Man zeigt wieder Rasse
Montag, 7. Januar 2008
Rassismus wird salonfähig. Offen praktizierter, aber in blumiger Sprache verhüllter, auf Sündenbocksuche reduzierter Rassismus. Etwas über siebzig Jahre nach den Rassegesetzen, darf wieder über "die Anderen" gesprochen werden, die "so anders" sind, eine "solch fremde" Auffassung von Recht und Ordnung, von Zusammenleben und Miteinander haben als "wir Deutschen". Alles "Nichtdeutsche" darf wieder über einen Kamm geschoren werden; darf wieder der faulige Geruch rudimentären Menschseins anhaften; muß erneut der deutschen Norm, dessen was "unserer" Leitkultur entspricht, untergeordnet werden. Nicht von Rechtsaußen gespeist, sondern direkt der politische Mitte entsprungen, blüht das neue rassistische Bewerten, Abwägen, Vergleichen und Verurteilen.
Kochs immer schon gärendes Deutschtum war nicht der Anfang, denn seit geraumer Zeit gilt es bereits als letzter Schrei, die Termini "Ausländer" und "Gewalttäter" zur Symbiose vereinen zu lassen. Hier sei auf Beckstein oder Schäuble verwiesen. Merkels Feigenblatt - Kauder - folgte jenen und phantasierte von Erziehungslagern und Leitkulturen, bevor die Kanzlerin selbst nachzog, sich als Kämpferin gegen das Fremde aufzuspielen. Die Welt zu Gast bei Freunden. Selbst die SPD, die sich ja angeblich nicht herablassen will, Ausländer zu kriminalisieren, sieht Gewalttaten als Folge fehlerhafter Integration. Somit schreibt selbst die Sozialdemokratie die Problematik am "Nichtdeutschsein" fest. Wenn erstmal die polizeistaatlichen Utopien im Raume schweben, wenn Erziehungslager, Willkürhaft, Abschiebung und verschärftes Strafrecht zum notwendigen Imperativ erhoben werden, dann läßt sich die BILD-Zeitung nicht zweimal bitten. Ab heute beginnt sie mit einer neuen Serie: "Übergriffe krimineller Ausländer in Deutschland – lange war es ein Tabu-Thema. Jetzt, nach dem Überfall kurz vor Weihnachten auf einen Münchner Rentner, wird offen darüber geredet, dass in unserem Land etwas schief läuft."
Bezeichnend für den Geist dieser Republik. Liberale Werte werden über den Haufen geschossen, um die Gesellschaft steten Schrittes zu militarisieren, um erneut mit gewichsten Stiefeln aufmarschieren zu lassen. Schlimm genug, wenn das Gemisch aus Politik und Medien sich in kopfloser Weise eines Verbalaktionismus hingeben, dem sicher (Un-)Taten folgen werden. Aber kriminelle Züge erhält das gesamte Szenario, wenn sich die Kanzlerin in gespielter Besorgnis hinstellt und verkündet, dass unter jugendlichen Gewalttätern, rund die Hälfte nichtdeutscher Herkunft seien. Wissentlich werden hier Statistiken unterschlagen, wird der Trend der sich abbauenden Jugendkriminalität (inklusive der jugendlichen Ausländerkriminalität) ignoriert, wenn nicht gar vertuscht. Sich in verantwortlicher Position, nur um des eigenen konservativen Weltbildes und des Traums eines "freiheitlichen Polizeistaates" willen, derart in Lügen zu verstricken, ist unverzeihlich und bedarf widerlichen Chuzpes.
Und so werden jugendliche Straftäter konzentriert, ausländische Gewalttäter nach Möglichkeit abgeschoben. Danach wird man arbeitslose Jugendliche erziehen wollen, so wie es unlängst bereits in den Niederlanden angestrebt wurde. Der Aufschrei wird ausbleiben, geschieht dies alles doch nur zum Wohl aller.
Kochs immer schon gärendes Deutschtum war nicht der Anfang, denn seit geraumer Zeit gilt es bereits als letzter Schrei, die Termini "Ausländer" und "Gewalttäter" zur Symbiose vereinen zu lassen. Hier sei auf Beckstein oder Schäuble verwiesen. Merkels Feigenblatt - Kauder - folgte jenen und phantasierte von Erziehungslagern und Leitkulturen, bevor die Kanzlerin selbst nachzog, sich als Kämpferin gegen das Fremde aufzuspielen. Die Welt zu Gast bei Freunden. Selbst die SPD, die sich ja angeblich nicht herablassen will, Ausländer zu kriminalisieren, sieht Gewalttaten als Folge fehlerhafter Integration. Somit schreibt selbst die Sozialdemokratie die Problematik am "Nichtdeutschsein" fest. Wenn erstmal die polizeistaatlichen Utopien im Raume schweben, wenn Erziehungslager, Willkürhaft, Abschiebung und verschärftes Strafrecht zum notwendigen Imperativ erhoben werden, dann läßt sich die BILD-Zeitung nicht zweimal bitten. Ab heute beginnt sie mit einer neuen Serie: "Übergriffe krimineller Ausländer in Deutschland – lange war es ein Tabu-Thema. Jetzt, nach dem Überfall kurz vor Weihnachten auf einen Münchner Rentner, wird offen darüber geredet, dass in unserem Land etwas schief läuft."
Bezeichnend für den Geist dieser Republik. Liberale Werte werden über den Haufen geschossen, um die Gesellschaft steten Schrittes zu militarisieren, um erneut mit gewichsten Stiefeln aufmarschieren zu lassen. Schlimm genug, wenn das Gemisch aus Politik und Medien sich in kopfloser Weise eines Verbalaktionismus hingeben, dem sicher (Un-)Taten folgen werden. Aber kriminelle Züge erhält das gesamte Szenario, wenn sich die Kanzlerin in gespielter Besorgnis hinstellt und verkündet, dass unter jugendlichen Gewalttätern, rund die Hälfte nichtdeutscher Herkunft seien. Wissentlich werden hier Statistiken unterschlagen, wird der Trend der sich abbauenden Jugendkriminalität (inklusive der jugendlichen Ausländerkriminalität) ignoriert, wenn nicht gar vertuscht. Sich in verantwortlicher Position, nur um des eigenen konservativen Weltbildes und des Traums eines "freiheitlichen Polizeistaates" willen, derart in Lügen zu verstricken, ist unverzeihlich und bedarf widerlichen Chuzpes.
Und so werden jugendliche Straftäter konzentriert, ausländische Gewalttäter nach Möglichkeit abgeschoben. Danach wird man arbeitslose Jugendliche erziehen wollen, so wie es unlängst bereits in den Niederlanden angestrebt wurde. Der Aufschrei wird ausbleiben, geschieht dies alles doch nur zum Wohl aller.
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.
- Martin Niemöller -
3 Kommentare:
Das Ganze ist noch viel schlimmer. Die Schlägerei, in der Münchner U-Bahn, wäre vor zwei, drei Monaten nie im Fernsehen gezeigt worden, weil man keine Nacheiferer erzeugen wollte. Jetzt aber, wo die Abhör- und Bespitzelungstöne eines Schäubles und Becksteins etwas verklungen sind, braucht man etwas um die "Antiphatiewelle" gegen Ausländer anzuheizen, was Neues. Was die Bildzeitung und Konsorten leicht verarbeiten kann. Und prompt geht auch die Saat auf. Nachahmungstäter schlagen wie wild in den U-Bahnen um sich. Oder ist das TV einfach nur auf den Geschmack gekommen, ist eine Tabu-Hürde gebrochen worden? Na klar, Politiker wie Medien wollen das Volk einschüchtern, damit man mehr Gesetz machen kann und mehr Polizei. Angst war schon immer das was man dazu benutzt hat. Wie billig und zu tiefst Menschenunwürdig.
Mir ist das natürlich auch aufgefallen, daß im Moment jede Schandtat von jugendlichen im Fernsehen breitgetreten wird, wenn auch meistens vermieden wird, ausdrücklich auf die ausländische Nationalität der Täter hinzuweisen.
Ich glaube nicht, daß der Systempolitiker Koch jetzt eine nationale Ader entwickelt hat, der Grund für seine Attacken gegen Ausländer dürfte ein ganz einfacher sein: Die Hessenwahl steht vor der Tür und ein Teil des Wahlvolkes ist wohl bereit die NPD zu wählen. In so einem Falle dürfen auch mal Systempolitiker ein paar nationale Sprüche reißen, wie das in der Vergangenheit vor Wahlen schon öfters geschehen ist. Oskar Lafontaines Fremdarbeiter z.B. oder die Diskussion um die doppelte Staatsbürgerschaft kurz vor der Hessenwahl vor 8 Jahren sind Beispiele dafür.
Kein Panik Leute, drei Tage nach der Hessenwahl ist das alles Geschichte.
Leider bin ich nicht davon überzeugt, daß es sich hierbei alleine um Wahlkampfspektakel handelt, wenngleich natürlich auch dies Motiv sein kann. Grundsätzlich halte ich aber die Aussagen der betreffenden Protagonisten für das Herauskehren ihres eigentlichen Weltbildes.
Äußerungen dieser Art haben 1992 - damals vorallem Kronawitter und auch Bundeskanzler Kohl - zu Anschlägen des Mobs auf türkische Mitbürger geführt (z.B. Mölln). Mit dieser Demagogie, liefert das Establishment das Motiv zur Selbsthilfe. Man suggeriert einen Staat, der schwach ist in seinem Strafrecht und macht damit den Übergriff moralisch vertretbar.
Nachher will es aber wieder keiner gewesen sein...
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