Ich nicht!

Sonntag, 11. April 2010

Muß ich mich der kommenden Zeilen schämen? Ich neige dazu, mir diese Frage mit Ja zu beantworten. Ja, es könnte pietätlos, es könnte schändlich wirken. Aber wie dem auch sei, manchmal muß auch sowas gesagt werden; mitunter wird es notwendig, etwas zu verkünden, auf das man nicht unbedingt stolz sein muß. Verschiedentlich muß man sich zur Wehr setzen, auch wenn es eine Wehrhaftigkeit ist, bei der es an Manieren mangelt.

Mit Ihnen trauert ein ganzes Land!, hat er vorgestern die Hinterbliebenen getröstet. Natürlich wollte er aufrichten, Seelenbalsam in finsterer Stunde auftragen - aber auch sich und seine Klientel reinwaschen, ganz nebenbei erklärt haben, dass jene Soldaten im Auftrag eines ganzen Landes, nicht nur einer Minderheit, gefallen sind. Ein ganzes Land! Wie kommt dieser selbstdarstellerische Zirkel eigentlich dazu, für ein ganzes Land sprechen zu wollen? Ich weiß nicht, wie andere das wahrnehmen, aber ich, in diesem Lande lebend, trauere nicht; ich will damit nichts zu tun haben. Man spreche nicht an meiner Statt! Das verbitte ich mir!

Man verstehe mich bitte nicht falsch: ich freue mich auch nicht, dass Blut geflossen ist. Aber dieses Blut, es hat nichts mit mir zu tun. Wollte ich etwa, dass junge Männer und Frauen in den Mittleren Osten ziehen? Sind sie mit meinem Segen dorthin? Mich hat man damals jedenfalls nicht gefragt, ob ich Interesse daran hätte, irgendeine undefinierbare Freiheit dort verteidigt zu bekommen, wo man persisch und paschtu spricht. Ich habe von Anfang an nicht dazugehört zu dieser wehrhaften Front; ich hätte sofort mein Nein dazu beigetragen, wenn man mich nur gefragt hätte. Jetzt zu trauern: es wäre einerseits Heuchelei, denn gekannt habe ich die Toten nicht und, andererseits, eine stille Übereinkunft mit dem Szenario im fernen Afghanistan. Wenn ich teilnehme an diesen unappetitlichen Zeremonien, bei denen Uniformen aufgetragen und Orden herausgekramt werden, wenn ich mittrauere, dann bejahe ich das, was sich dieser Tage unmerklich als Heimatfront herauskristallisiert.

Deutschland verneigt sich vor Ihnen!, meinte die andere im Bunde. Ich aber nicht! Ich weiß, das mag für manchen starker Tobak sein. Zurückhaltung!, wollen sie mir belehrend zurufen. Über Tote nichts Schlechtes!, lehren sie mich. Ich weiß, ich weiß! Pietät und Ehrfurcht und so. Aber bitte, ich will doch den Toten gar nichts Böses nachsagen. Ich weigere mich ja auch ausdrücklich, sie zu verurteilen, weil sie Soldaten waren, weil sie an einem Angriffskrieg teilnahmen, der verfassungswidrig ist. Und dass es denen recht geschähe, wird man hier nicht lesen, wenngleich man natürlich festhalten muß, dass derjenige, der seiner Arbeit im Kriegsgebiet nachkommt, auch wissen muß, wie traurig das alles enden kann. Aber recht geschieht ihnen der Tod nicht! Gegen solche kraftmeierische Verächtlichkeiten wehre ich mich. Doch verneigen? Ich möchte doch sehr bitten! Ich verneige mich nicht, ich verneige mich überhaupt sehr selten; ich habe es mit dem Würmischen nicht so besonders. Manchmal jedoch, verneige ich mich. Wenn ich sehe, wie ein krebszerfressener Mensch sein Los mit Würde trägt, wie er witzelt in dieser elenden Dunkelheit, wie er stoisch dieses Schicksal stemmt und seinen ausgezerrten Körper durch sein Martyrium schleppt - ja, das ist ein Grund; ja dann verneige ich mich demütig. Dann neige ich zur Verneigung, denn das imponiert mir.

Aber einen Knicks für Fremde zu machen, die ihren besoldeten Dienst im eroberten Ausland getan, die einen Quisling des Westens zur Regierung verholfen haben, die im Zweifelsfall geschossen hätten oder sogar haben? Bitte, ich will nicht weiter ausführen müssen. Man schämt sich ja so schon, ohne auf den präzisen Punkt zu kommen, meiner Aussagen genug. Ich weiß nicht, wer dieses Deutschland ist, das sich da verneigt. Ich bin es jedoch nicht! Ich will es nicht sein. Meine Freiheit haben diese Menschen nicht verteidigt. Meine Freiheit ist gewissermaßen weiterhin gefährdet, nämlich von denen, die da gestern in ihrer kollektiven Trauerrhetorik der Selbstdarstellung frönten. Meine Freiheit! So ein Unfug! Kein Afghane hat mich je schlecht behandelt. Aber diese geschleckten und geleckten Gestalten, die sich da als Seelsorger versuchten, die planen dauernd Anschläge auf meine, auf deine, auf unsere Freiheit.

Und die Kanzlerin selbst ist ja erst dazugestossen, nachdem man ihre geplante Abwesenheit öffentlich kritisierte. Möglich, dass sie dachte wie ich, dass sie sich sagte, Mensch, ich kenne diese Toten ja gar nicht. Aber das verbindet uns nicht, denn sie könnte einen Abzug erwirken; ich kann es nicht. Man meinte ja, die Anwesenheit bei der Beisetzung sei das Mindeste - ich meine aber, sie soll auch dabei sein, wenn die Leichname in Empfang genommen werden; sie soll an vorderster Stelle stehen, wenn die Leichensäcke aus dem Orient geöffnet werden und blutige und zerfetzte Leiber zum Vorschein kommen. Aber ich? Anwesend sein, wenn auch nur als Teil von Deutschland, der sich verneigt, der mittrauert? Was habe ich denn mit dieser ganzen Sache zu tun?

Ihr Tod darf nicht sinnlos sein!, kreischen sie nun. Dabei sagen sie doch schon alles! Es gibt also Tode, die man hinzunehmen gewillt ist, wenn sie nur ausreichend Sinn haben. Danke für Ihren Tod!, meinen sie damit. Diese ganze Militärrhetorik der letzten Tage, dieses Gebräu aus wilhelminischer Säbelrasseleloquenz und feldgrauem Solidaritätsgequatsche - es ist unerträglich, ganz fürchterlich zum Fürchten. Die, die sich verneigen, die, die mittrauern, die wollen diesen Toden einen Sinn verleihen, damit sie besser mit ihrer Rolle als Kriegskomplizen umgehen können. Komplizen sinnloser Ereignisse zu sein, geht gar furchtbar aufs Gemüt. Man will doch Teilhaber einer sinnvollen Sache sein. Hoffentlich sind diese Menschen nur sinnvoll gestorben!, bibbert die Trauergemeinde innerlich. Hoffentlich, sonst wird dieser ganze Zirkus hier, diese Uniformierten, diese Priester und Medienleute, diese Politiker, diese anwesenden Beleidstouristen, sonst werden die alle zur Posse! Sie sind ja so feinfühlig! Sie wollen aus dem Tod ein bisschen Sinngebung filtern - man kann Hinterbliebene auch sensibel verhöhnen.

Stirbt sonst jemand außergewöhnlich, kurios genug, damit sich die Massenmedien des Trauerfalles annehmen; legt sich jemand auf Schienen oder wird zu Tode misshandelt - eine Öffentlichkeit tritt auf, die fast rituell schon Warum? Warum nur? herunterbetet. Warum mußte das geschehen? und Warum ausgerechnet er? sind Textbausteine, die immer dann gehievt werden, wenn man seiner naiven Fassungslosigkeit Sprache geben will. Dabei ist diese Warum-Fragerei unglaublicher Stuß. Wer kann sie denn beantworten? Warum - darum! Aber das ist keine Antwort, dass ist tautologischer Unsinn, ist das Minus, welches das Plus aufhebt oder andersherum. Und nun, da Soldaten im Namen einer selbstherrlichen Elite erschossen wurden, da fragt niemand danach. Doch ich will fragen, wenn ich schon nicht trauere. Ich möchte laut Warum? schreien! Und siehe da - keiner ruft mir Darum! zurück. Deshalb fragt keiner: weil es Antworten gäbe. Man könnte den Tod, wenn schon nicht sinnvoll, so doch erklärbar machen.

Selbsttötungen und Gewaltmorde kann man nie ganz beseitigen, aber alle Welt fragt im üblichen Betroffenheitswahn nach, wie man das Problem in den Griff bekommt. Das Problem mit toten Soldaten, wir bekämen es in den Griff - daher wird nicht gefragt, wie man der Problematik Herr wird. Es wären Antworten, die diejenigen, die im Namen ganz Deutschlands sprechen, wenn sie bei Beerdigungen teilnehmen, nicht zu geben gewillt sind. Unbequeme Fragen, die unbequeme Antworten heraufbeschwören. Ich frage aber, wenn ich mich schon nicht verneigen will: wie bekommen wir es in den Griff, nicht ständig Leichensäcke um den halben Globus schicken zu müssen? Ich frage dort, wo es Antworten gäbe - nicht wie jene Beileidslyriker, die ein rhetorisches Warum? und Wieso? hinwerfen, um sich dann in ihrer herbstmelancholischen Verfassung zu räkeln.

Oh nein, ich bin wahrhaftig nicht stolz darauf, Hinterbliebene zu brüskieren - aber ich kann nicht damit leben, als Teil einer Trauergemeinde angesehen zu werden, der ich nicht angehöre. Ich kannte jene Toten nicht und ich will deren Engagement, das nun andere an ihrer Stelle weiterbetreiben, auch weiterhin nicht kennen - sie schießen dort nicht für mich, daher verneige ich mich nicht. Wäre es nach mir gegangen: heute wäre keine militärisch-romantische Verklärung notwendig. Sie wären nicht sinnvoll gestorben, sie würden weiterhin sinnvoll leben - man müßte nicht darüber lamentieren, dass ihr Tod bitte nicht sinnlos zu sein habe; man hätte wahrscheinlich deren sinnloses Leben, das sie ohne ihren Soldatenberuf gehabt hätten, vielleicht als Erwerbslose, zum Mittelpunkt der Propaganda gemacht.

Ich trauere nicht mit einer Gesellschaft, die es als hinterhältige Morde ansieht, wenn Besatzungssoldaten erschossen werden, die sich aber beruhigt durchschnaufend zurücklehnt, wenn es nur Afghanen waren, die im Kugelhagel oder Bombenregen starben; ich trauere nicht um Soldaten, die vorher wußten, dass sie sich für ein Kriegsgebiet entschieden haben, in dem man auch zu Schaden kommen kann; ich trauere nicht an der Seite von Selbstdarstellern, die die Freiheit am Hindukusch verteidigen wollen, während sie zwischen Rhein und Oder selbige schrittweise beschneiden. Darauf muß ich nicht stolz sein - aber ich muß es loswerden dürfen!

40 Kommentare:

landbewohner 11. April 2010 um 09:06  

ich denke mal die feinde des "deutschen volkes" sitzen in palästen in berlin, frankfurt usw. und nicht in höhlen am hindukusch! und die mehrzahl der einwohner dieses landes denkt ja wohl ähnlich, denn dieser krieg wird ja nun eindeutig abgelehnt. und ist der mörder derjenige, der sein land gegen killende eindringlinge verteidigt oder derjenige, der vom schreibtisch aus unbedarfte, arbeitslose , ja selbst leichtsinnige oder skrupellose junge männer zum morden oder ermordet werden in fremde länder schickt?? in grauer vorzeit ritten die häuptlinge bei kriegerischen unternehmungen mal vorneweg, sollte mal wieder eingeführt werden.

Margitta 11. April 2010 um 09:51  

Lieber Roberto,

danke für Deine offenen Worte. Danke für Deinen Mut dies laut zu sagen. Auch ich sehe keinen Grund in dieser Angelegenheit zu trauern und stelle mich hinter Dich. Dies ist ein Aufstand, den ich mittragen möchte und bin mit ganzem Herzen dabei.

Solidarische Grüße
Margitta

potemkin 11. April 2010 um 10:17  

Man bemüht immer noch diesen unsäglich lächerlichen Struck-Satz, dass Deutschland am Hindukusch verteidigt werde. Das klingt so, als ständen die Afghanen ohne 'unsere Jungs' schon in Polen. Aber vielleicht schlägt sich ja wirklich mal ein verzweifelter Hinterbliebener unser Verteidigungsanstrengungen bis nach Deutschland durch und schmeißt eine Bombe. Dann würde der Stuck-Auswurf zur selbsterfüllenden Prophezeiung...

Anonym 11. April 2010 um 10:47  

Nur weil man keine Soldaten persönlich kennt, heißt das nicht, dass ich nicht um diese trauern kann. Ich kann auf einer abstrakten, verallgemeinernden Ebene trauern, die, zugegeben, sicher wenig mit der Trauer von persönlich Betroffenen gemein hat.

In diesem Punkt würde ich Dir somit widersprechen.

Allerdings hast Du ansonsten vollkommen recht. Diese miese Heuchelei ist kaum zu ertragen. Da wird nach einem Sinn gefragt. Manche sprechen von einem "sinnlosen" Tod. Gibt es davon noch eine Steigerung? Vielleicht Widersinn, also nicht ohne, sondern gegen Sinn und Verstand. Das ist wirklich traurig...

Anonym 11. April 2010 um 10:53  

Wie schrieb ich schon in einem anderen Blog.
Mein Gott wie tief sind unsere verantwortlichen Politiker - alle, nein, nicht alle - schon gesunken, wenn sie sich in Person der Bundeskanzlerin bei einer Trauerfeier zu solch einer Bemerkung hinreissen lassen:

Zitat:
"Man habe ja am Anfang nicht gedacht, dass der Afghanistaneinsatz so "schwierig" würde. Heute aber stehe sie "sehr bewusst" hinter dem Einsatz, versichert sie."
Zitat Ende

Mit anderen Worten, gestern und davor stand SIE, Angela Merkel, Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, nicht und wenn ja, dann "unbewußt", hinter diesem Einsatz!

Oft war sie in den hinteren Reihen des Bundestages mit Willy Wimmer (CDU) zu sehen, schweigend im Gespräch vertief. Hat sie ihm nie zugehört?

Diese Offenbarung ist an Erbärmlichkeit kaum zu überbieten.
Wie lange müssen wir eine derart inkompetente, nur am eigenen Machterhalt interessierte, von den Medien geschützte Bundeskanzlerin noch ertragen?

Man ahnt es. Sehr lange, sehr, sehr lange. Dem deutschen Michel sei gedankt!

antiferengi 11. April 2010 um 11:16  

Kann ich nur zustimmen. Ich gehör auch nicht zu denen, die jetzt hallo hallo in Trauer verfallen, bei Geschehnissen zu denen sie jederzeit Nein gesagt hätten. Das unerträgliche Gefühl der falschen Pietät für patriotistische Gelage steckt noch tief in nationalistischen Knochen. Michael Schöfer hat für dieses Gefühl einen schönen blog über Korpsgeist geschrieben, der es sehr gut beschreibt. Ist zwar über ein anderes Thema, aber beschreibt gut den Grund für den heldischen Leichenschmaus, den eigentlich niemand haben wollte, aber trotzdem zelebriert. (Sorry wegen meiner eigenen Pietätlosigkeit)

ad sinistram 11. April 2010 um 11:20  

Ich möchte dem widersprechen, wie ich es an anderer Stelle auch schon einmal tat: man kann um jene, die man nicht persönlich kannte, nicht trauern. Man kann etwas empfinden, was dem Gerechtigkeitsgefühl widerstrebt, was es revoltieren läßt (ob metaphysisch oder konkret sei offen) - aber trauern, das können nur Nahestehende. Trauer bedeutet eben mehr, als den Kopf gebeugt zu halten, es ist ein langwieriger Prozess, viel Auf und Ab, Gefühl des Vermissens, des Alleineseins und vieles mehr. Es ist eine komplexe Erscheinung, die nicht so ohne weiteres zwischen Mittagessen und Nachmittagskaffee ansiedelbar ist.

Man muß persönlich kennen, ob im Ansatz trauern zu können; aber wirklich trauern können letztlich eh nur jene, die einen besser als nur persönlich kannten.

Anonym 11. April 2010 um 11:44  

ok überzeugt, trauern ist das falsche Wort, dessen Gebrauch die Bedeutung absolut verwässert bzw. ganz zunichte macht.

antiferengi 11. April 2010 um 11:46  

@Roberto
Hehe. Ich weiss jetzt nicht ob du mich meinst. Als ich meinen geschrieben habe, war noch gar kein anderer Kommentar sichtbar. Ich meine eigentlich das gleiche wie du, und Korpsgeist hat jetzt nun nix mit Trauer zu tun. (Hab ich mich so unverständlich ausgedrückt ?)

Anonym 11. April 2010 um 11:58  

Leider erleben wir diesen widerlichen Totenkult um gefallene SÖLDNER DES IMPERIALISMUS in vielen Staaten.
Deutschland bildet da keine Ausnahme, Lediglich Mangels an Gelegenheit blieben "unseren Jungs" bis 1990 derartige Opfer erspart, konnten sie in ihren BW-Kasernen Karten spielen oder saufen bis zur Erschöpfung, wohlwissend, trotz aller Lügen-Propaganda, dass der "böse Russe" NIEMALS kommen wird.
Damals war Zeitsoldat zu sein eine absolut LEBENSSICHERE Sache, Manöverunfälle mal ausgenommen.
Nun haben sich eben die Zeiten geändert, man ist "wieder wer".
Mitschießen, Mitbomben, Miteinmarschieren, überall "Verantwortung übernehmen", auch wenn vorerst noch als VASALL einer viel gewichtigeren Macht. D a s sichert dennoch Mitsprache, Miteinfluß, Durchsetzung auch EIGENER politischer, ökonomischer, strategischer Interessen..., d a s sichert weltweite imperialistische Handlungsmöglichkeiten, "Optionen".
Und genau d a f ü r müssen "unsere Jungs", als Nato-Södner eingebunden in eine "internationale Allianz", ihre Köpfe für "Deutschland" hinhalten.
Nein, NICHT für das Deutschland aller ehrlich arbeitenden Menschen, nicht für das Deutschland der Arbeitslosen oder Geringverdiener, nicht das Deutschland der Chancenlosen, Ausgestoßenen, der Tafeln, nicht für das Deutschland der Millionen "einfacher" Mütter....,NEIN, sie haben bei "Bedarf" zu kämpfen und zu sterben für das Deutschland unserer nach immer mehr weltweiter Macht dürstenden ökonomischen und politischen Eliten.jener Eliten, die heute nicht mehr wie einst in "Alleingängen" ihre Macht- und Profitgelüste weltweit durchzusetzen trachten, sondern im Verbund mit den Eliten vieler anderer gewichtiger imperialistischer Nationen und den ihnen Hilfsdienste leistenden kleineren, weniger mächtigen Eliten ihrer vielen Vasallen(osteur. Länder ua.....).
Diese imperialistische Räuberbande schmückt sich mit hochtönenden Bezeichnungen wie NATO, EU, "westliche Wertegemeinschaft", "internationale Gemeinschaft".....
Ein wahrhaft ehrenwerter Verein, für den auch "Unsere Jungs" zu kämpfen und zu sterben haben.
Wofür also trauern?

Anonym 11. April 2010 um 12:00  

Trauert!
Um das euch gestohlene Leben.
Um die Wahrheit.
Um Menschlichkeit.

Trauert um die hierzulande erfrorenen und verhungerten Menschen. Darum trauert!

Jutta Rydzewski 11. April 2010 um 12:00  

"Ich auch nicht!"

Nein, ganz sicher müssen Sie sich NICHT schämen, lieber Herr De Lapuente. Nein, es ist auch weder pietätlos und schändlich schon mal gar nicht. Auch ich lasse mich, von dieser triefend heuchlerischen, ritualisierten Betroffenheitsmischpoke, nicht missbräulich in Anspruch nehmen. Ganz besonders spreche ich dieser widerlich pathetischen Schmalzlocke kategorisch das Recht ab, Trauer einzufordern oder gar, auch in meinem Namen, zu verkünden. Bevor sich dieser mittelmäßige Schauspieler erdreistet, landesweite Trauer anzuordnen, sollte er zunächst einmal lernen, Respekt vor dem Leben, vor JEDEM Leben zu haben.

Schlimm, ja schon ekelhaft habe ich die Passage in der Guttenbergrede gefunden, als dieser Kerl doch allen Ernstes auf seine kleine Tochter zu sprechen kam, die ihn vorgeblich gefragt habe, ob sie auf die Gefallenen stolz sein dürfe, und ob diese Helden seien. Ich glaubte mich zunächst verhört zu haben, was dieser Typ daher schwatzte. Aber nein, er gab auch noch bekannt, was er angeblich seiner kleinen Tochter geantwortet hatte: "Ich habe beide Fragen nicht politisch, sondern einfach mit Ja beantwortet". Das ist doch schier unglaublich. Was für Gespräche werden in dieser Familie mit kleinen Kindern geführt? Übrigens, wie hätte dieser Schwätzer denn politisch geantwortet, ließe sich ggf. noch fragen. Aber egal, was mich einfach schockiert, dass diese Passage in der Berichterstattung überhaupt keine Rolle zu spielen scheint. Auch Sie, lieber Herr De Lapunte, sind darauf nicht eingegangen. Bitte, das soll kein Vorwurf sein, zumal ich im Wesentlichen mit Ihnen übereinstimme, aber ich muss doch mal ernsthaft fragen, ist das denn normal, dass ein Verteidigungsminister öffentlich, anlässlich einer so genannten Trauerfeier verkündet, mit seiner kleinen Tochter (ich weiß nicht wie alt das Kind ist, vermute um die 10 Jahre oder auch jünger) über Gefallene, Stolz und Heldenmut zu sprechen? Tut mir leid, auch wenn ich die Einzige sein sollte die so denkt, aber ich halte das schlicht für krank, und diesem kleinen Mädchen gegenüber für unverantwortlich. Beide, Vater und Tochter müssten in ärztliche Behandlung.

Was dieser Kerl überhaupt vom Respekt vor dem Leben hält, ist erneut, nach seinen diversen Ausfällen in den letzten Wochen, in einer anderen Redepassage deutlich geworden, als er mit Blick auf die Taliban erklärte: Die drei Fallschirmjäger seien von denjenigen getötet worden, "denen ein Menschenleben nichts, rein gar nichts zählt." Mit dieser Äußerung hat sich dieser aufgeblasene Schnösel, der sich ohnehin ständig eklatant wiederspricht, selbst die Maske des pathetischen Biedermanns heruntergerissen. Und so eine unsägliche Type führt die Beliebtheitstabelle an.

Mensch, Guttenberg, halt einfach nur die Klappe!!

Markus 11. April 2010 um 12:13  

Ich kann deinen Text sehr gut nachvollziehen und finde überhaupt nicht, dass man sich dafür schämen muss, wenn man für den Frieden und gegen sinnloses Töten und Sterben eintritt.
Und ich finde, auch eines muss gesagt werden: sicherlich sind v.a. die verantwortlich, die die Soldaten in den Krieg schicken. Aber ich kann auch vor Soldaten selbst, die es zu ihrem Beruf gemacht haben, die Menschen, bei denen es ihnen befohlen wird, zu töten, keinen Respekt empfinden. Es sind nicht "meine Jungs".
Das mag hart klingen, und auch ich denke keineswegs etwas wie "das haben sie ja nicht anders verdient", und könnte es auch nicht verstehen, wenn man andererseits das Töten durch Afghanen zu legitimieren versucht.

G. G. 11. April 2010 um 12:34  

"Deutschland verneigt sich vor ihnen!". Da ich mich nicht verneige gehöre ich nicht zu Deutschland. In meinem Ausweis steht aber, das ich Deutscher bin.

Wer oder was bin ich, wenn ich "Deutscher" aber nicht "Deutschland" (ein Teil davon) bin?

Ich fühle mich so "unzugehörig" und ringe verzweifelt um eine vernünftige Antwort.

Anonym 11. April 2010 um 12:41  

Großartig.

ninjaturkey 11. April 2010 um 12:48  

Natürlich kann ich nicht Trauern beim Tod von Menschen mit denen ich nicht emotional, weil nicht verwandt, bekannt, befreundet, verbunden bin. Wenn dem so wäre, käme ich aus der Trauer nicht mehr heraus.

Dennoch fühle ich mit den Verwandten, Bekannten, Freunden der Verstorbenen.

Aus dem gleichen Grund können wir auch nicht trauern um die so unsinnig in einem fernen Krieg tötenden und im Wüstensand elend verreckten Soldaten.

"Wir hängen dort Tag für Tag bei Hitze und Kälte rum, immer von Tod bedroht und umgeben von Menschen, die uns offensichtlich hassen in einer Kultur die wir nicht verstehen - für EUCH. Wollt ihr etwa sagen, das sei einen Dreck wert? Wollt ihr uns verhöhnen?"

Beschwert Euch nicht bei uns. Hättet Ihr uns vorher gefragt, dann wäre klar geworden, dass wir das nicht nur nicht verlangen, sondern Euer "Opfer" absolut ablehnen - BEVOR es zu Opfern kommt. Wer seid Ihr, uns die Anerkennung dieses Opfers aufzuzwingen, uns in die Schuld dafür zu bringen? Beschwert Euch bei unseren Politikern, die Euch belogen und in diesen sinnlosen Krieg geschickt haben um auch mal mitzuspielen. Beschwert Euch bei Euren Vorgesetzten, die Euch im Sandkasten hin und her schieben und Euren Tod als unvermeidlich in Kauf nehmen und in Kadavergehorsam und Hurrapatriotismus jedem politischen Unsinn entsprechen. Beschwert Euch bei Euren Familien und Lehrern, die Euch nicht gelehrt haben NEIN zu sagen und selbständig zu denken.
Und beschwert Euch zuletzt bei Euch selbst, die Ihr gedacht habt, so etwas wie einen Abenteuerurlaub zu unternehmen mit steuerfreier Auslandszulage, die ihr all die offensichtlichen Lügen und Eitelkeiten, die Mechanismen des politischen und militärischen Geschäfts nicht hinterfragt habt, weil Soldaten so etwas nicht tun - nicht tun DÜRFEN, weil Krieg sonst nicht funktioniert!

Und dann kommt zu uns die wir das nicht wollten, und die wir dagegen verlacht und ausgepfiffen protestiert haben.

Und dann reden wir und trauern wir gemeinsam über Eure sinnlos gestorbenen Kameraden und über unsere sinnlos gestorbenen Brüder und Söhne.

Anonym 11. April 2010 um 13:56  

Beim Nachdenken über einen Kommentar googelte ich nach [Selbstmord Angehörige Wut] und erhielt an erster Stelle den Satz "Es ist wichtig, die Wut nicht zu unterdrücken." - eigentlich ein Gemeinplatz psychologischer Alltags-Allgemeinbildung. Hauptzweck der politischen Inszenierung von Soldatenbeisetzungen ist es, ein öffentliches Sichtbarwerden dieser selbstverständlichen Reaktion auf das Geschehene zu verunmöglichen.

Die Inszenierung zielt direkt auf Angehörige und Freunde der Verstorbenen und soll ihnen einerseits das Gefühl vermitteln, dass ihre wahren Gefühle schändlich und pietätlos seien und andererseits ein politisch gewolltes, vorzeigbares Trauerverhalten aufzwingen - was von den Betroffenen wohl mehrheitlich als subjektiv erwünschte emotionale Stabilisierung, gar als (vorübergehende) Geborgenheit im grossen Ganzen empfunden wird.

Aber ist das ein Grund, den Stein durch die Glasmalerei nicht zu werfen, in Solidarität mit denjenigen, die das "Ihr Tod darf nicht sinnlos sein"-Gekreische angesichts des persönlichen Verlustes eben gerade nicht ertragen, als zutiefst schändlich und pietätlos erfahren und in ihrer Not die Kraft nicht haben, es selber zu tun?

Anonym 11. April 2010 um 14:18  

Mir aus dem Herzen gesprochen, nur besser ausgedrückt.
Es ist nicht mein Krieg und es sind nicht meine Toten.
DANKE

Andreas 11. April 2010 um 17:00  

Die drei Fallschirmjäger seien von denjenigen getötet worden, "denen ein Menschenleben nichts, rein gar nichts zählt."

Als ich diesen Satz las, dachte ich im ersten Moment an diesen General, der den Bombenabwurf auf den Tanklastzug befahl, bei dem 140 Menschen ums Leben kamen.

lupe 11. April 2010 um 17:00  

Dochdoch, Mescalero, der Krieg wurde zu unser aller Krieg gemacht, weil wir uns nicht ausreichend dagegen gewehrt haben. Und er bleibt unser aller Krieg, allein schon deshalb, weil wir ihn, ohne dass wir gefragt wurden, mit unserem Steuergeld teuer bezahlen.

PeWi 11. April 2010 um 18:33  

Danke, deshalb lese ich "Ad Sinistram". Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen, ich fühle ähnlich. Und ich kann nicht verstehen, dass die Angehörigen sich so missbrauchen lassen, in diesem Gottesdienst, der eigentlich keiner war, wenn man wirklich an Gott glauben würde. Wenn es mein Sohn wäre, würde ich keiner Frau Merkel oder sonst wem gestatten, an dessen Sarg zu stehen. Ich würde es keiner Regierung gestatten, Krieg mit seinem Tod zu rechtfertigen.

Anonym 11. April 2010 um 18:40  

@Roberto J. de Lapuente

Ich selbst hätte es nicht besser ausdrücken können. Was die neoliberale "Freiheit" angeht, die kann man ja mittlerweile beinahe täglich im Umgang mit latein. Antineoliberalen in Honduras erkennen. Bin mal gespannt bis wann Maggy Merkel die ersten BundeswehrsoldatInnen in einen südamerikanischen Konflikt schickt? Amerika ist dabei seine Militärpräsenz in Lateinamerika auszubauen: http://www.amerika21.de/nachrichten/inhalt/2010/apr/usa-35485696-militaer

Einen triftigen Grund (Terrorhelfer Chavez, Castro und Morales?) werden die schon konstruieren, wie im Irak, und Westerwelle ist mit vorn dabei.

Soll ich eigentlich noch erwähnen, dass genau dieses Deutschland, dass du hier treffend entlarvt hast für mich

d e n F e i n d

darstellt für den ich daher nie in den Krieg ziehen würde? Eher noch gegen Merkel, Westerwelle & Co. als mit, d.h. ich bin auf seiten der antineoliberalen Kräfte weltweit - auch in Deutschland.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

aebby 11. April 2010 um 19:10  

Vor einigen Monaten sagte Herr Guttenberg auf einer anderen Trauerfeier für gefallene Soldaten "die Toten sind der Preis für unsere Freiheit". Der Schlüssel liegt in der Bedeutung des Wörtchens "unserer" ... zu diesem "uns und wir" gehöre ich auch nicht ... Danke für Deine deutlichen Worte.

Anonym 11. April 2010 um 19:13  

Hi lupe, irgendwie hast du damit schon Recht, dass dieser Krieg dort in Afghanistan, so sehr wir ihn auch ablehnen, doch, durch die Hintertür sozusagen, d.h. den Steuern, "unser" Krieg bleibt.
Aber was sollen wir da tun?
Unsere in der Nationalen Einheitsfront Deutschlands(NED)fest zusammengeschlossenen korrupten korrumpierten Parteien von CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNEN stehen genauso fest geschlossenen zu diesem Krieg wie 1943 einst im Berliner Sportpalast die Zuhörer und Claqueure von Joseph Goebbels!
Dieser kapitalhörige Polithaufen verkörpert nach der letzten Bundestagswahl ungefähr 51% aller Wahlberechtigten in Deutschland, heute dürfte die Zustimmung ähnlich ausfallen, Verschiebungen innerhalb dieses Blocks sind völlig nebensächlich, absolut bedeutungslos.
Aufgrund dieser aktuellen Zustände können wir vorerst nur jeder für sich ganz persönlich Abstand nehmen zu diesem verbrecherischen Treiben am Hindukusch.
Dass eine Mehrheit der Deutschen diesen Krieg in Meinungsumfragen "ablehnt", ist letztlich ebenfalls völlig bedeutungslos, so lange diese Mehrheit bei nächster Gelegenheit dieser Nationalen Einheitsfront bei Wahlen jeglicher Art seine Absolution erteilt, auch dazu, weiterhin bei verbrecherischen Kriegen weltweit mitzumischen.
Jede Stimme für die CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNEN ist eine Stimme für die Fortsetung dieses Kriege und für alle weiteren, auch die Fortsetzung und natürlich Verschärfung des "inneren Krieges" gegen die "Unterschichten", Arbeitslosen, Armen, Benachteiligten aller Art.
Kriege nach AUßEN und nach INNEN haben schon immer zusammengehört!
Man mag nur hoffen, dass die Wähler in NRW dies demnächst schnallen und diesen grotesken betrügerischen "Landtagswahlen", dieser "allround" kriegerischen Nationalen Einheitsfront Deutschlands massenhaft den Rücken zuwenden, diese Brut durch DEMONSTRATIVE Nichtbeachtung abstraft.
Vielleicht hilft d a s ein wenig?

landbewohner 11. April 2010 um 19:37  

ne lupe, das lass ich mir nicht anhängen!! ich würd lieber heute als morgen die ganze ganovenbande von schwarz bis grün entsorgen, nur - ich hab keine chance. und was ich tun kann - das tue ich - aber ich bin eben relativ machtlos.und die blöde masse bewegen kann ich nicht!!!!!!!!!!!
drum - ich kämpfe weiter mit meinen bescheidenen mitteln, aber schuld an dem gemorde hab ich nicht!!! das wird uns dauernd erzählt, wir haben schuld an hungelöhnen, an elend in der 3. welt, schuld am krieg - nur , wir sind vewrratren und verkauft worden und - leider - absolutz machtlos solange die blödheit regiert. und: diese sprüche entlasten nur die verantwortlichen!!!

River Tam 11. April 2010 um 20:37  

@ Roberto: kein Grund zur Scham! Fantastischer Text!

Manchmal, wenn ich besonders zynischer Stimmung bin, frage ich mich, ob der Afghanistan-Krieg nicht auch dazu dient, hier das Problem mit den jungen Hartzies in den Griff zu bekommen.
- In der US Army ist ja bekannt, dass der Durchschnitts-GI aus armen Verhältnissen kommt, und die Army besonders in den armen Vierteln rekrutiert. -
Es gibt da nur ein Problem - auf "unserer" Seite wird zu wenig gestorben...

Anonym 11. April 2010 um 21:05  

Hundertprozentige Zustimmung und Applaus dem Autor.

Kapiernix 11. April 2010 um 21:14  

Schämen sollte man sich nicht dafür nicht zu trauern und sich nicht zu verneigen, sondern für die Lügen, die angeblich in unserem Namen verbreitet werden, dass ganz Deutschland trauern und sich verneigen würde ...
Verneigen würde ich maximal um den Leuten, die etwas ändern könnten aber nich wollen, auf die blankpolierten Schuhe zu kotzen.

MfG Kapiernix

Yusuf Zenj 11. April 2010 um 22:47  

Gut gemeint ,
aber es nützt sowieso nichts sich profilaktisch zu entschuldigen, du bist einfach der Arsch, wenn du so was schreibst oder heutzutage in Deutschland verlautest. Das geht grad mal auf dem Blog oder (leider) um Einschaltquoten zu erhöhen im 'öffentlich rechtlichen'

Natürlich ist kein Tod sinnvoll, sinnvoll ist nur das Leben. 'der Sinn des Lebens ist das Leben selbst'

Andreas Beitrag ist bedenkenswert ebenso wie bedrückend; und Lupe hat's genau getroffen. Wir müssen solche Scheisskriege verhindern lernen.

Wir sollten endlich aufhören zu glauben, dass das, was wir parlamentarische Demokratie nennen, der Weisheit letzter Schluss wäre. Hier ist mehr (r)evolutionäres Denken gefragt.

Teja552 12. April 2010 um 08:09  

Ich kann mich da nur deinen Worten anschließen und finde auch das man dies so sagen darf, die Soldaten werden dort gegen den Willen des Volkes hin geschickt und zwar in einen Krieg und nicht zu einer friedlichen Mission, den diese war es von Anfang an nicht!
Wir sind in Afghanistan Besatzer und jeder tote Zivilist schreit nach Rache!

Krieg ist immer Unrecht und kann nie die Lösung sein, es sei den man müsste sich selbst Verteidigen!

Anonym 12. April 2010 um 10:30  

tja, und im nächsten moment erschiessen diese unsere jungs versehentlich fünf afgahnische soldaten, verbündete. da hörte ich kein wort der trauer... ah so... waren eh bloss afgahnen... hunde also...

Inglorious Basterd 12. April 2010 um 11:38  

Inhalte der berufssoldatischen Ausbildung ziehen sich quer durchs Strafgesetzbuch: Totschlag, Brandstiftung, schwere Sachbeschädigung, Landfriedensbruch, schwere Körperverletzung usw. usw. Das ist es, worauf junge Männer sich freiwillig abrichten lassen. Bei der Anwendung dieser "Fähigkeiten" kann der Erfolg natürlich auch mal nach hinten losgehen und für die Täter finale Folgen haben. Damit müssen die "Vaterlands- und Demokratieverteidiger" rechnen.So ist das: Als Soldat in Afghanistan habe ich nun mal prinzipiell ein größeres Berufsrisiko als ein Friseur in Neukirchen-Vlyn.

Danke für den Text, der meine bis dahin verwirrenden und ambivalenten Gefühle in konkrete Worte übertrug.

Anonym 12. April 2010 um 14:53  

"Nun, natürlich, das Volk will keinen Krieg. Warum sollte auch irgendein armer Landarbeiter im Krieg sein Leben aufs Spiel setzen wollen, wenn das Beste ist, was er dabei herausholen kann, daß er mit heilen Knochen zurückkommt? Natürlich, das einfache Volk will keinen Krieg; weder in Rußland, noch in England, noch in Amerika, und ebenso wenig in Deutschland. Das ist klar.

Aber schließlich sind es die Führer eines Landes, die die Politik bestimmen, und es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu bringen, ob es sich nun um eine Demokratie, eine faschistische Diktatur, um ein Parlament oder eine kommunistische Diktatur handelt. (...)

Das Volk kann mit oder ohne Stimmrecht immer dazu gebracht werden, den Befehlen der Führer zu folgen. Das ist ganz einfach. Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land."


Hermann Göring am 18. April 1946. Aus: Nürnberger Tagebuch / von G.M. Gilbert. Ehemaliger Gerichts-Psychologe beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher.

http://www.daten-speicherung.de/wiki/index.php/Zitate

Anonym 12. April 2010 um 16:37  

Anonym hat gesagt...

"Nun, natürlich, das Volk will keinen Krieg..."

"Hermann Göring am 18. April 1946."

Hm...., tja, ein sehr ehrliches Statement eines "ehrlicheren"(?) deutschen Politikers!
Und das "Schöne" oder auch Schlimme daran ist, er hat nicht einmal so ganz Unrecht.
Menschen ohne einen festen politischen Standpunkt, welcher in der Regel dem der Herrschenden gegenüber geradezu diametral entgegengesetzt sein muss, fallen eben sehr leicht auf die hinterhältige Lügen- und Verdummungspropaganda der Herrschenden herein.
Aber was bedeutet das für uns heute?
Müssen wir nun alle Wähler von CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNEN entschuldigen, dass sie dennoch immer wieder diese Kriegsparteien wählen obwohl viele Wähler dieser "eigentlich" gegen Kriege, für FRieden sind?
Anlässlich der Reichspräsidentenwahl von !932 zog die KPD mit dem Slogan in den Wahlkampf: WER HINDENBURG WÄHLT, WÄHLT HITLER, WER HITLER WÄHLT, WÄHLT KRIEG! (Die SPD unterstützte Hindenburg als "Garanten der Demokratie"!!!!)
Aber welche Partei oder Gruppierung hätte heute den Mut offen zu propagieren: "WER CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNE WÄHLT, WÄHLT KRIEG ! ?????
D a s ist die Frage!

mfg Bakunin

Anonym 12. April 2010 um 16:41  

Anonym, ich vergaß: Danke für dieses sehr erhellende Zitat, welches tief in j e d e b ü r g e r l i c h e Politik, ob Kriegspolitik oder Politik in Zeiten von Nicht-Kriegen blicken lässt!

mfg Bakunin

Anton Chigurh 12. April 2010 um 19:33  

Lieber Roberto, liebe Frau Rydzewski !

Als auch ich dieses ekelhafte Geschwurbel unseres Lügenbarons aus dem Radio quellen hörte, schaffte ich es gerade noch auf den Abort um meiner Übelkeit nachzugeben. Aus Übelkeit wurde Wut und nur mit viel Mühe schaffte es meine Frau mich von der Zertrümmerung unseres Volksempfängers abzuhalten....

Aber Ihre Zeilen tun so gut und sind für mich wie Balsam !
Liebe Frau Rydzewski: ich bewundere Sie für Ihre glasklare Bewertung dieses ekelhaften Schuftes und seiner vor Heuchelei stinkenden Absonderungen.
Dieser allein als Wahlkampfmittel aufgeführte Werbegag wurde bei den bisher bekannt gemachten 36 Gefallenen der Bundeswehr nicht angewandt. Leider erkennt nicht jeder Volksgenosse die Dummdreistigkeit unseres Regimes und viele gehen diesem süßlich-klebrigen Blödsinn auf den Leim.
Aber es wird noch viele Gelegenheiten geben, diesem grotesken Possenspiel eine Fortsetzung zu verpassen, denn es werden nicht die letzten deutschen Besatzer sein, die ihr Leben dort oder wer-weiß-wo-sonst-noch sinnloserweise verlieren werden.

ceteris 14. April 2010 um 21:23  

Es ist doch viel einfacher. Nach dem Gesetz, das uns zu der Nation macht, auf die sich diese Kriegslügner berufen, gehörten sie allesamt vor Gericht: Schröder, Fischer, Merkel, Guttenberg - die gesamte Bagage, schon sei 1999. Als Kriegsverbrecher und Verfassungsfeinde, als Angriffskrieger.
DA sollte Kritik anfangen, und da sollte sie insistieren und sich nicht bei der schmierigen Trauerrhetorik angesichts toter Nicht-Helden ereifern, mit leichtem Angstschweiß im Unterton, den ich hier zwischen den Wörtern höre.

carlo 14. April 2010 um 22:10  

@ceteris
Da hast Du recht! Es sei doch mal gefragt, warum sich junge Menschen für diesen Einsatz "freiwillig" melden? Ist es nicht eher so wahr wie wahrscheinlich, daß man ihnen die "Schätze des Orients" bei ordentlicher Führung für ihren "Einsatz" (das Lebenß!?) versprochen hat?
Also Söldner! Der alte, seelige Johann Gottfried Seume hatte für dieses Geschmeiss einen guten Satz gefunden...

Anonym 15. April 2010 um 06:47  

@Ceteris

ich kann deinem Beitrag sekundieren.

Unser System versucht -anstatt offener und ehrlicher Selbstkritik- den Pathos der 'großartigen Leistung' der Toten unter die Bevölkerung zu jubeln.

Gruß
Bernd

Wolfgang 18. April 2010 um 16:21  

Ein großes DANKE SCHÖN für diesen gelungenen Artikel!

  © Free Blogger Templates Columnus by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP