Gepeinigte Peiniger
Montag, 19. Oktober 2009
Jene noch gebrauchte Gesellschaftsschichten, die noch einen Dienstherrn haben, wenigstens dann und wann über sich erdulden müssen, fürchten sich dieser Tage besonders vor Maultaschen, Frikadellen und Leergutbons. Sie müssen auch berechtigte Furcht haben, bald selbst mit dem Bissen im Mund ertappt zu werden, womöglich sogar einen Happen in den Rachen geschoben zu bekommen, ohne sich dagegen wehren zu können. Und mit dieser Angst unter der Zunge entrüstet man sich quer durch die Republik, mokiert sich in Zeitungen, empört sich im Alltagsplausch, ereifert sich in allen möglichen Lebenslagen.
Um hier kein falsches Bild zu zeichnen: Auf keinen Fall soll dem Bußprediger seiner Herrn unter die schwitzigen Achseln gegriffen werden. Es geht nicht darum, den Diebstahl einer Frikadelle oder den wahrscheinlich nie geschehenen Raub eines Pfandcoupons zu verdammen. Kleinlich sind die Herren der Milliarden ja nie, wenn es darum geht, sich auf Kosten anderer schadlos zu halten. Warum also dann kleinlich sein bei der Belegschaft? Und wieso denn auch, sind doch die postulierten Diebstähle gar keine, im frevelndsten Falle nur Banalitäten gewesen?
Aber es sollte schon einmal darauf aufmerksam gemacht werden, dass es eben jene noch benötigten Schichten waren, die in langen Jahren der Schmarotzerschelte mithalfen, Menschen ins Abseits zu drängen, sie zu kriminalisieren, als Verbrecher und Nichtsnutze aus dem Gesellschaftsbild zu desintegrieren. Es waren eben nicht nur die verfassenden Bluthunde der Unternehmen, die Journalisten und Redakteure, die geiferten und einheizten, die den Mythos des Sozialschmarotzers stifteten. Vielmehr waren es jene kleinbürgerlichen Kreise, die laut tönten, man würde Beschäftigung schon finden, wenn man nur wollte, wenn man sich nicht zu schade sei, auch mal Dreckarbeit zu machen, auch mal weniger, viel weniger zu verdienen; jene kleinbürgerlichen Sturmtruppen, die in jedem schwarzverdienten Fünfziger eines Erwerbslosen einen Betrug an ihren steuerlichen Hoheitsrechten wähnten und deswegen rigidere Kontrollen und Eingriffe in die Privatsphäre für angebracht hielten. Sekretärinnen, Fachangestellte, Verkäufer, Schichtarbeiter hatten weitestgehend keinen Sinn zur Solidarisierung, griffen die Treiberei seitens der Medien auf, erweiterten sie zur Tyrannei, machten das arbeitslose Opfer zum böswilligen Täter der Arbeitslosigkeit.
Keine Frage, die Entrüstung bezüglich der läppischen Kündigungsgründe ist berechtigt, sie ist ein gesundes Empfinden. In maßlosen Tagen, in denen Unternehmen größenwahnsinnig bevorteilt werden, in denen Unternehmensvertreter auf die Fiskalgestapo des Staates schimpfen dürfen, um flugs auch erhört zu werden in ihrer Pein, ist das harmlose Wegessen einer Frikadelle nichts, was jemanden in Not gebracht hätte. Hätte man sie einem Obdachlosen entwendet, einem Arbeitslosen, der auf jeden Cent achten muß, einem Niedriglöhner, der sich mal was gönnen wollte: ja dann! Dann hätte man drastische Strafen anwenden sollen, dann dürfte die Entrüstung umschlagen, müsste sich gegen die Sekretärin wenden. Nur dann, davon muß man beinahe ausgehen, wäre niemals ein Sturm der Empörung entfesselt worden. Einem Obdachlosen wäre man nie zur Seite gestanden, die kleinkarierte Öffentlichkeit des Kleinbürgertums hätte keinen Bedarf an Sozialromantik, an zu Herzen gehende Geschichten, die einem Penner zu seinem Recht verhölfen. Wer nichts leistet, so ist es in deren Denken mit Widerhaken verkeilt, hat keinen Anspruch auf Solidarität.
Es gestaltet sich schwierig, Sympathie für Menschen zu empfinden, die standesselbstgerecht jammern und Gerechtigkeit fordern, dann aber zurückfallen in selbstgefällige Atavismen. Gestern des Arbeitslosen schwarzen Fünfziger verurteilt, härtere Sanktionen gefordert, die horrenden Kosten für die kaum vorhandene Versorgung von Obdachlosen angemahnt und, in besonders dreisten Fällen, Arbeitslager gefordert - heute die Frikadelle zur Nichtigkeit verklären wollen, zum harmlosen Griff aufs Teller - morgen womöglich erneut die Heere von Arbeitslosen geißelnd, die aus Bequemlichkeit in Faulheit erlahmen, obwohl doch jeder halbwegs vernünftige Bürger weiß, "wer arbeiten will, der findet auch Arbeit". Das Verhalten solcher Vorgesetzten, die aus Lappalien Kündigungsgründe basteln, ist unzumutbar und jederzeit für eine betriebsinterne Revolte gut. Dennoch fällt es schwer, Mitleid mit denen zu haben, die gerne peinigen und peitschen, nun selbst noch fester auf die Streckbank geschnallt werden. Vielleicht haben die fester sitzenden Riemen ja nochmals ins Gedächtnis gerufen, dass man damals schon festgeschnallt war, als man noch gegen Seinesgleichen ohne Erwerb wetterte.
Natürlich mag das ungerechtfertigt gegenüber jenen Personen sein, die durch ihre Lappalie unrühmliche Bekanntheit erwarben, ihren Erwerb durch den Erwerb von trauriger Berühmtheit ersetzten. Möglicherweise ist die betroffene Sekretärin ja eine Gegnerin der Fordern und Fordern-Mentalität, hat sich nie oberlehrerhaft über Wirtschaftsopfer geäußert. Davon sollte man ausgehen, man unterstellt Einzelpersonen nicht einfach vage, was sie hätten vermutlich meinen oder äußern können. Aber Gesellschaftsschichten die sich agil gegen andere Schichten hervortaten, können dieses Maß an Rücksicht und Milde nicht einfordern; in der angeklagten Masse finden sich allzuviele Schuldige. Doch einerlei, wie heuchlerisch die noch gebrauchten Schichten heute ihrer Furcht Ausdruck verleihen, es bedarf keiner Lockerung des Kündigungsschutzes, es ist eher nötig ihn zu stärken, damit diese Missbrauchsfälle des milliardenschweren Gesindels verschwinden. Auch wenn das erneut dazu führen würde, dass sich die breite Masse der noch gebrauchten Arbeitskräfte, über jene erhöbe die nicht mehr gebraucht würde, die unnütz essen und schönes Geld kosten, dass man hätte anders investieren können.
Um hier kein falsches Bild zu zeichnen: Auf keinen Fall soll dem Bußprediger seiner Herrn unter die schwitzigen Achseln gegriffen werden. Es geht nicht darum, den Diebstahl einer Frikadelle oder den wahrscheinlich nie geschehenen Raub eines Pfandcoupons zu verdammen. Kleinlich sind die Herren der Milliarden ja nie, wenn es darum geht, sich auf Kosten anderer schadlos zu halten. Warum also dann kleinlich sein bei der Belegschaft? Und wieso denn auch, sind doch die postulierten Diebstähle gar keine, im frevelndsten Falle nur Banalitäten gewesen?
Aber es sollte schon einmal darauf aufmerksam gemacht werden, dass es eben jene noch benötigten Schichten waren, die in langen Jahren der Schmarotzerschelte mithalfen, Menschen ins Abseits zu drängen, sie zu kriminalisieren, als Verbrecher und Nichtsnutze aus dem Gesellschaftsbild zu desintegrieren. Es waren eben nicht nur die verfassenden Bluthunde der Unternehmen, die Journalisten und Redakteure, die geiferten und einheizten, die den Mythos des Sozialschmarotzers stifteten. Vielmehr waren es jene kleinbürgerlichen Kreise, die laut tönten, man würde Beschäftigung schon finden, wenn man nur wollte, wenn man sich nicht zu schade sei, auch mal Dreckarbeit zu machen, auch mal weniger, viel weniger zu verdienen; jene kleinbürgerlichen Sturmtruppen, die in jedem schwarzverdienten Fünfziger eines Erwerbslosen einen Betrug an ihren steuerlichen Hoheitsrechten wähnten und deswegen rigidere Kontrollen und Eingriffe in die Privatsphäre für angebracht hielten. Sekretärinnen, Fachangestellte, Verkäufer, Schichtarbeiter hatten weitestgehend keinen Sinn zur Solidarisierung, griffen die Treiberei seitens der Medien auf, erweiterten sie zur Tyrannei, machten das arbeitslose Opfer zum böswilligen Täter der Arbeitslosigkeit.
Keine Frage, die Entrüstung bezüglich der läppischen Kündigungsgründe ist berechtigt, sie ist ein gesundes Empfinden. In maßlosen Tagen, in denen Unternehmen größenwahnsinnig bevorteilt werden, in denen Unternehmensvertreter auf die Fiskalgestapo des Staates schimpfen dürfen, um flugs auch erhört zu werden in ihrer Pein, ist das harmlose Wegessen einer Frikadelle nichts, was jemanden in Not gebracht hätte. Hätte man sie einem Obdachlosen entwendet, einem Arbeitslosen, der auf jeden Cent achten muß, einem Niedriglöhner, der sich mal was gönnen wollte: ja dann! Dann hätte man drastische Strafen anwenden sollen, dann dürfte die Entrüstung umschlagen, müsste sich gegen die Sekretärin wenden. Nur dann, davon muß man beinahe ausgehen, wäre niemals ein Sturm der Empörung entfesselt worden. Einem Obdachlosen wäre man nie zur Seite gestanden, die kleinkarierte Öffentlichkeit des Kleinbürgertums hätte keinen Bedarf an Sozialromantik, an zu Herzen gehende Geschichten, die einem Penner zu seinem Recht verhölfen. Wer nichts leistet, so ist es in deren Denken mit Widerhaken verkeilt, hat keinen Anspruch auf Solidarität.
Es gestaltet sich schwierig, Sympathie für Menschen zu empfinden, die standesselbstgerecht jammern und Gerechtigkeit fordern, dann aber zurückfallen in selbstgefällige Atavismen. Gestern des Arbeitslosen schwarzen Fünfziger verurteilt, härtere Sanktionen gefordert, die horrenden Kosten für die kaum vorhandene Versorgung von Obdachlosen angemahnt und, in besonders dreisten Fällen, Arbeitslager gefordert - heute die Frikadelle zur Nichtigkeit verklären wollen, zum harmlosen Griff aufs Teller - morgen womöglich erneut die Heere von Arbeitslosen geißelnd, die aus Bequemlichkeit in Faulheit erlahmen, obwohl doch jeder halbwegs vernünftige Bürger weiß, "wer arbeiten will, der findet auch Arbeit". Das Verhalten solcher Vorgesetzten, die aus Lappalien Kündigungsgründe basteln, ist unzumutbar und jederzeit für eine betriebsinterne Revolte gut. Dennoch fällt es schwer, Mitleid mit denen zu haben, die gerne peinigen und peitschen, nun selbst noch fester auf die Streckbank geschnallt werden. Vielleicht haben die fester sitzenden Riemen ja nochmals ins Gedächtnis gerufen, dass man damals schon festgeschnallt war, als man noch gegen Seinesgleichen ohne Erwerb wetterte.
Natürlich mag das ungerechtfertigt gegenüber jenen Personen sein, die durch ihre Lappalie unrühmliche Bekanntheit erwarben, ihren Erwerb durch den Erwerb von trauriger Berühmtheit ersetzten. Möglicherweise ist die betroffene Sekretärin ja eine Gegnerin der Fordern und Fordern-Mentalität, hat sich nie oberlehrerhaft über Wirtschaftsopfer geäußert. Davon sollte man ausgehen, man unterstellt Einzelpersonen nicht einfach vage, was sie hätten vermutlich meinen oder äußern können. Aber Gesellschaftsschichten die sich agil gegen andere Schichten hervortaten, können dieses Maß an Rücksicht und Milde nicht einfordern; in der angeklagten Masse finden sich allzuviele Schuldige. Doch einerlei, wie heuchlerisch die noch gebrauchten Schichten heute ihrer Furcht Ausdruck verleihen, es bedarf keiner Lockerung des Kündigungsschutzes, es ist eher nötig ihn zu stärken, damit diese Missbrauchsfälle des milliardenschweren Gesindels verschwinden. Auch wenn das erneut dazu führen würde, dass sich die breite Masse der noch gebrauchten Arbeitskräfte, über jene erhöbe die nicht mehr gebraucht würde, die unnütz essen und schönes Geld kosten, dass man hätte anders investieren können.
16 Kommentare:
Ich dachte wir hätten in Deutschland noch den Rechtsgrundsatz der Verhältnismäßigkeit.
Wenn ich dann an die sog. Dienst-wagenaffairen und deren Folgen
denke, wird mir schlecht.
Hmm, angesichts der geballten Medienmacht und der allgegenwärtigen Gehirnwäsche durch Funk und Fernsehen müsste man die nach unten tretende Mittelschicht in Schutz nehmen.
Ich habe einige intelligente Studenten-Freunde, die sich nur über die Mainstream Medien informieren, die sind ferngesteuerte Marionetten der Wirtschaft und merken es nicht einmal.
Hallo Roberto!
Man muss sich nur einmal anschauen, wie viele Jahre die Geschassten zuvor in den Firmen/Organisationen angestellt waren, um zu erkennen, warum man sich auf diese Weise der Mitarbeiter entledigt hat. Sie wurden nicht entgegen ihrer langjährigen tadellosen Mitarbeit sondern wegen dieser Langjährigkeit fristlos gefeuert!
Hätte man sie über eine andere Kündigungsform entsorgt wäre es teuer geworden. 0,5-mal-Jahre Bruttogehälter wären in der Regel als Abfindung fällig geworden. Das wäre häufig ein Jahresgehalt oder mehr als Abfindung. Diese Abfindung einzusparen, darum geht es mit der Bagatelle als Grund für die fristlose Kündigung!
Das zu versuchen, ist betriebswirtschaftlich wohl richtig, aber moralisch eine Sauerei!
Und deutsche Arbeitsrichter machen sich zu Komplizen, wenn sie diese Bagatellen - es ist häufig nicht einmal ein Schaden entstanden, weil im nächsten Schritt die entwendeten Gegenstände als Abfall entsorgt worden wären - als Kündigungsgründe akzeptieren!
Beste Grüße
Omnibus56
Vollkommen richtig erfasst! Jetzt geht es eben auch immer mehr dieser kleinbürgerlichen Arbeiteraristokratie an den Kragen, werden schon kleinste Verfehlungen streng geahndet, da hilft es ihnen auch nichts mehr, wenn sie sich im Krankheitsfall halb tot zu Arbeit schleppen.
In dieser schweren Wirtschaftskrise stehen zumindest Teile dieser bisher als unverzichtbar geltenden diensteifrigen Geister zur Disposition.
Nachdem man bereits massenhaft Leiharbeiter und sonstige Befristete aus den Betrieben entfernt hat, kann man gar nicht anders als sich nun schlußendlich auch den bisherigen, oft gewerkschaftlich organisierten Arbeiteraristokraten zuzuwenden, den Fokus des Feuerns auf sie zu richten.
Peinlich ist es natürlich für s i e schon, dass es nun gerade jene zunehmend trifft, die zu den wichtigsten Adressaten der bisherigen Hetze gegen Arbeitslose, Rentner oder sonstige "Transferbezieher" gehörten.
Clement, Sarrazin, Schröder und andere Konsorten fanden mit ihrer menschenverachtenden Hetze gerade auch bei diesen vielfach gewerkschaftlich organisierten, oft auch der SPD nahestenden Arbeiteraristokraten das wohlgefälligste bereitwilligste Echo, oft donnerte gerade an deren Stammtischen der mächtigste Applaus.
Hartz 4 mit allen seinen Schweinereien verdanken wir eben auch mit gerade jenen nun Gepeinigten, welche 2003/2004 so abseits standen, mit den Arbeitslosen, Langzeitarbeitslosen nichts zu tun haben wollten.
Nun trifft es sie selbst mit immer größerer Wucht, bekommen auch sie zu spüren, dass Arbeitnehmer zu sein bedeutet, oft nichts anderes als jederzeit davonjagbare Verfügungsmasse zu sein.
Auch mein Mitgefühl hält sich daher bei allen diesen Skandalen in Grenzen.
Aber vielleicht sind gerade diese Vorgänge die beste Methode, um endlich auch in diesen Kreisen ein Aufwachen zu fördern?
Mich wundert nur immer wieder, dass Millionen Euro hinterzogene Steuern weniger bestraft wird, als einmal ein Brötchen zu essen. Den Staat und die Gemeinschaft beklauen ist okay, es bei seinem Arbeitgeber zu tun ist eine Sünde.
Wie können solche Menschen, die ein solches Wertesystem anlegen eigentlich in den Spiegel schauen? Wie erziehen sie ihre Kinder? Darf das Kind lügen, betrügen, die Eltern verarschen wie es will. Wahrscheinlich nicht, aber wenn es das tut kann es wenigstens sagen, dass es die falschen Vorbilder hat.
Herrenmenschen dürfen alles. Nur keine falsche Scham, sich zu schämen ist Ausdruck des Pöbels. Der Herrenmensch hat die Scham als genetischen Defekt entlatvt und abgelegt.
Warum werden die Namen solcher Richter nicht öffentlich gemacht?
Immerhin bekleiden sie, wie Politiker, ein wichtiges öffentliches Amt.
Asoziales und korruptes Richterverhalten sollte zu Demonstrationen vor derer Wohnstätte führen und zur Ablehnung der umgebenden Geschäfte, denen etwas zu verkaufen.
Es geht nicht, dass sich auf Anonymität herausreden kann, der die Bevölkerung direkt regiert- und dies ist eine Form der Regierung.
Im Übrigen sollte man niemanden , der nach unten tritt, in Schutz nehmen. Man hat die Verantwortung angemessen und fair zu reagieren-an jeder Position.
Außerdem sollte sich für interessierte langsam rumgesprochen haben, dass es inzwischen alternative Medien im net gibt. Diese nicht zu benutzen, sind Ausreden. ich bin ja so gehirngewaschen zählt seit ein paar jahren nicht mehr. Es reicht gleichfalls nicht, dass man vermeldet, dass da ja eh nur Unsinn drinsteht. Ebenso könnte so jemand sagen: ich bin ein gesellschaftlicher Analphabet.
Ein Teil der Desinfo wird genau deshalb betrieben, den Drückebergern Ausreden zu liefern.
Der Mensch muss auf seine neigung zum Faschismus aufmerksam gemachrt werden.
Auch Linke etc
Solange sich die Arbeiter, Angestellten, Arbeitssuchende sich gegeneinander aufhetzen lassen, anstatt sich zu verbünden, werden sie Verfügungsmasse der Arbeitgeber bleiben.
Die Kollegen von Mitarbeitern, die unter solchen windigen Begründungen entlassen und oft ins Elend gestürzt werden, sollten sofort die Arbeit niederlegen und nur in den Betrieb zurückkehren, wenn die Kündigung zurückgenommen worden ist.
Ein Arbeitgeber würde sich den Einsatz von solchen Maßnahmen reiflich überlegen müssen, denn sein Profit wäre gefährdet.
Also gilt wieder die alten Parole: Proletarier aller Länder vereinigt euch.
Macht kann nur durch eine Gegenmacht begrenzt werden.
schön, daß du auf diesen aspekt der bagatelldeliktentlassungen hinweist. und eigentlich, wenn man das ganze betrachtet, können nur solche urteile, so hart sie für den einzelnen betroffenen auch sind, der breiten masse klarmachen, daß arbeitnehmer sein hartz 4 ler auf abruf bedeutet.
Dem Einfluss unserer Presse oder Funk und Fernsehen zu entgehen, halte ich für sehr schwierig. Es gelingt eigentlich nur, wenn man nach alternativen Informationen sucht und das kostet zumindest Zeit und eine Portion nachdenken. Gerade Blogs wie diese helfen, die Dinge aus einer anderen Sicht zu sehen.
Nur ein Beispiel für tägliche Medienarbeit: Wenn sich die Medien über Niedriglöhne mokieren, dann meist in der Formulierung: Es kann doch nicht sein, dass jemand, der arbeitet weniger hat als ein Sozialhilfeempfänger.
Bei der Masse kommt das aber nicht an als: Mein Boss bezahlt mir viel zu wenig - diese Variante hieße, Kampf mit der Obrigkeit, sondern, Sozialhilfeempfänger bekommen noch zu viel Geld. Treten nach unten ist mit weniger Skrupel verbunden.
Die von Marx aufgestellte These, die Arbeiterklasse sei die revolutionärste, aufgrund des Nichtbesitzes an Produktionsmitteln, war wohl wirklich sehr theoretisch.
Und um auf das Ursprungsthema zurück zu kommen: Ich halte das Rechtssystem dieser Republik für absolut pervers.
Interessanter Gedanke!, den ich mir auf der "Zunge" habe zergehen lassen.
Vielen Dank.
Und um auf das Ursprungsthema zurück zu kommen: "Ich halte das Rechtssystem dieser Republik für absolut pervers."
Manche Leute nennen dieses Rechstssystem, diese heutige Justiz schlicht und einfach Bürgerliche Klassenjustiz!
Ob nicht doch daran etwas Wahres sein könnte?
Auf die verlinkten "sonntäglichen Gedanken" des Frömmlers Hahne in der BILD habe ich nun doch per Email reagieren wollen, müssen, möchten: Da bin ich ja schon mal sehr froh, Herr Peter Hahne, dass Sie Ihren Text nur mit "Gedanken zum Sonntag" und nicht mit "Das Wort zum Sonntag" überschrieben haben. Was haben Sie eigentlich gegen Herz, Mitgefühl und Emotionen? Ich frage das deshalb, weil diese überaus wichtigen, aber auch zunehmend aus der Mode kommenden menschlichen Eigenschaften, mit unverkennbarer Ironie, die ich bereits als Häme empfinde, Eingang in Ihre sonntäglichen Gedanken finden. Als "gelernten" Theologen dürfte es für Sie doch gar nicht genug Mitgefühl, Solidarität, ja, sogar Barmherzigkeit geben. In Ihrer Überschrift beklagen Sie sich über falsche Empörung. Was soll das sein, Herr Peter Hahne, welche Kriterien legen Sie an, um darüber zu befinden, was nun falsche oder richtige Empörung ist bzw. zu sein hat? Im weiteren Verlauf Ihrer Kolumne beschreiben Sie die Lebenswirklichkeit. Herr Peter Hahne, ich kann nur hoffen, dass Sie Ihre Lebenswirklichkeits-Sicht nicht auch noch für allgemeingültig erklären wollen. Ich habe z.B. eine völlig andere Sicht. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich jedoch nicht die Möglichkeit, meine Sicht in das richtige BILD zu setzen. Weiterhin sprechen Sie in Ihrem sonntäglichen Gedanken-Text von Recht und Gesetz, was mehr und mehr droht unter die Räder zu geraten. Sie halten ein flammendes Plädoyer für Firmen und Unternehmen, stilisieren dagegen den "Klau" von Kleinigkeiten als Verfall von Moral und Anstand hoch, stellen sich taff vor Manager und Banker und bemühen (beabsichtigt/unbeabsichtigt?) in diesem...
... Zusammenhang den Plural: "Gerade weil WIR das verachten, sollten WIR die Regeln für UNS beachten". Herr Peter Hahne, auch wenn Sie mir nun ebenfalls falsche Empörung unterstellen, Ihre Ausführungen, Implikationen und Intentionen haben mich nicht nur RICHTIG empört sondern sogar geschockt. Außerdem fühle ich mich bei Ihrem WIR und UNS ausdrücklich NICHT mit einbezogen. Ganz im Gegenteil. Was ist das überhaupt für ein (christliches) MenschenBILD, was Sie in Ihrer Kolumne zeichnen? Merken Sie gar nicht, dass UNSERE Gesellschaft immer mehr aus den Fugen gerät, und dass daran die so genannten Lei(d)medien einen großen Anteil haben? Wo sind WIR denn schon hingekommen, dass z.B. namhafte und prominente öffentlich-rechtliche Journalisten (wozu Sie zweifellos gehören), menschliche Schicksale so unglaublich kalt und emotionslos abhandeln? Natürlich ist es mehr als nur unangemessen, wenn eine Altenpflegerin, die schon seit vielen Jahren, bei mieser Bezahlung, einen wahnsinnig schwierigen, menschlich außerordentlich wertvollen Beruf ausübt, wegen einiger Maultauschen, die für den Abfall bestimmt waren, gefeuert wird. Das ist nicht nur unangemessen, das grenzt schon an Menschenfeindlichkeit. Eine bodenlose Schweinerei ist es in jedem Fall. Ähnlich verhält es sich mit dem "Frikadellen-Klau" und Leergutbons. Was ist das für eine Denke, Herr Peter Hahne, dass Sie diese unglaublichen Verwerfungen, hinsichtlich der eingetretenen Konsequenzen, nicht nur gut heißen sondern sogar vehement einfordern? Der letzte Satz Ihrer Kolumne bringt das auch in aller emotionaler Brutalität "folgerichtig" auf den Punkt: "Noch schlimmer finde ich jedoch, dass WIR erst aufschreien, wenn Ertappte die einzig logischen Konsequenzen tragen müssen". Aufschreien, Herr Peter Hahne, könnte ich beim Lesen Ihres Texte. Warum ich gerade jetzt an einen Kommentar von Ihnen aus dem Jahre 2002 denken muss, lässt sich vielleicht erahnen. Anlässlich der Tragödie am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt, bei der 17 Menschen umgekommen sind, hatten Sie derzeitig den Täter als "Monster von Erfurt" bezeichnet. Einen Menschen als Monster zu bezeichnen, spricht ihm das Menschsein ab, Herr Peter Hahne. ... Erfurt war vor sieben Jahren, die "Entwicklung" ist offenbar weiter gegangen. Erschreckend, sehr erschreckend. Übrigens, Herr Peter Hahne, sollte es Ihre sicherlich kostbare bzw. teure Zeit zulassen, klicken Sie doch mal auf: http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/10/gepeinigte-peiniger.html. Dort finden Sie eine andere Sicht der (Lebens)Dinge.
LOB an Herrn De Lapuente! Hervorragender Artikel!
Die Proletarier aller Länder vereinigen sich eben deshalb nicht, weil jede Sekretärin, jeder Bäcker, jede Kassiererin und jeder, der beim Arbeiten an einem Schreibtisch sitzt, sich schon nicht mehr für Proletariat sondern für absolut absturzsichere Mittelklasse hält und daher sei man auch berechtigt, als Herrenmensch "nach unten" zu treten.
Schließlich erzählen dass die Medien auch seit Jahren allen.
Es gibt eben keine Proletarier mehr, außer natürlich diejenigen, die selbstgewählt aus verbohrter 68er-Protesthaltung eben proletarisch leben, eben weil sie es so gewählt haben. Aber wenn die wollten, dann könnten sie auch wie die Mittelklasse leben.
Die wollen halt nur nicht.
So oder so ähnlich funktionieren die Illusionen der Arbeitnehmer.
Ein Bekannter von mir mit Abitur meinte während des Studiums, dass Arbeitslose selbst Schuld an ihrer Arbeitslosigkeit seien. Er finde schließlich auch immer einen Job, wenn er einen brauche. Dabei ist ihm allerdings nicht aufgegangen, dass nicht jeder Abitur hat und daher nicht jeder als Nachhilfe-Lehrer oder auch nur zu Kassier-Tätigkeiten in der Lage ist. Ganz zu schweigen davon, dass nicht jeder Arbeitnehmer seinen Arbeitgeber so billig kommt, wie ein Student (billigere Studenten-Krankenversicherung, keine Steuern bei Einkommen unterhalb einer best. Grenze, freies Bus- und Bahnfahren usw.).
Das haben die oberen 10.000 oder wer auch immer fein hingekriegt, die Solidarität unter den Menschen kaputt zu machen.
Die Umstellung unseres Gesundheitssystems dürfte da ja nur ein weiterer Schritt sein:
- gehaltsunabhängiger Krankenkassenbeitrag = Kleinverdiener zahlen mehr, Besserverdiener weniger
- festgesetzter Arbeitgeberanteil =
a) der wird noch sinken, um "Unternehmer zu entlasten"
b) Arbeitgeberlobby wird keinen Kostensenkungsdruck mehr auf Krankenversicherungen machen, die privaten Krankenkassen können endlich kassieren, die Pharmaindustrie freuts
- "sozialer Ausgleichsbetrag" = sprich: Hartzis kriegen Zuschüsse, was aber in 3-7 Jahren wohl auch noch zusammengestrichen werden wird. Hartzis haben halt keine Lobbyvertreter.
Im Endeffekt ist das eine Umverteilung von Unten nach Oben und von chronisch Kranken zu "von Natur aus gesunden Robustnaturen".
Für seine Gesundheit kann aber nicht jeder etwas, der eine hat halt Gene bekommen, die Astma, Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten usw. verursachen, während der andere 40 Jahre lang in der chemischen Industrie arbeitet und dabei gesund bleibt.
Außerdem wird es, wenn es keine Sonderregelungen für Kinder gibt, unglaublich teuer für Familien mit Kindern, die dann ja pro Kopf auch für jedes Kind einen Beitrag zahlen müssten (oder nicht?).
Wenn arme Familien dann also mehrere Kinder haben, wird das also finanziell sanktioniert.
Die Schweiz hat ein ähnliches Kopfprämien-Modell. Besserverdienenden geht es dabei prächtig: niedrige Beiträge, Extraleistungen kosten mehr und es gibt einen Selbstbehalt.
Allerdings bekommen ca. 30-40% aller Schweizer Bürger staatliche Zuschüsse zur Krankenversicherung.
In den USA ist man nur krankenversichert, wenn der Arbeitgeber eine Krankenversicherung im Arbeitsvertrag mitanbietet. Ich bin mir nicht mal sicher, ob die Arbeitgeber gesetzlich dazu verpflichtet sind. Ich meine, gelesen zu haben, die Arbeitgeber würden diese lästige Pflicht gerne loswerden.
Wollen wir solche Zustände?
Auf Heise/Telepolis gab es übrigens einen hervorragenden Artikel, Titel:
"Die Sklavenhalter sitzen heute in den Börsen"
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31335/1.html
Grüße
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