Gut, dass er das nicht mehr erleben muß

Samstag, 4. September 2010

Ich gebe es offen zu: ich fürchte mich. Mir wird es schwindelig, wenn ich die Kommentare verfolge, die man Sarrazins Buch angedeihen läßt, wenn ich auf Verkaufsplattformen klicke, bei denen die Kundenrezensionen fast einheitlich voll des Lobes sind für diesen Mann und seine konfusen Thesen. Angst stellt sich ein, wenn ich aus jeder Ecke höre, er sei zwar vulgär und unanständig, aber im Kern habe er, das müsse man honorieren, doch vollkommen recht. Mich triezt der Magen, wenn ich von "bitteren Wahrheiten" oder von "Wahrheiten, die man nicht hören will" lesen oder hören muß. Es löst bei mir Koliken aus, wenn ich die milde vor sich hindampfenden Proteste vernehme, die sich halb an Sarrazins Hals hängen, ihm halb gratulieren, ihn hälftig loben, um auf der anderen Seite mahnend den Drohfinger zu schwingen - Drohgebärden, die nicht zu doll, nicht zu erbost, nur tadelnd wirken sollen, lediglich etwas mehr Etikette einfordernd.

Nervös macht mich das alles; Schiss bekomme ich da regelrecht, wenn ich diese ganze Chose, diese Entwicklung fortspinne, wenn ich weiterdenke, was ein solcher wohlwollend aufgefasster Diskurs für die Zukunft dieser Gesellschaft bedeuten könnte. Schämen muß man sich zukünftig jedenfalls nicht mehr, derlei rassistisches und sozialeugenisches Gedankengut zu verbreiten - man gilt dann sogar als jemand, der den Mut hat, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Kants Magengeschwür würde aufbrechen, hätte er sich diesem geistig trägen Zeitalter nicht bereits durch Tod entzogen.
Und was werde ich tun, wenn jeder dahergelaufene Dummkopf schreit, dass der Muslim oder der Arbeitslose unser Unglück sei? Später vielleicht sogar jeder kostenintensive Senior oder jeder teure Kranke - Stillstand ist ja bekanntlich Rückschritt! Man muß auch bei der Aufhetzung fortschrittlich denken! Was ich also dann tue? Was bleibt da schon zu tun: bekehren kann man die gesellschaftlich anerkannte Blödheit nicht, denn sie wähnt sich ja nicht blöde, ganz konträr, sie bildet sich ja gerade ein, dass sie besonders gescheit ist - das ist ja das ganze Problem! Wenn der Blödmann von seiner Blödheit wüsste, dann bestünde durchaus Hoffnung; wenn er aber meint, ausgewiesenes Musterexemplar von Intelligenz zu sein: dann wird es gefährlich. Und sicher ist es so, dass nicht nur Blödiane diesem Herrn beipflichten - es sind ja gerade die besonders hellen Köpfchen aus Politik und Wirtschaft, Funk und Fernsehen, Presse und Geisteswissenschaft, die ein Hallelujah anstimmen, auch wenn sie nun so tun, als habe sich Sarrazin schwer versündigt. Aber unzählige Hellköpfe, die dergleichen nur aus Kalkül betreiben, kann es gar nicht geben - ein solcher Konsens muß zwangsläufig auf die massenhafte Blödheit bauen, wenn er Massenartikel werden soll.

Was tut man also? - Man schweigt. Ich will ohnehin nicht dagegenhalten, mit Gegenargumenten um mich werfen, mit denen ich belegen möchte, warum Türken, Araber oder Langzeitarbeitslose doch nicht so schlecht seien, denn das hieße ja, ich müsste ihre Existenz in Deutschland rechtfertigen, sie entschuldigen. Einen solche Diskussion will ich mir nicht aufdrücken lassen - das sind keine fairen Spielregeln. Es geht auch nicht darum, Faktenlagen zu schaffen, angebliche Statistiken zu entkräften - es geht eher um Ethik. Wird denn die Aufwiegelung gegen gesellschaftliche Gruppen ethischer, wenn sie mit Zahlen und Ziffern unterlegt werden kann? Lösen Statistiken, was auch immer sie aussagen, die Menschenrechte auf? Ist Nächsteliebe etwas, das sich nur dann umsetzen läßt, wenn Erhebungen die passenden Zahlen liefern? Wenn es um Umweltprojekte oder dergleichen geht - von mir aus, da benutze man Statistiken zur Argumentation. Aber doch nicht, wenn es um die Existenz von Menschen geht - schon gar nicht im Verbund mit pseudowissenschaftlichen Thesen zur Humangenetik.
Eine Anekdote aus dem Talmud hat mich stets sehr beeindruckt: dort heißt es sinngemäß, dass man Menschen nie mit Zahlen belegen soll - niemand ist eine Eins, eine Zwei, eine Drei und so weiter. Man könne demnach nicht auf Menschen deutend zählen. Wenn überhaupt so könnte man nur zählen: Einer, noch einer, noch einer... das unterstreicht die Individualität, den Menschen dahinter. Ich gebe ja zu, ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob ich dieses Gleichnis aus dem Talmud habe oder nicht - aber es könnte daraus stammen, denn es beinhaltet jene jüdische Eigenart, gegebene Realitäten gegen den Strich zu bürsten. Das hat nichts mit jüdischen Genen zu tun, die ein solches Verhalten begründen - das ist jüdische Bildung, jüdische Spiritualität, etwas Angelerntes, nichts körperlich Vererbtes. Wenn man also Statistiken herauskramt, dann erdrückt man die Menschen, die dann nurmehr anhand dieser Zahlen wahrgenommen würden. Manchmal mag es ja nicht anders gehen - um das menschliche Zusammenleben zu erfassen, sind solche Verfahren jedoch ungeeignet. Daher will ich nichts dagegenhalten, ich will mich nicht auf die Zahlenebene begeben und die Spielregeln derer annehmen, die Menschen in Statistiken pfropfen, um sie darin verächtlich und zum Freiwild für vollendete Wirrköpfe zu machen.

Sarrazin sprach von den Genen der Juden und Basken. Aber nicht erst deshalb, weil mein Vater Baske war, geht mich diese Diskussion dennoch etwas an. Sie geht mich als Mensch an! Sicher, ich bin kein Moslem, niemand aus einem gänzlich anderen Kulturkreis - aber ich bin der Sohn eines Spaniers, der zeit seines Lebens, an anderer Stelle wurde darüber berichtet, nie in Deutschland ankam. Und ich bin der Sohn eines Vaters, der nicht mehr lebt. Beobachte ich das, was sich hier in diesem Lande entwickelt, muß ich fast froh sein, dass er nicht mehr ist. Wie hätte er sich aufgeregt, wie wäre er cholerisch geworden, halb deliriert- ich bin mir sicher, wäre ihm einer dieser Sarrazinbefürworter, wie man sie derzeit an jeder noch so gammeligen Ecke finden kann, mit Lobhudelei für den aufrechten Hugenottensprössling gekommen, er hätte ihm im unkontrollierten Anflug von Wut allerlei Beleidigungen an den Kopf geknallt. Und was hätte der Sarrazinjünger getan? Er hätte sich bestätigt gefühlt, hätte auf meinen wütenden Vater gedeutet und gesagt: Da, schau, jetzt sieht man es mal wieder, wie die Ausländer sind! Frech und bösartig - man darf im eigenen Land nichts sagen, ohne dass man sich von so einem Fremden beleidigen lassen muß! Was für ein Teufelskreis! Man stachelt an und erntet Wut, damit man wieder Grund zum Anstacheln hat... ich muß fast froh sein, keinen Vater mehr zu haben; es erleichtert mich, dass er dieses rabiate Umschlagen der Stimmung nicht erleben muß. Freundlich ging es gegen Ausländer in diesem Lande selten zu - aber so radikal, so gehässig: das ist eine neue Qualität von Groll.

Wie schlimm es um ein Land steht, in dem ein Sohn froh über seines ausländischen Vaters Tod sein muß - wie schlecht die Lebensqualität in einer solchen Gesellschaft doch sein muß! Was hat dieses gesellschaftliche Klima aus mir gemacht, mir aufgehalst, wenn ich über diese Tragödie im Leben eines Sohnes auch noch entzückt sein muß? Natürlich hätten sie ihn beschwichtigt: um dich geht es doch nicht; wir meinen doch nicht die Spanier, wir meinen die Araber, die Türken - und gelegentlich die Arbeitslosen natürlich. Aber du doch nicht, du warst doch immer anständig, hast gearbeitet. Gegen dich sind Sarrazins Worte nicht gerichtet! Vergessen hätten sie die Zeiten, in denen man solche wie meinen Vater hier in Bayern als Katzlmacher beleidigte - was noch eine nettere Diffamierung war! Natürlich meinte man Italiener damit: aber Spanier, Italiener - das ist doch alles dasselbe! Vergessen jene Ära, in der man Gastarbeitern zusetzte, sie liebend gerne nach verrichteter Arbeit dorthin zurückgeschickt hätte, von wo sie gekommen waren.

Er muß glücklicherweise nicht mehr erleben, wie selbst in der Verwandtschaft lobende Worte für die aufrechte deutsche Eiche Sarrazin gefunden werden - dieser Ärger bleibt mir vorenthalten. Wiewohl er natürlich die Ausländerfeindlichkeiten aus der Verwandtschaft auch damals schon erlebt hatte. Er ist jetzt aus dem Schneider. Und ich, ich höre mir sowas an, setze zur Gegenwehr an und verstumme schnell wieder, weil die hier offenbarte Dummheit nicht bezwingbar ist. Man kann einem mit Vorurteilen vollgestopften Gemüt keine gegensätzlichen Positionen vorsetzen, das endet immer in Peinlichkeit - in der Peinlichkeit, als unverstandener Gutmensch begriffen zu werden, und in der Peinlichkeit, den anderen als plumpen Idioten geoutet zu haben. Man kommt aber nicht einen Schritt weiter. Mein Vater, ein leidenschaftlicher Mann, er hätte gewettert und geschimpft, er hätte niemals wortlos hingenommen, er hätte sich an den Mauern, die solche Dummköpfe hochziehen, mürbe gestoßen. Für nichts! Nur dafür, einen Schritt näher am Herzinfarkt zu sein!

Ich fürchte mich vor dem was kommt. Als ich sah, mit welcher Aufmerksamkeit man Sarrazins Buchpräsentation belohnte, gesellte sich zur der Furcht auch noch Abscheu und ein empfindlich beleidigtes Gerechtigkeitsgefühl. Wie kann man einem solchen Schmierfinken, einem solchen Aufwiegler und Lügenbaron, diese literarische Achtsamkeit entgegenbringen? Selbst ein Grass bekommt für der Veröffentlichung eines neuen Buches keinen solchen großen Bahnhof. Ist NTV und BILD vor Ort, wenn Grass aus seinem neuesten Werk liest? Und dann gibt es solche Verfasser wie mich, die sich mühen, die versuchen ein Mindestmaß an Qualität zu bewahren... und was muß man dann sehen: einen gestrigen Charakter, der vorgestrige Lehren bemüht, dafür sogar noch Applaus und Publizität erntet! Man fühlt sich zwangsläufig beleidigt, zurückgesetzt. Ich behaupte sogar, selbst ein Grass sitzt fassungslos daheim. Jedenfalls will ich es mir einbilden, dass es so ist. Grass, sich grämend, sich fragend, für was die Kunst der Worte zu bemühen sei, wenn schreiberische Berühmtheit auch mit Dreck erlangt werden könne. Man muß kein Freund von Grass sein, seine Bücher nicht mögen: aber er veröffentlicht keine Bücherdeckel, zwischen denen irgendwelche Scheiße gebunden ist. Er schafft Kunst, bietet hohes Niveau. Wenn schon Massenansturm, dann für Leute wie Grass - stattdessen muß man zusehen, wie man einen Stümper hofiert, in den Arsch kriecht, im Absatzzahlen sichert. Welche Beleidigung für den letzten Rest deutschen Intellektualismus!

Aber man lese nur die Kommentare unterhalb der publizierten Sarrazinaden. Dort wettert man gegen die Gutmenschen, gegen die Intellektuellen. Letzteres gilt wieder als Beleidigung, als Gefährdung für den Volkskörper, als Arroganz gegen Volksempfinden. Auch das hat Sarrazin geschafft: er greift nicht nur Migranten und die Unterschicht an, er hat mit seinem strengen Anti-Intellekt dafür gesorgt, dass nun jeder halbwegs durchdachte Beitrag im Keim erstickt wird. Es geht für jene, die Sarrazin an den Lippen haften, gar nicht mehr um ernstliche Auseinandersetzung mit dem Thema - sie wollen nur ihre innerste Empfindung bestätigt sehen, immer und immer wieder. Bedenkenträger stören da nur, sind intellektuelle Feinde des gesunden Volksempfindens. Karl Kraus sagt irgendwo, dass das Geheimnis des Agitators sei, sich so dumm zu machen, wie seine Zuhörer sind, damit diese glauben, sie seien so gescheit wie er - ob Kraus Sarrazin und seine Anhängerschaft wohl kannte? Ähnliche Herrschaften kannte er aber sicherlich...

Wie das Feuilleton, die Kommentatoren und Meinungsokkupanten nun aus ihren Eigentumswohnungen kriechen, um Sarrazins Hinschied bei der Bundesbank anzufeinden. Persönlich ist es mir egal, ob er nun weiterhin dort Vorstand bleibt oder nicht. Es paßt doch ganz gut, wenn er unter Herrschaften in feinen Garn bleibt - so wie es nur konsequent wäre, wenn er weiterhin bei der SPD bliebe. Man darf Sarrazin nicht an den rechten Rand, in die NPD drängen: man muß ihn integrieren. Dort integrieren, wo sein Gedankengut herkommt, blüht und gedeiht: aus der gesellschaftlichen Mitte. Das ist die Heimat Sarrazins, das ist die Heimat einer solchen Denkweise - die genetischen Taschenspielertricks sind nur ein Spleen. Andere aus der gesellschaftlichen Mitte, gerade auch aus der Sozialdemokratie, brauchen keine Gene, um ganz ähnliche verächtliche Schlussfolgerungen zu ziehen. Viele Wege führen nach Rom - mindestens ebensoviele wie nach Großberlin, wie in eine Geisteshaltung, die sich großmannssüchtig und großkotzig deutsch aufgewertet, geradezu aufgedeutscht hat.
Was sie alles in die Debatte werfen! Ein Armutszeugnis sei der Rauswurf bei der Deutschen Bank, ein unglaublicher Eingriff der Politik. Ausgereicht habe Sarrazins genetische Disposition nicht, um den Rauswurf zu begründen. Nicht mal mehr seine Meinung dürfe man laut sagen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Das deutsche Feuilleton würde gerne laut Faschismus! rufen oder etwa gemäßigter Das ist doch fast wie im Faschismus! - aber das ist nicht opportun. Daher berufen sie sich auf die SED, plärren laut, dass es hier mittlerweile zugehe wie in der DDR. Freie Meinung ist es hierzulande beispielsweise nicht, einen vernünftigen Diskurs zur RAF zu etablieren, nicht mal zum Sozialstaat darf man frei von Ideologie argumentieren - ersteres das ist verbaler Terrorismus, zweiteres längst vergangene Romantik. Meinungsfreiheit war es auch nicht, als dieses Jahr am Nockherberg der Kabarettist Lerchenberg sich dazu aufschwang, Westerwelle als Kapo zu stilisierten - sowas sage man nicht! Selbst die künstlerische Freiheit habe ihre Grenzen! Es ist Meinungsfreiheit, gegen Minderheiten und Randgruppen zu hetzen - es verletzt sie aber, wenn die Hetze gegen etablierte Kreise, gegen Eliten stattfindet.
Wie sie da nun allesamt den Unrechtsstaat heraufbeschwören, nur weil man nicht mal mehr in aller Ruhe Sozialgenetik betreiben darf - wobei man die ja verurteilt. Trotz allem hätte Sarrazin aber recht, man müsse die Gengeschichte nur zur Seite schieben, dann bleibt die Wahrheit, nichts als die reine Wahrheit, so wahr ihm Houston Stewart Chamberlain helfe! Nicht mal mehr Zivilcourage dürfe man mehr zeigen, beschwert man sich öffentlich. Was für ein Skandal! Es würde mich gar nicht wundern, wenn sie bald Thoreau bemühen, die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat ausrufen - natürlich nur für Deutschtümler! Soldaten oder Demonstranten haben diese Pflicht, sich ein Recht herauszunehmen natürlich nicht. Thoreau hat aus einer Nichtigkeit heraus, weil er eine Nacht im Gefängnis verbringen musste, aufgrund einer verweigerten Steuerzahlung, ein zeitloses Traktat verfasst. Jene, die nun fehlende Meinungsfreiheit postulieren, bauen nicht mal auf eine Nichtigkeit; sie zementieren auf einer Schweinerei, verwechseln Meinungsfreiheit mit Beleidigung und Diffamierung und konstruieren daraus ein getretenes Menschenrecht, einen geschundenen Märtyrer. Lauter zwergenhafte Thoreaus ereifern sich nun in den Meinungsspalten - ihre Staatsfeindlichkeit ist bereits so ausgereift, dass es nicht mehr nur der Steuerbescheid ist, der sie zu Pekuniäranarchisten werden läßt - sie haben für alles Beißreflexe ausgeprägt, was irgendwie nach Verpflichtung oder Verantwortung stinkt. Und sei es nur die Verantwortung, mit dem hohen Gut der Meinungsfreiheit verantwortungsvoll umzugehen. In einem Staat, wo man Verantwortung verlangt, da herrscht Unrecht, da herrscht eine versteckte SED... und da ergreifen Kleingeister, die sich ganz groß glauben, das Meinungsmonopol.

Was lauert da in der Ferne? Die aufgeklärte Gesellschaft, sie mag noch nicht ganz tot sein - aber sie zuckt und windet sich im schmerzhaften Todeskampf. Sarrazin ist kein Hitler - nicht mal dazu ist er begabt genug. Er wird kein Volkstribun werden, doch er macht Ansichten gesellschaftsfähig, macht sie zum guten Ton neuer öffentlicher Debatten. Der Ton wird noch schärfer werden, die Mitmenschlichkeit wird noch mehr schwinden, die angeblich strauchelnde Integration wird immer schwieriger, immer mehr zum Verrat an den eigenen Wurzeln und zum Umsetzen einer nicht offiziell auferlegten deutschen Leitkultur. Diejenigen, die sich gegen diesen Konsens auflehnen, werden abgelehnt, werden verspottet und - ich befürchte es fast - hin und wieder verprügelt. Intellektuelles Schwein! oder Nestbeschmutzer! werden dann gern gebrauchte Floskeln sein. Und abends sitzt die Nation vorm Fernseher, Rückblicke betrachtend, Knopp lauschend, wie es damals so war, wie es damals so weit kommen konnte, damals: 1933. Sie werden entrüstet den Kopf schütteln, auch jene Jahrgänge, die noch vor Jahren gegen das Mitläufertum ihrer Eltern protestiert haben, werden da rege mit dem Kopf schlingern - wie konnten die damals nur so blöd sein, werden sie sich auf dem Sofa sitzend gegenseitig fragen. So eine finstere, dumme Zeit! Gottlob, wir haben es besser! Sind gescheiter...



79 Kommentare:

Inglorious Basterd 4. September 2010 um 09:10  

So früh schon einen derart guten Kommentar zum schwarzen Kaffee. Das macht wach. Besonders was die SPD betrifft, triffst Du meine Einschätzung total. Habe mir den Text auf meinem Doku-Portal gespeichert, weil er als Argumentationshilfe bestimmt noch einmal benötigt wird und ich nicht lange scrollen muss.

In der Berichterstattung des öffentlichen-rechtlichen TV ist mir eine Parallele aufgefallen: Das Pendant zu der Bemerkung "Diese Arbeiter stehen jeden morgen früh auf und......" ist der Türke, der "hier pünktlich seine Steuern zahlt". Diese penetrante Hervorhebung empfinde ich als Ausgrenzungskriterium, genauso wie das "mit Migrationshintergrund".

Dabei weist der Migrationshintergrund doch nur auf ein Ereignis hin, das bereits vor zwei bis drei Generationen stattgefunden hat. Analog zu diesem Kriterium müsste es dann bezogen auf die Mehrheitsgesellschaft der Deutschen jedesmal auch heißen, "Deutscher mit Faschismushintergrund". Auch nicht schlecht wäre: "Franzose mit Revolutionshintergrund" oder "Ami mit Völkermordhintergrund".

Letztlich nochmal mein Dankeschön für Deinen Text.

persiana451 4. September 2010 um 09:16  

Sein "Verdienst" besteht darin, Themen in die Diskussion zu bringen, die man so einfach nicht diskutieren sollte. Das hat er geschafft. Genau wie Wolfgang Clement. Sie bereiten den Boden schon vor. Ich als alte Verschwörungstheoretikerin glaube unbedingt daran, dass das Absicht ist. Und das Schlimmste daran: Statt dass es Massenproteste hagelt, und sich das ganz Land über Herrn Sarrazin empört, wird er noch hofiert - bezüglich seiner Aussetzer gegen türkische Mädchen haben ihm die Medien ihm noch Schützengeleit gegeben. Man könnte meinen, dass sei Beweis genug für den Niedergang unserer Regierungs"elite" und der Medien, aber im Gegenteil - die bürgerliche Mitte pflichtet ihm bei, mehr oder weniger offen... Pfui Teufel. Und wir sind noch lange nicht am Ende...


In England ist schon die Zwangssterilisation der "Untauglichen" im Gespräch, ganz offiziell...

Anonym 4. September 2010 um 09:21  

"Gut, dass er das nicht mehr erleben muß"... habe ich mir auch ziemlich oft gedacht. Es fühlt sich an, als ob sich ein branuer Tsunami in Deutschand Bahn bricht. Ich fühle mich machtlos und frage mich, was sind das für Menschen.... und wieviele sind es. Wie fühlt sich so eine Mehrheit von 95% der Menschen im realen Leben an, wie sieht sie aus? Man fängt an abzuzählen, 5 von 100 sind nicht so. Da verzählt man sich schnell.

Ich finde S. Hetze nicht beänstigend, die dab es immer und wirde es immer geben. Was mich fassungslos dreinschauen lässt, ist das mediale Podest, das bereitet wurde...diese absolute Zustimmung in dem Kommentaren, TED Umfragen in den Medien. Die Zustimmung reicht von 94% bis 98 Prozent. Siehe zB VTX-Seite 151 von NTV. Ist das Volk wirklich eine solch homogene Masse? Ich kenne dieses Land anders. Nicht so übel verkorkst. Ich habe mir bislang eine "Drittelphilosophie" mit meiner Lebenserfahrung zurechtgelegt, diese gelebt und bin damit bislang gut gefahren.Diese sieht/sah, im sehr groben, aus, wie folgt. Das erste Drittel ist rechtsextrem, rassistisch. DAs 2te Drittel ist neutral. DAs letzte Drittel ist menschlich, wohlgesonnen und gut Freund.
Da scheine ich mir was vorgemacht zu haben, oder?

Das Schlimme ist, dass man nun anfängt die "Thesen" von S. "inhaltlich" zu diskutieren. Wahnsinn. Man diskutiert Rassismus und Eugenik. Da bin ich baff. In wissenschaflichem Mantel gehüllt, wie damals bei den Schädelvermessern mit Augenfarbenvergleichstafeln.
Ich bin nicht gewillt über Thesen zu diskutieren die übelste Hetze und Diffamierung nach sich ziehen... wohlgemerkt lässt man in diesen "Diskussionen" meistens ein offenes Ende. Das heisst, die (End)Lösung des Problems bleibt der Fantasie der Mitdiskutanten überlassen. Das kann furchtbar enden. Es sind viele Parallelen vorhanden, zu der Zeit , von der man dachte, dass diese nie wieder passieren würde.

Anonym 4. September 2010 um 09:21  

Ich habe sehr oft Fragen an die Diskutanten gestellt, mit der Hoffnung, diese dadurch zum nachdenken zu bewegen. Diese wurden einfach ignoriert. So lebt es sich doch kuschelig warm in seiner eingenen Welt, in der zum großen Teil Xenophobie und Rassenthesen existieren.

Ich hoffe und versuche mir einzubilden, dass diese überwältigende Zustimmung, das Werk einer zielgerichteten kleinen Gruppe ist, die sehr emsig jede "Diskussion" leitet und per Wählapparat bestimmte TedNummern anrufen.
Zoran

JaNee 4. September 2010 um 09:30  

Diejenigen, denen es eigentlich an den Kragen gehen müsste, freuen sich gerade ob der stumpfen Idiotie des gemeinen Stammtischpöbels. Da kommt ein Schiefschnautzer, der noch mal so richtig Öl ins Feuer kippt, gerade recht. Mag er jetzt auch nach außen hin kritisiert werden, seine Seilschaften werden ihn sicherlich nicht im Stich lassen.
Und dazu dann heute die neun Faschogebote in unserer geliebten Bild. Wo die Reise hingeht, dürfte klar sein.
Ach und ja, ich fürchte mich auch.

potemkin 4. September 2010 um 09:32  

Was mich erschreckt: Wie ein offensichtlich unterbemittelter Mann, der sich zudem kaum ausdrücken kann, in geradezu devoter Weise hoffiert wird. (Ich habe mir diese Plasberg-Sendung angetan, weil ich den Herren noch nie erleben durfte) Während anderen arrogant das Wort abschneidet, wird diesem stammelnden Häufchen Elend ('Ich habe da mal was gelesen') alle Zeit der Welt eingeräumt. Ich habe den Verdacht, dass dieser Banker und Senator bar jeder Qualifikation durch gewisse 'Alte Herren' (sprich: Verbindung) die Leiter immer weiter nach oben geschoben wurde. Und es gibt ihrer viele, die allerdings noch nicht ihre schriftstellerische Ader entdeckt haben...

Ines 4. September 2010 um 09:56  

Hallo Roberto,
ich bin nichts anderes gewohnt von Deinen Texten. Sie sind gut, verständlich, einprägsam und nachvollziehbar. Einfach gut.

Du bedienst die Bevölkerung mit der Frage "wie konnte es damals, 1933, dazu kommen"; erlaub mir dazu bitte eine Zusatzbemerkung.

Es kam nicht 1933 "dazu", jedoch hatte man die Vorläufer nicht gesehen, nicht wahrgenommen. Ganz so wie heute.

Die Menschen in Deutschland waren mehrheitlich in der Situation kaum mehr einer Arbeit nachzugehen, sorgten sich um ihr Überleben. Nach dem 1. Weltkrieg und den ihm folgenden Verträgen seitens der Sieger herrschte Hunger und Arbeitslosigkeit. Derart wie es für uns heute nicht mehr persönlich nachvollziehbar ist. Noch-Arbeitnehmer wurden weit unter Lohntarif entlohnt, nur ein einziges Brot kostete den gesamten Tageslohn, als Kaffeeersatz wurden Kartoffelschalen ausgekocht - von Früchten die man unter lebensbedrohlichem Einsatz dem Bauern vom Feld stahl.
Jene Situation war es die Augen und Ohren für Hitler öffnen liessen. Die Inhalte seiner (zunächst nur) Reden bedienten das gebeutelte Volk. Konnten somit auf breite Zustimmung stossen, so dass er später die Beliebtheit erreicht hatte als führende politische Kraft auf breiter Fläche akzeptiert zu werden. Nach Übernahme der Regierungstätigkeit hielt er dann mit direktem Handeln die Menschen bei der "Stange", sorgte für Arbeitsplätze, für Brot. Seine kruden Weltherrscher-Gelüste hinter seinen Reden und seinem Handeln konnte und wollte zunächst niemand sehen, hatte man doch gerade eben erst wieder ein Leben zurückbekommen bei dem man sich nicht mehr ums Überleben sorgen musste. Mit Hitler ging es den Menschen "scheinbar" wieder gut, die eigenen Probleme wurden weniger.
Aber auch damals hätte man erahnen können in welche Richtung es gehen wird. Bereits 1921 sah ein kluger Herr die politische Entwicklung für 12 Jahre voraus - die sich mit Hitler 1933 dann leider tatsächlich manifestierte.

Auch heute wieder werden die Ängste des Volks bedient. Ein Herr Sarrazin jedoch wird niemals die Führung übernehmen; das werden andere sein. Möglicherweise kennen wir sie bereits. Vielleicht aber warten sie auch noch eine kleine Weile, denn wie ich das aus meinem persönlichen Blickwinkel sehe, braucht es noch "a kleines tuterl".

Ines 4. September 2010 um 09:57  

(Fortsetzung)

Aber auch damals hätte man erahnen können in welche Richtung es gehen wird. Bereits 1921 sah ein kluger Herr die politische Entwicklung für 12 Jahre voraus - die sich mit Hitler 1933 dann leider tatsächlich manifestierte.

Auch heute wieder werden die Ängste des Volks bedient. Ein Herr Sarrazin jedoch wird niemals die Führung übernehmen; das werden andere sein. Möglicherweise kennen wir sie bereits. Vielleicht aber warten sie auch noch eine kleine Weile, denn wie ich das aus meinem persönlichen Blickwinkel sehe, braucht es noch "a kleines tuterl".

Birkowski 4. September 2010 um 10:56  

Tach,
selten las ich einen Artikel mit so viel Freude und soviel Ärger und Wut gleichermaßen. Ärger und Wut, weil die aufgezeigten Missstände so offensichtlich, so wahr sind und Freude, weil es noch laute Gegenstimmen gibt. Danke!

Libero 4. September 2010 um 11:15  

Standing ovations!!!

Anonym 4. September 2010 um 11:23  

Treffender Text, lieber Roberto J. de Lapuente. Übrigens was "Gutmensch" als Beleidigung angeht, da habe ich so meine eigene Ansicht: Was ist das Gegenteil von "gut"? Na, dann bin ich doch lieber noch ein "Gutmensch" als ein "Schlechtmensch" (diesen Begriff sollte man denen entgegenschleudern, die gesellschaftliches Engagement abwerten, und hoffen, dass der sich ebenso einbürger wie "Gutmensch").

Fazit:

Ich bin stolz darauf ein "Gutmensch" und kein "Schlechtmensch" zu sein ;-)

Gruß
Bernie

Stimmvieh 4. September 2010 um 12:41  

Danke!!!
Sie treffen, wie fast immer, den Nagel auf den Kopf!

Es ist irgendwie... ironisch, wenn Sarrazin-Fans einerseits jammern, man dürfe in diesem Land ja noch nicht einmal seine Meinung sagen (obwohl sowohl Sarrazin als auch seine Jünger ja genau das tun), sich dann aber jede Äußerung von Kritikern verbitten, solange die nicht Sarrazins Buch gelesen haben (soweit kommt es noch, dass ich Geld für das "Vergnügen" aus dem Fenster schmeiße!) und jede einzelne Aussage darin mit mindestens genauso umfangreiche Statistiken, Tabellen und Kurven widerlegen können... sich einerseits echauffieren, dass die Kritiker ja "immer nur die Nazi-Keule schwingen", andererseits eben jene Kritiker pauschal als "Linke" und "Gutmenschen" (wie ich dieses Wort hasse!) diffamieren.

Sarrazin selbst wäre in meinen Augen gar kein Problem, wenn die Menschen ihn ignorieren würden - dann hätte sich auch keine Verlag gefunden, um sein Buch zu veröffentlichen. Aber diese "Endlich traut sich mal einer das zu sagen"-Jünger, die machen mich wirklich wütend!

Margitta Lamers 4. September 2010 um 12:47  

Lieber Roberto,

ja, auch ich habe Angst, große Angst vor dem was sich da anzubahnen scheint.

http://paulinchen-ist-allein-zu-haus.blogspot.com/2010/09/herr-sarrazin-sie-beleidigen-meinen.html

Wut stellt sich dabei nicht ein, aber Zorn und der wird immer größer und zwar im Sinne von Georg schramm
http://paulinchen-ist-allein-zu-haus.blogspot.com/2010/08/georg-schramm-lasst-dampf-ab.html

Uns allen wünsche ich dass die Weisheit doch siegen wird.
Margitta

Bernd Kudanek 4. September 2010 um 12:56  

Lieber Roberto,

zu anderen ähnlichen Vorkommnissen in dieser (leider) unserer verblödeten Republik sage ich gerne und aus Überzeugung "no parasan", sie kommen damit nicht durch, aber zu dem von Dir aufgezeigten Horrorszenario bleibt mit diese Zuversicht im Halse stecken - wie Dir auch.

Björn 4. September 2010 um 13:09  

Wirklich ein äußerst gelungener Text, bis auf eine "Kleinigkeit": "Was tut man also? - Man schweigt." Bitte bloß das nicht. Schweigen wird doch gerne als passive Zustimmung verstanden, das kann man nicht wollen. Also, auch wenn es schwer fällt: weiter machen! Immer weiter machen! Hat auch Olli Kahn schon gewusst ;)

Anonym 4. September 2010 um 13:20  

Super Artikel - danke, danke, danke!!!

Anonym 4. September 2010 um 13:22  

Im Moment schäme ich mich wirklich für "mein" Land.

Man gebe einem Teil der Bevölkerung Zückerchen, setze den Rest nur genug unter Druck und präsentiere Sündenböcke.
"Teile und herrsche" ist schließlich ein altes und bewährtes Konzept.

An der Aufnahme von Sarrazins Hetzschrift durch große Teile des selbsgefühlten Bildungsbürgertums, kann man sehen wie tief die 68er, von Ausnahmen abgesehen, gesunken sind.

Was sind die über ihre Eltern hergezogen, was waren die nicht alle links, um sich dann im Gegensatz der Generation ihrer Eltern, ohne Not und Zwang korrumpieren zu lassen.
Für Glasperlen von links unten nach rechts oben. Pfui Deibel.

bl 4. September 2010 um 13:33  

Ich kann mir nicht helfen, aber dieser Herr Sarrazin erinnert mich an Ekel Alfred. Der Schnauzbart, der Tunnelblick, die Parolen... Kein Zweifel, Ekel Alfred hat es in die "Realität" geschafft, leider nicht witzig, sondern bier-ernst.

Immerhin kann man diesem Vorgang auch positive Seiten abgewinnen. Er zeigt quasi exemplarisch, wie durch Zustimmung Realität geschaffen wird. In diesem Buch wird eigentlich nur ausgedrückt, was große Teile der Bevölkerung empfinden und schon immer - dumpf - empfunden haben. Jetzt hat diese Dumpfheit eine Stimme.

Einsicht und Erkenntnis kann man eben nirgendwo "lernen". Die muss man schon selber erfahren. Was mich allerdings doch ein wenig wundert ist, dass das "gesunde Volksempfinden" bei dem Billionen-Geschenk an Banken oder dem Erschießen von Afghanen so gar nicht anschlägt. Naja, es ist eben nicht "gesund", sondern höchst verwirrt und zugedröhnt. Die Gehirnwäsche war und ist ein voller Erfolg.

Anonym 4. September 2010 um 14:13  

Jeden Satz möchte ich unterstreichen.
Genauso geht es mir, wenn ich Kommentare in Blogs lese, die zeigen , daß niedrigste Instinkte entfesselt wurden.

Ab jetzt ist es salonfahig, den dünnen Firniß der Zivilisation und Kultur abzustreifen und der Bestie Zucker zu geben.

Biedermann und die Brandstifter von Max Frisch müßte von jedem Deutschlehrer sofort auf die Agenda gesetzt werden.

Sarrazin ist ein bösartiger Brandstifter im Gewande eines Biedermanns. Wir stehen vor riesigen Herausforderungen, die von unserer Politikerriege, die an den Strippen der Finanzindustrie zappelt, von Bertelsmännern manipuliert wird, von Versicherungsvertretern mit Professorentitel, die Sozialsysteme zerstören um des eigenen Profits willen, entweder nicht richtig verstanden oder zum eigenen Vorteil genutzt werden.

Daß jetzt Sündenböcke geschaffen werden, um die Wut von den wahren Verursachern umzulenken, riecht nach kommendem Unheil.

Der braune Schoß ist fruchtbar noch, egal welchen Farbanstrich er sich gibt.

Danke für diesen sehr guten Artikel!

Anonym 4. September 2010 um 14:58  

Wenn es nicht so traurig wäre könnte man darüber lachen.

Sarrazin verkauft sich, wie einst Eva Hermann als Opfer....

Mehr dazu im ZDF-Bildschirmtext:

"[...]Sarrazin warnt Wulff vor "Schauprozess"
Bundesbanker erhält Unterstützung aus Union[...]"

Quelle und kompletter Text:

http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/10/0,3672,8107882,00.html

Übrigens, ich wundere mich, dass - außerhalb der Blogger-Szene - niemand auf die Idee kommt die "Eliten" als rechtsextrem, sozialdarwinistisch und neoliberal zu bezeichnen bzw. eine Diskussion in genau diese Richtung anzuzetteln.

Roberto, dein Text könnte ein Anfang dazu sein.

Übrigens, ich lese gerade, dass es auch in GB so ist, dass man sich zwar multikulturell gibt, aber "nur solche Ausländer erwünscht sind, die gut ausgebildet sind, und dem Staat nicht zur Last fallen" - Erinnert fatal an Deutschland, dass heutige GB.

Es scheint wohl wirklich so zu sein, dass Neoliberalismus und Rassismus/Sozialdarwinismus bzw. Nützlichkeitsrassismus passen, wie ein Ei zum anderen.

Gruß
Bernie

Geheimrätin 4. September 2010 um 15:34  

Ein ehemaliger „Widerstandsverlag“ der mit Nazipropganda zum Imperium aufstieg, rührt heute über die ehemals jüdische Verlagsgruppe Randome House, die alte braune Soße neu an und speist damit die Massen.

Hier ein kurzer Rückblick einer deutschen Erfolgsgeschichte(...)

Jutta Rydzewski 4. September 2010 um 15:46  

Ich kann, nein, ich muss Ihren Eindruck, lieber Herr De Lapuente, was die Kommentierungen "unterhalb der publizierten Sarrazinaden" anbelangen, leider voll umfänglich bestätigen. Das ungesunde Volksempfinden tobt sich in aller Erbärmlichkeit aus. Es ist schier unglaublich, teilweise fasse ich es nicht, was abgesondert, nein, was herausgekotzt wird. Bei der FR beteilige ich mich an der "Kommentierung" des Artikels "Peinliche Bundesbank" von Robert von Heusinger. Der Hass, der mir da entgegen geschleudert wird, das Schlimmste ist nachträglich gelöscht worden, hat auch bei mir ungläubiges, schwindelerregendes Erschrecken und Entsetzen ausgelöst. Bei blog.tagesschau.de ist die Richtung ebenfalls klar und eindeutig pro-Sarrazin. Dort wird allerdings vor Freischaltung moderiert, so dass wohl die schlimmsten Reaktionen auf meinen Beitrag erst gar nicht erscheinen konnten. Übrigens, auch mein Beitrag wurde zunächst nicht frei geschaltet, sondern erst nach meiner Intervention. Was mir bei Ihrem Artikel sehr nahe gegangen ist, lieber Herr De Lapuente, sind die Erinnerungen an Ihren Vater, wobei die Überschrift Ihres Artikels für sich spricht. Quasi froh zu sein, dass der Vater nicht mehr lebt, und ihm dadurch all das erspart bleibt, lässt erkennen, wie emotional tief es bei Ihnen eingeschlagen hat. Ich bin auch hin und hergerissen. Einerseits kann ich es nicht fassen, andererseits bleibe ich, zumindest ein kleines bisschen, die unverbesserliche Naive, die sich einreden will, dass sich durch diesen Sarrazindreck, vielleicht, eventuell doch das Eine oder Andere zumindest in eine vernünftige Richtung entwickeln könnte. Aber wo ich das so schreibe, überkommen mich sofort die größten Zweifel. Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass es immer noch oder schon wieder so düster in diesem Lande aussieht. Dieser Thilo Sarrazin, sicher kein Volkstribun, weder Ausstrahlung noch Charisma, mischt trotzdem seit Wochen die ganze Republik auf. Alles was Rang und Namen hat diskutiert über einen Mann, dessen Äußerungen, schon lange vor dem Erscheinen seines Buches, von Gideon Botsch (Moses-Mendelssohn-Zentrum in Potsdam), als eindeutig rassistisch, elitär und herabwürdigend eingestuft wurde. Das ist doch alles nur noch krank. Oder soll hier in perfider und subtiler Form abgelenkt werden? Wird dieser eher hilflos wirkende Trottel Sarrazin instrumentalisiert, aber nicht nur von einer sondern mehreren Seiten? Ggf. auch durch die von der Leyens und Co., denn schließlich muss ja in Kürze bei Hartz IV etwas passieren. Übrigens, ich bekomme auch Schiss, lieber Herr De Lapuente, wenn ich an das BVerfG denke. Ändert sich auch da etwas in der Grundhaltung? Die Akzeptanz der nachträglichen SV hat mich sehr zweifelnd gemacht. Ich möchte hier nicht alles wiederholen, wer möchte kann bei blog.tagesschau.de die Nummern 93, 127 und 129 nachlesen. Dabei habe ich den "schönen" Schönenborn sehr höflich behandelt, denn sonst hätten die Herrschaften meinen Beitrag gar nicht freigegeben.;-) Doch wie auch immer, ich bin mehr als nur verunsichert. Was da z.Z. geschieht, hat aus meiner Sicht, mit der Person Sarrazin, wenn überhaupt, nur sehr wenig zu tun. Der scheint nur Mittel zum Zweck zu sein. Aber für wen alles?


mfg
Jutta Rydzewski

Wolfgang Buck 4. September 2010 um 18:03  

Gratulation! Ein wirklich guter Kommentar, dem seine Unaufgeregtheit gut tut.

Was mich schon seit der unseeligen Asyldebatte der Neunziger beschäftigt ist die Leichtigkeit mit der ethische Prinzipien aufgrund von statistischen Erhebungen ausgehebelt werden können. Das im Grundgesetzt verankerte Recht auf Asyl wurde doch sehr schnell geschliffen. Dies wäre ohne die Hilfe der SPD Opposition unmöglich gewesen. Nur weil Statistiker Angst vor Überfremdung schürten und eine Kostenexplosion vorhersagten. In so fern ist Herr Sarrazin auf einem guten Weg seinen Rassisumus und seine Eugenik in die reale Politik zu bringen. Kostenanalysen, Statistiken und eine Prise Fremdenangst reichen in unserem marktorientierten, neoliberalen Land aus um jegliches Menschenrecht und jeglichen ach so wertvollen christlichen Wert zu vernichten. Schlimmstes Szenario: die vielen Moslems schaden unserer Exportwirtschaft. Das wäre wie die Drohung mit dem Höllenfeuer im Mittelalter.

Anonym 4. September 2010 um 18:45  

@ Anonym 4. September 2010 09:21
Deine "Drittelphilosophie" entspricht auch meinen Erfahrungswerten. Dass nun ständig behauptet wird, über 90% stimmen T.S. zu, ist Teil der Propaganda. Denn bei anderen Themen wird immer darauf hinweisen, dass das Feedback per Telefon, Mail oder Blogg-Kommentar "nicht repräsentativ" ist. Dass dieser Hinweis fehlt, hat wohl etwas mit Robertos gestrigem Artikel und dem WIR-Gefühl zu tun. Möglichst viele sollen die Mehrheitsmeinung übernehmen, damit sie sich zugehörig fühlen können.

@Roberto
Ich habe schon lange aufgegeben, gegen Gefühle zu argumentieren. Daher kann ich gut verstehen, dass Du dich (bei bestimmten Personen) nicht auf Diskussionen einlassen willst. Ich hoffe, dass du den besten Blogg Deutschlands trotzdem fortsetzt.

Grüße
Klotzkopf

Anonym 4. September 2010 um 18:56  

Das war der beste Beitrag, den ich in der letzten Zeit gelesen habe.
Chapeau!

Anonym 4. September 2010 um 19:47  

Es gibt noch Menschen die denken wie ich und sich darüber hinaus noch besser gegen Sarrazin und Co. ausdrücken können. Danke für diesen Artkel!

Wir brauchen mehr aufgeklärte, kritische Bürger, die sich über solche rassistischen Meinungen aufregen!

Rain Man 4. September 2010 um 21:55  
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Jan Perlak 4. September 2010 um 21:59  

Ein mit zweitrangigen Aufgaben betrauter Bundesbank-Vorstand veröffentlicht Bücher, in denen er seine politische Meinung zur Integration von Einwanderern darlegt. Darüber würde man normalerweise vielleicht in Fachzirkeln diskutieren, niemals aber würde es eine breitere Öffentlichkeit erfahren. Zur breiten Debatte kann das Ganze nur werden - und zwar immer - wenn es von den höchsten Stellen unterstützt wird.

Die Medien berichten schon immer hysterisch und mehr als notwendig über Sarrazins Äußerungen. Das hätten sie nicht tun müssen. Wer Sarrazin für einen Spinner hält - ja der darf doch nicht wie Merkel das zum Anlass nehmen, erneut eine Integrationsdebatte zu fordern.

In einer Umgebung, in der Politikern zurecht nicht geglaubt wird, interpretiert jeder Bürger dessen Verurteilungen des Herrn Sarrazin fast automatisch, als gehe es um lediglich um die politische Korrektheit, die Rücksichtnahme auf Minderheiten.

Die Wirkung dieser erneuten "Integrationsdebatte" auf die Bevölkerung geht daher natürlich in Richtung von Herrn Sarrazin. Es reicht ja schon aus, dass die sozialdarwinistischen Ideen überhaupt wieder offen diskutiert werden. Ein gewisser Prozentsatz wird dem immer Glauben schenken.

Das Interpretationsmuster der Mehrheit der Bevölkerung ignoriert die Tatsache, dass selbst die angeführten Fakten von Herrn Sarrazin falsch sein könnten. Das ist das grundsätzliche Ergebnis der Debatte: 65 Jahre nach dem Untergang des NS-Regimes werden dessen gedankliche Grundpfeiler einfach deshalb wieder Realität, weil sich kaum einer noch daran erinnern kann.

Der NS war auch vor 1933 unter dem Duktus des "Anti-Establishment" aufgestiegen und gediehen. Auf diesen "Trick" fällt die Bevölkerung offenbar immer wieder herein. Wir lernen aus der Geschichte? Nie und nimmer.

River Tam 5. September 2010 um 01:28  

Sehr schöner Kommentar, Roberto!

Mir macht die zunehmende Rechtslastigkeit dieser Gesellschaft auch Angst.
Es scheint tatsächlich so zu sein, dass es wieder etliche Leute gibt, die sich einen Führer zurückwünschen - und die tatsächlich glauben, dass mit einem solchen "alles besser" würde.

In der aktuellen Situation ist es angebracht, mal wieder "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" von Karl Popper zu lesen. Ich kann diese zwei Bände nur empfehlen.

Was Dein Schweigen betrifft; kann ich Dich verstehen, mir geht es ganz ähnlich! Ich glaube es war Tucholsky, der sagte, nichts sei so schwer, wie sich im offenen Wiederspruch zu seiner Zeit zu befinden und laut NEIN! zu sagen.
Ich denke, dass wir dieses NEIN! wieder lernen müssen, wenn wir in einer offenen Gesellschaft leben wollen. Entweder das, oder wir müssen auswandern.

Anonym 5. September 2010 um 08:40  

Sarrazin erinnert an seinem Verhalten genau an eine Internet-Diskussion, die ich einmal 1992 verfolgen durfte.

Da trat ein angeblich gemäßigter REP - rechtsextremer baden-württembergischer REPUBLIKANER - auf. Der war so gemäßigt, dass er bei jedem Argument, dass seine fremdenfeindlichen, rassistischen, und, damals auch schon, sozialdarwinistischen bzw. antisemitischen, Töne widerlegte sofort mit einer Strafanzeige an den Diskussionsgegner drohte.

Sarrazin nun - 2010 - droht dem Bundespräsidenten Wulff mit einer Strafanzeige....und seinen "Widersachern" gleich mit....


Übrigens, der REP verkaufte sich auch damals, als er als das erkannt wurde was er ist, wie nun Sarrazin - als Opfer.....

....wie sich die Zeiten, und angeblich so unterschiedlichen Rassisten, doch ähneln....

Anonym 5. September 2010 um 08:44  

Noch was, dass ein Buch auf der SPIEGEL-Bestsellerliste steht sagt über die Qualität des Buches rein gar nichts aus.

Als jemand, der sich einmal, rein technisch, für eine Ausbildung zum Buchhändler interessiert hat weiß ich, dass hier nur die Menge der Bücher, die verkauft wurden, gezählt wird.

Wo Bücher - nach Qualität - bewertet werden, schon seit Jahren ist die, völlig andersartige, Bestenliste der Bücher, die man jeden Monat z.B. bei Telepolis findet:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33240/1.html

Anonym 5. September 2010 um 09:53  

Erstmal vielen Dank für deinen Supertext.
Wie du bei den eigenen Verwandten erlebt hast, scheint mir der "neue" Sozialdarwinismus aber eine internationale Ausrichtung zu haben.
Selber ein kleiner Arbeiter möchte ich noch auf dieses erlebte Phänomen hinweisen, welches mich zutiefst schockiert und später mundtot gemacht hat.
An die Scheixxhausparolen meiner deutschen Kollegen habe ich mich gewöhnt und resigniert.

Neulich jedoch kam ein junger bosnischer Kollege zu mir, der mit seinen Eltern ein Flüchtling des Jugoslawienkrieges ist.
Die ganze Familie hatte viel Glück, fand seinerzeit sofort Arbeit, der Junge besuchte eine Schule und ist jetzt seit 3 Jahren bei uns tätig.
Und all das gipfelte in der Aussage: " Wenn ich die ganzen Hartzies unter meinen Leuten sehe, würde ich die entweder zurückschicken, oder an die Arbeit tun".

Ich hatte mich hiervon noch nicht ganz erholt, da kam eine Woche später ein türkischer Kollege zu mir, bei uns im Betrieb seit 25 Jahren, und sagte: "Hast du gehört ? Der bosnische Asylant baut ein Haus. Wie machen die das ? Ich schufte hier seit 20 Jahren und kann mir das nicht leisten. Die kriegen alles reingeschoben. Die sollen gefälligst Jugoslawien aufbauen!"

Ich gebe auf, Sarrazin ist universelles Schreckgespenst, tief im Innern fast aller Menschen, wenn sie Angst um ihre Futtertröge bekommen.

Gruß, Bernd

Anonym 5. September 2010 um 12:06  

@ RdL:

zu: "Ich gebe es offen zu: ich fürchte mich. Mir wird es schwindelig, wenn ich die Kommentare verfolge, die man Sarrazins Buch angedeihen läßt, wenn ich auf Verkaufsplattformen klicke, bei denen die Kundenrezensionen fast einheitlich voll des Lobes sind für diesen Mann und seine konfusen Thesen. Angst stellt sich ein, ...":

Darum geht es ja. Anderen (z. B. auch Ihnen) die eigene Angst einzujagen, um sie bei sich selbst los zu werden. Je massiver dieser psychosoziale Mechanismus passiert, um so "besser" erkennbar ist, wie groß die Angst im Land ist.
Ich weiß, es ist schwer, jedoch muss nicht jedes (Angst)Päckchen angenommen werden.

@ Potemkin:
zu: "Was mich erschreckt: Wie ein offensichtlich unterbemittelter Mann, der sich zudem kaum ausdrücken kann, in geradezu devoter Weise hoffiert wird. (Ich habe mir diese Plasberg-Sendung angetan, weil ich den Herren noch nie erleben durfte)":

1. Ich kenne ihn auch nicht persönlich. Wenn er wirklich in verschiedener Hinsicht unterbemittelt ist, dann wird mir klar, warum fachlich hoch qualifizierte UND emotional UND sozial kompetente Menschen in unserem Land keine ordentliche Erwerbsarbeit finden.

2. Wenn er wirklich einfacher gestrickt ist, dann ist die nächste Frage, wie er so hoch kommen konnte (Finanzsenator in Berlin, Vorstand der BB) UND wer ihn gefördert hat.

3. Dieses arglose und deshalb auch sympathische Gehabe KANN auch eine (un)bewusste Masche sein (weiche Schale, knallharter Kern).

4. Viele wunderten sich ja in der jüngeren Vergangenheit, warum Menschen aus ihrer Mitte Amok liefen, usw. - diese netten Menschen von nebenan, von denen man es nie gedacht hätte:
Das Problem ist, dass viele denken, man müsse ein Monster sein, um so etwas zu tun. Jedoch: Die Banalität des Bösen ist ziemlich simpel und mitunter durchaus einfach gestrickt.
Nur durch unsere kirchliche Sozialisation hoffen wir immer wieder auf das Gute und unterteilen die Menschen in eher gut und in eher böse.
Wir sind alles zusammen.

@ Bernd:
zu: "Wie du bei den eigenen Verwandten erlebt hast, scheint mir der "neue" Sozialdarwinismus...":

Hartz-IV-EmpfängerInnen finden auch noch jemanden zum ab- und bewerten: Gefängsnisinsassen.
Es ist wohl ein grundlegender Mechanismis, das jedeR seine/ ihre un(aus)gehaltene Angst an andere weitergeben muss (s.o).
WEil er unbewusst abläuft, erkennt das kaum jemand und fast niemand steuert gegen.
Zudem ist dieser Mechanismus hervorragend politisch und über die Medien verwertbar bzw. ausnutzbar.

Anonym 5. September 2010 um 12:11  

@Bernd

Danke für den Hinweis.

Ich weise ja bereits oben darauf hin, dass dieses Phänomen wohl in Europa neuerdings überall auftaucht - In GB die muslimischen Migranten (siehe z.B. das neue Buch von Tony Blair); in Frankreich die rumänischen Roma (siehe Vorgehen Sarkozys gegen diese) und in Deutschland eben in- und ausländische Arbeitslose, und sonstige Unterschichtler, sowie der Hass auf muslimische Migranten.
Die Niederlande (Wilders) sollte man auch nicht unterschlagen, ebensowenig wie Berlusconis Italien, dass mit dem Massenmörder Lybiens koaliert, um Asylanten gar nicht erst nach Europa kommen zu lassen....wie es im Spanien Zapateros aussieht weiß ich derzeit nicht, aber sicher gibt es dort auch Rassismus gegen nichtweiße Hilfskräfte, die sich gegen einen Billigstlohn als Tagelöhner auf den Feldern der Mega-Discounter Europas verdingen müssen, um zu überleben....

Die neoliberale EU ist eben der beste Beweis dafür, dass Rassismus, Sozialdarwinismus und Islamophobie bzw. Antisemitismus bestens zusammenpassen.

Hab ich Osteuropa noch vergessen?

Polen mit seiner Homosexuellenfeindlichkeit z.B., und Rumäninen mit dem Hass auf Roma?

So schließt sich der Kreis wieder, und es wäre sicher ein Thema auch für das EU-Parlament, wenn es denn nicht neoliberal ticken würde, diesen neuen Rassismus aufzuarbeiten, der sich nun, dank Neuer Weltwirtschaftskrise über Europa hinwegbewegt.

Gruß
Bernie

PS: Evtl. sogar ein internationales Problem, da man die Liste des neoliberalen Sozialrassismus getrost auch auf andere Länder - in- und außerhalb Europas - ausdehen könnte. Ich lebe aber in Europa, und habe nicht vor dieses zu verlassen, ergo interessiert mich zunächst einmal was wir gegen dieses innerdeutsche bzw. -europäische Schüren von Sozialdarwinismus, Rassismus und Antisemitismus entgegensetzen. Ein erster Schritt wäre sicher eine breite Aufklärungskampa - z.B. wer profitiert von dieser Hetze?

Anonym 5. September 2010 um 12:18  

Wenn man sich besser fühlen möchte, "muss" man nur dafür sorgen, das jemand sich (noch) schlechter fühlt.

Jedoch ist es dann nur ein relatives Sichbesserfühlen und kein absolutes. Mithin eine Selbsttäuschung - zu einem hohen individuellen und gesellschaftlichen Preis.

Peinhart 5. September 2010 um 12:58  

"Ich gebe auf, Sarrazin ist universelles Schreckgespenst, tief im Innern fast aller Menschen, wenn sie Angst um ihre Futtertröge bekommen."

DAS ist der Punkt, über den es eigentlich eine Debatte geben sollte und müsste. Wie soll das bittschön weitergehen mit dieser Produktionsweise? 'Die Menschen draussen im Lande' spüren immer deutlicher, dass es immer enger wird. Dass kein Aufschwung ihnen mehr zu Hilfe kommen wird, der sorgt allenfalls noch für Aufschub. Aber darauf hat keiner Antworten, wohlfeile schon gar nicht. Also leisten wir uns - wieder mal - eine 'Integrationsdebatte', die eigentlich eine über Desintegration ist - wen können wir mit welchen Begründungen über Bord und aus dem Boot schmeissen.

Anonym 5. September 2010 um 13:27  

[...]Fast jeder fünfte würde Sarrazin wählen

Für seine umstrittenen Äußerungen zur Ausländer-Integration erhält Bundesbank-Chef Thilo Sarrazin großen Sympathien vom Volk. Einer Umfrage zufolge könnte eine bürgerliche Protestpartei mit fast jede fünfte Wählerstimme rechnen[...]"

Quelle und kompletter Text:

http://www.fr-online.de/politik/fast-jeder-fuenfte-wuerde-sarrazin-waehlen/-/1472596/4618892/-/index.html

Übrigens, es könnte sich auch um eine typisch Bildzeitungshafte Stimmungmache handeln, denn vor allen Dingen diesen Satz halte ich für eine Lüge "[...]Besonders viel Zuspruch bekäme eine Sarrazin-Partei bei Anhängern der Linkspartei (29 Prozent)[...]" - Frei nach dem Motto: Rot = Braun.

Oder sind neuerdings alle mit "Arbeitslosen-Gen", und Pullover-statt-warme-Wohnung-Drang, Masochisten geworden? Schon vergessen wer gegen alles "Linke" hetzt? Wer Arbeitslose am Liebsten verhungern lassen würde - alles der gute Herr Sarrazin, aber egal, Hauptsache Stimmung machen gegen alles "Linke".

Gruß
Bernie

PS: Wo die wahren Hetzer liegen hat ja Maggie Merkel so eben in einem Interview bewiesen - mit der Bild-Zeitung. Arbeitslose, so ein Uralt-Vorschlag, den Merkel dieses Wochenende, in einem Bild-Interview, wieder aufgewärmt hat, sollen sich ältere Menschen in Pflegeheimen vornehmen. Die Pflegeverbände liefen vor gar nicht so langer Zeit gegen einen ähnlichen Vorschlag Sturm.....ich meine der kam auch aus der Union....

Ein Mann 5. September 2010 um 13:36  

Es gibt übrigens interessante Parallelen zw. Sarrazin u. Oswald Spengler ("Der Untergang des Abendlandes") -- beide veröff. mit wiss. Halbwahrheiten durchsetzte Werke, die von Experten zerrissen u. vom Volk verschlungen wurden, und beide halfen mit, die Erosion ihrer jew. Parteiendemokratie zu beschleunigen. Spengler notierte dann nach '33 mal sinngemäß: "Wir wollten die Parteien los sein, und es blieb die schlimmste von ihnen". Allzu späte Einsicht eines Vorbereiters...

Wer sich gegen die Rattenfänger impfen möchte, möge an Thomas Mann denken -- einer, der nach manchen Irrwegen noch als Demokrat zur Besinnung kam. Es hat Dtl. freilich nichts mehr geholfen. Aber wenn man schon sein Land nicht retten kann, dann wenigstens das eigene Gewissen, so mag der Desillusionierte einwerfen. Was bleibt einem sonst, wenn man geistig u. materiell heimatlos wird? In diesen Zeiten versteht man Heine immer besser...

Anonym 5. September 2010 um 13:47  

Die Springer-Presse (Bild bzw. Bild am Sonntag) verbreitet eine Lüge - via Emnid, und alle Mainstream-Medien drucken die unhinterfragt ab:

"[...]Ein tatsächlich nicht ganz uninteressantes Detail, das Forsa ans Licht brachte, ist jedoch, dass der Zuspruch für Sarrazin ausgerechnet bei Linkspartei-Wählern deutlich über dem Durchschnitt liegt, nämlich bei 27 Prozent[...]"

Quelle und kompletter Text:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33259/1.html

Komisch, dass liest sich bei den Pressemeldungen der Linkspartei völlig anders:

"[...]Pressemitteilung

31.08.2010 von– Dagmar Enkelmann
Bundespräsident muss Sarrazin abberufen

„Thilo Sarrazin ist ein Rassist - daran können alle Versuche der Erklärung und Deutung nichts ändern. Würde ein Neonazi denselben Unsinn über Gene und Völker in der Öffentlichkeit verbreiten, wäre er zweifellos ein Fall für die Gerichte - nur bei einem Bundesbankvorstand hat man plötzlich die Samthandschuhe an“, erklärt Dagmar Enkelmann, 1. Parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion DIE LINKE, zur anhaltenden Debatte um Sarrazin. Enkelmann weiter:
„Nicht zum ersten Mal zieht Sarrazin in derart menschenverachtender Weise über Schwächere, Benachteiligte und Migranten her. Das Maß ist jetzt mehr als voll. Ich fordere den Vorstand der Bundesbank auf, den für das Land bereits entstandenen Schaden zu begrenzen und beim Bundespräsidenten einen Antrag auf sofortige Abberufung Sarrazins zu stellen. Wenn es um geringste Verfehlungen geht, sind Arbeitgeber sonst rasch mit fristlosen Kündigungen zur Hand. Zudem ist es unerträglich, wie Sarrazin in öffentlich-rechtlichen Medien noch unter dem Feigenblatt eines ‚Provokateurs’ hofiert wird. Das hat mit dem Informations- und Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nichts zu tun.[...]"

Quelle und kompletter Text:

http://www.linksfraktion.de/pressemitteilungen/bundespraesident-muss-sarrazin-abberufen

...da frage ich mich doch: Wer profitiert davon, wenn man die Linkspartei insgesamt wahlweise in die SED oder NSDAP-Ecke stellt?

Wieso fallen immer wieder Menschen auf diese Uralt-Strategie herein?

Wovon wollen Bildzeitung, und Bild am Sonntag ablenken, wenn die Sarrazin in eine rechtsextreme Linkspartei stecken wollen während die die angeblich sozialdemokratische FDP und Union hofieren? - Vorsicht: Ironie.

Gruß
Bernie

Anonym 5. September 2010 um 13:52  

Ich tippe mal darauf, dass der neue "Führer" Roland Koch heißt. Das habe ich mir schon bei seinem überraschenden Rücktritt gedacht.

Lieber Roberto, auch ich habe große Angst, denn unsere Eliten bereiten m. E. im wachstumsgeilen Kapitalismus ein Reset vor - Krieg!

Überall, insbesondere in Europa werden derzeit Menschen massiv gegeneinander aufgehetzt. Das dies ein Zufall sein soll, kann ich nicht glauben.

Zynisch ausgedrückt wäre Krieg doch für unsere "Eliten" eine Win-Win-Win-Situation. Erst kann man Waffen verkaufen und sich dabei dumm und dämlich verdienen, dann kann man nach einem Krieg so wunderbar wiederaufbauen und sich dabei noch dümmer und und noch dämlicher verdienen und außerdem kann man - und das wird ganz besonders die Grünen freuen - die Welt ganz ökologisch korrekt von der Überbevölkerung befreien.

Ich bin gläubige Katholikin. Ich werde mir meine Nächstenliebe und meine Menschlichkeit nicht nehmen lassen und ich werde keinerlei Zugeständnisse machen. Ich werde nicht darüber diskutieren, wer als Mensch wertvoll ist oder nicht! Da gibt es nichts zu diskutieren! Man kommt als nacktes und hilfloses Wesen auf die Welt und ist unendlich wertvoll und zwar auch ohne Arbeitsvertrag oder Ariernachweis! Eigentlich bin ich eher wütend und stocksauer, als ängstlich.

Mich kriegen die nicht!!

Anonym 5. September 2010 um 14:05  

"[...]Sarrazin-Partei

Von Politikern kritisiert, von Bürgern geliebt: Thilo Sarrazin. Besonders Anhänger der Linkspartei und Unionswähler würden ihn wählen.

Besonders viel Zuspruch bekäme eine Sarrazin-Partei demnach bei Anhängern der Linkspartei (29 Prozent). Auch 17 Prozent der Unionswähler würden eine solche Formation wählen.

Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner sagte, für diese Befragten sei Sarrazin jemand, „der endlich ausspricht, was viele denken“.

Es war zu erwarten, das den Zahlenakrobat Schöppner von Emnid zusammen mit BILD versuchen wird, die Linke sowie die S.-Kritiker der CDU mit „ins Boot zu holen“.

Allerdings ist nicht zu erwarten, dass die Linke so dumm ist wie „SPD“ und Co. Aber man lässt sich halt keine Gelegenheit entgehen, die Linke in den neoliberalen Einheitsbrei zu „integrieren“[...]"

Quelle und kompletter Text:

http://wareluege.wordpress.com/2010/09/05/springerpresse-am-sonntag

Gruß
Bernie

Anonym 5. September 2010 um 15:51  

@Anonym sagt: "Ich gebe auf, Sarrazin ist universelles Schreckgespenst, tief im Innern fast aller Menschen, wenn sie Angst um ihre Futtertröge bekommen.

Gruß, Bernd

5. September 2010 09:53"

Einfach kurz und prägnant, ohne jegliche moralisierende Schnörkel auf den Punkt gebracht!

Wie bereits in Robertos Beitrag und von einigen Kommentatoren ebenfalls gesagt, ist dieser Herr Sarrazin sozusagen die "Stimme der Mitte", also jenes recht kompakten Blocks der noch immer großen Masse der normalen Bürger, welche sich finanziell an irgend einem Punkt in der "Mitte" dieser kapitalistischen Gesellschaft befinden. Jenseits sowohl der reichen Oberschicht als auch der "Unterschicht", dem "Prekariat", der Niedriglöhner, Kleinstverdiener, Kleinstrentner und natürlich der Arbeitslosen, Abgeschobenen, Ausgegrenzten.
Dieser (Spießer)Schicht ging und geht es bis heute recht gut.
Sie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten behaglch im Kapitalismus eingerichtet, buckelnd nach oben, verachtend und zuweilen auch mal gern tretend nach unten.
Und vor allem: Diese Schicht wiegte sich bisher in hoher Sicherheit, was sie politisch ohnehin schon konservativ machte, wenn auch in gewissen Teilen dieser Schicht etwas aufgemotzt mit zeitgenössischen Ideologie-Versatzstücken bis hin zum peneranten heuchlerischen "Gutmenschentum", besonders bei viertel-halb- und vollakademischen "Mittelschichtlern", also vorwiegend Bildungsbürgern, welche ihr angenehmes Auskommen in Parteien, Medien, Kultur, Verbänden und nicht zuletzt Gewerkschaften gefunden haben.
Nun ist allen Angehörigen dieser höchst heterogenen Mittelschicht natürlich nicht entgangen, dass der allgemeine Wind im Kapitalismus allmählich rauher geworden ist, eben auch für die Mittelschicht.
Bisher für gewiss gehaltene Sicherheiten für sich und die Zukunft der Kinder sind nicht mehr so sicher wie einst, alles fließt, ist in Bewegung.
Der "revolutionäre" Kapitalismus macht auch vor seinen treuesten Schleppenträgern, Spießgesellen, den Spießbürgern, also der Mittelschicht(wozu auch die besser entlohnte "Arbeiteraristokratie" zu zählen ist!), nicht mehr halt, zieht auch diese mit hinein in den unablässigen gesellschaftlichen Wandel.
Und bei dieser Sachlage sollten wir uns wundern, dass sich dort Angst ausbreitet, die "Futtertröge" könnten schneller abhanden kommen wie man glaubt?
Dieser Herr Sarrazin bedient diese Publikum in der Tat bestens, ist deren Bauchredner.
Und ein Großteil der "Kritik", welche ihm besonders aus Teilen des bildungsbürgerlichen Spießbürgertums entgegenschlägt ist nicht so ernst in der Sache als im "Ton".
Diese Spießer fürchten wohl eher, dass eine einmal losgetretene faschistoide "Volksbewegung" auch den einen oder anderen Bildungsspießer leicht hinwegfegen könnte.
Manche Geister wollen eben am Ende nach vollbrachter Tat einfach nicht zurück in die Flasche....
Übrigens: den ganz normalen Kapitalismus, den ganz "normalen" bürgerlichen Alltag, findet ihr den "eigentlich" ganz gut, wäre er denn ganz "ohne Sarrazins"?
Am Ende für euch alle noch ein "Trostpflästerchen": Diese Sarrazins sind eine durchaus "multikulturelle", internationale Erscheinung, man trifft sie überall, wo "freedom & democracy", Marktwirtschaft, also der Kapitalismus herrschen, schaut euch nur genügend um!

Beste sarranzinfreie Grüße von
Bakunin

Marcel Kunzmann 5. September 2010 um 15:59  

Ergo: Sarrazin ist die fleischgewordene Komposition dessen, was André F. Lichtschlag immer wieder fordert und herbeisehnt, nämlich ein Zusammengehen der Konservativen und Liberalen, die im modernen Wohlfahrtsstaat endlich ihren gemeinsamen Gegner erkennen müssen. Nur wenn der Gender-Mainstream-Hartz-IV-GEZ-Elterngeld-Bildungschipkarten-Rentenversicherungszwangsbeglückungssteuerstaat auf das Notwendige reduziert wird, hat dieses Land wieder eine Zukunft vor sich.

Vielleicht drückt es diese libertäre Einschätzung am besten aus.

Quelle: http://ef-magazin.de/2010/08/26/2470-sarrazin-das-geheimnis-seines-erfolges

Anonym 5. September 2010 um 17:10  

Ich habe ebenfalls gelesen, wie viel Zuspruch Herr Sarrazin bei den Wählern der Linkspartei haben soll.
Nun gut, das ist schon möglich.
Aber wie viel Zuspruch mag er wohl mit seinem aktuellen Thema wie auch und gerade bei seinen Hetzereien gegen Arbeitslose an Stammtischen von SPDlern oder Gewerkschaftern erfahren?
Bereits vor Jahren errregte eine Studie einiges Aufsehen bei der man herausgefunden haben will, dass gerade gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmer in noch höherem Maße für rechtsradikales Gedankengut empfänglich sein sollen als andere Gruppen der Gesellschaft.
Über genügend Zuspruch, aus welchen Ecken der Gesellschaft auch immer kann Herr Sarrazin allemal hoffen.

MfG Bakunin

Peinhart 5. September 2010 um 17:16  

Noch'n Kommentar...

Anonym 5. September 2010 um 17:38  

@Bakunin

Rosa Luxemburg sagte einmal "Sozialismus oder Barbarei"....

Tja, der Sozialismus ist mausetot, bleibt uns also nur noch die Barbarei....

Gruß
Bernie

Anonym 5. September 2010 um 17:57  

@Peinhard
Achtung:"Nach den Jahrzehnten der Gastarbeiter-Ideologie ist sie teuer und braucht viel Zeit und Geduld."

Wieder mal ein Satz dem Artikel seinen Sinn gegeben. Die Gastarbeiter-Idologie ist teuer? Da emfinde ich nur Zorn! Danke dafür, ihr Arschlöcher.

Zoran

Anonym 5. September 2010 um 18:14  

Noch ein Hinweis, der zur Diskussion paßt - jegliche gesellschaftiche Kritik wird mundtot gemacht - aber Sarrazin darf in einem kompletten Buch hetzen, und Merkel hetzt via Bild-Zeitung gegen HartzIV-EmpfängerInnen.

Hier die Meldung mit angeblich "neuen Erkenntnissen" im Fall Günter Wallraff und Stasi:

"[...]Fall Wallraff: Falsche Aussage vor Gericht?
Dänische Geheimdienstakten dokumentieren Treffen mit einem mutmaßlichen Stasi-Mann[...]"

Quelle und kompletter Text:

http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/19/0,3672,8108019,00.html

Vielleicht hat es damit zu tun "[...]Wallraff: Obdachlosenheime überfüllt[...]"

obige Quelle.

Wallraff ist unbequem, ergo kann er nur ein Stasi-Spitzel, oder Sarrazin sein (Wollen wir mal annehmen, dass man Wallraff demnächst auch mit Sarrazin in eine Ecke stellen will - frei nach dem weiter oben erwähnten Motto: Rot-Braun, und Neoliberale sind angeblich ideologiefrei, während die in Honduras mit Nazis paktieren, wie einst in Chile mit dem Chef-Nazi Pinoquet).

Hans-Joachim 5. September 2010 um 20:40  

Lieber Roberto,

meinen ganz herzlichen Dank an dich für diesen grandiosen Essay zum ethischen Verfall dieser Bürgerschaft. Ich schließe in diesen tief empfundenen Dank an dich als Moralisten auch deinen Vater ein, dessen Leiden, oft wohl auch Qualen fern seiner Heimat nicht vergeblich waren, sondern deine Freude an und deine moralische Verpflichtung zur Auseinandersetzung mit deinen Mitmenschen und politischen Mitbürgern hier beförderten. Du und dein Denken sind ohne deine Eltern und ihre Herkunft, ohne ihr Sosein -so, wie sie waren- und ihre Gedankenwelt zweifellos undenkbar.
Wir, die wir hier lesen, verdanken ihnen und dir allerhand.

Hans-Joachim

Anonym 5. September 2010 um 21:56  

Eine vortreffliche Karikatur, die alle die angreift, die meinen, in- und außerhalb, einen auf Sarrazin-Fans machen zu müssen:

http://www.fixmbr.de/sarrazin-ist-weg

...weiterverbreiten....

Gruß
Bernie

Anonym 6. September 2010 um 00:49  

@Ines,

genauso war es mit dem Aufschwung der NSDAP.

Mit dem Scheinkampf gegen das "internationale jüdische Bank- und Börsenkapital" und mit der Losung von der "Volksgemeinschaft" versprach er der gebeutelten Mittelklasse, sie könne in einem starken kapitalistischen Staat friedlich leben.

Finanziert wurde Hitler von hohen Offizieren des Münchner Reichswehrkommandos, Industriellen (Geheimrat Aust, Dr. Kuhlo von der Klavierfabrik Bechstein, Maffei, Hornschuh, Grandel, Borsig und anderen) und weiteren Bankiers.

Später -um 1926- machten dann Strasser und Goebbels auf "Sozialismus", um die Arbeiterbewegung zu spalten. Die NSDAP trat mit Losungen wie "Für die Unterdrückten! Gegen die Ausbeuter!" und "Freiheit und Brot!" auf und gab sich in der Broschüre "Nationler oder Internationaler Sozialismus" als "Klassenpartei der schaffenden Arbeit" aus.

Bis 1933 stieg die Arbeitslosigkeit auf etwa 9 Mio. Die Regierung Papen-Schleicher drückte den durchschnittlichen Wochenlohn zw 1929 und 1932 von 44,60 RM auf 20,80 RM. Kleinbürger waren hart betroffen, 1/4 der Akademiker arbeitslos.

Die Menschen waren empört über Brünings Kürzungen der Arbeitslosenhilfe, Kriegsopfer, Invaliden-,Alten- und Witwen- und Waisenrenten; empört über neue Massensteuern (Kopfsteuer, Krisensteuer, Ledigensteuer), die Aufhebung des Mieterschutz, Zollerhöhungen und Lebensmittelverteuerungen; empört über Millionensubventionen an Banken, Industrie und den Osthilfe-Korruptionsskandal.

Die herrschende Klasse, vor allem die Junker, wollten den Osthilfe-Skandal ersticken und die Gewalt gegen die revolutionären Gärungen unter den Arbeitern verstärken und übertrugen Hitler hierzu am 30.1.1933 die Macht.

Der SA Terror löste in jenen Tagen reichsweit massiven antifaschistischen Widerstand aus. Als Reaktion darauf zündeten die Hitler-Faschisten den Reichstag an, um durch Schüren eines Pogroms gegen "Linke" zur Zerschlagung der Institutionen der Arbeiterbewegung und ihrer Parteien die Wahlen 5. März 1933 zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Anonym 6. September 2010 um 01:25  

"Tja, der Sozialismus ist mausetot, bleibt uns also nur noch die Barbarei...."

Gruß
Bernie

5. September 2010 17:38

meint Bernie....

Aber Bernie, ist das wirklich zwangsläufig?

Muss man den Sozialismus/Kommunismus nur deshalb für immer abhaken, nur weil er immer wieder von Leuten rein verbal im Munde geführt, vor allem ganz persönlich für das eigene Fortkommen mißbraucht wurde, von Leuten, welche im Grunde nie wirkliche Sozialisten, Kommunisten waren?
Ob die einstigen Parteiführer und Funktionäre des versunkenen "Ostblocks", die "Führer" der "KP Chinas"..., unsere heutigen Gewerkschaftsfunktionäre, teilweise "linke SPDler", alle möglichen "gutmenschlichen" kleinbürgerlichen Heilsverkünder, waren und sind sie sich nicht alle im tiefsten Herzen daran einig, sich irgendwie nach "Oben" zu schwingen, anderen Leuten kund zu tun, "wo es lang geht", waren und sind sie sich darin bis heute nicht alle gleich?
Aber waren das wirklich die Ansichten eines Marx, Engels oder Lenin?
Haben sie nicht Zeit ihres Lebens vor solchen Typen/Emporkömmlingen gewarnt?
Und im Angesicht der heutigen Zustände, warum den verblichenen Halb-Sozialismus als Argument benutzen, nicht aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen sondern nur noch schwülstig-moralistische Kritik am Kapitalismus zu üben?
Dieser heutige Kapitalismus ist bereits in vielen Bereichen Barbarei.
Und dennoch wollen Legionen von "Kritikern" ihn noch immer "menschlicher" gestalten, was für ein Irrsinn!
Insgeheim die Ausbeutung und damit einhergehende Entrechtung eines Großteils der lohnabhängigen Menschen rechtfertigen, dies aber bitte "menschicher", "sozial gerechter", mit oder ohne EURO, ohne "Zinsknechtschaft" und "böse" Staatsverschuldung... , D A S ist die lächerliche Kritik vieler kleinbürgerlicher Ideologen, Weltverbesserer und vermeintlicher "Kritiker" am Kapitalismus von heute.
Und leider, leider. leider auch in den vielen Blogs immer wieder nachzulesen....

MfG Bakunin

Anonym 6. September 2010 um 02:21  

Anonym hat gesagt...

@Bakunin

"Rosa Luxemburg sagte einmal "Sozialismus oder Barbarei"...."

Zur Rolle Rosa Luxemburgs, ihrer Bedeutung für die deutsche Geschichte, besonders die deutsche Arbeiterbewegung, man kann diese bemerkenswerte Frau gar nicht hoch genug einschätzen.
Aber, aber: Wenn sich heutige deutsche "Sozialdemokraten" es noch immer wagen, sich auf sie zu berufen, so ist das für mich nur noch politische LEICHENSCHÄNDREEI, einfach nur WIDERLICH!

Ganz und gar unverfälschte Luxemburgische Grüße von
Bakunin

Anonym 6. September 2010 um 03:16  

Die Gastarbeiter-Idologie ist teuer? Da emfinde ich nur Zorn! Danke dafür, ihr Arschlöcher.

Zoran

5. September 2010 17:57

Ja, Zoran, diese alt-westdeutsche "Gastarbeiter-Ideologie"..., wiedermal so ein Punkt, worüber "Doktoranden" ihre "Doktortitel" - für den eigenen beabsichtigten gesellschaftlichen Aufstieg, of course(!) - verfassen könnten.

Dein "Arschlöcher" ist sicher nicht politisch "korrekt", aber in der Sache um so treffender!
Denn der angebliche Bedarf an "Gastarbeitern" in den 60er Jahren der alten westdeutschen Adenauer-Republik und offizielen(!) "Rechtsnachfolger" des verblichenen "Dritten Reiches" entsprang keinesfalls einem wirklichen Mangel an arbeitsfähigen Menschen wie so oft verlogen behauptet.
Dieser angeblich fehlende Bedarf war eineseits geschuldet dem Hunger der Unternehmer nach billigen Lohndumpern(es gab damals praktisch Vollbeschäftigung, folglich auch oft entsprechende Lohnansprüche der AN), aber auch der Tatsache, dass es schon zu dieser Zeit in der westdeutschen Bundesrepublik eine Menge aus verschiedensten Gründen staatlich alimentierter, nach heutigem neoliberalen Jargon- voll arbeitsfähiger "ASOZIALER" gab, die von Vater Staat besser versorgt waren als wenn sie arbeiten gegangen wären.
Und dieser Kreis war auch damals schon keinesfalls auf die "faulen, ungebildeten Unterschichten" beschränkt.
Alle möglichen Gestalten, welche einst als Diener Hitlers sich "Verdienste" für den "Führer" und und "Großdeutschland" erworben hatten, kamem im neuen westdeutschen Adenauer-Staat(diesem damals quasi "Jungbrunnen" aller deutschen Faschisten, Helfershelfer Hitlers oder auch ganz normaler spießbürgerlicher Mitläufer) ganz unverhofft zu allen möglichen staatlichen "Sozialtransfers" unter allen möglichen Bezeichnungen(zeitgemäß neoliberal ausgedrückt)).
Darunter auch Unmengen an gut versorgten, meist auch voll arbeitsfähigen Nazi-Witwen.
Auch viele andere (west)deutsche Frauen wurden zu jener Zeit wie zum Teil auch heute noch durch "Ehegatten-Splitting" und andere reaktionäre Familiengesetze und fehlende Betreuungstätten für Kinder davon abgehalten, einer normalen Erwerbstätigkeit nachzugehen.
Und so entstand diese angebliche(!) Arbeitskräfte-Lücke, welche behoben werden musste durch die "Gastarbeiter".
Aber der wahre Grund, wie ganz ersichtlich, war natürlich die schon damals in Teilen wahrhaft ASOZIALE westdeutsche (Bürger)Gesellschaft mit ihren vielen Nicht-Arbeitenden, aber Dank adenauerischer Gesetzgebungen trotzdem alle ökonomisch bedingten Fortschritte genießenden, einstreichenden "guten verdienstvollen (West)Deutschen".
Zoran, Roberto und wer auch auch immer: Ohne die schon damals höchst asoziale westdeutsche Gesellschaft auch kein Bedarf an sogenannten "Gastarbeitern"!
Uns heute sollen sie bzw. deren Nachommen "Probleme" sein...., aber NIEMALS die, welche schon seit Jahrzehnten(!) von deren Arbeit, deren Steuern profitierten, auch nicht zuletzt ihnen ihren Wohlstand verdankten und weiter verdanken.
Ja Leute, das ist Deutschland - seit eh und jeh!
(Die 40 jährige Geschichte der DDR war DAGEGEN ja nur ein "nationales Unglück"....)...

MfG Bakunin

Die Katze aus dem Sack 6. September 2010 um 04:38  

Auch mein Vater muss das nicht mehr erleben, ganz im Gegensatz zu mir. Was er bereits hinter sich hat, das habe ich noch vor mir.

Und was habe ich da insgesamt noch vor mir? Na das Selbe was ich bereits hinter mir habe. Jeden Tag sterben weiterhin tausende von Menschen einen gewaltsamen und qualvollen Tod. Gibt es hier noch Steigerungen?

Und überhaupt: Was soll das Ganze hier eigentlich sein? Eine moderne Gesellschaft? Das Leben? - Ist das Euer ernst? Wollt ihr mich verarschen?

Anonym 6. September 2010 um 09:18  

Das ganze Spektakel von und um Sarazin wird doch veranstaltet, um davon abzulenken, dass

1. die Deutschen selbst immer dümmer werden
(siehe u.a. schwindende Grammatikkenntnisse in den Medien, bei Politikern, auch deutschen SchülerInnen, usw.. Dann die Abschaffung des Studiums (durch das Substitut Bachelor- und Master"studium", das nur noch eine erweiterte gymnasiale Oberstufe ist. Dann das Erstarken der ganzen Pseudoakademien für Realschüler usw., die ebenfalls "Studien"gänge für Nichtabiturienten anbieten und ihre Weiterbildungen ebenfalls 'Studium' nennen, obwohl es eher Aus- bzw. Fachweiterbildungen sind. Dann die Verkürzung der Gymnasialzeit bei wachsendem Wissenspool.)

1a. das deutsche Dümmerwerden seit Jahrzehnten? durchaus gewollt war und ist: ein dummes Volk wird als besser regierbar/ manipulierbar angesehen und arbeitet auch für Billiglöhne

2. dass keine neuen, ordentliche, nicht unanständig bezahlte Vollzeit-Erwerbsarbeitsplätze geschaffen werden

3. dass die Finanzindustrie immer noch nicht reguliert wurde und entsprechend die wirklich Krise nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt

Die PoltikerInnen wollen durch ihr Eingehen auf die aktuelle Debatte Bürgernähe demonstrieren. Wieder mal macht man es sich sehr schlicht und einfach.

Insgesamt ist das Ganze nach meiner Wahrnehmung ein einziges Ablenkungsmanöver!!!

Anonym 6. September 2010 um 09:28  

@Bakunin

Ich geb dir in allem völlig recht, aber ich bleib dabei, der autoritäre Kommunismus/Sozialismus ist mausetot. Genau deshalb bleibt uns - zumindest in Europa, solange noch kein Morales/Chavez in Sicht sind - nur die Barbarbei.

Was die "Sozialdemokratie" angeht, da hast Du ja auch völlig recht, da genau die Mehrheit der heutigen Sozialdemokratien, die die meinen immer medial das sagen zu haben, zur Noske-Fraktion gehören würden, hätten die damals gelebt.

Irgendwie vergessen wir übrigens immer wieder eines, was ich auch schon gelesen habe, viele der Sozialdemokraten hatten 1933 überhaupt kein Problem damit in die NSDAP einzutreten, und nach 1945 war dies Geschichte, weil eben ein Widerständler namens Willy Brandt (SPD) in seine alte Heimat Deutschland zurückgekehrt hat. Ich will jetzt Brandt gar nicht abwerte, aber das dieser nicht alle ehemaligen NSDAPler aus der SPD rausgeworfen hat ist ein Fehler, der sich heute rächt, da die Enkel-Generation der SPD so weit rechts wie Sarrazin tickt.

Gruß
Bernie

PS: Ich hätte wohl eher schreiben sollen, der autoritäre Sozialismus/Kommunismus ist - bis auf Nordkorea - mausetot. Wäre richtiger gewesen. Kuba nehme ich außen vor, da Kuba nun auch wirtschaftliche Freiheit - im Sinne von Morales/Chavez - zuläßt. Haben wohl von den Chinesen gelernt, die ein totalitäres Janusgesicht zeigen, aber trotzdem Deutschlands liebste Handelspartner sind? In China heißt es politisch autoritärer Staatskommunismus, aber wirtschaftlich alle "Freiheit" andere auszubeuten - Marx/Engels drehen sich im Grabe um ob solcher "Kommunisten". Man müßte, rein bezogen auf China, wohl schreiben, wie der Buchautor Robert Kurz in "Schwarzbuch Kapitalismus", es ist der reinste Staatskapitalismus. Oder?

stefanbecker 6. September 2010 um 09:56  

Noch einmal: Rheinhard Mey

vielleicht ein kleiner Trost, für all den Frust der in dieser Zeit sich breit macht. Es gibt nur eine Möglichkeit diesem unmenschlichen Wahnsinn zu begegnen: Endlich aufstehen !!!

http://www.youtube.com/watch?v=BU9w9ZtiO8I

Anonym 6. September 2010 um 10:51  

Warum sich Humanisten nicht an der Sarrazin-Debatte mit Zustimmung für Sarrazin beteiligen sollten:

"[...]Der Streit um Thilo Sarrazin ist mehrfach ärgerlich, stellt der Philosoph Frieder Otto Wolf fest. Aber weder die Heuchelei der Medien noch die intellektuelle Unredlichkeit, mit der die Debatte überwiegend geführt wird, kann als Begründung dienen, diesen Streit zu ignorieren[...]"

Quelle und ein kompletter, interessanter, Text hier:

http://www.wissenrockt.de

Übrigens, dass sich auch Ex-Muslime wie Frau Nekla Kelek für Sarrazin aussprechen bedeutet eigentlich nur eines, die machen einen auf Eiferer, und Neubekehrtem, was man von der Evangelikalen Seite eines Ex-Alkoholikers namens George W. Bush bereits in den USA kennen lernen mußte.

Gruß
Bernie

PS: Gibt es ja auch bei marktradikalen Sozis, und GRÜNEN, die einmal in der 68er APO waren, und mittlerweile zu den eifrigsten Verteidigern des "Zombie-Kapitalismus" (im angelsächsischen Raum eingebürgerter Begriff für den Neoliberalismus) in Zeiten einer Neuen Weltwirtschaftskrise gehören. Frau Kelek ist da, wie Sarrazin, wie oben im Text völlig richtig erkannt wurde, eine Ablenkungsfunktion, um Krisenproteste mundtot zu machen - Frei nach dem Motto: "Teile und herrsche".

Fatima Ashams 6. September 2010 um 10:55  

"Und sicher ist es so, dass nicht nur Blödiane diesem Herrn beipflichten - es sind ja gerade die besonders hellen Köpfchen aus Politik und Wirtschaft, Funk und Fernsehen, Presse und Geisteswissenschaft, die ein Hallelujah anstimmen,..."

- ...Wer solch scharfe, gut beobachtete Kommentare zu schreiben vermag, hat es eigentlich nicht noetig, wenige Saetze spaeter von seiner kritischen Sicht abzuweichen und pauschalen Behauptungen wie dieser zu verfallen. Aber vor selektiver Wahrnehmung ist wohl keiner von uns sicher, und sie fuehrt eben leider auch dazu, dass wir allzuschnell nur noch lesen, was die eigene Meinung bestaetigt. Zahlreiche kritische Beitraege gab und gibt es. Man findet sie ohne lange suchen zu muessen. Einige solcher Beitraege waren bspw. in der letzten Ausgabe der ZEIT zu lesen.
Sicher, das Thema erzeugt Brechreiz. Auch bei mir. Und Uebertreibung und Ironie machen anschaulich. Ich halte es dennoch lieber mit konstruktiven Beitraegen wie diesem: "Wo Rauch ist, da ist auch Feuer; Bernd Ulrch", unter: http://www.zeit.de/2010/36/Sarrazin-Thesen

- , als mit der Methode "Mit dem Kopf gegen die Wand".

Anonym 6. September 2010 um 12:17  

Anonym hat gesagt...

Das ganze Spektakel von und um Sarazin wird doch veranstaltet, um davon abzulenken, dass

"1. die Deutschen selbst immer dümmer werden
(siehe u.a. schwindende Grammatikkenntnisse in den Medien, bei Politikern, auch deutschen SchülerInnen, usw."

Hallo Anonym, vor einigen Jahren hörte ich mal ganz zufällig morgens auf der Fahrt zur Arbeit im Morgenmagazin des DLF ein Interview mit einer kroatischen Schriftstellerin, welche in Deutschland aufgewachsen, verschiedene Schulen besucht und anschließend noch studiert hat.
Sie sagte in diesem Interview WÖRTLICH, dass das dreigliedrige Schulsystem hier in Deutschland eine Verletzung der Menschenrechte von Kindern darstellt!
Und doch ist dieses barbarische "differenzierende" Schulsystem gewollt und wird noch immer von vielen Menschen, ob Politikern, Unternehmern und zahllosen deutschen Spießbürgern mit Zähnen und Klauen verteidigt!
Und warum trotz der Kenntnis seiner verheerenden Folgen für viele heranwachsende Menschen?
Weil sie alle stillschweigend auch auf zukünftige möglichst ungebildete, vor allem unwissende menschliche "Fußabtreter" nicht verzichten möchten.
Also auf Menschen, die billigst ausgebeutet, herumgeschupst, bei Nichtbedarf mit Almosen abgespeist, geächtet, diffamiert werden können.
Alles ist gewollt, böse Absicht.
Und nun schreit dieses Pack schon wieder nach ausländischen Fachkräften, weil unsere eigene Jugend nicht "geeignet", nicht "willig" sei......
Mögen andere Völker, andere Staaten nur genügend in ihre heranwachsende Generation investieren, "wir Deutschen" nehmen sie dann nach deren fertiger Ausbildung gerne....
Kann eine Gesellschaft, kann so ein Staat noch asozialer sein?

MfG Bakunin

ChP 6. September 2010 um 12:59  

@Roberto:

Vielen vielen Dank für diesen Kommentar.

Wenn es nur nicht so verdammt traurig wäre... :(

A.Kauz 6. September 2010 um 14:22  

Befürchte, wir werden noch Einiges erleben, von dem wir gedacht haben es sei vorbei.
Viele von uns beobachten seit Jahren einen latenten Rassismus, Hetzer Sarrazin und seine Claquere verhelfen dem nun zum Mainstream.
Bedenkt: Dem Kapitalismus wirds eng, er kann spätestens seit der letzen Krise nicht mehr blenden. Nach Jahrzehnten des Arrangements mit der demokratie, beginnt er zu wechseln zum Faschismus, zum totalitären Apparat zur Unterdrückung von Widerstand. Das gemeine Volks wird zuvor platt gemacht mit Sündenböcken. Heute sinds die dummen Muslime, einst der raffende Jude.
Folglich wird Widerstand heute schon zur Pflicht und nicht erst wenns zu spät ist.

Anonym 6. September 2010 um 15:59  

"[...]Klaus Wowereit

Regierender Bürgermeister von Berlin

Klaus Wowereit"Ich bin gestern ganz bewusst durch meinen Kiez gelaufen beim Einkaufen, [...] und ich bin vielfach gelungene Integration gestoßen. [...] Ich bin auch über die deutschen Alkoholiker gestolpert, die da am Kudamm sitzen und die ihre Beiträge nicht leisten, dass es unserem Staat gut geht."[...]"

Quelle und mehr:

http://daserste.ndr.de/annewill/archiv/gaesteliste422.html

Übrigens, Wowereit, einst, bevor Sarrazin zur Bundesbank wegbefördert wurde, dessen Chef verteidigt im selben Atemzug Arbeitslose. Frei nach dem Motto: Sarrazin muss gestoppt werden, sonst hetzt er mit ähnlich kruden Thesen gegen Arbeitslose.

Frage: Wie glaubwürdig ist Wowereit hier? Die Antwort liefert er mit eigenen Worten - siehe oben - in derselben Anne-Will-Sendung gleich mit.....

...gar nicht....

Oder ist es Ok sich einerseits sarrazinsche Hetze zu verbieten, aber am selben Abend gegen angeblich arbeitslose Alkoholiker zu wettern?

Gruß
Bernie

Anonym 6. September 2010 um 16:05  

Es waren Günter Grass , Marius Müller Westernhagen und viele andere Prominente die per Anzeige gegen die Hartz IV - Montagsdemonstranten gemacht haben.

Das habe ich nicht vergessen.

Marc Wilhelm Lennartz 6. September 2010 um 16:36  

Der Faschismus des 21. Jhd. kommt nun auf leisen Sohlen, so viel hat man gelernt in diesem Land des damals.
Auch die als Demokratie getarnte Parteien-Lobby-Diktatur des Kapitals hat sich Unserer ganz allmählich ermächtigt. Heute ist es gut ist es richtig ist es alternativlos alles und jedes und jede und jeden mit monetären Gesichtspunkten zu rechtfertigen und abzuurteilen.
Sarrazin ist ein Faschist - PUNKT.
Die Wohlstands- und Konsmumdemokraten des neoliberal-reaktionären Besitzstandswahrerbürgertums erachten es als ihr, als unser Deutsches Recht, Deutschen Wohlstand und Deutsche Handelsströme und demnächst auch Deutsches ÖL & Erdgas wo auch immer wann auch immer zu verteidigen, sprich Krieg zu führen.
Die Massenmedien und Bürgerpresse ist längst wieder gleichgeschaltet.
Der Faschismus des 21. Jhd. kommt auf leisen Sohlen.
Ich für meinen Teil schaue und höre und lese schon seit geraumer Zeit ganz genau hin, und bereite langsam aber sicher meinen Abschied aus diesem Land vor.
Es grüßt,
Marc Wilhelm Lennartz

Contento 6. September 2010 um 18:00  

Lieber Robert,

wie sehr Du mir aus der Seele geschrieben hast! Die Dummheit die in diesem Land grassiert ist scheinbar grenzenlos. Ich erkenne dieses Land nicht mehr wieder in dem ich geboren wurde.

Deutschland Land der Dichter und Denker...lang,lang ist es her. Ich habe auch Angst vor der weiteren zumindest möglichen Entwicklung hier in diesem Land und in Europa.

Seamos realistas exegimos lo imposible!

Anonym 6. September 2010 um 20:19  

Eine Art Anti-Sarrazin erscheint demnächst vom Buchautor Thomas Wieczorek - Frei nach dem Motto, auch ganz ohne Migranten, die "Eliten" reichen schon, und deren Anhang,dass "Deutschland" verdummt.
Gruß
Julius

Mary Poppins 6. September 2010 um 20:34  

Dank Nachdenkseiten bin ich bei diesem Beitrag gelandet. Danke, danke, danke, man kommt sich ja schon wie vom andern Stern vor, wenn man nicht in den Chor einstimmt, der da tönt "Im Prinzip sagt er ja die Wahrheit, ..."
Aber ist das Volk wirklich so schlau, dass alle noch wissen, was 1933 passiert ist und wie es dazukommen konnte? Ich wage es zu bezweifeln.
Ganz zufällig lese ich gerade Feuchtwanger "Die Gebrüder Oppermann" - die Parallelen sind unübersehbar. Mir gruselt.

Anonym 6. September 2010 um 22:06  

Marc Wilhelm Lennartz, sie haben ganz recht. "Der Faschismus des 21. Jhd. kommt nun auf leisen Sohlen" - und er sagt nicht "Ich bin der Faschismus", sondern er sagt "Ich bin der Antifaschismus". Soviel weiß zumindest der Ihnen sicher auch bekannte Sozialist Ignazio Silone.

Anonym 6. September 2010 um 22:58  

Sarrazin muß doch gar keine neue Partei gründen, ein einfacher Eintritt in die rechtslastige CDU reicht völlig:

"[...]CDU auf Sarrazin-Kurs
Von Arnold Schölzel

Sarrazin diffamiert, die Union sanktioniert
Foto: dpa
Sarrazin legt vor, die Union folgt. Am Montag versuchten CDU-Politiker der ersten und zweiten Reihe in offenkundig abgestimmter Weise, also mit Billigung der Parteivorsitzenden und Bundeskanzlerin, die vom Bundesbank-Vorstand ausgelöste rassistische Erregungswelle zu nutzen und drängten auf Bestrafung von »integrationsunwilligen« Migranten. Die Sanktionsmöglichkeiten müßten »konsequent angewandt werden«, forderte z.B. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe in der Leipziger Volkszeitung und betonte: »Zu unserer Politik gehören verpflichtende Integrationskurse und Einbürgerungstests.« Wer dies hartnäckig verweigere, gegen den müßten die Sanktionsmöglichkeiten »konsequent angewandt werden«. Ähnlich schwadronierte Unionsfrak­tionsvize Michael Fuchs (CDU). Wenn Kinder von Migranten nicht in die Kita oder Schule geschickt würden, müsse dies »mit Hartz-IV-Kürzungen sanktioniert werden«, forderte er in der Rheinischen Post[...]"

Quelle und ganzer Text:

http://www.jungewelt.de/2010/09-07/054.php

...und wieder einmal bekomme ich via Taten bestätigt, dass kein Blatt zwischen die CDU- und SPD-Rechte paßt. Wieso fusionieren die nicht gleich? CDUSDP mit Merkel als Parteivorsitzender und GRÖKAZ aller Zeiten reicht doch völlig. Oder.
Gruß
Bernie

Roland 6. September 2010 um 23:18  

Die ganze Sache ist so dermaßen vielschichtiger, als es durch Roberto auch nur ansatzweise rüberkommt.

Ich kann nur raten, auch mal in die Presse im Ausland zu schauen, z.B. in das von den Gen-Aussagen speziell betroffene Land Isreal, dazu hier die Jerusalem Post:
www.jpost.com/International/Article.aspx?id=186775

Darin findet eine ernsthafte Auseinandersetzung statt, die sich nicht mit dem Tenor Robertos übereinbringen läßt.

M-rian 7. September 2010 um 00:18  

Guten Tag Herr de la Puente,
Sie haben den "Nagel ins schwarze getroffen" (So bezog sich ein Leser des Oldenburger Käseblatts:
Nordwestzeitung in einem Kommentar auf Sarrazins Thesen. und die druckten das auch noch ab:-o )

Ihre Ängste scheinen nicht ganz unbegründet zu sein. Offensichtlich hat die "Neue Rechte" die Gunst der Stunde genutzt um ihren Müll an ein Massenpublikum zu verbreiten.

Dass T.S. Buch auf Platz eins bei den Amazon Verkaufscharts ist wundert mich nicht.Wenn man aber etwas weiter runterscrollt findet man auf Platz 9 (!) das (sollte man es Buch nennen?)


"Der Fall Sarrazin: Verlauf einer gescheiterten Tabuisierung"

erschienen beim sogenannten Institut für Staatspolitik (IfS)

ein aufmerksamer Mensch hat in den Kommentaren dann folgendes über dieses "Institut" herausgefunden:

Das Institut für Staatspolitik (IfS) wurde im Jahr 2000 gegründet. Es handelt sich um eine Organisation, die der intellektuellen „Neuen Rechten“ zuzuordnen ist, einer Strömung innerhalb der extremen Rechten, die sich darauf konzentriert, Rechtsextremismus mit Ideologie zu untermauern. Das IfS versteht sich selbst als wissenschaftliche Einrichtung.

Gründer des IfS sind unter anderem Karlheinz Weißmann und Götz Kubitschek, beides bekannte Akteure der „Neuen Rechten“. Kubitschek war langjähriger Redakteur der neurechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“, Weißmann ist Politologe, Autor und Referent bei einschlägigen Medien und „Studienzentren“, ein intellektueller Vordenker und Stichwortgeber, der auch mehrfach als Interviewpartner und Autor der Jungen Freiheit in Erscheinung trat.

Das Institut für Staatspolitik ist ein gutes Beispiel für das Bemühen der „Neuen Rechten“, gesellschaftliche Diskurse zu prägen. Auf Veranstaltungen werden auch Referenten eingeladen, die zwar dem rechten, aber nicht eindeutig dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet werden können. Als ein Beispiel dafür sei das Mitglied des Bundestages Martin Hohmann genannt, das seit dem Skandal um seine antisemitische Rede verstärkt in Kreisen der „Neuen Rechten“ als Redner, Referent und Gast auftritt. Zwar trat er auch schon vorher in diesen Kreisen in Erscheinung, seit dem Parteiausschluss aus der CDU wird ihm jedoch besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Gemeinsam mit dem ehemaligen Bundeswehrgeneral Reinhard Günzel wird er zum Opfer einer angeblich herrschenden Political Correctness stilisiert.

Das Institut für Staatspolitik fördert auch Buchpublikationen. Diese Veröffentlichungen erschienen im Verlag ‚Edition Antaios‘, dessen Geschäftsführer der IfS-Mitbegründer Götz Kubitschek ist. Zu den finanziell geförderten Publikationen gehört auch ein Werk Armin Mohlers, der sich zu Lebezeiten selbst als Faschist definierte und wesentlichen Anteil daran hatte, die Denker der so genannten „Konservativen Revolution“ und deren Ideologie für die „Neue Rechte“ fruchtbar zu machen. Diese Intellektuellen waren wichtige Stichwortgeber für den Nationalsozialismus.

Wolfgang Gessenharter, Professor für Politologie an der Helmut-Schmidt-Universität – Universität der Bundeswehr Hamburg, definiert die Rolle des IfS so: „Hier soll jene kulturelle Hegemonie vorbereitet werden, die nach Stellung der ‚Systemfrage‘ zu einer ‚Revolution von rechts‘ führen muss.“

Das Landesamt für Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen bezeichnet das IfS im Verfassungsschutzbericht 2002 als Bestandteil des „Projekts ‚Junge Freiheit‘“. Die „Junge Freiheit“ (JF) wurde auch im Jahr 2003 vom nordrheinwestfälischen Verfassungsschutzes beobachtet. Im Verfassungsschutzbericht 2003 dieser Behörde heißt es: „Die JF gewährt auch weiterhin Rechtsextremisten, zum Beispiel aus der NPD, Raum zur Äußerung. Die Gesamtschau der Beiträge der JF belegt unverändert, dass die JF eine kontinuierliche Strategie der Berichterstattung verfolgt und sich der "Neuen Rechten" verpflichtet fühlt. In der JF veröffentlichte Beiträge bieten unverändert Anhaltspunkte für den Verdacht verfassungsfeindlicher Ziele.“

m-rian 7. September 2010 um 00:24  

Ihre Ängste scheinen nicht ganz unbegründet zu sein. Plötzlich erreicht die "Neue Rechte", T.S. sei dank, die Massen:

Noch schlimmer als Platz eins für T.S. in den Büchercharts bei Amazon ist deshalb Platz 9:"Der Fall Sarrazin: Verlauf einer gescheiterten Tabuisierung"

http://www.amazon.de/Fall-Sarrazin-Verlauf-gescheiterten-Tabuisierung/dp/3939869155/ref=pd_ts_b_9?ie=UTF8&s=books

Herausgegeben vom

Institut für Staatspolitik (IfS)


Ich habe hier mal den Kommentar von einem der wenigen kritischen Kommentatoren auf Amazon.de kopiert:


[Das Institut für Staatspolitik (IfS) wurde im Jahr 2000 gegründet. Es handelt sich um eine Organisation, die der intellektuellen „Neuen Rechten“ zuzuordnen ist, einer Strömung innerhalb der extremen Rechten, die sich darauf konzentriert, Rechtsextremismus mit Ideologie zu untermauern. Das IfS versteht sich selbst als wissenschaftliche Einrichtung.

Gründer des IfS sind unter anderem Karlheinz Weißmann und Götz Kubitschek, beides bekannte Akteure der „Neuen Rechten“. Kubitschek war langjähriger Redakteur der neurechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“, Weißmann ist Politologe, Autor und Referent bei einschlägigen Medien und „Studienzentren“, ein intellektueller Vordenker und Stichwortgeber, der auch mehrfach als Interviewpartner und Autor der Jungen Freiheit in Erscheinung trat.

Das Institut für Staatspolitik ist ein gutes Beispiel für das Bemühen der „Neuen Rechten“, gesellschaftliche Diskurse zu prägen. Auf Veranstaltungen werden auch Referenten eingeladen, die zwar dem rechten, aber nicht eindeutig dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet werden können. Als ein Beispiel dafür sei das Mitglied des Bundestages Martin Hohmann genannt, das seit dem Skandal um seine antisemitische Rede verstärkt in Kreisen der „Neuen Rechten“ als Redner, Referent und Gast auftritt. Zwar trat er auch schon vorher in diesen Kreisen in Erscheinung, seit dem Parteiausschluss aus der CDU wird ihm jedoch besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Gemeinsam mit dem ehemaligen Bundeswehrgeneral Reinhard Günzel wird er zum Opfer einer angeblich herrschenden Political Correctness stilisiert.

Das Institut für Staatspolitik fördert auch Buchpublikationen. Diese Veröffentlichungen erschienen im Verlag ‚Edition Antaios‘, dessen Geschäftsführer der IfS-Mitbegründer Götz Kubitschek ist. Zu den finanziell geförderten Publikationen gehört auch ein Werk Armin Mohlers, der sich zu Lebezeiten selbst als Faschist definierte und wesentlichen Anteil daran hatte, die Denker der so genannten „Konservativen Revolution“ und deren Ideologie für die „Neue Rechte“ fruchtbar zu machen. Diese Intellektuellen waren wichtige Stichwortgeber für den Nationalsozialismus.

Wolfgang Gessenharter, Professor für Politologie an der Helmut-Schmidt-Universität – Universität der Bundeswehr Hamburg, definiert die Rolle des IfS so: „Hier soll jene kulturelle Hegemonie vorbereitet werden, die nach Stellung der ‚Systemfrage‘ zu einer ‚Revolution von rechts‘ führen muss.“

Das Landesamt für Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen bezeichnet das IfS im Verfassungsschutzbericht 2002 als Bestandteil des „Projekts ‚Junge Freiheit‘“. Die „Junge Freiheit“ (JF) wurde auch im Jahr 2003 vom nordrheinwestfälischen Verfassungsschutzes beobachtet. Im Verfassungsschutzbericht 2003 dieser Behörde heißt es: „Die JF gewährt auch weiterhin Rechtsextremisten, zum Beispiel aus der NPD, Raum zur Äußerung. Die Gesamtschau der Beiträge der JF belegt unverändert, dass die JF eine kontinuierliche Strategie der Berichterstattung verfolgt und sich der "Neuen Rechten" verpflichtet fühlt. In der JF veröffentlichte Beiträge bieten unverändert Anhaltspunkte für den Verdacht verfassungsfeindlicher Ziele.“]

m-rian 7. September 2010 um 00:24  

...Das Institut für Staatspolitik ist ein gutes Beispiel für das Bemühen der „Neuen Rechten“, gesellschaftliche Diskurse zu prägen. Auf Veranstaltungen werden auch Referenten eingeladen, die zwar dem rechten, aber nicht eindeutig dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet werden können. Als ein Beispiel dafür sei das Mitglied des Bundestages Martin Hohmann genannt, das seit dem Skandal um seine antisemitische Rede verstärkt in Kreisen der „Neuen Rechten“ als Redner, Referent und Gast auftritt. Zwar trat er auch schon vorher in diesen Kreisen in Erscheinung, seit dem Parteiausschluss aus der CDU wird ihm jedoch besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Gemeinsam mit dem ehemaligen Bundeswehrgeneral Reinhard Günzel wird er zum Opfer einer angeblich herrschenden Political Correctness stilisiert.

Das Institut für Staatspolitik fördert auch Buchpublikationen. Diese Veröffentlichungen erschienen im Verlag ‚Edition Antaios‘, dessen Geschäftsführer der IfS-Mitbegründer Götz Kubitschek ist. Zu den finanziell geförderten Publikationen gehört auch ein Werk Armin Mohlers, der sich zu Lebezeiten selbst als Faschist definierte und wesentlichen Anteil daran hatte, die Denker der so genannten „Konservativen Revolution“ und deren Ideologie für die „Neue Rechte“ fruchtbar zu machen. Diese Intellektuellen waren wichtige Stichwortgeber für den Nationalsozialismus.

Wolfgang Gessenharter, Professor für Politologie an der Helmut-Schmidt-Universität – Universität der Bundeswehr Hamburg, definiert die Rolle des IfS so: „Hier soll jene kulturelle Hegemonie vorbereitet werden, die nach Stellung der ‚Systemfrage‘ zu einer ‚Revolution von rechts‘ führen muss.“

Das Landesamt für Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen bezeichnet das IfS im Verfassungsschutzbericht 2002 als Bestandteil des „Projekts ‚Junge Freiheit‘“. Die „Junge Freiheit“ (JF) wurde auch im Jahr 2003 vom nordrheinwestfälischen Verfassungsschutzes beobachtet. Im Verfassungsschutzbericht 2003 dieser Behörde heißt es: „Die JF gewährt auch weiterhin Rechtsextremisten, zum Beispiel aus der NPD, Raum zur Äußerung. Die Gesamtschau der Beiträge der JF belegt unverändert, dass die JF eine kontinuierliche Strategie der Berichterstattung verfolgt und sich der "Neuen Rechten" verpflichtet fühlt. In der JF veröffentlichte Beiträge bieten unverändert Anhaltspunkte für den Verdacht verfassungsfeindlicher Ziele.“]

Anonym 7. September 2010 um 01:02  

Im Fall Sarrazin geht es doch um den Fall Merkel, um den Fall SPD, um das politische und publizistische Establishment inklusive Blogs wie diesem.

Was all die Ausgrenzungstechniker nicht begreifen, ist, dass sich das, was Sarrazin verkörpert, nicht ausgrenzen lässt. Es ist die Wut von Leuten, die es satt haben, das Mittelalter in ihrer Gesellschaft, die einen langen und mühevollen Prozess der Aufklärung hinter sich hat, zurückkehren zu sehen. Die es satt haben, für ihre Angebote an Eingliederungshilfen beschimpft und ausgelacht zu werden. Die es satt haben, über terrornahe islamistische Vereine zu lesen, über Ehrenmorde, über Morddrohungen gegen Karikaturisten und Filmemacher oder zu hören, dass auf Hauptschulhöfen "du Christ!" als Schimpfwort benutzt wird. Die wütend zur Kenntnis nehmend lesen, dass sich westliche Staatsmänner für Frauen in einem islamischen Land einsetzen müssen, weil diese dort als Ehebrecherinnen gesteinigt werden sollen.

Die aber nichts hören, sehen oder lesen von bei uns lebenden türkischen Mitbürgern, die sich _darüber_ empören, stattdessen aber über Sarrazins Buch.

Und Roberto pfeffert sein Pfund auf diese unausgeglichene Waage, auf dass sie weiter ausschlage.

Inglorious Basterd 7. September 2010 um 08:15  

Bakunin 5.9.2010, 17.10 Uhr:

Du meinst die Studie der TU Berlin aus den 90er Jahren, die unter anderem zu dem Ergebnis kam, dass 26 % der gewerkschaftlich Organisierten eine rassistische Grundeinstellung haben. Mit etwas Geduld und Zeit findest Du sie online.

Nic 7. September 2010 um 13:42  

Hab Dank für diesen Artikel - auch wenn ich ihn erst heut entdeckt habe.

Allein der Artikel ist es wert, das Blog in meine Blogroll aufzunehmen (was hiermit getan)

Nic

Sebastian 9. September 2010 um 18:16  

Der Kommentar ist relativ gut und drückt phasenweise viele meiner eigenen Gedanken aus, wenn auch meiner Ansicht nach nicht über die ganze Länge das Niveau gehalten wird und es zu Ungenauigkeiten kommt und auch zu Verallgemeinerungen.
Aber es stimmt schon, Kritisieren ist leichter als Schaffen, nur drehe ich bei gesellschaftlichen Themen alles einmal im Kopf herum, auch was mir gefällt und meinungsmäßig sympathisch ist.

Es wäre schön mal mit dir und/oder! anderen, die die gleiche Denkweise pflegen, zu diskutieren, denn das kommt in meinem Leben viel zu kurz. Weil man so oft an Mauern stößt, aus den verschiedensten Gründen. Dummheit, das "Alles-Besser-Wissen Syndrom" der unverhältnismäßigen (und oft sogar gänzlich unbegründeten...) Selbstüberschätzung, Menschenfeindlichkeit, chronische Angst vor Fremdem, Erziehungs- und Indoktrinierungsaltlasten aber auch Verschwörungstheoriengläubigkeit und geschlossene Weltbilder. Denkfaulheit finde ich auch sehr verwerflich. Auch auf Seiten mancher "Linker" kommt all das vor.
Also nicht bloß im "Elfenbeinturm" sich selbst zustimmen sondern auseinandersetzen im realen Leben, dahin sollte es gehen, denn nur dort kann auch irgendetwas bewirktw erden gegen all die Feinde der Menschlichkeit.
Ich denke es könnten fruchtbare Diskussionen entstehen und vielleicht auch Aktivitäten. Gibt es vielleicht in Dresden Gruppen die sich hin und wieder treffen? Nix gegen die Antifa, doch die ist mir zu ideologisch, da kann ich nicht mit. Also was gibts noch? Ich würde mitmachen und mich gegebenenfalls auch lokal engagieren.

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