Wortreich geschwiegen

Dienstag, 25. Mai 2010

Ich weigere mich unerbitterlich den Rücktritt dieser demokratischen Charaktermaske, dieser Charakterfratze zu kommentieren. Bockig und störrisch mag man mich nennen - mir einerlei! Was kümmert mich seine in Aussicht gestellte Amtsaufgabe? Was kümmert es uns allesamt eigentlich? Wenn sich die Korruption und die Menschenverachtung aus der Politik verabschieden würde... ja dann, dann wäre das erregend, dann könnte ich mich begeistern. Aber so? Was gibt es mir? Was soll ich dazu schreiben?

Es ist ja unverfroren, mit welchen Vokabeln man diesen Zurücktretenden bezeichnet: Eisprinz und Angreifer! Und fehlen werde er uns! Nur noch Ja-Sager blieben zurück! Man möchte sich jene Haare raufen, die man sich zuvor aus Frust schon ausgerissen hat. Da wird ein Märtyrer beschrieben, ein Verkannter, ein Genie, ein Opfer des politischen Unkulturbetriebes - etwelche Typen werden dargestellt, nur der Zurückgetretene nicht. Ein komischer Heiliger, der sich quer durch Parteispendenaffären lispelte und Demokrat wie er war, sein abgewähltes Amt als Geschäftsführer beibehielt, um seine damalige politische Konkurrentin aus einer Position der Stärke und Macht heraus zum Abschuss freizugeben.

Man muß sich weigern, diesem provokativen Faxenmacher einen Abgesang zu bereiten. Er hat nicht einmal Häme und Spott verdient - denn das wäre Beachtung. Nein, man muß ihn meiden, seinen Rücktritt missachten; nachdem er dann seinen Worten auch abtretende Taten folgen ließ, sollte man blöde in die Runde blicken und fragen: Ach was, der ist zurückgetreten? Habe ich nicht bemerkt! Man übergehe diesen Pfau, überhöre seine Kunde. Und wenn sie dann erwidern: Aber klar, der ist doch schon lange aus dem Amt, ist jetzt Aufsichtsrat dieses und jenes Wirtschaftsunternehmens!, dann entgegne man naiv wie Schwejk: So? War er das nicht schon vorher? Wirtschaftsdelegierter, meine ich? Dann ist es doch , wie es immer war!

Oh ja, ich lehne es ab, wie all diese hysterisch berichtenden Medienkonzerne, über diesen Rassisten und Ausländerfreund zu schreiben. Es gibt einfach Menschen, über die man kein Wörtchen mehr verlieren sollte. Ich lehne es weiters ab, fürderhin mit einer Betroffenheitsberichterstattung zum verkannten politischen Genie aus Hessen belästigt zu werden. Wenn die Korruption ihren Abschied, die Ausländerfeindlichkeit ihren Hut nimmt, wenn der Hass auf Arbeitslose abtritt - ja dann... dann will ich mehr davon lesen, hören, sehen. Aber solange nur diese entfremdete Charaktermaske eines charakterlosen Gesellschaftssystems ausgewechselt wird, störe man nicht meine Kreise!

Dies stellt daher keinen Kommentar zum Ereignis des Tages dar. Ja, ich verbitte mir regelrecht, dies als Kommentar anzusehen! Es ist in Worte gegossene Sprachlosigkeit, in Sätze geschmiedete Kommentarlosigkeit - es gibt einfach Ereignisse, die man nicht kommentieren möchte. Das ist kein Kommentar! Ich habe nur wortreich geschwiegen...

12 Kommentare:

Anonym 25. Mai 2010 um 19:51  

Kochs Nachfolger Bouffier wird sicher ganz anders sein als sein Vorgänger. Das sei denen aufseiten der politischen Linken gesagt, die jetzt Kochs Abgang bejubeln. Es wird sich durch den Rücktritt kein bisschen ändern. Wenn schon eine Veränderung der politischen Mehrheitsverhältnisse nichts bewirkt, wie soll es dann eine reine Amtsübertragung innerhalb dieser Verhältnisse tun?

Anonym 25. Mai 2010 um 20:06  

Sozusagen brutalstmöglich geschwiegen!?

Lutz Hausstein 25. Mai 2010 um 20:24  

Wenn Du nicht kommentieren willst, bekommst Du von mir auch keine Antwort! ;-)

Auch, weil es kaum mehr etwas geben würde, was ich zu ihm und seinesgleichen nicht schon an anderer Stelle gesagt hätte.

Anonym 25. Mai 2010 um 20:42  

Mein Gefühl sagt mir, Herr Koch wird auferstehn als der furchtbare Heiland. Zuvor bedarf es noch einer Art Minitod als Politiker, um die notwendige Aura zu schaffen. Mfg Stefan

bojenberg 25. Mai 2010 um 20:59  

Ich schweige mit!

klaus baum 25. Mai 2010 um 22:11  

recht hast du. koch tritt zurück, aber die korruption und die menschenverachtung nicht.

Anton Chigurh 25. Mai 2010 um 22:50  

Nein, ich kann es nicht verleugnen:
Ich finde es gut, daß dieser Berufsverbrecher seinen Hut nimmt. Aber es kann nur bedeuten, daß irgendwo anders ein lukrativeres Opfer wartet als das hessische Volk. Sicher wird er auf Späths oder Schröders Spuren unterwegs sein, sich mit Millionen abspeisen lassend Lobbyarbeit betreiben (wie Clement - die größte Schande der SPD). Und in Monsieur Bouffier haben wir ja beileibe auch kein unbeschriebenes Blatt in der Nachfolge eines kriminellen Volksverhetzers.
Es wird spannend bleiben - die Geschichte des hessischen "Paten" wird sicher fortgesetzt !

Winfried 25. Mai 2010 um 23:30  

Habe ich was verpasst? ;-)

Inglorious Basterd 26. Mai 2010 um 09:11  

Die Schweine wechseln, die Tröge bleiben. Das ist Politik.

Anonym 26. Mai 2010 um 16:15  

Das machtversessenste A****** tritt freiwillig ab? Noch ist mir die dahinter liegende Strategie noch nicht ganz klar. Kann mich jemand aufklären?

Anonym 26. Mai 2010 um 19:57  

Koch und die "schwäbische Hausfrau" (Merkel)

Abgekocht.
Ausgekocht.
Eingkocht.

Oder "brutalstmöglich" (Koch) verkocht?

Einfach ungenießbar!

FDominicus 31. Mai 2010 um 08:44  

Danke, so wahr. Nun ja wir haben aber immer noch die Meisten unsere "amtierenden" Elite.... Was fällt Dir denn dazu ein?

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