De dicto
Samstag, 2. Mai 2009
Zum Gesagten sei angemerkt: Da ist sie wieder, die Beschwörung des deutschen Sendungsbewußtseins, wonach die Welt mittels deutschem Wesen, modern ausgedrückt, durch den westlichen Lebensstil, genesen solle. Dazu wird der Soldat, ausgesandt auf obersten Befehl des Weißen Hauses, zum Helden stilisiert. Er hat jemand zu sein, der sein Leben für Hehres gibt, für lachende Kinder aus Afghanistan, die sich ihres Recht auf Bildung erfreuen, das ihnen von allerlei Soldateska aus aller Herren Länder gesichert wird."Unsere Soldaten in Afghanistan kämpfen – und sterben – dafür, dass Kinder dort wieder zur Schule gehen können. Sie sind Helden. Wir sollten sie auch wie Helden behandeln."- BILD-Zeitung, Julian Reichelt am 2. Mai 2009 -
Ob die Kinder ihrer Heimat in ihren Klassenzimmern lernen, dass ihr Land ein Transitland in Sachen Erdöl ist, wichtige Pipeline-Verbindungen beherbergt und weitere noch potentere in Planung sind? Wenn ja, sind afghanische Kinder mit so einem beschränktem Horizont ausgestattet, der westlichen Welt zuzutrauen - eine Welt, die sie immer nur als gieriges Ungetüm, das sich materielle Bevorteilung erbrüllt und erkratzt, kennenlernten - so was wie humanistische Einsatzbereitschaft an den Tag zu legen? Aus Sicht der Besatzungsmächte wird zu hoffen sein, dass "Pipeline" und "westliche Soldaten" nicht in einem Satz gedacht werden.
Aber die Augenwischerei dient nicht denen, die in Afghanistan sowieso schon armutsgelähmt im Dreck sitzen, sie dient unserem Gewissen - das heißt, es sollte unserem Gewissen dienen; unseren guten Schlaf will man retten, indem man als Gutenachtgeschichte ausmalt, man diene dem dortigen Volke, befördere dessen Wohl, engagiere sich für die Kinder anderer Weltgegenden. Pathos erhält so ein Vorgehen, wenn dabei Soldaten den edlen Tod erfahren - dulce et decorum est pro patria mori, süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben. Und stirbt man nicht nur für die eigene Flagge, sondern für ein Kinderlächeln, dann ist es wahrlich ein Heldenepos, ganz große Weltgeltungsromantik.
Die BILD ersinnt einmal mehr, mit noch schmalzigerem Pathos als üblich, den neuen deutschen Stolz, der uniformiert in der Welt dient. Er schützt nicht Handelswege für globale Konzerne, er befreit Gefangene aus dem Hand ersetzenden Piratenhaken; er ist nicht Rädchen im globalen Kampf um die letzten Erdölreservoirs, er ist bewaffneter Friedensengel; er beteiligt sich nicht bei Angriffskriegen, verteidigt die Heimat lediglich präventiv in fremden Weltgegenden, quasi in der Erweiterungszone bundesdeutscher Grenzverläufe. Solche Gesellen sind Helden - wenn sie dabei sterben sowieso. Das soll der Deutsche wissen, nicht dass er am Ende aufwacht und glaubt, Angriffskrieg und Ressourcenbeschützerei seien wieder deutsche Tugenden geworden. Dem ist nämlich nicht so, das gehört zum humanitären Einsatz, ist unvermeidbar. Krieg ist Frieden und so...
8 Kommentare:
Unsere Helden müssen in AFGH. vor allem eines: Aufpassen, dass nicht wieder ein Taliban die Schlafmohnfelder zerstört, weil die USA und Wallstreet Banker die jährlich 1000 Mrd USD Schwarzgeld-Liquiditäts-Zufluss aus dem Heroinhandel, der in den Händen der CIA liegt, unverzichtbar brauchen.
Afghanistan Chronik des Krieges - Uni Kassel, Friedensforschung
SWP - Afghanistan
Wer etwas mehr Informationen möchte, kann sich unter obigen Links ausführlich über den Konflikt informieren.
Erhellendes zum Thema Afghanistan von einem ausgewiesenen Kenner der Materie: http://www.youtube.com/watch?v=JX4M43T9PtA
Sehr treffend, und noch zu erwähnen, es ist Wahlkampfzeit und da ist die Bild-Zeitung schon immer - seit Günter Wallraff - streng rechts ausgerichtet - eben "am deutschen Wesen soll die Welt genesen".
Dies predigten schon die Freikorps der Studenten in Langenmark sowie bei der Niederschlagung der dt. Revolution 1918/19 und die NormalbürgerInnen hier schlafen weiter, wie ich gestern am 01. Mai auch sehen konnte bzw. wenn man an einem Mai-Stand schon etwas "kritisch" wird, da hört man dann den Satz - und dies trotz linker Literatur des Gesprächsteilnehmers vor der Nase: "Bitte keine Politik!".
Ja? Wo denn sonst, wenn nicht am 01. Mai auf einer Gewerkschaftsdemo?
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Das ist nicht der neue deutsche Stolz, der von Seiten der Deutschen in den Himmel gehoben wird.
Dies ist die Bild (!) Die hat keine andere Wahl, als ausgelutschte Worthülsen aus der Feder führen zu lassen.
Immerhin, die journalistische Qualität, ganz nach Art des Hauses hat Dich dazu angeleitet, teilzunehmen.
"[...]Das ist nicht der neue deutsche Stolz, der von Seiten der Deutschen in den Himmel gehoben wird.[...]"
Wer redet den von "neuem deutschen Stolz"? Ich etwa? Wo denn bitte? Ist gar nichts Neues, sondern uralt, die "Bild" ist in Wahlkampfzeiten immer stramm rechtskonservativ ausgerichtet. Frage noch einmal: Was hat diese uralte Tatsache mit angeblichem "neuen deutschen Stolz" zu tun?
"[...]Dies ist die Bild (!) Die hat keine andere Wahl, als ausgelutschte Worthülsen aus der Feder führen zu lassen.[...]"
Na ja, so einfach würde ich persönlich es mir mit der Bild (!) - dem Staatsterror-Blatt - nicht machen, wie Du.
"[...]Immerhin, die journalistische Qualität, ganz nach Art des Hauses hat Dich dazu angeleitet, teilzunehmen.[...]"
Was soll diese Anspielung? Werden nun Bild(!)Kritiker mit hörigen Bild-Lesern in einen Topf geworfen? Was meine Qualität angeht, die hat sicher nichts mit Bild (!) zu tun, da ich dort nicht angestellt bin, aber troll nur weiter...."Charlie" oder wie auch immer du dich jetzt nennst *grins*
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Noch was, wer die Nachdenkseiten in seinem Hass mit der Blöd-Zeitung vergleicht, dem ist auch nicht mehr zu helfen - empfehle dringend Therapie mit Bild und Nachdenkseiten als Vergleichsmittel in geschlossener Anstalt *lol*
Wir lassen uns nicht verblöden.
Und trotzdem wirkt die Propaganda!
Das wissen die Machthaber.
Und setzen Kinder ein...
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