meinung! Das tägliche Zentralorgan der Seichtigkeit wahrscheinlich nicht. Der Vermögende ist selbst der Meinung, die Zeitung jedoch bleibt ohne eigene Ansicht. Fünfzig Milliarden Dollar sind nur nach Meinung des Gates zu viel, für die Schreiber- und Windlinge aber nicht. Plötzlich gibt man sich journalistisch neutral, objektiv, läßt die eigenen Ansichten schlummern. Urplötzlich besinnt man sich auf die Tradition des journalistischen Handwerks und steht mit eigenen Vorstellungen und Stellungnahmen zurück.
Ein Grund zur ausgelassenen Freude ist das jedoch nicht. Dahinter verbirgt sich des Blattes Devotheit und Verneigung vor Macht und Reichtum, die verfechtete Theorie, dass Leistungsträger gar nicht genug verdienen und besitzen können. Wenn jemand wie Gates nun glaubt, er habe zu viel Geld gehortet, dann steht er jener Theorie im Wege, macht sie zweifelhaft, verrät die eigene Leistungsträgerschaft, beschmutzt sein eigenes Nest. So einen unbekehrbaren Gecken oder zwischenzeitlich vom Wege Abgekommenen, begegnet man spöttisch, ein wenig so, als sei der Betreffende von allen guten Geistern verlassen. Von jenen guten Geistern, die einem zur Mitternacht säuseln, dass Leistung sich lohnen, sich lohnen, sich ins Unendliche lohnen sollte - zumindest dann, wenn die Leistung ein bestimmtes Jahressalär übersteigt. Nur Gates ist der Meinung, er habe zu viel Geld, das Räuberblatt nicht, denn es glaubt ernsthaft, zu viel Geld in Händen einer Person, die nach ihren - der Zeitung - Maßstäben geleistet hat, gibt es gar nicht.
Journalistisches Handwerk, Objektivität, Neutralität - nichts davon existiert, wenn im verhartzten Gestrüpp geschnüffelt wird. Wenn jene Zeitung von den Betrügern am Ende der Gesellschaftsleiter "berichtet", dann wird vermutet, spekuliert, gelogen natürlich sowieso; dann gibt es kein Zurückstehen mehr, dann wird nicht neutral geschildert, sondern des Blattes Meinung zur Allgemeinmeinung getrimmt. Wenn der Arbeitslose zu Protokoll gibt, er sei der Meinung, dass er zu wenig Geld habe, dann schweigen die Seiten der Tageszeitung nicht, dann greifen sie jene Partikularmeinung auf, tun so, als würden sie sie prüfen und entblättern letztendlich, dass das Zuwenig zum Leben reicht, möglicherweise sogar noch ein wenig zu viel Zuwenig sei. Denn man darf nicht vergessen, hier wird nicht von Leistungsträgern erzählt, sondern von Kostenfaktoren, Menschen ohne Mehrwert, faulenzenden Beutelschneidern.
Selbst in kleinsten Texten läßt sich die Weltsicht jenes Revolverblattes herausdestillieren. Wenn Gates eine Meinung vom Zuviel hat, verneigt sich der Journalist spöttisch und hält den Mund, hält die Hand still. Aber wehe dem Erwerbslosen, der seiner Meinung nach zu wenig erhält - dann setzt man ein Rudel Bluthunde an, beißt, reißt und erklärt vernünftelnd, dass das Zuwenig ein Zuviel der Allgemeinheit sei. Gates hat Leistung erbracht, dem Erwerbslose wird sie nur zugeteilt, er wird zum Leistungsempfänger gemacht, zur Kreatur der Leistenden. Und wenn letztere besitzen, grenzenlos besitzen, dann dient das nur dem Empfänger - was für Gates gilt, gilt hierzulande für andere. Andere, die aber nicht so dämlich sind, ihren Besitz zu verprassen...
3 Kommentare:
In diesem Land einzig der Grundsatz gilt: Was nicht sein kann, darf nicht sein. Ich habe noch mal kurz recherchiert weil mich jene Aussage an etwas erinnerte:
Deutsche Millionäre fordern Reichensteuer !
Nachzulesen unter:
http://www.bewegungsstiftung.de/reichensteuer.html
Auch im Mai 2009 gab es in den Mainstreammedien nur ein kurzes, verwundertes Augenreiben, eine seltsame Mischung aus mitleidigen Blicken und ungläubigem Staunen und ruck zuck war das Thema erledigt bzw. totgeschwiegen.
Genuß ohne Reue bitte schön in Deutschland. Wer die vorgebene Richtung verläßt bekommt einen Schuß vor den Bug. Ich bin zutiefst überzeugt, sollten sich irgendwann mal Leute mit Geld und Verantwortungsbewußtsein zusammtun und versuchen eine Gegenmacht aufzubauen, werden BKA, Finanzamt und die BLÖD in einer konzertierten Aktion zeigen wie kurz der Weg vom Millionär zum Tellerwäscher sein kann.
Ich halte persönlich auch nicht viel vom Superreichtum, aber wenn man sieht wie das Ehepaar Gates ihre Stiftung mit über 32 Mrd Dollar ausgestattet hat und überwiegend in der Entwicklungshilfe tätig ist, Hut ab !
Die mir bekannten Stiftungen deutscher Milliadäre dienen einzig und alein der Umgehung der eh schon lächerlichen Erbschaftssteuer. Gemeinsinn, igitt, wie ekelhaft.
"verrät die eigene Leistungsträgerschaft, beschmutzt sein eigenes Nest."
Ich will die Nuance etwas anders setzen.
Das ist das was ich seit langem denke! Aber ich will die Nuance etwas anders setzen.
Ich habe mich immer gefragt wieso sind die Leistungsfähigen (ich setze das diesmal nicht in Anführungsstriche, weil es ja tatsächlich Leistungsfähige gibt, es ist ja nicht alles immer erschlichen)
nicht bereit, freiwillig abzugeben. Sie haben doch von der Natur das größte Geschenk bekommen: leistungsgähig zu sein. Offiziell muß man es übrigens immer als deren eigene Leistung darstellen, obwohl sie nichts dazu können.
In einer Serie über die Fugger heißt es an einer Stelle dazu: "Zwar war er fleißig (der Gründer), doch aller Fleiß kann das von Natur vorhandene Geschick nicht ersetzen".
Es ist also bekannt welche Voraussetzungen Leistungsfähigkeit hat. Viel Glück!
Warum sind also nicht alle Glücklichen freigiebig gegen den unmittelbar Nächsten?
Mein Gedanke dazu: fast könnte man vermuten er traut sich nicht, wenn er es täte würde er quasi unter Seinesgleichen als abartig gelten. Denn die Ideologie der Gesellschaft hat auch ihm was anderes eingeimpft.
Wie war das mit dem Fußballer Marco Bode, als er gefragt wurde, wie er sein Gehalt gegen das einer Krankenschwester rechtfertigen könne. Er sagte er könne das nicht. Kahn dagegen leitete den Proteststurm und meinte der Druck rechtfertige das Gehalt. Bode scherte zumindet in diesem Moment aus. Ich glaube das Ausscheren ist schwierig. Aber ob mein Gedanke als Ergänzung trägt?
Das stimmt nicht ganz. Die grössten deutschen Stiftungen sind gegründet worden, um die Unternehmensnachfolge zu regeln und Streitereien in der Familie zu vermeiden. Eine Unterstützung der Familie ist dann immer noch möglich, aber das Soziale halt auch. Anders natürlich die Lichtensteiner Stiftungen etc.. Vermögen verpflichtet steht im Grundgesetz. Politiker die immer wieder Steuern reduzieren und Windeln mit 19 %, aber das Stundenhotel mit 7 % Mwst belegen, sollten zum Teufel gejagt werden von aufgebrachten Eltern. Ich war früher einmal stolz auf diese Demokratie, heute schäme ich mich für die Armut, die diese Gesellschaft einfach toleriert.
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