Und jetzt ...
Mittwoch, 1. Juni 2016
Bundesarchiv, Bild 102-02985A / CC-BY-SA 3.0 |
Uff, gerade nochmal gut gegangen. Das war knapp. Fast wäre ein Rechtspopulist österreichischer Bundespräsident geworden. Beinahe ein brauner Super-GAU in Blau. Aber nun kann man durchatmen. Und das tun erstaunlich viele, wenn man das allgemeine Klima so auf sein Gemüt einwirken lässt. Ob erleichtertes Gezwitscher via Twitter oder Statusmeldungen bei Facebook ganz normaler Bürger oder die Statements bestimmter Minister: Irgendwie scheint das Gefühl des Augenblicks in dieser Angelegenheit so zu sein, dass man nun glaubt, man sei da nochmal heil herausgekommen. Oder schlimmstenfalls mit einem blauen Auge. Ein Gefühl des Uff halt. Des »Uff-und-jetzt...«, um genauer zu sein. Abputzen, weitermachen, das Nächste bitte. Fall abgeschlossen und jetzt wieder was anderes.
Warum auch nicht. Der Bundespräsident ist vor allem ein Repräsentant. Und ein solcher ist dieser Herr Hofer nicht geworden. Kein offizieller. Er ist halt nur der stille Repräsentant derer, die wir hierzulande schon oft als die »stille Mehrheit« vorgestellt bekommen haben. Der Mann, der fast exakt die Hälfte aller österreichischen Wähler vertritt, die dem designierten Bundespräsidenten keine Stimme gegeben haben. Was also genau ist da nochmal gut gegangen? Gar nichts. Aber die Mehrzahl der Menschen steckt so in der Zappingmentalität fest, dass sie gar nicht anders kann. Der Medienwissenschaftler Neil Postmann behauptete einst, man könnte diese Haltung einfach nur mit »Und jetzt...« umschreiben: »Mit ›Und jetzt...‹ wird in den Nachrichtensendungen [...] im allgemeinen angezeigt, dass das, was man soeben gehört oder gesehen hat, keinerlei Relevanz für das besitzt, was man als nächstes hören oder sehen wird, und möglicherweise für alles, was man in Zukunft einmal hören oder sehen wird, auch nicht. Der Ausdruck ›Und jetzt...‹ umfasst das Eingeständnis, dass die von den blitzschnellen elektronischen Medien entworfene Welt keine Ordnung und keine Bedeutung hat und nicht ernst genommen zu werden braucht. Kein Mord ist so brutal, kein Erdbeben so verheerend, kein politischer Fehler so kostspielig, kein Torverhältnis so niederschmetternd, kein Wetterbericht so bedrohlich, dass sie vom Nachrichtensprecher mit seinem ›Und jetzt...‹ nicht aus unserem Bewusstsein gelöscht werden könnten.«
So nun also weiter im Programm. Den europäischen Rechtsruck kurz zur Kenntnis genommen - er hat sich nicht mit endgültigen Erfolg durchgesetzt; ein Uff aus Gründen der Erleichterung und auf zum nächsten Thema. Hofer, Petry, Le Pen dürfen wann anders wieder. Mit dieser Einstellung zappt man weiter, wo man auf Standbild drücken müsste. Was tun?, müsste man fragen. Wie kann man der kollektiven Verdummung, die Menschen in die Arme von substanzlosen Hasspredigern treibt, irgendwie entgegenwirken. Stattdessen geht es munter weiter. Hartz IV jetzt auch für Frankreich, Aushöhlung sozialdemokratischer Ideale als europäische Präambel und in die nationalen Vakua stoßen dann diese braunen Blauen vor, besetzen Themen, die bei ihnen nicht gut aufgehoben sind, weil sie jede soziale Frage immer gleich zu einer ethnischen Grundsatzdebatte erheben. Aber so richtig thematisiert wird das alles nicht, wir atmen durch und staunen demnächst wieder, wenn das Europamotto umgeschrieben wird, wenn man »in Einfalt geeint« ist, braune Sterne auf blauen Grund und jeder seinen nationalen Ethnosozialstaat schützt. Wobei wir uns da jeweils Ethnoausterität vorstellen müssen. Tu felix Austerität. Und nicht nur in Austria. Der Kontinent schwört seit Jahren auf Liberalismus. Und weil der nur als Wirtschaftsliberalismus vorangetrieben wurde, gerät er unter Einfluss faschistoider Identitärer, die den kontinentalen Irrweg durch ihren eigenen Irrweg ablösen wollen.
Doch wir atmen durch, sind froh, obgleich fünfzig Prozent einen Rechtspopulisten als faktisches Staatsoberhaupt eines mitteleuropäisches Landes gewollt hätten. Die Lehre der Europäer, die auf die Alpenrepublik schauten, die lautet: »Gott sei Dank, die Demokratie hat gewonnen. Die Vernunft bahnt sich immer ihren weg. Und jetzt bitte Themawechsel, die Akte ist abgeschlossen.« Irgendwann stehen sie dann wider da und sagen, dass sie einfach so über das Land kamen. Wie ein Betriebsunfall. Wie ein Einbruch in die Zivilisation. Sie kamen als Zäsur, werden sie kopfschüttelnd feststellen. Ohne Vorwarnung, wie aus dem Nichts. Es war ein Überfall auf einen Kulturkontinent. Sie fielen vom Himmel, marschierten aus der Hölle. Unversehens stapften sie über Boulevards. Plötzlich war da ein Fackelzug. Ruckartig formten sie diese Diktatur, die sie weiterhin als die Vollendung demokratischer Grundideen an den Mann brachten. Sie werden sagen, dass niemand das Böse vorher erahnen konnte. So wie es schon mal behauptet wurde. Und das alles nur, weil sie gezappt haben, wo man mal auf Programm bleiben sollte. Bald ist Europameisterschaft. Und jetzt Kicken! Huch, da ist es ja schon, das nächste Programm. Uff, haben wir ein Glück gehabt.
Warum auch nicht. Der Bundespräsident ist vor allem ein Repräsentant. Und ein solcher ist dieser Herr Hofer nicht geworden. Kein offizieller. Er ist halt nur der stille Repräsentant derer, die wir hierzulande schon oft als die »stille Mehrheit« vorgestellt bekommen haben. Der Mann, der fast exakt die Hälfte aller österreichischen Wähler vertritt, die dem designierten Bundespräsidenten keine Stimme gegeben haben. Was also genau ist da nochmal gut gegangen? Gar nichts. Aber die Mehrzahl der Menschen steckt so in der Zappingmentalität fest, dass sie gar nicht anders kann. Der Medienwissenschaftler Neil Postmann behauptete einst, man könnte diese Haltung einfach nur mit »Und jetzt...« umschreiben: »Mit ›Und jetzt...‹ wird in den Nachrichtensendungen [...] im allgemeinen angezeigt, dass das, was man soeben gehört oder gesehen hat, keinerlei Relevanz für das besitzt, was man als nächstes hören oder sehen wird, und möglicherweise für alles, was man in Zukunft einmal hören oder sehen wird, auch nicht. Der Ausdruck ›Und jetzt...‹ umfasst das Eingeständnis, dass die von den blitzschnellen elektronischen Medien entworfene Welt keine Ordnung und keine Bedeutung hat und nicht ernst genommen zu werden braucht. Kein Mord ist so brutal, kein Erdbeben so verheerend, kein politischer Fehler so kostspielig, kein Torverhältnis so niederschmetternd, kein Wetterbericht so bedrohlich, dass sie vom Nachrichtensprecher mit seinem ›Und jetzt...‹ nicht aus unserem Bewusstsein gelöscht werden könnten.«
So nun also weiter im Programm. Den europäischen Rechtsruck kurz zur Kenntnis genommen - er hat sich nicht mit endgültigen Erfolg durchgesetzt; ein Uff aus Gründen der Erleichterung und auf zum nächsten Thema. Hofer, Petry, Le Pen dürfen wann anders wieder. Mit dieser Einstellung zappt man weiter, wo man auf Standbild drücken müsste. Was tun?, müsste man fragen. Wie kann man der kollektiven Verdummung, die Menschen in die Arme von substanzlosen Hasspredigern treibt, irgendwie entgegenwirken. Stattdessen geht es munter weiter. Hartz IV jetzt auch für Frankreich, Aushöhlung sozialdemokratischer Ideale als europäische Präambel und in die nationalen Vakua stoßen dann diese braunen Blauen vor, besetzen Themen, die bei ihnen nicht gut aufgehoben sind, weil sie jede soziale Frage immer gleich zu einer ethnischen Grundsatzdebatte erheben. Aber so richtig thematisiert wird das alles nicht, wir atmen durch und staunen demnächst wieder, wenn das Europamotto umgeschrieben wird, wenn man »in Einfalt geeint« ist, braune Sterne auf blauen Grund und jeder seinen nationalen Ethnosozialstaat schützt. Wobei wir uns da jeweils Ethnoausterität vorstellen müssen. Tu felix Austerität. Und nicht nur in Austria. Der Kontinent schwört seit Jahren auf Liberalismus. Und weil der nur als Wirtschaftsliberalismus vorangetrieben wurde, gerät er unter Einfluss faschistoider Identitärer, die den kontinentalen Irrweg durch ihren eigenen Irrweg ablösen wollen.
Doch wir atmen durch, sind froh, obgleich fünfzig Prozent einen Rechtspopulisten als faktisches Staatsoberhaupt eines mitteleuropäisches Landes gewollt hätten. Die Lehre der Europäer, die auf die Alpenrepublik schauten, die lautet: »Gott sei Dank, die Demokratie hat gewonnen. Die Vernunft bahnt sich immer ihren weg. Und jetzt bitte Themawechsel, die Akte ist abgeschlossen.« Irgendwann stehen sie dann wider da und sagen, dass sie einfach so über das Land kamen. Wie ein Betriebsunfall. Wie ein Einbruch in die Zivilisation. Sie kamen als Zäsur, werden sie kopfschüttelnd feststellen. Ohne Vorwarnung, wie aus dem Nichts. Es war ein Überfall auf einen Kulturkontinent. Sie fielen vom Himmel, marschierten aus der Hölle. Unversehens stapften sie über Boulevards. Plötzlich war da ein Fackelzug. Ruckartig formten sie diese Diktatur, die sie weiterhin als die Vollendung demokratischer Grundideen an den Mann brachten. Sie werden sagen, dass niemand das Böse vorher erahnen konnte. So wie es schon mal behauptet wurde. Und das alles nur, weil sie gezappt haben, wo man mal auf Programm bleiben sollte. Bald ist Europameisterschaft. Und jetzt Kicken! Huch, da ist es ja schon, das nächste Programm. Uff, haben wir ein Glück gehabt.
2 Kommentare:
Nach meinem Eindruck stehen diese politischen und medialen Kasten unter einer Art Schockstarre. Ich habe eine Anne Will Show zum Thema gesehen und es war ein einziges Schönreden und Wegsehen. Diese Politgurken wollten nicht wahrhaben, was passiert. Übrigens haben ja auch in Sachsen-Anhalt
CDU, SPD und Grüne nur gerade noch mal mit einem blauen Auge die Mehrheit geschafft. Aber im Herbst wird ja gewählt in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Vor allem MV ist interessant: falls dort AfD und Linke zusammen über 50% kommen, ist es mit der üblichen Regierbarkeit zu Ende.
Ich glaube, es waren nur etwa 800 Stimmen mehr, die diesen jungen Faschisten NICHT wollten. Um ein Haar hätte er es geschafft.
Wie kann man da beruhigt sein, anstatt hell entsetzt??? Versteh´ ich nicht.
Aber hier isses ja auch nicht viel besser...und nachher hat`s dann wieder keiner gewusst.
Schlimme Zeiten!
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