In nuce

Montag, 21. Januar 2008

Im Rahmen der BILD-Volksverhetzung äußert sich auch Udo Jürgens. "Wenn ich zu Leuten in die Wohnung komme und fange dort an zu randalieren, dann darf ich mich nicht wundern, wenn ich rausgejagt werde. Das Land ist wie eine Wohnung." - Natürlich vergißt die BILD nicht, das Interview mit einem Hinweis auf Jürgens' neue CD einzuleiten. Schließlich will Jürgens sie hier verkaufen. Hier? - Davon spricht er mehrmals im Interview. Und: "Bei uns" hätten solche Menschen nichts zu suchen. Der Spießer könnte jetzt sagen: "Der Schlagersänger und Komponist, der als Österreicher geboren wurde und in Deutschland gelebt hat, musste unser Land im Jahre 1977 fluchtartig verlassen, ist in die Schweiz ausgewandert. Wegen angeblicher Kriminalität. Denn Herr Jürgens soll den deutschen Staat beschissen haben, indem er seine Steuern nicht so gezahlt hat wie er es hätte tun müssen."

Menschen verlieren ihren Erwerb - schlimm meint man. Um wieviel schlimmer es sein kann, wenn sich Zeitgenossen zu Opferanwälten erheben, die keinerlei Skrupel vor einem Arrangement mit dem Angeklagten haben, sieht man im Falle Nokias. Die Arbeitnehmer bieten an Kosten zu senken. Dies bedeutet natürlich Senkung der Löhne - wiederum schlimm genug, daß man auf diese Idee der Selbstgeißelung kommt. Rüttgers setzt aber einen drauf: So lasse sich das Lohnniveau Ungarns erreichen, womit eine neue Verhandlungsbasis geschaffen würde! 6,34 Euro betrug im Jahre 2006 der Stundenlohn in Ungarn. - Rüttgers geht es nicht um die Rettung von Arbeitsplätzen (wer hat das ernsthaft geglaubt?), sondern um Profilierung, die als Nebenprodukt den Niedriglohnsektor adelt und ihn als sinnvolles Konzept gegen Verlagerung erscheinen läßt. Am Ende danken sie ihm auch noch, weil er ihnen "ungarische Arbeitsplätze" ermöglicht hat.

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