Ansichten eines Widerständlers

Donnerstag, 12. Februar 2009

Über meine Vergangenheit wollen Sie sprechen? Nun gut, mir macht es keine große Freude, aber der neugierigen Jugend sollte man Einblicke nicht verwehren. Warum es mir keine Freude macht? Nein, nein, so ist es nicht, ich habe kein schlechtes Gewissen! Ich werde Ihnen schon noch erläutern, warum ich keines habe, gar nicht haben kann, auch nicht haben darf. Ob mein Gewissen indes rein ist, weiß ich nicht. Wissen Sie das von sich selbst, junge Frau?

Ja, ich habe vor vielen Jahrzehnten für einen Pharmakonzern gearbeitet. Mit ein wenig Glück, aber auch der nötigen Chuzpe konnte ich mir diesen Posten sichern. Ob ich Verantwortung trug? Bedingt, möchte ich sagen. Sie haben sicherlich schon recherchiert, nicht wahr? Na dann wissen Sie ja, dass ich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war, das heißt, ich trat vor die Presse, um diverse Verlautbarungen des Konzernvorstandes zu verkünden. Verantwortlich war ich für die textliche Ausgestaltung – wenn Sie das Verantwortung nennen wollen, dann können wir das gerne als „verantwortungsvollen Posten“ bezeichnen.

Ach, darauf wollen Sie also hinaus! Das ewige Thema der Generika. Ja, ich gestehe gleich, ich trat vor die Presse und verteidigte das Monopol meines damaligen Arbeitgebers. Sie werden mir nun unterstellen, Rädchen einer Mechanik gewesen zu sein, die willentlich in Kauf nahm, dass Menschen in ärmeren Ländern dieser Welt, jämmerlich an Krankheiten zugrundegingen, die bei uns, durch das Präparat unseres Pharmakonzerns, durchaus heilbar gewesen wären, nicht wahr? Sie haben damit womöglich recht, so wie Sie auch unrecht haben. So einfach ist diese Diskrepanz zwischen Sollen und Sein nämlich nicht gewesen.

Ich soll es erläutern? Gerne. Wenn Sie in Geschichtsbüchern blättern, dann werden Sie dort herauslesen können, dass damals, Ende des 20., Anfang des 21. Jahrhunderts, damals also, als ich für den Pharmakonzern tätig war, eine seltsame Stimmung in den Unternehmen herrschte. Irgendwann zählte nur noch eines: der Profit. Das war freilich auch schon Jahrzehnte vorher so, aber nicht in dieser Radikalität. Ein Mindestmaß an sozialer Verantwortung blieb vormals immer bestehen. Aber dieses Mindestmaß verschwand, man sah es plötzlich als höchste soziale Verantwortung an, den Profit zu maximieren, immer weiter zu maximieren, grenzenlos zu vergrößern. Vor diesem Kontext müssen Sie die Bereitschaft vieler Unternehmen - nicht nur der Pharmaunternehmen - über Leichen zu wandeln, ja, über ganze Leichenberge zu steigen, sehen.

Diese Reduzierung menschlicher Schaffenskraft auf Rentabilität, das Unterordnen aller anderen Faktoren, die Heiligsprechung des Profitgedankens, dominierte den Alltag im Betrieb. Wir kleinen Angestellten konnten uns dieser Logik nicht entziehen, auch wenn wir ab und an das dumpfe Gefühl hatten, dass wir nur der Spielball dieser Lehre sind, selbst unter die Walze des Rentabilitätsgedankens kommen könnten, wenn die Zeit für Einsparungen wieder einmal reif sei. Und genau dieses dumpfe Gefühl, dass sich dann in Angst verwandelte, einen Wettbewerbsdruck erzeugte gegenüber Kollegen, die ja eigentlich in der gleiche Misere steckten wie man selbst, hat es bewirkt, dass man doch mitspielte, die Logik seines Unternehmens zur eigenen Logik machte, die Entscheidungen seines Unternehmensvorstandes als eine Art „heiliges Wort“ begriff.

Sie lächeln, junge Frau. Ich befürchte, Sie verkennen den Ernst der damaligen Lage. Natürlich gab es Widerständler, die in ihren Unternehmen versucht waren, diese Radikalität entfesselten Profites nicht in ihr Denken gelangen zu lassen. Und das mag diesen Menschen sogar gelungen sein. Aber was war der Preis? Sie landeten einer nach dem anderen auf der Straße, waren ohne Arbeitsplatz, was soviel bedeutete wie: sie bezogen nurmehr eine spärliche staatliche Alimentierung. Ihr ganzer Lebensstil war dahin, nur weil sie nonkonformistisch dachten und handelten, weil sie nicht begreifen wollten, dass der eigene bescheidene Luxus nur bestehen kann, wenn er mit der Welt nicht geteilt werden muß. Das beinhaltete auch, dass man die Teilung seines Wohlstandes, also des westlichen Wohlstandes, noch nicht einmal theoretisch, in ethischen Diskussionen oder dergleichen, fordern durfte. Wer sowas tat, der machte sich verdächtig, für das Wohl seines Unternehmens nicht mehr bedingungslos zu arbeiten.

Doch, auch ich habe diesen Profittrieb verurteilt, aber ich war gezwungen dieses Denken in die hintersten Bereiche meines Gehirns zu verlagern. Sehen Sie, ich hatte damals einige Kosten zu stemmen, mußte ein Haus abbezahlen, ebenso ein Auto und hatte noch eine andere Verpflichtung, die mir eine unbedachte Nacht... naja, Sie wissen schon... eingebracht hat. Ich war niemals der Ansicht, dass man Menschen in der damaligen Dritten Welt Medikamente vorenthalten sollte, aber ich war auch nicht der Ansicht, dass ich meinen Wohlstand in Gefahr bringen, auf Unkosten sitzen bleiben sollte, nur weil ich so ungezwungen und naiv meinen Gedanken freien Lauf ließe.

Ich war mit Widerwillen dabei, als ich immer wieder vor die Presse treten mußte, um klarzustellen, dass „unser Konzern“ es sich nicht gefallen lassen würde, von „uns“ entworfene Medikamente durch räuberische Medikamentenkopierer verschleudern zu lassen. Wenn Sie sich einmal die alten Aufzeichnungen anschauen, dann werden Sie erkennen, welch widerwillige Miene ich aufgesetzt habe. Sie können ruhig aufschreiben, dass ich in gewisser Art und Weise im Widerstand war, junge Frau. Ja, schreiben Sie das...

Die Kunst des Oppositionellen lag ja gerade darin, einerseits dem System und seinen Lehren „treu zu sein“, andererseits aber versteckt dagegen anzuarbeiten. In die innere Emigration habe ich mich schon damals begeben, meine Arbeit machte mir keinen Spaß mehr, ich war lustlos, gönnte mir zum Ausgleich lange und teure Urlaube. Das war damals Widerstandsgeist, so äußerte sich das Denken der oppositionellen Zeitgeister. Die Zeiten, in denen man auf die Straße ging und Plakate hochhielt waren da ja schon lange vorbei – man war kultivierter Widerständler, versuchte das System mit blankem Zynismus auszuhöhlen. Nicht dagegen anmarschieren, sondern mitmarschieren und die marschierende Truppe irgendwie, durch falschen Marschrhythmus gewissermaßen, zu Fall zu bringen. Widerstand kommt - und kam damals auch – von „widerstehen“. Und widerstehen bedeutet nicht gleich, alles abzubrechen, alle notwendigen materiellen Voraussetzungen zu verwerfen, zum ethischen Asketen zu werden, der über Moral sinniert und protestiert. Man mußte von Innen heraus widerstehen, mußte den Anschein wahren und langsam aber sicher dagegenarbeiten, das Geschäft mit gesundem Zynismus ad absurdum führen.

Aber junge Frau, was nützt es denn, wenn man sich öffentlich entrüstet? Es ist doch nicht so, dass sich der Entrüstende damit einen Gefallen täte, er konnte damals keinen Profit herausschlagen, wenn er recht entrüstet tat... Tut mir leid, sehen Sie, junge Frau, die ideologische Verhunzung hält bei mir immer noch an. Nun sind die Zeiten, in denen ich in diese Logik des reinen und grenzenlosen Profits befolgen mußte, schon seit Jahrzehnten vorbei, aber ich bin immer noch so davon vereinnahmt, so dass ich von Profit rede, wenn es um moralische Fragen geht. Man hat damals viele Jahrgänge damit verseucht; wenn man das mit jungen Menschen tut, bekommt man das nicht mehr wegtherapiert. Was ich aber eigentlich sagen wollte: Wenn man sich aus einer gesunden Position heraus entrüstet, um irgendwelchen Opfern solidarisch zu begegnen, dann schließen im Regelfall die Opfer nicht auf, landen nicht in einer ebensolchen gesunden Position. Aber andersherum, nämlich dass man selbst seine Position verliert, um selbst Opfer zu werden, da wird ein Schuh daraus, das war die Logik jener Tage. Das haben die Menschen damals erkannt, weswegen sie von Innen heraus widerstanden.

Moralische Bedenken? Weil während des stetigen Höhlens des Steines, während der Revolte vom Büro aus, viele Menschen an heilbaren Krankheiten starben? Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht, auch später nicht. Meine stille Revolte lag eher darin, dass dieser Profittrieb mich einmal zum Opfer machen könnte. Revolte bedeutete für mich Besitzstandswahrung, Schutz all jener, die noch nicht Opfer sind – die Menschen in fernen Ländern, die an Krankheiten starben, an denen schon ihre Urgroßeltern starben, wußten ja nicht einmal etwas von ihrem Opferstatus. Wir Widerständler waren realpolitisch; wir wollten nicht die ganze Welt verändern, zunächst nur unsere Umwelt.

Ob ich glaube, es sei ein erfolgreicher Versuch gewesen, die Umwelt zu verändern? Wissen Sie, ich fühlte mich damals gut, weil ich meinte, ich würde kein Konformist sein, auch wenn ich wie einer aussah, handelte, sprach. Ja, ich war mir selbst wieder liebenswert – es war also erfolgreich. Man mußte damals als Revolutionär einfach kleinere Brötchen backen, bescheidene Ziele abstecken – meine Selbstzufriedenheit war Hauptziel, welches ich ja auch erreichte.

Überhaupt glaube ich, dass man Menschen wie uns, die den Irrsinn von Innen heraus bekämpft haben, viel zu wenig beachtet. Wir waren doch gewissermaßen Vordenker einer humanistischen Zeitenwende, finden Sie nicht? Wir waren Männer und Frauen der Tat, auch wenn man das nicht auf Anhieb erkennen konnte. Menschen mit Stil, die sich nicht einfach entrüsteten und protestierten, sondern sich im Rahmen der gesellschaftlichen Normen bewegten. Das sollten Sie schreiben, junge Frau, schreiben Sie, dass wir eine „verkannte Generation von Helden“ waren...

10 Kommentare:

Systemfrager 12. Februar 2009 um 14:43  

Och nein, ...
Der Inhalt, ... ist mir leider gut bekannt; etliche Jahre hat mir den Schlaf geraubt aber irgendwann muss man sich "zusammenreissen", immigrieren und warten, bis der Zug der Hungernden und Verstoßenen sich nähert, dann ... dann ...
Ich wollte aber etwas völlig anderes zum Ausdruck bringen. Die Sprache, der Stil, ich glaube nicht, dass ich in den letzten Jahren einen literarisch so fantastischen Text lesen konnte (und ich lese sehr viel - "Immigration" eben). Nicht einmal im Entfertesten.
Bitte, TUN SIE es immer weiter.
Bemerkung: Der bekante linke amerinkansiche Philosph R. Rorty ist der Meinung, nur so erreicht man die Massen.

Anonym 12. Februar 2009 um 19:50  

Danke für diesen tollen Artikel. Jetzt verstehe ich endlich warum sich die "Wändehälse" so angegriffen fühlen, wenn man sie auf ihre DDR-Vergangenheit anspricht. Es waren in Wirklichkeit alle Widerstandskämpfer, sie waren alle dagegen, im ZK der SED, in SED-Bezirks- und Kreisleitungen, im MfS (Stasi), in Regierung und Staatsapparat, nur der keine IM, der war der wirkliche Verbrecher und dem darf man nie verzeihen, den muss man verfolgen bis ans Ende seiner Tage... und darüber hinaus!

Anonym 12. Februar 2009 um 20:12  

Irgendwie sind wir doch alle Widerstandskämpfer. Schäuble, mit seinen Terrorgesetzen, hat's begriffen. Ein anderer Baden-Württemberger, bundesweit als Trauerredner bekannt geworden,hat's medienwirksam am falschen Subjekt suggeriert.

Oder sind wir einfach genauso verlogen wie die so genante Demokratie mit ihrem auf Lug und Trug aufbauenden Kapitalismus?

Lassen wir uns nicht von der Propaganda (PR) der Machthaber infizieren!

Anonym 12. Februar 2009 um 21:58  

In diesem Dreck steckt das ganze Land, jedenfalls die, die sich stolz Arbeitsplatzbesitzer nennen dürfen, und das wollen sie noch recht lange. Hat Marx schon festgestellt: Der Kapitalist privilegiert Teile der Arbeiterklasse, spaltet sie auf diese Weise (auch wenn der von Ihnen Genannte kein Prolet, sondern "Mittelständler" ist. Früher nannte man diese Leute Stehkragenproleten, egal, ob mit oder ohne Studium. In seiner Logik hat dieser Mann recht, nur - dient sie wirklich seinen eigenen Interessen? Genau so, wie Sie ihn beschreiben, so will man uns, so kann man uns benutzen. Aber wie sich wehren dagegen in einem kapitalistischen System, deren Gott nunmal der Profit ist?

Anonym 12. Februar 2009 um 22:34  

Täter-Opfer-Ausgleich mal anders. Wenn der Täter sich: "Ja doch.." - in Wirklichkeit - als Opfer sieht, "..ganz ehrlich!", dann versteht der Außenstehende den wahren, den stillen Helden, der ja doch seinen Herrn zutiefst verachtete; aber was sollte er machen!? Dann sind solche Sätze, wie: "Ich verurteile auf's Schärfste....aber,..!" erst wirklich zu verstehen; aber was soll man machen!?

Man muss das Kind beim Namen nennen! Man muss diesen wahren, stillen Helden seiner Kleider entledigen, ihn auf der Bühne vorführen wie einen Tanzbären. Und dort verlieren diese wahren, stillen Helden ihre Exkremente und ihre Selbstachtung - wie geprügelte Hunde.

Bloßgestellt und ohne Schutz - ein Blick in die leeren Augen und auf die geschundenen Körper ihrer Opfer werfend - werden diese wahren, stillen Helden sterben, vielleicht werden sie auch nur verrückt.

Ein hervorragender, aus dem wahren (Wirtschafts)Leben entstandener, Artikel.

Anonym 13. Februar 2009 um 10:30  

Wir sind alles Terroristen von Georg Kreisler (siehe youtube) ist die perfekte musikalische Untermalung zu diesem netten Stück Literatur

Anonym 13. Februar 2009 um 10:47  

Lieber Roberto,

vielen Dank für dieses Kleinod unter ihren Beiträgen.

Dieser Artikel veranlasst mich wieder einmal mehr zur Selbstkritik.

Wo beschönige ich mein Tun?
Wo unterstütze ich Ungerechtigkeit, Ausbeutung...?
Wo fürchte ich Repressalien und schweige lieber?
Wo warte ich darauf, dass sich etwas ändert ohne mein Zutun?

Sind wir nicht alle irgendwie Opfer und Täter?

Liebe Grüße
Margitta Lamers

Anonym 13. Februar 2009 um 15:29  

Sehr geehrter Herr Lapuente,

einen Aspekt ihres wahrscheinlich sehr treffenden Gedankengangs möchte ich hinterfragen.

"...wir wollten nicht die ganze Welt verändern, zunächst nur unsere Umwelt."

Stehen wir hier nicht vor einem Dilemma?

Wie kann man die Welt nachhaltig positiv verändern, wenn nicht durch Handeln in seiner unmittelbaren Umgebung? Im "Kleinen" eben, wo Standpunkte ausgetauscht, vorgelebt, hinterfragt, verstanden und schließlich verinnerlicht werden können? Dies hat zwar den mitunter quälenden Nachteil der Langsamkeit, dafür wird es aber keine fragile Mode.

Wer die ganze Welt (was ist die ganze Welt?) verändern will, wird irgendwann merken, daß er dafür seine ursprüngliche Intention aus der Hand geben muß - sie wird nicht mehr sie selbst sein, wenn sie auf der anderen Seite des Globus' angekommen ist.

Wenn nun ein charismatischer Held ohne Fehl und Tadel die Bühne beträte und viele Menschen für seine Idee, die ja eigentlich die ihre sein sollte, zu begeistern verstünde - dann würden wir lediglich Zeuge einer Götzenanbetung. Kaum ist der Held tot, die Geschichte kennt solche Beispiele, erodieren in den Gedächtnissen der Menschen die Fragen und Zusammenhänge, und die Welt wird sich wieder zurückdrehen, die Merkels und Mehdorns und Ackermanns in ihre Ämter zurückversetzt.

Das hervorragende Buch Haben oder Sein von Erich Fromm beschreibt augenöffnend die traurigen Verhaltensgrundlagen dieses Phänomens.

Ziviler Widerstand, auch auf die Weise, wie Sie ihn praktizieren, ist ein guter, nachhaltiger Weg. Aber jeder einzelne muß es von-sich-aus tun. Ob wir zu Lebzeiten für unser Handeln mit einer sichtbar besseren, schöneren Welt belohnt werden sollen oder überhaupt können, ist eine schwierige Frage, zumal der Weise sagt: Wenn Du es eilig hast, gehe langsam. Wenn Du es besonders eilig hast, mache einen Umweg - was Sie natürlich an den Stein erinnern wird.

Saepe cadendo, danke und liebe Grüße aus dem Ruhrgebiet

Anonym 13. Februar 2009 um 17:49  

Chapeau!!! Roberto!
Man sollte es nicht glauben, daß es möglich ist Peter Sloterdijks "Kritik der zynischen Vernunft" auf etwa 2 oder 3 Seiten zu komprimieren;
und das auch noch literarisch qualitativ gelungen.
Weiter so!

Anonym 13. Februar 2009 um 23:15  

LEIDER MUSS AUCH ICH GESTEHEN ...

... das ich einem berufsleben nachgehe, zwar in einer sehr unkonventionellen firma, aber ich trage meinen teil dazu bei, das alles wie es ist so erstmal bleibt.

Das sich einige meiner bekannten der arbeit verweigern, u.a. da sie einen staat der sich in vielerlei hinsicht inhuman verhält nicht noch mit steuergeldern unterstützen wollen ist mir dabei nich nur oftmals bewusst sondern ich kann sie nur zu gut verstehen.
Doch auch wenn es mich kratzt, auch wenn ich weiss das sie in gewisser hinsicht recht haben, so trottel ich jeden morgen wieder zur arbeit.

Vielleicht liegt es nur daran, das ich diese art der betätigung mag und ich mein grafisches "talent" dort zur geltung bringen kann.
Das ich dabei allerdings lediglich dafür sorge, das Menschen die unsere produkte kaufen mehr zeit vor einer spielekonsole oder dem heimischen PC sitzen, ist mir klar, aber ich weiss auch das die inhalte die unsere spiele transportieren zumindest nicht fragwürdiger natur sind.
nein, wir machen keine "killer"spiele, wir machen tolle inhaltslose und bedeutungslose sportspiele, so mit bandenwerbung und tollen kommentatoren.

wenn man es positiv betrachtet, so dienen wir sogar der menschheit und dem frieden, denn solange die leute unsere spiele spielen, tun sie nichts schlimmes wie mit messern aufeinander losgehen.
zwar verhindern wir auch das sie sich mit kopfschmerzthemen auseinandersetzen wie politik oder gesellschaft, wirtschaft und justiz.
Aber wenn man es mal vom kritschen geisteszustand aus betrachtet, das einem normalerweise beim bloßem anblick der üblichen leichten "papier"presse speiübel wird, und bei der halbwegs "guten" der mageninhalt bereits fehlt, und wir dies mit einfacher und dabei noch unterhaltsamer beschäftigung vermeiden, so kann das doch nicht schlecht sein was wir tun, oder ?
wer will schon ständig mit dem eigenen schlechten gewissen genervt werden ?

natürlich will ich nicht nur das zu meiner verteidigung hervorbringen, sondern muss gleichzeitig erwähnen, das ich selber nur ein lächerliches gehalt beziehe, und das leben in dieser stadt alles andere als günstig ist.
Wenn ich mir meinen besitz mal ansehe, dann ist das ein schrank, ein bett, ein grosses regal mit büchern, comics und ein paar dvd's, einem mountainbike und einem pc.
mehr habe ich bis heute nicht anhäufen können, und die ständige propaganda über die gesetzliche unsichere rente die ja wohl bald abgeschafft wird ( von der FDP hörte ich letztens sowas ) lässt mich nur verstärkter an mich denken, geld zu sammeln.
das werden sie doch verstehen, oder ?

Das ich mich versklaven lasse ist klar, aber zwei jahre hart4 haben mich überzeugt, wieder zu einem systemkonformen menschen zu werden.

Was sollte ich auch sonst machen ?
von hart4 kann ich mir nicht mal eine tube farbe kaufen um vielleicht endlich mal ein "sinnvolles" bild zu malen, einen comic mit gutem inhalt zu erstellen oder dergleichen wovon ich sogar schon träume.
ach herr jee, das sind wirklich schlimme gedanken, schweiss gebadet wache ich jede nacht auf ...

nein, deswegen arbeite ich ja, damit ich in der freizeit die für mich nur noch begrenzt vorhanden ist zumindest weiss, das ich eine tube farbe und pinsel und reiniger kaufen könnte, endlich was sinnvolleres machen könnte, es aber nicht tue da ich nach der arbeit zu kaputt bin um was sinnvolles zu machen, und mich ja auch mal entspannen muss, gell?

lg,
e

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