Tröstet euch!
Samstag, 31. Oktober 2009
Keine Angst, möchte man ihnen zurufen, nur die Ruhe, alles halb so wild. Natürlich stellt sich Furcht ein, selbstverständlich blickt man ängstlich in die Zukunft. Betriebe schließen, selbst honorige Unternehmen machen die Tore dicht, Arbeitslosigkeit ist ein Wachstumsmarkt. Mancherlei Menschenschläge wird es treffen, unschuldig ihren Dienst runterreißende Angestellte ebenso wie jene, die besonders stolz waren auf ihre spärliche Stellung. Selbst das in Lohnarbeit stehende Kleinbürgertum, diese lächerliche Kopie der Bourgeoisie, Schlipsproletariat und Karikaturen ihrer Herrn, Geiferer und Treter nach unten, Feinde des faulen Lenz, Todfeinde der im Lenz Faulenden, selbst dieses Konglomerat aus Kesseltreibern und Einpeitscher ängstigt sich um die schlackernde Stellung. Doch zurück zum Trost; keine Angst, ihr Massen, besänftigt eure Furcht!
Ruhig Blut, ihr Massen, die Wogen des Sozialgesetzbuches schaukeln euch sanft in die Beschäftigungslosigkeit hinüber, liebkosen euch in der Not, behüten euren Schlaf! All diese Massen, die sich in Leserbriefen, Gästebüchern, Foren auskotzten, die am Stammtisch und in geselligen Runden aufwiegelten, ihren Nachbarn und Bekannten ein Lehrbeispiel in Sachen Menschenverachtung gaben, all diese Befürworter enger Regelsätze, Schönredner schmaler Transferleistungen, Apologeten noch kleinerer Überweisungszahlungen, all dieses aufgehetzte Personal also, es muß sich nicht fürchten. Immerhin wissen sie es seit Jahren blendend, bekommen es zudem immer wieder eingebleut: Das Arbeitslosengeld II ist ausreichend. Man müsse eben sparsamer in den Alltag stolpern, haben sie in die Runden gerufen; müsse sich einschränken, war ihre Devise; müsse lediglich mehr aus der Dose und weniger vom Metzger löffeln, war nur einer von vielen Ratschlägen. Es reicht aus, man könne in jedem Falle davon leben. Wie irrational von denen, nun plötzlich in Angststarre zu verfallen. Skurril, dass man ausgerechnet jetzt die üppig gepolsterte Hängematte nicht zu erkennen vermag.
Kühlt euch ab, ihr Erwartungsfrohen, seid nicht so kleinmütig, nicht so ängstlich! Die Kissen des Sozialstaates sind nicht nur weich gefüllt, sie sind auch als Boxhandschuh verwendbar. Wenn der Beschäftigungslose seines Reichtums überdrüssig wird, stülpt er die Kissenbezüge ab, wickelt sie sich um die Fäuste, marschiert so ausgerüstet in jenes Büro, aus dem die freigebigen Überweisungen angewiesen wurden, knallt der fürsorglichen Schreibtischstute direkt eine auf die Nase, nur um sich hernach gesünder, gebraucht und wichtig zu fühlen. Die Segnungen des Systems sind allumfassend, materiell wie seelisch wird Fürsorge betrieben. Geld für den Bauch, Nasenbrüche für die Seele. Seelenbeamte fangen die Wut noch an der Wurzel auf, an der Nasenwurzel. Es gibt keinen vernünftigen Grund, sich nun in Angst zu suhlen, vor der drohenden Arbeitslosigkeit in die Knie zu gehen, ein schrecklich schönes und barbarisches Leben wartet auf die Massen in spe, ein Barbarentum ohne Tagesstruktur, mit viel Schlaf, mit schwingenden Fäusten und überdies bestens finanziell abgesichert. Herrlich anarchistisches Dasein! Närrisch, falsche Ängste zu bergen, plötzlich in Starre zu verfallen. Seid mutig, ihr Massen, so mutig wie einst, als ihr mutig die Finger in die Wunden derer gelegt habt, die sich nicht mal Verband leisten konnten, um sich notdürftig zu umwickeln. So furchtlos wie damals, als ihr der Wahrheit zum Durchbruch verholfen habt, jener Wahrheit, man könne auch von Luft und Liebe und Almosen ein sattes Leben führen. Geht mit demselben Mut in eure schmarotzende Zukunft, legt euch angstlos in die Hängematte!
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Ruhig Blut, ihr Massen, die Wogen des Sozialgesetzbuches schaukeln euch sanft in die Beschäftigungslosigkeit hinüber, liebkosen euch in der Not, behüten euren Schlaf! All diese Massen, die sich in Leserbriefen, Gästebüchern, Foren auskotzten, die am Stammtisch und in geselligen Runden aufwiegelten, ihren Nachbarn und Bekannten ein Lehrbeispiel in Sachen Menschenverachtung gaben, all diese Befürworter enger Regelsätze, Schönredner schmaler Transferleistungen, Apologeten noch kleinerer Überweisungszahlungen, all dieses aufgehetzte Personal also, es muß sich nicht fürchten. Immerhin wissen sie es seit Jahren blendend, bekommen es zudem immer wieder eingebleut: Das Arbeitslosengeld II ist ausreichend. Man müsse eben sparsamer in den Alltag stolpern, haben sie in die Runden gerufen; müsse sich einschränken, war ihre Devise; müsse lediglich mehr aus der Dose und weniger vom Metzger löffeln, war nur einer von vielen Ratschlägen. Es reicht aus, man könne in jedem Falle davon leben. Wie irrational von denen, nun plötzlich in Angststarre zu verfallen. Skurril, dass man ausgerechnet jetzt die üppig gepolsterte Hängematte nicht zu erkennen vermag.
Kühlt euch ab, ihr Erwartungsfrohen, seid nicht so kleinmütig, nicht so ängstlich! Die Kissen des Sozialstaates sind nicht nur weich gefüllt, sie sind auch als Boxhandschuh verwendbar. Wenn der Beschäftigungslose seines Reichtums überdrüssig wird, stülpt er die Kissenbezüge ab, wickelt sie sich um die Fäuste, marschiert so ausgerüstet in jenes Büro, aus dem die freigebigen Überweisungen angewiesen wurden, knallt der fürsorglichen Schreibtischstute direkt eine auf die Nase, nur um sich hernach gesünder, gebraucht und wichtig zu fühlen. Die Segnungen des Systems sind allumfassend, materiell wie seelisch wird Fürsorge betrieben. Geld für den Bauch, Nasenbrüche für die Seele. Seelenbeamte fangen die Wut noch an der Wurzel auf, an der Nasenwurzel. Es gibt keinen vernünftigen Grund, sich nun in Angst zu suhlen, vor der drohenden Arbeitslosigkeit in die Knie zu gehen, ein schrecklich schönes und barbarisches Leben wartet auf die Massen in spe, ein Barbarentum ohne Tagesstruktur, mit viel Schlaf, mit schwingenden Fäusten und überdies bestens finanziell abgesichert. Herrlich anarchistisches Dasein! Närrisch, falsche Ängste zu bergen, plötzlich in Starre zu verfallen. Seid mutig, ihr Massen, so mutig wie einst, als ihr mutig die Finger in die Wunden derer gelegt habt, die sich nicht mal Verband leisten konnten, um sich notdürftig zu umwickeln. So furchtlos wie damals, als ihr der Wahrheit zum Durchbruch verholfen habt, jener Wahrheit, man könne auch von Luft und Liebe und Almosen ein sattes Leben führen. Geht mit demselben Mut in eure schmarotzende Zukunft, legt euch angstlos in die Hängematte!