De dicto

Sonntag, 26. Oktober 2008

"Auch in der Weltwirtschaftskrise von 1929 wollte niemand an einen anonymen Systemfehler glauben. Damals hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager."
- Frankfurter Allgemeine, Hans-Werner Sinn zitierend am 26. Oktober 2008 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Freilich zieht man nun einen ganzen Berufsstand in den Dreck, macht ihn für Auswüchse verantwortlich, an denen ebendieser Berufsstand mitgewirkt hat. Man darf sich aber nicht davon blenden lassen, dass auch Unternehmer und überallem die Politik ihren großen Teil dazu beitrugen - soweit könnte man Sinn noch folgen. Aber ihm geht es ja gerade nicht darum, die Bankergilde ihrer Alleinverantwortung zu entheben, um gleichzeitig auch andere Schuldige heranzuziehen - für ihn ist ein Abstraktum schuld und die Manager sind die bemitleidenswerten Opfer. Und um ihren derzeitigem Status auch gerecht zu werden, kann man diese nurmehr mit den verfolgten und ermordeten Juden des Dritten Reiches gleichsetzen - nur dieses geschichtliche Beispiel macht laut Sinn das "Leid" der heutigen Banker fassbar.

Als seinerzeit aus verschiedenen Richtungen die Anklage laut wurde, dass das Hartz-Konzept aus den Arbeitslosen Verfolgte und offensichtlich Mißliebige mache, dass man damit die betroffenen Menschen in eine Position hineindränge, die man durchaus mit der Position der Juden aus antisemitischeren Tagen dieses Landes gleichsetzen könne, da erhoben die inoffiziellen Institutionen der politischen Korrektheit sofort ihre mächtige Stimme. Soetwas dürfe man nicht verkünden, so ein Vergleich sei unhaltbar, beleidigend, würde die eigene, aktuelle Position der Arbeitslosen in dieser Gesellschaft nur grob verfälschen, würde sie zu Opfern machen, die sie offensichtlich, in einer kultivierten Zeit wie der unseren, nicht sind - gar nicht sein können, denn wir leben ja in einem Sozialstaat! Darüberhinaus rieche dies nach Volksverhetzung! Da liefen alle Berufsbetroffenen der verschiedenen Parteien auf und meinten, dass es eine krasse Form der Geschichtsklitterung sei, verfolgte Juden mit verfolgungsbetreuten Erwerbslosen in einen Topf zu werfen. Und wir erinnern uns: Selbst eine Bezeichnung wie "Montagsdemonstrationen", die von Gegnern des Hartz-Konzeptes nach ostdeutschen Beispiel so benannt wurden, sollten laut Aussage besonders korrekter Politiker, diesen Namen aus Respekt vor der "friedlichen Revolution" nicht mehr tragen dürfen.

Sind beide Vergleiche haltbar? Dies scheint schwer zu beantworten, denn Geschichte wiederholt sich nicht - und wenn es doch danach aussieht, dann wiederholt sie sich als Farce, sagt man, sagte Marx (in "Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte"). Aber man darf Geschichte heranziehen, darf in ihr Ähnlichkeiten mit der Gegenwart suchen und finden, sich an ihr bereichern oder an ihr - allzuoft leider - verzweifeln. Jedenfalls ist der Vergleich mit den Erwerbslosen eher zutreffend, als jener Sinn'sche Vergleich, der die Manager zu verfolgten Opfern macht. Bei den Erwerbslosen handelt es sich um eine beinahe rechtlose Bevölkerungsgruppe, die öffentlich diffamiert und verächtlich gemacht wird, während die Bankerschaft noch nicht einmal mit ihrem Privatvermögen für ihre Gier herangezogen wird, stattdessen ein Milliardenpaket gewährt bekommt, dieses fast ohne staatliche Auflagen. Die Banker fielen nun vom hohen Roß - nicht mal das ist gewiss -, während die Erwerbslosen schon vorher im Dreck lagen. So besehen ist das mediale Verbalflatulieren des Sinn eine unerträgliche Verdummung und Zurechtstutzung, eine Form des Mundtotmachens derer, die die Ackermänner auch bestraft sehen wollen.

Man darf gespannt sein, wann die Saubermänner und -frauen, die Verfechter politischer Korrektheit auflaufen, um die Ausführungen Sinns als Frechheit und Beleidigung an den Opfern des Holocausts zu entlarven. Ob sie aber überhaupt auflaufen werden?

27 Kommentare:

Anonym 26. Oktober 2008 um 17:17  

Wer verbietet eigentlich Prof. (Un-)sinn mal seinen geschwätzigen Mund? Derartige Vergleiche befördern doch nur den echten Antisemitismus gegen die hier lebenden Juden - ist dies Sinn so bewußt? Biedermänner mal wieder als Brandstifter?

Weiter unten schrieb ich ja bereits, dass in der Finanzkrise so mancher wieder die "jüdischen Finanzkreise" entdecken will - da könnte man Sinn glatt echten Antisemitismus unterstellen, denn das Vergleichen das Herr Prof. Dr. Sinn da betreibt ist Verharmlosung der NS-Verbrechen, sowie der Verbrechen die eine gewisse (katholische) Kirche durch Schweigen an den Juden begangen hat - dafür soll Pius XII nun auch noch selig gesprochen werden, was zu massiven Verstimmungen zwischen einem dt. Papst und Israel führt....zurecht wie ich meine....auch die (katholische) Kirche betreibt hier, wie Neoliberale - Herr Sinn z.B. - eine unsagbare Verbiegung bzw. Verharmlosung der Verfolgungsgeschichte der Juden durch Geschichtsfälschung....

Zum Glück gibt es noch Blogs wie diesen die diese unsägliche Strategie als solche entlarven...

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 26. Oktober 2008 um 17:28  

Als Zusatz noch kurz:

Mir fällt derzeit bei Talkrunden zum Thema auch die Tendenz aus, die Prof. Dr. (Un-)Sinn hier vertreten will - man macht aus Tätern Opfer - verdreht eben die Tatsache, dass die Bankmanager die Macht hatten die Finanzkrise, die übrigens 2 Jahre lang vorhersehbar war, wenn man den Ketzern des Neoliberalismus, wie dem frisch gebackenen Nobelpreisträger Paul Krugman, glauben darf, noch aufzuhalten. Das haben die nicht getan, und nun, gerade wo sich Protest regt gegen diesen "Sozialismus für Reiche" verhält man sich wie die Bundekanzlerin im Georgien-Konflikt. Man dreht einfach die Tatsachen um und hofft damit durchzukommen.

Sorgen wir dafür, dass diese Taktik von Prof. Dr. (Un-)Sinn und Kollegen nicht aufgeht!

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

PS: Die letzte Runde bei Maybrit Illner war z.B. auch so ein Fall, wo man zwar nicht solche Vergleiche zog, aber die Bankmanager als Opfer darstellen wollte....wahrscheinlich hat das Verhalten der Mainstream-Medien auch hier System...

Anonym 26. Oktober 2008 um 18:06  

Der Zentralrat der Juden protestiert bereits gegen diesen unsäglichen Vergleich:

http://www.hagalil.com/tinc?key=Fx15Q5PD&id=6876866&design-output-mode=js&design-css-mode=standard

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Joachim R. Pont 26. Oktober 2008 um 18:30  

Ich glaube, der Sinnlose könnte auch hier mitschreiben. Der hat das Zeug dazu.

Anonym 26. Oktober 2008 um 18:40  

Man sollte vielleicht auch einmal zum Thema die historische Ausgrenzung der Juden in doppelter Funktion beschreiben:

1. "der jüdische Parasit, der sich in den deutschen Volkskörper einfaß und diesen ausnutzt" - so bezeichnet im Nazi-Hetzfilm "Jud Süß" - wie oben bereits erwähnt.

2. "Der "jüdische Spekulant" der die US-Regierung fest im Griff hat" - so Adolf Hitler in "Mein Kampf".

Beide Vorurteile hatten die furchtbare Folge, dass die jüdischen Mitbürger so oder so ausgegrenzt, geschlagen und ermordet wurden, was klarer macht warum der Zentralrat der Juden in Deutschland hier entschieden protestiert.

Man hätte derartigen Protest nur gerne früher erfahren, denn Punkt 1hat fatale Ähnlichkeit mit der Ausgrenzung Arbeitsloser heutzutage....wie Nachdenkseiten-Leser völlig richtig feststellt...

Anonym 26. Oktober 2008 um 18:55  

Hier mal ein netter Beitrag eines Aussteigers aus der Börsenbrokerszene:

http://www.rbb-online.de/_/polylux/aktuell/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_mini_8132014.html

Der Mensch ist um einiges ehrlicher als der schmierige Prof. Dr. Sinn...

Anonym 26. Oktober 2008 um 19:56  

Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode. Dieser “Experte” giert, ähnlich wie Polit-Zombie Dement, nach Schlagzeilen und dafür ist ihm jedes noch so unappetitliche Mittel recht. Er weiß genau, Manager=Jude, das gibt kurz trouble, doch als Belohnung winkt außer Pressemeldungen sonder Zahl: ein Auftritt bei Will, Illner oder Plasberg, wo mal wieder das Hohe Lied der INSM angestimmt werden kann. Sozialstaat ist Pfui, höhere Löhne sind unser Ruin und Regulierung ist direkt aus der Hölle importiert: kommunistisch. Und dann gibt´s mal wieder eine dicke, fette Extraprämie, zur Zeit gern Bonus genannt.

Anonym 27. Oktober 2008 um 00:10  

Es ist ja noch schlimmer, als es derzeit diskutiert wird. Weit jenseits allen Streits um politische Korrektheit ist Sinns Unverschämtheit ein Schlag ins Gesicht der jüdischen Opfer des NS-Regimes, denn sie impliziert eine Schuld der Juden an ihrer Vernichtung. Daß der Zentral der Juden sich dazu äußert, ist leider irrelevant, denn er hat sich längst zu einem zahnlosen Tiger gemacht, indem er ähnlich auf harmlose öffentliche Äußerungen reagiert hat.
Ich bin weit davon entfernt, hinter jedem Busch Antisemiten zu entdecken, aber was Sinn da von sich gibt, ist eine antisemitische Attacke, die an Widerlichkeit nicht zu überbieten ist. Egal, wie er sich da herauszuwinden sucht, dieser Mensch ist unfassbar verkommen.

Anonym 27. Oktober 2008 um 05:39  

Abgesehen davon, dass der Vergleich SINNlos und historischer Unfug ist: Es lohnt sich schon - trotz Kenntnis der kapitalismusimmanenten Systemfehler - Schuldige festzumachen. Namen, nennt Namen hat Tucholsky gefordert, denn das Unrecht hat Gesichter.

Ebenfalls lohnt es sich - trotz Kenntnis der Tatsache, dass man mit ausschließlich moralischen Wertungen in der Politik nicht weit kommt und nichts begreift - zwischen Schuldigen und Unschuldigen zu unterscheiden.

Und hier liegt, nach der historischen Unverschämtheit von Sinns Vergleich, auch eine moralische Niedertracht vor, die Schuldige zu Unschuldigen erheben will.

Man muss schon hirntot sein, um derzeit nicht über Banker, reiche Zocker und die an der Spekulation ebenfalls reichlich beteiligten Chefetagen der Konzerne herzuziehen. Nur wenige Beleidigung gegenüber dieser Bagage sind derzeit unverzeihlich.

Anonym 27. Oktober 2008 um 07:49  

Er gibt wenigstens zu, dass das System welches er viele Jahre hochgelobt hat nicht funktioniert. Auch wenn er es auf Umwegen tut.
Zitat: "Hätte man nichts getan, wie 1929, wären die Folgen dramatisch gewesen: eine Kernschmelze im Finanzsystem, Massenarbeitslosigkeit, die Radikalisierung der westlichen Welt, am Ende eine Systemkrise der Marktwirtschaft."

Ist ihm gar nicht aufgefallen nehme ich mal an. In einem hat er Recht. Eine allgemeine Verurteilung ist immer falsch. Allerdings sollte man vorsichtig sein mit den Vergleichen die Herr Sinn trifft. Denn damals wurde eine komplette Bevölkerungsgruppe angegriffen. Ob arm oder reich war egal. Die reicheren konnten sich sicher in den Anfangsjahren eher retten als die Armen. Hier geht es aber generell um reiche Menschen. Das führte man früher eher als Majestätsbeleidigung, als als Volksverhetzung.
Seinen anonymen Systemfehler kann ich auch nicht sehen. Viele Jahre zuvor haben eine Reihe von Leuten dieses Resultat vorhergesehen. Nur wollte keiner dieser Clowns es wahrhaben. Es sitzten halt nicht die besten Leute in den Spitzenpositionen, sondern die Machtgeilsten mit den besseren Besziehungen. Genau das ist ein wesentliches Problem.

Anonym 27. Oktober 2008 um 10:15  

Aber so schlecht ist der Vergleich von Sinn doch gar nicht; wenn man die Rhetorik vergleicht, dann wird man feststellen, dass damals in der Presse das Klische vom geldgierigen Juden (mit dicker Lippe, dickem Bauch und Zylinder) skizziert wird. Das sind genau die gleichen Klisches, die wir in unseren Zeitungen über Wall-Street-Bänker finden (wobei die noch eine Weste mit US-Flagge tragen).

Was natürlich wirklich ein bescheuerter und geschichtskitternder Vergleich wäre, wenn man sagt, dass die aktuelle medienkampagne gegen Manager und Bänker irgendwie mit den Taten der Nazis zu vergleichen wären. Das ist natürlich kompletter Quatsch.

Des weiteren macht Sinn noch einen anderen Punkt, nämlich, dass "Gier" und "Geiz" eben nicht die Ursache für die aktuelle Krise sind. Wenn man nach Ursachen sucht, dann muß man auch die Frage klären, warum das früher noch nicht passiert ist. Gier war schon immer da, es ist eine Naturkonstante. Was waren also die Spielregeln, die Gier gesteuert haben und in den letzten 100 Jahren unseren Wohlstand vervielfacht haben und jetzt zu der sogenannten Finanzkrise geführt haben.

Und dann stellt man fest, dass der Auslöser der Krise im amerikanischen Hypothekenmarkt liegen und dort ganz und gar nicht die klassischen Marktspielregeln gegolten haben, sondern Politik gemacht wurde (mit den Government Sponsored Agencies Freddie Mac und Fannie Mae, mit Gesetzen, die Leute zum Häuserkaufen animiert haben, die es sich nicht leisten konnten ...).

wir sehen also gerade in der x-ten Wiederholung, wie die verschiedenen Interventionismusspielarten scheitern.

Anonym 27. Oktober 2008 um 10:35  

Sinn sinniert sinnend sinnsuchend und findet seinen Glauben im Anonymen. Entweder Geheimhaltung oder Unwissenheit über den Systemfehler zeichnen Sinns Gedankengang aus. Der Systemfehler ist somit vom Himmel gefallen und nicht vom menschlichen Intellekt geformt. - Aber vielleicht will uns Sinn etwas ganz anderes mitteilen:
Bankenghettos und Konzentrationen von Finanzwolkenkratzern gibt's in den Megastädten schon seit längerer Zeit. Wir sollten sie in Ruhe weitergedeihen lassen und so tun, als seien sie anonym.

Anonym 27. Oktober 2008 um 11:04  

Moin,

jetzt hagelt es aber Kritik.

Derartige Kritik hätte ich mal erwarten, wenn man Arbeitslose mit "Parasiten" "arbeitsunwillig" - alles NS-Begriffe zur Ausgrenzung von jüdischen Mitbürgern, siehe z.B. LTI von Victor Klemperer - ausgrenzt.

Wie ich oben schrieb, die Vorurteile gegen unsere jüdischen Mitbürger hatten 2 Seiten.

Hier die Kritik:

http://www.hagalil.com/01/de/Antisemitismus.php?itemid=2889

Derart deutliche Worte hätte ich gerne schon vorher gehört, nämlich zum ersten Mal als gewisse SPD-Politiker gewisse unselige Vergleiche bei der Einführung von Hartz IV zogen.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 27. Oktober 2008 um 11:36  

@Daniel:

Der Vergleich ist nicht nur "schlecht", er ist eine bodenlose Unverschämtheit.

Den zentralen Punkt haben andere ja schon genannt: die Banker sollen auf eine Stufe mit den Juden gehoben werden - unschuldig verfolgte, arme Lämmlein.

Dafür muß man nicht die Taten, die aus diesen Einstufungen erfolgten, gleichsetzen. Der pure Vergleich an sich ist eine Infamie sondergleichen und eines Professors unwürdig.

Warum die Gier nicht schon früher zu einem Systemkollaps führte? Verknüpfung glücklicher Umstände. Jetzt alles auf die staatlichen Fonds und die bösen, bösen kleinen Eigenheimbesitzer zu schieben, ist kurzsichtig. Das Grundproblem liegt doch darin, daß man Renditen fordert, die die Realwirtschaft nicht bieten kann. Renditen jenseits von 15% kriegt man nur, indem man "zockt", und das geht eben auch mal in die Hose.

Anonym 27. Oktober 2008 um 11:37  

Noch was:

Ich vergass auch die Dauerhetze der Bild-Zeitung mit antisemitischem Vokabular gegen Arbeitslose.

Sinn zeigt sich übrigens, wie jeder Ideologe, als unbelehrbarer Betonkopf:

http://www.zeit.de/online/2008/44/sinn-juden-vergleich?from=rss

Und so ein Stammtischphilosoph soll Deutschlands intellektuellster Mann sei? Weit snd die Intellektuellen gesunken - leider.

Eine jüdische Homepage unterstellt Sinn nun auch Antisemitismus - und urteilt völlig richtig über die Motivation von Sinn aus Tätern Opfer machen zu wollen, in der Bankenkrise, aber lest selbst:

http://www.hagalil.com/01/de/Antisemitismus.php?itemid=2889

Ich kann jeden Satz nur unterstreichen, den die Sinn-Kritiker da äußern - man sollte den mal einem größeren Publikum bekannt machen.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 27. Oktober 2008 um 12:52  

Über den Vergleich "Manager - Juden" ist hier bereits in den vorigen Kommentaren eigentlich alles gesagt worden. Allerdings sehe ich auch in dem Kommentar von daniel viel Wahres wenn er die aktuelle Pauschalisierung der Manager, die inzwischen alle durch die Bank als "von endlose Gier getriebene und dabei über Leiche gehende" in Frage stellt.

Ansonsten war der Beitrag von Herrn Prof. Sinn der typische Unsinn den er ja inzwischen im Wochentakt in irgendeinem Medium absondern darf. Interessant waren lediglich zwei Dinge:
1.)"Er habe als Volkswirt falsche Anreize und fehlende Regeln als Ursache der Krise ausgemacht," sagte Sinn.
An diesen Worten ist gibt es nichts auszusetzen, aber doch steht noch immer die Frage im Raum warum dann gerade Herr Prof. Sinn, wie er ja nun beweist wider besseren Wissens, sich stets für höhere Anreize (der Manager) und Abbau der wenigen (noch) vorhandenen Regeln am Finanzmarkt bei Maischberger, Will und all den anderen als Diskussionsrunde getarnten Propogandavehikeln dieser Republik stark machte ???
2.)"Auch in der Weltwirtschaftskrise von 1929 wollte niemand an einen anonymen Systemfehler glauben."
Recht hat er in der Ausmachung eines Systemfehlers, aber warum anonym ?? Er (und all die anderen Jüngern vom freien, sprich ungezügelten Markt) haben doch in den letzten Jahren konsequent dieses System mit eingebauten Fehler beworben und fanden in unseren Politikern (aus Unwissenheit oder Karrierismus ?; ich lasse diese Frage mal bewust offen) stets "willige Helfer". Anonym ist dieser Systemfehler also ganz und gar nicht, die "Schuldigen" sind wohl bekannt und versuchen nun von dieser Schuld abzulenken bzw. sich der Verantwortung zu entziehen. Den Managern gebe ich dabei die geringste Schuld, sie haben lediglich DEN Spielraum eiskalt ausgenutzt der ihnen zur Verfügung gestellt wurde.

MfG
ein Leser

Anonym 27. Oktober 2008 um 12:56  

Noch ein Hinweis, kommentarlos auf eine ARD Doku heute Abend 21:00 Uhr:

"Leiharbeit Undercover"

...mit haarsträubenden Berichten darüber, dass sich Leiharbeiter zu kennzeichnen haben, um auf demselben Arbeitsplatz als Leiharbeitnehmer erkennbar zu sein.

Wer's mir ansehen, da hier keiner ruft halt - Kennzeichnungspflicht für Personen an Kleidung hatten wir schon einmal....

Anonym 27. Oktober 2008 um 14:13  

UnSinns Vergleich ist geschmacklos, aber er hat System. Dem IFOlogen ist es wieder gelungen, die Aufmerksamkeit auf seine Halbwahrheiten aus der ökonomischen Folklore der Neolibs zu lenken.

Diesmal allerdings hat der Bursche sein Maul zu voll genommen: Fuß im Mund...

Anonym 27. Oktober 2008 um 14:50  

Sehr geehrter Autor,

ich stimme ihrer Unterscheidung zw. Heidenreich & Reich-Ranicki zu, hätte mir aber gewünscht, wenn Sie es weniger auf Kosten von Herrn R.-R. getan hätten. Überhaupt versucht man doch jetzt in einem perfide effizienten Kalkül, beide gegeneinander aufzuhetzen.

Anonym 27. Oktober 2008 um 16:14  

@insurrektor & all

Prof. Dr. (Un-)Sinn hat sich also für seinen Vergleich mit dem Dritten Reich und den Juden entschuldigt. Damit könnte man die Sache zu den Akten legen, aber leider sehe ich in Sinns Vorgehen nur einen Testballon - er wollte halt testen wie weit er gehen kann.

Die Tendenz übrigens in Talkrunden ist (Anne Will, Maybrit Illner, Maischberger etc. etc.) - lassen wir mal das Thema Sinn und Juden weg - dass Bankmanager absolut uneinsichtig sind, dass man Naturgesetze für die Börsenkrise verantwortlich machen will - Sinn meinte dies wohl mit "anonymem Systemfehler" - und dass man daher aus Tätern Opfer eines Gesellschaftssystems machen kann, da Manager ja nichts für Naturgesetze können. Toll, da haben also die Mainzelmännchen oder sonstwie "unsichtbare Hände" jahrelang gezockt?!!! Für wie blöd halten die wenigen Neoliberalen eigentlich den Rest der hier lebenden Mitbevölkerung in Deutschland?

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

PS: Polylux hat hier - leider nur mit dem Beispiel Großbritannien ein nettes Filmchen dazu geliefert:

http://www.rbb-online.de/_/polylux/aktuell/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_mini_8132014.html

Wirklich ansehenswert, da hier einmal das Leben eines Geldjunkies von einem solchen entlarvt wird....
von schlechtem Gewissen keine Spur...man selbst ist ja auch nicht Täter sondern Opfer....

Anonym 27. Oktober 2008 um 18:23  

Na, ist doch okay so. Nun kann selbst der debilste Charakter deutlich erkennen, was für eine widerliche Gestalt da jahrelang von den Medien hofiert und gehyped wurde.

Anonym 27. Oktober 2008 um 21:09  

Die Ideologie des Neoliberalismus sieht gerade in der Gier den Grund für das Funktionieren des marktwirtschaftlichen Systems. Wären nicht alle Menschen unendlich gierig, käme es nicht zu einem allgemeinen Gleichgewicht, welches in der Ökonomik postuliert wird. Gier ist demnach die viel zitierte unsichtbare Hand des Marktes.

Wenn etwas falsch läuft, wurde den Marktkräften nicht genügend freie Hand gelassen, lautet dann die neoliberale Argumentation. In etwa so ist, die Sinnsche Aussage zu verstehen, dass die Wirtschaftssubjekte sich systemkonform verhielten, aber irgendwelche Anreize, die natürlich der Staat gegeben hat, versagt haben.

Anonym 27. Oktober 2008 um 22:29  

Dieser Prof. Sinn ist ja derzeit auch aus den Talkshows nicht wegzudenken und besticht vor allem durch extrem von sich selbst überzeugtes Auftreten. Und einem niemals Abweichen von der eigenen Doktrin/Ideolgie. Traurig, irgendwie, zumal diesem Herrn auch noch so viel Aufmerksamkeit zuteil wird...

Anonym 27. Oktober 2008 um 22:42  

Der Unsinn von Sinn ist schon krass, fast noch krasser aber sind die teilweise extrem dummen Reaktionen darauf. In der FAZ wird Sebastian Edathy (SPD) (der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses!!!) zitiert. Dem "Kölner Stadtanzeiger" hatte er gesagt, es sei ein starkes Stück, dass Sinn Antisemitismus mit berechtigter Kritik an manchen Bankenvertretern verwechsele. Bankmanager, die für Fehlleistungen verantwortlich seien, würden "bekanntermaßen nicht wegen ihres religiösen Glaubens, sondern wegen ihres Handelns kritisiert". Das ist ja noch geschichtsverfälschender!

Und die Hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann sagte der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse", "sie kenne Professor Sinn als klugen Mann". LOL

Nur die LINKE Petra Pau reagierte umfassend und sinnvoll: Sie warf Sinn vor, er habe nichts begriffen. "Denn Antisemitismus ist keine politische Kritik, sondern eine menschenverachtende Ideologie", erklärte sie. Bestenfalls versuche Sinn, den Verantwortlichen für die aktuelle Krise eine Opferrolle zuzuschreiben. "Schlimmstenfalls verhöhnt er die Opfer des Holocausts. Beides ist nicht nur Unsinn, sondern absolut inakzeptabel."

Anonym 28. Oktober 2008 um 06:05  

Hier zeigt sich mal wieder wie der Faschismus mittlerweile die oeffentliche "Diskussion" bestimmt. Die Schere, die gerade die Verantwortlichen unserer "Demokratie" in die Köpfe der Menschen zu bringen versuchen, sind doch nur die Vorhut eines weiterhin expandierenden, zunehmend sich auch öffentlich darstellenden, Antisemitismus. Ich hoffe, ich habe unrecht. Immerhin gibt es Seiten wie diese, die diese Zusammenhaenge klipp und klar aufdecken.

Anonym 28. Oktober 2008 um 06:50  

@andi1789: so würden es einige absolut marktradikale tatsächlich sehen. Etwas realistischere Marktwirtschaftler würden sich allerdings der Gier als unsichtbare Hand weniger rühmen, als vielmehr sagen, dass der Markt die in jedem Fall vorhandenen Gier zumindest produktiv werden lässt - wenn ihr ausreichend Grenzen gesetzt werden. Solche Grenzen haben in den Finanzmärkten in den vergangenen Jahren eindeutig gefehlt. Das wäre dann ein eher pragmatischer Ansatz, für den es keine Rolle spielt, was man moralisch vom Phänomen Gier halten mag.

Seismograph 8. Oktober 2010 um 13:14  

Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte!
Nicht ganz neu, doch immer wieder treffend!

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