Statement-Journalismus

Montag, 22. Juni 2009

Kaum bereichert eine Meldung wieder die Nachrichtenwelt dieser Republik, kaum dass „etwas passiert“ ist, melden sich auch schon Experten und Betroffene zu Wort, bekommen dabei auch noch ein Mikrofon unter die Nase gehalten, damit die flugs ersonnene Presseverlautbarung auch gesendet werden kann. Jeder darf einmal, jeder der einen Posten besitzt, sich ein wenig wichtig nehmen darf. Dazu bedarf es keines rhetorisches Talentes, nur Meinung ist gefragt, nur die Position zum abgehandelten Thema, und all das kann in ein, zwei Sätzen zum Ausdruck kommen.

„Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat gesagt...“, „Guido Westerwelle, Bundesvorsitzender der FDP, äußerte sich...“, „Karl-Heinz Däke, Präsident des Bundes der Steuerzahler, meinte dazu...“, „Der Augsburger Bischof Walter Mixa schaltete sich in die Diskussion ein und erklärte...“! Name - Posten - Äußerung! Im Stakkato gebiert die Medienwelt verbalisierte Nichtigkeiten mehr oder minder bedeutender Personen. Derjenige, der in Zeitung, Radio oder Fernsehen nach Informationen forscht, der Konsument der Nachrichtenbranche, darf sich zu Gemüte führen, was solche Herrschaften sagen, meinen, glauben, finden, befürchten, loben, bedauern, erkennen, vermuten, einschätzen, behaupten und entkräften. All das geschieht nicht ausführlich, nicht nachvollziehbar detailiert für den Konsumenten, denn er erhält nur einen Satz vorgeworfen, in dem Herr Soundso, derzeit im Amt der Weißnichtwas, die Vorwürfe entkräftet, die seinem Herrn vorgeworfen werden. Warum, wie er die Entkräftung untermauert, das ist nicht Sache der Stakkato-Redner, die sich Kurzerklärungen zum Lebensinhalt gemacht haben.

Wenn wieder einmal antisemitische Auswürfe ins Alltagsleben dieser Republik hineinspielen, dann überrascht es doch nicht, dass die Präsidentin des Zentralrats der Juden sich sorgt; aber dennoch geht quer durch die Medien, dass „...auch Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, sich besorgt zeige“. Ebenso im Falle Westerwelles, wenn irgendein windiger Ökonom Steuersenkungen für Unternehmen und Besserverdienende fordert (auch im Stakkato-Stil selbstverständlich), damit natürlich sofort in den Medien präsent wird, und der Bundesvorsitzende der FDP sein Statement dazu abgibt – "Guido Westerwelle, Bundes... - jaja, wir wissen welche Position er bekleidet -, zeigt sich erfreut und pflichtete Herrn Professor Sowieso bei". Das liegt doch in der Natur der FDP-Oberen, sich hierbei erfreut und solidarisch zu zeigen. Und wenn Walter Mixa gegen das Sündenbabel des Zeitgeistes wettern darf, weil wieder einmal eine ausrangierte Talkshownudel meint, sie müsse ein Eva-Prinzip-Buch schreiben, um die Welt an ihrem Intellekt erkranken zu lassen, wenn also der Bischof einer solchen Person Unterstützung zukommen läßt, dann ist das doch im Grunde nur natürlich und erklärlich. Dennoch wird lang und breit aufgeführt, was die Postenjäger und –inhaber dieses Landes zu allerlei Themen im schnellem Satze anzumerken haben.

Diese Ich-muß-zu-jedem-Thema-meinen-Senf-dazugeben-Mentalität dominiert das Medienspektakel. Nachrichten sind ein Sammelsurium aneinandergereihter Ein-Satz-Statements und hohler Schnellphrasen. Wichtig ist nicht die Darlegung einer Problematik, die genaue Berichterstattung einer derzeit aktuellen Nachricht, wichtig ist, was dieser gesagt, jener gesagt, sonstwer gesagt hat. Was Präsidentin X oder Vorsitzender Y meint, Meinungen, die sowieso jedem klar sein sollten, weil qua Position dieser Herrschaften eine bestimmte Reaktion geradezu konditioniert ist. Die banale und nichtige Meinung wird zum Gegenstand moderner Schnellschuss-Berichterstattung. Der Konsument des Nachrichtenangebotes sucht nicht nur Information, er sucht – und das ist entscheidend – die schnelle Info (er sucht die Info, keine Information, denn es mangelt an Zeit, um die beiden letzten Silben auszusprechen). Nebenbei will er unterhalten werden, er will sich nicht mit der Schwere schwülstiger Theorie befassen. Er will beispielsweise nicht haargenau erklärt bekommen, was im Iran wirklich geschieht, wie der Iran in der arabischen Welt steht, welche Form des Islam dort vorrangig ist und wie sich diese Form verdeutlicht, kurz: er bekommt kaum Fakten geliefert, die die Vorgänge innerhalb eines Landes begreiflicher machen könnten. Nein, man serviert ihm stattdessen eine staatsmännisch dreinblickende Kanzlerin - „Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte sich solidarisch...“! Was X, Y oder Z denken und äußern, das macht die Krise im Iran oder sonstwo aus; wie die Ereignisse von diesen personifizierten Bilduntertiteln gedeutet werden, macht die schnelle Info aus. Der Konsument muß sich keine eigenen Gedanken machen, kann sich zurücklehnen, läßt der Kanzlerin Meinung als Quintessenz der Ereignisse gelten. Das Stakkato der Ein-Satz-Jünger als Dienstleistung am Kunden.

Was zu großen Teilen die Nachrichtenkultur dieses Landes auszeichnet, ist eine reine Kurzsatz-Statement-Show prominenter Personen. Dominiert irgendwann wieder ein Gewalttäter oder Vergewaltiger die öffentliche Diskussion, dann erfährt man auch in der Tagesschau, was stockkonservative Misanthropen als ihre Meinung postulieren. Dann heißt es wieder, der hat gesagt, jener hat gemeint, werweißnichtwer glaubt. Konkret berichtet wird nur am Rande, was wirklich zählt ist das Stakkato möglichst vieler Einzelmeinungen auserlesener Meinungsverkünder. Diese unerträgliche Leichtigkeit der Berichterstattung vermeidet jeden Denkanstoss, sie läßt vordenken, erklärt den Menschen, in welche Richtung in etwa gedacht werden soll, reicht jede einzelne Nachricht in gestückelter Ein-Satz-Kultur, damit keiner am Gewicht denkanreizender Zusammenhänge erstickt. All das in unterhaltender Form, wenn mal wieder sensationslüstern verkündet wird, dass irgendein FDP-Bonze es fein fände, wenn Steuersätze für Besserverdienende fallen würden – dass das Normalität und die Banalität dieser Partei ist, ist einerlei: es hat nach Sensation zu riechen, damit die Exklusivität der Nichtigkeitsmeinung zur Geltung kommt.

Dies spiegelt die gesamte Stimmung in diesem Lande wider, es kommt nicht von ungefähr, dass in diesem Lande viel gemeint, aber wenig gewusst wird...

20 Kommentare:

christophe 22. Juni 2009 um 13:51  

Diese Auswüchse der Promikultur reduziert den Inhalt auf die Form. Merke: Wichtig ist, WER was gesagt hat, nicht WAS wer sagt. Und nur die sind wichtig, welche von den Medien wahrgenommen werden. Und so werde ich wohl nie den Tag erleben, an dem Anne Will verkünden muß, dass die Sendung leider ausfällt, da sich die potentiellen Gäste sämtlich geweigert haben, sich vertalken zu lassen. Und wie selten kommt es vor, dass einer dieser Meinungsführer mal antwortet: Dazu kann ich Ihnen nichts sagen, darüber weiß ich zu wenig. Und wenn jemand auf die alberne Idee käme, auf 600 Seiten Abhandlungen berühmter Leute unter dem Titel 'Das Buch der Tugenden' zu veröffentlichen, müsste er dies im Selbstverlag tun. Außer wenn dieser jemand Ulrich Wickert heißt - dann wird es ein Bestseller.

Anonym 22. Juni 2009 um 17:12  

Beschleunigung:

Internet und Fernsehen haben die Halbwertszeit von Nachrichten total demoliert.
Es muss immer schneller immer mehr produziert werden und alles immer populistischer und grellschreiend.
Qualität, Zusammenhang, Hintergrund, Vollständigkeit, Argumentation und Logik bleiben dabei auf der Strecke.

Anonym 22. Juni 2009 um 17:16  

Auch in Talkshows ist zu beobachten, dass die Talkmaster die Diskussion nur noch so steuern, dass immer das herauskommt, was die Regierung/das Establishment / der Sender gerne produzieren möchte. Da werden Diskussionsteilnehmer abgewürgt, ihre Aussagen verdreht, ihnen der Mund verboten usw. Und nur die größten Schreihälse, die auf Linie mit der Talkmeisterin liegt, kriegen die meiste Zeit.
Am besten nimmt man 2-3 Politiker der großen Volksparteien und 1-2 Politiker der kleineren Volksparteien, um Vielfalt zu suggerieren. Dann nimmt man noch 1 Wissenschaftler und dann noch 1-2 "freie Aktivisten" oder berühmte Persönlichkeiten, um das Bild ein wenig bunter zu gestalten.

So wird Meinung gemacht.

Anonym 22. Juni 2009 um 17:17  

Was habt ihr denn? Von den Promis und den "Ereignissen", die interessieren leben die Medienvertreter - aus einem Buch zur journalistischen Ausbildung nur folgenden Satz aus der Erinnerung zitiert: "Wenn 100 Flugzeuge routinemäßig starten und landen ist dies keine Nachricht wert, uns interessiert nur das 1 Flugzeug, dass einen Nachrichtenwert hat. Warum? Weil es abgestürzt ist."

Soll heißen, normale Ereignisse interessieren keinen Menschen, nur unnormale Ereignisse (eben Kriege, Flugzeugabstürze, Krankheiten, Gewalt, Naturkatastrophen etc. etc.) interessieren sind GELD WERT.

So funktionieren die Medien, und beim nachdenken darüber: Wohl auch unsere Gesellschaft insgesamt?

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

PS: Es ist immer noch so, wie ein alter Spruch schreibt "wenn in China ein Sack Reis umfällt, dann interessiert es keinen Menschen, aber wehe es gibt einen Volksaufstand, dann rennt alles hin ..... was medial Geld scheffeln will....

...mit Einschaltquoten, Druckerschwärze und Radiowellen....

Ist leider so :-(

Peinhard 22. Juni 2009 um 17:26  

Das ist wahrer Pluralismus! Das ist doch das Wunderbare an unserer 'Meinungsfreiheit' - jeder gibt ein bisschen Senf, eine inhaltliche Diskussion unterbleibt tunlichst, und weil sich immer mindestens einer 'dafür' und einer 'dagegen' findet - kann unterm Strich immer alles bleiben wie es ist...

Hat Freud eigentlich was dazu zu sagen, wenn man statt 'Schnellschuss-Berichterstattung' gleich 'Sch..ßhaus-Berichterstattung' liest...? ;)

Anonym 22. Juni 2009 um 17:32  

Was mit dem "viel gemeint und wenig gewußt" angeht, dass hat System, dass ist wahr, aber wir müssen uns insgesamt fragen - als Gesellschaft - wie wir dem entgegensteuern können.

Ich finde mein Beispiel mit der Journalistenausbildung ja schon bedenklich, d.h. wir leben in keiner schlimmeren Welt als vor 100 Jahren, aber die Medien verdienen eben Geld mit Infos, die aus Gewalt, Krieg und Naturkatastrophen bestehen bzw. vermitteln somit einen Eindruck, dass die Welt ein gefährlicher Ort geworden sein dürfte, was aber real so nicht stimmt.

Irgendwie bieten die Medien damit - es sei mal dahingestellt ob bewußt oder unbewußt - Flankenschutz zum Abbau von Grundrechten (sozialen und sonstiger), da eben ein verängstigtes "Volk" in Deutschland produziert wird, dass alles abkauft, und gar nix mehr hinterfragt (z.B. verschwiegene Themen, die Medienvertreter einfach fallen lassen, weil angeblich nicht interessant...)

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Chat Atkins 22. Juni 2009 um 17:47  

Schöner Text - nur ist der Hang zu sprachlichen Abkürzungen, als von 'Information' zu 'Info', m. E. keine Folge des kurzatmigen Event-Journalismus, sondern das Phänomen folgt aus der Sprachökonomie selbst. Auf diese Weise wird aus dem 'Professor' der 'Prof', aus der 'Universität' die 'Uni' und aus der 'Kindertagesstätte' die 'Kita', obwohl doch kein Journalist jemals 'Kita' in seinem Artikel schreiben dürfte ...

Anonym 22. Juni 2009 um 18:50  

1988 erschien das Buch Manufactoring Consent von Noam Chomsky, Edward S. Herman.
Es wird darin gezeigt, wie die Medien den Interessen der Wirtschaft dienen und die Fähigkeit der Menschen, ihr Zusammenleben demokratisch zu regeln, untergraben.
Die Forderung der Linken Wirtschaft zu demokratisieren, wird dadurch abgewehrt, dass der Forderung jeder Realitätsbezug abgesprochen wird.

siehe z.B.

http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Pressestimmen-Partei-der-Sektierer-und-Spinner/529480.html

Ich bin hier auch ratlos, sind die öffentlich rechtlichen Medien doch Teil des 'Manufactoring Consent'.

antiferengi 22. Juni 2009 um 21:27  

Eine Meinung ist ein subjektives Werturteil, aber eine Gesellschaft welche Werte nur gewinnorientiert berechnet, endeckt zwangsläufig das man mit Meinungen Geschäfte machen kann. Verfall der Werte, Verfall der Wertigkeit von Meinungen, und damit Verfall der Wertigkeit an sich. Ein scheusslicher Kreislauf. Was wollte ich nochmal sagen ? Ach, so, - das ist meine Meinung und damit ein subjektives Werturteil. Wo bleibt das Geld ?

klaus baum 22. Juni 2009 um 21:52  

Meine Lieblingsnachrichten beginnen mit der Einleitung: Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hat gesagt, daß .....

Durch diese ewigen Wiederholungen ist es noch niemandem aufgefallen, daß Herr Hundt kein Geber, sondern ein großer Nehmer vor dem Herrn ist. Er hat nie genug und will immer mehr.

Tim 22. Juni 2009 um 23:49  

"es kommt nicht von ungefähr, dass in diesem Lande viel gemeint, aber wenig gewusst wird..."

Wieder mal ein Satz für die Gallerie. Danke.

Mein persönlicher Favorit der inhaltsleeren Schnellschuss-Berichterstattung ist ja: "Soundso wies die Vorwürfe zurück." Nichtssagender geht es gar nicht mehr. Da werden gegen XY schwere und gut begründete Vorwürfe (welcher Art auch immer) erhoben; und der einzige Kommentar desjenigen lautet: "Ich weise die Vorwürfe zurück"?! Wie? Warum? Wie war es denn stattdessen?

Geheimrätin 23. Juni 2009 um 11:00  

Prinzipiell ist ja gegen kurze statements nichts einzuwenden (oder sollten die den Bloggern allein vorbehalten sein ;-) Roberto mal aussen vorgenommen...)

was aber hier gemacht wird ist eben entweder infos der nichtinformation herauszugeben, Volksverdummung und /oder eine gezielte Irreführung der Öffentlichkeit..

so wurde z.B zum Fall Tauss in den Nachrichten in etwa so berichtet

"Bei Jörg Tauss selbst, der gegen das Zugangserschwerungsgesetz gegen KiPo gestimmt hatte, wurde zuvor KiPo Material gefunden. Er bestreitet das..."

somit dürfte dem unbedarften Zuschauer nun völlig klar sein dass Tauss schuldig ist, denn wer könnte etwas bestreiten das sichergestellt wurde?!!


Kein Mensch aber klärt die Öffentlichkeit darüber auf, dass mit diesem Zugangserschwerungsgesetz Täterschutz betrieben wird, weil die Stoppschilder eben Schutzschilder, bwz Warnschilder für die Täter, Schiler hinter denen es sich munter weiter quälen und morden lässt.

Beinahe alle Parteien aber meinen mit tatkräftiger Unterstützung der Medien, aus dem entsetzlichen Leid unzähliger gequälter Kinder Kapital schlagen zu können und es für den eigenen Wahlkampf zu instrumentalisieren.

Es schert sich in der Tat keine Sau um die Kinder!

Frank F. 23. Juni 2009 um 11:40  

Die Manipulation von Informationen in den Medien des Mainstreams hat mittlerweile einen monströsen Grad an Subtilität erreicht. So dass sich selbst 'geübte' Skeptiker nur zu oft in nichts als ihrem reinen Bauchgefühl verlieren, ohne hinter das genaue Was, Weshalb, Wieso, Warum zu steigen. Ich gehe davon aus, dass höchst selten noch irgendwelche entscheidende Informationen unaufbereitet bzw. nicht zweckgebunden in die mediale Landschaft entlassen werden. Mir ist, als wenn eine überdimensinale Endlos-Sinfonie der neoliberalen Meinungsmache über unsere Köpfe niederprasselt, dem man sich nur noch in völliger Verweigerung entziehen kann.

Einen außerordentlich deutlichen Vergleich, wie unterschiedlich Informationen gehandhabt werden, zeigen die grundverschiedenen Berichterstattungen "unserer" Medien über die gegenwärtigen Ereignisse im Iran und über die verbrecherischen Angriffe Israels auf Gaza im vergangenen Winter. Deutlicher geht es kaum. Eine Berichterstattung in dem Sinne gab es im Dezember/Januar praktisch gar nicht...

Patte 23. Juni 2009 um 12:03  

"Russel Crowe (australischer Schauspieler): Nachrichten sind seit Jahrzehnten sukzessive trivialisiert worden. Es wurde zugelassen, dass die Grenze zwischen Fakten und Unterhaltung verschwamm, um höhere Auflagen oder bessere Quoten zu erzielen. Sie können jede Zeitung nehmen, ungeachtet ihrer Reputation, und werden immer Seiten finden, von denen die Verantwortlichen wissen, dass sie nichts als Banalität liefern. Zwischen Artikeln über den Treibhauseffekt oder Politik findet man überall Stücke, die zum Vergnügen der Leser gedacht sind und auf dürrer Faktenlage über das Privatleben von prominenten Zeitgenossen berichten. Das läuft dann unter "Vermischtes", man schmunzelt vielleicht und hinterfragt die Seriosität der Quellen gar nicht mehr. Doch wen interessiert es, wer sich gerade scheiden lässt oder was in der Handtasche von LeAnn Rimes steckt?"

http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,631718,00.html

Zweckoptimist 23. Juni 2009 um 14:53  

Hallo Frank F.,

diese blinden Flecken in der deutschen Medienlandschaft sind besonders auffällig, wenn man die deutsche Ausgabe einer internationalen Tageszeitung mit der z. B. englischen Ausgabe vergleicht. So berichtet die Financial Times Englisch heute INHALTLICH über die Rede Sarkozys vor dem frz. Parlament und ERKLÄRT, dass er eine Wirtschaftspolitik verfolgt, die der deutschen DIAMETRAL entgegengesetzt ist. In der deutschen Ausgabe wiederum geht es vor allem um Glanz und Gloria, um Pomp und Glitzer des Auftritts von Sarkozy. Inhalte? Fehlanzeige. Wozu auch bei den völlig sedierten und obrigkeitsfixierten Deutschen. Tief im Inneren sehnen die sich doch wieder nach Dschingdarassabumm, Panem et Circenses, und sie bekommen es auch. Wehe unserem Land, das schon wieder Helden braucht.

Anonym 23. Juni 2009 um 16:41  

@Zweckoptimist

Ja, du sagst es, heute hatten ja 3 solche "Helden" wieder einen "Unfall" in Kundus - Afghanistan.

Uns wird - auch hier - vorgelogen, dass wir uns in keinem Krieg mit den Afghanen befinden, und obendrein wird noch mit Hilfe des vorletzten Krieges, auch II. Weltkrieg genannt, von den heutigen Kriegsverbrechen der NATO-Truppen in Afghanistan abgelenkt.

Is leider so ;-) :-(

Was die Bundeswehrsoldaten angeht, die wollen es ja nicht anders, die gehen ja freiwillig in den Krieg....

und sagte nicht schon der deutsche Dichter Kurt Tucholsky, der heute wiedergeboren werden sollte, wenn es nach mir ginge:

"Soldaten sind Mörder!"

Interessant ist, dass im Zusammenhang mit dem "Unfall" der Soldaten in Kundus von einem Feuergefecht geredet wurde, die Toten der Gegenseite nicht zählen (Woher kenne ich dies nur?) und man eben leugnet, dass wir im Krieg sind....

Lesefuchs 24. Juni 2009 um 23:05  

Für mich ist es das Verkriechen hinter der Meinung Anderer um nicht den Ar... in der Hose haben zu müssen eine eigene Meinung zu haben, zu dieser zu stehen und eventuell später zugeben zu müssen falsch zu liegen!
Für mich ist es das selbe Verhalten das Vorstände haben, wenn sie, trotz etlicher fähiger Mitarbeiter die sich mit der Materie auskennen und nicht für Millionen angelernt werden müssen, Unternehmensberatungen ins Haus holen.
Sie können sich hinter deren "wissenden" Forschungen verstecken das Personal abgebaut werden muss (wie immer). ..."Die Beraterfirma xyz hat ermittelt das... Ich war es nicht"!
Das hinterher die Kiste nicht mehr richtig läuft und etliche Millionen in den Sand gesetzt wurden für "Ermittlungen" von Leuten die NIE in diesem Unternehmen zu tun hatten (oder überhaupt in einem produktiven Unternehmen), weiß heute schon jeder einigermaßen durchblickende Mitarbeiter der sowas durch hat.
Also, sie könnten wenn sie wollten, aber es ist sicherer und karriereerhaltender sich hinter Anderen zu verstecken!!!
Auch sehr gut zu sehen an "konkreten" Aussagen die Politiker machen!!!

Anonym 27. Juni 2009 um 11:31  

Ich kann mich dem Leser Tim nur anschließen, nämlich, dass gerade der letzte Satz von Lapuentes großartiger Analyse unserer verkommenen Medien-Kloake die Lage des öffentlichen Bewusstseins in diesem Lande absolut vollständig auf dem Punkt bringt!
Wie oft muss man immer und immer wieder die schmerzliche Erfahrung mit ganz normalen Leuten in Unterhaltungen machen, dass immer nur ohne jegliches WISSEN GEMEINT UND GEMEINT WIRD...., man hat "gelesen", "gehört dass"....
Ich denke aber, dass dies gerade der AUFTRAG der kapital- u. politikhörigen Medien ist, die Mehrzahl der Menschen bewusstseinsmäßig auf den Stand von Kleinkindern zu halten.

Gruß an alle hier von Hansi

Anonym 27. Juni 2009 um 14:53  

@Hansi

Als jemand, der noch eine andere "Baustelle" beackert, nämlich die Kirchen- bzw. Religionskritische bzw. Wissenschaftsfreundliche, kann ich dir nur schreiben, dass es nach neuesten Erkenntnissen der modernen Hirnforschung schon immer so war, dass Menschen - nachdem die mit 3 Jahren aufnahmefähig werden - sich von der Allgemeinheit, der Verwandtschaft, der Familie, den Medien etc. etc. - "bilden" lassen, d.h. wirklich unabhängig denkende Menschen findet man auch per se nicht, und zwar egal wo man auf der Erde lebt.

Die Hirnforschung hat ja auch herausgefunden, dass es eben keine "Seele" gibt, sondern, dass - siehe oben - der Mensch schon im Frühkindalter auf die herrschende Gesellschaftsstruktur "programmiert" wird.

War nie anders ;-) :-(

Daher wundert es mich übrigens auch nicht, dass heutige Erwachsene den Neoliberalismus kaum, und vielleicht erst zu spät, hinterfragen, nachdem die als Kinder jahrzehntelang von allen Seiten mit neoliberlalen Phrasen vollideologisiert wurden.

Ich bin selbst so ein Spätberufener, und fand den Kapitalismus auch einmal toll, aber mittlerweile denke ich um einiges skeptischer....

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

PS: Eine Ironie der Geschichte ist, dass die heutige Macht-"Elite" hier von den Religionen gelernt hat - Warum sonst werden schon Babys getauft? Oder Kinder früh indoktriniert? Hier gibt es, wenn man es zynisch sieht, sogar Parallelen zu jeder Ideologie, eben dem gescheiterten Neoliberalismus und dem gescheiterten Sowjetkommunismus. Die Kinder werden Kader, die nie etwas hinterfragen....

Einziger Hoffnungsschimmer: Die Sowjetunion ist trotzdem gescheitert, und die damaligen Politkader gehören heute zu den schlimmsten Kritikern des Kommunismus. Ähnlich könnte es dem Neoliberlalismus gehen, die heutigen Apparatischiks sind vielleicht einmal die "schlimmsten" KritikerInnen dieses - in Wahrheit ebenso menschenmörderischen - Kapitalismus.

Anonym 27. Juni 2009 um 18:38  

Kleiner Zusatz:

Falls jemand das Thema interessiert, unter http://hpd.de - dem "Humanistischen Pressedienst" kann man täglich - ähnlich wie bei Nachdenkseiten, nur nicht wirtschaftspolitisch - solche Themen nachlesen.

Ich hab's mir übrigens, ganz ohne lesen, vor Jahren schon so gedacht....

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

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