So nicht, Freundchen!
Donnerstag, 1. April 2010
Jetzt dichten sie unüberhörbar von Freundschaft, werden nicht müde zu versichern, auch wirkliche, wahre, ganz echte Freunde zu sein. Unter Freunden, schieben sie dann nach, dürfe man auch mal ruppig und schroff und ehrlich sein - genau das mache das Wesen einer Freundschaft sozusagen aus, wird aufgeklärt. Freunde sind nur zu schätzen, wenn sie bei Gelegenheit auch mal einen Anschiss austeilen; wirkliche Freunde schenken sich nichts. Stimmt natürlich! Solche bilateralen Freundschaften, wie jene zwischen Deutschland und der Türkei, kennen kein Schenken, kennen keine Geschenke - sie kennen nur Geschäfte. Daher ist es müßig, um Freundschaften zu schwadronieren. Denn es geht um Geld und bei Geld, so weiß eine arg beanspruchte Binsenweisheit, höre die Freundschaft schließlich auf.
Überhaupt ist es immer dann brandgefährlich, wenn man einen Umstand zu sehr, zu ausgiebig und in steter Wiederholung betont. Immer dann, wenn man bequem vernehmbar und wiederkehrend in die Landschaft posaunt, dass die Ehe gar wunderbar sei, reibt sich schon ein Scheidungsanwalt die Hände; treten Vereinsmäzene auf, die ein Hohelied auf ihren Sportlehrer anstimmen, so ist die Entlassung nurmehr eine Frage von ein, zwei Spieltagen. Eine Freundschaft, die man in jedem zweiten Nebensatz heraushängen läßt, die Aber wir sind doch Freunde!, oder Freunde dürfen das! oder Wir sind schon so lange Freunde! zur orthographischen Erfordernis ernennt, eine solche Freundschaft, sie muß arg gebeutelt sein - oder gar nie erst existiert haben. Versicherungen und Bekräftigungen, sie scheinen nichts anderes, als als Angriff kostümierte Verteidigung, mit der Brechstange erzwungene Geständnisse zu sein. Wo Beziehungsbande beteuert, versichert und bekräftigt werden, wird man es schon nötig haben, seine Nebensätze mit Bekundungen zu verzieren.
Neinnein, sie meinen damit sicherlich nicht, dass Deutschland und die Türkei Freunde wären. Sie bringen ihre Freundschaftsbekundungen nur, damit sie rüffeln können, ohne in den Ruf der Arroganz zu gelangen. Sie schreiben Freunde!, sie meinen aber Freundchen! Hey Freundchen, benimm dich! Freundchen, wie redest du eigentlich mit uns? Freunde schreiben sie zwar, aber sie meinen die verniedlichte, abschätzige Variante, dieses putzige Pejorativum. Und warum auch nicht, die Türkei, ein Land des Islams, für sie ist sie etwas Unfertiges, Unausgereiftes. Etwas, dass noch nicht zu Deutschland aufgeschlossen hat, noch nicht erwachsen ist, sich noch in jugendlicher Naivität und jugendlichem Eifer im Islam suhlt - etwas, das den Herolden des freundschaftlich-herablassenden Deutschtums noch unreif, infantil dünkt. Unreife Freunde, kindische und kleine Freunde - Freundchen eben, denen man von oben auch mal aufs schülerhafte Käppi spucken kann, wenn es nötig wird, wenn sie aufmucken, wenn sie türkischen Sprachunterricht wollen, sich darüber beschweren, als Türken nie von der deutschen Gesellschaft akzeptiert, ewig als Fremde angesehen zu werden.
Hey Freundchen!, rügen sie dann, hey, immer langsam, kleiner und unreifer Freund. Das steht dir nicht zu! Aber wir sind doch Freunde, nicht wahr? Uns verbindet eine tiefe, eine unverbrüchliche Freundschaft, oder nicht? Daher kritisieren wir auch freundschaftlich, hauen wir euch in freundschaftlicher Liebe auf eure flinken Finger, beanstanden wir eure europäische Unreife, um euch einen Freundschaftsdienst zu erweisen. Ihr habt ebenso Beschwerden an uns? Gemachgemach! Nur ruhig, Freundchen! Man sollte das Gemotze unter Freunden nicht übertreiben! Laßt es bleiben, denn jemand, der wie wir, ein so seichtes Verhältnis zu sich selbst hat, kann mit Kritik eh nichts anfangen.
Wir sind doch Freunde!, ist immer dann die Parole, wenn man irgendwie in Beziehung zueinander steht, nur nicht in freundschaftlicher Beziehung. Man mag sich vom Sehen kennen, sich bekannt sein, sich schätzen oder einfach nur Geschäftspartner sein - aber Freundschaft ist all das nicht. Es wären auch seltsame Freunde, die ihre befreundeten Mitbürger aus der Türkei immer noch scheel beäugen, deren Rückständigkeit kritisieren, deren Hang zur Kopftuchproduktion, deren angebliche kostenintensive Unterbringung in Deutschland. Was für ausgesprochen liebevolle Freunde das doch wären, wenn sie von Islamisierung sprechen und eine deutsche Leitkultur per Gesetz verabschiedet haben wollen! Freunde, die herabblicken, mit dem Finger drohen und Freundchen, Freundchen! murmeln. Wer solche Freunde hat, der muß sich jedenfalls nicht mehr fürchten - kein Feind kann sein, was so ein Freund bereits ist.
Überhaupt ist es immer dann brandgefährlich, wenn man einen Umstand zu sehr, zu ausgiebig und in steter Wiederholung betont. Immer dann, wenn man bequem vernehmbar und wiederkehrend in die Landschaft posaunt, dass die Ehe gar wunderbar sei, reibt sich schon ein Scheidungsanwalt die Hände; treten Vereinsmäzene auf, die ein Hohelied auf ihren Sportlehrer anstimmen, so ist die Entlassung nurmehr eine Frage von ein, zwei Spieltagen. Eine Freundschaft, die man in jedem zweiten Nebensatz heraushängen läßt, die Aber wir sind doch Freunde!, oder Freunde dürfen das! oder Wir sind schon so lange Freunde! zur orthographischen Erfordernis ernennt, eine solche Freundschaft, sie muß arg gebeutelt sein - oder gar nie erst existiert haben. Versicherungen und Bekräftigungen, sie scheinen nichts anderes, als als Angriff kostümierte Verteidigung, mit der Brechstange erzwungene Geständnisse zu sein. Wo Beziehungsbande beteuert, versichert und bekräftigt werden, wird man es schon nötig haben, seine Nebensätze mit Bekundungen zu verzieren.
Neinnein, sie meinen damit sicherlich nicht, dass Deutschland und die Türkei Freunde wären. Sie bringen ihre Freundschaftsbekundungen nur, damit sie rüffeln können, ohne in den Ruf der Arroganz zu gelangen. Sie schreiben Freunde!, sie meinen aber Freundchen! Hey Freundchen, benimm dich! Freundchen, wie redest du eigentlich mit uns? Freunde schreiben sie zwar, aber sie meinen die verniedlichte, abschätzige Variante, dieses putzige Pejorativum. Und warum auch nicht, die Türkei, ein Land des Islams, für sie ist sie etwas Unfertiges, Unausgereiftes. Etwas, dass noch nicht zu Deutschland aufgeschlossen hat, noch nicht erwachsen ist, sich noch in jugendlicher Naivität und jugendlichem Eifer im Islam suhlt - etwas, das den Herolden des freundschaftlich-herablassenden Deutschtums noch unreif, infantil dünkt. Unreife Freunde, kindische und kleine Freunde - Freundchen eben, denen man von oben auch mal aufs schülerhafte Käppi spucken kann, wenn es nötig wird, wenn sie aufmucken, wenn sie türkischen Sprachunterricht wollen, sich darüber beschweren, als Türken nie von der deutschen Gesellschaft akzeptiert, ewig als Fremde angesehen zu werden.
Hey Freundchen!, rügen sie dann, hey, immer langsam, kleiner und unreifer Freund. Das steht dir nicht zu! Aber wir sind doch Freunde, nicht wahr? Uns verbindet eine tiefe, eine unverbrüchliche Freundschaft, oder nicht? Daher kritisieren wir auch freundschaftlich, hauen wir euch in freundschaftlicher Liebe auf eure flinken Finger, beanstanden wir eure europäische Unreife, um euch einen Freundschaftsdienst zu erweisen. Ihr habt ebenso Beschwerden an uns? Gemachgemach! Nur ruhig, Freundchen! Man sollte das Gemotze unter Freunden nicht übertreiben! Laßt es bleiben, denn jemand, der wie wir, ein so seichtes Verhältnis zu sich selbst hat, kann mit Kritik eh nichts anfangen.
Wir sind doch Freunde!, ist immer dann die Parole, wenn man irgendwie in Beziehung zueinander steht, nur nicht in freundschaftlicher Beziehung. Man mag sich vom Sehen kennen, sich bekannt sein, sich schätzen oder einfach nur Geschäftspartner sein - aber Freundschaft ist all das nicht. Es wären auch seltsame Freunde, die ihre befreundeten Mitbürger aus der Türkei immer noch scheel beäugen, deren Rückständigkeit kritisieren, deren Hang zur Kopftuchproduktion, deren angebliche kostenintensive Unterbringung in Deutschland. Was für ausgesprochen liebevolle Freunde das doch wären, wenn sie von Islamisierung sprechen und eine deutsche Leitkultur per Gesetz verabschiedet haben wollen! Freunde, die herabblicken, mit dem Finger drohen und Freundchen, Freundchen! murmeln. Wer solche Freunde hat, der muß sich jedenfalls nicht mehr fürchten - kein Feind kann sein, was so ein Freund bereits ist.
11 Kommentare:
stimmt zwar mal wieder, aber in meinen augen ist das gefasel von freundschaft zwischen staaten, ja auch schon zwischen staatslenkern, eh blödsinn.
widerliche typen das. schimpfen ständig auf moslems und türken und jetzt nennen sie die freunde.
"Wenn Herrenmenschen mit dem bösen Finger wedeln"...hätte der Titel auch heissen können.
Zoran
@Roberto J. de Lapuente
Trefflich ausgedrückt.
Es ist doch auch interessant, dass der anti-islamische Rassismus schon soweit greift, dass man, als Unbedarfter der mal einen türkischen Film, wie z.B. "Das Tal der Wölfe 2" ansieht, denkt: Die sind doch gar nicht so, wie uns die deutsche Medienlandschaft einem vorgaukelt. Von wegen Islamisten und Türken usw. usf.
Nein, die sind genauso normal wie wir alle hier.
Als Therapie für Türkenhasser empfehle ich, als Mitbürger, einfach einmal mehr moderne türkische Filme zuzulassen. Nein, nicht die mit türkischstämmigen Regisseuren, die zwar auch, aber mir geht es um den modernen türkischen Film.
Was übrigens Merkels Freundschaftsbekundungen angeht, die haben doch nur eine Alibi-Funktion, um von den innenpolitischen Problemen im eigenen Land abzulenken.
Als jemand, der ihren Ziehvater noch in politischer Aktion erleben durfte, eben 70er Jahrgang, Frau Merkel hat gut von Helmut Kohl, dem Bimbes-Kanzler gelernt.
Bei dem war es ganz genauso, und ließ sich z.B. sehr gut bei der Anbahnung der dt.-dt. Einheit, dem Schlucken der DDR, beobachten.
Die BRD hatte nämlich wirtschaftliche Probleme damals, und da kam die Offerte von Michail Gorbatschow gerade recht, um davon abzulenken.
Seither ist Merkels Ziehvater Helmut Kohl nur noch als "Vater der Einheit", bei manchem, und nicht als "Bimbes-Kanzler", bekannt. Angela Merkel ist "sein Mädchen" gewesen, und daran sollte man einmal denken, wenn man die Taktik von Merkel beobachtet von innenpolitischen Problemen abzulenken.
Ich vermute aber, dass diese Tatsachen noch mehr als mir bekannt sind, und verbleibe.
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Fragt sich nur wer hier der Herrenmensch ist? Lesen Sie mal bei Wiki über Erdogan nach, ich war erstaunt über dessen "Background". Berlusconi in Italien ist dagegen ein Waisenknabe, warum nur wird der ständig von der Systempresse torpediert?
der erste Abschnitt kommt mir sehr bekannt vor. Dient oft als entschuldigung, wenn der Mitarbeiter oder Vorgesetzte einem Kollegen die Leviten lesen will.
"[...]Berlusconi in Italien ist dagegen ein Waisenknabe[...]"
So nicht, Freundchen - Berlusconi ist ein astreiner Faschist. Darum wird er von der "Systempresse" kritisiert, und aus keinem anderen Grund.
Was Erdogan angeht, über den kann man vieles schreiben - bin auch kein Fan von Islamisten -, aber ein Nazi ist DER nicht, wie Berlusconi.
Ein Problem damit?
@ Anonym (1. April 2010 17:15)
Erdogan ist ein Mistkerl, reist aber nicht durch die ganze Welt und stellt anderen Ländern und wedelt nicht in jedem Land mit den Zeigefinger herum. Der Ausdruck "Herrenmensch" ist vllt. n bißchen unglücklich, aber es kommt doch immer wieder der alte "Am deutschen Wesen, soll die Welt genesen" Überheblichkeit, die schon zur Mentalität geworden ist, zum Vorschein. Das geht auf keine Kuhhaut. Einzig vor den Amis wird dann im Staub gerobbt.
Zoran
Hier der Beweis, dass Berlusconi der direkte "Nachfahre" des Faschisten Benito Mussolini sein dürfte:
"[...]In Berlusconis Italien: “Viva Mussolini!”: Die Rückkehr des Duce[...]"
Quelle und kompletter Text:
http://www.nfhdata.de/2010/02/19/in-berlusconis-italien-viva-mussolini-die-rueckkehr-des-duce
Was Erdogan angeht, den mag ich als islamistischen Fanatiker nicht...und er ist für Europa kein Problem....
...die größeren Probleme, und davon soll die Debatte um den Islamismus ablenken habe ich mit der Zunahme von nichtparteipolitischgebundenen Rechtsextremisten in der EU....
Die Islamisten sind für mich da eher in weiter Ferne...die Nazis hingegen vor der Haustür bzw. im Hinterhof Europas sollte man entschiedener bekämpfen....
...ein Linker....
tja, sieht so aus, als sei Merkel außenpolitisch genaus so eine schlaffe Nummer wie innenpolitisch. Hab mich schon gewundert, wieso sie außenpolitisch so hochgelobt wurde, obwohl sie immer bereitwillig und großzügig und ohne hart zu verhandeln Deutschlands Knete herausgerückt hat. Gibts irgendwas, was Merkel nicht bezahlt hat, wenn es gefordert wurde?
@ ein Linker:
Die islamischen Fundis sind im Grunde genommen den Rechten recht artverwandt.
Die Rechten begründen es mit Rassentheorien.
Die Islamisten mit Religion.
- Themen: Überlegenheit der eigenen Art, Frauenunterdrückung, geistige Rückständigkeit und Mangel an Aufklärung, Bildung und Diskussionsfähigkeit, starke Ablehnung und Abwertung des Fremden, Verweigerung jeglichen Nachdenkens über sich selbst, wissenschaftlich vollkommen überholte Begründungen für ihre Ideen...
Beide können durchaus paktieren.
Aber man kann nicht alle Feinde auf einmal bekämpfen! ;-)
"[...]Aber man kann nicht alle Feinde auf einmal bekämpfen! ;-)[...]"
Hast recht, aber man sollte auch auf dem rechten Auge wachsam bleiben - Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, und ich denke einmal die Islamisten, und da bleib ich dabei, sind für Deutschland das geringste Problem. Die werden von den Medien aufgeputscht, und sind in Wahrheit meilenweit davon entfernt die Macht zu ergreifen - in Deutschland.
Bei den (Neo-)Nazis, in- und außerhalb der Parlamente bin ich mir da nicht mehr so sicher, seit die FDP immer mehr rechtsextreme Töne losläßt, und die CDU/CSU ihr folgt.
Ich hab beide Parteien noch nie gewählt, da ich deren Vorgeschichte von 1933 - 1945 gut kennengelernt habe, und auch deren Verbindungen zu heutigen rechtsextremen Gruppierungen nachvollzogen habe.
Fazit:
Wir benötigen keinen zweiten Adolf Hitler - Merkel und Westerwelle sind schon da.....
Gute Nacht
Deutschland
Ein Linker
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