Der Datenschutz, der zu Gehacktem wird

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Wie will man in Zeiten, da der Staat keinerlei Respekt vor der Privatsphäre der Bürger mehr zeigt, zu einem ausgeprägten Datenschutzbewusstsein erziehen? Die Affären um die Geheimdienste haben das Gefühl für den Datenschutz ausgehöhlt. 

Neulich kam mein Kind aus der Schule und beschwerte sich. Es gab nämlich einen Anschiss vom Lehrer. Auf dem Pausenhof habe es zu einem Mitschüler gesagt, dass es nun »sein Handy hacken« würde. Der Schüler lief natürlich zum Lehrer und der Lehrer waltete seines Amtes. Aus einem Gespräch mit einem anderen Lehrer weiß ich, dass es Teil der pädagogischen Agenda ist, Schüler für den Datenschutz zu sensibilisieren. Im letzten Schuljahr kam sogar ein Polizist in die Schule, um den Schülern Kompetenz in dieser Frage zu vermitteln. Er erzählte, dass man nicht ungefragt Fotos von Mitschülern auf Facebook lädt. Und man sollte überhaupt sehr zurückhaltend mit der Preisgabe von eigenen Daten umgehen. Dass ein Lehrer aus einem Pausendialog einen pädagogischen Akt macht, hat also mit diesem Auftrag zu tun, die Schüler im Datenschutz zu bilden.

3 Kommentare:

ninjaturkey 9. Oktober 2014 um 15:32  

Besonders hübsch war der Teil, an dem der Polizist den Schülern Datenbewusstsein beibringen will, während seine Kollegen nach immer mehr Schnorchelkompetenzen schreien, oder sich diese ohne rechtliche Grundlage gleich nehmen.
Der Zug zum Datenschutz und zum Bewusstsein dessen ist abgefahren. Während ich diesbezüglich in allen Schulen meiner Kinder selbst Aufklärungsunterrichte gegeben habe, schaffe ich es gerade so, die beiden von all zu freiem Posten privater Inhalte abzuhalten. Immerhin sind sie - im Gegensatz zu den meisten ihrer Altersgenossen - in den Netzen weder mit ihren Eltern (also mir) noch mit ihren Lehrern "befreundet". ;-)

Sledgehammer 9. Oktober 2014 um 16:11  

Wenn "digital immigrants" sogenannten "digital natives" für den Datenschutz sensibilisieren wollen, ernten sie in der Regel Unverständnis und bisweilen Häme.
T r a n s p a r e n z ist das Codewort des Internetzes.
Man sieht in erster Linie die Vorteile des hemmungslosen und allumfassenden Datenaustauschs.
In der Dystopie "The Circle" gibt es eine Stelle, wo einer der Protagonisten die gegenwärtige Situation auf den Punkt bringt:
"Du und Leute wie du (und ich weiß, Leute wie du sind die meisten Leute) - ihr seid unmöglich in Angst zu versetzen. Die Überwachung kann noch so sehr zunehmen, es interessiert keinen, es führt zu keinerlei Widerstand."
All die verschiedenen elektronischen "Gadgets", vorerst noch Statussymbole, die irgendwann Massenware werden und die das Leben angeblich so angenehm leicht erscheinen lassen, sie durchdringen auf Dauer die (gläserne) Gesellschaft in einem Maße, dass, wenn man dies weiter in die Zukunft denkt, durchaus Angst machen sollten.

Anonym 9. Oktober 2014 um 18:28  

Was diese künstlich herbeigeführten Unterrichtsstunden immer mit sich bringen: Eine Person, die vom betreffenden Thema keine wirkliche Ahnung hat, ringt sich einen ab, den Schülern zu erklären, warum jenes Thema wichtig ist und man auf sich aufpassen sollte. Zusätzlich geschieht dies in einer Art und Weise, die entweder unter dem intellektuellen Niveau der Kinder liegt - was letztendlich dazu führt, dass es nur als ein weiterer unliebsamer Unterricht aufgefasst wird, den man so schnell wie möglich vergessen sollte.

Zu alle dem wird auch noch nicht direkt angesprochen, was mit diesem abstrakten Thema "Datenschutz" überhaupt gemeint ist.
Verwende beispielsweise die Floskel "Das, was ihr auf Facebook macht" in Kombination mit "euren Status updaten, was ihr gemacht habt schreiben, Fotos posten, Videos verlinken", dies könnte eher dazu führen, dass jemand sich angesprochen fühlt.

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