Was geht mich Vietnam an? Ich habe Orgasmusschwierigkeiten.
Dienstag, 24. Februar 2009
Dieser Ausspruch von Rainer Langhans (der irrtümlich Dieter Kunzelmann zugeschrieben wurde) beinhaltet alles, was nach der kläglich zusammengebrochenen Studentenbewegung zum Indikator einer neuen Jugend werden sollte. Die Utopie schien verschwunden; nicht im Sinne von Marcuse, der das „Ende der Utopie“ als eine Vollendung der selbigen begriff, weil die satten Zustände der Welt, Überproduktion und damit die Möglichkeit, jedem Menschen Lebensmittel, Obdach und soziale Sicherheit zu gewähren, das Utopische ins Hier und Jetzt hieven, damit des ou-topos, des Nicht-Ortes entledigen würde; sie war verschwunden, weil man sich am "schlecht Gegebenen" (Theodor W. Adorno) orientierte, weil man den Individualismus zum ausufernden Egoismus umdeutete; weil man zynisch und resignierend dazu überging, seinen persönlichen Mirkokosmos verändern zu wollen, dabei das Ganze aus den Augen verlor.
Zyniker würden heute sagen, dass das Orgasmus-Zitat eine „realpolitische Wende“ vorwegnahm; die Utopie als utopisch entlarvte, weil sie in der Gegebenheit des Seins nicht umzusetzen war. Und da die Welt nur veränderbar ist, wenn man sich der Regeln dieser Welt unterordnet, war eine Abwendung vom Vietnamkrieg, dafür eine Hinwendung zu Orgasmusschwierigkeiten notwendig. Zweifelsohne vernimmt man die Intention dieses Ausspruches auch heute noch, weniger reißerisch zwar, aber mit der gleichen Absicht. So hört man nicht selten, dass die Veränderung der Welt nur in kleinen Schritten zu bewerkstelligen sei, die zudem immer im eigenen Umfeld getätigt werden müssen. Was man selbst, was man individuell an Verbesserungen im persönlichen Kreise anbringen kann, wäre als Beitrag zur globalen Aufwertung der Lebensumstände zu begreifen.
Ganz fehlerhaft mag diese Ansicht auch nicht sein. Aber wenn der individuelle Schritt, der nur vor der Haustüre geschieht, ohne ein Fundament, ohne den Blick auf das Ganze vollzogen wird, dann ist der Einsatz zweifelhaft, mehr Aktionismus denn durchdachter Weltverbesserungbeitrag. Zwar ist es für viele Menschen hilfreich, wenn man sich beispielsweise ehrenamtlich bei den Tafeln engagiert, aber gleichzeitig fördert man damit eine Suppenküchenmentalität, die im Lande bewirkt, dass staatlich garantierte Hilfsleistungen zunehmend in die Hände privater Einrichtungen übergehen, womit die Garantie verworfen, die generöse Willkür aber installiert wird. Man hat im Mikrokosmos seiner Gemeinde sicherlich hilfreiches Engagement bewiesen, war seinem Mitmenschen dienend, aber ohne Blick auf das Gesamte, nur mit dem Feilbieten seiner kostenlosen Arbeitskraft, ohne die Geisteskraft miteinzubinden, strebt man dem eigentlich Gewollten diametral entgegen; rüttelt unwillentlich und unbewußt am sozialen Fundament.
Besonders prekär ist es aber, wenn die "Orgasmusmentalität" nicht einmal zum Engagement im eigenen Mikrokosmos führt, sondern zur reinen Konzentration auf das Selbst wird. Diese Mentalität erlebt man in diesen Tagen vermehrt, dominiert das Denken junger Konsumgesellschaften; nicht heutige Jugendliche alleine sind davon infiziert, sondern schon Generationen davor waren maßgeblich davon beeinflußt. Wir können das seit Jahrzehnten beobachten, in diesen Tagen, da gegenwärtige Beobachtungen immer einfacher als Rückschauen sind, erscheint es uns aber besonders einleuchtend. Während Erdöl-Kriege gegen das Völkerrecht geführt, während Menschen in Konzentrationslagern gehalten, während soziale Gruppen der Volksverhetzung ausgesetzt werden, kümmert sich ein Großteil der Menschen lediglich um ihr persönliches Wohlergehen, sorgt sich im erhöhten Ausmaß um den eigenen Orgasmus. Anteilnahme, Kritik, ein klein wenig Utopie: Fehlanzeige!
Die Gesellschaft der westlichen Industrienationen, heute mehr denn je, ist eine "Orgasmus-Gesellschaft". Sie suhlt sich in der Egozentrik, kennt keine einzelnen Gesellschaftsmitglieder, dafür aber ein Heer von vereinzelten Egozentrikern. Man sorgt sich um das eigene Ich, dem auch die Familie zugehörig ist, man engagiert sich – wenn überhaupt – nur im regionalen Aktionismus, verliert darüber hinaus den Blick auf das Ganze, der aber womöglich nie stattgefunden hat, schon vor der Zeit des regionalen Aktionismus nicht. Hilfe ist vorallem Selbsthilfe, denn man hilft sich gerne selbst; Protest, wenn man sich denn dazu durchringt, findet nur statt, wenn die eigene Haut verkauft werden soll; Kritik ist ein Fremdwort, solange man sich von dieser keinen Profit erhofft. Es ist eine vollwertig materielle Gesellschaftsordnung, die jegliches unstoffliche Ideal als Phantasterei verwirft – was man nicht anfassen kann, scheint nicht real zu sein. Die Utopie als Ansammlung von Werten, von Hoffnungen, von befreienden Momenten, von Emanzipation und Gleichheit, ist ein immaterielles Konstrukt, daher für die Köpfe der Konsumegozentriker nicht aufnehmbar.
Und weil zwischen Ich-Liebe und Haben-Mentalität (Erich Fromm) der Blick auf die Gesamtheit, der utopische Blick unmöglich gemacht wird, gilt die aktionistische Unbedachtheit als milde Tat. Deswegen wird großzügig gespendet, gleichzeitig aber Steuersenkung verlangt; deswegen blühen Tafeln und Suppenküchen auf, werden gleichzeitig aber Sozialleistungen gespart. Man glaubt in der schnellen guten Tat eine Verbesserung des "schlecht Gegebenen" zu erreichen. Dass damit dieses Gegebene nicht negiert, sondern im Gegenteil, zur dauerhaften Institution gemacht wird, derer man mit eiligem Aktionismus unter die Arme greift, erkennt man fern des utopischen Blickes nicht; man erkennt nicht, dass die „Utopie ein Sturmbock“ (Henri Lefebvre) wäre.
Das Ende der Utopie ist nicht, so wie es immer wieder postuliert wurde, die Befreiung des Menschen vor vorkalkulierter Enttäuschung. Die Befreiung von der Utopie ist selbst Enttäuschung, denn sie leitet den Menschen nicht zu einem besseren Dasein an, läßt ihn nicht „Umschau halten, nach einem besseren Land“ (Oscar Wilde). Die Aufgabe utopischer Ansätze bedeutet die Aufgabe zur Verbesserung der Lebensumstände – es ist Stillstand, heimliches Absegnen des status quo, stillschweigende Teilhaberschaft am immer noch vorhandenen Unrecht. Die von Langhans postulierte Orgasmus-Denkart ist nicht nur Ausdruck von Egozentrik, sondern vollkommene Abkehr von der Utopie, die Negation marcusianischer Soziologie, demnach das Ende der Utopie von der anderen Seite. Aber die Menschheit ohne Utopie ist eine stumpfe Masse, eine Ansammlung von Menschen oder Völkern, die irgendwann derart stillstehen, dass sie als Anachronismus von der Historie, dem dann heraufziehenden Zeitgeist, verspottet werden. Um es nochmals mit den Worten Lefebvres zu sagen:
Zyniker würden heute sagen, dass das Orgasmus-Zitat eine „realpolitische Wende“ vorwegnahm; die Utopie als utopisch entlarvte, weil sie in der Gegebenheit des Seins nicht umzusetzen war. Und da die Welt nur veränderbar ist, wenn man sich der Regeln dieser Welt unterordnet, war eine Abwendung vom Vietnamkrieg, dafür eine Hinwendung zu Orgasmusschwierigkeiten notwendig. Zweifelsohne vernimmt man die Intention dieses Ausspruches auch heute noch, weniger reißerisch zwar, aber mit der gleichen Absicht. So hört man nicht selten, dass die Veränderung der Welt nur in kleinen Schritten zu bewerkstelligen sei, die zudem immer im eigenen Umfeld getätigt werden müssen. Was man selbst, was man individuell an Verbesserungen im persönlichen Kreise anbringen kann, wäre als Beitrag zur globalen Aufwertung der Lebensumstände zu begreifen.
Ganz fehlerhaft mag diese Ansicht auch nicht sein. Aber wenn der individuelle Schritt, der nur vor der Haustüre geschieht, ohne ein Fundament, ohne den Blick auf das Ganze vollzogen wird, dann ist der Einsatz zweifelhaft, mehr Aktionismus denn durchdachter Weltverbesserungbeitrag. Zwar ist es für viele Menschen hilfreich, wenn man sich beispielsweise ehrenamtlich bei den Tafeln engagiert, aber gleichzeitig fördert man damit eine Suppenküchenmentalität, die im Lande bewirkt, dass staatlich garantierte Hilfsleistungen zunehmend in die Hände privater Einrichtungen übergehen, womit die Garantie verworfen, die generöse Willkür aber installiert wird. Man hat im Mikrokosmos seiner Gemeinde sicherlich hilfreiches Engagement bewiesen, war seinem Mitmenschen dienend, aber ohne Blick auf das Gesamte, nur mit dem Feilbieten seiner kostenlosen Arbeitskraft, ohne die Geisteskraft miteinzubinden, strebt man dem eigentlich Gewollten diametral entgegen; rüttelt unwillentlich und unbewußt am sozialen Fundament.
Besonders prekär ist es aber, wenn die "Orgasmusmentalität" nicht einmal zum Engagement im eigenen Mikrokosmos führt, sondern zur reinen Konzentration auf das Selbst wird. Diese Mentalität erlebt man in diesen Tagen vermehrt, dominiert das Denken junger Konsumgesellschaften; nicht heutige Jugendliche alleine sind davon infiziert, sondern schon Generationen davor waren maßgeblich davon beeinflußt. Wir können das seit Jahrzehnten beobachten, in diesen Tagen, da gegenwärtige Beobachtungen immer einfacher als Rückschauen sind, erscheint es uns aber besonders einleuchtend. Während Erdöl-Kriege gegen das Völkerrecht geführt, während Menschen in Konzentrationslagern gehalten, während soziale Gruppen der Volksverhetzung ausgesetzt werden, kümmert sich ein Großteil der Menschen lediglich um ihr persönliches Wohlergehen, sorgt sich im erhöhten Ausmaß um den eigenen Orgasmus. Anteilnahme, Kritik, ein klein wenig Utopie: Fehlanzeige!
Die Gesellschaft der westlichen Industrienationen, heute mehr denn je, ist eine "Orgasmus-Gesellschaft". Sie suhlt sich in der Egozentrik, kennt keine einzelnen Gesellschaftsmitglieder, dafür aber ein Heer von vereinzelten Egozentrikern. Man sorgt sich um das eigene Ich, dem auch die Familie zugehörig ist, man engagiert sich – wenn überhaupt – nur im regionalen Aktionismus, verliert darüber hinaus den Blick auf das Ganze, der aber womöglich nie stattgefunden hat, schon vor der Zeit des regionalen Aktionismus nicht. Hilfe ist vorallem Selbsthilfe, denn man hilft sich gerne selbst; Protest, wenn man sich denn dazu durchringt, findet nur statt, wenn die eigene Haut verkauft werden soll; Kritik ist ein Fremdwort, solange man sich von dieser keinen Profit erhofft. Es ist eine vollwertig materielle Gesellschaftsordnung, die jegliches unstoffliche Ideal als Phantasterei verwirft – was man nicht anfassen kann, scheint nicht real zu sein. Die Utopie als Ansammlung von Werten, von Hoffnungen, von befreienden Momenten, von Emanzipation und Gleichheit, ist ein immaterielles Konstrukt, daher für die Köpfe der Konsumegozentriker nicht aufnehmbar.
Und weil zwischen Ich-Liebe und Haben-Mentalität (Erich Fromm) der Blick auf die Gesamtheit, der utopische Blick unmöglich gemacht wird, gilt die aktionistische Unbedachtheit als milde Tat. Deswegen wird großzügig gespendet, gleichzeitig aber Steuersenkung verlangt; deswegen blühen Tafeln und Suppenküchen auf, werden gleichzeitig aber Sozialleistungen gespart. Man glaubt in der schnellen guten Tat eine Verbesserung des "schlecht Gegebenen" zu erreichen. Dass damit dieses Gegebene nicht negiert, sondern im Gegenteil, zur dauerhaften Institution gemacht wird, derer man mit eiligem Aktionismus unter die Arme greift, erkennt man fern des utopischen Blickes nicht; man erkennt nicht, dass die „Utopie ein Sturmbock“ (Henri Lefebvre) wäre.
Das Ende der Utopie ist nicht, so wie es immer wieder postuliert wurde, die Befreiung des Menschen vor vorkalkulierter Enttäuschung. Die Befreiung von der Utopie ist selbst Enttäuschung, denn sie leitet den Menschen nicht zu einem besseren Dasein an, läßt ihn nicht „Umschau halten, nach einem besseren Land“ (Oscar Wilde). Die Aufgabe utopischer Ansätze bedeutet die Aufgabe zur Verbesserung der Lebensumstände – es ist Stillstand, heimliches Absegnen des status quo, stillschweigende Teilhaberschaft am immer noch vorhandenen Unrecht. Die von Langhans postulierte Orgasmus-Denkart ist nicht nur Ausdruck von Egozentrik, sondern vollkommene Abkehr von der Utopie, die Negation marcusianischer Soziologie, demnach das Ende der Utopie von der anderen Seite. Aber die Menschheit ohne Utopie ist eine stumpfe Masse, eine Ansammlung von Menschen oder Völkern, die irgendwann derart stillstehen, dass sie als Anachronismus von der Historie, dem dann heraufziehenden Zeitgeist, verspottet werden. Um es nochmals mit den Worten Lefebvres zu sagen:
„Diejenigen, die ihren Blick nur bis zum Horizont schweifen lassen und sich darauf beschränken, das zu betrachten, was man sieht, diejenigen, die sich zum Pragmatismus bekennen und nur mit dem auszukommen trachten, was da ist, haben keinerlei Chance, die Welt zu verändern... Nur diejenigen, die auf das blicken, was man noch nicht sieht, diejenigen, die über den Horizont hinausblicken, sind realistisch. Die haben eine Chance, die Welt zu verändern... Die Utopie ist das, was hinter dem Horizont liegt... Unsere analytische Vernunft weiß ganz genau, was wir nicht wollen, was man absolut ändern muss... Aber das, was kommen soll, was wir wollen, die ganz andere, neue Welt, kann uns nur unser inneres Auge, nur die Utopie in uns zeigen.“
3 Kommentare:
"Aber das, was kommen soll, was wir wollen, die ganz andere, neue Welt, kann uns nur unser inneres Auge, nur die Utopie in uns zeigen.“
Ja genau diese Utopie haben einige schon lange erkannt - und sie breiten ihre Vorstellungen dieser Utopie mit Macht über die Menschen aus:
„40 Länder der WTO, einschließlich aller Länder der EU, haben bereits die Erziehung unter den Zuständigkeitsbereich von GATS (General Agreement on Trade in Services, GATS, das allgemeine Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen - Bertelsmann, Bayer, Lidl & Co.) gesetzt.
Die EU hat angekündigt, dass jede öffentliche Schule in Europa noch im Laufe eines Jahrzehnts eng mit einem Unternehmen verbunden werden soll.
In Deutschland sehen wir die dramatischen Auswirkungen. Bertelsmann hat die Aufgabe bekommen, das Fach Wirtschaftskunde für alle Sekundarstufen 2 zu entwickeln. Der Bayer Konzern hat Schulen als Kooperationspartner. Die SchülerInnen können in den Ferien in den Labors von Bayer experimentieren. Sie bekommen unkritische Einführungen in die Welt der Chemie, z.B. in die Gentechnologie“, schreibt Ellen Diederich in einem Beitrag des Webmagazins auf "Hinter den Schlagzeilen".
Heute fordert die so genannte Bildungsministerin A. Schawan in der Presse, dass Betriebe ihre besten Mitarbeiter in die Schulen schicken sollen, um den Unterricht zu modernisieren (siehe „nachdenkseiten“ von heute).
Es ist nicht nur das Bildungssystem, das Menschen wie Mißfelder hervorbringt, diesen jungen Mann, der mit seinem unschuldig wirkenden babyface die größten Ungeheuerlichkeiten ungestraft öffentlich verkünden darf, ja sogar von „Menschen“ dazu auserkoren wird, diese Ungeheuerlichkeiten in die Gesellschaft hinein zu tragen, sie konsensfähig zu machen.
Denn, man weiß es ja schon, das System zeigt Wirkung, die Leute sind ja schon „infiziert“ mit dem Virus der Menschverachtung.
Statt an eine Utopie zu glauben, ergreift mich eine unsägliche Wut. Wut auf diese Menschen, die hinter dieser Ideologie stehen. Auf die Menschen, die diesen Totalitarismus auf die Fläche ausbreiten – nur um ihre Macht zu konsolidieren:
„Bertelsmann übt direkten Einfluß auf die Bildungspolitik aus. Der Berliner Tagesspiegel nennt es: „Macht ohne Mandat“.
„Gleich, ob es um die Reform von Schulen und Hochschulen geht oder den Umbau der Sozialsysteme, ob die steigende Alterung der Bevölkerung bewältigt werden muss oder der Aufbau einer europäischen Armee organisiert wird, eines ist fast immer sicher:
Die Experten der Bertelsmann Stiftung sind auf höchster Ebene beteiligt, als Berater, als Moderatoren und als Antreiber. Von den Kultusministerien bis zum Kanzleramt, von den Kommunalverwaltungen bis zum Amt des Bundespräsidenten gibt es kaum eine politische Behörde, die nicht mit der Stiftung kooperiert.“
(Harald Schumann, Macht ohne Mandat, in: Der Tagesspiegel 24.9.06)
Und - sie haben schon beträchtliche Erfolge erzielt:
Sprache und Denken werden uniformiert, Menschen "entmenscht".
Hallo, verehrter Roberto, wieder Dank für den schönen Text.
Allerdings, warum soll ich einer Utopie anhängen, wenn ich eigentlich wieder zurück möchte.
Zurück zu „normal“ menschlichen Maßstäben.
Weg von den Märkten - denen für Bildung, Gesundheit, sozialer Gerechtigkeit, Frieden – menschlichem Miteinander - alles wird doch mittlerweile dem Markt untergeordnet!
Der Mensch und seine Utopien werden zur Ware! Und dies wird auch noch als Fortschritt gepriesen. Fortschritt auf dem Weg zur geforderten Utopie – dem vollkommenen Konsumenten.
Hoimar von Ditfurth sagte 1987 in einem "Sonntagsgespräch":
"Bertrand Russell hat vor Jahrzehnten schon geschrieben, daß er die Erfahrung gemacht habe, daß es außerordentlich schwierig ist, schwierig sei, die Menschen dazu zu überreden, ihrem eigenen Überleben zuzustimmen. Günther Anders hat vor zwei, drei Jahrzehnten dasselbe geschrieben. Arthur Koestler hat den Menschen als Irrläufer der Evolution betrachtet. Einer unserer bekanntesten Nobelpreisträger hat gesagt, daß der Versuch der Natur, auf diesem Planeten ein vernunftbegabtes Wesen hervorzubringen, offensichtlich gescheitert sei. . . Es sind unsere nationalistischen Empfindungen, es ist unser Wachstumsfetischismus, das ist unsere anscheinend unkurierbare Neigung, alles, was es gibt, von Dingen bis zu menschlichen Beziehungen, in Geldeswert auszudrücken und einzuschätzen, soweit sind wir ja längst."
sehr geehrter herr Roberto ...
... warum erinnert mich ihr text so an diese oftmals unwillige doch notwendige körperreaktion auf übele speisen ?
ich muss ihnen LEIDER recht geben, das gemeinnützige arbeiten, oder das spenden von etwas geld, nicht immer produktiv ist da damit das eigentlich "elend" bzw soziale missstände meist nur für einen moment etwas gelindert werden, diese hilfen jedoch mit "medizin" um die "krankheit" auszukurieren nicht verglichen werden kann.
das ist denke ich ein wenig der punkt, und wenn ich hiermit sage; wer geld an gemeinnützige organisationen spendet, die zb brunnen irgentwo in afrika bauen, der macht sich schuldig.
schuldig in der hinsicht weil, er erlaubt das sich der staat bzw die jeweilige regierung aus diesen notwendigsten aller dinge zurückziehen kann da sich ja andere darum kümmern.
wer suppenküchen unterstützt, unterstützt diejenigen die laut schreien das man von 2.51 euro am tag gesund essen kann, und dies in form von harz4 herunterstufungen vielleicht sogar umsetzen ...
somit könnte man meinen, es wäre besser sich von seiner sozialen verantwortung zu trennen und sich auf seinen eigenen orgasmus zu konzentrieren ...
das ich dies so nicht akzeptieren möchte, oder kann ist natürlich nur meine eigene persönliche meinung ...
und ich vermute mal, das sie es so auch nicht gemeint haben ...
mir selber stellt sich jedoch immer wieder die frage, was mache ich bzw. was kann ich tun ?
ein paar bekannte von mir die leben von harz4, mehr schlecht als recht.
einige dieser menschen machen das aus dem grund, weil sie die machenschaften unseres staates nicht noch mit steuern finanziell unterstützen möchten bzw. können.
in mancher hinsicht finde ich das absolut richtig, in manch anderer schwierig, denn ich bezahle auch schulen, krankenhäuser und die feuerwehr mit.
also eine vertrakte situation wie ich finde ...
wenn ich jemanden auf der strasse sehe der mich um ein paar cent bittet, so tut es mir im herzen leid, wenn ich ihn abweisen müsste ...
vielleicht sollte ich das ja tun ?
ich weiss manchmal einfach nicht was ich tun soll, muss ich ihnen wirklich sagen ...
es wäre ein traum, wenn sich ein paar hundert oder sogar tausend leute finden würden, die einen humanistischen verein gründen würden, durch den prozesse gegen ausbeutung, erniedrigung, korruption, misshandlung, missmanagement, vertuschung von straftaten, amtsmissbräuche und betrug vorbereitet und durchgeführt werden.
vieleicht wäre das besser als sich um sein eigenes ego zu kümmern, "da man ja eh nix ändern kann?" oder hilflos versucht ein pflaster auf eine wunde zu legen, ohne dem schläger die waffe zu entreissen ...
in ihrem sinne,
lg,
e
Wie gewohnt ein sehr zutreffender Text. Jedoch könnte man den Eindruck haben, diese "Orgasmus-Gesellschaft" würde wenigstens für sich, wenigstens die Orgasmusschwierigkeiten beheben. Die empirischen Unteruchungen fast aller Sexualwissenschaftlicher Studien zeigen jedoch, dass in den letzten Jahrzehnten, nicht die Orgasmen mehr geworden sind, sondern die Lust weniger. Auch dieses kleine Steinchen im Mosiak zeigt meines Erachtens, die Richtigkeit der These von Adorno, es könne "nichts Richtiges im Falschen" geben. Wie soll man denn auch in einer zerrissenen, unaufrichtigen, entmenschlichten Gesellschaft gute Orgasmen haben? Also kümmert euch um Vietnam, ihr Egoisten, wenn ihr wieder Lust haben können wollt! Das wäre vielleicht eine sinnvolle Antwort an jeden, der mit der Geisteshaltung von Langhans hausieren geht.
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