In Ruhestellung

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Zuunterst, obgleich Kerzen glimmen, Tannenbäume schimmern, die ganze Erde juchzt und feiert, zuunterst, brütet selbst zum Liebesfest die Wut. Weihnacht ist und alle Welt tut so, als denke sie an die Gosse, an diejenigen, die im Rinnstein verwesen, die aus dem Raster gefallen sind, die nun in der Jauchegrube bemüht sind, ihren Scheißegeruch zu tilgen. Weihnacht ist und der Gosse wird gedacht, all der armen Kretins wird gedacht, die sich waschen und waschen und immer wieder waschen, nur um diesen penetranten Geruch nach Stuhl und Harn auszuradieren. Waschen waschen, um am Ende nie aus dem gestankspendenden Abfluß der Gesellschaft zu enteilen, um endgültig darin eingezogen und wohnhaft geworden zu sein.

Zwischen Stank und Brodem, tief drunten, zuunterst, ist es Weihnacht. Und einmal im Jahr, nur ein einziges Mal im Jahr, wird nicht dorthin geschissen und geschifft, wo der gesellschaftliche Menschenabfall döst. Wenn Weihnacht ist, wird aus dem Penner, dem Erwerbslosen, dem Ausländer, dem prekären Arbeitsnomaden ein Mensch - ganz kurzfristig und nur kurzzeitig, ein Mensch mit Antlitz. Er mag in Schwaden aus Abgasen und Abfällen leben, eine Bruchbude sein Heim nennen, monatlich, wöchentlich die Gosse vor den Hütern und Vermittlern der Drangsalsanstalten kennenlernen und einatmen - doch zur Weihnacht darf er sich, soll er sich Mensch rufen. Ein Mensch, den man anlächelt, dem man hilft, dem man Fressen in den Napf spuckt, mit dem man in einem wirren, irrationalen Moment der Leutseligkeit womöglich sogar an einem Tisch speisen würde. Ein richtiger, ein wahrer, ein menschlicher Mensch!

Flüchtig des Miefs enthoben, von der Scheiße befreit, als Eiter, als Krebs, als Geschwür der Gesellschaft abgelöst, lichtet sich die Tristesse. Nein, wir sitzen gar nicht in der Gosse!, sinnieren die Stinkenden. Man akzeptiert uns doch! Neinnein, wir haben uns in denen getäuscht, die uns täglich die Köpfe vollscheißen und den breiigen Dung auch noch einmassieren! Es ist Weihnacht und die ganze Welt liebt die Armen, die Hungernden, die Resignierten. Vom schmierigen Gänsebraten blicken sie auf, zwischen Gebirgen von Geschenken linsen sie hindurch, dabei an jene denkend, denen es an jenem Abend schlechter ergeht. Oh, mein Reicher, was wärst du ohne mich? An wen könntest du denn im Anflug von Nächstenliebe denken, wenn ich arme Sau nicht wäre? Und dann ist das jährliche Spiel vorbei, ausgespielt, Weihnacht verfliegt, der Rausch gleich mit. Zurück bleibt der Kater, die Ernüchterung, bittere Erkenntnis und es kehrt heim der Urindampf, der Stuhlgeruch, das ganze unappetitliche Programm menschlicher Säftebildung.

Zuunterst brütet die Wut. Wenn sie romantisch und verträumt vom Fest der Liebe sprechen, ihre Humanität herauskehren, zum Weihnachtsfest Abendessen für die Einsamen spendieren, während die Einsamen dreihundertvierundsechzig Tage des Jahres weiter vereinsamen. Oh, wie brütet die Wut, wenn sie so tun, als wären sie auf ihren Nächsten bedacht, auch auf jenen Nächsten aus der Pissrinne, bloß um letzten Endes die magische Nächstenliebe jenes Abends zu vergessen. Vergessen, damit sie sich ihrer Peinlichkeit, ihrer Sentimentalität nicht schämen müssen. Wie faucht die Wut, wenn oberhalb des Abschaums Liebe psalmodiert wird, um am anderen Tage wieder pflichtgemäßer Ausbeuter, Unterdrücker, Aufwiegler, Schlächter zu sein! Wie sehr waltet doch die Wut, wenn sie Humanisten spielen, Mildtätige darbieten, Selbstlose karikieren. Wie elend erbricht sich die Wut, wenn sie Interesse heucheln, damit sie tags darauf darüber schwatzen können, was für feine Barmherzige sie doch sind, was für elende, einschläferungswürdige Stinker sie hofieren durften. Meterweit kotzt die Wut sich im hohen Bogen aus, wenn dann all diese Liebenden, Mitfühlenden, Verständnisvollen wieder an ihren Posten und Pöstchen strammstehen, die Gosse durch das Jahr hetzen, dem Erwerbslosen Engpässe und Bedrängnis schenken, dem Obdachlosen schiefe und entehrende Blicke, dem Niedriglöhner Spott und gute Ratschläge, wie er es zu etwas hätte bringen können. Meterweit kotzend, sich schier einscheißend vor Wut, wenn sie an die afrikanischen Kindlein denken, Blähbäuchlein mit Almosen tätscheln, von Minen gestiftete Bein- und Armstümpfe mit dem Balsam der Spendenquittung einreiben, nur um nach dem Weihnachtsurlaub die Waffenexporte zu expandieren, Diktatoren über die Köpfe afrikanischer Kindlein zu stellen, Blähbäuche zu verewigen, Kinderarbeit zum Sinnbringer zu erklären!

Im Dreck der Gesellschaft, in der Talsohle, zeichnet sich das Fest der Liebe durch blanke Wut aus. Die Pissrinne liebt keiner, man kann sie sich zur Weihnacht noch so sehr schönsaufen, sie bleibt immer feucht, glitschig, stinkend. Das Fest der Wut! Vor diesem institutionalisierten Schauspiel, jährlich gegen Ende des Dezembers veranstaltet und aufgeführt, kann man nicht aufrechten Standes harren. Man faßt sich an den Bauch, beugt sich vorneüber und es geschieht - speiübel erträgt man den jämmerlichen Rest des Abends, darauf wartend, ab dem morgigen Tage wieder ein Penner zu sein, ein Nichts, ein Niemand, ein Verlierer, der letzte Dreck, Freiwild, auf das die Hetzredner und Fanatiker ungestraft ballern dürfen. Zuunterst, durch die braune Brühe der darüberstehenden Schichten watend, wünscht man sich traditionellerweise ein frohes Fest. Blanker Unsinn, romantisches Brauchtum und Schwärmerei! Denn zuunterst weiß man, frohe Feste feiern andere, in der Gosse atmet man nur einen Abend durch, ist man einen Abend entlastet, geduldet sich flüchtig in Ruhestellung, um den Kampf morgen wieder aufzunehmen.

17 Kommentare:

Anonym 24. Dezember 2009 um 08:43  

Dazu paßt, dass immer - pünktlich zu Weihnachten - eine traurige Geschichte gebracht wird, diesmal jedoch ohne Happyend - nur mit einer blöden Bemerkung auf den nächsten Nachrichtenbeitrag zum Schluß. Wo? Gestern in den Tagesthemen. Es wurde die Geschichte von 2 Brüdern erzählt, die mitsamt der Familie vor der Arbeitslosigkeit stehen, weil die überqualifiziert sind, und es billigere Arbeitskräfte gibt - so der Tagesthemen-Kommentator im Bericht - Einzig ein Seelsorger würde denen, und ihren Befürchtungen vor drohender Arbeitslosigkeit, Hartz IV und Verarmung zuhören. Der Bericht bracht ab - Eigentlich hätte ich gerne mehr über die 2 Brüder erfahren. Danach erschien der Moderator der Tagesthemen mit Betroffenheitsgesicht und der Anmerkung: "Verena Becker ist an Weihnachten freigelassen worden". Darauf folgte der Nachrichtenblock mit dem ersten Hinweis, dass die RAF-Terroristen Verena Becker aus dem Gefängnis entlassen wurde. Was lerne ich daraus? Der Klassenkampf von oben geht auch an Weihnachten weiter, ohne besinnliche Atempause, denn 1. zeigt man 2 Brüder, die sich, trotz drohendem sozialen Absturz nicht revolutionär verhalten, während 2. bemängelt wird, dass man eine böse Revolutionären der RAF - ausgerechnet an Weihnachten - nach verbüßter Strafe - freigelassen hat. Nach den besserverdienenden Journalisten gehört die auf ewig weggesperrt, da bin ich sicher, und alle anderen Aufwiegler in diesen Zeiten einer Neuen Weltwirtschaftskrise gleich mit.
Ich wünsche mir ja so, dass ich mich irre, aber ich seh diese abgehobene, selbsternannte "Elite" mittlerweile so - als Demokratiefeinde und Verächter jeglichen Standes, der unter ihrem Besserverdiener-Status dahinvegetieren soll - möglichst, man kann es nicht oft genug erwähnen, ohne sich über die Ungerechtigkeit öffentlich zu äußern.

Dennoch schöne Weihnachten
Nachdenkseiten-Leser

PS: Ich sehe mich nicht als RAF-Sympathisant, aber die oben beschriebene Vorgehensweise der Tagesthemen-Redaktion kotzt mich, als Feind der Merkel-Westerwelle-Clique auch in den Medien, mehr als an.

Kassandra 24. Dezember 2009 um 10:49  

"Befreiungsversuch
Den Schleim hochrotzen, um wieder frei durchatmen zu können - auch um den Preis, als unerzogen und unhöflich zu gelten ..." (aus: Klaus Doppler: 'Dialektik der Führung', 1999)

Besten Dank für das heutige Wiederdurchatmenkönnen angesichts der umfassenden globalen, nachbarschaftlichen als auch familiären emotionalen Belästigung, die 'Weihnachten' genannt wird ... und ein einziges Energiegeschäft ist ... getätigt von Energievampiren und -lieferanten.

Otto Ernst 24. Dezember 2009 um 11:11  

War das scheißeschön und so ehrlich!

fletcher2 24. Dezember 2009 um 14:13  

Wo Worte fehlen, gibt's immer noch Tränen. Danke, Roberto!

Frank Benedikt 24. Dezember 2009 um 16:30  

Nun, ich kannte Robertos Weihnachtstext ja schon vorher (mal aus dem "Nähkästchen" geplaudert), aber die Kommentare von Fletcher und Otto Ernst nötigen mir doch noch einen eigenen ab ;-)

@ Otto: "scheißeschön"? Habe ich noch nie so gehört oder gar gelesen, iast aber etwas, was offensichtlich von Herzen kommt. Als paradoxer Neologismus eine "dolle Kiste", wie ich finde ;-) Weiter so und ein (f)rohes Fest :-D

@ fletcher: Du kommst da ziemlich Tucholsky nah und es gibt mir für den Moment wieder einen Stich, aber wir kommen nicht umhin, weiterzuschreiten.

Schöne Feiertage Euch allen
Frank

Anonym 24. Dezember 2009 um 17:02  

Das Freiwild läßt sich auch vermarkten und so mancher, der etwas verschenkt weiß nicht wieso.

So eben erhielt meine Mutter ein Michael Hirte Buch. Ihr wißt schon, der Hartz IV-Empfänger, der es angeblich aus eigenem Antrieb "geschafft" hat, und nun via Mundharmonika durch die Lande tingelt.

Fazit:

Der Verschenker weiß nicht was er da verschenkt, denn ansonsten hätter er ja gleich ein Hartz IV-Kochbuch - oder noch besser ein Dieter Bohlen-Buch mit dessen A...sprüchen an meine ältere Mutter schenken können....

Was Hirte angeht, der läßt sich nun eben vermarkten, wie der einstige Arbeitslose, der sich via Kurt Beck einen Job beschaffen durfte.

Vielleicht erscheint auch demnächst dessen Buch mit dem Titel "Beck sagte zu mir, wasch Dich und rasier Dich. Erst dann bekommst Du einen Job!"

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

landbewohner 24. Dezember 2009 um 21:41  

die weihnachtliche spendenorgie - zum kotzen. und gut erkannt und geschildert hast das logo allemal. aber, was mich wundert: heute abend berlin - weihnachtsessen von der bundeswehr, nebenan noch gleich die tafel - das alte gemüse im zelt, damit es nicht erfriert, die glücklichen essensempfänger bei minusgraden fröhlich im freien an bierzelttischen. warum tun die sich das an?
wer das ganze jahr hungert, muss doch nu nicht am 24. unbedingt den dankbaren willi spielen - für rotkohl mit klössen? oder die 1000 münchener obdachlosen im hofbräuhaus, dankbar grinsend die sie bedienende "prominenz" anblickend, die da leberknödel und bunte tüten verteilt? warum hauen die denen den scheiß nicht in die fresse?? ich verstehs nicht ...

Anonym 24. Dezember 2009 um 21:45  

Der Christ liebt halt seinen Nächsten wie sich selbst, auch den HARTZIV-Empfänger.

pillo 24. Dezember 2009 um 22:54  

Die ganze Verlogenheit der Weihnachtszeit auf den Punkt gebracht! Besser kann man's nicht zusammenfassen.

Dieses ganze ritualisierte "menscheln lassen" ab Ende November eines jeden Jahres erinnert mich zunehmend an den Ablaßhandel früherer Jahrhunderte. Spende bei der Gala X oder der Show Y etwas und du darfst den Rest des Jahres dem Egoismus, Narzismus und Chauvinismus frönen.

Wenn in einer Gesellschaft alles wirtschaftlich verwertbar sein muß, sollte es eigentlich nicht verwundern, wenn auch das "gute Gewissen" käuflich zu erwerben ist.

Anonym 25. Dezember 2009 um 02:40  

Hallo Roberto,

ich bin katholisch, DESHALB Wählerin der Linkspartei (meines Erachtens die einzige halbwegs christliche Partei im Bundestag - auch wenn ich die Familienpolitik schauerlich finde) und gehe regelmäßig in die Kirche (nicht nur an Weihnachten). Die Nächstenliebe wird bei jeder Predigt in irgendeiner Form erwähnt und ausdrücklich von uns Christen verlangt. Nur - wer nicht in die Kirche geht, der bekommt das natürlich auch nicht mit. Insofern ist deine Kritik zum Teil nicht gerecht. Wenn in ferner Zukunft seitens der Katholischen Kirche und der Linken im Land endlich die vielen GEMEINSAMKEITEN erkannt werden, dann - und meines Erachtens nur dann, haben wir die große Chance den egomanen, widerwärtigen, teuflischen Neoliberalismus zu überwinden. Die Marktradikalen haben die Katholische Kirche schon lange als Feindbild erkannt. Zumindest nutzt die Mainstream-Presse jede Gelegenheit zum Kirchen-Bashing. Ist Dir das noch nicht aufgefallen ? Wie unpassend für die Westerwelles doch der Glaube, dass jeder Mensch Gottes Geschöpf ist. Damit lässt sich ein Hartz-IV-Empfänger schon mal etwas weniger gut diffamieren. Die sog. christlichen Parteien betreiben reinen Etikettenschwindel und ich wünschte mir, das würde seitens der Katholischen Kirche auch endlich mal deutlich so benannt ! Ich jedenfalls kann bei CDU und CSU beim besten Willen, selbst mit der Lupe nichts Christliches entdecken.

Es müssen sich aber auch die Linken bewegen ! Ich bin überzeugt davon, dass die Gläubigkeit von Hugo Chaves, Evo Morales usw., die bei uns für einen Linken, der etwas auf sich hält, schon aus Imagegründen undenkbar wäre, zu deren großem politischen Erfolg beigetragen hat. Ohne die Kirche geht es nicht !

Es ist doch so, dass sich das neoliberale Pack selbst mit dem Teufel verbündet, wenn es der Sache dient. Nur wir guten MENSCHEN, die wir nicht nur an uns selbst denken, wir halten uns mit dämlichen Streitereien auf über das WIE, anstatt uns Verbündete zu suchen, die wenigstens Ähnliches wollen.

Liebe Weihnachtsgrüße an Dich und Deine Familie!

Andrea

maguscarolus 25. Dezember 2009 um 10:45  

@landbewohner

warum hauen die denen den scheiß nicht in die fresse?? ich verstehs nicht ...

Vielleicht wollen sie ja ein, zwei Stunden lang glauben, dass die Welt doch nicht so beschissen ist. Auch eine "Pissrinnenexistenz" kann ohne Hoffnung nicht leben, auch wenn es nur noch die Hoffnung auf den nächsten Vollrausch ist.

Anonym 25. Dezember 2009 um 12:43  

@andrea

Als jemand, der den Chamäleon-Charakter der Kirchen kennt muss ich dir entschieden widersprechen.

Die Kirchen sind bzw. waren - zumindest in Deutschland - kein Freund der Unterschichten.

Caritas und Diakonie verdienen z.B. gerade fett an den Hartz IV-Ein-Euro-Sklavenjobs und den Suppenküchen.

Als Mitglied der Linkspartei denke ich da immer an Paulus - Du weißt schon jener Apostel der als eigentlicher Gründer des Christentums gilt.

Er legte Jesus in den Mund:

"Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist...."

Fazit:

Die Kirchen, zumindest in Deutschland - man kann es nicht oft genug erwähnen - , sind schon immer Komplizen der Oberschichten -nicht der unteren Klassen gewesen.

Der Fehler der Linken ist dies, rein auf Deutschland, auch öfters mal so auszusprechen.

Mir macht übrigens etwas anderes Sorge - als bekennender Atheist - Auch bei Humanisten gibt es die Verhaltensweise, die ich auf die Kirche übertragen habe - oben. Nur begründen die ihre Thesen mit der falschen Lehre vom "Survival of the fittest", die ein - sicher auch Darwin unangenehmer - Jünger Darwins auf die Menschheit übertragen hat.

Was Lateinamerika angeht, Chavez und Morales sind Freunde der Kirche weil gerade die Kirche in Lateinamerika immer schon die Unterschichten unterstützt hat - Ja sogar bis zur Abschlachtung von Priestern, weil die sich gegen Militärdikaturen gestellt haben - Papst Benedikt XVI spricht aber die sicher nicht heilig.

Warum? Boff, und andere sogenannte Befreiungstheologen, gelten als Feinde von Papst Benedikt XVI. Ein Papst der sogar den Komplizen Hitlers Pius XII heilig sprechen würde, wenn da nicht Israel und die Juden wären, die, völlig richtig, entschieden dagegen protestieren.

Beim Papst halte ich es übrigens als Ex-Katholik der römisch-katholischen Sorte wie mit den Politikern - "Nicht an ihren Worten, an ihren Taten sollt ihr die messen", und die sprechen bei dem rückständigen Papst Benedikt XVI alias Großinquisitor Kardinal Ratzinger leider eine andere Sprache als bei den Befreiungstheologen in Südamerika.

Ich bin übrigens froh, dass die Linkspartei auch Atheisten/Agnostiker und Religionskritiker in ihren Reihen hat, neben religiösen Menschen, denn so zeigt sie ein Kaleidoskop der dt. Gesellschaft wo Religionsfreiheit neben Weltanschauungsfreiheit im Grundgesetz, unserer Verfassung, steht bzw. wo es immer mehr Konfessionslose gibt, die auch Rechte haben.

Was die FDP angeht, und Neoliberale überhaupt liebe Andrea, geh denen nicht auf's Glatteis - Es ist keineswegs so, dass die FDP kirchenfeindlich ist -Im Gegenteil, während die sämtliche soziale Leistungen für alle Nicht-Besserverdiener zusammenstreichen praktizieren gerade die FDP, die CDU/CSU, die SPD und die GRÜNEN eine neue Form der Gläubigkeit bzw. Gläubigenvera....

Der Fehler der Kirchen ist m.E. sich auf Atheisten/Agnostiker und Religionskritiker einzuschießen während die "Religion der Marktwirtschaft" (Zitat der Ordoliberale Rüstow) als Konkurrenz der Kirchen nicht einmal benannt wird.

Ich warte, auch als Atheist, immer noch auf den Mann, der dies einmal klar so ausspricht und die CDU/CSU/FDP/SPD/GRÜNEN-Händler aus dem Tempel wirft.

Über die neue Religiosität der Marktradikalen bzw. deren Heuchelei kannst du hier z.B. mehr erfahren:

http://hpd.de/node/3684

Überschrift "FDP auf Kirchenkurs"

Gibt auch einmal bei hpd.de FDP in die Suchfunktion ein. Du wirst mehr als fündig was die FDP und die Kirchengläubigkeit angeht.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

ad sinistram 25. Dezember 2009 um 12:50  

Gleich eines vorweg: entbrennt hier erneut dieses ewige Geschacher um Religion und Atheismus, dann zensiere ich. Das ist hier nicht die Stelle, um darüber zu sinnieren. Jeder wie er will, solange niemand missioniert - auf atheistische Missionare habe ich ebensowenig Lust, wie auch christliche, muslimische oder sonst welche...

Anonym 25. Dezember 2009 um 13:29  

@Roberto J. de Lapuente

Nö, ich hoffe nicht, ich wollte nur einmal klarstellen, dass es keine Schwarz-Weiß-Sicht gibt - egal ob auf Atheismus/Agnostizismus und Religionskritik bezogen als andersherum.

Gerade wollte ich einen Hinweis eines kritischen Christen posten, der auf die Punkte anspricht, die ich teilweise erwähnt habe, dass wär's auch schon gewesen:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31780/1.html

Im Prinzip sollten wir Atheisten/Religionskritiker/Agnostiker/Humanisten & sonstige mit den Gläubigen/Kirchenausgetretenen (aus welchen Gründen auch Immer) und Nicht-Fundamentalisten einig sein.

Oder?

Ich finde, der Telepolis-Artikel hat es auf den Punkt gebracht - Es gibt auch in Deutschland eine "Kirchen von unten", die Benedikt XVI kritisiert. Ebenso wie es bei den anderen Religionen in Deutschland keineswegs alle Atheisten/Agnostiker etc. sind, die ihre Kirchen kritisieren.

Darauf wollte ich hinaus, und nicht eine neue Debatte hinsichtlich Religionsgläubigkeit und Atheismus anstoßen.

Sorry für das Mißverständnis.

Eigentlich könnte man sagen:

Auch hier wird, wie im sozialen Bereich, ein "Teile und herrsche" (Atheisten versus Gläubige) praktiziert, dass wir beide, aus anderen Lebensbereichen im neoliberalen Deutschland, bestens kennen dürften.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

PS: Die Kirchenoberen sind, zumindest rein auf Deutschland bezogen, auch die Feinde der "Kirche von Unten". Is leider so....

Anonym 25. Dezember 2009 um 14:05  

Hallo Roberto,

"Gleich eines vorweg: entbrennt hier erneut dieses ewige Geschacher um Religion und Atheismus, dann zensiere ich. Das ist hier nicht die Stelle, um darüber zu sinnieren. Jeder wie er will, solange niemand missioniert - auf atheistische Missionare habe ich ebensowenig Lust, wie auch christliche, muslimische oder sonst welche..." (ZE)

Das ist genau der Punkt! Ich bin Katholikin und ich will trotzdem niemanden für die Katholische Kirche missionieren (bin selbst mit 20 Jahren ausgetreten - aufgrund selbiger Gründe wie der Nachdenkseitenleser - und erst vor drei Jahren wieder eingetreten). Es ist mir egal, ob jemand Atheist, Agnostiker, Muslim usw. ist. Hauptsache er ist kein egomanes Arschloch!

Meine Mission ist es jedenfalls, dass Menschen aller Religionen, Hautfarben, Geschlechter usw. sich solidarisieren und miteinander anständig LEBEN. Ich will, dass die menschliche Gier geächtet und nicht bewundert wird und das Menschen in FRIEDEN miteinander leben können. Dazu müssen wir das Gemeinsame betonen und nicht die Unterschiede! Und die Katholische Kirche muss zu dieser Einstellung von unten gezwungen werden! Um den brasilianischen Bischof Caldera zu zitieren: Wenn ich den Armen Brot gebe, nennen sie mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum sie arm sind, nennen sie mich einen Kommunisten.

Ich bin nicht der Meinung, dass wir uns zwischenzeitlich unsere Verbündeten gegen den totalen Markt noch aussuchen können. Wir MENSCHEN müssen JETZT gegen dieses asoziale System ZUSAMMENHALTEN.

Liebe Grüße

Andrea

Anonym 25. Dezember 2009 um 14:47  

Charakter

Ein kindischer alter Mann,
stellt anderen ein Bein,
weil er sonst gar nichts kann.
Der Mann, der ist ein Schwein.

Vor Jahren hat er die Strippen gezogen,
nun demonstriert er die Macht,
Jetzt tut er ganz verlogen,
als hätten´s die andern gemacht.

Der Mann geht über Leichen.
Der Grund der ist nicht klar.
Die andern müssen weichen.
So fühlt er sich als Star.

Er kommt als Retter daher,
als Helfer in der Not.
Das glaubt ihm keiner mehr.
Der Glaube, der ist tot.

Sie haben ihn großgezogen,
die Mächtigen der Macht.
Es wird nur noch gelogen,
wenn er den Mund auf macht.

Prizipien hat er keine,
drum tut er andere meucheln,
so wie alle Schweine,
ist er nur noch am Heucheln.


Eurohasenbär, 9.9.2008


Eurohasenbär, SZ-Leserforum

Anonym 25. Dezember 2009 um 17:03  

Noch was:

Das "asoziale System", da sollten die Kirchen sich endlich mal klar äußern ist auch eine Religion, daher mein Hinweis auf den Ordoliberalen Rüstow, der die Marktwirtschaft als neue Religion, nicht als Ideologie sieht, die übrigens mit den echten Religionen gemein hat, dass die aus einer Zeit stammt, die einfach nicht mehr zeitgemäß ist.

Dazu mehr nachzulesen bei Max Otte "Der Informationscrash" - Am Beispiel von Adam Smiths "unsichtbarer Hand" wird erläutert, dass wir zwar 1777 in den USA die erste Revolution hatten, früher in GB das erste Parlament, und 1789 in Frankreich die Große Französische Revolution. Der Punkt ist, dies bezog sich alles auf die Politik - Die Wirtschaft hat sich seither nicht verändert, d.h. dort gilt die Demokratie nach wie vor nix, und es wäre höchste Eisenbahn - so Prof. Dr. Max Otte, Ordoliberaler -auch hier für eine Demokratisierung zu sorgen.

Kurz:

Die Monarchien wurden vom Volk gestürzt, die Wirtschaft eben nicht - Dort blieb alles, was Demokratiefeindlichkeit und bestehende Zustände angeht, so als hätte es die oben erwähnten Revolutionen NIE gegeben.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

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