Deutschland im Herbst

Samstag, 18. September 2010

Der "Herbst der Entscheidung" lauert. Ein Herbst, in dem sich entschieden Blätter färben und hinabfallend die Baumkronen entkleiden - ein Herbst, in dem erneut gegen die entschieden wird, die am unteren Ende der Gesellschaft festhängen. Ein deutscher Herbst eben, mit all seiner Ignoranz gegen Unterschichten, mit seinem eisernen Sparwillen, den man dort auslebt, wo es eigentlich kaum noch etwas zu sparen gibt. Deutschland im Herbst: eine Jahreszeit der Entscheidungen; eine Jahreszeit, in der man sich einmal mehr gegen Mittellose entscheidet, ihnen eine entschieden schlechtere Gesundheitsversorgung zuteilt, ihnen entschieden an die Regelsätze geht, sie weiterhin entschieden gängelt und drückt.

Deutschland im Herbst: einst eine filmische Schau nationaler Befindlichkeiten nach dem Terror - beschrieben werden die Folgen des Radikalenerlasses, die Hysterie in der Gesellschaft, die den Konsens zuließ, weitere Kontroll- und Überwachungsmechanismen zu akzeptieren, das konformistische gesamtgesellschaftliche Abnicken ungereimter Entscheidungen - das war 1977/78. Im damaligen Herbst interessierten sich die teils namhaften Filmmacher für die Folgen des Terrorismus' - in diesem Herbst sind es höchstens kleine terroristische Nickligkeiten, die von der Regierung, auf Basis genereller Ablehnung gegen die Habenichtse seitens der sogenannte Mittelschicht, ausgeteilt werden. Doch (klassistische und rassistische) Hysterie, Radikalenhatz in Form verfassungschützender Überwachung einer linkeren Partei, Konformismus: all das existiert auch in diesem Herbst - in diesem Herbst der anstehenden Entscheidungen.

Volker Schlöndorff, der dazumal für sein herbstliches Engagement sehr kritisiert wurde, erklärte, dass er sich nach dieser Arbeit und den Erfahrungen nicht mehr frage, "warum gibt es sogenannte Terroristen, sondern wie kommt es, dass es nicht viel mehr gibt. Wie kommt es, dass nicht alle um sich schlagen." Ja, wie kommt es eigentlich dazu, dass Menschen beim Einreißen von Gebäuden, richtigen Baulichkeiten aus Stein und Stahl, in Scharen auf die Straßen pilgern - beim Zertrümmern anderer Gebäude aber, ideeller oder Wertegebäude, wie das Sozialstaatsgebäude eines ist, aber die Straße meiden? Wie kommt es dazu, dass nicht alle um sich schlagen? Es muß ja nicht gleich Terrorismus sein - der Terror des kleinen Mannes, als der sich die RAF manchmal verstanden wissen wollte, ist ja grandios in die Hose gegangen. Und nicht jedes Mittel heiligte den Zweck. Aber so ein bisschen Ungehorsam und Zivilcourage, nicht nur wenn Steingebäude, sondern auch wenn Gedankengebäude abgetragen werden, der Sozialstaatsgedanke aufweicht - wo findet man die? Wie kommt es, dass nicht alle um sich schlagen? Warum bereiten abgerissene Bahnhöfe schlaflose Nächte, während der mit der Abrissbirne traktierte Sozialstaat, der anhand halbseidener Gesetzgebung auch den Rechtsstaat in Mitleidenschaft zieht, nur wenigen Bauchkrämpfe bereitet?

Im deutschen Herbst des laufenden Jahres zählen andere Werte als "um sich schlagen" - selbst sich als links und solidarisch einstufende Jugendliche verachten den Sozialstaat, der nur Verlierer durchfüttere. Und die Elterngeneration empfindet es ganz ähnlich. Es schlagen die einen nicht um sich, weil sie durch jahrelangen Bezug von Transferleistungen und die einhergehende Häme, die man ihnen medial bereitete, mürbe und ausgetrocknet sind - und die anderen schlagen nicht um sich, weil es sie nichts angeht, weil sie ihre Energie für Bahnhofsabrisse verpulvern. Selbst tendenziell links positionierte Menschen gelangen durch jahrelange Medienberieselung, durch Sarrazinaden und Sloterdijkinen, durch Clementina und Westerwellen, durch wirtschaftliche Aufrechnung und ökonomische Programmatik, zu dem Eindruck, dass es ausreichend linksgedreht sei, für saubere Umwelt und gegen Atomstrom zu sein oder gegen die Halsstarrigkeit einer bahnhofszerdeppernden Obrigkeit zu stiefeln. Aber der Mensch, der hilfebedürftige, verarmte Mensch - für den wird auch im Herbst nicht marschiert! Nach aller Menschenverachtung, die seit Jahren das agenda setting bestimmt, nach aller Herabschau auf die Hungerleider: woher soll so viel Solidarität da auch herkommen wollen?

Im deutschen Herbst der Entscheidungen ist nur entschieden, dass der Sozialabbau, Hand in Hand mit einem salonfähig gewordenen Klassismus, weitergeht - und ganz entschieden entschieden ist, dass eine Hysterie den Diskurs bestimmt: eine Hysterie aufgrund Überfremdung, Sozialschmarotzerei, zu vieler Alter... und entschieden ist, dass demonstriert wird: nur nicht für die Aussortierten, nur nicht für die Leistungsbezieher, für chronisch Kranke oder Rentner - aber für Bauwerke! Der kommende deutsche Herbst: er legitimiert weiteren Terror; er terrorisiert diejenigen, die sich einen schwachen Staat nicht leisten können - es ist Staatsterror im Namen der Mittelschicht zulasten der Armen.

Bildquellen:
1.) Follow me now
2. Fotomontage ad sinistram


51 Kommentare:

Anonym 18. September 2010 um 09:14  

A.
Wie wahr! Ich frage mich schon seit geraumer Zeit warum die "Unterschicht", es sind immerhin über 7 Millionen Menschen, sich nicht erheben und sich zu Wort melden.
Meine Vermutung, es ist der Scham! Diese Menschen sind so beschämt worden das sie ihren Kopf nicht mehr wagen zu erheben um den vermeintlichen über sie stehenden in die Augen zu schauen. Diese Menschen sind wieder bereit abtransportiert zu werden. Das was dieser Staat wieder mit einer Menschengruppe macht ist zu tiefst menschenverachtend (faschistisch) und hat aber auch nichts, rein garnichts mehr mit Freiheit oder Demokratie zu tun.

Geheimrätin 18. September 2010 um 10:55  

Sehr guter Beitrag, herzlichen Dank Roberto. Es macht einen wirklich unendlich traurig, angesichts dieses neuerlichen Protespotentials - allen voran der Schwaben, dass dieses Potential nicht endlich auch dort zum Tragen kommt?, wo der eigentliche Brandherd sitzt.Demokratie? Mitbestimmung? Umweltschutz? Ja - aber Menschenrechte? Wird hier etwa gefoltert? maltretiert? abgeschoben? aussortiert? Sollen wir hier die ganze Welt durchfüttern? Oder doch lieber nur die eigenen Schäfchen ins Trockene bringen?

Kurt 18. September 2010 um 10:58  

Mit diesem Beitrag sprechen Sie mir aus der Seele. Aber kleine Anlässe, große Wirkung: Falls jemals in Deutschland eine Revolution ausbrechen sollte, dann deshalb, weil die Nachbarn zu laut Musik hören oder weil der Nachbarshund zu laut bellt oder eben deshalb, weil der neue Bahnhof zu gigantisch gerät. Es ist zum Heulen mit den deutschen Schlafmützen. Herrgott, was wäre dieser Bahnhofsaufstand für ein dankbares Thema für Heine gewesen!

Jutta Rydzewski 18. September 2010 um 11:01  

Vielleicht, lieber Herr De Lapuente, ist der abgerissene Bahnhof auch erst der Anfang (für autoritätshörige deutsche Verhältnisse ist das in Stuttgart ja schon fast eine Revolution);-), zumal viele Millionen Menschen von "Deutschland im Herbst 2010" betroffen sein werden, und die Zahl wächst täglich. Es mag meiner angeborenen Naivität geschuldet sein, aber ich denke schon, dass auch in diesem gehorsamen Untertanendeutschland die Wut ständig größer wird. Zu welcher Seite sich das Blatt letztlich wendet, da mache ich (noch) ein großes Fragezeichen. Natürlich, auch da muss ich Ihnen recht geben, hat die jahrelange mediale Berieselung durch die Sarrazine, Sloterdyks, Heinsohns, Buschkowskys, Clements, Steinbrücks, Bertelsmänner, BILD, INSM usw. usw. enorme Auswirkungen auf das Volk, besonders auf das so genannte "gesunde Volksempfinden". Das war ja auch so geplant, und dafür sind die erwähnten Leute ja auch fürstlich bezahlt worden. Sie werden es immer noch, und wenn es durch die PR für die jeweiligen Pamphlete ist, wofür sich auch das öffentlich-rechtlichen Talkshowgekreische nicht zu schade ist. Ob aber über 10 Millionen auf Dauer durch Verblödungsaktionen und Angstverbreitung, in allen Bereichen, ruhig gehalten werden können, möchte ich abschließend nicht beurteilen.

Übrigens, gut dass Sie auf die Rheingoldstudie über die Jugend 2010, ich hatte sie in dem Beitrag "Über deutsche Zustände" auch breits erwähnt, durch einen Link hinweisen. Die Shellstudie wird ja bundesweit regelrecht gefeiert. Klar, sie passt zu dem verordneten Optimistengeheule. Die Ergebnisse der Rheingoldstudie halte ich für erschreckend. Ausgrenzend und anpassungswillig, so wird das Bild der Jugend 2010 gezeichnet. Ich möchte die zwei letzten Absätze aus der FR zitieren:

Grünewald nennt das "Kompetenz-Hamstern". Aber er mahnt zugleich, die Qualifikationen würden "häufig wahllos und schematisch angehäuft, nicht aus Liebe zur Sache oder Interesse". Bedenklich wird der Selbstschutz aber vor allem, wo er zur Ausgrenzung anderer führt. "Erschreckend" nennt Grünewald denn auch den Befund, in welchem Ausmaß Jugendliche ihre Absturzängste kompensieren, indem sie gesellschaftliche Verlierer schmähen. "Loser", "Opfer" und "Hartz IV" seien längst zu gern gebrauchten Schimpfwörtern avanciert, konstatiert die Studie.

Selbst Menschen, die sich als eher links und solidarisch einstufen, schauten mit Verachtung auf schwächere Gruppen. Damit ist die Zwei-Klassen-Gesellschaft angekommen im Denken der Heranwachsenden: "Die Welt", so die Studie, "ist klar geteilt in Winner und Loser, in Superstar und Hartz IV, in gut und böse."

Ich glaube nicht, dass ein signifikanter Teil der Öffentlichkeit von dieser Studie etwas gehört hat oder je hören wird.

mfg
Jutta Rydzewski

Anonym 18. September 2010 um 11:22  

" es ist Staatsterror im Namen der Mittelschicht zulasten der Armen."

Ja, und dieses Programm läuft nun schon seit so vielen Jahren - genaugenommen bald 3 Jahrzehnten! peu á peu- , dass es die meisten Menschen inzwischen als völlige Normalität ansehen.
Sowohl die, in deren Namen es stattfindet, also vor allem die "Mittelschichten", "Leistungsträger", "Anständigen", "die, die füh aufstehen"(für welchen Lohn auch immer!) als auch die durch kontinuierliche gesellschaftliche Verächtung klein, mürbe, resigniert, schweigsam gemachten Betroffenen aller dieser "Reformen" und "Agendas".
So wird wohl die gegenwärtige soziale und politische Friedhofsruhe in Deutschland gewährleistet.
Das eisige "IV Reich", wir sind schon mittendrin!

MfG Bakunin

Scribine 18. September 2010 um 11:46  

Ich denk´mir, dass gehört zusammen: Wenn Menschen endlich in Bewegung kommen, dann kommt es aus einer Ohnmacht heraus.

Denn sie begehren nicht gegen den Staat auf, sondern gegen die Typen, die sich "Staatsmacht" und Entscheidungsgewalt anmaßen.

Der "Staatsbegriff" ist nicht (an)-greifbar. Dieses Staatsgebilde wird von Menschen, die "gewählt" wurden, um das Gemeinwesen gemeinwohlorientiert zu verwalten, für die Befriedigung ihrer eigenen Interessen missbraucht.

Ob Sozialgesetzgebung, Kungelei mit der Atomwirtschaft oder Selbstbedienungsprojekte wie Stuttgart 21, immer haben wir es mit der Anmaßung einiger Menschen zu tun, die gegen die Interessen des Volkes handeln.

Sie gehören auf die Anklagebank!

Alles, was hier in dieser Republik, und dementsprechend auch in den 16 Bundesländern, entschieden wird - und vor allem in den Landesparlamenten "durchgewunken" wird, richtet sich gegen das Volk und gegen eine ausgewogene Entwicklung für eine wachstumsarme Zukunft.

Ob Großprojekte der Bahn, die Genehmigung von Massentierhaltungsanlagen, der Bau von Großschlachthöfen oder der Anbau von genetisch veränderten Pflanzen (Liste ist noch viel viel länger) - alles führt immer weiter in die Sackgasse.

Doch "darin" sitzen die, die sich ihre "Säcke" immer weiter füllen wollen . . .

Ich meine deshalb, wir sollten die sich rührende "Bewegung" nicht auseinander dividieren - in die da aus der Mittelschicht gegen die da aus der Unterschicht, die sich nicht wehren . . .

Nach meiner Beobachtung lässt sich das überhaupt nicht trennen, denn es findet überall eine mir Hoffnung gebende "Vermischung" statt - zu einem "Schneeballsystem", dass große Chancen hat zu einer Lawine zu werden, um die sich "Machtanmaßenden" zu überrollen. Davon träume ich jedenfalls - und manchmal werden Träume ja auch wahr . . .

Geheimrätin 18. September 2010 um 13:43  

Bei Stuttgart 21 gilt viell. auch zu beachten, dass es eben ursprünglich kein reiner "Mittelstandsaufstand" war, sondern sich erst im Laufe der Jahre dahin entwickelt hat. In dieser Protestbewegung kommen, soweit mein Einblick reicht, ganz unterschiedl. Menschen aus ganz unterschiedl. Hintergründen zusammen. Gerade darin liegt ja auch das Potential, diese Proteste auch gegen den sozialen Kahlschlag generell auszuweiten. Denn hier kommt man ja endlich mal zusammen!

Es geht ja auch nicht nur um einen Bahnhof, es geht vor allem darum, dass auch in Stuttgart vorne u. hinten das Geld fehlt u. sowohl immer mehr "Einzelschicksale" als auch soziale Projekte allgemein auf der der Strecke bleiben.

Wäre ich teil dieser Bewegung, ich würde zumindest veruschen, soviel wie möglich Menschen zu motivieren, die Proteste auszuweiten und am Laufen zu halten...

unschland 18. September 2010 um 14:02  

@ bakunin
Das eisige "IV Reich"!
der faschismus 2.0 wird ohne fackellauf durchs brandenburger tor auskommen. progrome und ghettos sind auch überflüssig, das können stadtteilarchitekten über gentrifizierung viel effizienter und der reichsarbeitsdienst macht fit für den ersten arbeitsmarkt und gibt den hartzern ihre würde zurück.
"eisig" ist das richtige wort

carlo 18. September 2010 um 15:49  

Faschismus 2.0.....!
Der leider völlig debil gewordene André schrieb 1968, daß der neue Faschismus diesmal nicht mehr durch braune Horden auf der Straße käme, sondern diesmal direkt aus dem Innenministerium.
Aber Hallo....das wurde vor 41 Jahren geschrieben und wurde damals als Provokation wahrgenommen.
Und Heute....ich glaube wir sind da...

carlo 18. September 2010 um 17:25  

Wir sind gefordert...
http://www.youtube.com/watch?v=y7km7o9Gqhc&feature=related
Tut weh, aber gut...

Rain Man 18. September 2010 um 17:31  
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Rain Man 18. September 2010 um 17:34  
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Dominik Hennig 18. September 2010 um 18:45  

Herbst der Entscheidung: ICH BLOGGE WIEDER!!!

http://paxxreloaded.wordpress.com/

Die Katze aus dem Sack 18. September 2010 um 18:51  

Oberschicht, Mittelschicht, Unterschicht. Willkommen zurück, in der 3-Stände-Gesellschaft.

Aufklärung und Reformation!? Wozu?

Kalle 18. September 2010 um 20:58  

Hallo Herr Lapuente,

Senden Sie Ihre Postings allen Ministerien. Sie werden garantiert mit Textbausteinen von denen abgespeist. Ich habe versucht, bei diesen schwachköpfigen Sozialverbrechern Gehör zu erlangen.
Keine Chance, hier ein Auszug aus meinem Schreiben an Frau von der Leyen:

Ich frage Sie: Sind wir hier bei Wünsch dir was? Besteht der Arbeitslose nur noch aus Textbausteinen aus denen man eine Eingliederungsvereinbarung zusammenbastelt?

Meine Frau ist 48 Jahre und hat zwei Kinder groß gezogen in Zeiten die zwar hart waren, aber nicht vergleichbar sind mit der heutigen Arbeitsmarktpolitik. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie Ihre Mitarbeiter in den Agenturen für Arbeit und Argen dahingehend schulen, mehr Respekt der Nachkriegsgeneration gegenüber zu bringen. Meine Frau war bereits schon mal für ein Jahr bei der AWO fest angestellt, ohne zwischengeschaltete Arbeitsagentur oder Arge oder sonst eine staatliche Vermittlung. Leider musste sie gehen, weil der AWO damals das Geld ausging. Dann kam das SGB II und fluchs war das für die AWO, die Caritas, und sonstige Gemeinnützigen die Gelegenheit, zuhauf Gelegenheitsarbeiter oder „1 Euro Jobber“ bei den Argen anzufordern, die unter staatlichen Sanktionsandrohungen litten und heute noch leiden. Hier geht es nicht um arbeiten wollen oder müssen sondern um den Zwang, den Sie auch „Anreize zur Arbeitsaufnahme“ nennen.

Meine Frau hat in der Vergangenheit viermal für je 6 Monate in zwei Kindergärten und einer Grundschule gearbeitet und sie hat dort gerne gearbeitet, auch ohne Ihre Sanktionsandrohungen. Sie wäre froh gewesen, dauerhaft in eine unbefristete sozialversicherungspflichtige Beschäftigung übernommen zu werden. In dieser Zeit hat meine Frau Schulungen besucht, die absolut nicht notwendig gewesen waren, weil sie alles schon aus ihrer Erziehungszeit unserer Kinder kannte.

Nun muss ich bitterlich feststellen, dass meine Frau ihre Freude und ihren Optimismus verloren hat und leidet. Und wenn meine Frau leidet, leide ich mit und werde zornig.


Die Arbeitsgelegenheit meiner Frau ist wieder einmal, wie ihre vorherigen Stellen auch, diesmal nur für 5 Monate befristet. Sie kann in dieser Zeit der befristeten Anstellung wieder einmal alles geben und vollen Arbeitseinsatz zeigen um die Befristung ihres Arbeitsverhältnisses zu entfristen. Sie wird keine Chance haben da die staatliche Subvention ihres Lohnes ebenfalls befristet ist. Und wenn sie sich dann nach 5 Monaten an ihren Arbeitsalltag gewöhnt hat, ihr die Arbeit Spaß macht, sie sich mit ihren KollegInnen bestens versteht, just dann ist es vorbei mit ihrer Arbeit. Dann schlägt die Depression wieder gnadenlos zu. Und zwar noch härter als wenn meine Frau die Stelle nicht angetreten wäre. Sie durfte ja nur wieder mal in den Genuss kommen, zu erfahren, wie es wäre, wenn sie eine feste Arbeitsstelle dauerhaft innehätte.

Sehr geehrte Frau von der Leyen, Sie sollten mal ernsthaft darüber nachdenken, ob Sie nicht die Arbeitswilligen, mit Ihren unendlich auferlegten Arbeitsgelegenheiten, mehr schädigen als ihnen Gutes tun zu wollen. Sie machen die Arbeitswilligen seelisch krank und ich gehe nicht davon aus, dass dies von Ihnen so beabsichtigt ist.




Mit freundlichen Grüßen

Anonym 18. September 2010 um 21:29  

Danke Daniel für die große Mühe, diesen "Sozialstaat" mal etwas genauer unter die Lupe genommen zu haben, den wahren Sinn und Zweck seines Daseins zu erhellen.
Die Tatsache, dass dieser ganze tolle "Sozialstaat" in allen seinen Facetten vor allem eine Angelegenheit von Armen für Arme ist, eine Art in sich geschlossene "Armenselbstversorgung", dürfte wohl 90% der Leute ziemlich unbegreiflich erscheinen.
Verschleiert wird diese Tatsache eben für die meisten Menschen vor allem durch die zusätzlichen Steuermittel, die dem "Sozialstaat" zugeschustert werden MÜSSEN, weil er sonst kaum funtionieren könnte.(Rente, ALG II, Wohngeld...)
Danke auch dir Roberto, dass du diesen langen "Kommentar" :-) hier reingestellt hast, trotz Überlänge.
Was man von diesen ehemaligen MGlern und jetzigen GegenStandpunkt-Leuten auch immer halten mag, dass ist schon seit über 30 Jahren eine der wenigen Gruppierungen, die sich um echte gesellschaftliche bzw. ökonomisch- politische Aufklärung bemühen.
Den einen oder anderen Punkt mag der der eine oder andere auch ein wenig anders sehen, im wesentlichen halte ich deren Aussagen zu den heutigen kapitalistischen Zuständen für weitgehend zutreffend.
Deren Publikationen könnte für viele Leute, die sich für ECHTES WISSEN interessieren, durchaus interessant sein!

MfG Bakunin

Anonym 18. September 2010 um 21:51  

Es wird nicht besser, wenn man länger schreit.
Und der Krieg hört nicht auf, wenn man lauter weint.

Anonym 18. September 2010 um 23:04  

"Aber so ein bisschen Ungehorsam und Zivilcourage, nicht nur wenn Steingebäude, sondern auch wenn Gedankengebäude abgetragen werden, der Sozialstaatsgedanke aufweicht - wo findet man die?"

Das musst sich der Verfasser aber auch ernsthaft fragen lassen. Für eine kleine Anhängerschar, die sowieso nciht mehr überzeugt werden muss, wohlfeile Traktate schreiben, ist nichts wert.
Entscheidend sind Taten, nicht Worte!

Anonym 19. September 2010 um 02:11  

Der wievieltausendste Artikel der letzten 20 Jahre ist das zum Thema "Alles scheiße, warum steht nur keiner auf?"
Wieviele von den Leuten hier, die sich ständig gegenseitig versichern, daß etwas passieren muß, tun denn entsprechendes?
Früher ohne Internet hat es besser geklappt mit Widerstand. Heute sitzen alle zuhause, bloggen und kommentieren.
Nichts für ungut, nur eine vergleichende Zustandsbeschreibung. Soll sich niemand beschweren später, daß doch rechtzeitig etwas hätte geschehen müssen.

Manul 19. September 2010 um 13:13  

@Anonym #1:

Oh, das hat schon was mit Freiheit mit Demokratie zu tun, aber nicht die des Pöbels. Inzwischen habe ich den Eindruck, als würde es bei jeder Reform der Sozialsysteme nur noch darum gehen, wie man die Menschen möglichst effektiv drangsalieren kann. Das hat auch in den letzten Jahren viel Erfolg gebracht: Viele der Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, haben schlicht resigniert. Sie sind auch zu sehr damit beschäftigt ihre eigene Existenz zu sichern und sich das Leben zu organisieren, als dass sie noch ernsthafte Gedanken an Widerstand hätten. Ich glaube, es liegt auch ein Stück weit an dem Bewusstsein, dass der Protest wenig Unterstützung findet.

Protest kann auch nur dann funktionieren, wenn er öffentliche Rückendeckung bekommt, durch die Presse, durch Organisationen und durch Mehrheiten. Beim Thema Hartz4 hält sich die Rückendeckung aber seit Jahren schon in Grenzen, denn ausser der Linkspartei gibt es kaum eine große Organisation, die einen Protest mittragen würde. Die übrigen Parteien haben es ja schliesslich verbrochen und die Gewerkschaften und Kirchen interessieren sich nicht für die Rechte der Arbeitslosen und Armen. Das kam jedenfalls immer bei den Protesten der letzten Jahre heraus, wo am Ende eine Handvoll Menschen dieser Gleichgültigkeit zu trotzen versuchte.

Machen wir uns nichts vor: In diesem Land haben Arme keine Lobby und je mehr die Snobs aus der Mittelschicht vom Abstieg bedroht sind, umso mehr Hass haben sie auf die Armen und Ausgegrenzten. Man muss sich ja schliesslich nach unten hin abgrenzen und je näher der Abgrund ins Blickfeld rückt, umso mehr muss man das. Die Unterschicht das sind ja schliesslich nur Dumme, Faule oder intergrationsunwillige Ausländer, aber nicht Menschen, die auf ein Lebenswerk zurück blicken können.

So prügelt man solange auf die Betroffenen ein, bis man sich eines Tages mit ihnen zusammen in einem 1-Euro-Job wieder findet. So manch einer merkt noch nicht mal da, dass auch er die Unterschicht ist und schikaniert zusammen mit karrieregeilen Abteilungsleitern andere Kollegen, die auf ihre Weise voll das Klischee der Unterschicht erfüllen. So behält man selbst auf der letzten Stufe zumindest das Gefühl etwas Besseres zu sein, als die anderen, die ja nur aus ihrer Unfähigkeit heraus die letzten Jahre arbeitslos waren.

Hartz4 ist eben eine echte Menschenmühle, die Menschen schleichend zerstört. Es ist deshalb auch kein Wunder, dass Deutschland sich eine der höchsten Quoten bei der Langzeitarbeitslosigkeit leistet. In diesem System kann man tatsächlich kaum etwas unternehmen, um aus der Hilfsbedürftigkeit heraus zu kommen. Wenn man nämlich das Glück hat und von der Arge in Ruhe gelassen wird, dann fehlt einem oft schon der schnöde Mammon, um mehr aus der Zeit zu machen. Über Maßnahmen, die die Arge veranstaltet, brauche ich nicht mal ein Wort zu verlieren, denn das Meiste davon ist nur dafür da, damit man nicht zu Hause herum sitzt und die Träger sich daran bereichern können.

Scribine 19. September 2010 um 13:54  

Lieber Daniel Limberger, wir "denken" an die gleichen Missstände. Was wir "nur" noch lernen müssen, ist einander zuzuhören!

Jeder agiert aus seinem Kontext heraus, erklärt Quantenphysiker, Prof. Hans-Peter Dürr. Und er schlussfolgert, dass es nur zu einer "gemeinsamen Aktion" kommen kann, wenn es gelingt, die einzelnen unterschiedlichen "Strömungen"/Meinungen in einen Konsens zu bringen - vulgär: "Gemeinsam sind wir stark."

Dazu bedarf es der Reflexion. Es bedarf dem "In-die-Tiefe-Gehen".

Fast alles, was Sie aufgeschrieben haben, kann und muss jeder einzelne für sich "durchdenken", um als "Ergebnis" zu einer Basis zu finden, die es auf den Punkt oder in Balance mit den Meinungen der anderen bringen kann.

Wenn Sie also schreiben: "@Scribine: Oh, es ist keine "Amtsanmaßung", sondern die Ausübung von Herrschaft zum Zwecke der Herrschaft: Wirtschaftswachstum! Das Allgemeinwohl in einer kapitalistischen und rechtsstaatlichen Demokratie lässt sich auf diesen einfachen Begriff des Wirtschaftswachstums (also Wachstum von Umsätzte und Profiten) herunterbrechen. Leider!", - dann haben Sie gleich zweimal "das Kind mit dem Bade ausgeschüttet".

Ich schrieb nicht von Amtsanmaßung, sondern von dem unerträglichen hegemonialen Führungsanspruch, dem sich die politische Kaste hingibt.

Und so kann ich mich auch nicht mit Ihrer Schlussfolgerung zufrieden geben - mit ihrem "Leider" konterkarieren Sie die gesamte "Bewegung" - weil Sie es damit als "gegeben" hinnehmen, dass die "Besitzstandswahrer" immer weiter machen können.

Was steckt denn in dem "Leider" wirklich nur Resignation?

Die Katze aus dem Sack 19. September 2010 um 15:49  

Der Versuch, den "Besitzstandswahrern" etwas wegzunehmen, wird auf erhebliche Gegenwehr resonieren. Und wenn ich mich insgesamt so umschaue, meine Sinne über den Planeten schweifen lasse, so erlaube ich mir zu erkennen (anzuerkennen?): Es werden alle erdenklichen (unvorstellbaren?) Mittel dabei eingesetzt.

Den Besitz-des-Standes wahren!? Ich befinde mich aktuell im 3. Stand, und DU? Willst Du zu einem anderen Stand wechseln? Jenem, der Dir ein (scheinbar?) bequemeres und unabhängigeres Leben ermöglicht? Weiterhin herummühen, für den Preis der (unnütz?) gewidmeten Lebenszeit aller Beteiligten? Nein? Nicht?

Dann sollten (Konjunktiv?) WIR UNS ALLE mehr anstrengen! Oder hängen etwa zu viele Stränge herum, unmöglich gemeinsam an EINEM zu ziehen?

Anonym 19. September 2010 um 16:17  

Werter Anonym 18. September 2010 23:04

"Das musst sich der Verfasser aber auch ernsthaft fragen lassen. Für eine kleine Anhängerschar, die sowieso nciht mehr überzeugt werden muss, wohlfeile Traktate schreiben, ist nichts wert.
Entscheidend sind Taten, nicht Worte!"

Schnell geschlossen, wenig gedacht.

Der französischen Revolution gingen Jahrzehnte voraus, in denen Menschen wie Roberto Traktate und Pamphlete schrieben und veröffentlichten. Diese Werke wurden später als "Aufklärung" bezeichnet. Wenn Leute wie Roberto, und andere Blogger, im Dickicht der neoliberalen und neofödalen Propaganda ein bisschen "Aufklärung" gebracht haben, werden die Taten folgen, koordiniert und zielgerichtet, und dann werden vielleicht endlich diese unsägliche "'Elitisten" mit Stumpf und Stil aus dieser Gesellschaft entfernt werden.

Vive les valeurs de la République!

Anhänger des 04.08.1789

Anonym 19. September 2010 um 16:19  

Wenn, dann werden die einschneidenden Änderungen im Herbst einen linken Anstrich haben. Denn wie man gerade wieder mal auf SpOn weiß:

"Manchmal verbreitet Merkel den Eindruck, dass sie mit Rigidität alles, was sie als Abweichung nach rechts ansieht, bekämpft, sie aber nicht das nutzt, was noch für Helmut Kohl ein wichtiger Kitt war: der Kampf gegen die Linke."

Anonym 19. September 2010 um 17:46  

Werter Anonym 19. September 2010 16:17

"Diese Werke wurden später als "Aufklärung" bezeichnet."

Sie vergessen, dass kein neuer deutscher Sonderweg gewünscht ist in der Welt. Deutschland hat sich jahrzehntelang Vertrauen in der Welt errungen, und dieses Vertrauen wird mit revolutionären Bestrebungen, wie sie hier propagiert werden, unterlaufen.

ad sinistram 19. September 2010 um 17:51  

Demonstration als Revolution? Wer da nicht unterscheidet ist entweder Teil der Obrigkeit oder einfach nur devotes Untertanenopfer... Revolution wird hier jedenfalls nicht propagiert... vielleicht aber der Mut, sich hin und wieder seines eigenen Verstandes zu bedienen. Wenn man denn einen hat...

Lutz 19. September 2010 um 18:52  

Hallo Daniel Limberger
Deine Zeilen zur Beschreibung des Kapitalismus heben sich wirklich positiv ab vom Heer der erschreckend naiv und unwissend artikulierenden Menschen, was das Wesen des Kapitalismus betriff. Auch eine tolle und etwas tiefergehende Darstellung über das Funktionieren des „Sozialstaats“ im Kapitalismus.
Diese Zusammenhänge über das Wesen des Kapitalismus leugnet nicht einmal die von dir kurz erwähnte, neoliberale Ausgeburt kapitalistischen Profitdenkens, Prof. (Un)Sinn aus München und machte sich in einem Beitrag über (irrtümlich sogenannte) Linke (SPD, Grüne) mit folgenden Satz lustig:

…“ Absonderlich ist es freilich, daß gerade die Linken glauben, die ökonomischen Gesetze des Kapitalismus ließen sich durch Wunschdenken überwinden. Das hat Marx stets von sich gewiesen, und genau deshalb wollte er ja die Revolution. Linke Politiker und Journalisten fabulieren vom Primat der Politik und halten die politische Macht für stärker als die ökonomischen Gesetze, nach denen die Integration der Weltwirtschaft vonstatten geht. Aber die Erfahrung bietet für eine solche Hoffnung kaum eine Basis.“…

Leider gibt es ein Heer von Tagträumern im Netz und im realen Alltag, die diesen Satz von Sinn (und wohl auch deine Zeilen) nicht begreifen können oder wollen, aus verschiedensten Gründen. Auch dieses Forum macht da keine Ausnahme.
Im Kontrast zu deinen sehr richtigen Beschreibungen des Wesens des Kapitalismus sehe ich allerdings deine oft illusorisch und weltfremden Vorstellungen darüber (lese hier und in anderen Foren), wie man diesen Kapitalismus überwinden kann. Aber das ist dann wieder eine andere Geschichte.
Für deine Zeilen hier im Beitrag zum Wesen des Kapitalismus auch ein Danke von mir.
MfG Lutz

Anonym 19. September 2010 um 20:05  

Anonym 19. September 2010 17:46

"Sie vergessen, dass kein neuer deutscher Sonderweg gewünscht ist in der Welt. Deutschland hat sich jahrzehntelang Vertrauen in der Welt errungen".

Was ich "vergesse" oder nicht, können mit Sicherheit nicht wissen, sie kennen mich nämlich nicht.

Mein Wunsch ist eindeutig: Rückbesinnung auf die Grundwerte der Republik".

Wer sind denn diese Leute, die nicht einen Deutschen Sonderweg "Rückbesinnung auf die Grundwerte der Republik" wünschen (bestimmt keine Demokraten).

Und das Vertrauen, das sich Deutschland in der Welt "errungen" habe, es wird bei den echten Demokraten dieser Welt (die mit den Grundwerten) seit dem völkerrechtswidrigen Krieg gegen Serbien, und in Afghanistan zu Recht wieder verspielt

Mit republikanischen Grüßen (Liberté, Égalité, Fraternité)

Anhänger des 04.08.1789

Rain Man 19. September 2010 um 22:54  
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
??? 20. September 2010 um 08:39  

@ Daniel Limberger
Gut gedacht und geschrieben.
Nur was folgt daraus, resignieren und hinnehmen oder doch aufstehen und Widerstand leisten? Und wenn Widerstand geleistet werden soll, auch im Hinblick auf kommende Generationen, wie können die jenigen die durch jahrzehnte lange Propaganda so mürbe gemacht wurden mutig gemacht werden?

ad sinistram 20. September 2010 um 15:16  

Für all die netten Zensierten, die hier in unnachahmlicher Frechheit posaunen, dass das Führen eines Blogs wie diesem hier Zeitverschwendung sei, Energieverpuffung oder was weiß ich, sei an dieser Stelle ein Text Gerhard Wagners ans Herz gelegt:

Wer schreibt, handelt

Aber wahrscheinlich ist der Text zu lang, die Geduld zu kurz und der Hang dazu, Tätigkeiten wie diese zu effektivieren zu ausgeprägt...

Rain Man 20. September 2010 um 16:25  
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym 20. September 2010 um 17:32  

@Roberto J. de Lapuente

Fulminanter Text, wie immer.

Übrigens, nun ist es mal nicht ein Outsider gewesen der Amok gelaufen ist, sondern in baden-württembergischen Lörrach sogar eine gestandene Rechtsanwältin.

Ich finde es zwar furchtbar, aber bei mir mischt sich auch heimliche Freude ein, da Sarrazin, und Konsorten, hier widerlegt werden.

Von wegen die "Elite" wäre besser als andere.

Nein, dies ist eine Lüge, die selbsternannte "Elite" Deutschlands ist genauso mies drauf wie der Amokläufer von Winnenden, und noch ein Vorurteil über Amokläufer wird widerlegt:

Auch Frauen sind mörderisch, nicht nur alleinstehende männliche jugendliche Computerspieler.

Schade für die Menschen, die dabei ums Leben gekommen sind, einschließlich der Amokläuferin, und deren Angehörige.

Vielleicht schreibst du mal was dazu? Interessant ist, dass die baden-württembergische Polizei den "finalen Todesschuß" eines Beamten verharmlost, der die Amokläuferin eiskalt erschossen hat - Es muss wohl zugegangen sein wie im sprichwörtlichen "Wilden Westen" - einschließlich "Kollateralschäden".....

Frei nach dem Motto:

Schießwütige Polizei trifft auf schießwütige Frau aus einem Schützenverein.

Die Mitleidsheuchelei des MP Mappus finde ich nur noch widerlich, denn bei strengeren Waffengesetzen wäre die Amokläuferin schon gar nicht an eine Sportwaffe aus einem Schützenverein gekommen....

....egal es wird wieder Mitleid geheuchelt....von der Politik....nichts unternommen....wie in Winnenden....bis zum nächsten Amoklauf....

Schützenvereinslobby im Ländle, und Staatsterroristen in BW sei dank.....

Gruß
Bernie

Anonym 20. September 2010 um 19:01  

Staatsschulden sind nun einmal nur die Hälfte der Realität

Jede Bilanz hat zwei Seiten:

SOLL UND HABEN

Den hohen Staatsschulden stehen noch viel höhere Guthaben entgegen. Die anderen Schulden tragen Unternehmen und Privatbürger.
Was diese Regierung im Moment versucht, und was sie auch den anderen Regierungen in der EU empfiehlt ist nicht anderes, als die Staatsschulden auf die Unternehmen und Bürger zu verlagern.
Schulden können nur wirklich abgebaut werden, wenn auch die entsprechenden Mengen an Guthaben abgebaut werden.
Die derzeitigen Schuldenberge, zu großen Teilen auch durch Zinsforderungen entstanden, sind nicht mehr zahlbar, das heisst auch die angehäuften Forderungen des Großkapitals sind Forderungen auf nicht einlösbare Werte.
Das ganze "Finanzsystem" wird nur noch durch "Scheinzahlen" und Bilanzmanipulationen im zigMilliarden-Bereich am Leben erhalten.
Ein einziges riesiges Lügengebäude, das an allen Ecken und Enden der Gesellschaft nagt, das Sicherheitsstandards zertrümmert, das die Umwelt zerstört, das Infrastruktur vernichtet und soziale Notwendigkeiten immer weiter deformiert.

Ein mehr als idiotisches Spiel um nichts anderes als immer größere Zahlen ruiniert die Gesellschaft immer mehr.

Und dabei gewinnen noch nicht einmal die "Großkapitalisten", denn ihre ganzen wunderschönen Zahlenberge verlieren mit jedem zusätzlichen Schlagloch auch an Gegenwert. Selbst die Milliardäre verlieren bei diesem Spiel, das nur einen Gewinner kennt die „Geldhändler“.

Ob Gates und Buffet diese Gründe begriffen haben ist kaum ersichtlich, aber offensichtlich haben sie begriffen, daß in diesem „System“ etwas verdammt schief läuft.

Klaus H.

Anonym 20. September 2010 um 22:54  

Hier wird in aller Munde so getan, als ist trägt dieses Blog einen Tropfen zu dem Faß bei, das zwangsläufig bald überlaufen muss.
Stattdessen geht die europa- wenn nicht weltweite Entwicklung in die völlig entgegengesetzte Richtung:
Zugkräftiger Protest und Ermächtigung (!) gegen herrschende Verhältnisse kommt zunehmend von rechts, wie heute nicht nur die Konservativpresse klarstellt:

"Deutschland steht vor einem politischen Klimawandel - Rechte Protestparteien entern Europas Parlamente."
welt.de/debatte/kommentare/article9759850.html

landbewohner 21. September 2010 um 11:58  

die abgrenzung des braven bürgers gegenüber den "hartzis" oder "asozialen" ist ja nicht neu. der -3 streifen addidas, 2 streifen caritas spruch - ist erheblich älter als die h 4 gesetze, nur die zahl der betroffenen hat sich erheblich vergrössert und die angst vor armut ist rapide gestiegen, da sie mit jedem jahr mehr an lebensalter bedrohlicher bis wahrscheinlicher wird.
dank jahrzehntelanger verblödungsarbeit der entsprechenden instutionen und der zurichtung zum einzelkämpfertum von klein auf ist es gelungen solidarität von betroffenen, bekämpften und bedrohten schon auf grund von uninformiertheit und egoismen zu verhindern. resignation und fehlende (finanz)mittel erlededigen den rest.

Anonym 21. September 2010 um 23:28  

Neues zum Amoklauf, der völlig untypisch sein soll - weder mit Erfurt noch mit Winnenden vergleichbar-:

[...]Amoklauf von Rechtsanwältin in Lörrach

Am Sonntagabend (19. September) sendet der SWR um 19.18 Uhr seine erste Eilmeldung: Am Elisabethen-Krankenhaus in Lörrach hat es einen Amoklauf mit Toten und Verletzten gegeben. Bei dem Täter handelt es sich laut Polizei um eine Frau[...]"

Quelle und kompletter Text:

http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=6917700/pv=gallery/6fcghi/index.html

Wie bereits erwähnt, die Schützenvereinslobby ist meines Erachtens mit schuld an diesem Amoklauf, auch wenn diese es weit von sich weist -Roberto J. de Lapuente beschrieb hier, glaube ich einmal, die Lobby, die nach den Amoklauf in Winnenden erfolgreich verhindert hat, dass Waffenbesitz in Baden-Württemberg strenger gehandhabt wird bzw. sagte schon den nächsten voraus, eben weil die Waffenlobby die Politik weichgeklopft hat. Tja, nun ist es wieder geschehen.....wie lange noch....

Gruß
Bernie

Die Katze aus dem Sack 22. September 2010 um 00:18  

Roberto, "Demonstration als Revolution? Wer da nicht unterscheidet ist entweder Teil der Obrigkeit..."
du mußt aber zugeben, dass hier keiner folgenlose Demonstration will. Sondern durchaus eine Demonstration, die wie '89 zur Revolution wird. Ich weiß nicht, worauf deine Anklage in der Sache abzielt.

Anonym 22. September 2010 um 03:03  

Ahoi Roberto,

ab und zu bin ich so unverschämt, deine und andere passende Blog-Artikel zu verlinken, wenn es mir sinnvoll erscheint.
Denn ich denke, man sollte nicht nur unter Gleichgesinnten verlinken, sondern es in die äusserst wilde, freie Natur tragen.

=> http://www.wzforum.de/forum2/read.php?9,1974992,1974992#msg-1974992

Vielen Dank,
Gruss, Christian (Agno)

Rain Man 22. September 2010 um 16:23  
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Lutz 23. September 2010 um 06:03  

Hallo Daniel Limberger

…“ Wenn Du aber von meinen "weltfremden" und "illusorischen" Hinweisen zur ÜBerwindung der jetzigen Verhältnisse hinweist, dann ist mir das doch klar!“…

In deiner Antwort hast du eigentlich schon zum Ausdruck gebracht, dass deine Herangehensweise doch eher „unrealistisch“ ist. Du willst politischen Generalstreik als ersten Schritt? Vor dem politischen Generalstreik wäre aber erst einmal der „kleine Schritt“ notwendig, diesen Generalstreik politisch durch das Gesetz wieder zu legitimieren (DIE LINKE fordert ihn derzeit vergebens wieder ein). Z.Z will ihn nicht mal die Gewerkschaft und ein Großteil ihrer Mitglieder. Die jetzt herrschende Politik würde den Streik "legitimiert" mit Gewalt ersticken. Und wenn du den Leuten mit einem Geldlosen Gemeinwesen kommst, dann setzt du auf eine absolute Minderheit und stößt viele Menschen ab, die du doch eigentlich für eine andere Welt gewinnen willst?
„Ziele sollten klar benannt werden“ - aber nicht Ziele (Geldloses Gemeinwesen), die in der Machbarkeit noch viele Generationen weit entfernt sind von den Menschen der Jetztzeit, sondern an das halten was für die Menschen derzeit überschaubar, machbar und mit getragen wird.


…“ Oder hast Du gute Vorschläge, die aus der obigen Analyse den machbaren richtigen Schritt schlussfolgern?“…

Ich kann leider auch nur das anbieten, was derzeit DIE LINKE anbietet (ich bin kein Mitglied dieser Partei). Für „mehr“ soziales oder Kapitalismuskritik gibt es in dieser Gesellschaft z.Z. leider keine Mehrheiten. Das muss man zur Kenntnis nehmen.
DIE LINKE ist immerhin eine Partei, die diesen Kapitalismus in Frage stellt und für die Zukunft ein anderes Wirtschaft und Gesellschaftmodell einfordert. Und das kann derzeit nur in kleinen Schritten erfolgen, die möglichst viele Menschen mittragen und unterstützen. Wenn du schreibst: “Trippelschritte sind sozialdemokratisch“, dann trifft es nicht den Punkt. Es ist aus meiner Sicht eher sozialdemokratisch, zu Glauben ( zu Hoffen), man könne den Kapitalismus für alle Menschen „menschlich“ gestalten. Deshalb meine Zeilen von IFO (Un)Sinn, der sich über solche „Linken“ lustig macht; deshalb mein Lob über deine aufklärerischen Zeilen zum Thema Sozialstaat im Kapitalismus.

Eine revolutionäre Situation, die die gesellschaftlichen und Besitzverhältnisse an PM schnell und grundlegend verändert, ist nur selten in der Geschichte gegeben. Wir sind sehr weit davon entfernt. Da hilft leider kein Wunschdenken weiter. Auch Robertos Beitrag „Deutschland im Herbst“ zeigt dies auf.
Die Lebensverhältnisse in Europa und auch bei uns in Deutschland, werden sich in absehbarer Zeit für ein wachsendes Heer von „Überflüssigen“ bald deutlich verschlechtern. Erst wenn große Teile der Menschen wieder wirkliche Not am eigenen Leib verspüren, wird sich etwas ändern. Leider gibt es keinen Fall in der Geschichte der Menschheit, in der durch „Vernunft“ diesbezüglich je etwas gelöst wurde.
MfG Lutz

Anonym 26. September 2010 um 08:40  

Ich bin Mitglied bei der LINKEn, aber im Moment gelingt ja noch nicht einmal Aufklärungsarbeit.
Was wir in vielen Wochen schaffen, knallt die sarrazinsche BILD-Dung mit einer Überschrift wieder kaputt.
Es ist zur Zeit leichter einen Mittelständler von unseren Vorstellungen zu überzeugen, als einen HartzIV-Empfänger oder gar einen Niedriglöhner.

Wie sagte nochmal der Banker zum Zeitungszaren:
"Halt du sie dumm, ich halt sie arm

Klaus H

Rain Man 27. September 2010 um 00:35  
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym 1. Oktober 2010 um 13:28  

Grüße

ich wollte hier nur einmal einen Gedanken erwähnen warum z.b. die Millionen Hartzis sich nicht währen. Ich zähle selber zu dieser Schicht. Dazu ein ganz einfach Beispiel:

Im Moment ist die Stuttgart 21 Welle überall zu spüren. Ich überlege zb. Gerade ob ich nach Köln oder Aachen fahren soll zu einer Soli Demo. Ich selber stamme aus Düren.
Nun habe ich mir aber einige Klamotten und eine Flöte in diesem Monat gekauft. Ergo besitze ich nur noch 60 Euro für Nahrungsmittel in diesem Monat. Gerne würde ich mich in den Zug setzen und los fahren. Nur kann ich mir die Fahrt einfach nicht leisten! Dann müsste ich Schwarz fahren was aber vielleicht zu einer Strafzahlung führt. Die ich nicht bezahlen kann. Also Gefängniss um Schulden ab zusitzen.
Abgesehen davon bin ich auch sozial Isoliert. Bis auf meine Schwester, Mutter die ich 2-3 Mal im Monat sehe. Starre ich hauptsächlich die Wände an.

Ich denke so wie mir geht es den Meisten Hartzis. Gerade wir Jungen (bin 26) sind schon recht kaputtgespielt und apatisch.

Wäre vielleicht ganz gut mal ein Forum zu machen wo Menschen die Autos oder Busse haben mit Menschen zusammentreffen die das eben nicht haben. Um dann gemeinsam zb. nach Köln zu fahren.

Danke

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