In nuce

Samstag, 19. Januar 2008

Kanada erweitert die "Achse des Bösen". In einem Handbuch für kanadische Diplomaten reiht sich nun neben dem Iran, Afghanistan und Nordkorea, die USA und Israel ein. "Gezwungene Nacktheit, Isolierung und Schlafentzug" würden dort als Verhörmethoden verwendet. Sollte man ein Land, dessen Innenminister ernsthaft meint, es gäbe keine Alternative zu Guantanamo, nicht wenigstens als gefährdet einstufen, eine Tendenz zur "Achse des Bösen" zu haben?

Einst half der Protestantismus, im speziellen Calvins Auslegung der praedestinatio, dem Kapitalismus in die Kinderschuhe. Heute läßt er sich vom früheren "Zögling", der längst den Kinderschuhen entschlüpft ist, durchfüttern. Die Ökonomisierung der Kirchen zeichnet sich im übernommenen Jargon ab, ebenso wie im Übernehmen von Formeln, die aus dem Werberepertoire radikaler Marktjünger stammen.
Während der Papst sich immer wieder vom "Irrglauben" abgrenzt, der sich vor langer Zeit vom Katholizismus entfernt hat, schwindet doch der Antagonismus zwischen diesen beiden großen christlichen Konfessionen. Die katholische Ausrichtung des Christentums atmet immer mehr die protestantische Ethik ein, um den Geist des Kapitalismus fachgerecht ins Theologische zu pressen. Ein klares antikapitalistisches Bekenntnis, ist von Seiten Roms nicht zu erwarten.

Wenn es nach der BILD-Zeitung geht, dann sollte man jugendliche Straftäter nach Sibirien schicken. Und besser noch, so meldet das Blatt: In Hessen habe man bereits einen Jugendlichen hinter den Ural geschickt! Offenbar ergötzt man sich innerhalb der BILD-Redaktion an den stalinistischen Arbeitslagern, die man fernab der russischen Zivilisation, weit im Osten - in Sibirien eben - ansiedelte. Die Bolschewiki folgten hier der zaristischen Tradition, Oppositionelle weit weg von "den anständigen Untertanen des Zaren" zu halten, natürlich reicherten sie es um ein Mehr an Gewalt und Repression an. Am Ende ist die BILD-Zeitung gar ein Kampfblatt bolschewistischer Prägung? - Dass die Sibirienreise des Jugendlichen ein Wintermärchen für Roland Koch ist, zeigt BILDblog auf. Maßnahmen dieser Art funktionieren nur auf freiwilliger Basis. Noch kann Sibirien also nicht zwangsverordnet werden, auch wenn die BILD es gerne so hätte. Aber vielleicht ein Grund mehr, bald wieder nach Lebensraum im Osten zu gieren und das Volk der treuen BILD-Leser aufzustacheln. Immerhin brauchen wir Sibirien, damit wir die Volksgenossen vor kriminellen Subjekten schützen können, indem wir die Millionen von jugendlichen Straftätern in Arbeitslager - die weit aus unserem Blickfeld sind - unterbringen.

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