Hitler bis auf weiteres unschuldig!

Mittwoch, 15. September 2010

Man kann Thilo Sarrazin nicht kritisieren, bevor man sein Buch gelesen hat, raunte es mehrfach aus dem Blätterwald. Alle Kritiker sollen sich zurücknehmen, stillhalten, wenigstens so lange, bis sie "Deutschland schafft sich ab" gelesen haben. Ohne Einblick kein Überblick - und somit keine Kritik. Zwar weiß man grob, worauf Sarrazins Abhandlung hinaus will, kennt einige Passagen und Aussagen: aber das alleine reiche einfach nicht aus. Es bleibe unlauter, ungelesene Bücher oder deren Quintessenz zu bemängeln.

Tatsächlich ist dieses Anbringen eines Totschlagarguments eine historische Begebenheit. Ab heute soll nichts mehr kommentiert, bewertet oder kritisiert werden, was nicht auch vorher gelesen wurde. Über Hitler kein Wort mehr - jedenfalls kein bewertendes, kein kritisierendes Wort mehr. Denn wer hat schon "seinen Kampf" gelesen? Kommentierte Ausgaben vielleicht: aber die zählen nicht, die könnten Verfälschungen bergen, könnten ideologisch kommentiert worden sein - so wie einschlägige Passagen des wackeren Sarrazins in der linken Journaille verrissen und entstellt wurden. Hitler hat ab heute nicht mehr als liederlicher Bluthund die Kommentarbereiche zu zieren - das kann erst dann geschehen, wenn sein Elaborat gründlich, ganz penibel gelesen wurde. Ohne "Mein Kampf" gelesen zu haben, hat die Presse über geschichtliche Ereignisse jener Tage moralinbereinigt zu berichten. Kritik an Hitler kann sich nur der Leser Hitlers erlauben!

Sicherlich, man weiß ja, wohin Hitlers Machenschaften führten. Das konnte man bereits 1933 sehen, als die ersten Maßnahmen gegen unliebsame Subjekte lauthals bejubelt wurden - aber das darf nicht zählen. Das zählt heute ja auch nicht! Jetzt, da man sehen kann, wie sich die Stammtische aus ihrer Bierseligkeit erheben, um ein ganzes Land an ihren Suff zu infizieren. Es wird gut sichtbar, wie niederste Instinkte selbst heute noch hochkochen, wenn einer Bücher schreibt, die sich gegen Unterschichten und Ausländer richten - da kommt die ganze Potenz eines Volkes zum Vorschein, das sich gar fürchterlich ausgebeutet wähnt, gegen die wahren Ausbeuter aber nicht zum Schlage kommt. Da muß ein Surrogat her, Sündenböcke zur allgemeinen Entspannung - und es braucht giftige Werbetexter, die dicke Bücher schreiben, um die Frustration zu schüren.

Nicht an den Taten lassen sich demnach Gesinnungen erahnen: an den Worten sollen wir sie messen! An geschriebenen Worten, denn gesagte Worte verhallen in der Luft. Papier ist Wahrheit. Und wer die papierne Wahrheit nicht heranzieht, der darf auch nicht kritisieren. Der darf heute Sarrazin nicht tadeln und er darf konsequenterweise auch Hitler nicht zerpflücken., sofern er ihn, wie die Mehrzahl der Menschen heute - und damals schon, wie Historiker berichten -, nicht gelesen hat. Ohne gelesenes Buch, kein Recht auf Kritik! Dass viele Experten Hitlers Staubfänger gelesen haben, das gilt nicht. Es gilt ja auch nicht für den Kritiker heutigen Schlages, dass er sich auf etwaige Aussagen von Personen stützt, die Sarrazins Buch gelesen haben. Sich selbst ein Bild machen!, raten ihm dann die Befürworter des Stammlers. Und einige Zitate aus "Mein Kampf" sagen auch noch nichts über Hitler aus - Sarrazins sagen ja auch nichts über ihn aus; nicht über ihn, nicht über sein Weltbild. Nur der pingelige und gewissenhafte Leser erwirkt sich Kritikbefugnis.

Sicher, Sarrazin ist nicht Hitler. Der Vergleich verbietet sich insofern. Aber wenn nur das Totschlagargument gelten soll, wonach nur derjenige Kritik üben darf, der das Buch gelesen habe, dann müssen auch all jene schweigen, die heute im täglichen Rückblick auf damals von Hitler schreiben und dessen Buch nie angefasst haben. Gälte das Argument, so hätte Hitler als netter Mann zu zählen, denn gälte es, so gälte auch für ihn die Unschuldsvermutung - so lange jedenfalls, bis man in seinem Schund geschmökert und seine publizierte Schuld beweisen kann.



30 Kommentare:

endless.good.news 15. September 2010 um 08:05  

Ich hatte einen interessanten Artikel gelsen in dem behauptet wurde, dass Adolf Hitler als großer Staatsmann eingegangen wäre, wenn er 1935/36 gestorben wäre. Die Wirtschaftspolitik funktionierte, die Verfolgungen waren in den Anfängen. Die weitere Entwicklung hätte man seinen Nachfolgern zuschreiben können. Darum ist es wichtig sich den Anfängen zu wehren sonst passiert das:
http://endlessgoodnews.blogspot.com/2010/09/ich-hock-in-meinem-bonker.html

Anonym 15. September 2010 um 08:34  

Guten Morgen zusammen,

wenn man es so genau nehmen wollte, dann müsste man noch einen Schritt zurückgehen und den Entwurf des Buches lesen, bevor Juristen den Text in der Art verändert haben, dass der Autor juristisch nicht mehr angreifbar ist.

Dann und nur dann hat jeder die Chance die wahren Gedanken des Autors zu erkennen.

Soweit ich richtig informiert bin mussten die Juristen in diesem Fall heftig tätig werden.

Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.

Rainer

Inglorious Basterd 15. September 2010 um 08:40  

Selbst wenn kritische Leute das Buch gelesen haben, hilft es nicht weiter, denn dann werden sie mit dem "Argument" konfrontiert: Sarrazin schreibt darin viel Unsinn,........ ABER seine Texte enthalten auch Wahrheiten, über die geredet werden muss. Dazu hat Kurt Pätzold heute in der "Jungen Welt" einen guten Kommentar verfasst:

http://www.jungewelt.de/2010/09-15/021.php
Auch er zieht den Vergleich mit Hitlers Aussagen.

Mir drängt sich der Vergleich mit Erich von Däniken auf. In seinem Erstwerk "Erinnerungen an die Zukunft" behauptet er, gestützt auf archäologische Funde und Ausgrabungsstätten, dass Ausserirdische in früherer Zeit bereits die Erde besucht und ihre Markierungen hinterlassen hätten. Richtig ist dabei, dass die von Däniken genannten Kultstätten der Mayas und Inkas, der Azteken und Ägypter heute tatsächlich noch existieren: Chichen Itza, Tempel von Palenque, Nacza-Hochebene, Cheops-Pyramiden usw. Gequirlte Grütze ist dagegen, die daraus resultierende Behauptung, dies seien alles ehemalige Residenzen der Aliens, die in grauer Vorzeit die Erde befruchtet hätten.

Ich meine damit, dass Sarrazin zum Thema Integration in seinem Buch unter anderem teilweise den Status quo konstatiert, macht ihn nicht automatisch zu einer Person, mit der ich übereinstimme. Wenn ein Arschloch sagt, die Erde ist eine Kugel, dann sage ich: "Stimmt, aber Du bist trotzdem ein Arschloch!".

Stefan Sasse 15. September 2010 um 09:02  

Ich muss dir teilweise widersprechen. Zwar stimme ich dir grundsätzlich zu, dass ich die Grundtendenz etc auch ohne das Buch gelesen zu haben kritisieren kann, aber der Vergleich mit Hitler hinkt einfach auf allen Ebenen. Mein Kampf ist völlig irrelevant zur Beurteilung, weil wir genügend Taten kennen. Und hätte man Hitler 1932 am geschriebenen Wort beurteilt und nicht am gesprochenen oder seinen Taten, so wäre uns wohl einiges erspart geblieben - den Vergleich sollten wir also lassen.

Anonym 15. September 2010 um 09:16  

Bitte mal zum Verständnis folgende Überlegung:
Im Deutsch Unterricht zum Thema Rhetorik haben wir seinerzeit monatelang die Reden Hitlers analysiert. In der Analyse war allgemeiner Konsens, dass die Politik der Nationalsozialisten auf nichts anders hinauslaufen konnte, als auf Krieg und Mord an der jüdischen Bevölkerung. Ergo ich brauche nicht jenes Pamphlet des T. S. zu lesen, nur seinen gesprochenen Worten brauche ich folgen, dann weiß ich welch Geistes Kind sie entspringen. Dass heute immer wieder gesagt wird, Sie haben das Buch nicht gelesen, dient nur dazu, die Taschen jenes Autors kräftig zu füllen. Eine bessere Kaufpropaganda kann es kaum geben.
Aber vielleicht haben wir damals etwas vollkommen falsches gerlernt im Rhetorikunterricht? Und heute existiert eine andere Lehrmeinung.

klaus baum 15. September 2010 um 09:16  

Lieber Roberto, wir sind endlich alle aus dem Schneider, wir, die wir bereits einiges geschrieben haben. Wenn es auch nicht so viele und so dicke Bücher sind wie die von Stephen King, so können wir doch immer sagen: ja, aber da und dort stehen noch ein paar Sätze von uns, die ihr noch nicht gelesen habt.

So machen wir uns unangreifbar.

Jutta Rydzewski 15. September 2010 um 10:15  

Hat er, oder hat er nicht - Mein Kampf - gelesen, der Herr Prof. Arnulf Baring, vorgeblich ein so genannter Historiker, der u.a., frank und frei, schon 2003 im Nachtstudio des ZDF erklärte:

"Der Hitler hat ja in einem Maße dieses Land in Bewegung gebracht, was man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Er hat in den 30er Jahren, was bis in die 40er, 50er - man kann sagen - in die 60er Jahre weitergewirkt hat, den Leuten einen Elan vermittelt, der vollkommen von uns gewichen ist."

Apropos Historiker, neben Baring fällt mir da noch Hubertus Knabe ein. Was speziell diese beiden "Knaben" zum Historiker qualifiziert, habe ich bis heute noch nicht so richtig wirklich herausgefunden. Allerdings ist mir aufgefallen, dass sowohl Baring als auch Knabe ständig auf ihr Historikerfachwissen verweisen, nach dem Motto: "Schließlich bin ich Historiker und ich muss das z.B. wissen, wie das mit dem Hitler und dem so genannten Unrechtsstaat DDR war." Da fällt mir doch glattweg noch der Geschichtslehrer der Nation ein, Guido Knopp, aber das möchte ich nun doch nicht vertiefen.;-))

mfg
Jutta Rydzewski

Anonym 15. September 2010 um 10:25  

Die Sache ist doch einfacher:
Sarrazin kann ich bewerten, ohne sein Buch gelesen zu haben.
Sein Buch sollte ich nicht bewerten, ohne es gelesen zu haben.

Bernd 15. September 2010 um 11:07  

Ein Gedankenexperiment
"Joachim Fest stellt in der Einleitung zu seiner Hitlerbiographie ein interessantes Gedankenexperiment an. Er schreibt: "Wenn Hitler Ende 1938 einem Attentat zum Opfer gefallen wäre, würden nur wenige zögern, ihn einen der größten Staatsmänner der Deutschen, vielleicht den Vollender ihrer Geschichte, zu nennen..." ...
Aber hätten sie damit recht gehabt...
Wir meinen: Nein..."
Sebastian Haffner, Anmerkungen zu Hitler, Fischer Taschenbuchverlag 1981, S. 43f.

Anonym 15. September 2010 um 11:43  

Die Kunst eines jeden Demagogen besteht darin, übrigens schon seit den Tagen der alten griechischen Sophisten, durchaus vorhandene Tatsachen in solch einem Licht darzustellen, dass sie geradezu verkehrt ERSCHEINEN und so nicht mehr wirklich VERSTANDEN werden können.
Ist der Demagoge in dieser Kunst geschickt genug, so hat er besonders bei Halb- oder - Möchtegern-Gebildeten, Leuten, deren "Geist" über den ANSCHEIN der Tatsachen nicht hinauszugehen vermag, eine Menge Applaus zu erwarten.
Herr Sarrazin setzt mit seinen immer wieder neue Pamphleten diese altehrwürdige Kunst der Demagogie munter fort.
Natürlich voll und ganz im Interesse derer, die der verdrehten, auf den Kopf gestellten Wahrnehmung der Masse der "kleinen Leute" bedürfen.
Und genau DAS verschafft ihn dann auch das organisierte Echo der "öffentlichen Meinung".
(Geschichtlich: Man schaue sich die realen sozialen Verhältnisse von Milionen von Menschen der späten Weimarer Republik genauer an und vergleiche diese dann mit Hitler-Reden aus seiner Zeit VOR dem 30.Januar 1933!)

Sarrazin-müde Grüße von
Bakunin

ice 15. September 2010 um 11:51  

@Rainer

"Mein Kampf" wurde im Tausendjährigen Reich mehrfach geändert und an die jeweilige politische Situation angepasst.
Das Sarrazin während seiner Arbeitszeit aus dem Original vom hochgewachsenen, blauäugigen, blonden Germanen A.Hitler
abgeschrieben hat, lässt mich irgendwie an Maultaschen, Pfandbons und daran Denken, was der begnadete Schreiberling
als Finanzsenator in Berlin "geleistet" hat.

Die desolaten Zustände, an deren Entwicklung er maßgebend beteiligt war, seinen Opfern in die Schuhe zu schieben war schon immer, in der Lieblings-Regierungs-Form unserer Herrenmensche- Ähhh Leistungselite vom Stamme Nimm, Prinzip.
Wenn man Sarrazin an seinen Taten messen soll, wird mir übel. Mich mit dem krankhaften Weltbild auseinanderzusetzen ist nicht schwer - die Pädagogen Hitlers - sind ja nicht einfach so verschwunden. Seine Juristen auch nicht.

Und frei nach dem Motto der BLUT-Zeitung: Das wird man ja wohl noch sagn dürfn ! :

Die Vorgehensweise von Sarrazin und Konsorten ist geplant und untereinder abgesprochen. Zufällig geschieht hier nichts. In der NPD ist man nicht, weil es dort keine Plätze am, möglichst staatlichen, Futtertrog zu verteilen gibt. Ausserdem sind hinderliche Undercover-Beamte in dieser Partei.

Die Sarrazinaden werden gebraucht, um auszuloten, wie weit man gehen kann.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33301/1.html
Nicht umsonst wurde der "Abgang" Sarrazins von Herrn Wulff, Bundespräsident 3.Wahl, persönlich versüsst.

mfg ice

Anonym 15. September 2010 um 11:59  

Bernd hat gesagt...
Ein Gedankenexperiment

Bernd, WANN WER als "großer Staatsmann" gilt hat nichts oder kaum etwas mit der realen Persönlichkeit so einer Person zu tun als vielmehr mit den politischen und ideologischen (Herrschafts)Bedürfnissen einer bestimmten Zeit, konkreter: den Bedürfnissen einer zu einer bestimmten Zeit herrschenden oder um die Herrschaft ringenden Schicht oder Klasse.
Die Tatsache, das Eroberer zu allen Zeiten bei praktisch allen Herrschenden Klassen und deren Ideologen, Propagandisten bis zum heutigen Tage als "große Männer" gefeiert wurden und werden beweist eben nur eines: Das noch immer eine HERRSCHENDE KLASSE das Sagen hat und folglich auch in ihrem Sinne die "öffentliche Meinung" bestimmt.
Die Gelehrten entnehmen ihre "großen Männer" natürlich den Vorgängergenerationen der eigen Zunft, und eine wirklich revolutionäre Arbeiterbewegung lässt sich natürlich auch nicht ihre "großen Männer", Marx, Engels und Lenin nehmen, einige wollen gar auf Stalin nicht verzichten...
"Große Männer" der Vergangenheit müssen eben auch immer der GEGENWART gute Dienste leisten!

Beste Grüße vom "großen Bakunin"! :-)

Anonym 15. September 2010 um 14:10  

ice
"Die desolaten Zustände, an deren Entwicklung er maßgebend beteiligt war, seinen Opfern in die Schuhe zu schieben"

Hä? Es wird immer kolportiert, Sarrazin habe den Berliner Haushalt saniert damals. Kann das bitte mal geklärt werden?
Außerdem ist das Wort "maßgebend" semantisch unsinnig in dem Zusammenhang, es muss wenn dann "maßgeblich" heißen.

rofl 15. September 2010 um 14:58  

Wenn denn alle erst mal Thilos Buch lesen sollen, bevor sie zum Thema Integration überhaupt was sagen dürfen, stellt sich die Frage, ob der Sarrazin sich nicht auch mal ein wenig Substanz zum Thema hätten anlesen sollen/müssen.

Aber das ist ja der Kern seines Ansatzes - fordern tut man grundsätzlich nur bei den Andern. Auf sowas noch ernsthaft einzugehn, zeigt die ganze Verlogenheit/Verdummung unserer Gesellschaft recht gut.

Dr. No 15. September 2010 um 15:24  

In Weiterentwicklung dieses Gedankengangs könnte man auch das alte Wikipedia-Prinzip anführen:

Kritik an Sarrazin dürfe dann überhaupt nur noch derjenige üben, der SELBST erstmal ein Buch zur Bildungs- und Fortpflanzungssituation muslimischer Migranten geschrieben hat. So!

Die Katze aus dem Sack 15. September 2010 um 15:41  

Ich bin frech, und behaupte: Hitler hatte beinahe keine andere Chance, als sich so zu gebären, wie es jene, denen er diente, von ihm verlangten. Wer wohl, an seiner statt, sonst diese Herausforderung, diese spätere Bürde, auf sich genommen hätte?

Herr H. aus I. 15. September 2010 um 17:27  

@ Anonym 15. September 2010 14:10

"Hä? Es wird immer kolportiert, Sarrazin habe den Berliner Haushalt saniert damals. Kann das bitte mal geklärt werden?"

Hat er auch, aber eben zu Lasten der Leute über die er jetzt ablästert.

Kurzes Beispiel: Als der Sarrazyniker sein Amt in Berlin antrat gab es 16.000 Erzieher/-innen. Als er ging waren es nur noch 13.500. Die Kindergartengruppen vergrößerten sich so von 16 auf 21. Weiß jeder, eng ist gemütlich, spart Heizkosten und die Betreuung von Migrantenkindern ist dann besonders effektiv.

Merke: Am besten beweist man "Leersätze" wenn man zuvor die Laborbedingungen optimiert. Dann klappt es auch mit dem Dummheitsgen.

Grüße, Bernd

carlocc 15. September 2010 um 20:32  

Ja....Roberto! Deswegen hat auch die Offenbacher IG-Metall in einem kleinen Kongress Oskar auf den Schild gehoben.....

Anonym 15. September 2010 um 21:16  

Das mal logisch weitergedacht würde es reichen,sich ein paar Begrifflichkeiten von jemanden anzuhören, und schon wäre alles klar, die Schubladisierung vollzogen, und es muß nicht weiter miteinander geredet werden,weil alles von diesen Begrifflichkeiten abgeleitet werden kann, was jemand zu sagen hat.
Dann gute Nacht...

ice 15. September 2010 um 21:20  

@Anonym 15. September 2010 14:10

"Außerdem ist das Wort "maßgebend" semantisch unsinnig in dem Zusammenhang,
es muss wenn dann "maßgeblich" heißen."

Nach meinem Thesaurus: ersetze maßgebend durch mustergültig. Soviel zur Semantik.
Ich hörte schon meinen alten Deutschlehrer rotieren wie ein Hochleistungs-Föhn.


Zu Thilo Sarrazin kann man auch die Wikipedia bemühen, um zu sehen wessen Geistes Kind er ist.

Passend zu Seiner antihumanen Barberei der Selektion:

Carl Amery
Hitler als Vorläufer. Auschwitz – der Beginn des 21. Jahrhunderts?
Luchterhand, München 1998, ISBN 3-630-87998-5

mfg ice

Anonym 15. September 2010 um 22:15  

Über Dinge zu reden, die man nur vom Hörensagen kennt, ist einfach nur dumm.

flatter 15. September 2010 um 23:07  

Fein, ich darf also Hitler kritisieren. "Mein Kampf" zu lesen, kann ich nur empfehlen. Wer auch immer ihm dabei zur Seite stand, womöglich gar er selbst, hat sein Handwerk verstanden. Es steht nicht nur alles drin, es ist auch dramaturgisch geschickt aufgebaut.
Wichtiger finde ich allerdings den Hinweis auf das Lesen demagogischer Texte - zu denen selbstverständlich auch Reden gehören - und ihrer Rezeption. Diskursanalytisch ist vor allem die Resonanz auf Sarrazin interessant. Der Mann hat ja in seinem Buch nichts anderes geschrieben als er vorher schon verbreitet hatte. Wie kam es zu dem Schwenk hin zu einer Ablehnung seiner rassistsischen Hetze (der klassenkämpferische Anteil daran wird ja bislang kaum kritisiert)?
Insbesondere die Rolle des SPD-Chefs ist weiterer Nachfragen wert. Der Mann gehört ohnehin unter besondere Beobachtung.

Bernd 16. September 2010 um 12:25  

Welcher "Anonymus" sich auch immer hinter dem "großen Bakunin" verstecken mag, hier nochmals Haffner:
"Zitat Anfang)
Mit dem Marxismus hat der Hitlerismus wenigstens eines gemein: den Anspruch, die gesamte Weltgeschichte aus einem Punkt zu
erklären: "Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist eine Geschichte von Klassenkämpfen", heißt es im Kommunistischen Manifest, und ganz entsprechend bei Hitler: "Alles weltgeschichtliche Geschehen ist nur die Äußerung des Selbsterhaltungstriebes der Rassen." Solche Sätze haben eine große Suggestionskraft. Wer sie liest, hat das Gefühl, daß ihm plötzlich ein Licht aufgeht: Das Verworrene wird einfach, das Schwierige wird leicht. Sie geben dem, der sie willig akzeptiert, ein angenehmes Gefühl von Aufgeklärtheit und Bescheidwissen, und sie erregen außerdem eine gewisse wütende Ungeduld mit denen, die sie nicht akzeptieren, denn als Oberton schwingt in solchen Machtworten immer mit: "... und alles andere ist Schwindel." Man findet diese Mischung von Überlegenheitsdünkel und Unduldsamkeit gleichermaßen bei überzeugten Marxisten und bei überzeugten Hitleristen.

Aber natürlich ist es ein Irrtum, daß "alle Geschichte" dies oder das sei.
(Zitat Ende)
Sebastian Haffner, Anmerkungen zu Hitler, Fischer Taschenbuchverlag 1981, S. 85

Die Katze aus dem Sack 16. September 2010 um 15:53  

@ Bernd

Geschehenes zu betrachten, geht nur dann gut, wenn es gelingt, dies aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten. Allerdings ist es kaum möglich, alle einzunehmen (wandeln zwischen Extremen?).

Klar kämpfen Klassen gegeneinander, dazu wurden sie doch geschaffen. Wozu sonst noch? Oder sind diese Kämpfe lediglich Zufälligkeiten und Unachtsamkeiten, die mehreren Missgeschicken entspringen?

Sicherlich ist das Resultat aus den Interaktionen von sich-selbst- erhaltenden-Lebewesen jene, notfalls für das Überleben, Angehörige der eigenen Art zu töten. Das sagt aber nicht unmittelbar aus, dass dies auch für den domestizierten Menschen zu gelten hat. Weltgeschichtliche Ereignisse, also unterschiedliche Härtegrade gewaltsamer Tode, somit lediglich letztliche Handlungskonsequenz immerwährender Suggestion einiger Weniger.

Egal auf welchen kulturellen Pfaden herumgetrampelt wird, es scheinen letztlich immer die Falschen gewesen zu sein. Sehr merkwürdig, das Ganze.

Anonym 16. September 2010 um 21:35  

Ihre Bücher müsse man kennen, wird gesudelt.
Nein. Es reicht, ihre bisherigen Taten zu kennen.
Wo gesudelt wird, herrscht nicht menschlicher Geist sondern neoliberaler Ungeist.
Damals wie heute!

Wer den Schwachen verachtet, verachtet uns alle.
Herrenmenschen brauchen wir keine.
Das sollten wir aus der Geschichte mindestens gelernt haben.

Oder feiert Goebbels fröhliche Urständ'?
kaha

Anonym 16. September 2010 um 21:43  

Hallo Bernd, die Existenz von Klassen und ihre Kämpfe untereinander waren schon lang vor Marx und Engels bekannt.
Der Klassenkampf ist daher keinesfalls eine "Erleuchtung" oder gar "Erfindung" dieser beiden Herren.

Anonym 17. September 2010 um 10:01  

Schön wie das hier durcheinander geht: Aus einer Kritik an der Kritik wird eine Unschuldsvermutung und am Ende sogar eine für Hitler...

Redlich ist es, seine Quellen offen zu legen, und wer das nicht tut, muss sich die Frage gefallen lassen, worauf er sich bezieht, auch in seiner Kritik. Ganz einfach.

Und man muss dem Argument eine gewisse Gültigkeit zugestehen, jeder weiß doch wie Medien agieren (können), und Stimmungen und Meinungen geschickt verbreiten.

carlo 17. September 2010 um 17:09  

Scheisse....hab mich selber falsch geschrieben.
Kleine Betonung auf Flatters Posting, ja das ist genau so wie Hitlers "Mein Kampf"; Pöbel-Thilo mobilisiert niedrigste Instinkte! Warum das immer bei den "Deutschen" Resonanz erzeugt, frage ich in letzter Zeit auch.....oder heißt deutsch demnächst "völkisch", da wird eine üble Sauce zusammengebraut....

Anonym 17. September 2010 um 23:42  

Man muss Sarrazins Buch wirklich nicht gelesen haben, um dessen Thesen zurückzuweisen und zu verurteilen. Ich habe Hitlers "Mein Kampf" gelesen im Rahmen des Schulunterrichts als Vorbereitung für ein Referat. Ich bin heute noch fassungslos ob des menschenverachtenden Inhalts, der mit einer unglaublich rhetorischschwachen Leistung dargeboten wird. Wir wissen vom Verlauf der Geschichte und ich kann nur sagen: Wehret den Anfängen.
Die Ablehnung bestimmter Bevölkerungsgruppen wie Arbeitslose, Migranten, Behinderte zehrt an den Nerven der Betroffenen, ruft Hilflosigkeit und Verzweiflung hervor und fördert sicherlich ein sozial verträgliches Frühableben. Das ruft sicherlich Freude bei den Sozialversicherungskassen hervor, aber was für eine Gesellschaft ist das?

Anonym 18. September 2010 um 04:04  

Wie astra-krass ist das eigentlich? Auf Amazon gibt es 79 (!!!) 5-Stern- und ganze 3 (!!!) 1-Stern-Renzensionen des Buches!

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