Sit venia verbo

Montag, 6. September 2010

"Das Paradox, daß wir mit wachsenden Ausgaben für Gesundheit trotzdem immer kränker werden, hat ganz andere Wurzeln als die meisten Menschen glauben. Dieser vermeintliche Widerspruch von Gesundheitsausgaben und Krankenständen ist in Wahrheit nämlich überhaupt nicht widersprüchlich, und der vermeintlich so bescheidene Ertrag des modernen Medizinbetriebs ist in Wahrheit alles andere als bescheiden. Die Wahrheit, die paradoxe und sehr schmerzhafte Wahrheit ist vielmehr, daß uns die Medizin nicht trotz, sondern wegen ihrer Erfolge immer kränker macht und immer kränker machen muß. Ihr vermeintlich so enttäuschendes Ergebnis ist alles andere als ein Indiz für Impotenz, sondern eine logisch notwendige Konsequenz ihrer großen Siege über Tod und Seuchen, die sie in den letzten 100 Jahren davongetragen hat.
[...]
So haben wir z.B. in Deutschland mit die höchsten Raten an Nierenkranken in der ganzen Welt, aber nicht, weil unsere Medizin so schlecht ist, sondern weil unsere Medizin so gut ist. Hätten wir nicht die weltweit vorbildlichen Möglichkeiten zur künstlichen Blutwäsche für alle, die sie brauchen, so gäbe es heute in Deutschland sehr viele Nierenkranke weniger. In England etwa zählt man nur rund 150 Nierenkranke pro eine Million Einwohner, verglichen mit 400 in der Bundesrepublik, aber nicht, weil diese Krankheit dort seltener auftritt, sondern weil in England kaum ein Nierenkranker seinen 60. Geburtstag überlebt.
Oder nehmen wir den Diabetes. Heute gibt es rund acht Millionen Zuckerkranke in Deutschland, verglichen mit rund 100.000 zu Beginn des Jahrhunderts, aber nicht wegen der Unfähigkeit der modernen Medizin, sondern weil vor 80 Jahren das Insulin erfunden wurde. Ohne dieses Medikament, dessen segensreiche Wirkung wohl von niemandem bestritten werden kann, hätten wir heute viele Zuckerkranke weniger."
- Walter Krämer & Gerald Mackenthun, "Die Panik-Macher" -

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