Nomen non est omen

Mittwoch, 21. Mai 2008

Heute: "Generationengerechtigkeit"
"Generationengerechtigkeit ist eine Ethik der Zukunft."
- Dr. Jörg Tremmel, Gründer und Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (SRZG) -
"Ziele der liberalen Reformen sind Rentensicherheit, Beitragsstabilität und Generationengerechtigkeit."
- Auszug aus dem Wahlprogramm 1998 der FDP -
"Wir werden dabei nicht den Weg gehen, einseitig und egoistisch nur diejenigen zu entlasten, die heute aktiv sind, die Kosten aber durch Verschuldung auf künftige Generationen abzuwälzen"
- Altbundeskanzler Gerhard Schröder in seiner Agenda 2010-Rede
Die Befriedigung der Bedürfnisse der nächsten Generation soll mindestens so hoch sein, wie die der jetzigen Generation. Die rot-grüne Regierung unter Schröder hat mit diesem Schlagwort Kürzungen bei Universitäten, Schulen und Kindergärten gerechtfertigt. Die jetzige Generation dürfe nicht auf Kosten der nächsten leben, so die Argumentation. Da hohe Staatsausgaben zugleich auch mehr Staatsschulden bedeuten, dürfe man der nächsten Generation nicht noch mehr (Staats-)Schulden überlassen, so die Denkweise. Bedenklich, wenn nicht gar widersprüchlich ist, dass erschwerte Berufs- und Bildungschancen der jetzigen Generation - eben durch weniger Kindertagesstätten, durch Studiengebühren und überfüllte Schulklassen - zweifelsfrei negative Auswirkungen auf die nächste Generation haben werden. So wird die Gerechtigkeit in der Gegenwart abgeschafft und beliebig in eine unbestimmte Zukunft verschoben. Auch wenn der Grundgedanke, über die eigene Legislaturperiode hinaus zu denken und zu handeln, zu begrüßen ist, so werden mit diesem Schlagwort - wieder einmal - nur Kürzungen in der Gegenwart gerechtfertigt, ohne Gerechtigkeit weder für die jetzige, noch für die zukünftigen Generationen zu schaffen.

Dies ist ein Gastbeitrag von Markus Vollack aka Epikur.

2 Kommentare:

Kurt aka Roger Beathacker 23. Mai 2008 um 01:17  

Das Geschwafel von der (oder den) kommenden Generation(en)" hat einen Bart, der selbst Karl Marx vor Neid erblassen liesse.

So wundert es nicht, dass ein inzwischen in meinem Haushalt aufgewachsener Angehoeriger einer solchen "kommenden Generation", statt in den Genuss all dessen zu kommen, was die ersten Apostel dieser Leere (auch) fuer ihn bereitzulegen versprachen, sogleich mit dem Verlangen, er moege doch bitteschoen auch der "kommenden Generationen" gedenken und sich darum (mit Hartz IV z.B.) bescheiden, konfrontiert wird.

Irgendwie draengt sich mir die Frage auf, ob es sich bei diesen "kommenden Generationen" nicht um so etwas wie die saekularisierte Fassung eines weitgehend wirkungslos gewordenen religioesen "Jenseits" handeln moechte.

ad sinistram 23. Mai 2008 um 09:26  

Ich bin überzeugt davon, dass wir hier durchaus das Paradies der Reformer verbal attackieren. Es ist ihr Garten Eden, eine Zukunft, in der alles besser, zumindest aber anders ist. Dies kann aber nur wenig verwundern, denn es scheint eine Konstante zu sein, das Elend oder die Not im Hier und Jetzt, zu einem zu bewältigenden Zustand zu erklären, der irgendwann in eine glorreiche Zukunft mündet. So war es einst, als man in der sozialistischen Welt vage das Ziel des Weltsieges des Kommunismus formulierte und sich daran Generationen von Menschen zu orientieren hatten. Es gleicht dem, was Vilfredo Pareto als Residuum bezeichnet hat.

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