Essen und hungern lassen

Freitag, 30. August 2013

Ein Appell gegen die Instrumentalisierung des Hungerstreiks.

Der Hunger als Waffe ist wieder häufiger da. Neulich gingen einige Asylbewerber in Hungerstreik. Und vor einigen Tagen erreichte mich eine e-Mail. Darin stand, dass da jemand an einer Hungerstaffel gegen Hartz IV teilnehmen wolle und dass man die Aktion unterstützen sollte. Ich will nur empfehlen: Hört mit dem Quatsch auf! Das ist kein zielführender Protest. Und die Logik und die Aura, die darum geschmiedet wird, wirkt auf mich wie aus dem Kinderzimmer rekrutiert.

Wen wollt ihr denn bestrafen? Die Herolde von Hartz IV vielleicht? Als ob ein Loch im Magen noch jemanden schmerzen könnte außer demjenigen, der es hat. Man bestraft sich doch nur selbst. Die Clowns in den Jobcentern machen weiter wie eh und je. Man erzwingt damit nichts außer Magensonden und Zwangsernährung. Das kommt mir vor wie der Teenager im Nebenzimmer, dem ich den abendlichen Kinobesuch verbiete und der dann motzt, dass er eben nie wieder ins Kino gehen werde. Ein bisschen Trotz tut gut. Zu viel davon wird zum ideologischen Phlegma, zur bockigen Ich-strafe-Dich-indem-ich-mich-strafe-Logik. Man sollte Protest nicht mit Masochismus und Selbstkasteiung verwechseln.

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Ganz schön Panne

Donnerstag, 29. August 2013

Der Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses zur NSU-Mordserie hat im wesentlichen eines deutlich gemacht: Rassismus ist in diesem Land weiterhin keine gefährliche Haltung, sondern lediglich eine Panne im "System Bundesrepublik".

Ob Spiegel, Zeit oder Welt: Das Wort "Panne" prägte die Aufarbeitung des rechtsextremen Terrors. Pannen tragen die Schuld am Versagen der Behörden und des Geheimdienstes. Nicht etwa institutioneller Rassismus. Die Worte "Panne" und "Behördenversagen" spielen herunter und verschleiern den Umstand, dass die Mordserie teilweise dem Umfeld der Opfer selbst zugeschoben wurde. Stichwort: Döner-Morde.

Ohne Plan, ohne Perspektiven

Mittwoch, 28. August 2013

Die Fünf-Jahres-Pläne waren lächerlich. Die von der Politik exekutierte Erhöhung der Normen lebensfremd. Das Hangeln alter saturierter Männer von Plan zu Plan musste zwangsläufig ein Wirtschaftssystem der Flickschusterei erzeugen. Gleichwohl, man hat im Rückblick den Eindruck, die Köpfe des Sozialismus wollten damit eine Richtung, wollten Perspektiven blanklegen, die Bevölkerung für eine Zukunft gewinnen, die es dann zwar nicht gab, die aber ein Leitmotiv sein sollte.

Das geht dem Kapitalismus völlig ab. Er lobt sich beständig, die Probleme der Menschheit ins Gute zu arrangieren. Langsam zwar, nicht geplant zwar, aber doch wirksam. Er putzt den Wohlstand heraus, den er "für alle" sichert, läßt sein Personal Maßnahmen verkündigen, die das Vorwärts! in jedem Satz mitführen und stärkt sich so als ein System von mehr Arbeitsplätzen, mehr Betreuung, mehr Wachstum, mehr Bildung und mehr verkauften Autos. Aber wozu das alles? Warum dieses beständige Mehr? Das verklickert einem im Kapitalismus keiner. Eine Perspektive gibt es nicht. Es gibt kein Ziel, nur einen undeutlich kenntlichen Trampelpfad ins Nichts, er definiert sich als a road to nowhere.

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Beistand statt Gefechtsstand

Dienstag, 27. August 2013

Noch einige Gedanken zu Syrien und zum Westen bevor es losgeht.

Der nun womöglich beabsichtigte Waffengang des Westens in Syrien scheint vermessen. Seit Monaten bekommt der Westen nur vage Nachrichten aus jener Gegend geliefert. Nichts Genaues wusste man nicht. Das ist in Bürgerkriegsgegenden üblich. Der mögliche Einsatz chemischer Waffen reiht sich ein in diese nebulösen Ereignisse. Es gibt nun Stimmen, die Assad den Einsatz in die Schuhe schieben und andere, die ganz sicher sein wollen, dass er Giftgas nicht angeordnet hat. In jedem Falle sind das aber Spekulationen. Auf so einer Basis sollte man nicht intervenieren - und schon gar nicht parteiisch intervenieren.

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Aus fremder Feder

Montag, 26. August 2013

"Manches von dem, was später zu Hitlers effektvollsten Folterinstrumenten gehören sollte, wurde von Brüning eingeführt: die "Devisenbewirtschaftung", die die Auslandsreisen, die "Reichsfluchtsteuer", die die Auswanderung unmöglich machte; sogar die Beschränkung der Pressefreiheit und die Knebelung des Parlaments gehen, in den Anfängen, auf ihn zurück. Dabei tat er das alles, paradox genug, im tiefsten Grunde zur Verteidigung der Republik. Aber die Republikaner begannen sich begreiflicherweise allmählich zu fragen, was ihnen nach alledem eigentlich noch zu verteidigen blieb.
Meines Wissens ist das Brüningregime die erste Studie und, sozusagen, das Modell gewesen zu einer Regierungsart, die seither in vielen Ländern Europas Nachahmung gefunden hat: Der Semi-Diktatur im Namen der Demokratie und zu Abwehr der echten Diktatur. Wer sich der Mühe unterziehen würde, die Regierungszeit Brünings eingehend zu studieren, würde hier schon alle die Elemente vorgebildet finden, die diese Regierungsweise im Effekt fast unentrinnbar zur Vorschule dessen machen, was sie eigentlich bekämpfen soll: die Entmutigung der eigenen Anhänger; die Aushöhlung der eigenen Position; die Gewöhnung an Unfreiheit; die ideelle Wehrlosigkeit gegen die feindliche Propaganda; die Abgabe der Initiative an den Gegner; und schließlich das Versagen in dem Augenblick, wo alles sich zu einer nackten Machtfrage zuspitzte."
- Sebastian Haffner, "Geschichte eines Deutschen" -

Wohlstand für alle

In dieser Republik läßt man Missstände offen. Man ist ehrlich, sagt nicht, dass es sie nicht gibt, man merkt nur an, dass sie vielleicht nicht unbedingt das sind, was sie scheinen. So minijobben viele nebenher nicht aus der Not heraus, sondern aus ihrer gesteigerten Konsumlust. Ähnlich wertete man schon mal die Lage aus. Damals erzählte man, dass die Legionen von Rentnern, die im Alter immer noch erwerbstätig sind, nicht arbeiten, weil sie zu kleine Renten haben, sondern weil sie jung und kraftvoll geblieben seien.

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Gedanken, die einer hat, bevor er sich im zweiten Stockwerk Geiseln nimmt

Freitag, 23. August 2013

In jenem Zimmer, in dem der Geiselnehmer von Ingolstadt neulich sein Tagwerk verrichtete, stand ich vor vielen Jahren, um mich in meiner Ausweglosigkeit beim Bürgermeister zu beklagen. Das städtische Standesamt hatte bei der Bestellung des Aufgebotes meinem Nachnamen Unrecht angetan.

Es wollte mir nämlich das De von De Lapuente kastrieren. Lapuente habe mein zukünftiger Familienname zu sein. Denn es handle sich gemäß eines ominösen Paragraphen aus einer dicken Schwarte, um einen so genannten "spanischen Partikel", den man nach deutschen Namensrecht unbedingt schleifen muss, erklärte mir der Standesbeamte. Ich protestierte. Fragte, ob deutsche Von-Namen auch ihren Von weggeben müssen. Nö, die natürlich nicht. Die sind was Besseres. Hat er nicht gesagt. Ich habe es trotzdem herausgehört. Das sei bei deutschen Namen etwas völlig anderes, weil das De in italienischen oder spanischen Nachnamen meist nur eine Ortangabe darstelle. Bei oder von der Brücke, in meinem Falle. Dergleichen gäbe es natürlich im Deutschen eher nicht. Warum Namen keine Ortsherkunft deutlich machen dürfen, hat er mir nicht erzählt.

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Zwischen "Privatisierung" und Transparenz

Donnerstag, 22. August 2013

Die politischen Eliten haben ein ambivalentes Verhältnis zur Überwachung. Den Kamera- und Wanzenstaat lehnen sie nicht grundsätzlich ab. Prism habe schließlich auch gute Gründe. Nur selbst, wollen sie nicht zu sehr überwacht werden.

Die Bigotterie des Stadtrates meiner Heimatstadt, steht exemplarisch für dieses Verhältnis des bürgerlichen Konservatismus zur Transparenzpolitik. Jahrelang setzte er sich dafür ein, dass der Zentrale Omnibusbahnhof in Ingolstadt per Kamera überwacht wird. Ausländer und Alkoholiker würden dort ihren Tag verbringen und die Passanten ärgern. Irgendwann haben sie es dann durchgeboxt und als Zeichen kommunalpolitischer "Law and Order"-Politik einige Kameras installiert.

Zu Ohren gekommen

Mittwoch, 21. August 2013

Nach der Urteilsverkündung im Fall Bradley Manning, verkündeten die Medien im vereinten O-Ton: Mannig schuldig! In allerlei Variationen konnte man das lesen. Die Bildzeitung titelte "Schuldig, aber keine Todesstrafe" und der Stern überschrieb seinen Bericht mit "Schuldig der Spionage". In der Augsburger Allgemeinen hieß es "Schuldig: Manning drohen 100 Jahre Haft". Und selbst die Deutsche Welle glaubte titeln zu müssen: "Manning in 19 von 21 Anklagepunkten schuldig".

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Der Aufsichtsrat wird bestätigt

Dienstag, 20. August 2013

Der Agenturbericht für den 23. September liegt schon in den Schubladen.

Berlin, 23. September 2013 - Die Hauptversammlung der Deutschen Neoliberalismus AG hat die sehr erfolgreiche Arbeit von Vorstand und Aufsichtsrat in den Geschäftsjahren von 2005/2009 bis 2013 honoriert und am 22. September 2013 in den Wahllokalen ihr vollstes Vertrauen ausgesprochen. Der Vorstand und der Aufsichtsrat wurden mit der absoluten Mehrheit aller stimmberechtigten Stimmen bestätigt. Sämtliche weiteren Beschlüsse werden nun mit großer Mehrheit des anwesenden stimmberechtigten Kapitals in den nächsten Tagen getroffen.

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Die mentale Volkspartei

Montag, 19. August 2013

oder Eine im Alltag angebotsorientierte Partei, in die man in Feststunden alles Schöne, Gute, Wahre hineininterpretieren darf.

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands feierte dieses Wochenende im ganz großen Stil ihr 150-jähriges Bestehen. Über 150.000 Menschen sollen es laut Medienangaben in Berlin gewesen sein. Nena, Roland Kaiser, Fools Garden und Konstantin Wecker traten auf. Ein fröhlicher Rummelplatz. Die SPD als Event für den Nachmittag. Und natürlich wurde der Geist ihrer großen Geschichte beschworen, die heutige SPD in die Rolle der Bebel-Socialdemokratie gerückt. Was für ein Bohai!

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Kairo und das digitale Ende der Menschlichkeit

Sonntag, 18. August 2013

Fabian Köhler über die unmenschliche "Islamisierung" der Geschehnisse in Ägypten.

Hunderte Menschen starben in den letzten Tagen in Ägypten. Zwischen Islamisten und Militär Stellung zu beziehen, fällt auch in Deutschland vielen schwer. Dabei braucht es zur Positionierung gegen Gewalt nur eines: Menschlichkeit. Ein Appell.

Es gibt entspanntere Zeiten in der Online-Redaktion, als jene, in denen islamische Länder in Gewalt versinken. Nicht weil die Nachrichten über Tote und Verletzte kein Ende zu nehmen scheinen. Es ist die Menschenverachtung der Meinungsäußerungen in User-Kommentaren, die frustriert.

Die SPD wählt man trotzdem nicht

Freitag, 16. August 2013

So merkelfrustriert, jetzt Peer Steinbrück zu wählen, weigere ich mich zu sein.

Sicher, Merkel gehört abgewählt. Und dann? Was bleibt mir? Soll ich zufrieden werden? Ich bin als trauriger Chronist des neoliberalen Imperialismus freilich nur eine Randnotiz. Jeder hat seine Rolle. Und wie es aussieht, werde ich mit oder ohne Merkel immer in der Opposition bleiben. Für mich gibt es keinen anderen Plan.

Aber diese Merkel wird mir immer unerträglicher. Die Arroganz, mit der sie Kritik herunterspielt und wie infantiles Gemeckere aussehen läßt, läßt mich in Ekel zerfließen. Das deutsche Wesen, das sie Europa einpflanzen will, die Deckung der Überwachung, alleine dieser Satz letztens bei einer Kundgebung in Aschaffenburg, wo sie einigen Zuschauern, die buhten, doch tatsächlich Trost spendete mit dem Worten, die könnten doch froh sein, dass sie hier so offen ihre Meinung kundtun dürften. Ich spüre es schon körperlich, dass diese Administration weg muss. Nur bei all diesen Motiven, warum die Frau weg muss: Was kommt dann?

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Machen's halt Ihr Fenster zu!

Donnerstag, 15. August 2013

Eine nächtliche Party im Nachbarhaus, die mit guten Worten nicht zu beruhigen war, veranlasste mich vor einer Weile dazu, die Polizei zu rufen. Die kam, hörte zu und bestätigte, dass hier ein Vorfall nächtlicher Ruhestörung vorliege. Einer der Polizisten riet mir: "Machen's halt ihr Fenster zu." Ohne Frischluftzufuhr könne ich schließlich genauso schlafen. Und die lärmende Party könne trotz Verstoßes weitergehen.

In den letzten Tagen erinnerte ich mich beim Durchblättern von Zeitungen und Magazinen an diesen Vorfall. Findige IT-Experten und Ratgeber erklärten, wie man sich NSA-sicher machen könne und wie man seine E-Mails richtig verschlüssele, um vor den Geheimdiensten dieser Welt sicher zu sein.

Der algorithmische Gottesbeweis

Mittwoch, 14. August 2013

Tatbestände lassen sich gemeinhin durch Beweise verifizieren. Das ist in den meisten Wissenschaften so und in der Justiz sollte es auch so sein. Die "Ökonomie des Terrorschutzes" legitimiert sich allerdings anders. Sie braucht keine Beweise als Beweis.

Durch Abwesenheit anwesend

Das ist der Beweis: Das Idyll belegt
den Terror, Idylle, Fredric Leighton
Ganz im Gegenteil, der Nicht-Beweis ist vielleicht sogar aussagekräftiger als der Beweis. Oder sagen wir, er ist gleichrangig. Als die US-Administration aufgrund Terrorwarnungen einige Botschaften geschlossen hielt, da war es schon nicht mehr substanziell, ob nun eine Botschaft attackiert wurde oder nicht. Anschlag oder Nicht-Anschlag sind gleichermaßen Beweise für diese Sicherheitsökonomie. Geschieht ein Anschlag, so fühlt sich die Überwachungsmentalität bestätigt. Bleibt er aus, so glaubt man darin ein Indiz für die Zweckmäßigkeit der Überwachung zu wittern.

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... rückwärts immer

Dienstag, 13. August 2013

In eine überwachte Welt hineingeboren und eine überwachte Welt verlassen.

"Wir stellen die Systemfrage! Für alle von den geheimen Diensten noch einmal zum Mitschreiben: Die, die aus der PDS kommen, aus der EX-SED, und auch die neue Partei DIE LINKE – wir stellen die Systemfrage." So provozierte Lothar Bisky noch 2007. Die geheimen Dienste haben mitgeschrieben. Ohne Aufforderung. Man muss sie nicht bitten. Das wissen wir heute.

Quelle: Bundesarchiv
Nachdem sich der Sozialismus nicht erhalten ließ, nachdem die demokratischen Reformbestrebungen, für die auch Bisky einstand, nicht mehr massentauglich waren, mochte in manchem Linken die Hoffnung aufgekeimt sein, dass diese Bundesrepublik möglicherweise doch eine historische Chance sein könnte. Wäre es nicht denkbar, dass sich mehr und qualitativ bessere soziale Gerechtigkeit auch und gerade auch viel besser im Wohlstand des ehemaligen Klassenfeindes einfordern ließe?

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Aus fremder Feder

"Indoktrination ist keineswegs inkompatibel mit der Demokratie. Vielmehr [...] ihre Essenz. [...] Ohne Knüppel, ohne Kontrolle durch Gewalt [...] muß man das Denken kontrollieren. Dazu greift man zu dem, was in ehrlicheren Zeiten Propaganda genannt wurde."
- Noam Chomsky, "Die Konsensfabrik" -

Den Sack voller Scheiße, den es nicht gibt

Montag, 12. August 2013

Irgendwo bemerkt Bukowski, dass die Welt im Grunde genommen nur ein Sack voller Scheiße sei, der jederzeit zu platzen drohe. Nun aber behauptet Markus Gabriel, dass es eine Welt überhaupt nicht gibt. Und damit den Sack voller Scheiße nicht? Das macht mir Sorgen.

Der Versuch einer Einordnung und sowas wie eine Rezension.

Quelle: Ullstein Verlag
Gabriel philosophiert sich in "Warum es die Welt nicht gibt" nicht nur durch die Historie, sondern entwirft selbst ein philosophisches Gebäude. Von dem ist er jedoch überzeugt, dass es das gibt. Nur die Welt gibt es nicht. Weltanschauung und Weltsicht gleichwohl demgemäß auch nicht. Dass man die Welt als etwas in sich Geschlossenes betrachten könnte, schließt Gabriel völlig aus. Es sind bestenfalls Weltausschnitte, die wir irrtümlich gerne als "die Welt" bezeichnen. Er räumt aber ein, dass die Welt ein Bereich aller Bereiche ist, ein Bereich sämtlicher Sinnfelder, in der es Tatsachen gibt, die aber nicht zwingend materieller Natur sein müssen.

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Prioritäten aus Fleisch und Blut

Samstag, 10. August 2013

oder Die Kantine als Knast?

Manchem Griechen fehlt das Geld für sein tägliches Brot. Für dieses dem Spardiktat geschuldete Phänomen erhält die Kanzlerin gemeinhin viel Lob. Den Deutschen ist eine wöchentlich "verordnete" Gemüsefrikadelle schon zu viel - oder besser gesagt: zu wenig. Mit der Veggie Day-Empörung zeigt dieses Land, was ihm wirklich wichtig ist.

Natürlich ist der Vorschlag der Grünen unsinnig. Der typische Versuch bürgerlicher Damen und Herren, ihren Typus anderen aufzunötigen. Aber ein Generallangriff auf die Freiheit, zu dem man diesen Vorschlag erhöht, ist das beileibe nicht.

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Eskapistische Arztbesuche in der Post-Demokratie

Freitag, 9. August 2013

oder Please Mister Postman, look and see / if there's a letter in your bag for me.

Man kann auf vielerlei Arten eine arme Sau sein. Man kann es sein, weil man kein Geld hat. Und man kann es sein, weil man irrationale Ängste entwickelt und sich von diesen dominieren läßt. Hartz IV gelingt es, diese beiden Gebiete der Armut gleichzeitig zu erschließen.

War ich nun mehr arme Kreatur, weil es mir an Geld mangelte oder deswegen, weil ich jeden Tag auf den Postboten wartete, wie ein Süchtiger auf sein Quantum Stoff? Ihn abpasste, meine Erledigungen nach seinem möglichen Erscheinen ausrichtete, mich danach orientierte, wann er vorfuhr und schier verzweifelte, wenn ich just zur Zeit seines potenziellen Kommens, etwas anderes erledigen musste?

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Die "Einstellung"

Donnerstag, 8. August 2013

Mein Vater war ein spanischer Gastarbeiter. Er hatte es mit Verachtung im Alltag zu tun und regelmäßig fragte ein Zeitgenosse überdosiert höflich, ob er denn mit Eintritt in die Rente wieder heimgehe. Er litt zuweilen sehr darunter. Nach über dreißig Jahren in Deutschland verwehrte man ihm immer noch, dass er Deutschland als seine Heimat ansehen durfte. Damals sei die Einstellung gegenüber Gastarbeitern eben so gewesen, entschuldigt man Kohls einstiges Vorhaben zur Türkenhalbierung.

Eine softe Diktatur voll Kundenorientierung

Mittwoch, 7. August 2013

oder Der moderne Staat als Verbraucherschutzmacht und Nicht-Garant von Bürgerrechten.

Die Weltgesellschaft hat in den letzten Jahrzehnten verfolgt, wie der Konsens von Washington sich Instanzen wie den IWF und die Weltbank schuf, um in Schwellenländern so genannte "Strukturanpassungen" durchzuboxen. Haushaltskürzungen, Privatisierungen, Deregulierungen und der Abbau von Zollschranken waren hierzu die gebotenen Maßnahmen. Die haben es irgendwann bis in die westlichen Partnerländer der Vereinigten Staaten geschafft, sind nun auch die Parolen in Industriestaaten und an der europäischen Peripherie hungern sie Menschen aus.

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Kurz kommentiert

Dienstag, 6. August 2013

"Der Fall Berlusconi ist ein Symbol für die Unreife des politischen Systems in Italien."
- Tobias Piller, Frankfurter Allgemeine vom 2. August 2013 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Man kann als Kommentator selbstverständlich über die "Unreife des politischen Systems in Italien" spekulieren. Ob sich allerdings diese Unreife an der Behandlung des Falles Berlusconi abzeichnet, nur weil parallel dazu noch wirtschaftliche Probleme das Land in Atem halten, ist aber schon fraglich. Man könnte als Journalist aber natürlich auch über die juristische Reife Italiens sprechen. Eine Reife, die man hierzulande vermisst.

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Im Durchschnitt

Montag, 5. August 2013

Letzte Woche konnte ich in der Zeitung lesen, dass mein Geldvermögen geklettert sei. Als ich dann noch so ein Radio-Feature gehört habe, in dem es hieß, die Deutschen würde immer reicher, da glaubte ich es sogar. Nicht übel, dachte ich mir, endlich mal Dry Aged Beef statt Discount-Hackfleisch, das mit Mehlpampe und Rote-Beete-Saft "angereichert" wird.

Der Gang zur Bank war ernüchternd. Der Blick auf das Konto trist. Es hatte sich nichts geändert. Auf meinem Konto lag kein Dry Aged Beef, sondern die übliche Summe, die zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel ist. Da lebe ich seit 35 Jahren in Deutschland, in dem Land, das immer reicher wird und ich gehöre mal wieder nicht dazu. Leute, Integration sieht anders aus.

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Die Diktatur meteorologischer Strahlemänner

Freitag, 2. August 2013

oder Wenn die Sonne aus dem Arschloch scheint.

Tolle Aussichten fürs Wochenende. Der Sommer bleibt. Sonne satt. Herrliches Wetter. Genießen Sie die Sonnenstrahlen. Und auch nächste Woche soll es schön bleiben. Der Sommer nimmt kein Ende. Laue Nächte pur. Diese stereotypen Sprüche aus der Wettervorhersage, von Metereologen und Moderatoren, kotzen mich nicht nur an, sie sind das Abbild einer Massenmeinung, die mir im realen Leben kaum begegnet.

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