De dicto

Dienstag, 27. April 2010

"Eines hat die erste türkischstämmige Ministerin offenbar nicht verstanden: Dass es bei uns so tolerant zugeht, das ist das Erbe unserer christlich-abendländischen Tradition.
[...]

Darüber sollte Frau Özkan noch vor ihrer Vereidigung nachdenken."
- Hugo Müller-Vogg, BILD-Zeitung vom 25. April 2010 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Was von Aygül Özkans Forderung zu halten ist, soll nicht expliziter Gegenstand folgender Buchstabenreihen sein. Streitbar ist es allemal, einerseits Kruzifixe, andererseits Kopftücher unterbinden zu wollen - damit löst man religiöse Intoleranz nicht, fördert man nicht einmal einen abgeklärten Atheismus: man läuft lediglich vor der Problematik weg anstelle damit zu konfrontieren, anstatt anerziehbare Toleranz zu protegieren. Zwar muß die Schule keinen Bezug zur Religion herstellen - hängt im Klassenzimmer aber ein Stück gekreuztes Material, dieser stille Brocken Gehölz, so kann man als aufgeklärter Muslim oder Jude, als Atheist gar, durchaus darüberstehen und muß sich nicht gleich in seinem Ehrgefühl beleidigt fühlen. Dasselbe gilt gleichwohl umgedreht! Auch am Kopftuch muß sich ein christliches Gemüt nicht gekränkt und in seiner abendländischen Haltung entwürdigt fühlen. Religionsfreiheit ist, auch wenn es viele heute lieber anders hörten oder läsen, nicht die Freiheit, Religionen und den dazugehörigen Tand einzuschränken und zu unterbinden - obwohl man das vielleicht persönlich bevorzugen würde und insgeheim davon träumt: einer aufgeklärten und liberalen Gesellschaft ist derlei Denkweise allerdings schädlich. Im freiheitlichen Denken ist auch die Freiheit inbegriffen, sich einen Gott ersinnen und ihn anbeten zu dürfen.

So weit hat Müller-Vogg leider nicht gedacht. Für ihn ist Özkans Forderung nicht streitbar - sie ist unumstritten. Unumstritten dreist und verwerflich! Nicht in Gesamtheit natürlich, nur in jenen Passagen, wo es ans Eingemachte, will sagen: wo es ans Kruzifix geht. Er begreift sich in seinen abendländischen Hohheitsrechten beschnitten, was soviel heißt wie: ein abmontiertes Kruzifix ist derselbe Affront wie Mädchen, die Kopftücher über ihr Haar gebunden haben. Özkans Vorschlag ist zweifellos des Teufels, aber hin und wieder muß man auch die Vorzüge des Teufelswerks für sich sprechen lassen und sie sich aneignen. So eifrig er sich selbst zum Kreuzritter für das Kreuz schlägt, so dürftig nimmt sich seine Verteidigung muslimischer Frauen aus, die sich für das Kopftuch entschieden haben. Er beschwört eine abendländische Toleranz, ein angebliches Erbe Europas - woher er das hat, weiß nur er! - und erklärt, dass davon auch Muslime profitierten, letztlich auch kopfbetuchte Frauen. Doch man ahnt es förmlich: irgendwie ist ihm diese vielgelobte Toleranz doch zuwider, weil sie zu allen Seiten hin tolerant sein soll.

Und Müller-Voggs herablassende Sichtweise wird noch in anderer Form illustrativ. Die angestammten Eliten befürworten Aufsteigerinnen wie Özkan, spiegeln sie doch eine aufgeklärte und integrative Gesellschaft wider, unterstreichen sie doch, dass es jeder schaffen kann, wenn er nur mitmacht, sich anpasst und anleiten läßt. Seht her, rufen sie, auch so kann es für Migranten enden! Man empfängt sie vielleicht nicht mit offenen Armen, aber man braucht sie als Feigenblatt, als lebenden Beweis dafür, dass das herrschende Bildungssystem für Arbeiter- und Ausländerkinder porös ist. Natürlich sollen Özkans Ausnahmen bleiben, bloß nicht zur Regel werden, denn dann verlören sie ihre Stellung als Feigenblatt. Doch wehe dem fremdstämmigen Emporkömmling, der sich nicht mehr als Gast versteht und plötzlich auftritt wie ein Gastgeber! Dann gibt es kein Willkommen mehr, dann ärgern sich die Eliten und ihre Sprachorgane, die Müller-Voggs dieses Landes. Dann heißt es, der Fremdling habe die christlich-abendländische Kultur nicht verstanden, soll über seine Rolle in der Politik nochmals nachdenken. Dann bekommt der gesellschaftliche Aufsteiger zu spüren, dass er nicht angekommen ist: denn entweder ist man ein Hundertzehnprozentiger oder man hat sich immer noch nicht vom Erbe der Ahnen gelöst, ist in all den Jahren doch fremd geblieben.

Gegen solche Frevler am deutschen, europäischen, abendländischen Traditionalismus muß dann mit der nötigen Intoleranz vorgegangen werden. Hier hört die Toleranz, nach Müller-Vogg Erbe der christlich-abendländischen Tradition, endgültig auf. Von einer Fremden läßt er sich sein Kruzifix nicht verbieten! Soll sie Kopftücher einsammeln gehen bei ihrer Klientel, dagegen hat er nichts, dafür ist sie als Fremde gerade recht genug. Aber sein Kreuz läßt er sich, wenn überhaupt, nur von einem Einheimischen stehlen. Denn hätte jemand mit deutschen Wurzeln eine Aversion gegen gekreuzte Hölzer, er hätte ihn gescholten, sich ein wenig gekünstelt gewunden, aber niemals an dessen Herkunft gezweifelt und gegen dessen Elternhaus geschossen.

29 Kommentare:

Anonym 27. April 2010 um 09:26  

Lieber Roberto!

»Zwar muß die Schule keinen Bezug zur Religion herstellen - hängt im Klassenzimmer aber ein Stück gekreuztes Material, dieser stille Brocken Gehölz, so kann man als aufgeklärter Muslim oder Jude, als Atheist gar, durchaus darüberstehen«

Das sehe ich anders. Und das hat nichts mit »Ehrgefühl« zu tun. Es widerspricht einfach dem Gedanken eines laizistischen Staates, wenn eine bestimmte Religion bevorzugt wird, indem man amtlicherseits ihre und nur ihre Symbole verordnet.

Ich würde ein von der Schulleitung aufgehängtes Kreuz auch nicht mit einem kopftuchtragenden Mädchen vergleichen (hier irrt Frau Özkan). Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge!

Ein Mädchen mit Kopftuch entspricht vielmehr einem Kind mit einem Kettchen mit Kreuz um den Hals. Beides macht mich nicht glücklich, aber als Atheist kann ich das tolerieren, kann darüberstehen.

Aber ein Kreuz an der Wand hat eine andere Qualität, eine andere Aussage. Es ist Ausdruck des religiösen Chauvinismus und Machtanspruchs: "Schau her! Wir haben die eine Wahrheit, und wir haben die Macht, unsere Wahrheit Dir hier unter die Nase zu reiben."

Religiöse Symbole - gleich welcher Art - haben in einer öffentlichen Schule von Amts wegen verordnet nichts verloren. Toleranz dem einzelnen Schüler gegenüber (insbesondere wenn es sich denn wirklich um seine - nicht oktroyierte - Überzeugung handelt - was allerdings zumeist bezweifelt werden darf) ist dagegen eine Selbstverständlichkeit.

Beste Grüße
Omnibus56

ad sinistram 27. April 2010 um 09:33  

Tja, aber gerade laizistisch ist die BRD nicht. Das mag man gut finden oder nicht. Mir drängt sich allerdings derzeit wirklich die Einsicht auf, dass alles als chic gilt, was der Religion ans Bein pisst. Ich kann es nur als Atheist sehen: wer atheistische Lebensweise den anderen aufnötigt, betreibt seine eigene kleine Religiosität. Und gerade Atheisten, die länger und härter verfolgt wurden als gerade unliebsame Glaubensgruppen, sollten Tolerant walten lassen.

ad sinistram 27. April 2010 um 09:37  

Nachtrag: Mir geht es nicht um die Bewahrung des Kreuzes. Ich finde nur, es ist eigentlich nicht der Rede wert. Pro Kreuz oder contra Kreuz - es ist unerheblich. Man kann mit ihm oder ohne ihm leben - nichts geht kaputt, wenn man unter einem Kruzifix sitzen muß, nichts wird besser, wenn ein Kruzifix an der Wand hängt. Die Kruzifixdebatte ist und war vormals schon so müßig, weil sie suggeriert, es herrsche religiöse Toleranz, wenn man das Kreuz entfernte... und das ist ein Irrtum.

Anonym 27. April 2010 um 10:30  

Es ist wirklich müßig über das Für und Wider von Kreuzen in öffentlichen Schulden zu philosophieren. So weit ich mich entsinnen kann, gab es doch 1995 ein Urteil vom höchsten Gericht dazu....also ist es rein rechtlich schon lange geregelt. Oder soll es wieder mal eine mediale Muslimhatz geben?


"Dann bekommt der gesellschaftliche Aufsteiger zu spüren, dass er nicht angekommen ist: denn entweder ist man ein Hundertzehnprozentiger oder man hat sich immer noch nicht vom Erbe der Ahnen gelöst, ist in all den Jahren doch fremd geblieben."

Es gibt echt schlimme Menschen, besonders die "150%Prozentigen". Ich hab so einen als Arbeitsvermitteler. Ein Feigenblättchen, auf das beim Erstgespäch bereits hingewiesen wurde, als ich meinte, dass ich doch n paar Probeleme mehr hätte, einen Arbeitsplatz zu bekommen, weil weder mein Vorname deutsch, noch mein Familienname für die meisten Deutschen unaussprechbar ist. Einen "Landsmann" als Arbeitsvermittler, hm , naja... er ist so weit zu "Deutschen" mutiert, dass er nicht mal imstande ist seinen (eigentlich schönen) Vornamen richtig auszusprechen. Das ist echt traurig. Ich bin fast vor Scham im Boden versunken. Noch trauriger ist es, dass er mich immerwieder , inbrünstig belehren will, dass man als Ausländer in diesem Land garkeine Nachteile bei der Arbeitssuche und sonsigen haben....(das habe ich doch schon mal von seiner Chefin, beim Erstgespräch, vor ein paar Wochen gehört) um mir darauf hin zu erzählen, dass er Akademiker sei, und jahrelang Arbeitslos gewesen ist. Und das als Juraabsolvent. Übrigens, sagt er mir, dass ich an meiner Situation Schuld bin.... auch an den widrigen Umständen die mich umgeben. Vielleicht passt es ihm auch nicht, dass seine Chefin einen blauen Brief, sogar meinetwegen, vom Bürgermeister bekommen hat.. aber er hat versucht sie tapferst und schleimigst zu verteidigen. Ein echter Kapo, mein "Landsmann".

Anonym 27. April 2010 um 10:36  

Das alles sieht wieder einmal nach einer dieser unzähligen medialen Säue aus, welche immer wieder kurzzeitig durch die veröffentlichte Meinung getrieben werden.
Kruzefixe, Kopftücher.., alles Nonsense, Ablenkung, Scheindiskussion um von den wirklich wichtigen Dingen und Fragen abzulenken.
Überhaupt der ständige Hinweis auf die "türkischstämmige" Herkunft der neuen Landesministerin!
Was für ein verlogener bigotter "Sündenpfuhl", alle diese "Qualitätsmedien", leider bis hin zu den "Öffentlich Rechtlichen".
Wären wir eine normale demokratische Zivilisation, wer würde da überhaupt nach der "HerkunfT" und "Stämmigkeit" von Menschen fragen, welche hier aufwuchsen, sozialisiert wurden und nun eben auch wichtige Ämter einnehmen?
Immer wieder versucht man den Menschen die Erkenntnis zu vernebeln, dass es weniger auf die Personen als vielmehr auf deren Politik ankommt, welche sie exekutieren.

In diesem Sinne...

Mfg Bakunin

Anonym 27. April 2010 um 12:44  

... und täglich grüßt das Murmeltier - ob im alten oder neuen Gewand.

Ablenkungsmanöver!

landbewohner 27. April 2010 um 13:13  

mir ist es scheißegal, ob jemand zu gott, allah oder fitz betet. wo ich allerdings anderer meinung bin. in der schule verkehren ja nun minderjährige, die meiner meinung nach, leichter zu beeinflussen sind als erwachsene. drum lehne ich kruzifixe im klassenzimmer genauso ab wie kopftücher oder taufen etc. bei kindern.

Anonym 27. April 2010 um 13:27  

@Bakunin

So einen ähnlichen Gedanken habe ich auch.

Es ist doch ein Unding, dass die "C"DU sich um christliche Werte als Symbole (=Kreuz) streitet, während die ansonsten sämliche christliche Werte (z.B. mit Sozialabbau und weltweiten Kriegsallüren aus Rohstoffbesorgungsgier) den Bach hinunterspült.

Kein geringerer als Michael Moore hat diese Heuchelei - aus amerikanischer Perspektive, die dortigen "christlichen" Parteien betreffend - sehr gut mit einer filmischen Satire auf einen neoliberal-kapitalistischen Jesus -im Film "Kapitalismus eine Liebesgeschichte" - auf den Punkt gebracht.

Gerade in solchen Momenten, wie der Ablenkungsdebatte uns Kreuz in Deutschland, wünsche ich mir einen deutschen Michael Moore, der die Heuchelei der "C"-Parteien, und der FDP, die neuerdings auch auf "christlich" heuchelt, auf den Punkt bringt. Von den Grünen und der SPD ganz zu schweigen, die auch nicht besser sind, in dieser Hinsicht, als die "C"-Parteien und die FDP.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 27. April 2010 um 13:46  

@Roberto J. de Lapuente

"[...]Ich kann es nur als Atheist sehen: wer atheistische Lebensweise den anderen aufnötigt, betreibt seine eigene kleine Religiosität. Und gerade Atheisten, die länger und härter verfolgt wurden als gerade unliebsame Glaubensgruppen, sollten Tolerant walten lassen[...]"

Zunächst einmal Atheisten (=Gottlose) haben keine Religion

Meine Ansicht dazu:

Wer für mich als Atheist seine "eigene kleine Religiosität" betreibt ist kein Atheist mehr, sondern betreibt in heiliger Einfalt eine eigene kleine Ersatzreligion.

Was die Toleranz angeht, die ist eben KEIN zweischneidiges Schwert, und anstatt den Mund zu halten halte ich es mit Organisationen, die völlig ideologiefrei, alle Religionen kritisieren, und für die Trennung von Kirche und Staat plädieren, wie z.B. der "Bund der Konfessionslosen und Atheisten e.V.", welchen ich am 01. Mai mal wieder am Stand, bei der Gewerkschaftsdemo, aufsuchen werde.

Ich geb dir übrigens insofern recht, solange Kreuze in Klassenzimmern keinem aufgedrückt werden, sollten wir die Sache locker sehen, aber das mit der Toleranz halte ich für einen nicht-tolerablen Burgfrieden mit Menschen, die aus religiösem Eifer von eigenen Verfehlungen ablenken, und diese auf uns Atheisten abwälzen wollen - So z.B. in der hochaktuellen Mißbrauchsdebatte der katholischen Kirche (Stichwort: Bischof Mixa).

Ich selbst übrigens wohne noch bei jemandem, der gerne ein Kreuz über dem Küchentisch hängen hat, aber aus reinen Toleranzgründen lasse ich es hängen - in meinen eigenen Räumlichkeiten kommt kein Kreuz unter, aber dort wo meine Verwandte wohnt toleriere ich diesen Unsinn eben noch. Für mich ist das Kreuz übrigens eines der schlimmsten Folterinstrumente der Antike, und es ist schon pervers ein solches anzubeten...Es hängt sich ja keiner eine Giftspritze über die Wand, wenn heute eine, geschichtlich nicht bewiesene Person, namens Jesus, so hingerichtet worden wäre?
Oder doch?

Übrigens, ich las einmal ein Buch über die Kreuz-Ideologie, welches davon ausging, dass diese sogar eine psychologische Komponente hat, die man getrost als Mißbrauch am Geiste von Kleinkindern bezeichnen kann, aber wie bereits erwähnt - als jemand der davon weiß stehe ich locker darüber.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

PS: Ich weiß nicht ob das Buch noch irgendwo zu finden ist, aber es war wirklich interessant, da es den psychologischen Mißbrauch durch die Kreuzsymbolik voll auf den Punkt brachte - Den Titel weiß ich leider auch nicht mehr, aber es hat mich schwer beeindruckt. Vielleicht kann man es hier noch finden: http://www.denkladen.de?

Anonym 27. April 2010 um 13:47  

@Roberto J. de Lapuente

Sah ich schon einmal anders, aber ich neige immer mehr in deine Richtung.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 27. April 2010 um 14:00  

Noch was:

Die "C"-Parteien, ebenso wie die anderen neoliberalen Parteien, hängen doch längst einem neuen Glauben an, und auch davon soll die Debatte um die Kreuze ablenken.

Bei keinem geringeren als dem Hirnforscher Manfred Spitzer kann man in seinem Buch "Aufklärung 2.0" nachlesen welche weltliche Religion die Kirche abgelöst hat.

Ich schrieb ja bereits, dass die sogar Michael Moore in seinem neuen Film "Kapitalismus eine Liebesgeschichte" als Ersatzreligion entlarvt....

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 27. April 2010 um 14:07  

Sorry für, aber nur ein Gedanke noch: Kann es sein, dass ebenso wie bei der Religion auch beim Atheismus/Agnostizismus diverse Meinungsrichtungen existieren? Wer z.B. einmal eine atheistische Meinung hören will, die den Krieg gegen den Islam (am Beispiel Irak bzw. Hussein, und den Kriegsdrohungen gegen den Iran) verteidigt, der ist hier richtig:

http://feuerbringer.com

Er hat übrigens zwar hier Ansichten, die ich so nicht teile, aber zu den Kruzifixen in den Schulen hat er doch treffendes geschrieben:

"[...]Kruzifixe in Schulen?

Auf tagesschau.de gibt es eine Umfrage zum Thema Kreuze in Klassenzimmern. Anlass ist die CDU-Debatte, welche die niedersächsische Sozialministerin Aygül Özkan auslöste. Sie meinte, dass Kreuze nicht in staatliche Schulen gehören, hat diese Meinung unter Druck ihres Chefs und ihrer Partei aber zurückgezogen. Die CDU/CSU setzt sich damit offiziell über das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1995 hinweg, das Kreuze in staatlichen Schulen untersagt, weil sie gegen die staatliche Neutralität verstoßen.

Die CDU/CSU ist also eine verfassungsfeindliche Partei, die Minderheiten ihre Rechte abspricht, die sich nicht für die Gesetze ihres eigenen Landes interessiert, und die auch ansonsten gut mit den iranischen Ayatollahs auskommen dürfte. Sie verdient die Verachtung aller anständigen Bürger, denen Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit etwas bedeuten. Aber das ist ja nichts Neues.

Hier also die Umfrage:

“Die designierte niedersächsische CDU-Sozialministerin Özkan meint, dass Kruzifixe in staatlichen Schulen nichts zu suchen hätten. Mit diesem Vorstoß hat sie eine neue Debatte entfacht. Was meinen Sie: Dürfen Kruzifixe in öffentlichen Schulen hängen?”[...]"

Quelle:

http://feuerbringer.com/2010/04/26/kruzifixe-in-schulen

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Jutta Rydzewski 27. April 2010 um 14:19  

Da hat sich der Herr Wulff aber eine ganz besonders clevere Marketing-Strategie einfallen lassen.

Mir kann kein Mensch erzählen, dass sich diese Frau Özkan, sozusagen auf eigenes Risiko, mit ihren Kruzifix- und (damit alles auch hübsch ausgewogen erscheint) Kopftuchthesen, so ganz ohne Abstimmung mit Herrn Wulff, kurz vor ihrer Vereidigung, an die Öffentlichkeit wagt. Dazu dürfte ihr die Karriere zu wichtig sein. Nein, auch hier hat wieder jeder Beteiligte seine Rolle gelernt und gespielt. Alleine schon die einerseits väterlich schützende, verzeihende, anderseits aber auch mit erhobenen Zeigefinger zurechtweisende Reaktion von Wulff, als auch das dazu passende, vollständige Zurückkriechen von Frau Özkan machen deutlich, um was es sich handelt: Eine Inzenierung oder besser, um ein Schmierenstück. Und im Nebenffekt haben mal wieder alle bekannten und unbekannten "Kultur- und Religionsexperten" etwas davon. Jeder kann sich nach Christen- oder auch Moslemlust an dem inszenierten Popanz abarbeiten, und dabei dürfen die unsäglichen BILD-Hugos der Republik natürlich nicht fehlen. Das Thema wird noch ein paar Tage "beackert", zumal das Christentum kontra Islam nie ganz ausgelutscht sein wird. Es haben sich ja auch schon einige, wie der schwarze Peter aus dem Saarland, Laschet aus NRW, die christliche Trutzburg aus Bayern sowieso, zu Wort gemeldet, und ihren üblichen Schwatz unter die Leute gebracht. Die Lei(d)medien, natürlich auch die Öffentlich-Rechtlichen, waren beim Schwatz-Transport natürlich wieder gerne behilflich. Kurzum, die Kampagne ist ein voller Erfolg, und das Volk erneut grandios verarscht worden. Auf, auf, hurtig ans PR-Werk, damit die nächste Posse auf dem staatlichen Spielplan erscheinen kann. Frau Özkan hat sich, gewollt und bewusst, instrumentalisieren lassen. Aber was frau, auch Muslima, nicht alles tut, um zu Ministerehren zu gelangen.

mfg
Jutta Rydzewski

Anonym 27. April 2010 um 15:22  

@Jutta Rydzewski

Ich selbst hätte es nicht besser schreiben können.

Übrigens, was medial immer verschwiegen wird, es gibt bereits Ex-Muslime in Deutschland, die sich, völlig unideologisch, als solche outen - ein mutiger Schritt, der in den Heimatländern der Vereinsgründer mit dem Tod bestraft würde - Unglaube bzw. Abfall vom Islam wird nämlich mit dem Tod bestraft - nur so eine kleine Abschweifung:

Sogar in Afghanistan.

Nein, nicht bei den "Taliban" sondern bei den Marionetten unter Karsai - so vor 2oder 3 Jahren mal berichtet.

Mal sehen was die so über die Äußerungen der "Muslima" schreiben:

http://www.ex-muslime.de

Gar nichts ;-)

Na ja, die Thematik scheint wohl wirklich eine inszenierte PR-Kampagne der "C"-Parteien zu sein?

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 27. April 2010 um 16:13  

Die Mißbrauchsdebatte der katholischen Kirche besteht eigentlich für mich auch nur aus Heuchelei - Da wird einerseits die Sau durch's Dorf getrieben, die seit Johannes Paul II uralt ist - den sexuellen Mißbrauch von schutzanbefohlenen Kindern - Der Film "Die Unbarmherzigen Schwestern" ist uralt, wo geschildert wird wo kath. Nonnen/Priester Mädchen mißbrauchen, aber andererseits der millionenfache Mißbrauch von Kinderhirnen verschwiegen. Was sonst ist der Grund, dass Kinder, und nicht Erwachsene im christlichen Aberglauben erzogen werden? Könnte es daran liegen, dass Erwachsene einmal gelerntes hinterfragen und Kinder nicht? Es scheint mir übrigens auch, ohne die Täter in Schutz nehmen zu wollen, bei der Mißbrauchsdebatte eine nützliche Sau durch's mediale Dorf getrieben worden zu sein. Oder warum springen gerade neoliberale Medien wie SPIEGEL, Bild und WELT in die Bresche der Kritik an der katholischen Kirche? Liegt es vielleicht daran, dass der Papst, insofern ich etwas gegen ihn habe, einmal richtig lag als er die marktradikalen Taliban weltweit angriff, weil die eine neue Religion predigen?

Anonym 27. April 2010 um 18:22  

Das Kopftuch ist kein religiöses Symbol, sondern ein politisches.

Anonym 27. April 2010 um 18:25  

@Roberto

Nein, ich nötige niemandem meinen Nicht-Glauben auf, halte aber auch nicht aus falscher Toleranz oder unnötig hohem Respekt damit hinterm Berg, was ich von Religion halte. Ich habe dennoch tiefreligiöse Freunde. So "antimessianisch" kann ich also nicht sein. Ich mache aus meinem Atheismus sicher keine Ersatzreligion.

Mir ist es im Prinzip Schnuppe, was einer glaubt, solange er andere damit in Ruhe lässt, d.h. ihnen diesen Glauben und die Auseinandersetzung damit nicht aufnötigt. Trägt jemand ein Kreuz um den Hals, ist es ihr/sein Bier. Wenn aber in Klassenzimmern Kreuze hängen ist es IMO ein Aufnötigen.

Wenn jeden Tag was anderes da hängen würde, mal ein grünes Tuch, mal ein Bild von Zeus, des fliegenden Spaghettimonsters, Russels Teapots, Thors, Buddha etc., wäre es in Ordnung, wenn auch einmal ein Kreuz dabei ist. Die Kinder würden lernen, dass die eine wahre Religion eine bloße Fiktion ist.

Wenn aber tagaus-tagein nur ein Kreuz dort hängt, ist es einseitige Indoktrination - und nicht mit der Trennung von Staat und Kirche vereinbar.

[Ich behaupte nicht, wie Du mich vielleicht falsch verstanden hast, dass das in Deutschland der Fall wäre, sondern möchte, dass das der Fall wird.]

Beste Grüße
Omnibus56

Unknown 27. April 2010 um 18:29  

@Jutta Rydzewski
Vielen Dank für diese Einschätzung. Ich stimme hier völlig mit Ihnen überein. Außerdem finde ich es grundsätzlich etwas merkwürdig, wenn eine bekennende Muslima (als welche sie ja öffentlich dargestellt wird) in eine "C"-Partei eintritt. Das hat imho nichts mit religiöser Toleranz zu tun, sondern ist einzig scheinheiligem Machtsteben geschuldet.

Kapiernix 27. April 2010 um 19:08  

Hm... sollen die halt einen Davidstern und eine Mondsichel neben das Kruzifix hängen und einen Rahmen der KEIN Symbol enthält, schon sind Christen, Juden, Muslime UND Atheisten / Agnostiker zufrieden ...

Jutta Rydzewski 27. April 2010 um 23:13  

@ Tai Fei

"Außerdem finde ich es grundsätzlich etwas merkwürdig, wenn eine bekennende Muslima (als welche sie ja öffentlich dargestellt wird) in eine "C"-Partei eintritt. Das hat imho nichts mit religiöser Toleranz zu tun, sondern ist einzig scheinheiligem Machtsteben geschuldet."

Ich möchte mich auch bei Ihnen bedanken, denn genau so einen oder ähnlichen Satz, wie oben zitiert, hatte ich leider in meiner ersten Stellungnahme vergessen. In der Tat, wie kommt eine Muslima gerade in die "christliche" Partei? Aber was soll`s, nun ist die Dame ja vereidigt und leibhaftige Ministerin, nachdem sie sozusagen zu Kreuze gekrochen ist, sich in extrem "beeindruckender" Form von sich selbst distanziert, entschuldigt, Asche auf ihr Haupt gestreut, und ihre "Kruzifx-Aussagen" selbstanklagend als voreilig bezeichnet hat. Als Gipfel setzte sie sogar noch einen drauf: Sie habe ihre Aussagen gemacht, ohne ausreichende Kenntnisse des Landes Niedersachsen zu haben, und natürlich begrüße sie die Kruzifixe in niedersächsischen Schulen. In der Tat, die Dame hat das Zeug zur Ministerin, Kruzifix hin, Kopftuch her.

Sehr bemerkenswert war auch die Reaktion eines anderen "Polit-Migranten". Grünenchef, Cem Özdemir, konnte sich gar nicht mehr einkriegen vor "migrantischer" Begeisterung. U.a. plumpste aus Koteletten-Cem heraus: Nur die Union und die Grünen würden sich in Deutschland für Migranten einsetzen. Scheinbar ist auch bei den Grünen alles vergessen, was so in den letzten Jahren von den "Christlichen" im Hinblick auf Migranten, Ausländer, insbesondere Moslems, und andere "Fremdlinge" gekommen ist. Der Grund ist genau wie bei Frau Ministerin Özkan völlig klar: Macht, denn schließlich sind die Grünen mittlerweile so etwas wie die "natürlichen" Koalitionspartner der "Christlichen", und streben derartige Bündnisse auch offen an, nachdem das in Hamburg so hervorragend klappt.;-)) Ja. so weit sind wir schon. Macht macht süchtig, da gehen die Grundüberzeugungen nun mal eben über Bord. Der ehemalige Ober-Gründe, Qualle Joschka, hat es vorgemacht und es sogar fertig gebracht, für die grüne "Friedenspartei", seine Flosse für einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg zu heben; immerhin das denkbar schwerste Menschheitsverbrechen.

Puuh. Was soll ein einigermaßen denkender Mensch noch zu diesem ganzen Scheiß sagen? Mir fällt beim besten Willen nix mehr ein.

mfg
Jutta Rydzewski

PS: Ach, ja, ich vergaß zu erwähnen, Frau Ministerin wählte bei ihren Amtseid ausdrücklich die christlich-religiöse Formel: So wahr mir Gott helfe. Dazu fällt mir nun doch noch etwas ein: Amen!!

carlo 27. April 2010 um 23:43  

@kapiernix
"sollen die halt einen Davidstern und eine Mondsichel neben das Kruzifix hängen und einen Rahmen der KEIN Symbol enthält, schon sind Christen, Juden, Muslime UND Atheisten / Agnostiker zufrieden ..."
Nicht so ganz...aber wenn davor ein schwarzes Tuch mit weißem A im Kreis hängt, könnte mir Dein Vorschlag genehm sein.;-)

Anonym 28. April 2010 um 00:12  

@Kapiernix

Dein Name ist wohl Programm?

Idefix

Kapiernix 28. April 2010 um 07:00  

@Carlo
Von mir aus könnten die eine ganze Wand mit tausenden religiösen Symbolen zupflastern. Wenn dann dazu noch ordentlich Aufgeklärt wird, wäre das doch ein guter Schritt richtung Toleranz zu anderen Religionen. Und wie könnte man die Jugend besser Toleranz lehren als durch friedliche Konfrontation?

@Idefix
Bezieht sich das jetzt auf etwas bestimmtes, das ich geschrieben hab oder allgemein auf meinen Nick?^^

MfG

Anonym 28. April 2010 um 07:45  

"Irreverence is the champion of liberty and its one sure defense." Mark Twain

Es ist doch egal, welche Symbole an den Wänden hängen oder auf den Köpfen getragen werden. Entscheidend sind doch die Gedanken und Gefühle, die damit verbunden sind.

Wenn man aber endlich Toleranz in Akzeptanz verwandeln kann, dann sind die Symbole nicht mehr bedrohlich. Man lässt sie einfach so stehen und geht seinen eigenen Weg.

Übrigens ist es nicht erstaunlich, dass auch Politiker "mit Migrationshintergrund" alles besser wissen. Das Besserwissen ist der Ausdruck aller "Autoritäten".

Anonym 28. April 2010 um 21:22  

"[...]Und wie könnte man die Jugend besser Toleranz lehren als durch friedliche Konfrontation?
[...]"

Yep, wenn die "friedliche Konfrontation" auch funktioniert, aber in Zeiten eines weltweiten Erwachens von religiösem Terror (nein: Nicht nur bei Islamisten) ist dies ein frommer Wunsch, der nie in Erfüllung geht.

Gab mal einen guten Spruch:

"Damit ein guter Mensch gutes Tut bedarf es keiner Religion, aber damit ein guter Mensch böses tut schon." - oder so ähnlich, aus meiner Erinnerung zitiert.

...und leider ist dies meist bei Religionen der Fall, dass "gute Menschen böses im Namen der Religion tun".

Tschö
Idefix

Anonym 28. April 2010 um 21:24  

"[...]Das Besserwissen ist der Ausdruck aller "Autoritäten".
[...]"

Yep, die "Eliten", bzw. "Autoritäten", wissen vermeintlich alles besser - Nur der Michel, die Michelin ist zu dämlich es zu kapieren.....

...deswegen gibt es ja religiöse Fanatiker heute nur bei den Mittel-/-Unterschichten, die neoliberalen Taliban sind natürlich völlig ideologiefrei, und Merkel ist die neue Päpstin.

Tschö
Idefix

carlo 28. April 2010 um 23:22  

...kleiner Nachtrag zur Toleranz...
Habe mir vor Jahren schon eine kleine afrikanische Statue aus Ebenholz geleistet.
Der freundliche Verkäufer versicherte mir, sie helfe auch wenn man nicht an sie glaubt. Das zeugt doch von generöser Größe!

Anonym 29. April 2010 um 12:44  

@Carlo

Wohl eher von Geschäftssinn? Der hat sicher gefreut (nicht persönlich nehmen) wieder einen "Dummen" gefunden haben, der etwas gekauft hat was sonst keiner will ;-) *schmunzel*

Übrigens, ich wäre mit 22 Jahren fast der Besitzer eines Bob-Marley-Ladens gewesen, aus dem selben Grund:

Ich war einer der "Dummen", die Käufer gerne reinlegen. Eine Freundin hat mir aber beigestanden so dass ich nur mit 3 Bob Marley-Fahnen aus dem britischen Geschäft raus bin.....

Merke als Verkäufer:

Jeden Tag steht ein "Dummer" auf....

Gruß
Idefix
(auch ein "Dummer" Käufer - siehe oben)

Anonym 29. April 2010 um 14:15  

Lieber Roberto,

ich schliesse mich Deiner Argumentation (im Post und in deinen Kommentaren) an.

Darüber hinaus ist eine gewisse Ironie an der ganzen Angelegenheit nicht zu verkennen: da wird die Gleichstellung von Bürgern, deren Eltern oder Grosseltern aus anderen Ländern zugewandert sind mittels der Nominierung einer Ministerin mit türkischem Namen "demonstriert" und was passiert? Die Gute nimmt das Ansinnen ernst und äussert sich ungezwungen zu einem polemischen Thema.

Ein Thema, dass - wie ich finde - vollkommen überbewertet wird und nur denjenigen dienlich ist, die eine weitere Polarisierung anstrebben.

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