Wehret den Schmunzlern!

Samstag, 12. Juni 2010

Ist das grauslich; ist das scheußlich! Nicht überraschend fürwahr, kein unverhoffter Schock: nur schaurig. Kein schlagartiger Schreck, kein urplötzliches Aufflammen rassentheoretischer alter Schule, denn Sarrazin und seine clownesken Narreteien kennt und erträgt man leider schon länger hierzulande - viel zu lange schon. Doch auch wenn man ihn und seine beschränkten Eseleien bereits kennt: man gewöhnt sich nur schwerlich an dieses Auftreten fremdenfeindlicher und rassentheoretischer Machart - selbst jetzt, da dieses Benehmen, dieser Schliff rassenspezifischer Ethnologie, zur Normalität in dieser Republik gedeiht, mag man sich damit nicht anfreunden, mag man nicht einfach weghören, wegsehen.

Der natürliche Weg sei es, der uns als Gesellschaft durchschnittlich dümmer mache, predigte er nun seinen aufmerksamen Scholaren vom Katheder herab. Natürlicher Weg heißt: Zuwanderer aus der Türkei, dem Mittleren und Nahen Osten und aus Afrika drückten das Bildungsniveau. Wie erwähnt, derlei rassistische Ausführungen verblüffen keineswegs mehr, sie machen nur traurig, ärgerlich, treiben in Resignation oder zur Gewaltbereitschaft - je nach Lage, je nach Gemüt und Verfassung. All das ist bedrohlich, jedoch schon fast normal - ist immer wieder erstaunlich, jedoch beinahe schon nicht mehr überraschend - ist stets erneut gefährlich, jedoch nahezu alltäglich. Sarrazinaden durchdringen den politischen Ungeist immer hartnäckiger, werden verstärkt zum Usus, zum gebräuchlichen Aufhänger zu klärender Gesellschaftsfragen.

Normalität also; wohlbekannt also - geradezu amtlich ist dieses großartig debile Betragen: von Amts wegen umnachtet... und mit ihm verfallen ganze Gesellschaftsschichten in Umnachtung, wenn sie ihn liebevoll zum enfant terrible, zum berückenden Schandmaul küren; einem Schandmaul mit würziger, derber, oft drastischer Diktion, welches sein Herz aber auf dem rechten Fleck trägt - allzu rechts, wenn man es präzise beschaut! Man dürfte sich nicht mehr wundern, doch ist es innerhalb der Berichterstattung zum neuesten Ausfall vor allem ein kleines Detail, in dem der Teufel, präziser: das Teuflische sitzt, ein kurzer, fast untergegangener Satz: "Einige der Zuhörer reagierten mit Schmunzeln, erkennbare Unmutsäußerungen gab es nicht."

Das ist der Furor, der uns erfüllen sollte; von denen die nur schmunzeln, sonst aber schweigen, sollte uns bange sein. Trommler mit krummen Schnauzern sind das eine, gibt es immer wieder - schweigende Zuhörer, die der Ernsthaftigkeit des Augenblicks mit dämlichen Schmunzeln begegnen: das ist das andere. Natürlich ist der rassentheoretische Tambour mit windschiefen Gesichtszügen gefährlich: gefährlich anheizend, gefährlich aufrührend, gefährlich aufhetzend. Stünde er aber einsam und verlassen auf seinem Sockel, würde von den Zuhörern nicht lautlos geduldet, sondern lauthals verspottet, dann wäre er flugs nebenher noch etwas gefährlicher gemacht: gefährlich wirkungslos! So aber, ausgehalten und toleriert, befreit von Unmutsbekundungen, frei von Häme und Spott: da multipliziert sich seine Gefährlichkeit und überträgt sich zuerst auf seine unmittelbaren Zuhörer, um hernach den Rest der Gesellschaft zu infizieren.

Die sich kompromittiert und dezent entsetzt gebende Berichterstattung zur taufrischen Sarrazinade: sie ist weniger ein Skandal, den man dem Trommler Thilo Matzerat, der sich partout nicht erbarmt erwachsen zu werden, in die Schlappen schieben könnte - nein, Skandal ist einmal mehr, dass er Publikum findet, das ihn umschwärmt; Publikum, das seine unverschämten Ausfälligkeiten, herausgefiltert aus dem längst schon vermoderten Aas der Rassenlehre, ja, der Rassenhygiene, gutheißt und tonlos duldet. Schweigende Mehrheiten sind es, die dem Faschismus zur Rückkehr verhelfen - nicht die fahnenschwingenden Tolpatsche vom nationaldemokratischen oder republikanischen Gesinnungstreff: die sind nur die hilfreichen Schwachköpfe, die man medienwirksam in Szene rückt, um den antifaschistischen Geist derer herauszuputzen, die ansonsten den Sarrazinaden verstohlen zuschmunzeln.

25 Kommentare:

Anonym 12. Juni 2010 um 09:56  

"um den antifaschistischen Geist derer herauszuputzen, die ansonsten den Sarrazinaden verstohlen zuschmunzeln."...
Kürzer und prägnanter geht nicht.

Anonym 12. Juni 2010 um 11:10  

Vielen Dank für diesen text. es ist, wie sie es beschreiben - erschreckend ist beispielsweise die unreflektierte zustimmung in den leserforen renommierter zeitungen, wie z.b. dem tagesspiegel, zu den neuesten absonderungen des h. sarrazin.

Anonym 12. Juni 2010 um 11:44  

Gift und Galle speit das Maul.
Bild' dir keine Meinung, bilde Hass.
Sei Herr, nicht Knecht.
Sei Rotz im Rotz.
Sei Schwein (Farm der Tiere, George Orwell)!

Bildung ist ja gerade das, was medial in der Regel nicht vermittelt wird.
Vermittelt wird dagegen Propaganda!
Die Ideologie der Machthaber.
Erbärmlich für eine angeblich freiheitlich-demokratische Gesellschaft, zum Schmunzeln gewiss nicht.

klaus baum 12. Juni 2010 um 12:19  

Die Medienpräsenz solcher Typen wie Sarrazin trägt vorgängig und massiv zur Verdummung im Lande bei.

landbewohner 12. Juni 2010 um 12:19  

besser kann man die unhaltbaren zustände und den gefährlichen aber massenhaft vorhandenen faschismus der -meist- (klein)bürgerlichen klasse nicht beschreiben. und, weil die zustände in diesem land aber so sind, darum wird mir angst.

Groschy 12. Juni 2010 um 12:21  

SARRAZINADE ist eine geile Worterfindung. wieder mal eloquent.

Lutz Hausstein 12. Juni 2010 um 13:27  

Wenn es denn wenigstens noch beim dümmlichen Grinsen geblieben wäre ... Aber Nein, es werden immer noch neue "Rekorde" gebrochen:

Auszug aus einem Kommentar bei der taz:
"Tatsachenfeststellungen können ihrer Natur nach nicht rassistisch sein. Hat Sarrazin eine gemacht? Schneller Faktencheck - es gibt unterschiedliche Intelligenzniveaus? Unstreitig. Intelligenz ist vererbt und durch Bildung nur begrenzt beeinflussbar? Unstreitig. (...)"

Damit wäre dann also die Wissenschaftlichkeit der Eugenik bewiesen, oder? Und solche Personen wollen über die Intelligenz anderer Menschen richten?

Stimmvieh 12. Juni 2010 um 15:30  

Was eigentlich noch schockierender finde als die faschistische Hetze, die Sarrazin betreibt, ist der Umstand, dass sich offenbar immer wieder Leute finden, die den Mann zu ihren Veranstaltungen einladen oder ihn interviewen, ihm also ein Forum für seine Hetze gewähren.
Dass es Leute gibt, die dem Mann bei solchen Gelegenheiten ruhig zuhören, und ihm gar noch zustimmen, ob laut oder leise.
Und ich bin erstaunt - wenn ein NPD-Funktionär solche Äußerungen macht, ist allen klar, hier spricht ein Nazi, ein Ewiggestriger, ein Rassist. Aber wenn Sarrazin das tut, ist es anscheinend etwas anderes, dann spricht der Mann "unbequeme Wahrheiten" aus, und bekommt milde Zustimmung, weil er doch im Grunde Recht habe, auch wenn er sich vielleicht mal wieder im Ton vergriffen habe. So als sei das etwas ganz anderes, wenn jemand aus der SPD so etwas sagt. Und als sei das besser als das, was die NPD so absondert, weil Sarrazin ja auch gegen deutsche HartzIV-EmpfängerInnen hetzt. Als sei es nicht nur ein winziger Schritt von Sarrazins Hetze gegen Migranten, die angeblich unseren Sozialstaat ausbeuten und mit verblödeten Kindern überschwemmen, zur NPD-Forderung, diese wieder "nach Hause" zu schicken.
Und anstatt den Mann achtkantig aus der Partei zu schmeißen, schweigt die SPD verschämt dazu.

andi1789 12. Juni 2010 um 16:01  

Rassistisch in dem Sinne, wie es die Nazis einst waren, sind die Äußerungen aber nicht. Sozialdarwinistisch wäre doch wohl die richtigere Bezeichnung, wobei ich das jetzt um keinen Deut besser finde. Aber der Thilo würde liebend gern die deutschen Hauptschüler gegen ehrgeizige koreanische Abiturienten eintauschen. Man könnte es auch sozialrassistisch nennen. Dahinter steckt der Standort-Deutschland-Gedanke, wonach "wir" nur überleben können, wenn wir unseren technologischen Vorsprung gegenüber den Schwellen- und Entwicklungsländern hielten und möglichst ausbauten.

Anonym 12. Juni 2010 um 16:01  

Wer mag wohl zur Zeit von Sarrazins Bildug zugewandert sein? Nicht auszudenken...

Drahtwerker 12. Juni 2010 um 19:52  

Jaja, Verdummung durch Zuwanderer...
>Lt. einem Bericht des Magazins "Stern" (15. 10. 2009) stammt der ehemalige Berliner Finanzminister und heutige Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin aus einer sabäischen Familien, die über Nordafrika und Spanien nach Frankreich gelangte und sich dort mit Hugenotten "vermischte".<
Dieser Abkömmling von Zuwanderern jedenfalls gibt sich alle Mühe. :-)

LG, Drahtwerker

Anonym 12. Juni 2010 um 20:59  

Und warum das alles? Weil der kleine Thilo immer nicht mitspielen durfte? Weil der pickelige Roland immer links liegen gelassen wurde von den Mädchen? Weil Guido als Schwuchtel nun den harten Mann markieren muss?

Ich halte es da mit Brecht:

Küsst die Faschisten wo Ihr sie trefft!

Anonym 13. Juni 2010 um 00:39  

Wie gewohnt, volle Zustimmung zu diesem Beitrag.
Es dürfte eigentlich hier überflüssig sein, aber zur Sicherheit sie darauf verwiesen, dass auf den Nachdenkseiten gestern ein passender Artikel von Albrecht Müller veröffentlicht wurde:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=5878

useless 13. Juni 2010 um 04:34  

Ach Leute, bei aller berechtigter Empörung, ich frage mich: Leben wir im gleichen Land?
Jedem, der ein wenig dem "gemeinen Volk auf's Maul schaut" ist doch klar, wieviel latenter Rassismus hier vorhanden ist.
Auch mit Hochschulabschluß.

Auch die Formel arbeitslos = dumm und faul ist nichts neues.

Auch die "Rassenhygiene" treibt nach wie vor ihr Unwesen, ich habe vor 20 Jahren von einer Lehrerin zu hören bekommen: "Kriminalität ist erblich".
Die Frau war bekannt für diese Sprüche, was ist passiert? Nichts.

Ich bin lange mit bunten Haaren herumgelaufen, ich hatte schon einige Arbeitskollegen anderer Herkunft und auch ein paar mit schwarzer Hautfarbe. Es war und ist unglaublich, was einem da entgegenschlägt.

Warum wohl passiert Gestalten wie Sarrazin nichts, warum wird er immer wieder eingeladen?
Weil eine Mehrheit solchen Aussagen zustimmt und man sich selbst (noch) nicht traut, so etwas öffentlich zu sagen. Da ist so ein Typ dann ein Held, weil er "unbequeme Wahrheiten" ausspricht.

Ihr wundert Euch über das Schmunzeln und den fehlenden Widerspruch?
Nochmal die Frage, leben wir im gleichen Land?

Anonym 13. Juni 2010 um 08:59  

"[...]Schweigende Mehrheiten sind es, die dem Faschismus zur Rückkehr verhelfen - nicht die fahnenschwingenden Tolpatsche vom nationaldemokratischen oder republikanischen Gesinnungstreff: die sind nur die hilfreichen Schwachköpfe, die man medienwirksam in Szene rückt, um den antifaschistischen Geist derer herauszuputzen, die ansonsten den Sarrazinaden verstohlen zuschmunzeln[...]"

Lieber Roberto J. de Lapuente,

danke für diesen vortrefflichen Satz.

Ich seh's schon seit Jahren so, die Skins, und sonstige Rechtsextremisten, sind nur die nützlichen Idioten für die echten Rechtsextremisten im parteienübergreifenden, neoliberal-rechtsextremen Regierungslager Deutschlands. Ob die nun Schröder, Kohl oder Merkel heißen ist völlig einerlei.

Übrigens, ich habe gerade eben den alternativen Verfassungsschutzbericht - Den "Grundrechtereport 2010" gelesen, und es wird einem wirklich Angst und Bange wenn man dort liest, dass sogar die Polizei in Deutschland immer weiter nach extrem Rechts abzudriften scheint.

Deutsche Polizisten behandeln z.B. schwarze, oder arabischstämmige Ausländer, so wortwörtlich im hochaktuellen Grundrechtereport 2010 durchaus rassistsch, und diskriminierend. Nicht erst seit gestern, sondern schon seit Jahren.

Protest der Bevölkerung dagegen? Fehlanzeige.

Kein Wunder, dass ich - als "Linker" - dies Deutschland schon seit Helmut Kohl verabscheue.

Eigentlich sollte ich auswandern, aber mir fehlt die Kohle dazu, und außerdem halte ich es auch für keine Lösung.

Wenn alle die so denken wie wir auswandern würden, was bliebe von Deutschland übrig? Würden wir es dann nicht den Sarrazins, Schröders und Merkels zum Fraß vorwerfen?

Wäre dies besser?

Übrigens, die Linkspartei habe ich oben (noch) ausgeklammert, da zumindest bei der Linkspartei eines klar ist - rechtsextrem wird die nie - Im Gegensatz zu weiten Teilen der dt. "Eliten" aus Wirtschaft, Politik und Medien.

Wie demokratiefeindlich Deutschland geworden ist läßt sich übrigens auch vortrefflich aus dem alternativen "Grundrechtereport 2010" herauslesen, und ich neige immer mehr zu der Ansicht, dass die dt. Politiker um Merkel/Westerwelle & Co. sich bei Osama Bin Laden bedanken sollten. Seit dem 11. September 2001 wird nämlich nicht nur Krieg gegen den internationalen Terrorismus geführt, wie es so schön im reinsten Amtsdeutsch heißt, sondern es findet ein permanenter, schleichender Angriff der elitären Staatsterroristen in Deutschland auf die Freiheits- und Grundrechte aller hier lebender Menschen in Deutschland statt.

Die Medien flankieren dies sogar noch, statt dagegen aufzubegehren....Deutschland unter Merkel, und dem Vizekanzler Adolf Westerwelle, eben.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

PS: Allein an den verleumdnerischen, und gehässigen sowie verlogenen Reaktionen der Medien auf die gestrigen Demonstrationen gegen das neoliberale Sparpaket wird obiges mehr als ersichtlich - Deutschland ist keine Demokratie mehr....sondern eine Demokratur...

Anonym 13. Juni 2010 um 10:11  

Die Spießbürger und engstirnigen Klein(st)geister finden sich in Hetzern wie Sarrazin wieder. Also ist ihm immer ein Forum gewiss. Ein Mutiger der in ihrem Namen spricht, denn sie schweigen. Aber das ist auch besser so.

Nicht nur das er die Fremden pauschal beleidigt, er gibt den Spießern das Gefühl sie seien im Geiste überlegen und die Blaupause eines Herrenmenschen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe erwischt. Bravorös!

Ich erschrak, als ich mir die Kommentarbewertungen zu Sarrazins letzer Tirade in der "Welt" ansah....im Durschschnitt waren 850 Leser pro Sarrazin/ 50 Kontra. Ich habe zwar gewusst und gemerkt, dass es eine Mehrheit ist, die zutiefst nationalistisch, rassistisch und spießbürgerlich ist... habe aber niemals mit 90% gerechnet. Diese satte Mehrheit pflegt den nationalen Überlegenheitsmythos den Hitler und Kaiser gesät hat, im Alltäglichen treu weiter. Die Regierung tut das dieses in internationalen Beziehungen.
Die deutsche Überheblichkeit, Arroganz ist zutiefst widerlich.. aber diese wird immer und überall präsentiert... egal ob Tourist oder Minister. Deshalb sind die Deutschen in Europa und bei den hiesigen Ausländern meistens zutiefst unbeliebt.

Anonym 13. Juni 2010 um 11:14  

@useless

Sehe ich ganz genauso, auch ohne derzeit über nichtdeutsche Freunde zu verfügen.

Mein Schlüsselerlebnis war übrigens 1997, während eines Studiums in Konstanz, dass ich aber bald darauf abbrach, weil mir die Managment-Ideologie der BWLer schon damals bitter aufstieß - Ist aber ein anderes Thema, was nur am Rande damit zu tun hat.

Ich lebte damals in einem Studentenhochhaus, mit vielen verschiedenen Nationalitäten, und das war für mich ein regelrechter Augenöffner, den ich jedem empfehlen sollte, der über den Rassismus in Deutschland nichts hören, oder sehen, will.

Meine Heimatgegend kam mir damals durchaus provinziell, und zutiefst fremdenfeindlich vor - in Baden-Württemberg, und mich wundert seither nicht mehr, dass mein Heimatbundesland ein Bundesland in Deutschland ist, wo schon einmal eine rechtsextreme Partei (die REPs) im Landtag saßen.

Seit Jahrzehnten wabert hier der tiefbraun-schwarz-gelbe Filz, und zwar bis ins tiefste, ländliche Dörflein hinein.

Übrigens, auch die Langzeitstudie von Wilhelm Heitmeyer, die wohl immer noch viel zu wenige kennen dürften, attestiert uns Deutschen eine latente rechtsextreme Einstellung.

Die Gründe nennt er auch.

Übrigens, ich hab da so eine eigene Theorie: Könnte es sein, dass der ewige Adolf Hitler mit ein Grund dafür ist, dass die Fremdenfeindlichkeit, und der Rechtsextremismus in Deutschland nicht ausstirbt?

Mir stößt schon immer bitter auf, dass man zwar einiges über das Dritte Reich erfährt, und die mörderische Politik Hitlers & seiner Schergen, aber die Thematik Rechtsextremismus heutzutage wird, dank Guido Knopp & Konsorten, totgeschwiegen.

Dies könnte m.E. auch eine Verharmlosung der Nazis sein, immer wieder auf längst tote "Führer", und geschichtliche Ereignisse, verweisen, aber die heutige rechtsextreme Gefahr in vielfältiger Weise zu fördern statt zu verhindern....

...ich seh's wie Roberto J. de Lapuente, wie bereits erwähnt in dieser Hinsicht....

Vielleicht - so denke ich soeben - könnte es nicht auch sein, dass dies nicht nur ein rein deutsches Phänomen ist? Oder warum sonst haben rechtsextreme Einstellungen EU-weit Konjunktur? Liegt es vielleicht an der selben Masche?

Man berichtet, in typisch antikommunistischer Manier, z.B. in polnischen Geschichtsmedien, über "Katyn", aber verschweigt, um noch einmal auf Polen zurückzukommen, dass sich eine rechtsextreme Gesinnung gegen Schwule, und Nicht-Polen, gegenwärtig bedenklich breitmacht....

Ich hoffe ja nicht, dass ich richtig liege, aber es könnte wirklich EU-weit, und darüber hinaus, eine mediale Masche sein, die hochaktuelle rechtsextreme Gefahr zu verharmlosen....eben mit Hinweis auf längst vergangene geschichtliche Ereignisse, die sich so sicher nicht 1:1 wiederholen dürften....während die gegenwärtige rechtsextreme Gefahr ignoriert wird....

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 13. Juni 2010 um 11:23  

"[...]Deshalb sind die Deutschen in Europa und bei den hiesigen Ausländern meistens zutiefst unbeliebt[...]"

Zunächst ich glaube "die Deutschen" gibt es ebensowenig wie "die Spanier" "die Niederländer" oder sonstwie....

Ich denke es sind - länderübergreifen - die selbsternannten "Eliten", und solche die meinen ein Teil der "Eliten" zu sein, wie die Internetkommentare zeigen - mit deren eigenen Worten - die ein Problem sind.

In Deutschland sind die Medien übrigens weitgehend so auf Linie getrimmt, dass eben nur die Menschen, die du meinst nachrichtlich erwähnt werden....

...als Deutscher sollte man sich wohl immer bewußt sein, die sind nicht so wie wir alle, es sind mediale Einfaltspinsel....

Übrigens, seit Merkel/Westerwelle denke ich, dass Jared Diamond wohl doch recht hatte mit dem Verfall von Hochkulturen - Deutschland ist, dank Kohl, Schröder und Merkel auf dem absteigenden Ast....

....irgendwann sind wir wieder Affen, die von Baum zu Baum springen...

Obwohl? Ist das nicht eine Beleidigung für die Affen?

Sind die nicht gescheiter als manch medialer Dummdeutscher, bzw. typisch neoliberaler Ideologe, der im TV, Radio & Co. via Hofberichterstattung zu Wort kommt?

Interessante Frage.

Nicht?

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

PS: Wir hier sind sowieso alle gescheiter als der verdummte Deutsch-Elite-Haltende-Rest.....und da bewahrheitet sich meine düstere Prognose vom "Verfall der Hochkultur" wohl nicht....Hoffe ich....

Anonym 13. Juni 2010 um 11:30  

Noch was, dass "die Ausländer" am Bildungsverfall in Deutschland schuld sein sollten halte ich für ein reines sarrazinisches Ablenkungsmanöver. Wovon? Wir benötigen keine "Ausländer", um zu verdummen, dafür reicht Bertelsmann, Springer & Co. völlig aus. Die mediale Verdummung ist übrigens, da bin ich mir auch sicher, höchstpolitisch bzw. -wirtschaftlich, erwünscht. Frei nach dem Motto: "Jedes Volk bekommt die Regierung, die es verdient."

Merkel/Westerwelle könnten z.B. ihr "Sparpaket" bei durchaus medial verblödeten Menschen in Deutschland 1:1 umsetzen.

Davon will Sarrazin ablenken....

Man sollte einmal öffentlich fragen:

Warum wollt ihr eigentlich eine dumme Bevölkerung liebe "Eliten"?
Damit euch keiner in die Kandarre fahren kann? Oder warum sonst?

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

PS: Mir sind die Antworten bewußt, warum eine Regierung aus Wirtschaft, Medien und Politik eine verdummte Bevölkerung benötigen, aber ich will es aus deren eigenem Munde hören....und zwar nicht mit billiger Hetze gegen "Ausländer" sondern die Wahrheit....Ich weiß...die geben die Antwort nie selbst zu....die wir alle hier längst wissen....

Anonym 13. Juni 2010 um 11:46  

Lieber Roberto, liebe Kommentatoren, ist euch schon mal aufgefallen, dass i.d.R. die gleichen Leute, die gleichen bösarigen Spießbürger, die dem Sarrazin und anderen Hetzern verschämt oder offen beipflichten auch das völlig absurde "dreigliedrige" deutsche Klassen-Schulsystem mit oft den gleichen "Argumenten" verteidigen("mangelnde Intelligenz" von....)?
Ist das nur ein Zufall?
Oder ist es nicht so, dass diese vielen kleinen deutschen Bürger- Faschisten "Minderwertige", "Prekariat" und alle sonstigen "Unterschichten" brauchen zwecks politisch-psychologischer KATHARSIS aufgrund ihrer tagtäglichen ARschkriecherei vor den Mächtigen und deren Bütteln und Vollstreckern in dieser Gesellschaft?
Nach oben Buckeln und nach unten Treten, war d a s nicht schon immer eine der unverwechselbarsten "Nationaleigenschaften" der guten Deutschen=Spießbürger?
Dieser Sarrazin - einfach ein gutes Mundstück aller "guten Deutschen"!!!

Mit guten DEUTSCHEN GRUß, Bakunin

Anonym 13. Juni 2010 um 15:12  

@Bakunin

...mit weniger Worten genau dasselbe ausgedrückt was ich meine....

Danke für...

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 13. Juni 2010 um 15:36  

Hallo NacHDenkSeiten-Leser, Rechtsextremismus, Nationalismus, Sozialrassismus und Fremdenfeindlichkeit sind mittlerweile in ganz Europa weitverbreitet.
Ob Zuwanderer, Zigeuner, ganz generell arme Menschen, überall werden Minderheit diskrimminiert, drangsaliert, bis hin zu Ermordungen.
Auch die Glut des guten alten europäischen Antisemitismus glimmt unter der oft verlogenen Oberrfläche der political correctness munter weiter, schlägt hier und da auch mal (schon wieder) ein paar Funken.
Tja, der "totale Sieg" der "Marktwirtschaft", will heissen die fast schon totale Diktatur des von allen Schranken befreiten Kapitals über ganz Europa seit 1990 hat viele alte, bereits für tot gehaltene Gespenster wieder zum Leben erweckt.
So gesehen, bin ich keinesfalls ein "Anti-Deutscher", sonder ganz bewusst ein Anti-Bürgerlicher.
Es ist der ganz gewöhnliche ordinäre Kapitalismus, euphemistisch zu "Marktwirtschaft", noch ekelhafter und verlogener gar zur "Freiheit"( per se) umgelogen, der heute wieder mehr und mehr Menschen das Leben zur Hölle macht.
Den Kapitalismus bekommt man eben nur im Gesamtpaket, d a s sollten manche gutmeinende "Kritiker" des Kapitalismus unbedingt lernen!

MfG Bakunin

Anonym 13. Juni 2010 um 15:55  

Nationalistische Tendenzen gibt es auch in anderen Ländern, etwa Holland, Spanien, auch in Italien. Ich vermute einen der Gründe in der teils absurden, weil vollkommen planlosen EU-Erweiterung. Viele haben, teils zurecht, ein diffuses Gefühl des Unbehagens, weil vieles nur noch über ihre Köpfe hinweg entschieden wird. War der Einfluss der Menschen schon auf die nationalen Regierungen schlecht bis nicht vorhanden, so empfinden viele die EU und ihre Institutionen als diktatorisch und ihre Ziele lediglich irgendwelchen Wirtschaftsinteressen verpflichtet. Was ja durchaus auch der Realität entspricht. In der breiten Masse führt das zu Abwehrreaktionen und zu verstärkt nationalistischen Tendenzen. Rechtspopulisten wie Sarrazin nutzen das entsprechend aus. Ich bin mal gespannt, was hier los sein wird, wenn die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit 2011 in Kraft treten wird und den Osteuropäischen Billig-Arbeitskräften die Möglichkeit gegeben wird, hierzulande für'n Appel und'n Ei zu arbeiten.

Anonym 13. Juni 2010 um 16:34  

@Bakunin, all

Du schreibst:

"[...]Den Kapitalismus bekommt man eben nur im Gesamtpaket, d a s sollten manche gutmeinende "Kritiker" des Kapitalismus unbedingt lernen![...]"

Kann ich nur unterstreichen - auch deine anderen Ausführungen. Ist wohl leider so, dass die Saat aufgeht, die die Neoliberalen riefen, und fraglich - zumindest in Europa - wann diese Saat wieder beseitigt wird.

In Lateinamerika gibt es ja mit Kuba, Venezula und Bolivien Ansätze dazu, aber leider erfahren wir hier - dank "gleichgeschalteter Medien" - ziemlich wenig von Chavez, Castro und Morales, und wenn dann nur die Punkte, die unseren neoliberalen Kapitalisten in den Kram passen.

Wobei noch zu erwähnen ist, dass auch hier mit Vorsicht zu genießen ist, was uns unsere neoliberalen Medien aus diesen Ländern liefern.

Meistens wird nämlich zitiert was die dortigen neoliberalen Medien, egal ob Mainstream oder nicht, von sich geben, und dies wird dann in Europa und den USA den sogenannten "einfachen" Menschen als "Wahrheit" verkauft.

Albrecht Müller hat ja dazu einen netten Video-Beitrag gefunden - zur "Gleichschaltung" unserer Gehirne durch neoliberale Medien.

Für die die dieses Video nicht kennen - Hier ist es zu finden:

"‚Schwarz wie Milch’ – ein Kurzfilm über Manipulation in den Medien.“

Quelle und kompletter Kurzfilm:

http://www.nachdenkseiten.de/?p=5846#more-5846

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 13. Juni 2010 um 17:26  

"[...]Viele haben, teils zurecht, ein diffuses Gefühl des Unbehagens, weil vieles nur noch über ihre Köpfe hinweg entschieden wird[...]"

...und genau hier setzt der Rassismus an, man teilt die "Viele" in diverse Nationalitäten, und hetzt die gegeneinander auf - Eine eigentlich uralte Taktik des "Teile und Herrsche".

Ich bleib dabe, die wahren Rassisten, Antisemiten und Rechtsextremisten findet man in den Reihen der selbsternannten "Eliten", und derer die Mitläufer dieser "Eliten" spielen, die sie in Wahrheit verachten.

Ich erlebe es doch selber tagtäglich - Da lesen Geschwister von mir die typischen Promi-Hefte, und Adelsblätter, während der Hinweis, dass dieselben Adeligen/Promis auf die spucken würden von denen ignoriert wird - Bei selber denken kämen die auch von selbst drauf, aber man ignoriert lieber den Quertreiber Bruder....

...ihr kennt sicher solche Beispiele zur Genüge, und auch aus anderen Bereichen....

...wie bereits erwähnt, eine eigentlich uralte Taktik des "Teile und Herrsche"...

...ich staune nur immer wieder, dass diese Taktik auch heute noch aufgeht - EU-weit, und auch außerhalb der EU....

Fazit:

Mein Problem ist nicht der typische erkennbare (Neo-)Nazi allein, sondern die nichterkennbaren Skins, die ihre rechtsextreme Denkweise im Kopf behalten, während die im Staatsdienst Schicht schieben, und "ganz normale Deutsche" (Zitat: Goldhagen) sind....

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

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