Kritische Berichte?
Freitag, 28. Mai 2010
Deutschlands am meisten zitierte Tageszeitung schildert in ungewohnter Ausführlichkeit - in einem Zehnzeiler - Vorwürfe, die der SPD-Vorsitzende Gabriel gegen Merkel, damit indirekt auch gegen die BILD-Zeitung erhob. Merkel hätte BILD-Zeitung stoppen müssen!, verkündete dieser in der ZEIT. Die Diekmännische Verallgemeine berichtet hingegen folgendermaßen darüber: "Nach Meinung von SPD-Chef Gabriel hätte Kanzlerin Merkel die kritischen Berichte der BILD-Zeitung über die Finanzkrise Griechenlands stoppen müssen."
Die kritischen Berichte! Gabriel als Feind kritischen Journalismus'? Dabei hat weder die ZEIT noch Gabriel etwas von "kritischen Berichten" geschrieben, sie begrifflich gar nicht in den Mund genommen - das Wort "kritisch" kommt im ZEIT-Artikel überhaupt nicht vor. Da muß also eine Verwechslung vorliegen, da muß sich die BILD tatsächlich getäuscht haben. Niemand hat etwas gegen kritische Berichterstattung der BILD. Das heißt, niemand hätte etwas dagegen - man muß schon standhaft im Konjunktiv zurückbleiben. Mit "Gegenteil von aufklärerisch", so läßt Gabriel sich zitieren; und mit "antiemanzipatorisch" wartet er auf - das sind aber laut Thesaurus keine Synonyme für "kritische Berichte".
Gar kein Zweifel, da hat sich die BILD-Zeitung getäuscht, irgendwas durcheinander gebracht - kritische Berichte standen ja nie zur Disposition. Hätte sie nur welche gebracht, man hätte sie gutgeheißen. Aber so! Man muß Gabriel gar nicht besonders mögen, um ihn hier reinzuwaschen: aber es gehört sich einfach, ihm fälschlicherweise in den Mund gelegte Phrasen zu entkräften. Was er eher meinte, das war diese Mesalliance aus nationalem Dünkel und chauvinistischer Herablassung, aus unaufgeklärter Verbalwucht und willkürlicher Strafpredigt, aus unterhaltsamen Boulevard und vergnüglichen Griechenkloppen - kritische Berichte standen ja gar nicht zur Auswahl. Es gab sie einfach nicht! Warum sollte Gabriel sich über etwas erzürnen, das es so, in dieser Form gar nicht gab?
Man darf sich im Axel-Springer-Hochhaus zu Berlin sicher sein: Gabriel ist ein großer Bewunderer kritischer Berichte, jedenfalls so lange, wie sie nicht gegen seine Partei gerichtet werden. Auch wenn zur griechischen Tragödie keine kritischen Berichte inszeniert wurden - die kritischen Berichte der BILD-Zeitung bezüglich Hartz IV-Empfängern, den LINKEN oder zu Ypsilanti, die hat er womöglich würdigend zur Kenntnis genommen. Er ist halt vielleicht doch kein Widersacher des kritischen Journalismus.
Ein blendender Irrtum aus dem Hause Springer ist das: man war aufgrund des Qualitätsprädikats "kritischer Bericht" so in Ehrfurcht erstarrt, dass man nicht mal mehr mit Schaum vorm Mund auf Gabriel losging - wer in seiner Rüge auch noch derart belobigt und Qualitätsplaketten austeilt, dachte man sich hinter der Glasfassade zu Kreuzberg, der hat auch keine Prügel unter die Gürtellinie verdient. Böse Zungen könnten nun ja behaupten, die BILD hat deshalb nicht gebissen und gekratzt, weil man damit das Image kritisch Berichtender unterstreichen würde. Doch dann wäre der Irrtum, der ganz offensichtlich nachlesbar ist, eben weil er in der ZEIT nicht nachlesbar ist, gar kein Irrtum mehr - dann wäre es ein bisschen so wie mit Epimenides und seinem Paradoxon, nach dem alle Kreter lügen...
Die kritischen Berichte! Gabriel als Feind kritischen Journalismus'? Dabei hat weder die ZEIT noch Gabriel etwas von "kritischen Berichten" geschrieben, sie begrifflich gar nicht in den Mund genommen - das Wort "kritisch" kommt im ZEIT-Artikel überhaupt nicht vor. Da muß also eine Verwechslung vorliegen, da muß sich die BILD tatsächlich getäuscht haben. Niemand hat etwas gegen kritische Berichterstattung der BILD. Das heißt, niemand hätte etwas dagegen - man muß schon standhaft im Konjunktiv zurückbleiben. Mit "Gegenteil von aufklärerisch", so läßt Gabriel sich zitieren; und mit "antiemanzipatorisch" wartet er auf - das sind aber laut Thesaurus keine Synonyme für "kritische Berichte".
Gar kein Zweifel, da hat sich die BILD-Zeitung getäuscht, irgendwas durcheinander gebracht - kritische Berichte standen ja nie zur Disposition. Hätte sie nur welche gebracht, man hätte sie gutgeheißen. Aber so! Man muß Gabriel gar nicht besonders mögen, um ihn hier reinzuwaschen: aber es gehört sich einfach, ihm fälschlicherweise in den Mund gelegte Phrasen zu entkräften. Was er eher meinte, das war diese Mesalliance aus nationalem Dünkel und chauvinistischer Herablassung, aus unaufgeklärter Verbalwucht und willkürlicher Strafpredigt, aus unterhaltsamen Boulevard und vergnüglichen Griechenkloppen - kritische Berichte standen ja gar nicht zur Auswahl. Es gab sie einfach nicht! Warum sollte Gabriel sich über etwas erzürnen, das es so, in dieser Form gar nicht gab?
Man darf sich im Axel-Springer-Hochhaus zu Berlin sicher sein: Gabriel ist ein großer Bewunderer kritischer Berichte, jedenfalls so lange, wie sie nicht gegen seine Partei gerichtet werden. Auch wenn zur griechischen Tragödie keine kritischen Berichte inszeniert wurden - die kritischen Berichte der BILD-Zeitung bezüglich Hartz IV-Empfängern, den LINKEN oder zu Ypsilanti, die hat er womöglich würdigend zur Kenntnis genommen. Er ist halt vielleicht doch kein Widersacher des kritischen Journalismus.
Ein blendender Irrtum aus dem Hause Springer ist das: man war aufgrund des Qualitätsprädikats "kritischer Bericht" so in Ehrfurcht erstarrt, dass man nicht mal mehr mit Schaum vorm Mund auf Gabriel losging - wer in seiner Rüge auch noch derart belobigt und Qualitätsplaketten austeilt, dachte man sich hinter der Glasfassade zu Kreuzberg, der hat auch keine Prügel unter die Gürtellinie verdient. Böse Zungen könnten nun ja behaupten, die BILD hat deshalb nicht gebissen und gekratzt, weil man damit das Image kritisch Berichtender unterstreichen würde. Doch dann wäre der Irrtum, der ganz offensichtlich nachlesbar ist, eben weil er in der ZEIT nicht nachlesbar ist, gar kein Irrtum mehr - dann wäre es ein bisschen so wie mit Epimenides und seinem Paradoxon, nach dem alle Kreter lügen...
9 Kommentare:
Ich kann mich nicht erinnern, dass dieser verlogene Gabriel jemals der "kritischen Berichterstattung" von BILD und anderen Medien, der Hetze seiner eigenen Parteifreunde gegen Arbeitslose, Hartz 4 Empfänger, "Prekariat" entgegengetreten wäre.
Im Fall von Griechenland ist das natürlich anders, denn im Gegensatz zu Deutschlands Hartz 4 Empfängern und sonstigen armen Leuten, welche man ungestraft in den Schmutz und durch den Kakau ziehen darf, kauft der griechische Staat ja Jahr für Jahr in Milliardehöhe Unmengen an deutschen Waffen, darunter selbst U-Boote.
Und so einen tollen Geschäftspartner möchte der Gabriel sicherlich nicht von BILD und anderen "Stürmer"-Gazetten madig und verärgert gemacht wissen!
"Unsere Exporte" sind schließlich "heilig" für Deutschland, was diesen nutzt ist gut für Deutschland, was ihnen schadet schlecht.
Das muss man eben, so Gabriel, auch bei BILD einsehen, bei allen sonstigen "Verdiensten" dieses Blattes auch ganz im politischen Sinne von Gabriel selbst und seinen Mentoren und "politischen Freunden á la "Gerd", Münte, Clement, Sarazzin, Buschkowski und, und, und....
Leute, vergesst einfach diesen verlogenen, fetten, verkommenen SPD-Schwätzer!
MfG
Bakunin
Hallo,
eigentlich ein guter Artikel, dem in seiner Aussage nichts hinzugefügt werden muss - zu den Motiven Gabriels ist ohnehin nichts schönendes hinzuzudichten, aber der Satz,
"Dabei hat weder die ZEIT noch Gabriel nichts von "kritischen Berichten" geschrieben",
ist durch die doppelte Verneinung missverständlich; das 'nichts' müsste raus, oder?
Gruß,
der Leser
bei bildblog verlinkt. gratuliere.
Und ich dachte schon, dass es in der Ägide Münte/Steinmeyer bei der "S"PD nicht hätte schlimmer kommen können, doch unser Lachsack Gabriel setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
Dass dieser verkommene Schwätzer sich in seiner heuchlerischen Art noch im Spiegel ansehen kann, will mir nicht in den Kopf.
Das in seiner Inkompetenz begnadete Sozialdemolitions-Pack schafft es immer wieder, einen neugierigen Beobachter verblüfft und mit offenem Munde stehen zu lassen.
Mit Herzrasen verfolgte ich die Schmierenkomödie, die von der Politkoryphäe Kraft aufgeführt wurde und bestimmt bald noch ein Kapitel zusätzlich zu bieten hat.
"Kraft durch Freude" war gestern - aber vielleicht gibt es ja bald ein unfreiwilliges Deja-vú....?
Zitat Herr Alt in der ARD:
"Solange die Jobcenter die Wohnkosten immer übernehmen, entfalle für viele der Anreiz, eine im Verhältnis zu den Wohnkosten geringer bezahlte Arbeit anzunehmen."
Kein Journalist macht sich die Mühe zu prüfen, ob Herr Alt lügt.
Schaffe es technisch nicht, was zu den Pascals ihrem Blaise zu vermelden. Deswegen Folgendes hier:
Das muß auf einem anderen Planeten, zu einer anderen Zeit, unter anderen gesellschaftlichen Umständen geschrieben worden sein.Ich z. B. hätte liebend gerne meine Lebenszeit im Schutze meiner vier Wände verbracht. Als es meinen Eltern zu bunt wurde, verbündeten sie sich mit einem Therapeuten, der mir eine Phobie attestierte. Später mußte ich sogar täglich das Haus verlassen, um zu arbeiten.
Also von wegen:unfähig.
Hat dieser eingebildete Überflieger eine Adresse? Dem werde ich gehörig den Kopf waschen für seinen geseichten Tiefsinn.
Zum anonymen Beitrag vom 28. Mai 2010 um 11:31:
Wie sie vermutlich selber wissen, sind FDP und CDU viel größere Freunde von Hetze und Populismus. Dass Niemand von der CDU Roland Koch in seinem rassistischen Wahlkampf gestoppt hat, ist, wie ich finde, ja wohl ein klares Zeichen. Nicht nur, dass sich die großen CDU-Politiker nicht nur nicht gegen dieses ekelhafte Schmierblatt aussprechen, nein, sie benutzen es auch noch als Plattform für ihre linksfeindliche Propaganda. Und wenn ich mich recht entsinne, ist es doch die FDP, die so sehr an Exporten und wirtschaftliche Erfolgen um jeden Preis interessiert ist, schließlich sind sie ja auch eine Partei für unsere reichen Unternehmer. Aber zum Glück haben wir ja auch eine kompetente und kein bisschen verlogene Regierung, die immer ehrlich zu uns ist und selbstverständlich erst 2 Tage NACH der Landtagswahl in NRW wusste, dass Steuersenkungen die wohl dümmste Idee seit langem ist. Darüber, dass die Berichterstasttung von BILD zur Griechenland-Krise schon mehr als nur widerwärtig war, braucht sich doch wohl nicht streiten, und dass sie absichtlich falsch zitieren, um ein verzerrtes Bild zu vermitteln, darf man auf keinen Fall dulden.
Griechen-Bashing
Die Kanzlerin, ergo Politik und Wirtschaft, aus der Schusslinie bringen.
@Bakunin und Holger
Natürlich wird kein Politiker seine eigene Agenda verdammen und Dinge verlautbaren lassen, die seinen Zielen entgegenlaufen. Merkels Ziel war es die FDP ein wenig aus der Schusslinie zu bringen, bzw. dem Koalitionspartner den einigermaßen geordneten Rückzug aus Westerwelles Vietnam (= Steuersenkungsgewäsch vor der Bundestagswahl) zu ermöglichen. Deshalb mussten die Griechen herhalten und dem Steuerzahler als Sündenbock dienen, dafür dass nun erstmal keine Steuersenkungen kommen.
Das ist Politik und das ist nicht immer ein sauberes Geschäft, das Tolle an dieser Angelegenheit ist aber, dass man den Überblick behalten kann und man dadurch die Politik ein wenig dorthin bringt, wo sie hingehört.
Dass sie klar sagt, was sie will, dass sie klar macht, warum sie das will, dass sie sich vor uns rechtfertigen muss.
Wir wählen diese Menschen (wer nicht wählt ist selbst schuld), also sollten wir sie wenigstens loben, wenn sie etwas richtig machen.
Was Gabriel gemacht hat, war richtig, das bedeutet nicht, dass er nie parteitaktisch gehandelt hat. Ihn deshalb als Schwätzer und die CDU/FDP ebenfalls als Propagandisten zu verdammen ist erstens Blödsinn, diese Menschen machen Politik, mehr nicht, und zweitens wirft das eher ein Bild auf den jeweiligen Schreiber, der mit derartigen Verallgemeinerungen hantiert.
Fazit: Diese Menschen machen Politik, unsere Aufgabe ist darüber nachzudenken, ob das gute Politik ist. Je mehr und je klarer wir nachdenken, umso besser wird auch deren Politik!
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