Ärztliche Diagnose

Freitag, 19. Juni 2009

Neulich beim Facharzt, harrend im Wartezimmer werfe ich Blicke auf die mit Plakaten tapezierte Wand. Visagen aus der Politik sind zu ertragen, dümmliche Fratzen, die jedes Wartezimmer zum Vorhof der Hölle machen, darunter prangert in großen Lettern, man möge der Gesundheitsministerin schreiben, jedenfalls mindestens seinen Abgeordneten auf die Mißstände der neuen Abrechnungspraxis für Fachärzte aufmerksam machen. Und natürlich, obligatorisches Muß, tun „wir das für den Patienten“, Seit' an Seit' gegen die Planwirtschaft im Gesundheitswesen!

Diesem Höllenvorhof bin ich entkommen, man entzog mich schnell dem dümmlichen Blick der Merkel und der verkrampften Schnute der Schmidt, holte mich, beinahe termingerecht, ins Sprechzimmer. Notwendiges Geplänkel, einige Notizen in die Krankenakte, wichtig sei, so meine geschätzte Ärztin, bei der ich als chronisch Kranker schon seit Jahren in Behandlung bin, dass man in der Akte auch notiert, ob mein Behandlungsmittel, welches ja nicht ganz billig ist, Erfolge zeitigt. Denn wenn es das tut, dann könne man jederzeit bei der Krankenkasse darlegen, dass hier kein Einsparpotenzial läge. Und Erfolge zeitigt es auch, bescheidene Erfolge, aber immerhin Erfolge. Ich nickte verständig, meinte, man wisse nicht, was da noch auf uns zurolle, daher ist es sicher sinnvoll die Wirkung des Medikamentes in der Akte zu verzeichnen. Noch ein Blick auf die Blutwerte, nichts was eines Gespräches wert wäre.

Ich staune ob der Ärzteschaft Parlamentarismusgläubigkeit, warf ich ins Sprechzimmer. Ich staune darüber, dass man wirklich glaubt, irgendjemand mit Macht- oder Postenkompetenz würde ernsthaft in Erwägung ziehen, eine bessere gesundheitliche Versorgung für Meinesgleichen zu verwirklichen. Naja, ich war weniger vornehm, ich meinte keck, mein Abgeordneter scheiße mir bestenfalls auf den Kopf, soviel Aufmerksamkeit schenkt er mir dann doch noch. Mein Abgeordneter, wenn ich denn einen hätte, kümmere sich nämlich um viele Dinge, aber was er zu entscheiden hat, entscheide nicht ich, nicht mal er selbst. Das tut sein Gewissen für ihn, welches sich Parteidisziplin und Postenerhalt getauft hat. Wenn man etwas erreichen wolle, wenn man wirklich Veränderung will, dann ist die Straße das beste Parlament, aber dazu muß man länger, vehementer und kontinuierlicher die Straßen belagern, nicht nur einmal im Monat, quasi als rituelles Kundgeben, um der lieben Demokratie ein Zugeständnis gemacht zu haben, um am Ende bedeutungsschwanger verkünden zu können, man lebe in einer Demokratie, in der Gegenwehr legitim von Angebot und Nachfrage bestimmt würde.

Aber man erreiche wiederum nichts, wenn sich Vertreter dieser Zunft hinstellen und von Prioritätenlisten fabulieren, genauer gesagt von Selektion. Aber dieser Herr, der das seinerzeit so deutlich formuliert habe, wandte sie ein, habe wenigstens einmal ausgesprochen, was notwendig sei. Denn heute gäbe ja die Politik vor, der Arzt habe diese Art von Priorität zu erstellen, habe also im Sprechzimmer darüber zu entscheiden, wessen Behandlung sinnvoll sei und wessen weniger. Aber dies sei doch Aufgabe der Politik. Ich wandte ein, dass die Ärzteschaft nicht pragmatisch sein dürfe in dieser Frage, sie jegliche Art von Auslese zu verdammen hat; der besagte Herr mag pragmatisch eventuell den Kern getroffen haben, aber hier geht es um ein Ideal, um das ärztliche Ideal schlechthin, es geht darum, dass jedem Menschen geholfen werden muß, ohne Rücksicht auf Kostenfaktoren und Nutzenkalkulationen. Ja, so argumentiere ja auch die Politik, erklärt uns, wir hätten unsere Praxen doch nicht nur um Geld zu verdienen, wir könnten Patienten für 7,80 Euro im Quartal aus Gewissensgründen doch behandeln, gab sie zurück. Sie habe zweifelsohne recht, antwortete ich, es ist verwerflich mit dem Gewissen Geschäfte machen zu wollen, wie es die abwiegelnde Politik derzeit tut - aber dennoch: das Gewissen muß, nicht nur in sozialen Berufen, eine Konstante bleiben oder wieder werden.

Den Parlamentarismus als Helfershelfer fallen zu lassen, so glaubte sie, bedeute ja eigentlich die Systemfrage zu stellen. Ja, natürlich, keine Frage, pflichtete ich bei, wenn wir um bessere Zustände streiten, stellen wir immer die Systemfrage, gerade dann, wenn innerhalb des Systems bemerkbar wird, dass keine Veränderung umsetzbar ist. Naja, aber eine Demokratie sei ihr lieber, wandte sie ein. Als ob die Systemfrage antidemokratisch wäre. Das System in Frage zu stellen hat mit Demokratie wenig zu tun, überhaupt benutze die Ärzteschaft falsche Termini, sie spricht von Planwirtschaft und hin und wieder fällt das Wort vom Kommunismus, der sich im Gesundheitswesen breitmache, aber in Wahrheit ist es eine Art von Faschismus - Wirtschaftsfaschismus. Die Medizin ist ein wesentlicher Teil dieses Totalitarismus geworden, weil sie heute dazu genötigt wird (manchmal tut sie es auch aus freien Stücken mit Handkuss) zum Erhalt oder zur Wiederherstellung der Arbeitskraft zu kurieren. Dabei ginge es um viel mehr, nämlich um den Erhalt oder der Wiederherstellung der Lebensqualität, das umfasst mehr als den reinen Nutzenfaktor eines werktätigen Menschen bzw. den Unwert eines arbeitslosen Menschen.

Wenn die Ärzteschaft auf die Straße geht, um für eine gerechte Vergütung zu streiten, dann sei das ihr Recht, daran ist nichts auszusetzen. Aber sie darf das Ideal nicht aus den Augen verlieren, denn das ist die Grundlage ihrer Existenz, sie muß oder sollte auch dafür aufstehen, wieder der Lebensqualität dienen zu dürfen, nicht nur als reiner Geselle des Arbeitsmarktes fungieren zu müssen. Ja, es könne sicherlich gut sein, dass man mit falschen Begriffen hantiere, stimmte sie zu, um mir dann weiter zuzuhorchen. Es geht hier derzeit überhaupt Vieles schief, Opelaner kämpfen öffentlich um ihren Arbeitsplatz, Schüler und Studenten werden bald für einen neuen Bildungskodex streiken, Ärzte kämpfen für ihre Interessen. Es bedarf jedoch einer Zentralisierung des Aufbegehrens, dazu ist ein gemeinsamer Nenner nötig. Letztlich geht es allen die für ihre Partikularinteressen demonstrieren, um einen Wandel des Zeitgeistes, um eine Abkehr vom reinen Kosten-Nutzen-Denken, eine Abkehr von Verwurstung menschlicher Arbeitskraft. Leider gehe es aber immer noch nur einer Handvoll Menschen darum, die Wachstumsideologie, die vorallem unserem Planeten als Ganzem schadet, zu verwerfen. Jede Gruppe vor sich hinstreikend hat den sozialen Ansatzpunkt begriffen, der ökologische sei aber ebenso dringlich und ein Generalstreik müsse stattfinden, wenn nötig über Tage und Wochen. Die Jünger des menschen- und umweltverachtenden Profitdenkens müssen mürbegemacht werden. Und dabei spielt es auch keine Rolle, ob ein Generalstreik rechtlich verbürgt ist oder nicht; wenn das Volk streikt, kann die Staatsanwaltschaft nicht Männchen für die Mächtigen machen. Der Souverän steht auf, wenn es ihm beliebt, nicht wenn man es ihm erlaubt.

Gerade dann, als ich davon sprach, dass Ärzte zur Wahrung der Lebensqualität dazusein hätten, glaubte ich eine Art von Begreifen, jedenfalls eine Zustimmung in ihrer Mimik zu sehen. Ärztegespräche in diesen Zeiten, in denen uns Ärzte nur noch fitspritzen, uns die „schnelle Tablette“ verschreiben sollen, anstatt eine langwierige und kostenintensivere Basistherapie, die aber größeres Linderungspotenzial verspricht, anzuwenden, Ärztegespräche sollten heute mehr beinhalten als das eigene Wohlbefinden. Es geht um das Wohlbefinden einer ganzen Gesellschaft, es geht um Lebensqualität, denn das sei, so schloss ich, der wahre Fortschritt. Was habe uns ein System des freien Marktes gebracht, auf dem geforscht und entwickelt werden durfte und darf, aber durch den nicht bedingungslose Lebensqualität für jedermann gewährleistet sei? Fortschritt sei, wie es sich die Menschheit schon immer erträumt habe, das Aufheben von Nöten und Pein, die ein Leben oft heimsuchen – die Lebensqualität wieder ins Zentrum zu stellen, immer weiter auszubauen, das ist Fortschritt. Man sollte fortschrittlich denken, für Fortschritt demonstrieren, nicht den Rückschritt nur abfedern wollen, das ist zu wenig, man müsse beim Ideal bleiben, selbst dann, wenn es zunächst nicht umsetzbar erscheint.

Solange, das teilte ich ihr aber nicht mehr mit, die Ärzteschaft nur für die Behebung des Rückschritts protestiert, für deren eigenen Geldbeutel, ohne zu konkretisieren, dass man einen neuen Behandlungskodex verwirklicht wissen will, solange kann ich mich nicht solidarisch erklären. Das unterscheidet Schüler und Ärzte, beide in diesen Tagen auf der Straße vorzufinden, gewaltig voneinander. Erstere wollen, zumindest auf dem Papier, die Gesamtheit des Schulsystem verändert wissen, letztere nur eine kleine Auswahl von Unannehmlichkeiten; erstere geben sich fundamental, letztere pragmatisch; erstere können sich noch eine bessere Welt vorstellen, letztere sind in der besten aller möglichen Welten verankert – erstere machen Hoffnung, auch wenn sie sich manchmal unbewusst dennoch in falsche Diskussionen mit den Rückständigen verstricken; letztere sind hoffnungslose Fälle...

6 Kommentare:

klaus baum 19. Juni 2009 um 12:22  

Lieber Roberto,

ich sehe die Ärzteschaft und ihre pauschalierten Einnahmen ein wenig anders als Du: Wenn man mit einer gründlichen Anamnese als Arzt drauflegt, wird man dazu verleitet, diese zu unterlassen oder nach dem Motto "jumping to conclusions" zu verfahren, d.h. sich mit Pseudo-Ursachen einer Krankheit zufrieden zu geben. Ich will hier nicht ins Detail gehen, aber so habe ich es bei verschiedenen Ärzten erlebt.
So weit ich weiß, bekommen Allgemein-Ärzte zirka 30.-- bis 36.-- Euro pro Quartal für einen Patienten. Davon müssen sie die Miete für die Praxis und ihre Sprechstundenhilfe bezahlen und in der Regel jemanden, der putzt. Ein Hautarzt bekommt im Quartal so gar nur 17.--Euro pro Patient. Da kann man sich ausrechnen, wie viel Zeit er pro Patient im Quartal aufwenden kann, um wirtschaftlich zu arbeiten. Ich würde dem Arzt nicht unterstellen, dass er vorrangig an seinem Einkommen und erst sekundär am Wohl des Patienten interessiert ist. Im übrigen habe ich die Behandlungen durch die Ärzte schon in den 1960er Jahren als oberflächlich empfunden.


Ein Beispiel aus einem der ärztlichen Behandlung verwandten Bereich: Ein Freund von mir ist auf der Suche nach Arbeit in einer psychiatrischen Anstalt vorstellig geworden. Dort sucht man betreuende Familien oder Einzelpersonen für Demenzkranke, und zwar für solche, die sich durch Alkoholabusus das Gehirn kaputt gesoffen haben.
Der Freund hat eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit einer Warmmiete - Strom kommt noch extra - von 350.-- Euro. Er bekommt aber, wenn er den Betreuungsbedürftigen aufnähme, nur 111.-- Euro pro Monat für dieses Zimmer. Das heißt, er müsste aus eigener Tasche - grob geschätzt - 70.-- Euro aus eigener Tasche draufzahlen, weil er mehr Miete für ein Zimmer bezahlt, als er dafür erhält. Die Zimmernutzung enthält natürlich auch die paritätische Nutzung von Küche und Bad. Wenn er nun dieses Pflege-Angebot ablehnt, heißt das nicht, er sei nicht interessiert daran, anderen zu helfen, er kann sich die Hilfe schlicht nicht leisten.

Seismograph 19. Juni 2009 um 17:45  

hallo roberto,
ich denke, der überwiegende teil der ärzteschaft fühlt sich durchaus seinem eid verpflichtet und versucht das beste für den patienten heraus zu holen. schwarze schafe, sicherlich gibt es die.
was mir bei der diskussion aber, auch an anderer stelle zu kurz kommt, ist, wo verschwindet die kohle, die wir immer reichlicher ins system stecken?
ich denke, die antwort ist schnell gefunden: bei den hunderten von krankenkassen und ihren wuchernden verwaltungen, vor allem aber und zum grossen teil sicher bei der pharmaindustrie.

es ist eben wie in jedem anderen bereich, wo politik und kapital, also die organisierte kriminalität, am werke ist, hat der "kleine" mann das nachsehen.

es hilft nur noch der "eiserne" besen, mit dem die bude mal ausgekehrt werden sollte.

antiferengi 19. Juni 2009 um 18:38  

Bei Ärzten bin ich sehr unsicher. Auf der einen Seite gibt es in bestimmten Vierteln großer Städte ( z.b. Köln, Berlin ) richtiggehende Armenärzte welche eine wahre Mammutarbeit leisten, - ganz unabhängig von jeglicher Kalkulation. Hier werden auch oft Obdachlose ohne jede Abrechnung behandelt, und dies sogar organisiert.
Das Schema ist hier generell zuwenig Ärzte für zuviele Patienten. Ein zwanzig Stundentag ist keine Seltenheit.
Auf der anderen Seite ist es absolut umgekehrt. (z.B. München,Rottweil ;-) Da sind die Wartezimmer wo du schon an den Plakaten absehen kannst, das der Arzt versuchen wird auch noch jeden esoterischen AntiAging Kram für ein paar Euros nebenher an Mann/Frau zu bringen, in dem Wissen das Mann/Frau das auch gerne bezahlt. Hier sind in der Regel mehr Ärzte vorhanden als jeder Patientendurchschnitt erlauben sollte.
Das sind aber in der Regel die, welche auch die Zeit haben sich um Ärztebedürfnisse zu engagieren.
Seis drum, - diese Verteilung erklärt die momentane Regelungsstruktur schon für ungerecht.

Michel 20. Juni 2009 um 18:44  

Wer das Gesundheitssystem nach rein wirtschaftlichen Kriterien führt, kriegt dann auch genau das:

ein auf Profiteffizienz, sprich: Gewinnmaximierung, getrimmtes Gesundheitssystem.

Einen Arzt zu zwingen, rein ökonomisch zu handeln, setzt die falschen Anreize für medizinische Arbeit.

Ökonomisch wäre es, einem 70jährigen keine Behandlung mehr zukommen zu lassen, da dieser wirtschaftlich gesehen nicht mehr aktiv produktiv ist, sondern Ressourcen verbraucht, die man zur Effizienzsteigerung den jüngeren Menschenmaschinen zukommen lassen könnte.
[Zynisch und genau deshalb falsch.]

Es gibt ein Beispiel aus den USA, wo ein Krankenhausarzt folgendes erzählte: Wenn ein Patient mit Schusswunden eingeliefert wird, werden diese Schusswunden versorgt, denn laut Gesetz sind Ärzte und Krankenhäuser zur Hilfe im Notfall unangesehen der Krankenversicherung [ja/nein] verpflichtet.

Leben muss gerettet werden, das Unterlassen lebensrettender Behandlungen ist eine Straftat.

Routinemäßig wird der Patient dann auf innere Verletzungen, Blutbild, Knochenbrüche etc. durchgecheckt. Wenn bei diesem Check Magengeschwüre gefunden werden, findet folgende Entscheidung statt:

Hat der Patient eine Krankenversicherung?

-- a) ja = medikamentöse Behandlung (Cytotec 100Stck=50€ + Antibiotika, also ca 20€/Monat) und Überweisung an Facharzt

-- b) nein = Magengeschwür wird nicht behandelt, Patient stirbt innerhalb von 5-10 Jahren todsicher an Krebs. Weder dem Krankenhaus noch dem Arzt kann dies als "unterlassene, lebensrettende Behandlung" ausgelegt werden.

Hier spielt also die Ausrichtung auf kurzfristige Profite eine Rolle beim Töten von Patienten, die für relativ geringe Beträge (20€/Monat) als "Produktivkräfte" erhalten bleiben könnten. Da diese Patienten keine Krankenversicherung haben, kann man annehmen, dass sie zu den niedrig bezahlten Produktivkräften gehören, deren Erhalt als nicht zwingend notwendig betrachtet wird.

Was dabei übersehen wird, sind die "Querfolgen". Wenn ein Familienvater, auch wenn er "nur" Geringverdiener ist, ausfällt, stürzt eine ganze Familie in die Armut, d.h. fällt dem sozialen Netz zur Last und die Kinder haben weniger Chancen auf Berufsausbildung.

Unter dem Strich hat also das Unterlassen der Behandlung von nicht-krankenversicherten Patienten vermutlich wesentlich höhere Folgekosten zur Folge, als deren Behandlung.

Die einzigen, die von solchen profitorientierten Strukturen kurzfristig profitieren, sind schlicht die oberen Ränge der Gesellschaft, die Shareholder von Krankenversicherungsunternehmen, die ihre Quartalsgewinne auf dem Konto und nicht in die Behandlung von Niedriglöhnern investiert sehen wollen.

Mit solchen Strukturen bereitet man aber den Abstieg und den Zerfall einer Gesellschaft vor, was den oberen Gesellschaftsrängen scheißegal sein kann, denn die wechseln ihre Wohn- und Steuersitze sowieso noch häufiger als ihre Ehefrauen.

Michel II 20. Juni 2009 um 18:59  

Übrigens, wir sind wieder bei "genbedingten" Verhaltensweisen angelangt, 3. Reich lässt grüßen. Damals war es halt "der Jude", der andere Menschen finanziell wie ein Parasit aussaugte.
[Nicht meine Meinung, sondern nur eine Beschreibung des Zeitgeistes zur Zeiten des 3. Reiches.]

Siehe "Frankfurter Zukunftsrat". Die Pressemitteilung ist übrigens erbärmlich, da sieht man mal, wie es um die wissenschaftliche Qualität dieses Zukunftsrates bestellt ist.

ZITAT aus der Pressemitteilung d. Frankfurter Zukunftsrates (Link unten):

" Auslöser der Finanzkrise ist unökonomisches Handeln
Menschen mit genbedingter „Finanzgier“ sollten nicht führen "

Was für ein unglaublicher Blödsinn.
Denn: zwar belohnt das Gehirn das profitorientierte Verhalten von Managern, aber eben gerade weil das soziale Umfeld profitorientiertes Verhalten mit sozialer und finanzieller Anerkennung versieht, denn nur diese soziale und finanzielle Anerkennung sorgt für die Belohnung im Gehirn. Doch genauso würde dasselbe Gehirn soziales Verhalten belohnen, wenn das soziale Umfeld, sprich Gesellschaft, Kollegen, Chefs und Shareholder, denn die Belohnung von sozialem Verhalten zulassen oder unterstützen würden.
Wenn profitorientiertes Verhalten belohnt und honoriert wird, mache ich genau das.
Wenn soziales Verhalten honoriert und belohnt werden soll, braucht man aber auch ein System und ein Umfeld, indem soziales Verhalten honoriert und belohnt wird!

WELCH EINE ERKENNTNIS.

"Finanzgier" ist also nicht genetisch bedingt, sondern die genetischen Voraussetzungen vom homo sapiens führen in einem absolut wettbewerbsorientierten, unregulierten freien Markt eben zu Verhaltensweisen, die in ihrer Konsequenz zu Verhaltensweisen wie "Finanzgier" führen. Affen würden sich unter den gegebenen Bedingungen übrigens genauso verhalten.
Hier die Links für diejenigen, die sich mal über die intellektuellen Tiefflüge unserer "geistigen Eliten" amüsieren wollen.

Wenn schon ich faule Socke sowas schon auseinandernehmen kann, wer soll dann sowas ernst nehmen?

Ganz klar soll hier versucht werden, einer Analyse unseres Systems, unserer Gesellschaft und unserer unregulierten Marktwirtschaft zuvor zu kommen, indem man Begriffe und Konzepte zugunsten eben dieses so schädlichen unregulierten Marktes zu eigenem Nutzen umdeutet.
Denn nicht "das System" ist fehlerhaft, sondern manche Menschen haben genetisch bedingt sogenannte "Finanzgier-Gene".

Den Neurowissenschaftlern sei vergeben, denn in Zeiten, wo sich die Wissenschaft dem Staat, der Wirtschaft und den Eliten andienen muss, um Forschungsgelder einzutreiben, kann man auch nix anderes mehr von der Wissenschaft erwarten.

Schon Humboldt wollte, um unabhängige Wissenschaft und Forschung zu gewährleisten, Universitäten mit eigenen Einkommenspfründen versorgen, damit weder Staat noch Wirtschaft Einfluss nehmen konnten.

Eines vergessen Staat und Wirtschaft dabei aber: Wissenschaft lässt sich nicht unendlich biegen und verknechten, schlichtweg und einfach daher, weil unwissenschaftliche Wissenschaft nicht funktioniert.
Marmelade enthält nunmal kein Fett, auch wenn die Ost-Wissenschaftler das damals bewiesen haben wollten, um sich dem DDR-Staat anzudienen, der Probleme hatte, die Versorgung der eigenen Bevölkerung mit tierischen und pflanzlichen Fetten sicherzustellen.

http://www.frankfurter-zukunftsrat.de/Presseservice/pdf/pressemeldung20090617.pdf

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/spezial_banken/spezial_banken/1801037_Frankfurter-Zukunftsrat-Alles-Nervensache.html

Und an dieser Stelle noch mal ein DEUTLICHES LOB für Herrn de Lapuente, für die hervorragenden Beiträge und für die Verlinkung von anderen, interessanten Bloggerartikeln in der rechten Spalte!!!!!!!!

Michel III 20. Juni 2009 um 19:04  

Ach ja, auf den "Frankfurter Zukunftsrat" komme ich übrigens durch:

http://www.duckhome.de/tb/archives/6721-AEngstliches-Rumoren-in-der-CDU.html

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