Zum Geleit

Donnerstag, 3. Januar 2008

Ad sinistram: dies soll die Maxime meines Weblogs sein. Der Namensfindung, um dies vorwegzunehmen, darf ich mich nicht brüsten. Derjenigen Person, die diesen hervorragenden Einfall hatte, bin ich erneut zu Dank verpflichtet. Ad sinistram: ein Linksschwenk also. Es kann und wird aber nicht meine Absicht sein, meine Leser innerhalb sozialistischer Spitzfindigkeiten gefangenzunehmen. Zuallererst sehe ich diesen Weblog als Teil der Gegenöffentlichkeit, die sich zwar zerrissen, nicht monopolisiert präsentiert, aber dennoch täglich mehr und mehr formiert. Und vielleicht ist diese Zersplitterung gegenöffentlicher Ansichten gar kein Nachteil, sondern Ausdruck notwendigen Pluralismus. Gerade die Vielfältigkeit gegenteiliger, d.h. der offiziellen Meinung entgegenstehender Ansichten, drückt demokratisches Grundprinzip aus. So darf es uns, die wir nur Rädchen im Getriebe der Gegenöffentlichkeit sind, nicht um das Monopolisieren oppositioneller Sichtweisen gehen, denn sonst ersetzen wir letztendlich das herrschende Meinungsdogma nur durch ein neues Monopol an angeblicher Wahrheit.

Seit nunmehr Jahrzehnten finden wir uns in ein restauratives Rückschreiten gefangen. Konservative Sichtweisen gehen in diesem Prozess Hand in Hand mit der Revidierung des Menschenbildes der Aufklärung. Generalverdächtigung und Forderung nach Zwangslagern sind nur eine Ausgeburt dieses Denkmusters. Stufenweise goss und gießt man diese Misanthropie in ein gesetzliches Fundament. Notstandsgesetze, Radikalenerlass, legalisierter polizeilicher Todesschuss, Paragraph 129a StGB unterstreichen die Repressalien des Staates. Die neue Anti-Terrorpolitik, die uns in der Person Schäuble greifbar scheint - Schäuble sieht sich innerhalb seines politischen Umfeldes wohlbehütet und wohlverstanden, ist keineswegs der alleinige Übeltäter -, ist keine Neuheit, sondern konsequente Weiterführung bereits beschrittener Pfade. Vor diesem Hintergrund erscheint es mir notwendig, mein Unwohlsein, meine Unzufriedenheit innerhalb dieses Staatswesens offen auszusprechen. Ich will niemanden zum Linken erziehen, nicht zum Umdenken nötigen. Doch bringe ich nur einige Leser zum Nachdenken, so sehe ich dies Projekt als gelungen an.

Wenn es der Gegenöffentlichkeit gelingt, den Menschen begreiflich zu machen, daß die vermeintliche Ideologielosigkeit des freien Marktes Ideologie ist, daß das angebliche Unpolitischsein Politik ist, dann hat sie Wichtiges geleistet. Nur dieses Ziel kann der einzige gemeinsame Nenner innerhalb oppositioneller Meinungsvielfalt sein.

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