Es eskaliert!

Donnerstag, 18. Juni 2009

Abgehalfterte und bald zum alten Eisen gehörende, gestrig werdende Politiker bezeichnen diejenigen, die bald einmal die Geschicke der Gesellschaft in die Hände nehmen sollen, als Gestrige; praktizieren diese immergleiche Methode der Diffamierung - so wie es rückständige und bornierte Ewiggestrige immer in ihrem eingebildeten Fortschrittseifer handhaben -, um die protestierende Jugend als irrgeleitete Wohlstandsrotznasen abzutun. Die Medienöffentlichkeit spricht großspurig und voreilig von Eskalation des Streiks, nur weil eine Handvoll junger Menschen zwei Bankfilialen besetzten, dort friedlich demonstrierten und ihre Finger in eine der tiefklaffenden Wunden dieser Gesellschaft steckten; einer Gesellschaft, die für Bildung und Sozialstandards kein Geld zur Verfügung haben will, aber für die Rettung der Bankenbranche Milliardensummen aus dem Nichts herbeizaubert. Wer in Wunden herumbohrt hat kein Anrecht darauf, als protestierendes Mitglied der Gesellschaft angesehen zu werden; wer in Wunden herumbohrt ist jemand, der Eskalation betreibt, ein Störenfried und Randalierer sein muß. Die Berichterstattung ist zögerlich, immerhin stehen da Deutschlands kommende Kunden, die zukünftigen Konsumenten halbwahrer Medienberichterstattung auf der Straße, aber zwischen den Zeilen ist lesbar, was in den oberen Etagen dieser Republik über die Unzufriedenheit der Jugend gedacht wird.

Und wie recht diese bornierten Kalkulationsexperten menschlicher Verwurstungsqualität doch haben, es eskaliert wieder einmal! Es eskaliert sogar wieder einmal dramatisch! Zuletzt in einem Hörsaal der Humboldt-Universität: Auftritt für den Gelegenheitsnationalspieler Christoph Metzelder. Er spricht über die "Bedeutung der Bildung bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise". Ein Sportler zum Anfassen glaubt man, jemand der mehr auf dem Kasten hat als stupides Gekicke. Was aber kaum öffentlich erwähnt wird: Metzelder pflegt beste Kontakte zur Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), tritt immer wieder als deren Werbefigur auf, läßt sich als Mietmaul unausgegorenen Wirtschaftsfaschismus' verpflichten. Und dieser Auftritt, eine Vorlesung vor 200 Studenten, ist eine solche Mietangelegenheit, ist eine Veranstaltung der INSM.

Was Metzelder dort von sich gibt ist kaum der Rede wert - wer die Ansprachen im INSM-Stil kennt, der weiß auch in etwa, was Metzelder von sich gab. So bedeutet sozial für ihn ehrenamtliches Engagement, Stiftungen und Privatinitiativen - von staatlicher Absicherung keine Spur: die erhalten nur Banken und Konzerne, der Rest soll in Suppenküchen speisen. Und wenn man schon Sportler ist, dann liegt es natürlich nahe, sein Herumstolpern auf dem Fußballplatz mit dem Gestochere der Wirtschaft gleichzusetzen. Überall herrsche schließlich Wettbewerb, bei Real Madrid ebenso wie auf dem Arbeitsmarkt. Die einen verdienen Millionen, verpflichten sich nun einen Fußballer im fast dreistelligen Millionenbereich, die Opfer des anderen Wettbewerbs, die Arbeitsmarktopfer, erhalten spärliches Geld, können eben - wir bleiben bei Metzelders Weltsicht - bei den Tafeln vorstellig werden. Während junge Menschen auf den Straßen für die soziale Öffnung der Hochschulen protestieren, erzählt der Auswanderer etwas vom Leistungsprinzip und Chancengerechtigkeit - Lieblingsfloskeln der INSM. Soziale Öffnung ist für ihn ein Hirngespinst, denn wer etwas leistet, bringt es automatisch weit, schließlich gibt es ja Chancengerechtigkeit - wenn schon keine Chancengleichheit -, die ein pfiffiger Geist sicherlich ausnutzen wird.

Oh ja, es eskaliert wirklich - nur nicht dort, wo die Medien ihre Kameras draufhalten. Nicht in besetzten Banken, denn das ist nur konsequent und wäre in viel größerem Maßstab notwendig. Innerhalb der Hörsäle eskaliert es, dort nistet sich der Wirtschaftseinfluss mit immer größerer Penetranz ein, kommt sogar im Deckmäntelchen eines professionellen Fußballers daher. Einst sprach sich der DFB gegen die geistige Vernebelung durch Drogen aus, keine Macht den Drogen prangerte auf den Leibchen der Nationalmannschaft. Wenn aber heute ein Nationalspieler für eine total vernebelte, ewiggestrige Lobbygruppe auftritt, deren sektiererisch anmutenden und drogengeschwängerten Dauerwiederholungen herunterrattert, dann zählt dieser Slogan scheinbar nicht mehr. Es eskaliert und die INSM provoziert jene, die auf den Straßen stehen - nicht nur Banken sind zu besetzen, auch die Hörsäle solcher Antidemokraten.

17 Kommentare:

Anonym 19. Juni 2009 um 03:03  

Ein dahergelaufener, INSM-gesteuerter Fußballer soll Studenten die Wirtschaft "erklären".

Besser kann das Scheitern der Hochschulreform kaum dokumentiert werden.

Entweder gehen die Veranstalter davon aus, daß man auf dem Bolz- und Holzplatz mittlerweile höhere Kompetenzen erwirbt, als an einer deutschen Hochschule, oder sie halten die Studenten für derart schlicht und einfältig, daß sie die Gemeinsamkeiten einer Schoko-Müsliriegel-Werbung im Privatfernsehen mit der INSM-Werbekampagne nicht erfassen können.

Beides ist kein gutes Zeichen.
Und daß sich die Hochschule dafür in Anspruch nehmen ließ ist ein noch schlechteres Zeichen.

Aber wie soll es auch anders sein. Sind doch auch die Hochschulen längst eng verbandelt mit der Industrie.

Eurohasenbär, SZ-Leserforum

willi 19. Juni 2009 um 11:13  

Aah so, der Herr Fußballer erklärt die Welt und und redet von Chancengerechtigkeit -die gibt es ja wirklich, denn es ja niemandem verboten, zum Casting für den Superstar zu gehen.
Für Bildung, alte Leute, und Hilfsbedürftige haben wir kein Geld für einen Fußballer können wir aber 93 Millionen ausgeben. Geld ist also schon irgendwie vorhanden und man muß wahrscheinlich Borniert oder Fußballer sein um sie über dieses Mißverhältnis nicht zu wundern.
Aber auch hier Chacengerchtigkeit: die Wahl der Suppenküche ist frei.
Metzelder mag in dem Ruf stehen, in der Lage zu sein ein wenig über den Tellerand der gekälkten Auslinie hinausblicken zu können. Als Botschafter der INSM beweist er allerdings, dass der Überblick wohl nicht weiterreicht ist als bis zur Umkleidekabine.
Ich hoffe doch sehr, das wenigstens ein paar Zuhörer über die dämliche Propaganda gelacht haben. Wenn nicht hätte mein Vorposter recht und wir sind schon sehr auf den Hund(t) gekommen.

romano 19. Juni 2009 um 15:08  

an der Humboldtuniversität also liest ein Fußballspieler. Paßt ja ganz gut in die heutige Zeit.
Die Studentenschaft würde ich allerdings nicht so homogenisieren (eher anders). Immerhin sind hier ein paar (wenige) auf die Straße. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man in Fächern, wo nicht schon vom Fach her irgendein Weg in die Reflexion über im weitesten Sinne politische Themenbereiche existiert, man Dr. um Dr. machen kann, ohne jemals das eigene politische, moralische und metaphysische Sensorium in Frage stellen zu müssen. Auf Fragen der politischen Gerechtigkeit kommen dann lapidare Würger heraus. Man will damit nichts zu tun haben, man hat schließlich ein Fachgebiet. Und Basta.
Die Studentenschaft hat zum größeren Teil die eigenen Karriereabsichten im Kopf, als typische gesellschaftskritische Vorhaben, die eine andere Funktion hätten, als die rebellische Ablösung vom Elternhaus und die Aufhebung spätjugendlicher Energien zu bewerkstelligen. Viele Ausnahmen bestätigen die Regel. der große Rest findet im Gerede des Fußballers wenigstens ehrfürchtig das
Geheimnis des Erfolges schillernd verborgen. Was auch immer er redet, es spricht einer mit einem Millionenkonto. Zu wissen, wie man so was hinkriegt, ist immer gut, auch für den Fall, dass alle Revolutionen nur Theorie bleiben. Dazu betretet nunmehr schon die erste Generation der Konsumteenies die Unis, deren Welten die Dinge entlang der Achse Spaß-Langeweile aufnehmen. Ein Star ist in der Jugend ein Spaßfaktor, im jungen Erwachsenenalter aber schon etwas mehr.
Eskalieren tut da nichts. Die paar Studierenden werden von einem Hauch altväterlicher Richtigstellung verscheucht. Am elegantesten gehts freilich, wenn man sie teilt durch Lockangebote, durch den Geruch des Geldes, am besten für jene, die ohnehin schon am lautesten schreien. Soviel Sachzwangaffinität hat heute jeder im Herzen.
In dieser Sache, scheint mir, hat Habermas damals schon gut getroffen: es ist heiße Luft, die Situation hat keine Merkmale, die ernsthafte Revolten verursachen könnten. 30-40 Jahre später scheinen die Daumenschrauben zwar angespannter, aber ob die Spannung zu einem Durchbruch führt?

Lada 19. Juni 2009 um 16:54  

Hallo.

Interessant, dass das Thema Metzelder hier behandelt wird. Da ich selbst an besagter Uni bzw. Fakultät studiere, würde ich dazu gern folgende Anmerkung machen:
Es ist schonmal ein Witz, dass ein Fußballer wie Metzelder - der selbst anscheinend nur 1 Semester BWL an der Fernuni Hagen studiert hat (das kann heißen, er hat viel gelernt, es kann heißen, er war nur immatrikuliert) - den Leuten an der Wiwi-Fakultät (und von dieser ging die Einladung aus, nicht von der HU an sich) etwas von Wirtschaft erzählt.
Ich kann euch aber ein klitzekleines bisschen die Bedenken nehmen. Die Leute, die sich zu besagtem Zeitpunkt die Rede von Herrn Metzelder angehört haben, waren ohnehin Studenten, deren Einstellung sich ganz mit dem herrschenden Mainstream von mehr Markt und Wettbewerb deckt. Denn der Rest war 200m weiter vor dem Rathaus und hat am Bildungsstreik teilgenommen. :)

Zur Einstellung der Hochschulen ansich möchte ich nur kurz auf Herrn Markschies (übrigens Prof. Dr. Dr.), dem Präsidenten der HU eingehen: In den Medien wurde immer wieder behauptet er hätte "Verständnis" für die Studieren, danach wurde dann eingeblendet, wie er sinngemäß in etwa sagte "Jetzt sehen wir, dass es für Bachelor noch nicht ausreichend Arbeitsplätze gibt". Ich frage mich da, wo das als "Verständnis" gewertet werden kann?
Es ist nämlich derselbe Präsident, der z.B. erst vor kurzem noch bei einer DIskussion (soweit ich weiß im Akademischen Rat) über die hohen Anforderungen an die SoWis (an der HU) meinte: "Man muss ja nicht unbedingt Sozialwissenschaften studieren" und dafür herzliches Gelächter von den Professoren erntete.
Aber was soll man auch erwarten, wenn selbst die Bundeskanzlerin - bezeichnen wir Sie mal als zweithöchste Person im Staat nach dem Bundespräsidenten - in Heidelberg für demonstrierenden Studis nur ein abweisendes "Sie sollten lieber lernen statt zu streiken" übrig hat.

Anonym 19. Juni 2009 um 18:21  

Der Herr Metzelder studiert auch, bzw. hat sein Studium gerade unterbrochen, da man das auch später noch zuende führen kann, als aktiver Feldspieler aber mit Mitte 30 Schluss ist.

Und dass er die wahren Hintergründe der INSM nicht durchschaut, kann man ihm nicht ernsthaft vorwerfen, dass tun gefühlte 95% aller Studenten nicht! Ich unterstelle ihm noch nicht einmal etwas schlechtes, ich fürchte nur, er hat niemanden, der ihm erklärt, worauf es der INSM WIRKLICH ankommt. Und wie ich mir den Tagesablauf eines Profifußballers vorstelle, wird er bestimmt nicht in seiner Freizeit "Nachdenkseiten" o.ä. lesen.

Ich denke auch, dass man nicht auf Fußballer so eindreschen sollte, das sind junge Männer zwischen 20 und 30, die haben naturgemäß nicht die große politische Einsicht, da ihr Tag von Kindesbeinen an vorgeplant ist, ebenso werden sie sich naturgemäß mit wenigen Dingen befassen, die über ihren Sport und ihre Hobbies hinausgehen. Vielmehr sollte die Opposition zur INSM nicht schlafen und diese mit ihren eigenen Mitteln schlagen! Diese Sportler sind prominent und erreichen eine Menge junger Leute. Und offensichtlich kann man sie auch dazu bewegen gutes zu tun, man muss nur schneller sein als die INSM.

Es ist müßig über die Eignung und die teilweise mangelnde Intelligenz von Fußballern zu philosophieren. Diese Leute wären die perfekten Türöffner für die Jugend!
Wir können uns hinstellen und den Mund fusselig reden über Armut und Ungleichberechtigung, aber uns würde keiner zuhören oder schlimmeres. Aber wenn ein Per Mertesacker das tut, dann hören die Leute auch hin! Und so sollten wir, sollten Sie Herr Lapuente so viele Profifußballer wie möglich überzeugen zumindest einmal Stellung für die Armen zu beziehen! Die meisten haben eine Homepage, schreiben Sie sie an! Das ist machbar, da bin ich mir sicher.
Und wie es Aktionen gegen Rassismus und Diskriminierung gibt und für Integration, so wird es vielleicht auch irgendwann eine Aktion geben für die Armen in der Gesellschaft, damit der Blick auch auf die gelenkt wird.

Schreiben Sie sie einfach an, mehr als nein sagen können sie nicht.

Anonym 19. Juni 2009 um 18:28  

P.S.: Falls Sie sich mit Fußball nicht so auskennen, hier sind einige potentielle Kandidaten:
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/2096393_0_1005_--botschaft-fuers-leben-hrubeschs-multi-kulti-elf.html
Die meisten von den jungen Spielern kommen aus eher armen Elternhäusern. Sie wissen aus Erfahrung wie es ist, arm zu sein. Dass sie es geschafft haben aus der Armut rauszukommen spricht eigentlich schon für sie.

ad sinistram 19. Juni 2009 um 18:55  

"Die meisten von den jungen Spielern kommen aus eher armen Elternhäusern. Sie wissen aus Erfahrung wie es ist, arm zu sein..."

Viele Politiker und Wirtschaftsgurus kommen ebenso aus armen Hause, haben selbst sogar noch die bittere Armut der Nachkriegszeit miterlebt - und was soll das über das Hier und Jetzt aussagen? Die Armut ist bei vielen schnell vergessen, wenn sie zur Vergangenheit wurde.

Anonym 19. Juni 2009 um 19:11  

Die "Vergangenheit" sind bei jungen Fußballern nur ein paar Monate, bei den von Ihnen zurecht angesprochenen Politikern und Wirtschaftsgrößen sind es (gefühlte) 50 Jahre! Oder zumindest 20 (Utz Classen).
Die Fußballer fahren am WE ab und zu nach Hause um mit ihren "Kumpels abzuhängen" und DAS ist nun wirklich nicht dasselbe wie Kreise, in denen die Politiker und Topmanager in ihrer Freizeit verkehren... kann mir nicht vorstellen, dass die Freunde von den Boateng-Brüdern z.B. sich so weit von ihrem Heimat-Viertel in Berlin entfernt haben.... ich bleibe dabei: ein Versuch wäre es wert, vielleicht wäre es nicht zu spät.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich meine es nicht böse und ich finde Ihr Bemühen höchst ehrenhaft. Ich fürchte nur mit Blick auf die Jugend, dass Sie damit die wenigsten erreichen werden. Wie bereits gesagt: man muss SIE (die INSM) mit ihren eigenen Waffen schlagen! Wenn es der guten Sache nutzt, wäre ich sogar bereit auf alberne Personen aus dem TV zuzugreifen (Pocher, Raab, Sonja Kraus, etc.). Wie heißt es so schön "der Zweck heiligt die Mittel" und die "guten" in unseren Augen verschlafen total diese Chance. Bis irgendwann die FDP sie nutzt... das ist meine größte Sorge.

Anonym 19. Juni 2009 um 19:21  

Was ich vergaß: Nach dem Krieg hatten die Leute zumindest eine Chance, weil es danach steil aufwärts ging. Die Menschen, die damals (50er-60er Jahre)eine Ausbildung begonnen haben, können dieser Tage teilweise ihr 40-jähriges Dienstjubiläum bei ein und derselben Firma feiern! Wer jung war und gerade Pläne hatte zu heiraten konnte dies auch tun mit der Gewissheit, dass man mit harter Arbeit sich irgendwann einen gewissen Wohlstand erarbeiten, Familie gründen und evtl. sich sogar ein Haus bauen kann. Wenn wir jetzt ins Berufsleben starten tun wir dies mit 1-5-Jahresverträgen, wir leben in permanenter Angst vor der Arbeitslosigkeit, selbst wenn wir 7 Tage die Woche arbeiten würden, könnten wir nicht mehr guten Gewissens eine Familie gründen, weil man schon nach kurzer Auszeit weg ist vom Fenster und dann folgt ein Absturz in bodenlose Tiefen. Kinder sind auch nicht unbedingt förderlich für die Weiterbeschäftigung. Und WENN man ersteinmal mit ca. 30 zum ersten oder zweiten Mal arbeitslos wird dieser Tage, dann wird es fast unmöglich wieder einen Job zu bekommen, denn die Löhne sind derart niedrig und es gibt immer einen, der noch diese schäbigen Löhne UNTERBIETET und dann kann man es direkt sein lassen.
Die Politiker gehen fälschlicherweise von der Zeit aus, als sie jung waren. Ihnen fehlt die Erkenntnis, dass es jetzt selbst mit härtester Arbeit und bestem Examen nicht mehr getan ist, wenn man nicht gerade Arzt oder Ingenieur ist. Und dank Studiengebühren kann gar nicht mehr jeder Arzt oder Ingenieur werden, selbst wenn er es wollte... aber da könnte ich jetzt einen ganzen Roman dazu schreiben und ich will Ihre Nerven nicht unnötig belasten :-)

klaus baum 19. Juni 2009 um 21:18  

meine kamera hat 51 meßfelder, und sie arbeiten alle für das INSM.

wenn man die richtige gesinnung hat, braucht man noch einmal mehr studiert zu haben, um seine weisheiten an studenten weitergeben zu dürfen.

Anonym 19. Juni 2009 um 21:54  

Einer wie Christoph Metzelder verfügt nicht über die nötige Empathie, die einen gebildeten Menschen ausmachen. Entsprechenderweise erkennt er nicht die Chancenungerechtigkeit in unserem Land - insbesondere im Bildungssektor.
Zwei Ursachen wären sofort spekulativ assoziiert: Die exorbitanten Summen im Fussballgeschäft schüren eine enorme Bezuglosigkeit von Stars und der Normalbevölkerung.
Das privilegierte Leben welches Metzelder genoß, und er sich noch bedeutend vergrößerte, lässt ihn im Glauben: Wenn du dich genügend anstrengst schaffst du das auch! Ganz nach dem Slogan seines Ausrüsters "Impossible is nothing".
Die Existenz von Chancenungleichheit, wodurch nunmal besonders Schulkinder und Studenten zu leiden haben, widerspricht genau jenem Slogan. Wenn Metzelder also auch zukünftig derartgie Auftritte nachgehen möchte, sollte er vielleicht mal als Streetworker arbeiten um sich wenigstens etwas glaubwürdiger und erfahrener zu präsentieren.

Anonym 19. Juni 2009 um 22:54  

Lada:
Die Bundeskanzlerin ist erst protokollarisch erst die dritte Person. 1. Bundespräsident, 2. Bundestagspräsident, 3. Bundeskanzler.
Nur, um 'mal die Bildung hier hochzuhalten. ;-)

Arbo Moosberg 19. Juni 2009 um 23:24  

Was die Streiks betrifft, da bin ich zwiegespalten. Der Punkt ist, dass jetzt Dinge beklagt werden, die im Grunde schon längst bekannt waren. Eigentlich kommt das alles viel zu spät.

Außerdem scheint mir bei aller Kritik außen vor zu bleiben, dass wir ja bereits seit Längerem die mangelnde soziale Durchlässigkeit - auch hinsichtlich des Bildungssystems - beklagen. Wen wundert es dann bitte, wenn diverse studentische und ehrenamtlich-politische Institutionen Probleme haben, Leute für die politische (Protest-) Arbeit zu mobilisieren? Wen wundert es dann, dass solche Trantüten wie "unser" Fussballheini über Wirtschaft referieren können?

Ich vermute, dass die entsprechenden "Bildungseliten" bereits unter sich sind. Im Grunde muss der Pöbel jetzt wieder "ganz von unten" ein Recht auf Bildung fordern! Die Chancen dazu stehen denkbar schlecht.

Arbo

Anonym 20. Juni 2009 um 07:29  

Studiert zu haben ist nicht zwingend die Voraussetzung dafür, dass wenn man den Mund aufmacht, dass auch etwas gutes dabei rauskommt. Oder dass man versteht was man tut! Schauen Sie sich unsere derzeitigen Politiker an. Haben fast alle studiert, und kaum einer weiß, was er tut.

Genausowenig wie der Titel "Professor" einen zum Experten macht. Ganz besonders die vielzitierten Wirtschaftsprofessoren! Genausogut könnte man Kristallkugeln befragen.

Kein akademischer Titel rechtfertigt eine solche Arroganz und Ignoranz nach dem Motto "wie, dem soll ich zuhören? Der hat doch nicht mal studiert!"
Oder werden hier schon wieder Menschen eingeteilt in normale Menschen (haben studiert) und "Untermenschen", die nicht studiert haben und bestenfalls als bewegliche Staffage in Einspielern über Firmenpleiten taugen aber denen man besser nicht zuhören sollte, weil sie nicht studiert haben???

Müssen Ihrer Meinung nach jetzt alle Veranstaltungen der Hochschulen abgesagt werden, bei denen nicht-studierte Gäste einen Vortrag halten? Die soll es geben auch außerhalb von ISNM Vorträgen!

Oder müssen sich die Leute wieder bunte Dreiecke annähen an ihre Kleider, damit man gleich weiß, wer studiert hat, und wer es würdig ist, dass man ihm zuhört?

Bei Fußballern ist es einfach, weil man meistens schon weiß, dass er von seinem Alter her nicht studiert haben KANN. Aber deshalb gleich alle für beschränkt zu halten, das halte ich für eine ziemliche Frechheit. Man kann von Fußballern halten was man will, aber bei vielen war es nur eine einzige Entscheidung, die in früher Kindheit getroffen wurde, die sie von einem späteren Hochschulstudium abgehalten hat. Und das macht sie gleich zu Personen, denen man generell nicht zuhören sollte????? (in dem speziellen Fall war es vielleicht angebracht NICHT hinzugehen, weil die INSM der Gastgeber war).

Und selbst wenn ein Fußballer daherkäme der nebenher Mathematik an der pädagogischen Hochschule studiert hat (C. Eichner, KSC), würden Sie ihm dann zuhören weil er studiert hat oder nicht zuhören, weil es "nur" Mathematik ist oder keine "richtige Uni"??

ad sinistram 20. Juni 2009 um 09:25  

"Studiert zu haben ist nicht zwingend die Voraussetzung dafür, dass wenn man den Mund aufmacht,..."

Dem kann ich nur beipflichten. Metzelders Ökonomieverständnis nur deshalb zu kritisieren, weil er lediglich ein Semester studiert hat, zeugt letztendlich von den Rückständen deutschen Untertanengeistes. Es läßt sich nämlich herauslesen: Der hat nicht studiert, der weiß nichts; der aber hat studiert, der hat einen Abschluss, ein Zertifikat, bekam staatlich bestätigt, dass er was weiß, daher lassen wir ihn reden.

Woher jemand sein Wissen bezieht, ob selbst lesend und sich heranbildend, oder aus bertelsmanngeschwängerten Hochschulen, ist einerlei. Die besten, weil nicht zu starren Ideen einer neuen Gesellschaft, kamen nicht selten von Menschen, die niemals studiert hatten.

Lada 20. Juni 2009 um 11:28  

@ Roberto:
Ich nehme mal deinen letzten Post als Reaktion auf meine Äußerung, das Metzelder nur 1 Semester studiert hat.
Ich möchte natürlich mitnichten behaupten, dass nur ein Studierter über Wirtschaft (oder was auch immer) referieren kann und dann etwas sinnvolles zu erwarten ist. Ich würde sogar behaupten, sich selbst bilden und mit einem Thema auseinanderzusetzen hat einen riesen Vorteile: Man hat nämlich die Möglichkeit, genau das zu lesen und sich mit dem zu beschäftigen, was einen interessiert. Dadurch entsteht nämlich ein erheblich anderer Motivationsgrad (und daraus folgend auch ein anderer (ich würde behaupten sehr viel größerer) Erkenntnisgewinn), als es bei den Meisten in Ihrem Studiengang der Fall ist. Denn dort ist man gezwungen, den vorgesetzen Stoff durchzupauken, was meistens nichts anderes heißt, auf die Fragen in der Klausur eine Antwort zu haben.
Was den Metzelder angeht möchte ich das dann auch nochmals ausführen, damit man mich nicht missversteht. Die WiWi_Fakultät hat Metzelder nämlich u.a. mit der Aussage "studiert an der Fernuni Hagen" beworben und ich behaupte, nur um ihm überhaupt irgendeine Autorität zu verleihen und zu rechtfertigen, dass er an der Fakultät einen Vortrag über Wirtschaft halten darf. Es stellt sich nämlich folgende Frage: Wieso macht die Wiwi-Fakultät Werbung für den Vortrag von Metzelder unter dem Logo der INSM - zudem zu einem Zeitpunkt, der schon lange als Streik feststand - erwähnt aber mit keinem Wort den tagsdarauf zum gleichen Zeitpunkt stattfindenden Vortrag (dieser allerdings nicht an der WiWi-Fakultät!) von Dirk Hirschel (Chefökonom des DGB) zur Finanzkrise? Wo hat denn ein Wiwi (wahrscheinlich auch jeder andere) wohl den größeren (bzw. überhaupt) Erkenntnisgewinn zu erwarten?

klaus baum 20. Juni 2009 um 14:39  

roberto, man muss doch unterscheiden zwischen denen, die auch ohne hochschulabschluß jungen menschen etwas zu erzählen haben, und denen, die ohne fachspezifische qualifikation an der uni vorträge halten, nur weil sie prominent sind und diese prominenz vom INSM instrumentalisiert wird.

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