Ridendo dicere verum
Montag, 5. Mai 2008
"Ich möchte Ihnen etwas sagen, meine Damen und Herren. Mir geht diese verlogene Diskussion über die Rentengeschichte, die Herr Rüttgers losgetreten hat, gehörig aufs Gemüt, nicht wahr. Das ist eine ganz hinterlistige Sache. Wissen Sie warum? – Weil Rüttgers und all die anderen Politiker - die sich ja bis heute, diesem hochgelobten Rentenversicherungssystem in Deutschland gar nicht angeschlossen haben - ganz genau wissen, dass das Fundament der deutschen Altersversorgung überhaupt nicht mehr existiert. Heute schon nicht mehr! Ich gebe Ihnen mal ein konkretes Beispiel. Stellen Sie sich vor, Sie sind Anfang, Mitte 30 und verdienen - sagen wir mal - 2000 brutto im Monat. Damit gehören Sie derzeit bereits zur verarmenden Mittelschicht Deutschlands. Wenn Sie das 30 Jahre lang durchhalten, wird Ihre Rente dann am Ende Ihres Arbeitslebens auf Sozialhilfe-Niveau sein. Das ist der Status quo, meine Damen und Herren. Wenn Sie dem entgehen wollen, dann könnten Sie sich entweder bei Dignitas einen Parkplatz vorm Züricher Bahnhof mieten. Oder Sie folgen der Empfehlung unserer Bundesregierung und legen für eine private Altersversorgung zusätzlich etwas Geld auf die Seite, was bei 2000 brutto eine hochorginelle Idee ist. Aber, jetzt sagen wir mal, für Sie nicht sonderlich hilfreich. Nun ist es aber auch so: Diese Idee soll ja auch gar nicht für Sie hilfreich sein. Das Geld soll nicht Ihnen helfen, es soll denen helfen, den Sie es geben. Unseren Banken und Versicherungen - die ja gerade vorführen, wie vertrauensvoll sie im Sinne des Gemeinwohles damit umgehen können. Nun dürfen wir nicht folgenden Fehler machen, einen Politiker - Rüttgers oder die anderen - für dumm zu halten. Obwohl das im Einzelfall jetzt zutreffen wird. Diese Politik ist ja nicht einfach falsch; diese Politik ist für Teile der Bevölkerung richtig – goldrichtig sogar! Nur Sie sind nicht dabei. So müssen Sie das Ganze betrachten. Eine solche Betrachtungsweise läßt Ihre Wut noch größer werden, aber die intellektuelle Verwirrung läßt nach. Das ist ja auch nicht von der Hand zu weisen.
So, jetzt noch die letzte Herausforderung, meine Damen und Herren. Wir stellen jetzt das ganze Rentensystem in Gedanken mal auf den Kopf. Alles was man nicht machen kann, dass machen wir jetzt. Wir bilden ein Zwangsrentensystem, bei dem alle, aber auch alle die älter sind als 18, drin sind. Alle Rüttgers, alle Merkels, alle Becks, Ackermänner, Beamte, alle die aus irgendwelchen Gründen nicht drin sind, die kommen alle rein. Und die zahlen alle; und zwar vier bis acht Prozent ihres Einkommens, inklusive Dividende, Prämie, Abfindung - was man so alles kriegt mit 2000 brutto nebenbei, nicht wahr. Und das geht alles in die Kasse. Es gibt keine Höchstbeitragsgrenze wie bei uns, aber dafür gibt es eine Höchstrente - sagen wir zweieinhalbtausend. Es gibt auch noch eine Mindestrente. Also genau alles, was durch Gleichmacherei den Leistungswillen der Bevölkerung lähmt und kommunismusähnliche Zustände herbeiführt. Also der Untergang des Abendlandes! Heute Abend kann die Bundeskanzlerin diesen Untergang des Abendlandes beobachten. Sie ist nämlich in der Schweiz auf Staatsbesuch. Die haben seit Jahrzehnten genau ein solches Rentensystem. Und zwar ohne erkennbare Auszehrung des Leistungswillens oder der Wohlhabenden.
Wollte ich nur kurz gesagt haben."
- Georg Schramm alias Rentner Lothar Dombrowski, „Neues aus der Anstalt“ am 29. April 2008 -