Die Geschichte des Seitenwechsels
Mittwoch, 27. Februar 2013
Quelle: Rotbuch |
Wenn nun dieser Tage Joseph Ratzinger seinen Pileolus an den Nagel hängt, dann verlässt einer die Bühne, die er innerkirchlich als reformfreudiger junger Mann betreten hatte. Im Fahrwasser des Vaticanum II sprach er sich für eine transparente Kurie aus und stand der Öffnung des Katholizismus, wie es dem damaligen Papst Johannes XXIII. vorschwebte, recht aufgeschlossen gegenüber. Mit Abgabe des Fischerrings geht schließlich ein Ratzinger ab, der von seiner damaligen Offenheit nichts mehr an sich hatte, teils reaktionär und teils einfach nur verstockt an der Starrheit seiner Kirche festhielt.
Leute, die Positionen aufgeben, um das glatte Gegenteil zu verkündigen, gibt es in jeder Haltung, in jeder Weltanschauung. Vielleicht aber hat keine so viele Abweichler erdulden müssen wie die politische Linke. Heute zumal. Marco Carini hat ein Buch über diese Renegaten geschrieben. Die Achse der Abtrünnigen: Über den Bruch mit der Linken hat er es genannt.
Carini spannt darin einen weiten Bogen. Das Renegatentum hatte zu jeder Zeit andere Motive und zeitigte letztlich auch immer andere Folgen. Er beginnt mit den ersten Abweichlern, die sich dank Stalin und etwas später aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes abwandten und kommt dann zu den Abtrünnigen im Dickicht des Kalten Krieges, schwenkt sodann auf die Wechsel innerhalb der deutsch-deutschen Beziehung hinüber, um danach einige aktuelle Zeitgenossen abzuhandeln. Grüße an Broder und Fleischhauer. Zuletzt handelt er allerlei Thesen der Linken und Gegenthesen der Renegaten ab.
Schrecklich unaufgeregt und neutral wittert Carini den Folgen der Abweichung nach - und er beschreibt, wie die Renegaten selbst mit ihrem Überlaufen umgingen. Für manche war der Sozialismus zu einen Gesellschaftsentwurf geworden, den man ausrotten sollte - andere glaubten, dass mit dem Stalinismus die eigentliche Idee derart pervertiert wurde, dass eine Reform grundlegend nötig wäre oder aber gar nicht mehr denkbar. Sie nannten sich weiterhin Sozialisten, auch wenn sie nicht mehr im Sozialismus lebten, sondern rübermachten. Insofern wurden sie zu ungeliebten Mitbürgern hüben wie drüben, zu Grenzgängern zwischen den Ideologien.
Die Renegatenliteratur ist ein breites Spektrum. Es reicht von Bekenntnissen und Erweckungsrufen, die einem Augustinus alle Ehre machen, von Eingeständnissen der Verfehlung und der Einsicht, nun endlich wieder klar zu sehen, bis hin zur gnadenlosen Abrechnung mit jenem Dschugaschwili, der den real existierenden Sozialismus mit Arbeitslagern und Säuberungen ausstattete und ins Verbrechen und damit ins Absurde rutschen ließ. Die Thesen der Renegaten wurden immer auch von denen aufgegriffen, die Interesse daran hatten, ihre Ablehnung für die politische Linke von solchen untermauern zu lassen, die Einblicke in diese Linke hatten, von jenen Abtrünnigen eben. Dem deutschen Faschismus dienten die Anti-Stalinisten als Beleg für die Rückständigkeit der Moskowiter Steppenmenschen; für die Kalten Krieger des Westens waren sie der Beleg dafür, grundlegend unfehlbar zu sein - die Bundesrepublik lauschte den Berichten der Enttäuschten Ostdeutschlands mit Wonne. Und die heutigen Ex-Linken, die meist nicht mehr als reine Befindlichkeitskonservative sind, ohne irgendeinen Stalinismus je erlebt zu haben, der ihre Abneigung nach Links erklärbar und nachvollziehbar machen könnte, werden als Prediger des Neokonservatismus und Neoliberalismus rekrutiert.
Carini liefert Biographien verschiedenster Renegaten. Die einen sind Überläufer - Röhl beispielsweise. Die anderen nicht so richtig - Havemann. Die einen sind sofort gegen das, wofür sie unmittelbar vorher noch waren - Giordano zum Beispiel. Andere brauchen länger für diesen Wandel - Biermann. Manche wandeln sich nie, sondern fühlen sich als die richtigen Sozialisten, die den falschen Sozialisten nun aus der Ferne die Leviten lesen - so wie Heym. Manche eigneten sich blendend, um gegen die politische Linke in Stellung gebracht zu werden - Buber-Neumann sei hier genannt. Und andere werden auch von den Linkenhassern nicht verehrt, als sie zum Renegaten wurden - Bahro.
Es ist ein kurzweiliger und informativer Streifzug durch die Geschichte der Abweichler, die ja eben nicht alle abwichen, sondern fanden, dass der real existierende Sozialismus die Abweichung war. Carini bietet da einen spannenden und beileibe nicht trocken lesbaren Einblick in die Geschichte der politischen Linken.
Gerhard Schröder und Joschka Fischer, und dies sei nun zum Abschluss gesagt, werden im Buch nicht genannt. Wahrscheinlich konnte Marco Carini am Ex-Juso und am Ex-Sponti nichts Linkes in der Vergangenheit finden. Mal am Tor zum Bundeskanzleramt zu rütteln oder unpolitischen Krawall mit Pflastersteinen zu machen, reicht nicht aus, um als Linker in Betracht zu kommen. Da ist der scheidende Papst ihnen voraus - der hat sich wenigstens verändert, wenn auch nicht ins Gute; der Koch und sein Kellner, wie sich diese Macht- und Männerfreundschaft zwischen 1998 und 2005 mal nannte, blieben immer wie sie vorher schon waren.
Die Achse der Abtrünnigen: Über den Bruch mit der Linken von Marco Carini ist im Rotbuch Verlag erschienen.
Leute, die Positionen aufgeben, um das glatte Gegenteil zu verkündigen, gibt es in jeder Haltung, in jeder Weltanschauung. Vielleicht aber hat keine so viele Abweichler erdulden müssen wie die politische Linke. Heute zumal. Marco Carini hat ein Buch über diese Renegaten geschrieben. Die Achse der Abtrünnigen: Über den Bruch mit der Linken hat er es genannt.
Carini spannt darin einen weiten Bogen. Das Renegatentum hatte zu jeder Zeit andere Motive und zeitigte letztlich auch immer andere Folgen. Er beginnt mit den ersten Abweichlern, die sich dank Stalin und etwas später aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes abwandten und kommt dann zu den Abtrünnigen im Dickicht des Kalten Krieges, schwenkt sodann auf die Wechsel innerhalb der deutsch-deutschen Beziehung hinüber, um danach einige aktuelle Zeitgenossen abzuhandeln. Grüße an Broder und Fleischhauer. Zuletzt handelt er allerlei Thesen der Linken und Gegenthesen der Renegaten ab.
Schrecklich unaufgeregt und neutral wittert Carini den Folgen der Abweichung nach - und er beschreibt, wie die Renegaten selbst mit ihrem Überlaufen umgingen. Für manche war der Sozialismus zu einen Gesellschaftsentwurf geworden, den man ausrotten sollte - andere glaubten, dass mit dem Stalinismus die eigentliche Idee derart pervertiert wurde, dass eine Reform grundlegend nötig wäre oder aber gar nicht mehr denkbar. Sie nannten sich weiterhin Sozialisten, auch wenn sie nicht mehr im Sozialismus lebten, sondern rübermachten. Insofern wurden sie zu ungeliebten Mitbürgern hüben wie drüben, zu Grenzgängern zwischen den Ideologien.
Die Renegatenliteratur ist ein breites Spektrum. Es reicht von Bekenntnissen und Erweckungsrufen, die einem Augustinus alle Ehre machen, von Eingeständnissen der Verfehlung und der Einsicht, nun endlich wieder klar zu sehen, bis hin zur gnadenlosen Abrechnung mit jenem Dschugaschwili, der den real existierenden Sozialismus mit Arbeitslagern und Säuberungen ausstattete und ins Verbrechen und damit ins Absurde rutschen ließ. Die Thesen der Renegaten wurden immer auch von denen aufgegriffen, die Interesse daran hatten, ihre Ablehnung für die politische Linke von solchen untermauern zu lassen, die Einblicke in diese Linke hatten, von jenen Abtrünnigen eben. Dem deutschen Faschismus dienten die Anti-Stalinisten als Beleg für die Rückständigkeit der Moskowiter Steppenmenschen; für die Kalten Krieger des Westens waren sie der Beleg dafür, grundlegend unfehlbar zu sein - die Bundesrepublik lauschte den Berichten der Enttäuschten Ostdeutschlands mit Wonne. Und die heutigen Ex-Linken, die meist nicht mehr als reine Befindlichkeitskonservative sind, ohne irgendeinen Stalinismus je erlebt zu haben, der ihre Abneigung nach Links erklärbar und nachvollziehbar machen könnte, werden als Prediger des Neokonservatismus und Neoliberalismus rekrutiert.
Carini liefert Biographien verschiedenster Renegaten. Die einen sind Überläufer - Röhl beispielsweise. Die anderen nicht so richtig - Havemann. Die einen sind sofort gegen das, wofür sie unmittelbar vorher noch waren - Giordano zum Beispiel. Andere brauchen länger für diesen Wandel - Biermann. Manche wandeln sich nie, sondern fühlen sich als die richtigen Sozialisten, die den falschen Sozialisten nun aus der Ferne die Leviten lesen - so wie Heym. Manche eigneten sich blendend, um gegen die politische Linke in Stellung gebracht zu werden - Buber-Neumann sei hier genannt. Und andere werden auch von den Linkenhassern nicht verehrt, als sie zum Renegaten wurden - Bahro.
Es ist ein kurzweiliger und informativer Streifzug durch die Geschichte der Abweichler, die ja eben nicht alle abwichen, sondern fanden, dass der real existierende Sozialismus die Abweichung war. Carini bietet da einen spannenden und beileibe nicht trocken lesbaren Einblick in die Geschichte der politischen Linken.
Gerhard Schröder und Joschka Fischer, und dies sei nun zum Abschluss gesagt, werden im Buch nicht genannt. Wahrscheinlich konnte Marco Carini am Ex-Juso und am Ex-Sponti nichts Linkes in der Vergangenheit finden. Mal am Tor zum Bundeskanzleramt zu rütteln oder unpolitischen Krawall mit Pflastersteinen zu machen, reicht nicht aus, um als Linker in Betracht zu kommen. Da ist der scheidende Papst ihnen voraus - der hat sich wenigstens verändert, wenn auch nicht ins Gute; der Koch und sein Kellner, wie sich diese Macht- und Männerfreundschaft zwischen 1998 und 2005 mal nannte, blieben immer wie sie vorher schon waren.
Die Achse der Abtrünnigen: Über den Bruch mit der Linken von Marco Carini ist im Rotbuch Verlag erschienen.
21 Kommentare:
Hallo Roberto,
es ist wie mit allen guten Ideen: wenn sie erst mal ihre Vergewaltiger, die Fanatisten und Egoisten gefunden hat, dann werden sie allzu gern und schnell von den Menschen verworfen.
Das wahre Christentum, wie es unter dem Römischen Reich entstand und die kommunistische Idee haben mehr gemeinsam, als viele sehen wollen. Beide eint vieles, bis hin zu ihren Verrätern.
Ich bin atheistisch erzogen worden, glaube aber dennoch an so etwas wie einen Gott; auch wenn mein Glaube mit dem Auftritt einer Kirche und dem Papst nichts gemein hat.
Für mich ist die Idee von einer gerechteren Gesellschaft mit dem Zusammenbruch der sozialistischen Staatengemeinschaft nicht tot.
Noch lange nicht!
Hierüber muß ich noch eine ganze Weile nachdenken.....
@Martina
Deinem Kommentar kann ich mich anschließen !
@Roberto J. de Lapuente
Danke für den Text, der mir - wie immer - aus dem Herzen spricht.
Übrigens irgendwo las ich einmal, dass die Neubekehrten immer die schlimmsten Renegaten sind - angefangen hat ja alles mit den Religionen (die eigentlich auch nichts anderes als Ideologien sind):
Man denke hier nur an den eigentlichen Gründer des Christentums - einen gewissen Saulus, der zum Paulus wurde.
...anders ausgedrückt - mit einem Spruch, den ich aus meiner Erinnerung zitiere:
"[...]Die größten Feinde der Elche waren früher selber welche[...]"
Gruß
Bernie
Du hast vollkommen recht, Martina!
Dass die großartigen und letztlich auch wissenschaftlich fundierten Vorstellungen vom Sozialismus und schließlich Kommunismus mehrfach in die Hände von Karriersten, Gaunern, manchmal auch bloßen Dummköpfen geraten konnte bedeutet keinesfalls ein "Scheitern des Kommunismus".
Er muss nur von ordentlichen, d.h. ehrlich arbeitenden, kultivierten und gut gebildeten Menschen in die Hand genommen werden.
So können falsche Propheten auch ganz schnell wieder in die Wüste geschickt werden, Leute, die sich überall einzuschleichen versuchen, wo eventuell Macht und Pöstchen winken könnten.
Die große Mehrheit der arbeitenden Klassen in den kapitalistischen Ländern wird längerfristig nicht umhin kommen, die Frage des Sozialismus und Kommunismus erneut auf die Tagesordnung zu setzen.
Selbstverständlich müssen dabei alle Erfolge (von denen es nicht wenige gab), aber auch alle Fehler, Ungerechtigkeiten bis hin zu rechtswidrigen Gewaltakten und revisionistischen Abweichungen vergangener Versuche dabei unbedingt berücksichtigt werden.
Denn das nächste mal sollte der Sozialismus endlich funzen! ;.)
Beste soz. Grüße von
Bakunin
Schon das Wort "Abtrünnige" gefällt mir nicht. Nimmt man die linken DDR-Kritiker, so wollten die sehr wohl beim Sozialismus mitmachen, wurden jedoch von der Staatsmacht mit Gewalt ausgeschlossen: Havemann in den Hausarrest, Biermann in den Westen und Bahro gleich ins Gefängnis.
Letztlich scheint es mir darum zu gehen, wie man sich zu der unbestreitbaren Tatsache stellt, dass alle sozialistischen Versuche in der Wirklichkeit zu Despotie und Unfreiheit geführt haben. Die Linken sagen dann: Stalin war ein Verbrecher, aber Mao macht es besser. Dann hieß es: Mao war ein Massenmörder, aber in Kuba läuft's besser. Dann: Kuba ist es auch nicht so toll, dafür Nicaragua. Dort sind die Sandinisten inzwischen aber abgewählt. Und immer so weiter... Dubcecs "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" war sicher ein toller Versuch, aber da sagten die Herren in Moskau: Das ist kein Sozialismus mehr und schickten ihre Panzer los...
Wie stellt man sich dazu? Glaubt man, dass der "wahre Sozialismus" erst noch komme? Oder liegt das Desaster schon der Theorie des Sozialismus selbst begraben?
Man könnte etwa auf Marx' Revolutionstheorie im "Kommunistischen Manifest" hinweisen, die sicher historisch ganz falsch ist. Oder man könnte darauf hinweisen, dass die bürgerlichen Errungenschaften der Menschenrechte, der Demokratie und der politischen Freiheit im Sozialismus immer unterbelichtet waren.
Wird in dem Buch auch Antworten auf die Frage nachgegangen, warum im Laufe des Lebens fast immer nur Linke nach rechts rücken, fast nie Rechte nach links?
Das wäre die eigentliche Grundsatzfrage hinter den Einzelfällen.
Oder wenn es nicht in dem Buch steht - hat einer eine Antwort darauf?
@Bert
Eine gute Frage, die du da stellst. Wobei ich nicht unbedingt davon überzeugt bin, dass hier Mißverhältnisse beim Lagerwechsel herrschen.
Ein philosophischer Versuch von mir, mich der Frage mal zu nähern:
Kann es sein, dass die, die links anzusiedeln sind, sich eher als schwach sehen (gut wird ja leider oft auch mit schwach gleichgesetzt) und sich dann beim Rechtsschwung mutig und stark fühlen und sich in dieser verkommenen Welt eher angenommen fühlen, als zuvor?
Und ist es vielleicht umgekehrt so, dass die, die sich ehemals rechts einordneten, sich beim Linksruck eher schäbig angesichts ihrer vorherigen Überzeugungen vorkommen und weniger in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten wollen, als die zuvor genannten?
Deshalb fand ich ja auch den konsequenten Wechsel vom Lanfontaine so mutig.
Mann, der steht ja heute immer noch als Verräter da!
@Bakunin
Soz. Grüße zurück.
Bin hier neu und freue mich über so viele Gleichgesinnte :)
ANMERKER MEINT:
Ja,ja die Sache mit den Renegaten. Oft sind sie ja eigentlich die "Abweichler", auf die zu hören sich lohnt, können als Kompass dienen, wenn sie weder rechtsgestrickt noch linksverbittert sind. Gebraucht werden sie allemal und sollten eigentlich, ihm Rahmen einer weisen Herrschaftsausübung, quasi institutionalisiert werden, als GEGENDENSTACHELLÖCKER, die "Eingefahrenes" immer wieder in Frage stellen, mit ihren "dissidenten" Argumenten willkommen sind und so den Motor der Veränderung in Gang halten. Aber dann müsste "herrschen" anders definiert, gestaltet werden - vielleicht als "dienen" im besten Sinne des Wortes.
MEINT ANMERKER
Ist doch so: Bei den meisten Menschen rückt mit zunehmendem Alter immer mehr das "Profitchen" in den Vordergrund. In dieser Hinsicht ist auf der "konservativen Seite" der Gesellschaft ganz einfach mehr und leichter zu holen.
Wirtschaftlich gesehen hat man auf der Seite der Ausbeutung ganz einfach die besseren Karten, und dazu muss man nicht mal die Küchenweisheit bemühen, dass, wer mit 20 kein Kommunist ist kein Herz habe und dass, wer mit 40 immer noch Kommunist ist, keinen Verstand habe.
Betrachte ich meine Biografie, so muss ich wohl keinen Verstand haben.
Hey ulli,
"Wie stellt man sich dazu? Glaubt man, dass der "wahre Sozialismus" erst noch komme? Oder liegt das Desaster schon der Theorie des Sozialismus selbst begraben?
Man könnte etwa auf Marx' Revolutionstheorie im "Kommunistischen Manifest" hinweisen, die sicher historisch ganz falsch ist."
Und wo sind deine stichhaltigen Beweise für deine bloßen Behauptungen?
MfG Bakunin
@anonym 10.05 Uhr
Auf dem Weg von der Idee zur Realität gibt es natürlich auch grosse Schwierigkeiten zu überwinden. Die Klassengesellschaft verschwindet ja nicht einfach mit der Proklamation einer sozialistischen Gesellschaft. Die Unterlegenen werden sich nicht einfach neu orientieren wollen, sondern halten weiterhin an ihren eigenen Ideen fest.
Auch innerhalb der Sozialisten wird es unterschiedliche Vorstellungen und auch Machtkämpfe geben.
Ich persönlich kann mir auch gut vorstellen, dass es eines starken Charakters bedarf auch dann an einer Idee festzuhalten, wenn diese von den eigenen Vorstellungen dieser Idee stark abweicht.
Von den ökonomischen Wirren mal ganz abgesehen.
Für Überläufer reicht mein Verständnis jedoch nicht. Denn ich habe ja zwei Augen von der Schöpfung bekommen um zu sehen. Eines links und eines rechts.
Gruss Troptard
DEN Sozialismus wird es so lange es Menschen gibt wohl nicht geben,aber dennoch: SOZIAL-IS-MUSS und HUMAN-IS-MUSS.
Linke aller Coleur vereinigt EUCH
Es wird Zeit
Bakunin:
Marx meinte, die kapitalistischen Gesellschaften würden sich in zwei Klassen teilen, in die übergroße Mehrheit der verarmten Proletarier und in eine Minderzahl von Kapitalisten. Er sah das Proletariat sozusagen als das Bindeglied zwischen den bisherigen Klassengesellschaften und der erwarteten klassenlosen Gesellschaft. Ich denke, er stellte sich das so ähnlich vor wie die Entstehung der Bourgeoise im Feudalismus: Inmitten der mittelalterlichen Gesellschaft, zunächst in den Städten, entstand eine neue Klasse von Kaufleuten und Händlern, die schließlich wirtschaftlich und gesellschaftlich dominant wurde und in den bürgerlichen Revolutionen auch die politische Macht eroberte.
Aber so ist es doch nicht gekommen: Die bürgerliche Gesellschaft ist aufgesplittet in eine Vielzahl von unterschiedlichen Klassen oder sozialen Schichten mit vollkommen unterschiedlichen Interessen und Weltwahrnehmungen. Die Arbeiterklasse selbst ist heute sogar in den hochentwickelten Gesellschaften des Westens eine gesellschaftlichen Minderheit.
Die Frage nach dem verlorenen revolutionären Subjekt bewegt denn auch schon lange die Gemüter. Herbert Marcuse beispielsweise vermutete es ja dann in Rastamen, Feministinnen und Obdachlosen.
27. Februar 2013 16:00
Anonym ulli hat gesagt...
"Marx meinte,"
So so... Marx "meinte", Meinte?????!!!!
No comments any more...
MfG Bakunin
Wusste Marx? :)
Blogger Roberto De Lapuente hat gesagt...
"Wusste Marx? :)"
Lieber Roberto, Marx und Engels wussten schon im Kommunistischen Manifest, dass sich das Besitzbürgertum, also die Bourgeoisie, alle "ehrbaren Berufe" zu "Knechten" macht, darunter die Doktoren, die Wissenschaftler, die Beamten,selbst die Theologen...., letztlich alles Lohnknechte des Kapitals, egal, ob von Kapitalisten, deren Verbänden, oder deren Staat, den ,dessen Institutionen bezahlt.
Der "ulli" oder du selbst magst vielleicht staunen, oder auch vor "gottloser" Blasphemie" erschaudern, aber selbst euer hochgeliebter Albert Einstein, oder die hochgelobten, in den 3oer Jahren zwecks einfachsten schnöden BROTERWERBS nach den USA emigrierte internationale Physiker-Gemeinde, welche gegen reinen Broterwerb, schnöden Lohn den US-Imperialisten im "Manhattan-Projekt" zusammen mit hunderttausenden einheimischen "wissenschaftlichen" US-amerikanischen Lohnknechten die Atombombe schufen zwecks Errichtung einer US-Weltherrschaft nach dem Niederringen der imperialitischen Konkurrenten Deutschland, Italien und Japan, sie alle waren durchgängig Lohnknechte(Huren) des Kapitals, hochqualifizierte Proletarier, ohne eine Dollar, Cent in der Tasche, etwas aus eigner "Vollkommenheit" auf die Beine zu stellen..., sorry.., ganz gewöhnliche, letztlich gekaufte Subjekte wie jede - sagen wir - ALDI- oder LIDL-Verkäuferin, Lohnknechte!
Will sagen: Der Proletarier ist ein Lohnknecht, welcher seine Arbeitskraft an die Eigentümer des Kapitals oder dessen Staates verkauft, nicht mehr und nicht weniger, mit welcher Ausbildung, Qualifikation auch immer.
Oder ein anderes Beispiel: Wer war Josef Mengele? Ein bösartiger Sadist und Menschenquäler in Auschwitz? Ein bloß böser böser SSler?
Nein! Sondern ein bezahlter wissenschaftlicher Lohnknecht von Bayer, Höchst, BASF, damals halt "IG Farben".
Gibt es nun ein Proletariat? Ja , es gibt es, in vielfältigsten Formen der Lohnknechtschaft zersplittert, je nach Hörigkeit; Beflissenheit, Ergebenheit(Beamte etc..) und natürlich "Ergiebigkeit" für den Profit des Kapitals.
Für einen neuen zu realisierenden Sozialismus gibt es also genügend besitzlose Leute mit vielfältigsten Qualifikationen, nur zuerst muss die Diktatur des Kapitals gestürzt werden, und zwar jenseits aller verlogenen und manipulierten "freien Wahlen".
MfG Bakunin
@Bakunin
Ich glaube "ulli" will hier nur provozieren ;-)
Übrigens lustig finde ich es, dass die Abtrünnigen sich eben nicht ganz von ihrer einstigen Ideologie entfernt haben - vom Sozialismus oder Kommunismus.
In der ideologischen Umsetzung haben die einiges - als Markttaliban, das Wort gefällt mir besser als Neoliberale - von der angeblich gescheiterten sozialistisch-kommunistischen Idee übernommen.
Ulli merkt es nicht einmal wenn er folgendes schreibt - rein bezogen auf Kommunismus bzw. Sozialismus:
"[...]Wie stellt man sich dazu? Glaubt man, dass der "wahre Sozialismus" erst noch komme? Oder liegt das Desaster schon der Theorie des Sozialismus selbst begraben?[...]"
...ersetz mal das Wort "Sozialismus" das Ulli benutzt durch Neoliberalismus und da hat man einen echten Augenöffner, denn auch die marktradikale Ideologie ist eine weltliche Religion die auf ein neoliberales, statt auf ein sozialistisches, Paradies hinarbeitet, dass irgendwann alle beglücken wird.....
Ulli merkt die Ähnlichkeit nicht einmal.....
Sehr amüsierte Grüße
Bernie
Zu meinem Beitrag vom 27. Februar 2013 09:54 - die Sache wird noch schlimmer wenn man, wie z.B. der Ex-Theologe der römisch-katholischen Kirche, und nun überzeugter Agnostiker, Karlheinz Deschner schreibt, dass die Kirche (=Religion) auch schon immer gut darin war Tatsachen so umzubiegen, dass die in ihr Geschichtsbild passen, und zwar seit Paulus schon.....in "Der gefälschte Glaube" kann man dies so über die römisch-katholische Kirche nachlesen, dass sich, wie bereits erwähnt, auf jede Ideologie (=Religion) anwenden läßt - Man nennt es auch Geschichtsfälschung, und darin sind Markttaliban bzw. Neoliberale ja auch Meister.....
Wie schrieb Albrecht Müller von den Nachdenkseiten einmal über Markttaliben "und paßt die reale Welt nicht zur Ideologie dann wird die halt passend gemacht".....Ironiemodus an, und Ergänzung auch hier hat der Taliban des Marktes von den Sozialisten/Kommunisten der gescheiterten autoritär-kommunistischen Diktaturen gelernt.....dumm nur, dass eben wegen dieser Erfahrungen, manche nicht mehr drauf reinfallen....
Amüsierte Grüße
Bernie
Anonym hat gesagt...
@Bakunin
"Ich glaube "ulli" will hier nur provozieren ;-) "
Nun ja, wenns der guten Sache dient, mag er ruhig provozieren! :-)
So können immerhin Unklarheiten in Bezug auf Kapitalismus und Kommunismus ein wenig ausgeräumt werden.
Dass der einstige reale Sozialismus nicht "friedlichen Revolutionen", sondern von oben, aus den "kommunistischen" Staats- und Parteiapparaten selbst angestifteten und organisierten friedlichen Konterrevolutionen erlag, ist inzwischen allen auch nur einigermaßen informierten Leuten gut bekannt.
(Selbst Teile der Geheimdienste waren involviert)
Doch warum konnte es allen diesen "kommunistischen" Ganoven gelingen, ihre eigenen Völker, die Arbeiter und Bauern so zu betrügen, sie allen Volkseigentums berauben um anschließend auf den Knien rutschend bei NATO und EU an die Türen zu klopfen?
Doch wohl nur, weil dieser Sozialismus ganz offenbar keine Sache des ganzen Volkes war, eine Menge schwerster Fehler aufwies.
Ich persönlich denke, dass da auch bei nicht wenigen ehrlichen Kommunisten, die es ja dort auch gab, eine gewisse Gläubigkeit eine Rolle spielte, beinahe ähnlich den heutigen "Marktwirtschaftlern".
Da ist also noch viel theoretische und praktische Arbeit zu tun bis zu einem neuen, dann endlich beseren und vor allem sichereren Sozialismus.
Trotzdem, beste soz. Grüße von
Bakunin
@Bakunin
Sehe ich ganz genauso ;-)
Wie bereits erwähnt ;-)
Gruß
Bernie
Die Schlussbemerkung zur Nicht-Behandlung von Schröder und Fischer hat mich ganz besonders gefreut.
Dankeschön dafür!
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