Küssen heißt spucken!
Samstag, 25. September 2010
„Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft!”, empfahl Tucholsky einstens. Das fiele heute schwer, denn so richtige, so richtig richtige Faschisten gibt es nur mehr wenige. Nur einige Sektierer, die fast als solche durchgingen, die mit glänzendem Glatzkopf aufwarten — doch wer will schon schweißbenetzte Kopfhaut herzen! Aber es gibt durchaus Quasi- oder Semifaschisten, Herrschaften ohne Uniformfetisch, ohne Brüllerei, ohne Heilgeplärre; Herrschaften aus der gesellschaftliche Mitte, manchmal sogar aus der Sozialdemokratie. Ja, solche gibt es — faschistoide Gestalten, noch nicht ganz im Faschismus angekommen, indes mittels Stechschritt auf gutem, das heißt treffender: auf schlechtem Wege dorthin. Schon alleine deshalb ist es unmöglich, Faschisten zu küssen. Daher: Man küsse die Faschistoiden! Aber ergibt das Sinn?
In einer Zeit, in der es um schnelle Lacher und eilfertige Zoten geht, in der die Welt im Scherz zuallererst das Lachpotenzial wahrnimmt, in der Kabarettisten Comedians geheißen werden, da ist der perfide, feinsinnige Humor auf verlorenem Posten. Der moderne Humor will lachen machen, er will nicht die Wahrheit im Narrenkostüm kundzutun. Im Humor wird heute kaum mehr die Fähigkeit der Bloßstellung erahnt – es muss gelacht werden, laut und herzhaft. Die Ernsthaftigkeit im Humor oder das Humoristische im Ernst: dergleichen hat momentan wenig Konjunktur. Versteht man da die Blamage noch, die man einem Kontrahenten zufügt, wenn man ihn mürbe küsst? Begriffe man noch, dass man in einen liebevollen Kuss auch Verachtung, Lieblosigkeit, ja Hass packen kann? Ob unsere Zeit heute noch nachvollziehen kann, welches geistreiche Ende Dostojewski für seinen Großinquisitor auserkoren hat, als dieser nämlich nach seiner Philippika, die er an den zurückgekehrten Jesus richtete, von ebenjenem auf seine welken Lippen geküsst wurde? Durchschaut man diese Form des paradoxen, arglistigen Humors überhaupt noch, bei dem es darum geht, spielend, lächelnd, spöttelnd auf einen ernsten Umstand, Missstand zu verweisen?
Wahrscheinlich nicht! Es ist bestenfalls der Humor einer randständigen Gruppe – heute will man lachen, nicht über den humoristischen Akt selbst nachdenken, keinen Ernst dahinter erahnen müssen. Ach, schnöde Gedankenschwangerschaft! Gedankenlos prusten und quietschen: das ist zeitgemäßer Humor. Man stelle sich nur mal vor, man küsste heute einen Mann, der öffentlich über Sozialeugenik fabulierte – so einen Mann soll es tatsächlich geben. Sicher erntete der Küsser Lacherfolge. Das wäre eine ganz große Show – aber dann würde man auf ihn deuten, ihn einen Schwulen heißen, ihm den Scheibenwischer zeigen, ihn verspotten, ihn für etwas verrückt, vielleicht sogar für etwas sehr verrückt erklären. Der entstellende Kuss auf die Lippenwülste des Faschisten, zeitgemäß gesagt: des Faschistoiden gepresst, wäre nicht mal verpufft, weil er sich gar nicht erst entfaltet hätte – er wäre die Aktion eines Idioten geblieben, eine Aktion ohne Sinn, ohne Hintergedanken, ohne Absicht, ohne Ernst. Lustig – mehr nicht! Für den Tiefsinn des dekuvrierenden Humors gibt es in diesen Tagen keinen Markt. Der Küsser würde verspottet, der Geküsste bedauert. Mitleid erntete er, so eine sabbernde Schnute im Gesicht gehabt haben zu müssen.
Faschisten… Faschistoide küsst man heute nicht mehr. Man brüskiert sie nicht auf subtile Weise – dafür ist die sich kugelnde Öffentlichkeit nicht sensibilisiert. Humor ist heute keine Waffe mehr – wer heute in Fragen der Politik oder der Wirtschaft den aufweckenden Humor, den humoristischen Ernst bemüht, gilt ohnehin als unseriös. Daher küsst nicht! Tut das, was der Kuss eigentlich ausdrücken will: spuckt! Ersetzt den Kuss zum Verständnis aller! Ersetzt den Kuss aber nicht durch ein Pendant, durch eine Ohrfeige beispielsweise – diese Zeilen sollen ja kein Gewaltaufruf sein! Wir sind doch anständige Leute! Neinnein, tretet vor den Herrn eurer Wahl, reicht ihm die Hand nicht, begrüßt ihn nicht, und lasst euch nicht auf die demokratische Masche ein, mit jeden, gleich was für ein Lump er ist, zu diskutieren, zu argumentieren, Zahlenstatistik auszutauschen. Toleranz ist gut – aber nicht gegenüber Intoleranten. Auf Satzfetzen wie „…soundsoviel Prozent aller Türken wollen nicht arbeiten!“ oder „…werweißwieviele von hundert Arabern wollen des Deutschen nie mächtig werden!“ — auf solche Satzfetzen bloß nicht eingehen! Denn dann haben sie einen, dann ist der kleinste gemeinsame Nenner gefunden – und wenn es erst mal so weit ist, dann sind deren kleinkarierte Ausdünstungen legitimiert.
Verweigert den Handschlag, verweigert die Gegenargumentation, verweigert euch, ihn als eine leicht fehlgeleitete demokratische Erscheinung zu betrachten! Und dann zieht euch, rümpft euch nasalen Schleim in die Mundhöhle herab, setzt an und tut es: spuckt! Zielt und spuckt. Traut euch! Spuckt… spuckt vor ihm aus. Vor ihm! Oder neben ihn zu Boden. Oder über ihn drüber, wenn ihr das könnt! Nicht jedoch ins Gesicht! Ein bisschen Anstand muss schon noch sein. Wo kämen wir sonst hin?
Man küsst nicht mehr, man spuckt – das ist die moderne, zugegeben etwas öde, etwas unoriginelle Form, jemanden seine Verachtung mitzuteilen. Was soll man aber tun in einer derart humorlosen Zeit? In einer humorlosen Zeit, in der zwar viel gelacht wird, der kommerzialisierte Humor als Selbstzweck floriert, der alberne Humor Fußballstadien füllt, Rekorde bricht, in der allerdings so gut wie nie über das Dahinter der humoristischen Aktion, über den Ernst des Witzes gegrübelt wird? Schön wäre es ja küssen zu dürfen, auch seine Feinde küssen zu dürfen, wenn sie denn glatt rasiert sind – aber am Ende begriffen die Zuseher das als Zusage, als spontane Zustimmung, als Liebesbeweis. Dann schon lieber ausspucken: vielleicht lacht sogar jemand darüber, bevor der Denkvorgang eintritt…
Dieser Text erschien erstmals am 13. September 2010 im Blättchen.
In einer Zeit, in der es um schnelle Lacher und eilfertige Zoten geht, in der die Welt im Scherz zuallererst das Lachpotenzial wahrnimmt, in der Kabarettisten Comedians geheißen werden, da ist der perfide, feinsinnige Humor auf verlorenem Posten. Der moderne Humor will lachen machen, er will nicht die Wahrheit im Narrenkostüm kundzutun. Im Humor wird heute kaum mehr die Fähigkeit der Bloßstellung erahnt – es muss gelacht werden, laut und herzhaft. Die Ernsthaftigkeit im Humor oder das Humoristische im Ernst: dergleichen hat momentan wenig Konjunktur. Versteht man da die Blamage noch, die man einem Kontrahenten zufügt, wenn man ihn mürbe küsst? Begriffe man noch, dass man in einen liebevollen Kuss auch Verachtung, Lieblosigkeit, ja Hass packen kann? Ob unsere Zeit heute noch nachvollziehen kann, welches geistreiche Ende Dostojewski für seinen Großinquisitor auserkoren hat, als dieser nämlich nach seiner Philippika, die er an den zurückgekehrten Jesus richtete, von ebenjenem auf seine welken Lippen geküsst wurde? Durchschaut man diese Form des paradoxen, arglistigen Humors überhaupt noch, bei dem es darum geht, spielend, lächelnd, spöttelnd auf einen ernsten Umstand, Missstand zu verweisen?
Wahrscheinlich nicht! Es ist bestenfalls der Humor einer randständigen Gruppe – heute will man lachen, nicht über den humoristischen Akt selbst nachdenken, keinen Ernst dahinter erahnen müssen. Ach, schnöde Gedankenschwangerschaft! Gedankenlos prusten und quietschen: das ist zeitgemäßer Humor. Man stelle sich nur mal vor, man küsste heute einen Mann, der öffentlich über Sozialeugenik fabulierte – so einen Mann soll es tatsächlich geben. Sicher erntete der Küsser Lacherfolge. Das wäre eine ganz große Show – aber dann würde man auf ihn deuten, ihn einen Schwulen heißen, ihm den Scheibenwischer zeigen, ihn verspotten, ihn für etwas verrückt, vielleicht sogar für etwas sehr verrückt erklären. Der entstellende Kuss auf die Lippenwülste des Faschisten, zeitgemäß gesagt: des Faschistoiden gepresst, wäre nicht mal verpufft, weil er sich gar nicht erst entfaltet hätte – er wäre die Aktion eines Idioten geblieben, eine Aktion ohne Sinn, ohne Hintergedanken, ohne Absicht, ohne Ernst. Lustig – mehr nicht! Für den Tiefsinn des dekuvrierenden Humors gibt es in diesen Tagen keinen Markt. Der Küsser würde verspottet, der Geküsste bedauert. Mitleid erntete er, so eine sabbernde Schnute im Gesicht gehabt haben zu müssen.
Faschisten… Faschistoide küsst man heute nicht mehr. Man brüskiert sie nicht auf subtile Weise – dafür ist die sich kugelnde Öffentlichkeit nicht sensibilisiert. Humor ist heute keine Waffe mehr – wer heute in Fragen der Politik oder der Wirtschaft den aufweckenden Humor, den humoristischen Ernst bemüht, gilt ohnehin als unseriös. Daher küsst nicht! Tut das, was der Kuss eigentlich ausdrücken will: spuckt! Ersetzt den Kuss zum Verständnis aller! Ersetzt den Kuss aber nicht durch ein Pendant, durch eine Ohrfeige beispielsweise – diese Zeilen sollen ja kein Gewaltaufruf sein! Wir sind doch anständige Leute! Neinnein, tretet vor den Herrn eurer Wahl, reicht ihm die Hand nicht, begrüßt ihn nicht, und lasst euch nicht auf die demokratische Masche ein, mit jeden, gleich was für ein Lump er ist, zu diskutieren, zu argumentieren, Zahlenstatistik auszutauschen. Toleranz ist gut – aber nicht gegenüber Intoleranten. Auf Satzfetzen wie „…soundsoviel Prozent aller Türken wollen nicht arbeiten!“ oder „…werweißwieviele von hundert Arabern wollen des Deutschen nie mächtig werden!“ — auf solche Satzfetzen bloß nicht eingehen! Denn dann haben sie einen, dann ist der kleinste gemeinsame Nenner gefunden – und wenn es erst mal so weit ist, dann sind deren kleinkarierte Ausdünstungen legitimiert.
Verweigert den Handschlag, verweigert die Gegenargumentation, verweigert euch, ihn als eine leicht fehlgeleitete demokratische Erscheinung zu betrachten! Und dann zieht euch, rümpft euch nasalen Schleim in die Mundhöhle herab, setzt an und tut es: spuckt! Zielt und spuckt. Traut euch! Spuckt… spuckt vor ihm aus. Vor ihm! Oder neben ihn zu Boden. Oder über ihn drüber, wenn ihr das könnt! Nicht jedoch ins Gesicht! Ein bisschen Anstand muss schon noch sein. Wo kämen wir sonst hin?
Man küsst nicht mehr, man spuckt – das ist die moderne, zugegeben etwas öde, etwas unoriginelle Form, jemanden seine Verachtung mitzuteilen. Was soll man aber tun in einer derart humorlosen Zeit? In einer humorlosen Zeit, in der zwar viel gelacht wird, der kommerzialisierte Humor als Selbstzweck floriert, der alberne Humor Fußballstadien füllt, Rekorde bricht, in der allerdings so gut wie nie über das Dahinter der humoristischen Aktion, über den Ernst des Witzes gegrübelt wird? Schön wäre es ja küssen zu dürfen, auch seine Feinde küssen zu dürfen, wenn sie denn glatt rasiert sind – aber am Ende begriffen die Zuseher das als Zusage, als spontane Zustimmung, als Liebesbeweis. Dann schon lieber ausspucken: vielleicht lacht sogar jemand darüber, bevor der Denkvorgang eintritt…
Dieser Text erschien erstmals am 13. September 2010 im Blättchen.
21 Kommentare:
Warum meinen wertvollen Speichel verschwenden? Reicht es nicht auch, einem Atomlobbyisten, der sich jetzt bei der Anti-AKW-Bewegung anbiedert,
und Gewalt durch Kriegseinsätze der Bundeswehr befürwortet, eine billige Joghurt-Torte vom Discounter an die Rübe zu knallen?
Dabei gab es zu Gründungszeiten, als besagter Bundespolitiker der Grünen noch im KB in Göttingen aktiv war, einen Frank Schwalba-Hoth, Landtagsabgeordener der Grünen Hessen, der einen US-General mit Blut bespritzte. Das fanden Grüne damals noch gut und wurde nicht als Gewalt definiert. Später ist Frankiboy Umwelt-Lobbyist in Brüssel mit besten Kontakten – auch zu Nato-Militärs geworden.
Auch für Claudia Roth hätte ich noch ein Stückchen Torte mit Sprühsahne im Kühlschrank. Diese medienbesessene, von einer Realökologin zur Radikalopportunistin mutierte Bündnisgrüne, der es immer schwerer zu fallen scheint, emotionale Athentizität in die Kameras zu heucheln, sitzt zusammen mit Gerhard Schröder im Kuratorium für Olympia 2018 in München/GAP in Gegnerschaft zu dem Protest im Werdenfelder Land und Umgebung.
Zum Anspucken derartiger Charaktermasken würde nicht einmal ein 24-stündiger Zwangsaufenthtalt in einem Lamagehege ausreichen.
Herrlicher Stil. erinnert an tucho und osie. einfach klasse.
Wie wäre es statt zu spucken, diese mit einem alten Hitler-Gruß zu begrüßen - Nur eben ohne "Hitler".
Wie ich das meine? Startet mal einen Testballon mit "Heil Sarrazin"; "Heil Westerwelle"; "Heil Steinbach".....
Würde der so begrüßte nicht auch ins Grübeln kommen?
Oder was meint ihr dazu?
Man könnte z.B. eine Verkäuferin, die solche sarrazinschen Parolen mit einer Kundin austauscht - im Vorbeigehen - so grüßen.
Oder Sarrazin selbst.....
Oder haltet ihr dies für eine hirnrissige Idee?
Was meint ihr dazu?
ja, torte - oder besser noch törtchen - statt kuss; ich finde auch, das triffts. spucke ist eklig.
gut find ich allerdings auch, daß du mal wieder festgestellt hast, in welchen abgründen (humor, satire
ironie müssen heute als solche gekennzeichnet werden, um evtl verstanden zu werden)der geistlosigkeit unsere "kulturnation" inzwischen gelandet ist.
Egal, ob Du ihn küsst, vor ihm ausspeihst oder über ihn schreibst, Du tust das Falsche. Du widmest ihm Deine erlauchte Aufmerksamkeit, und das nicht zum ersten mal. Wann begreift die Republik endlich, dass man manche Menschen am besten vornehm ignoriert.
All die Talkrunden und Editorials, die sich seitenweise mit dem kaktusbärtigen Kasper überworfen haben, haben ihm dadurch doch überhaupt erst zu seinem Hype verholfen. Hört endlich auf damit, wertvollen Sauerstoff zu vergeuden, indem ihr über ihn herzieht. Überseht ihn einfach, straft ihn mit Missachtung, so wie ich es bis zu diesem Post getan habe. Er ist es einfach nicht wert.
@Dreykant
Irgendwie hast Du völlig recht.
Es ist wohl wie mit Amokläufern, die werden erst etwas wert, wenn die genügend getötet haben, um Aufmerksamkeit zu erregen - Man könnte Sarrazin auch einen verbalen Amokläufer nennen.
Oder?
Das empfohlene Vorgehen ist keinesfalls angeraten, da es für mildernde Umstände im Urteil bei einer gewalttätigen Affektreaktion des Gegenübers ziemlich unerheblich ist, ob beim Spucken zuvor getroffen wurde oder nicht.
Den Spucker trifft juristisch eine Teilschuld, wenn er als Reaktion auf sein Tun körperlich zu Schaden kommt.
Ein bemerkenswerter Artikel von Professor Poschardt (es folgen Zitate):
Die Wurzeln der Linken liegen in der Arbeiterbewegung, die Stolz vor allem aus Werktätigkeit ableitete. Deshalb müsste die Linke Fortbildung, Disziplin und Aufstiegswillen gerade dort wieder reimplantieren, wo dies ein allzu großzügiger Sozialstaat zertrampelt hat.
Der schwarz-gelben Regierung muss man ein Kompliment machen Sie geht bei Hartz IV nicht den Weg des geringsten Widerstands. Das hilft der Unterschicht.
--- Natürlich erschienen in der allseits beliebten WELT :|
www.welt.de/debatte/kommentare/article9867234.html
Zum Küssen ist es viel zu früh, zum spucken bereits lange zu spät.
Ich entscheide mich dennoch schon heute für das Küssen. Aber noch nicht bei denen, die mir das Menschenschindern lehren, sondern bei jenen, die mir das Lieben lernen. Die Vision ist, dass sich die Ungeküssten so verhalten und orientieren, dass sie zu Geküssten werden.
Versucht das mal, das ist einfacher als herumzuaulen und den Boden somit auch noch für Speichellecker geschmeidig zu halten.
Lieber Roberto,
ich lese deinen Blog sehr gerne, weil es wenige so gut vermögen ihre moralische Empörung so gut in Worte zu fassen.
Du scheinst viel Hass in dir zu haben, das merke ich gerade auch an diesem Eintrag. Mir geht es ebenso und es ist nur allzu verständlich. Aber lass dich nicht von ihm beherrschen auch wenn es noch so schwer ist. In Zeiten wie diesen ist es wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren.
Es ist auch besser seinen Zorn wohldosiert herauszulassen, anstatt die Gedanken ständig darum kreisen zu lassen.
Ich wünsche dir weiterhin Alles Gute im Leben, und das du wohlbehalten durch dieses Zeitalter der alltäglichen Dummheit kommst.
Gruß
56 % sind gegen Anhebung von Hartz IV, 14 % für die Senkung von Hartz IV. Der Staat wird dem Volksauftrag nachkommen...
Ich weiss, passt zwar nur bedingt zu dem genialen Artikel, hat aber mit Humor zu tun und trifft auf richtig "küssende" Art und weise mein Lieblingsthema... :
http://www.youtube.com/watch?v=8vFL0QWxugI
@ angry_conscience
Hass würde ich es nicht nennen. Man kann gelegentlich hassen - das ist menschlich. Aber Hass ist keine Grundlage, schon gar keine, um zu schreiben. Ich kenne hasserfüllte Schreiber/-innen, was bei denen rauskommt, ist meist eine traurige Veranstaltung. Hass macht Schaum vorm Mund.
Aber ich würde schon sagen, dass ich einer gepflegten Gehässigkeit unterliege. Nicht dauernd, nicht unentwegt. Auf die Spitze getriebene Verachtung: so könnte man es auch nennen. Aber voller Hass bin ich nicht!
Ich lebe als Deutscher ein langjähriges glückliches Leben in Deutschland. Etwa ein Drittel meiner Freunde sind Ausländer, darunter die Mehrheit Marrokaner und Türken. Sie alle sprechen insgesamt sehr positiv über Deutschland. Es gibt fraglos auch Erfahrungen anderer Art, aber nach dem doch sehr umfangreichen Feedback, das ich die letzten 20 Jahre bekommen habe, kann mein Fazit nur lauten, dass Deutschland schon eines der besten Länder ist, in denen man zu Beginn des 21.Jahrunderts leben kann - sowohl als Einheimischer als auch als Zugewanderter.
Ist das etwas, worauf man sich hier vielleicht einigen kann?
Grüße,
Till
Anonym hat gesagt...
"56 % sind gegen Anhebung von Hartz IV, 14 % für die Senkung von Hartz IV. Der Staat wird dem Volksauftrag nachkommen..."
Hätte Emnid am Vorabend des 9. Novembers 1938 eine Umfrage gemacht zur Frage, ob die (damalige)Reichsregierung mit Juden und anderen "Volksfeinden", "Asozialen", "Zigeunern" zukünftig besser, menschenfreundlicher umgehen sollte, glaubst du wirklich, die Ergebnisse wären DAMALS signifikant anders ausgefallen als HEUTE bezüglich zur Frage der Hartz 4 Regelsätze?
WER kontrollierte DAMALS und HEUTE die Medien?
Meinungsmache, Manipulation der "öäffentlichen Meinung", welche anschließend sauber "abgefragt" wird, leider keine Orwellschen Visionen.
(George Orwell wusste schon zu seiner Zeit sehr gut, wovon er in seinem "Zukunftsroman"(?) schrieb!)
MfG Bakunin
Till hat gesagt...
"Ich lebe als Deutscher ein langjähriges glückliches Leben in Deutschland."
Diese deine Deutschland-Begeisterung teilst du zusammen mit einigen deiner ausländischen Freunde zum größten Teil mit fast allen Wählern von CDU/CSU/SPD/FDP und Nato-Kotz-Oliv Grünlichen!
Danke euch allen "Optimisten" und "Wir sind Deutschland"-Fans und Zufriedenen dafür, mitgeholfen zu haben, mitzumachen dabei, so ein "wunderbares Land" mitzugestalten!
Danke! Danke! Danke! Vielen vielen Dank....
Vielleicht noch ein ganz sattes, lautes, sich dem Schmierbauch entwindendes Rülpsen?
(Vor 30 Jahren hätte ich deine Zeilen zumindest teilweise noch unterschrieben)
MfG Bakunin
@Till
Mag schon sein, aber dieser Ländervergleich hat für mich die Alibi-Funktion die neuerdings auch die Entwicklungshilfe hat.
Frei nach dem uralten Motto "Teile und herrsche" - nur eben zwischen Ländern....
Du würdest wohl sagen: "Geh doch nach drüben", wenn wir 1988 leben würden? Oder?
Heute sagt man halt, dann geh doch in die Entwicklungsländer.
Übrigens, ich hätte einen tollen Buchtipp für dich "Bilal", der aus der Sicht eines italienischen Journalisten schildert wie wir alle - die Menschen in den Entwicklungsländern ebenso wie die Europa alltäglich belogen werden.
Mal frei aus meiner Erinnerung zitiert - in afrikanischen Ländern wird, via PR, den Menschen erzählt, dass man in Europa locker mit 300,-- Euro im Monat über die Runden kommt. Mehr benötigt man nicht zum Leben.
Als ich das jemand hier erzählte meinte er, dass dies vorne und hinten nicht stimmen würde, aber erzähl das mal einem verzweifelten, verdummten Menschen aus einem afrikanischen Staat.
Ich denke wir haben hier ein globales Problem, dessen sich mal internationale Organisationen annehmen sollten - Die mediale Alltagsverdummung der Menschen, in den Industriestaaten ebenso wie in den Entwicklungsländern bzw. den Ländern der Dritten Welt.
Die neoliberale Internationale schlägt mal wieder zu.
Nichts für ungut, aber dies wird man wohl noch schreiben dürfen!
@ Bakunin und Anonym (letztes Posting)
Was ich nicht verstehe: Wenn das so wäre und die Medien die Menschen immer auf den Kurs der Herrschenden bringen würden, wie kann es dann zu dem Unmut in der Bevölkerung über die Politik kommen, von dem man seit längerem hört?
Oder wie kann es dann sein, dass das Volk in der Causa Sarrazin eher gegen die Linie aller Parteien steht?
Das paßt doch nicht zusammen mit der angenommenen Massenmanipulation.
@Till
Du schreibst:
"[...]Was ich nicht verstehe: Wenn das so wäre und die Medien die Menschen immer auf den Kurs der Herrschenden bringen würden, wie kann es dann zu dem Unmut in der Bevölkerung über die Politik kommen, von dem man seit längerem hört?[...]"
Vielleicht weil es eben doch noch Menschen gibt, die nicht medial manipulierbar sind? Kann es daran liegen? Oder warum sonst ist die Ex-Sowjetunion implodiert? Lag es nicht daran, dass die Prawda eben nicht alle verdummt hat, und dies dann 1989/90 zum Untergang des Sowjetkommunismus geführt hat?
"[...]Oder wie kann es dann sein, dass das Volk in der Causa Sarrazin eher gegen die Linie aller Parteien steht?[...]"
"Das Volk" gibt es so nicht, wie die Massenproteste gegen Hartz IV schon seit Jahren zeigen, die nicht in die Gänge kommen, nicht einmal jetzt wo die Boni und Pensionen aus Steuergeldern finanziert für HRE-Manager ausbezahlt werden, während man bei Arbeitslosen eiskalt kürzt.
"[...]Das paßt doch nicht zusammen mit der angenommenen Massenmanipulation[...]"
Es ist keine "angenommene Massenmanipulation", sondern eine reale, und der Beweis steht hier:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=6845#h09
Punkt 1 f.
Übrigens, vor Jahren las ich einmal ein gutes Buch zum Thema, und hörte im Studium der Betriebswirtschaft von einer Studie die beweist wie manipulierbar eine Menschenmasse ist. Es ging dabei, wenn ich mich richtig erinnere um Werbung, die kurz in einem Kinofilm einblendete, dass man eine Cola kaufen soll, und nach Ergebnis der Studie hat diese Manipulation wirklich funktioniert.
Lies mal Edward Bernays Propaganda, dort stehen noch mehr so Fälle drin, aber optimistisch stimmt mich der Satz des alten Abe Lincoln "Man kann die Menschen anlügen, aber nicht für alle Zeit...."
Nichts anderes passiert derzeit mit dem neoliberalen Kapitalismus, und dessen getürkten Umfragen von gekauften Umfrageinstituten.
Ein Wirtschaftsnobelpreisträger hat ja schon gesagt, vor 2 Jahren, dass der Neoliberalismus seinen "Fall der Berliner Mauer" mit der Finanzkrise erlebt hat - in den USA, und wie immer erreicht diese Verzögerung nun verspätet auch Deutschland.
M. Merkel & Konsorten haben es nur noch gerafft, dass die Zeit des Thatcherismus endgültig vorbei sein dürfte, und die Hartz IV-EmpfängerInnen sollen eben noch bluten bis dieses System auch in Deutschland von einem Zombie-Kapitalismus zu einer Leiche mutiert.
Früher oder später ist es soweit.....
Mit JEDER Reaktion verschafft man dem Mann Aufmerksamkeit und zeigt, dass man ihn ernst genug nimmt, um sich zu einer wie auch immer gearteten Reaktion bewegen zu lassen.
Würde der Mann einfach als der ideologisch fehlgeleitete Narr ignoriert, der er ist, könnten wir uns die ganze Diskussion sparen.
Leider haben unsere Medienmenschen das ganze entweder nicht oder zu gut (Spiegel mit Bertelsmann Beteiligung <-> Buchveröffentlichung bei Bertelsmann) verstanden...
@Roberto:
Ich finde Deinen Vorschlag gut. Insbesondere, sehr wichtig, keinerlei Diskussion mit im Wortsinne indiskutablen Geschöpfen. Wohin zuviel falsch verstandene Konsenssucht führt, sehen wir ja in immer kürzeren Abständen.
@Anonym:
Heil Welt! ;)
@angry_conscience:
Es ist auch besser seinen Zorn wohldosiert herauszulassen
Georg Schramm hat jüngst das Gegenteil propagiert und zum Ansparen des Zornes auf einem Zornkonto ermuntert, von dem man besser erst abhöbe, wenn es voll genug sei - dann aber gleich alles. Ich finde seinen Vorschlag besser, denn nur so wird eventuell etwas bewirkt.
@Till:
Man sollte sich immer an Besserem orientieren. Alles andere wäre selbst nach bester neoliberaler Wettbewerbsdogmatik unsportlich und nebenbei auch ziemlich bräsig.
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