So ein einfaches Spiel!
Freitag, 24. Juni 2016
Fußball ist ein einfacher Sport. Man braucht einen Ball, zwei nicht zu steife Beine und ein bisschen Platz, bevorzugt eine Wiese, vielleicht noch zwei Stangen, die als Pfosten fungieren. Kaum Ausstattung, kaum Regeln. Diese Simplizität gilt letztlich als die Quelle des Erfolges dieses Spieles. Fußball ist ein einfacher - und wie man dieser Tage feststellen muss - gleich noch ein vereinfachender Sport. Was man von Fans nun lesen muss im Schatten des runden Leders, beweist nicht nur die Einfachheit dieses Sports, sondern auch einer Mehrzahl derer, die diesem Sport dieser Tage Spalier stehen. Ob nun gefühlte Ausweisung für deutsche Randalierer oder die Interpretation einer Mannschaft zu einer Einheit wider aller niederträchtiger Entwicklungen im Staate: Läppische Deutungen machen diese traurigen Zeiten zu einem Fest, wo es doch momentan recht wenig Staatsübergreifendes zu feiern gibt auf diesem Kontinent der Selbstauflösung und Zerfleischung.
Die Bilder deutscher Schlachtenbummler mit Reichskriegsflagge gingen nicht um die ganz große Welt aller Qualitätsmedien; man zeigt dergleichen Großmannssucht, die der Kleinmut sucht, um »den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz seyn könnte« (Schopenhauer) zu übermannen, nicht mit so viel voyeuristischer Genugtuung wie prügelnde Russen und Briten. Die aber, die in den sozialen Netzwerken sich darob empörten, denen war ganz schnell klar: Das waren gar keine richtigen Fans. Die standen nicht für Deutschland. Ja, Gauleiter und Konsorten, das haben sie schon vor dem Turnier bewiesen, seien gar keine richtigen Deutschen. So einfach ist dieser Sport. Da hat man sich vorher den Mund fusselig geredet, woher dieser Rechtsruck kommt, welche Ursachen er hat und ob das deutscher Zufall sei, eine Art Betriebsunfall der Demokratie - oder ob das stringente Konsequenz aus deutschen Verhältnissen sei. Letzteres sei der Fall, bewertete man. Egal wo man politisch auch steht, man war sich darüber im Klaren, dass es die deutschen Verhältnisse widerspiegele. Aber kaum ist da das runde Synthetikleder im Spiel, schon regelt sich alles ganz locker und ohne viel Kompliziertheiten.
So ein einfaches Spiel! Dann sind das eben keine richtigen Deutschen, die gehören nicht zu uns. Wir bürgern sie flugs aus. Was diese Neonazis können, mit ihren ewigen Abschiebungsforderungen, das kann der Fan, der zum Turnier apolitisch dem Proletariersport frönen will, schon lange und besser. Er macht die mentale Ausbürgerung gar nicht erst von Papieren abhängig, sondern von seiner opportunistischen Moral und von einem idealistischen Bild, wonach deutsche Fans anständige Leute zu sein haben und eben keine Hautköpfe, die per Blitzkrieg in Frankreich einmarschieren. Wer das tut, der ist eben ein Fremdling unter Bekannten.
Dieses ganze romantische Bild eines Deutschland, das nur von den besten Attributen vertreten wird und dessen negativen Seiten quasi ausgebürgert werden, gipfelt dann auch noch in einer Überhöhung der Nationalmannschaft. Boateng ist plötzlich ein politischer Botschafter, eine Figur, neben der alle wohnen wollen, obgleich es zweifellos klar ist, dass man als schwarzer Normalverbraucher nicht eben diese Liebe empfängt. Wer afrikanisch aussieht, der muss im Regelfall nicht mit zu vielen Wohnvorschlägen kämpfen, sondern eher mit zu wenigen. Der schwarze Star ist urplötzlich der Diplomat des Anstandes, nur weil der graue Star ihn per Aufwiegelungsinterview zu einer solchen Funktion verhalf. Die Mannschaft steht nun plötzlich als politischer Indikator bei ihren Anhängern, als Gradmesser für das gelungene multikulturelle Projekt innerhalb der deutschen Gesellschaft.
Ausgrenzung, Dönermorde, Kanzlerinnen, die Multikulti für gescheitert erklärten - alles vergessen. Die Mannschaft ist jetzt Botschafter eines weltoffenen Deutschland. Die alternativen Neurechten seien eben nicht der deutsche Geist. Aus mehrfachen Millionären, aus geschulten PR-Leuten, die sich ansonsten jede politische Meinung verkneifen, aus Typen, die der Bildzeitung ihr Leben verklickern, werden in einer Zeit, da sich der Fan ein unbeschwertes Fußballfest herbeisehnt, Abgesandte der Sittlichkeit. Ach, Fußball, du einfaches Spiel. Mit dir wird alles so schrecklich einfach. So schrechlich vereinfacht.
Man braucht einen Ball, zwei nicht zu steife Beine und ein bisschen Platz, bevorzugt eine Wiese, vielleicht noch zwei Stangen, die als Pfosten fungieren. »Wirft man einen Stein, so ist das eine strafbare Handlung. Werden tausend Steine geworfen, ist das eine politische Aktion.« Nimmt man ein Stückchen Wiese mit fünf, sechs Kerlen und steckt zwei Stangen in den Boden, so ist das ein Spiel. Besetzt man einen ganzen Rasen mit 22 Männern und ordentliche Toren mit Netz, so ist das eine politische Aktion. Denn man unterhält, wo man Gesellschaftliches neu regelt. Und die, die sich die Illusion guter Unterhaltung bewahren wollen, vereinfachen einfach die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit und verklären Deutschland zu einem an sich anständigen Ort. Alles Unanständige gehört ja nicht zu Deutschland. So herrlich einfach, dieses Spiel ...
Die Bilder deutscher Schlachtenbummler mit Reichskriegsflagge gingen nicht um die ganz große Welt aller Qualitätsmedien; man zeigt dergleichen Großmannssucht, die der Kleinmut sucht, um »den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz seyn könnte« (Schopenhauer) zu übermannen, nicht mit so viel voyeuristischer Genugtuung wie prügelnde Russen und Briten. Die aber, die in den sozialen Netzwerken sich darob empörten, denen war ganz schnell klar: Das waren gar keine richtigen Fans. Die standen nicht für Deutschland. Ja, Gauleiter und Konsorten, das haben sie schon vor dem Turnier bewiesen, seien gar keine richtigen Deutschen. So einfach ist dieser Sport. Da hat man sich vorher den Mund fusselig geredet, woher dieser Rechtsruck kommt, welche Ursachen er hat und ob das deutscher Zufall sei, eine Art Betriebsunfall der Demokratie - oder ob das stringente Konsequenz aus deutschen Verhältnissen sei. Letzteres sei der Fall, bewertete man. Egal wo man politisch auch steht, man war sich darüber im Klaren, dass es die deutschen Verhältnisse widerspiegele. Aber kaum ist da das runde Synthetikleder im Spiel, schon regelt sich alles ganz locker und ohne viel Kompliziertheiten.
So ein einfaches Spiel! Dann sind das eben keine richtigen Deutschen, die gehören nicht zu uns. Wir bürgern sie flugs aus. Was diese Neonazis können, mit ihren ewigen Abschiebungsforderungen, das kann der Fan, der zum Turnier apolitisch dem Proletariersport frönen will, schon lange und besser. Er macht die mentale Ausbürgerung gar nicht erst von Papieren abhängig, sondern von seiner opportunistischen Moral und von einem idealistischen Bild, wonach deutsche Fans anständige Leute zu sein haben und eben keine Hautköpfe, die per Blitzkrieg in Frankreich einmarschieren. Wer das tut, der ist eben ein Fremdling unter Bekannten.
Dieses ganze romantische Bild eines Deutschland, das nur von den besten Attributen vertreten wird und dessen negativen Seiten quasi ausgebürgert werden, gipfelt dann auch noch in einer Überhöhung der Nationalmannschaft. Boateng ist plötzlich ein politischer Botschafter, eine Figur, neben der alle wohnen wollen, obgleich es zweifellos klar ist, dass man als schwarzer Normalverbraucher nicht eben diese Liebe empfängt. Wer afrikanisch aussieht, der muss im Regelfall nicht mit zu vielen Wohnvorschlägen kämpfen, sondern eher mit zu wenigen. Der schwarze Star ist urplötzlich der Diplomat des Anstandes, nur weil der graue Star ihn per Aufwiegelungsinterview zu einer solchen Funktion verhalf. Die Mannschaft steht nun plötzlich als politischer Indikator bei ihren Anhängern, als Gradmesser für das gelungene multikulturelle Projekt innerhalb der deutschen Gesellschaft.
Ausgrenzung, Dönermorde, Kanzlerinnen, die Multikulti für gescheitert erklärten - alles vergessen. Die Mannschaft ist jetzt Botschafter eines weltoffenen Deutschland. Die alternativen Neurechten seien eben nicht der deutsche Geist. Aus mehrfachen Millionären, aus geschulten PR-Leuten, die sich ansonsten jede politische Meinung verkneifen, aus Typen, die der Bildzeitung ihr Leben verklickern, werden in einer Zeit, da sich der Fan ein unbeschwertes Fußballfest herbeisehnt, Abgesandte der Sittlichkeit. Ach, Fußball, du einfaches Spiel. Mit dir wird alles so schrecklich einfach. So schrechlich vereinfacht.
Man braucht einen Ball, zwei nicht zu steife Beine und ein bisschen Platz, bevorzugt eine Wiese, vielleicht noch zwei Stangen, die als Pfosten fungieren. »Wirft man einen Stein, so ist das eine strafbare Handlung. Werden tausend Steine geworfen, ist das eine politische Aktion.« Nimmt man ein Stückchen Wiese mit fünf, sechs Kerlen und steckt zwei Stangen in den Boden, so ist das ein Spiel. Besetzt man einen ganzen Rasen mit 22 Männern und ordentliche Toren mit Netz, so ist das eine politische Aktion. Denn man unterhält, wo man Gesellschaftliches neu regelt. Und die, die sich die Illusion guter Unterhaltung bewahren wollen, vereinfachen einfach die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit und verklären Deutschland zu einem an sich anständigen Ort. Alles Unanständige gehört ja nicht zu Deutschland. So herrlich einfach, dieses Spiel ...
4 Kommentare:
Fußball, ein schrecklich einfaches Spiel? Bei den Abseitsregel schnallen doch die meisten ab. Und dann noch sowas wie "passives Abseits". Oder wann sich der Torwart auf der Linie beim Elfmeter bewegen darf. Oder wann der Elfmeterschütze nicht mehr innehalten darf. Oder wie ein Einwurf genau auszuführen ist. Wann es indirekten Freistoß gibt. Oder oder oder. Wer kann das von all den "Fans" schon benennen? Die theoretische Schiedsrichterausbildung dauert nicht umsonst Monate. Ein einfaches Spiel? Du kennst es offenbar nicht.
Und so isser, der Deutsche, wenn es um seinen Fußball geht. Ein Blockwart, der erklärt, wie es richtig ist und der allen anderen in seiner Ahnungslosigkeit gleich klarmacht, dass die eben keine Ahnung haben. Die Regeln sind übrigens so komplex, dass der DFB pfiffinteressierten Zwölfjährigen nahelegt, mit einer Ausbildung anzufangen. In einer bis sechs Wochen ist man dann so weit, dass man Spiele pfeifen darf. Wenn es also schon so komplex ist, weil man ja vielleicht nicht wissen könnte, dass der Torhüter sich bis zur Ballberührung des ausführenden Elfmeterschützen nicht bewegen darf (ein Umstand, der so gut wie nie eingehalten wird), dann darf man von American Football oder Baseball getrost als Wissenschaft sprechen.
Guter Artikel.
Die Zeichen sind eigentlich für jeden zu sehen. Sie wollen sie nur nicht sehen.
Cameron hat das in Britannien versucht. Zeichen gesetzt, Zeichen übersehen, und dann ist es ihm um die Ohren geflogen. Erst auf Volksentscheid zu EU-Austritt gemacht, damit Abweichler eingefangen und die Wahl gewonnen, und dann Brexit. Hätte ihm eigentlich klar sein müssen, dass man soviel nicht zündeln darf.
Die Geister, die ich rief ...
Ursachen und Wirkung nicht verwechseln. Kann jemand etwas anderes erwarten? Wenn von Anfang an eine sog. "Gastarbeiter Ideologie sprich Politik" betrieben wird, braucht man sich darüber doch nun wirklich nicht verwundern. Ich kann eben nichts damit anfangen, "sie spielen für Deutschland" nein sie spielen für ihren eigenen Geldbeutel, und da es die Beitragsbemessungsgrenzen gibt, und viele Steuerausnahmetatbestände, haben die Herrschaften eine geringere Belastung, als der normal Arbeitende, welcher unterhalb der Beitragsbemessungsgrenzen liegt. Das stört aber die Mehrheit in Deutschland nicht.
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