Ansichten eines Frontkämpfers
Mittwoch, 6. Mai 2009
Marschiert doch dieser Typ in mein Büro, setzt sich provokativ schweigend, nachdem er gegrüßt hat, auf den Stuhl und wartet, bis ich das Wort an ihn richte. So verhalten sich die meisten Kunden, es ist damit keine besondere Eigenart dieses Typen, aber bei dem habe ich gleich gespürt, dass es sich um ein ganz mieses Subjekt handelt. Nach kurzer Stille leitete ich das Gespräch ein, kam nochmal auf das Stellenangebot zurück, welches ich ihm vermittelt habe, zeigte mich enttäuscht, dass es trotz seiner persönlichen Vorstellung nicht geklappt habe, ermahne ihn im kollegialen Ton, es könne auch an ihm liegen, an seinem Auftreten, an seiner schnodderigen Art, sich einfach in Räume zu setzen, freilich grüßend, freilich das Mindestmaß an Anstand wahrend, aber doch irgendwie unfreundlich wirkend, ja sogar arrogant.
Da fällt mir dieser Schnösel doch tatsächlich ins Wort, erinnert mich an unser letztes Telefonat, welches kurz nach dem Scheitern seines dortmaligen Vorstellungstermins stattfand und bei dem ich ihn, wie er es ausdrückte, zusammengeschissen hätte. Er verbitte sich diesen unmöglichen, unfreundlichen, beleidigenden Ton, er müsse sich nicht als faulen Kerl schimpfen lassen, ebensowenig müsse er sich nachsagen lassen, dass er der Schuldige seiner Erwerbslosenmisere sei und eine erhobene Stimme, die in aggressiver Nuancierung verschiedenste Formen der Beleidigungskunst zelebriert, lasse er sich ebensowenig bieten. Und dass nun der Ton, hier in diesem Raum, schon wieder so eine Tendenz Richtung Schelte und Schuldzuweisung annähme, gehe ihm gehörig gegen den Strich, stinke ihm regelrecht.
Beruhigen ließ er sich kaum, ich setzte an, wollte ihm etwas über Sanktionen erzählen, die er mir mit seinem Verhalten förmlich abringt. Aber er ließ sich nicht beirren, was mir irgendwie unheimlich war, weil üblicherweise an dieser Stelle jeder Widerstand in sich zusammenbricht, der Nörgler wie ein Häuflein arbeitslosen Elends auf dem Polster des Stuhls hin- und herrutscht, in der Hoffnung, der Termin möge schnell vorbeigehen. Doch dieser Unterschichtenschnösel mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn ließ nicht von mir ab, meinte, er müsse sich jede Form der Beleidigung verkneifen, weil er sich an meiner Person nicht der Beamtenbeleidigung schuldig machen will, und mit Bedacht auf seinen Geldbeutel, auch gar nicht kann. Aber das bedeutet auch, dass der Beamte, der einen derartigen feinen Schutz staatlicherseits erfährt, sich korrekt und sachlich zu verhalten habe. Ansatzweise stehe das so im Bundesbeamtengesetz und der Kodex für gute Verwaltungspraxis, den die Prodi-Kommission vor einigen Jahren ins Leben gerufen habe und der vom Europäischen Parlament angenommen wurde, würde sich ganz konkret dem Thema Fairness und Höflichkeit widmen. Nach diesem Kodex sollte ich mich korrekt, höflich und zugänglich verhalten, müßte mich für Ausrutscher sogar entschuldigen.
Was dieses Prodi bedeuten soll, weiß ich nicht. Ich habe dieses Kürzel, das irgendwie wie PISA klingt, noch nie irgendwo gelesen, was bei dem Ozean an Wortverstümmelungen heutzutage aber auch kaum verwunderlich ist. Andererseits könnte ich mir gut vorstellen, dass dieser Typ sich solche Verhaltenskataloge nur erfunden hat, um sein proletarisches Sendungsbewußtsein zu stimulieren und um mir ans Bein zu pinkeln. Jedenfalls zeigt sich doch deutlich, welche Sorgen der Kerl hat: hat keinen Arbeitsplatz, kostet der Gesellschaft Unmengen an Geld, bringt keine Leistung, sorgt sich aber darum, nur ja korrekt und freundlich behandelt zu werden. Man sieht schon, was ihm in seinem Leben wichtig ist, man erahnt ja geradezu, wie er sein individuelles Lebensgefühl ins Zentrum seines Handelns stellt. Das wäre ja in Ordnung, solange er niemanden auf der Tasche läge, aber in Zeiten der Leistungsverweigerung sollte man sich ergiebiger darum kümmern, aus der Misere herauszukommen. Es ist die kleinste Sorge, ab und zu mal etwas ehrabschneidend behandelt zu werden; wer was leistet, bekommt auch Respekt entgegengebracht – so einfach wäre das.
Dies habe ich ihm so aber nicht mitgeteilt. Ich neige zwar dazu, manchmal zu schimpfen, manchmal unscheinbar zu beleidigen, indem ich dem Kunden Faulheit unterstelle, aber blauäugig bin ich nicht. Würde ich offen erklären, dass seine angebliche Würde in Zeiten des Arbeitslosengeldbezuges zweit- bis drittrangig ist, würde das womöglich einen Sturm der Entrüstung lostreten. Da muß man sich politisch korrekt geben, darf nur Andeutungen machen, die natürlich immer zweideutig bleiben müssen, damit man am Ende doch noch um das Gesagte herumlavieren, sich herauswinden kann. Unterdessen ließ er sich auch gar nicht stoppen, palaverte weiter, ich blickte dabei ungeniert zur Uhr, wollte das Gespräch komplett abbrechen, ihn heimschicken und in drei Tagen nochmals vorladen, aber er dachte nicht daran, sich zu erheben und zu verschwinden. Von Dienstaufsichtsbeschwerde war dann noch die Rede, ebenso von Amtsmissbrauch, er würde es mir so richtig geben, dafür sorgen, dass mein Vorgesetzter von meinem Verhalten Wind bekomme. Auch meinen Telefonfetisch lastete er mir an, weil ich immer anriefe, anstatt, wie es die Erreichbarkeitsanordnung vorschreibe, mich postalisch bei ihm zu melden. Ein ganz schöner Paragraphenreiter, dachte ich mir. Paßt zu ihm, er studiert Gesetze und Vorschriften, obwohl ihm das Studium der Stellenanzeigen besser zu Gesichte stünde – er paßt schon zur lästigen Spezies der Erwerbslosen, kam mir unwillkürlich in den Sinn.
Irgendwann ging er dann doch, nachdem ich die Wogen ein wenig glätten konnte. Ich schob mein Verhalten einfach auf die Grippe, die mich letztens plagte und mich wohl ein klein wenig überreagieren ließ, entschuldigte mich aber nicht ausdrücklich. Wo kämen wir denn da hin, wenn ich mich bei den Bittstellern, die jeden Tag meine adretten Räumlichkeiten besuchen, auch noch entschuldigen müßte? Die können froh sein, dass ich mich ihrer annehme, meinen Beamtenstatus in ihren Diensten stelle, obwohl sie eindeutige Minderleister oder Garnichtsleister sind. Das wäre ja nachgerade der wahrgewordene Furor, der sich auf die deutsche Verwaltungspraxis legen würde, wenn plötzlich jeder Erwerbslose ein solch fehlplatziertes Selbstbewußtsein an den Tag legte, wie eben jener Rüpel, der seinen ungehobelten Geltungsdrang an mir auszutoben gedachte. Der hatte scheinbar Ahnung von Gesetzen; so hat es sich zumindest angehört. Solange aber die Mehrzahl meiner Kunden im Dunkeln tappt und den Anschiss und die Unfreundlichkeit als Bestandteil des Systems begreift, kann ich mich beruhigt zurücklehnen. Da ändert auch die mögliche Dienstaufsichtsbeschwerde nichts daran, die der Typ formlos, fristlos und letztlich fruchtlos einzureichen drohte. Was soll denn schon passieren? Ich habe nur meinen Job gemacht, unkonventionell zwar, vielleicht am Rande legaler Verfahrensweise, ungestüm sicher auch. Aber das diskreditiert mich weniger, als dies jemand wie dieser Nörgler annimmt; im Gegenteil, es zeichnet mich aus, adelt mich. Immerhin zeige ich damit Hartnäckigkeit, Tatendrang, Pflichtbewußtsein. Gut, ich dürfte nicht emotional sein, müßte verbeamtet sachlich bleiben – aber man bleibt halt doch Mensch. Schlussendlich rügt mich mein Vorgesetzter, wenn überhaupt, und notiert sich meine Repressionsqualitäten, die mich für den höheren Dienst prädestinieren.
Da kann man noch soviel von diesem dubiosen Prodi-Kodex reden, am Ende zählt nicht, wie ich Leute in Arbeit bringe, sondern dass ich sie reindrücke. Und wenn es mit harten und repressiven Worten ist, dann ist es eben so. Das trifft viele zartbesaitete Parasiten sicherlich schwer in ihrer Seele, aber darauf kann ich keine Rücksicht nehmen, immerhin bin ich als Beamter angehalten, mich nicht emotional zu betätigen. Solche bleiben dann eben auf der Strecke, da kann man wenig dagegen machen. Nur aus diesem Grund falsche Freundlichkeit walten zu lassen, wäre ein fatales Signal. Mit gutmenschlicher Freundlichkeit kommt man einfach nicht weiter; lieber einmal dazwischengehaut und alles wird gut. Dazu bedarf es aber Kunden, ich wiederhole mich hierbei, die wenig bis gar kein Wissen bezüglich ihrer Rechte haben. Sie müssen davon ausgehen, dass sie nur Pflichten zu erfüllen haben, dass die Erfüllung der Pflichten zum Wohlwollen der Behörde beitrage, womit die Behörde quasi freiwillig und generös soetwas wie Rechte gestattet. Wenn die Mehrzahl meiner Besucher wüßte, dass diese Rechte eigentlich auf einer Höhe mit den Pflichten stehen, dann könnte ich mein Büro absperren, könnte selbst zum Besucher meines dann abgeschlossenen Büros werden. Ich, meine Kollegen, wir stehen hier an der Front, müssen uns der Horden von Nichtstuern erwehren und tun dies nicht nur für uns, sondern für den gesamten fleißigen Teil der Gesellschaft. Man sollte also nicht so zimperlich sein, wenn wir mal derber mit den bequemen Herrschaften umgehen.
Und nun habe ich zu tun, der nächste Kunde sitzt schon vor der Türe, ein ausgewiesener Dummkopf, an dem ich nun auslasse, was der Typ vorher mir an Auslassungen verweigert hat. Ob ich das eventuell als Versagen der Mitwirkungspflicht auslegen kann? Das werde ich nachher nochmal prüfen lassen...
Da fällt mir dieser Schnösel doch tatsächlich ins Wort, erinnert mich an unser letztes Telefonat, welches kurz nach dem Scheitern seines dortmaligen Vorstellungstermins stattfand und bei dem ich ihn, wie er es ausdrückte, zusammengeschissen hätte. Er verbitte sich diesen unmöglichen, unfreundlichen, beleidigenden Ton, er müsse sich nicht als faulen Kerl schimpfen lassen, ebensowenig müsse er sich nachsagen lassen, dass er der Schuldige seiner Erwerbslosenmisere sei und eine erhobene Stimme, die in aggressiver Nuancierung verschiedenste Formen der Beleidigungskunst zelebriert, lasse er sich ebensowenig bieten. Und dass nun der Ton, hier in diesem Raum, schon wieder so eine Tendenz Richtung Schelte und Schuldzuweisung annähme, gehe ihm gehörig gegen den Strich, stinke ihm regelrecht.
Beruhigen ließ er sich kaum, ich setzte an, wollte ihm etwas über Sanktionen erzählen, die er mir mit seinem Verhalten förmlich abringt. Aber er ließ sich nicht beirren, was mir irgendwie unheimlich war, weil üblicherweise an dieser Stelle jeder Widerstand in sich zusammenbricht, der Nörgler wie ein Häuflein arbeitslosen Elends auf dem Polster des Stuhls hin- und herrutscht, in der Hoffnung, der Termin möge schnell vorbeigehen. Doch dieser Unterschichtenschnösel mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn ließ nicht von mir ab, meinte, er müsse sich jede Form der Beleidigung verkneifen, weil er sich an meiner Person nicht der Beamtenbeleidigung schuldig machen will, und mit Bedacht auf seinen Geldbeutel, auch gar nicht kann. Aber das bedeutet auch, dass der Beamte, der einen derartigen feinen Schutz staatlicherseits erfährt, sich korrekt und sachlich zu verhalten habe. Ansatzweise stehe das so im Bundesbeamtengesetz und der Kodex für gute Verwaltungspraxis, den die Prodi-Kommission vor einigen Jahren ins Leben gerufen habe und der vom Europäischen Parlament angenommen wurde, würde sich ganz konkret dem Thema Fairness und Höflichkeit widmen. Nach diesem Kodex sollte ich mich korrekt, höflich und zugänglich verhalten, müßte mich für Ausrutscher sogar entschuldigen.
Was dieses Prodi bedeuten soll, weiß ich nicht. Ich habe dieses Kürzel, das irgendwie wie PISA klingt, noch nie irgendwo gelesen, was bei dem Ozean an Wortverstümmelungen heutzutage aber auch kaum verwunderlich ist. Andererseits könnte ich mir gut vorstellen, dass dieser Typ sich solche Verhaltenskataloge nur erfunden hat, um sein proletarisches Sendungsbewußtsein zu stimulieren und um mir ans Bein zu pinkeln. Jedenfalls zeigt sich doch deutlich, welche Sorgen der Kerl hat: hat keinen Arbeitsplatz, kostet der Gesellschaft Unmengen an Geld, bringt keine Leistung, sorgt sich aber darum, nur ja korrekt und freundlich behandelt zu werden. Man sieht schon, was ihm in seinem Leben wichtig ist, man erahnt ja geradezu, wie er sein individuelles Lebensgefühl ins Zentrum seines Handelns stellt. Das wäre ja in Ordnung, solange er niemanden auf der Tasche läge, aber in Zeiten der Leistungsverweigerung sollte man sich ergiebiger darum kümmern, aus der Misere herauszukommen. Es ist die kleinste Sorge, ab und zu mal etwas ehrabschneidend behandelt zu werden; wer was leistet, bekommt auch Respekt entgegengebracht – so einfach wäre das.
Dies habe ich ihm so aber nicht mitgeteilt. Ich neige zwar dazu, manchmal zu schimpfen, manchmal unscheinbar zu beleidigen, indem ich dem Kunden Faulheit unterstelle, aber blauäugig bin ich nicht. Würde ich offen erklären, dass seine angebliche Würde in Zeiten des Arbeitslosengeldbezuges zweit- bis drittrangig ist, würde das womöglich einen Sturm der Entrüstung lostreten. Da muß man sich politisch korrekt geben, darf nur Andeutungen machen, die natürlich immer zweideutig bleiben müssen, damit man am Ende doch noch um das Gesagte herumlavieren, sich herauswinden kann. Unterdessen ließ er sich auch gar nicht stoppen, palaverte weiter, ich blickte dabei ungeniert zur Uhr, wollte das Gespräch komplett abbrechen, ihn heimschicken und in drei Tagen nochmals vorladen, aber er dachte nicht daran, sich zu erheben und zu verschwinden. Von Dienstaufsichtsbeschwerde war dann noch die Rede, ebenso von Amtsmissbrauch, er würde es mir so richtig geben, dafür sorgen, dass mein Vorgesetzter von meinem Verhalten Wind bekomme. Auch meinen Telefonfetisch lastete er mir an, weil ich immer anriefe, anstatt, wie es die Erreichbarkeitsanordnung vorschreibe, mich postalisch bei ihm zu melden. Ein ganz schöner Paragraphenreiter, dachte ich mir. Paßt zu ihm, er studiert Gesetze und Vorschriften, obwohl ihm das Studium der Stellenanzeigen besser zu Gesichte stünde – er paßt schon zur lästigen Spezies der Erwerbslosen, kam mir unwillkürlich in den Sinn.
Irgendwann ging er dann doch, nachdem ich die Wogen ein wenig glätten konnte. Ich schob mein Verhalten einfach auf die Grippe, die mich letztens plagte und mich wohl ein klein wenig überreagieren ließ, entschuldigte mich aber nicht ausdrücklich. Wo kämen wir denn da hin, wenn ich mich bei den Bittstellern, die jeden Tag meine adretten Räumlichkeiten besuchen, auch noch entschuldigen müßte? Die können froh sein, dass ich mich ihrer annehme, meinen Beamtenstatus in ihren Diensten stelle, obwohl sie eindeutige Minderleister oder Garnichtsleister sind. Das wäre ja nachgerade der wahrgewordene Furor, der sich auf die deutsche Verwaltungspraxis legen würde, wenn plötzlich jeder Erwerbslose ein solch fehlplatziertes Selbstbewußtsein an den Tag legte, wie eben jener Rüpel, der seinen ungehobelten Geltungsdrang an mir auszutoben gedachte. Der hatte scheinbar Ahnung von Gesetzen; so hat es sich zumindest angehört. Solange aber die Mehrzahl meiner Kunden im Dunkeln tappt und den Anschiss und die Unfreundlichkeit als Bestandteil des Systems begreift, kann ich mich beruhigt zurücklehnen. Da ändert auch die mögliche Dienstaufsichtsbeschwerde nichts daran, die der Typ formlos, fristlos und letztlich fruchtlos einzureichen drohte. Was soll denn schon passieren? Ich habe nur meinen Job gemacht, unkonventionell zwar, vielleicht am Rande legaler Verfahrensweise, ungestüm sicher auch. Aber das diskreditiert mich weniger, als dies jemand wie dieser Nörgler annimmt; im Gegenteil, es zeichnet mich aus, adelt mich. Immerhin zeige ich damit Hartnäckigkeit, Tatendrang, Pflichtbewußtsein. Gut, ich dürfte nicht emotional sein, müßte verbeamtet sachlich bleiben – aber man bleibt halt doch Mensch. Schlussendlich rügt mich mein Vorgesetzter, wenn überhaupt, und notiert sich meine Repressionsqualitäten, die mich für den höheren Dienst prädestinieren.
Da kann man noch soviel von diesem dubiosen Prodi-Kodex reden, am Ende zählt nicht, wie ich Leute in Arbeit bringe, sondern dass ich sie reindrücke. Und wenn es mit harten und repressiven Worten ist, dann ist es eben so. Das trifft viele zartbesaitete Parasiten sicherlich schwer in ihrer Seele, aber darauf kann ich keine Rücksicht nehmen, immerhin bin ich als Beamter angehalten, mich nicht emotional zu betätigen. Solche bleiben dann eben auf der Strecke, da kann man wenig dagegen machen. Nur aus diesem Grund falsche Freundlichkeit walten zu lassen, wäre ein fatales Signal. Mit gutmenschlicher Freundlichkeit kommt man einfach nicht weiter; lieber einmal dazwischengehaut und alles wird gut. Dazu bedarf es aber Kunden, ich wiederhole mich hierbei, die wenig bis gar kein Wissen bezüglich ihrer Rechte haben. Sie müssen davon ausgehen, dass sie nur Pflichten zu erfüllen haben, dass die Erfüllung der Pflichten zum Wohlwollen der Behörde beitrage, womit die Behörde quasi freiwillig und generös soetwas wie Rechte gestattet. Wenn die Mehrzahl meiner Besucher wüßte, dass diese Rechte eigentlich auf einer Höhe mit den Pflichten stehen, dann könnte ich mein Büro absperren, könnte selbst zum Besucher meines dann abgeschlossenen Büros werden. Ich, meine Kollegen, wir stehen hier an der Front, müssen uns der Horden von Nichtstuern erwehren und tun dies nicht nur für uns, sondern für den gesamten fleißigen Teil der Gesellschaft. Man sollte also nicht so zimperlich sein, wenn wir mal derber mit den bequemen Herrschaften umgehen.
Und nun habe ich zu tun, der nächste Kunde sitzt schon vor der Türe, ein ausgewiesener Dummkopf, an dem ich nun auslasse, was der Typ vorher mir an Auslassungen verweigert hat. Ob ich das eventuell als Versagen der Mitwirkungspflicht auslegen kann? Das werde ich nachher nochmal prüfen lassen...
23 Kommentare:
Lieber Roberto,
der Film, welcher sich mir beim Lesen Deines Artikels präsentierte ist mal wieder "Oskarverdächtig" Mein Projektor war nicht in der Lage, mit der Geschwindigkeit der Bilder Schritt zu halten.
Also, diesen Film werde ich mir noch öfter ansehen...das Vergnügen gönne ich mir.
Liebe Grüße
Margitta Lamers
Superschön !
Sollte man glatt ausdrucken
und unauffällig beim "Fallmanager" hinterlassen ...
"[...]Ich, meine Kollegen, wir stehen hier an der Front, müssen uns der Horden von Nichtstuern erwehren und tun dies nicht nur für uns, sondern für den gesamten fleißigen Teil der Gesellschaft. Man sollte also nicht so zimperlich sein, wenn wir mal derber mit den bequemen Herrschaften umgehen.[...]"
Was die Gesellschaft unter "Leistungsträgern" versteht, dass kann man heute getrost unter Nachdenkseiten nachlesen - nur soviel: "Wer wenig bis gar nichts verdient ist zu faul zum Arbeiten, wer viel oder zu viel verdient ist fleißig...."
Bei Nachdenkseiten, wie schon gesagt, wurde diese unsinnige Logik einmal mehr enttarnt....
Gruß
Nachdenkseiten-Leser
Sie Fallmanager, Sie!
Warten Sie nur ...
... bis Sie selbst fallen.
Im Fallenstellerstaat von Lug und Trug.
Der wirtschaftlichen Rosstäuscher.
Und politischen Marktschreier.
Sehr gute Geschichte die leider sehr realitätsnah ist wie man auch hier http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30050/1.html nachlesen kann.
Übrigens,den Tatbestand der Beamtenbeleidigung gibt es nicht,das ist ein Mythos.
... und der Beamte macht, was die Führung von ihm erwartet.
So war's schon immer.
Ich wohne in einem s.g. Options-Kreis, d.h. hier verwaltet der Landkreis eigenständig ohne Arbeitsamt die ALG2-Bezieher.
Diese Fallmanager sind keine Beamten, jedenfalls wüßte ich keinen. Das von Roberto beschriebene Verhalten gibt es aber sogar hier,trotz dem der Schreibtischgegenüber nur einen einzigen Arbeitsvertrag weit von seinem "Besuch" entfernt ist - und - wenn er seinen Grips nicht im Service-Bereich morgens abgegeben hat, das auch wissen sollte.
Einige geben zu verstehen, daß sie darum wissen, aber diese Einsicht soll(!) mit der Länge der Tätigkeit dort rapide abnehmen...
Mir ggü hat sich, wenn ich dort von Zeit zu Zeit auch mal aufprallen mußte, noch keiner gewagt, so aufzuspielen, aber ich denke mal, das wissen "die" vorher, daß ich die falsche Adresse wäre.
Sie wissen ganz genau, bei wem sie's machen können.
Nur - bei mir müssen sie dafür "ein wenig früher aufstehen". ^^
Trotzdem ist es erniedrigend, wenn (sorry) eine knapp über 25 Jährige, die grade aus dem "Hotel Mama" ausgezogen ist, was von Mobilität und Flexibilität erzählt, das Schönste ist, wenn sie mit "Lernfreude" kommen und diszipliniertem Handeln...
Ich hab' mir dafür, auch wenn ich innerlich koche, einen künstlich-arroganten Schutzpanzer zu gelegt.
Wer mich nicht will - hat mich nicht verdient. Ende der Ansage.
Btw. Allein schon das Wort "Fallmanager" - gefallen wurde schon, gebraucht wird der Jemand zum Aufstehen. ;-)
Jeder Sachbearbeiter,
ob Beamter oder (Zeit)Beschäftigter
hat bestimmte monatliche Quoten zu erfüllen.
Was "Statistikverschwinden" betrifft,
seien es Maßnahmen oder Ein Euro Jobs
und Sanktionenvergaben.
Und da ist es wurscht,
ob man selbstbewußt auftritt oder devot.
Wenn's einen erwischt,hat man halt Pech gehabt.
Nicht mehr und nicht weniger.
Gibt einen wahrlich grausligen Insider Bericht.
Der wurde 2005
von einer ARGE Mitarbeiterin geschrieben
und ist leider aktueller denn je.
Wer's sowas nicht kennt,glaubts nicht ...
http://gedankenfrei.wordpress.com/2008/08/04/agentur-fur-armut/
Warum soll man das nicht glauben @ mzk es gibt in jedem Amt "Durchführungsverordnungen" und natürlich kann man von Prinzip her nicht wirklich etwas dagegen tun - in der jeweiligen Situation.
Aber wenigstens nen büschen "doof" dürfen sich die Mitarbeiter vorkommen - und in einen "Amt zur Grundsicherung" gilt vielleicht mehr als in einem "Beamten"´-Amt: Auf dem Weg nach oben grüße freundlich, auf dem Rückweg...
Nein, ich weiß, einer kann da nicht gegen an, aber jeder so'nen klitzekleines bißchen - und wenn das Selbstwertgefühl für die ganze nächste Woche beliehen wird, niemals mit gesenktem Haupt in so ein Amt. Das sind die lieben Götter, lassen wir sie in ihrem Glauben, aber zeigen (nicht sagen), daß wir mindestens deren Geschwister sind...
Für die Mitarbeiter gilt: Hochmut kommt vor dem Fall.
(und deren Feigheit erkauft nur Zeit, nicht die Absolution)
@ Watawah
Ihr Sachbearbeiter ist für Sie da.
Nicht umgekehrt.
Und der greift auch nicht in den eigenen Geldbeutel
um Ihre Grundsicherung zu bezahlen.
Und wenn es sie"erwischt"
gibt es diverse Foren die Hilfestellung bieten.
Eingliederungsvereinbarungen prüfen
und"Arbeitsgelegenheiten"zum Beispiel.
Und da findet sich gaaanz Vieles,
was der Korrektur bedarf.
Eine Bekannte war letzthin
auf einer "Veranstaltung"zur Unterschrift
einer Eingliederungsvereinbarung.
Keine geduckten Hartz 4ler wie früher ...
Kritische Geister die fragen und diskutieren.
Und die EGV mitnehmen um sie
- vor Unterschrift - prüfen zu lassen.
So soll das sein !
Btw. Allein schon das Wort "Fallmanager" - gefallen wurde schon, gebraucht wird der Jemand zum Aufstehen. ;-)
Daran "denken" die nicht!
Salud Roberto!
Könntest Du denn nicht mal eine Geschichte über die "SPD" schreiben und veröffentlichen.
Warum nicht mal fragen, warum "Sozialdemokraten" so kriegsbegeistert waren, und dagegen später so "widerstandsmüde" gegen den Faschismus?
Zur Zeit bring ich das nicht auf die Reihe, mir geht es gesundheitlich nicht wohl.
Bring das mal!
S.g. Roberto,
das ist sehr treffend beschrieben. Es wäre schon, wenn sich ein Austausch mit solchen Mitarbeitern ergeben würde. Ihre Sicht der Dinge wäre interessant zu sehen. Nebst der ideologischen Entlastung für solche entwürdigende Praktiken sowie dem Ausleben mancher psychischer Dispositionen der Mitarbeiter, sind es aber wohl auch die Gesetze und Verordnungen, die diese Praktiken ermöglichen, die als erste der Kritik würdig sind.
Die Basisgrünen und die Sozialdemokraten sind dafür verantwortlich; die Konservativen konnten sich wohl das Lachen vor Freude kaum verhalten, als ihre Gegner ihre eigene Politik freiwillig und sehr konsequent durchgesetzt haben.
Die heißen "Fallmanager", weil sie deinen (Herunter)Fall managen, sie helfen dir eben durch Kürzungen des Existenzminimums genannt HartzIV, deine noch verbliebenen sozialen und kulturellen Kontakte zwangsweise fallen zu lassen.
Der Mensch lebt nicht vom Brot alleine.
Denn nur jemand, der wegen Geldmangels wirklich gar keine Kontakte noch Interessen mehr hat (selbst Stadtbibliothek kostet heutzutage), verkümmert psychisch und seelisch vollkommen und fällt endgültig heraus, herab und hinunter.
Daher "Fallmanager" - sie managen deinen endgültigen und allerletzten Fall.
Zynische Frage: Wäre Erschießen nicht billiger?
(Letzte Frage nicht ernst gemeint.)
@ mzk 6. Mai 2009 23:08
Danke für das Hilfsangebot, komme ich gelegentlich drauf zurück, momentan bin ich es noch,die hin und wieder anderen helfen kann... und auch schon geholfen hat.
Ach übrigends, die 15-h-Regel gilt nur bei ALG1... beim Zuverdienst und ALG2 also ohne weitere ALG1-Anteile sind die Nebenbeschäftigungsstunden irrelevant.
grossartig !
hätte auch aus milton friedmann's gedankenwelt sein können; ein milton der allerdings das pech hat nicht als "wirtschaftswissenschaftler" und nobelpreisträger zu leben, der seine gedanken über einen freien markt, repressalien bei wiederstand und "wertschöpfungen" einigen diktaturen beratend zur verfügung stand, sondern als kleiner arbeitsvermittler arbeiten muss ...
lg,
e
Als (nun wieder) Empfänger von ALG II und auch heftiger Gegner der jetzigen Gesetzeslage und deren Handhabung habe ich dennoch so meine Probleme mit diesem Aufsatz. Normalerweise lese ich hier sehr gerne, aber dieser Beitrag hat einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlassen. Unabhängig von "handwerklichen Fehlern" (weder gibt es eine "Beamtenbeleidigung", noch ist die Mehrzahl der in den ARGEn / Arbeitsagenturen/ Sozialämtern arbeitenden Sachbearbeiter verbeamtet) deckt sich das beschriebene Szenario nicht mit meinen Erfahrungen. Auch wenn es aller Wahrscheinlichkeit nach in einigen Städten so zugeht, tut man letztlich doch den Bearbeitern dort Unrecht, wo es anders gehandhabt wird und (trotz der Gesetzeslage) menschlicher zugeht. Pauschalisierungen erachte ich auf beiden Seiten als eine unangemessene Art der Auseinandersetzung. Gerade weil es sich bei diesem Beitrag wohl nicht um einen Erfahrungsbericht sondern um einen fiktiven Stimmungsbericht handelt. Einen, der sowohl Stimmung widergibt als auch macht.
Doch, Viktor, es handelt sich um einen Erfahrungsbericht.
Tja, "Jeder lebt in SEINER Welt."
Jeder hat somit bei allem was er liest, hört und sieht, seine ureigene Interpretation.
Liebe Grüße
Margitta Lamers
@ Viktor
Aus dem Bericht einer ARGE Mitarbeiterin
von 2005,aktueller denn je:
"Die Machtbefugnis ist erschreckend groß.
Also der Punkt ist,und das muss man einfach sagen,
der Charakter eines Mitarbeiters
entscheidet unter Umständen über Leben und Tod,
er kann einen Suizid auslösen.
Er kann jemanden depressiv machen
oder einen potenziellen Gewalttäter
durch Demütigungen zu einer tickenden Zeitbombe machen.
Er hat die Macht, Schicksale zu erzeugen.
Und der andere Punkt ist der Druck,
unter dem diese ganze Angelegenheit steht,
auch unter dem Druck die Wahrheit zu verheimlichen.
So entsteht ein scharfer Korporationsgeist,
wie bei der Polizei, Kritik wird nicht geduldet.
Das ist unerträglich !
Der politische Druck wird, ausgehend von Berlin,
auf die Spitze der Behörde ausgeübt
und von da weitergegeben, bis ganz nach unten,
bis zum Kunden letztendlich.
Und der schweigt und ist erschüttert."
http://gedankenfrei.wordpress.com/2008/08/04/agentur-fur-armut/
Grevenbroich? Kommt da nicht dieser Horst Schlemmer her?
In jedem Fall aber könnte der hier thematisierte Frontkämpfer ein Grevenbroichener sein: Die ARGE in Grevenbroich, was schlimmeres gibt es nicht !!!
"Erfahrungsbericht"
Menschen lieben Machtspiele, wenn man sie lässt oder wenn ein bestimmtes Ergebnis gewünscht wird.
Is doch für einen Menschen
mit ner sadistischen Ader auch ein genialer Job ...
Deswegen gilt ja auch die Regel:
NIE alleine zur ARGE gehn.
NIE den Begleiter als "Zeugen"bezeichnen.
VORSICHT:Was der Begleiter äußert,
gilt genauso,als hätten Sie selbst es gesagt !
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