Nomen non est omen

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Heute: "Die (freie) Marktwirtschaft"
„Wer glaubt, die Marktwirtschaft könne für eine gerechte Einkommensverteilung sorgen, hat die Grundprinzipien dieser Wirtschaftsform nicht verstanden.“
- Hans-Werner Sinn, Ökonom und neoliberaler Vordenker -
„Wir sind dabei, die Welt zu reduzieren auf Angebot und Nachfrage.“
- Gertrud Höhler, Managment- und Kommunikationsberaterin -

"Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden.“
- John Maynard Keynes, britischer Ökonom -
Gemäß Walter Benjamins These, nach welcher der Kapitalismus als eine Religion fungiert, ist der Markt der Gott aller (Neo-)Liberalen. Diese Vergöttlichung des Marktes erlaubt es, ihm allerlei Kräfte und Wunder zuzuschreiben. So treffen sich Menschen auf vermeintlicher Augenhöhe, regeln ihr Leben selbstbestimmt und stillen ihre Bedürfnisse nach einem vermeintlich freien Prinzip von Angebot und Nachfrage, schließen faire Verträge miteinander, handeln stets nach einem Kosten-Nutzen-Kalkül und haben das Recht auf Eigentum. Am Ende entspringt Wohlstand, Glück und Zufriedenheit, quasi als Nebeneffekt für alle Menschen heraus. Soweit das Ideal der freien Marktwirtschaft.
Ob zunehmende Verdichtung und Konzentration von monopolartigen Konzernen, wie z.B. Microsoft, das tausendfache Schlucken, Aufkaufen und Zerschlagen von Unternehmen, um selbst der Veto-Spieler auf dem Markt zu bleiben oder die systematische Verdrängung, Bestechung oder Korruption von Unternehmen weltweit – die freie Marktwirtschaft ist ein Konstrukt (neo-)liberaler Träumer. Die EU, die WTO, die Weltbank und der IWF regeln und steuern weltweit den Transfer von Gütern und Waren zugunsten der reichen Industrieländer. Die Entwicklungsländer werden in postkolonialen Abhängigkeitsverhältnissen gehalten. Die vier großen Stromkonzerne in Deutschland - EON, Vattenfall, RWE und ENBW - haben sich die Bundesländer in Deutschland untereinander aufgeteilt. Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert, wie es bei Privatisierungen von großen staatlichen Unternehmen immer wieder zu beobachten ist. Banken die sich verspekuliert haben, rufen auf einmal nach dem Staat, welcher für die Schulden aufkommen soll. Auch sorgt der freie Markt ganz sicher nicht für weniger Armut und mehr allgemeinen Wohlstand, wenn nicht zugleich eine Verteilungsgerechtigkeit des gesellschaftlichen Reichtums sichergestellt ist – wie z.B. die steigende Armut in Deutschland in den letzten Jahren beweist. Staatliche Subventionen für Unternehmen in Millionen- und Milliardenhöhe führen jede Ideologie des „freien ungehemmten Marktes“ ad absurdum. Die Beispiele ließen sich hier endlos weiterführen.
Frei ist die Marktwirtschaft nur für die, die über ausreichend Kapital, Einfluss und Macht verfügen. Alle anderen müssen sich dem Gott-Leviathan-Markt ehrfürchtig ergeben, um genug Ressourcen zum eigenen Überleben zusammen zu bekommen.

Dies ist ein Gastbeitrag von Markus Vollack aka Epikur.

1 Kommentare:

Anonym 10. Oktober 2008 um 12:15  

Hallo Epikur,

danke für den sehr guten Artikel.

Der Vatikan meint ja auch, dass die weltliche Religion des Geldes gescheitert sein dürfte.

Seltsam mutet nur an, dass derselbe Vatikan hier als nicht gerade geldfeindlich abgestempelt wird - doppelzüngig eben:

http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1182298.html

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

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