Eine Zigarette ist manchmal nicht nur eine Zigarette

Mittwoch, 23. Juni 2010

Fast könnte man glauben, in Bayern sei die politische Behaglichkeit ausgebrochen. Da kultivieren die Menschen mancherlei Wohlstandssorge, beobachten zwar wie der Sozialstaat vor die Hunde geht und eine übermütige Umverteilung von unten nach oben betrieben wird - aber den öffentlichen Diskurs bestimmt lediglich der anstehende Volksentscheid zum Rauchverbot.

Nebensächlich ob Pro, ob Contra; unwichtig ob man das Verbot einen Segen oder einen gesetzlich verordneten Gesundheitsfaschismus tauft - das Rauchverbot polarisiert, reaktiviert müde gewordene Wählerschaften, nötigt jedem eine eigene oder vorgefertigte - je nach geistiger Konstitution! - Meinung ab. Gleichwohl immer reichlicher Menschen in Armut abgeschoben, soziale Proteste kriminalisiert und Milliarden an Unternehmen und Banken transferiert werden, gleichwohl also dralle Sorgen, chronische Probleme das Land überziehen: das Rauchverbot wird als Prolog, Drama und Epilog der bayerischen Politik aufgeführt. Wo eigentlich monumentale Nöte thematisiert werden sollten, ereifert sich der politische Betrieb und seine Hofberichterstattung an Randnotizen, bauscht ein Vorhaben auf, welches höchstens randständig von Bedeutung wäre.

Gewiss, ärgerlich mag das Rauchverbot - oder das gegebenenfalls nicht erlassene Rauchverbot - allemal sein. Aber von zentraler Relevanz für die politische Unkultur ist es keinesfalls: man kann auch außerhalb des Gastronomiebetriebes rauchen oder selbigen nicht betreten, wenn er mit Dunst vollgepumpt wird - die Welt geht jedenfalls so oder so, mit oder ohne, nicht zugrunde. Würde man dieser Marginalie allerdings großzügigerweise etwas mehr Wichtigkeit attestieren wollen, würde man sie in den Genuss einer wichtigtuerischen Deutungs- und Auslegungskunst kommen lassen, so müsste man mit etwas weihevollem Hall diagnostizieren, dass die Priorität dieser Nebensächlichkeit zuungunsten von bedeutungsvollen Themen, die indes vornehmlich soziale Fragen betreffen, dem zeitgenössischen Klima geschuldet sind und ihm - in Wechselwirkung - zupass kommen.

Denn was thematisiert wird, ist die Beschneidung oder Wertschätzung der individuellen Freiheit - die große Marlboro Man-Freiheit, die eingezäunt, besser gesagt: aus den Gaststätten ausgeschlossen werden soll, die mit der Freiheit und Unversehrtheit des Nichtrauchers rivalisiert. Individuelle Standpunkte, die beide nicht falsch, nicht verdammenswert sein müssen und auch nicht sind. Aber der Individualismus nimmt die Agenda für sich ein, während Fragen die Solidargemeinschaft betreffend gänzlich vom Tisch genommen scheinen, keinen der Rauchverbotsempörer hinter dem Ofen hervorlockt. Das (Solidar-)Gemeinschaft ist nichts, das Individuum alles! Das schmeichelt dem Zeitgeist, der viel von egoistischen Positionen, von divide et impera zu berichten weiß - er nennt das nur anders, nennt das"individuelle Freiheit". Solidarität kennt er nicht, kennt er nur wenig - die nennt er "soziale Hängematte" oder ähnlich despektierlich. Und in diesem zeitgenössischen Biotop gedeiht die Empörung zu Rauchverboten ausgezeichnet, während sozialer Protest einfach nicht sprießen will.

Sozialgesetzgeberische Fragen haben keine Konjunktur; eine Hausse haben nur Angelegenheiten, die man vermöge kühner Aufbauschung mit individueller Freiheit verbinden kann. Um freiheitlich qualmen zu dürfen, raffen sich Menschen zum Protest auf - aber senkt man Arbeitslosengelder, kürzt man Krankenkassenleistungen, reformiert man das Erziehungs- zum Elterngeld, dann kommt die Wut nur schwer in Gang; und wenn doch, wird sie scheel beäugt und für suspekte linke Despotie gehalten. Erstere sind Kinder dieser Zeit; zweitere verklärt man zu anachronistischen Schwärmern. Es ist mitnichten so, dass man der Politik die Auftragsvergabe des agenda setting unterstellen müsste; ein agenda setting, das politische Lappalien hochspielt - es sind schon die Menschen selbst, die sich für die Nichtigkeit leidenschaftlicher ereifern wollen, wenn sie darin einen Eingriff in ihre eigene Freiheit vermuten; greift man jedoch die kollektive Freiheit per reformerischer Gesetzgebung an, bleibt die Freiheitsberaubung abstrakt, irgendwie unanschaulich und unwirklich, ist daher für sie nicht wert bekämpft zu werden.

Die Staude des Egoismus also, Ich-Gesinnung und militanter Individualismus, trägt vollreife Früchte. Es hat also gefruchtet: die Spaltung der Gesellschaft, das Züchten von Ichlingen und die Entsolidarisierung zur Stärkung etwaiger Eigennutztheorien, die den klassischen Utilitarismus wie einen taubstummen Waisenknaben aussehen lassen. Das alles jedenfalls könnte man im Gekeife um das Rauchverbot erahnen, wenn man ihm, wie bereits erwähnt, weitherzig etwas Wichtigkeit zukommen ließe, wenn man sich die Mühe machte, dieses politische Kinkerlitzchen nur etwas ernster, etwas gewichtiger zu nehmen. Ansonsten müßte man es fast schon wie Sigmund Freud sehen, der seinerzeit lapidar bemerkte, dass nicht überall der verklausulierte Phallus lauere, demnach eine Zigarre auch mal nur eine Zigarre sein könne. Möglich, dass man in die Rauchschwaden des öffentlichen Diskurses zuviel hineininterpretiert - denn vielleicht ist eine Zigarette manchmal eben doch nur eine Zigarette...

22 Kommentare:

epikur 23. Juni 2010 um 07:24  

Rauchen als Zeichen individueller Freiheit? Nur insofern, als dass sie nicht die Freiheit der Nichtraucher -die dann oft genug unfreiwillig vollgepestet werden- beeinträchtigt!

Alleine das Schlagwort "militanter Nichtraucher" verzerrt die Sachlage. Rauchen ist eine Droge, eine Sucht, die oftmals andere Nicht-Süchtige stark belastet. Man spricht ja auch nicht von "militanten Nichtalkoholikern" oder "militanten Nichtkiffern", oder?

Nichtsdestotrotz stimme ich Dir zu, dass solch ein Volksentscheid reine Ablenkungspolitik ist und den Bürgern das Gefühl geben soll, sie hätten noch was zu entscheiden.

Anonym 23. Juni 2010 um 11:19  

ein staat der mir das rauchen verbieten will ist eine diktatur. so ging es vor 1933 auch los.

Anonym 23. Juni 2010 um 11:35  

Ja, eine Zigarette ist manchmal nicht nur eine Zigarette. Die herrschenden Mißverhältnisse haben unendlich viele Fazetten.

Peinhard 23. Juni 2010 um 12:09  

"Rauchen ist eine Droge, eine Sucht, die oftmals andere Nicht-Süchtige stark belastet."

Drolligerweise und im Gegensatz zu Alkoholismus, Drogen- oder sogar Spielsucht aber nicht 'offiziell' als solche anerkannt, daher anders als bei den vorgenannten auch kein Anspruch auf Entwöhung oder Entzug mit Hilfe der (Rest-) 'Solidargemeinschaft'. Was es noch mal 'individueller' macht...

landbewohner 23. Juni 2010 um 14:06  

ja, jede ablenkung der stumpfen massen von den wirklich relevanten themen ist den volksvergewaltigern recht und die methode klappt ja auch, ob fußball, lena oder eben böse raucher - alles lenkt ab. und die wirklichen schweinereien, die sich unsere neoliberalen gangster ausdenken oder ausgedacht haben, werden in aller stille durchgewunken und hingenommen. und der vorteil der raucher ist: sie sind eine klassenlose gesellschaft - beim rauchen. das verbindet eben 30% der bevölkerung, arme gibts nur 20% und die sind stigmatisiert oder durch ihre armut geknebelt. und ganz nebenbei probiert die herrschende cliqueauch mal wieder das divide et impera und überlegt welche feinde der volksgesundheit (den begriff gabs schon mal) als nächstes ins visier genommen und oder zur kasse gebeten werden könnten - dicke, zu dünne,sportler, nichtsportler,schwimmer, nichtschwimmer und wer weiss noch nicht alles.......

Anonym 23. Juni 2010 um 15:45  

Raucher sind militante Süchtige, die oft ohne Rücksicht, fanatisch ihrer Droge fröhnen.

Das ist verständlich, Süchte haben halt irrationale Komponenten und die eine ist vor allem die Angst und Panik, das Mittel des Rausches nicht mehr zu bekommen.

http://www.myvideo.de/watch/4413668/Volker_Pispers_Raucher_sind_Selbstmordattentaeter

Anonym 23. Juni 2010 um 16:07  

Das "Problem" mit dem Rauchen kann ganz einfach gelöst werden. Dazu braucht man keine Volksentscheide. Man überlässt es einfach den Wirten, ob sie eine Raucher oder Nichtraucherkneipe machen. Die "militanten Nichtraucher" gehen dann in die Nichtraucherkneipe. Ich sage das explizit, weil sie das am Wenigsten wollen. Dann können sie nämlich nicht mehr gegen den Rauchgestank anstänkern...

Und ja, es ist ein Stück Selbstbestimmung, ausgehen zu können UND zu rauchen. Da muss man nicht über das Individuum herziehen.

Selbstverständlich gibt es keine "Solidargemeinschaft". Es kann höchstens gemeinsame Interessen geben. Ich vermisse deshalb die Proteste aller von sozialen Kürzungen Betroffenen. Ich vermisse auch die Proteste aller Steuerzahler, deren Geld den Banken und Großkonzernen geschenkt wird.

Dazu braucht man keine "Solidarität", sondern nur klares Denken. Im Prinzip ist jeder davon betroffen und muss mehr und mehr von seinen Ressourcen abgeben. Aber... Wo bleiben die Proteste? Ganz individuell und en masse? Wo bleiben die Volksentscheide für Fragen wie: Krieg in Afghanistan, Lissabonner Vertrag, Euro, etc... Aber nein, die lieben Wähler wählen immer die gleichen ...Metzger.

Übrigens: Solidarität ist ebenfalls höchst individuell und egoistisch. Mir kann es nur wirklich gut gehen, wenn es Allen einigermaßen gut geht. In einem Land zu leben, das eine grassierende Armut hat neben einem Übermaß an Reichtum ist kontraproduktiv für das eigene Seelenheit. Man muss sich, ob man will oder nicht, verhärten und abschotten. Das mag zwar die Armen eine Weile fernhalten, aber es hält auch die Energien des Universums fern. Und diese "Energien" sind Wissen und Wertschätzung oder einfach Liebe. Und ohne Liebe wird man unweigerlich zum Zombie, zu einem fast entgeisterten Körper.

Eine grausame Strafe, die man sich so selber auferlegt!

georg k. 23. Juni 2010 um 18:50  

raucher sind egoisten, die ohne rücksicht qualmen. nichtraucher sind egoisten, die ohne rücksicht vorschriften erlassen wollen. militant sind wir alle. wir sind doch alle alle alle terroristen.

Anton Chigurh 23. Juni 2010 um 19:33  

Lieber Roberto,
wieder mal zu einhundert Prozent auf den Punkt gebracht. Danke !
Es ist völlig wurst, mit was der Bürger hier instrumentalisiert werden soll: es ist alles nur vorgeschoben.
Niemand kann doch ernsthaft glauben, dass den Hampelmännern in München die Gesundheit der Menschen am Herzen liegt.
Der erzürnte Mensch positioniert sich, und das ist die Absicht dieser Geier.
Es lenkt ab von den wirklich wichtigen Problemen!
Genauso gut könnte man Kuhfänger vor Eisenbahnlokomotiven thematisieren, solange sich dafür genügend Individuen mobilisieren lassen.
Die Verblödungsmaschinerie muss am Laufen gehalten werden: Lenamania, Fußball-Wahnsinn, Rauchverbot ...
Nur bloß nicht den Unmut des Volkes auf die verbrecherischen Machenschaften der Herrschenden lenken !
Aber der Verdummungszustand des Pöbels macht es den Gaunern in Berlin, München, Düsseldorf oder wo sie alle sitzen sehr einfach.
Hauptsache Poldi macht ihn rein, Lena zeigt etwas Busen oder man darf in der Kneipe qualmen.
DAS bewegt die Massen, nichts anderes...

Anonym 24. Juni 2010 um 00:50  

hehe, die Diskussion ist wirklich lustig. Manche denken das man ewig lebt. Übrigens sollte man es verbieten, dass man geboren wird und lebt ... denn sonst könnte man ja an irgendeiner Krankheit, dem Alter oder an einem Unfall sterben. Geht ma ein Duzend rauchen und ernährt euch schlecht... überleben werdet ihr es sowieso nicht.

@Ekipur
Schon mal gegen die Autos so verbal gewütet? Oder gegen Brötchen, die auf umwegen deine und meine Luft verpesten? Autos zB töten aktiv und passiv. Medizin auch. Und zwar 1000 Mal mehr als jede Waffe oder gesetzlich illegale Droge. Und die Technologie erst ... *sinnier*... *nachsinn* Die Autos verpesten die Lust viel mehr als es jede Zigarette im Raum machen könte. Schwermetalle etc.. vergessen? Schon mal hinter jeden Auto hinterhergelaufen und gerufen "Mörder"? Autos verpesten auch das Wasser und verursachen Sauren Regen (genau wie deine Fürze) schon man darüber nachgedacht. Verkneif deine Fürze, dann kann ich atmen und ich kann ewig leben. Schon mal vielen Dank im Voraus.

Anonym 24. Juni 2010 um 10:23  

Interessant, diese Beiträge hier...

Hmmm.... ich bin Nicht-Autofahrer. Aus Überzeugung (Umweltschutz, Verantwortung, Nachhaltigkeit sind hier die Stichworte). Seit Jahrzehnten.

Und seit Jahrzehnten leide ich an zunehmendem LÄRM, DRECK und GESTANK. Zu jeder Tages- und Nachtzeit darf mich diese gedanken-, rücksicht- und verantwortungslose Masse an Blödvolk (es gibt 44.000.000 PKW in der BRD!) in meiner Gesundheit beeinträchtigen!

Kann mir mal bitte jemand sagen, was ich und andere rücksichtnehmende Menschen dagegen tun können? Wie schütze ich mich? Wo kann ich leben und arbeiten, ohne von euch kaputtgefahren zu werden?

Das wäre doch mal spannend, diese Fragen beantwortet zu bekommen.
Rein theoretisch natürlich nur; weil Verantwortung will die Mehrheit dieses Volkes für sein Tun nie übernehmen (historisch immer wieder belegt - und zur Zeit erneut vorgelebt).

Ein Nicht-Autofahrer

Knut 24. Juni 2010 um 12:46  

Selbst hier scheint die Ablenkung zu funktionieren. Schon wird für und wider den Glimmstengel argumentiert und die sozialen Probleme sind vergessen.

Anonym 25. Juni 2010 um 11:06  

Selbst hier scheint die Ablenkung zu funktionieren. Schon wird für und wider den Glimmstengel argumentiert und die sozialen Probleme sind vergessen.

Ach, ja ist klar. Einfach mal sagen, das es dringendere Probleme gibt und schon hat man eine Machtkeule gefunden den Nichtraucher zu unterminieren und ihm Verboten seine Rechte wahr zu nehmen.

Umkehrschluss du Superhirn:

Es gibt soviele Länder, denen es viel dreckiger geht als einem Armen Menschen in Deutschland, also kümmert euch erstmal darum, das es Weltfrieden gibt und der Hunger bekämpft wird anstatt hier in Deutschland auf verdammt hohem Niveau herumzujammern!

Erkennen Sie das Muster? Ja, typisches Gesülze selbstgerechter Prediger, die den Status Quo unbedingt aufrecht erhalten wollen, zumeist aus eigenem Interesse.

Über 3000 tote Nichtraucher nachweislich am Rauchen jedes Jahr. Jeder Raucher ist nicht nur Selbstmörder sondern ein aktiver Mörder auf Raten an seinem Mitmenschen, den er zwingt seinen stinkenden Dunst einzuatmen.

Ich nehme es weniger Übel das Raucher dies tun sondern viel mehr nehme ich die verlogene Haltung und Heuchelei übel, das Herausreden, das ausweichen aus der Verantwortung, die Ignoranz mit der Raucher ihre Egozentrik ausleben.

Einfach zugeben, das man auf der falschen Seite steht, sagen das es einem Leid tut, man aber nicht so richtg was gegen diese Sucht machen kann.

Schluß mit der Lügerei gegen sich Selbst und Andere, dann ists doch schon wieder nur noch halb so perfide.

Anonym 25. Juni 2010 um 11:28  

Lieber Roberto!

Dein Artikel "kanalisiert" einige unfertige Gedanken, die ich selber zu dem Thema hatte. Hierzu folgendes Beispiel:

Voriges Jahr wurde im brasilianischen Bundesstaat São Paulo ein rigoroses Nichtrauchergesetz durchgesetzt. Es ist z. B. grundsätzlich verboten, in Restaurants und Bars zu rauchen. Es gibt eine Hotline, auf der man entsprechende Vergehen denunzieren kann. Gäste, die erwischt werden und Wirte, die das tolerieren, müssen mit empfindlichen Strafen rechnen. Es wurde sogar eine neue Spezies von Kontrolleuren ins Leben gerufen, die sich vor Ort umtun.

Das Gesetz zeigt Wirkung. Die Leute halten sich dran.

Der Kontrolle des sogenannten Individualverkehrs lässt dagegen nach wie vor stark zu wünschen übrig. Rücksichtslosigkeit ist an der Tagesordnung in einem Bereich, den man gemeinhin den öffentlichen nennt. In einer Stadt wie São Paulo sind täglich Millionen von Menschen davon betroffen. Seltsam nur, dass hier eine Regelung schwieriger, wenn nicht gar unmöglich zu sein scheint. Hier scheint nicht nötig zu sein, eine entsprechende Fiskalisierung durchzuziehen. Mit fatalen Folgen. Täglich kommen Leute bei Unfällen um. Hauptsächlich Motorradfahrer und Fussgänger. (Fahrradfahrer haben hier sowieso einen schlechten Stand).

Da gedeiht sie dann, die Staude des Egoismus und verbreitet ihre Pollen in verführerischen Werbespots.

Anonym 25. Juni 2010 um 11:42  

Und während solche Werbespots Sendezeit in Anspruch nehmen und über die Einführung des Nichtrauchergesetzes in langen Fernseh-Beiträgen berichtet wurde, sind "Vorfälle" wie das gewaltsame Vorgehen der Polizei gegen Obdachlose höchstens eine Randnotiz wert.

Da macht es dann schon eher Sinn, sich darüber aufzuregen, wenn der MST, die Landlosenbewegung Brasiliens mal wieder eine Spur auf der Avenida Paulista blockiert und den Blechfluss am Fortkommen hindert.

Anonym 25. Juni 2010 um 19:56  

Wo Rauch ist. ist auch Feuer.
Die Hütte raucht, die Hütte brennt.
Das End'!
Der demokratischen Bruchbude.

Anonym 26. Juni 2010 um 03:13  

@Anonym 25. Juni 2010 11:06
"Schluß mit der Lügerei gegen sich Selbst und Andere, dann ists doch schon wieder nur noch halb so perfide."

Ja, bitte bekehre mich, befreie mich. Zeig mir den Weg. Führ mich dort hin, oh mein Messias. Ich bin süchtig, aber ich will so werden wie DU. Damit du mir zeigen kannst dein ewig Leben. Bitte ich brauche Hilfe.

Willst du sowat hören? Reicht das? Oder soll man noch inbrünstiger flehen? Du Pappkopp.
Ich rauche eine auf deine verlorene Seele und trink noch ein Bier auf dich. Au, da bin ich ja Alkoholiker und brauche abermals deine Hilfe. Du kannst dir mein Ursprungsanflehn nochmal reinkopieren. Ansonsten kannst du dir meinen ersten Post hier durchlesen. von Anonym 24. Juni 2010 00:50

Kannst dir mal auch um andere Sachen Gedanken machen....Menschlichkeit, Miteinander, Humanität, etcetc und nicht zuletzt.... um deine Fürze, physisch und psychisch.

Fritz Holzmann 26. Juni 2010 um 15:48  

Ganz richtig. Diese Art der Dekadenz erinnert mich immer irgendwie an den Film "The day after", wo die Atomraketen schon im Anflug sind, aber die Frau noch schnell die Betten machen muß.

Eigentlich wär mir das Ganze ja ziemlich egal. Da aber die Initiatoren aus dem dekadenten Dunstkreis von SPD und Müsliliberal stammen, welche in den letzten Jahren Arbeitnehmerrechte, Arbeitsbedingungen verschlechtert und somit die Gesundheit von Menschen nur für den Profit von Wenigen opferten, werde ich zur Abstimmung gehen und mit NEIN stimmen.

Anonym 26. Juni 2010 um 15:56  

"Ja, bitte bekehre mich, befreie mich. Zeig mir den Weg. Führ mich dort hin, oh mein Messias. Ich bin süchtig, aber ich will so werden wie DU. Damit du mir zeigen kannst dein ewig Leben. Bitte ich brauche Hilfe. "

Dein Posting ist ein tolles Beispiel für die irrationalen Reaktionen auf Kritik am Glimmstengel.

Offensichtlich habe ich bei Ihnen einen sehr wunden Punkt getroffen.

Meine Aussage, daß das Lügen aufhören soll, war nur auf die Tatsache bezogen, daß Raucher sehr gerne die Tatsachen verdrehen und damit Lügen um ihre eigene Sucht zu rechtfertigen.

Ich rief nicht zur religiösen Hingabe gegenüber irgendjemanden auf, sondern zu mehr Ehrlichkeit in der Auseinandersetzung.

Bezüglich Ihrer Bitte, mir mehr Gedanken zu machen über:

"Menschlichkeit, Miteinander, Humanität, etcetc und nicht zuletzt.... um deine Fürze, physisch und psychisch."

Warum machen Sie das nicht ersteinmal? Gedächtnisswachen für 3000 Tote Nichtraucher jedes Jahr, also jeden Tag ca. 8 pro Tag, jedes Jahr das +8.
Über das Miteinander mache ich mir Gedanken, sonst sähe ich keine Veranlassung hier im Blog zu lesen und zu posten.
Humanität hat sicher nichts mit einem Menschenrecht auf Kippe und Lungentot zu tun. Wie wäre es mit dem Menschenrecht der Nichtraucher auf durch Tabakrauch nicht belastete Atemluft?

Genau diese Haltung ist es doch, die ich kritisiere.
Sie verdrehen, verleugnen und Heucheln herum. Warum? Weil sie Angst haben, weil sie Abhängig sind, weil sie so tun als sei es ihr Recht über das Leben und die Gesundheit und die Atemluftqualität anderer zu entscheiden.

Grüße

Anonym 27. Juni 2010 um 14:49  

@Anonym 26. Juni 2010 15:56

Es besteht doch gar kein Zweifel daran, dass jede Art von Sucht mit Selbstbetrug, verbunden ist. Und man darf wohl behaupten, dass jemand, der sich selbst betrügt, nicht wirklich frei sein kann. (Selbstbetrug ist allerdings nicht an die Abhängigkeit von einem Stoff gebunden). Trotzdem: Drogen wie Alkohol und Tabak stellen schon eine gewisse Gefahr für die Allgemeinheit dar. Aggressives Verhalten und giftige Dämpfe sind halt nicht harmlos. Wer wollte das bestreiten?

Mir ist nicht bekannt, ob Roberto Raucher ist, aber das scheint mir auch nicht relevant. Liest man seinen Artikel nämlich mit Bedacht, dann muss einem auffallen, dass es nicht um pro oder kontra Rauchen geht, sondern um die Tatsache, dass solchen Themen in der Öffentlichkeit eine wesentliche grössere Resonanz finden als jene, die jeden einzelnen von uns betreffen - egal, ob Raucher oder Nichtraucher.

Und nur wenige Kommentare hier sind auf diese differenzierte Sichtweise eingegangen. Schade eigentlich.

Anonym 28. Juni 2010 um 14:35  

Die Frage ist doch schon fast langweilig.

Natürlich sind die meisten Menschen meister im Verdrängen und reagieren dann auf dem Parkett von Ersatzthemen, die sie genauso wie Hauptthemen betreffen aber bei denen ihre Leinen gelockert sind sich auch entsprechend einzubringen. Und nichts desto trotz: Es geht nicht an, daß einige Selbstgerechte die Wichtigkeit der Baustellen anderer bestimmen.

Was interessiert einen sicher beschäftigten Facharbeiter denn mehr? Das seine Kollegen ihn eindünsten sein Chef ihm sein Recht auf Rauchfreien Arbeitsplatz verweigert seine Kollegen rücksichtslos seine Gesundheit ruinieren? Stellen Sie sich noch perfider vor, diese Person hätte gerade den Vater durch Lungenkrebs verloren. Was glauben Sie ist dieser Person nun wichtiger?

Oder wenn gerade einer Familie das Kind verstorben ist. Was interessiert diese Familie jetzt großspurig moralisierend vorgetragene gesellschaftskritische Lyrik? Die noch zusätzlich zu Kindererziehung der restlichen drei, geldverdienen für fünf und die eigenen GREIFBAREN REALEN Probleme gelesen, analysiert, verstanden werden muss? Nur um dann ein Netzwerk von Technik basierenden Kommunikationsmitteln zeitaufwändig zu nutzen, damit ein Protest mit fünfzig anderen als Flashmob organisiert irgendwo in einem 85 Millionen Land verhallt?

Meine Güte, man kann auch übertreiben. Und das tuen Sie, wenn sie vom Michel verlangen, das er plötzlich Marx zitiert und gegen seine Unterdrücker mit Wortgewalt vorgeht. Was nämlich gelinde gesagt ein feuchter Furz in der Medienlandschaft ist.

Das mag ja alles sehr toll sein, aber viele Menschen haben genug damit zu tun, einen (Über)Lebensweg zu finden, anstelle in geistigen Sphären mitzuschweben, die sie weder verstehen, noch akzeptieren und genausowenig als richtig oder falsch verifizieren können.

Also sind diejenigen, die auf Michels Gefühle abziehlen, die Populisten und Angstmacher nun einmal in der besseren Position und erreichen die Mehrheit der Menschen einfach mit ihrer schlichten Botschaft, während hervorragtende Seiten und Artikel wie dieser, berechtigte Kritik an den bestehenden Verhältnissen nicht funktionieren.

JA, aber das ist doch nicht einfach eine bewußte Entscheidung des kleinen Michels, sondern eine Folge dessen, das er Mensch ist und nicht homo intellegere.

Leben sie einfach damit, das die naheliegendere Frage für den Menschen höheren Stellenwert hat, als irgendeine verklausulierte Weltanschaulich-theoretische, die sein Leben zwar berührt, er aber gar nicht versteht.

Clausewitz 25. Mai 2011 um 18:33  

Wahrscheinlich wird es Bier, Wein und Schnaps so ergehen wie den Zigaretten: Der Konsum wäre dann nur noch an wenigen Orten erlaubt, und die Etiketten der Genussgifte lauteten etwa: 'Chianti 2015. Vorsicht: Ausgiebiger Verzehr von Wein kann zu Leberzirrhose und frühem Ableben führen.'
Kommt es dahin, dass endlich nicht nur die Massenware, sondern selbst der 1999er Chateau Margaux Premier Grand Cru classe derlei Warnungen trägt, so ist es doch auch mit dem klassenbewussten Saufen vorbei. Noch kann sich ja der Weintrinker mit exquisitem Geschmack und entsprechendem Geldbeutel in dem Selbstbewusstsein sonnen, seine kultivierte Passion für einen exzellenten Roten habe nichts gemein mit den Tafelweinfreuden der suchtgefährdeten Stände.

Daher: Die Gleichsetzung der Volksdrogen mit illegalen Drogen ist überfällig.

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