Die ausgebeuteten Säulen des Himmels

Freitag, 8. Februar 2013

oder Über ein Manifest reicher Leute.

Just an dem Tag, da ich eine Abhandlung über den Anarchismus und wie ich ihn sehe, in den Raum stellte, übergab mir der Postbote eine Buchsendung. Das ist zwischenzeitlich viele Wochen her. Im Karton enthalten war Das libertäre Manifest Blankertz'. Geschickt hatte es mir jemand, ein Libertärer, den ich schon länger kenne - er hatte mir schon vorab angekündigt, mir ein Exemplar zur Beurteilung zu schicken. Mit Zur Neubestimmung der Klassentheorie war das Manifest vielversprechend untertitelt. Indes eine solche Neubestimmung vermochte ich dann doch nicht zu finden. Schnell war mir klar, dass meine Gedanken zum Anarchismus grundsätzlich nicht mit diesem Manifest vereinbar sind, auch wenn die Libertären und die Anarchisten irgendwo mal zusammen in einer Ecke gestanden haben mochten. Beides passt heute unter keinen Umständen mehr zusammen.

Das libertäre Manifest strotzt vor Ekel vor dem Staat. Er - der Staat - ist darin ein Konstrukt der Gier, der Gewaltbereitschaft, der Unterdrückung und der Einschränkung. Vieles davon stimmt manchmal oder in homöopathischen Dosen - anderes ist einfach nur übertrieben und ideologisch konstruiert. Es ist ein Manifest des unterdrückten Kapitalismus und die unterdrückte Klasse scheint für Blankertz der Kapitalist zu sein. Der wird von allen Seiten ausgesaugt, seine Antriebskraft von überall her gedämpft. Das erinnert fatal an Ayn Rands haarsträubenden Roman von 1957, Atlas wirft die Welt ab hieß der, in dem sich die kapitalistischen Unternehmer in die Berge zurückzogen, weil sie sich stetig von Staat und Gesellschaft bevormundet und in ihrer Schaffenskraft behindert fühlten und weil sie dabei zusehen wollten, wie die Welt ohne Unternehmer an den Abrgund taumelt. Rand ordnete den Unternehmern die Rolle des mythologischen Riesen Atlas zu, der das Himmelsgewölbe schulterte und der nun seinen Dienst versagte. Die Unternehmerklasse war also nach Rand diejenige, die die Menschheit vorantreibe.

Möge uns also nicht der Himmel auf den Kopf fallen, weil Herr Atlas eine Schnute zieht, weil wir unsere Kapitalisten zu sehr in "sozialistisches" Bürokratentum hineinleiten, ihnen Zaumzeug anlegen. Blankertz' wie Rands Bestreben ist letztlich die Ideologie eines freien Marktes, in dem der Stärkere den Schwächeren erdrückt. Ist dieser nicht dergestaltet frei von staatlichen Eingriffen, so können die Mitspieler auf dem Markt nicht regellos frei handeln, so fällt uns der Himmel auf den Schädel, den die Kapitalisten auf ihren Schultern ruhen haben. Sie sind das Gewölbe einer für sie freien, einer für sie guten Welt. Zwar ziehen sie sich nicht wie in jenem Roman in eine Parallelwelt des Selbstmitleides zurück, aber ihre Reglementierung schade uns immens, will Blankertz sagen. Selbstmitleid schwingt freilich trotzdem mit. Denn es sei der teuflische Etatismus, die okkulte Lehre vom Staat, die die Befreiung des Kapitalisten nicht zulasse.

Natürlich ist diese Anschauung nicht mehr als ein Gag reicher Leute. Was Blankertz an Reichtümern hat, steht dabei nicht zur Debatte. Es interessiert mich auch nicht. Bloß wenn er nicht reich ist, so macht er sich zum Hausneger reicher Leute, um es mit Malcolm X zu sagen.

Andersherum gäbe alles Sinn, denn der Himmel fällt uns deswegen nicht auf den Kopf, weil es Regeln und Staatlichkeit gibt. Fielen die jedoch weg, bliebe denen, die nicht stark genug sind, nur ein flehender Blick hochwärts zum Himmel - denn der wäre kostenlos. Mehr bliebe jedoch nicht, denn alles andere wäre unerreichbar und unerschwinglich und von den Dominatoren des Systems der vermeintlichen Systemlosigkeit behindert. Natürlich wäre all das keine Systemlosigkeit, sondern hätte System. Es handelte sich in dieser marktkonformen Demokratie ohne etatistische Regelsetzungen um eine systematische Exklusionsgesellschaft, um ein System des gnadenlosen Missbrauchs von Eigentum und Produktionsmitteln und Machtstellungen. Und was ist das überhaupt für eine Metapher, den Himmel Säulen zu unterstellen? Das dünkt ja mittelalterlich!

So mittelalterlich, wie die Aussicht auf eine Gesellschaft, in denen kraftvolle Raubritter in den Reihen der Leibeigenen plündern und brandschatzen dürften. Man kann ja an der Staatlichkeit viel Kritik üben. Die einfachste Sorte Kritik ist die, dass er die Schuld für Kriege trage, weil er sich in seiner nationalistischen Ausformung nicht anders artikulieren könne. Der Zugriff des Staates auf seine Bürger im Kriegsfall ist das dramatische Paradebeispiel für einen Etatismus, der skrupellos und menschenverachtend seinen Selbstzweck erfüllt. Wer wollte dem etwas entgegensetzen? Gleichwohl ist der Staat Regelsetzer, schafft Rechtsgrundlagen und -ansprüche, in seiner leider ins Hintertreffen geratenen sozialstaatlichen Variante, versucht er Gleichstellung und rudimentären Wohlstand zu sichern. Fiele der Staat, in welcher Weise auch immer, plötzlich weg, werden zwar Gewaltakte wie Kriege nicht verschwinden, die Überwachung und der Vollzug von Regeln für ein akzeptables Zusammenleben jedoch wären verloren - was wiederum Gewalt nach sich zöge. Trotz Staat und auch weil der schöne Traum vom freien Markt immer mehr verwirklicht wurde und der Staat sich selbst deregulierte, was heißt: seine ureigenste Aufgabe abgab, gibt es heute Ungleichverteilung in exorbitantem Ausmaß. Ginge diese ungleiche Partizipation am Wohlstand der gesamten Menschheit eins zu eins in eine allgemeine Staatenlosigkeit über, so wartete für die meisten Menschen die Knechtschaft am Ende aller Träumerei.

Der Klassenkampf sei nicht vorbei, schreibt Blankertz. Und damit hat er natürlich recht. Die Theorie vom Ende aller Klasseninteressen hat sich als Einlullungstaktik erwiesen. Es ist aber nicht das, was Blankertz vorgibt. Er macht Kapitalisten zu den Opfern des unterdrückten Klassenkampfes. Man stelle sich mal Warren Buffett als unterdrückten Klassenkämpfer vor - und all die marktradikalen Mantras repetierenden Kapitalisten gleich dazu!

Kurzum, es ist ein Abgesang auf den Staat, wie ihn nur reiche Leute anstimmen können. Oder wie ihn nur Leute anstimmen, die reicher Leute Dogmen wiederkäuen. Das libertäre Manifest ist allerdings für diejenigen, die einen starken Mitspieler benötigen, leider kein erhellender Beitrag. Es vernebelt und dient der Sache einer Freiheit, die Knechtschaft bedeutet.



17 Kommentare:

Anonym 8. Februar 2013 um 08:44  

Blankertz unterscheidet zwischen Staatskapitalisten (die direkt das aus dem Nichts erzeugte Geld bekommen und dann noch zu alten Preisen einkaufen gehen) und Kapitalisten (ich würde von "Kapitalstockproduzenten" sprechen, da der Begriff ideologisch verseucht ist). Man muss sich die Frage stellen, wie wird ein Volk reich? In dem der Staat den Leuten das Geld wegnimmt und es denen gibt, die am lautesten schreien? Wird man reich indem man Schulden macht? Wird man reich in dem man Geld aus dem Nichts (Fiat Money) erzeugt? Sicherlich nicht. Reich wird man nur in dem man den Kapitalstock (Infrastruktur, Kommunikation, Maschinen, Technik, Wissen, Know-How) erhöht und dann auf erhöhtem Kapitalstock weiterproduziert.
Ich verstehe Ihre Staatsgläubigkeit überhaupt nicht. Noch nie hat ein Staat etwas für den "Normal"büger getan - immer nur ausgebeutet, nach dem Prinzip: ich nehme dir 50 EUR von 100 und gebe dir 10 EUR.
Was ist der Unterschied zwischen einem "Kapitalisten" (besser Kapitalstockproduzenten) und dem Staat? Die staatlichen Angebote (aktuell: Fernsehgebühr für ALLE) kann man nicht ablehnen, während niemand gezwungen wird einen Kühlschrank von Bosch zu kaufen.
Heute gilt mehr denn je - Nietzsches Satz: "Der Staat ist das kälteste aller kalten Ungeheuer und kalt lügt es auch: Ich der Staat, bin das Volk."
Noch NIE in der gesamten Geschichte der Menschheit hat ein Staat das Volk vertreten - er hat immer nur so getan als ob - stattdessen hat er IMMMER das Volk bis zum letzten Hemd ausgeplündert.

Anton Reiser

Anonym 8. Februar 2013 um 08:50  

Aufgrund der menschlichen Schwächen (Eitelkeit, Hybris, Größenwahn) sollten so wenig wie möglich Stellen existieren, die einem Menschen eine Machtausübung über Millionen von Menschen verschaffen. Denn wenn dieser Mensch Fehler macht, dann werden Millionen Menschen ist Elend gestürzt. Man denke nur an die glorreichen Ideen eines Mao, die Millionen von Hungertote erzeugte. Fakt ist, dass es solche MEGA-Stellen vorzugsweise beim Staat gibt (aktuell z.B. die EZB mit Super-Mario Drahgi - wenn der einen Fehler macht, ruiniert er die gesamte europäische Wirtschaft). Ein Unternehmer hingegen, wenn der einen Fehler macht, dann schädigt er allenfalls einige Tausend Leute.

Anton Reiser

Anonym 8. Februar 2013 um 09:55  

Habe das Buch nicht gelesen, aber das klingt mir sehr nach der anarchistischen Tea-Party...

Anonym 8. Februar 2013 um 09:56  

ANMERKER meint:
Eine klare Analyse, Roberto. Es hilft alles nichts: Wer sieht und erkennt, wie sich der als obsolet gepredigte Klassenkampf immer deutlicher auch bei uns gibt, nachdem die "Systemkonkurrenz" ausgeschaltet ist,kann nicht umhin, eine anderes Gesellschaftsmodell zu utpoiesieren, ein gerechteres allemal. Da stellt sich nun mal die Systemfrage aufs Neue und zugleich unerbittlich: Dieser uns täglich als alternativlos verkaufte Kapitalisimus, verschleiernd Marktwirtschaft genannt, birgt so viel an Ungerechtigkeit und Leid, das ja immer wieder zu recht von Dir und in Deinem Blog angeprangert, analysiert und kommentiert wird, dass nur eine Radikalkur Abhilfe schaffen kann. Bei diesem Sprung von der Quantität geübter Kritik hin zu einer neuen Qualität gesellschaftlicher Verfasstheit mitzuwirken ist und bleibt notwendig. Auch wenn die vormaligen Realsozialisten uns die Suppe versalzen haben, ein Sozialismus, nicht Sozialdemokratismus, mit menschlichem Antlitz und wahrer Demokratie bleibt nach wie vor ein theoretisch und praktisch erstrebenswertes Ziel.
MEINT ANMERKER

Anonym 8. Februar 2013 um 10:47  

Ein Fall für einfachste Küchentischpsychologie, angefangen mit Wikipedia: „Stefan Blankertz, Sohn des Pädagogen Herwig Blankertz“, seinerselbst „Vater des Publizisten und Gestalttherapeuten Stefan Blankertz“, welcher eine Bilderbuchkarriere vom „Bauhilfsarbeiter“ zum „ordentliche Professor für Pädagogik und Philosophie, gekrönt “mit „bekannteren Schülern“ absolvierte

Zu recherchieren, womit der Sohn sein Auskommen finanziert, fehlt mir die Geduld, nur so viel: „Mir hat das (sein Engagement) sehr geschadet, zumindest was die universitäre Karriere nach der Habilitation betrifft.“(Interview auf 30years.com, ein Blog zum Thema „Wendepunkt im Leben des Einzelnen, an dessen Schwelle er sich entscheidet, seine Zukunft frei zu gestalten.“)

Viel Lebensenergie hat der Sohn also investiert, gleich seinem übermächtigen Vater beim Arbeitgeber Staat gross rauszukommen – und ist gescheitert. Blinder Hass erklärt. Q.E.D.

Wie blind und mörderisch dieser Hass ist, kann aus der bei Wikipedia verlinkten Schrift „Kritische Einführung in die Ökonomie des Sozialstaates“ aus beliebigen Textstellen ganz einfach deduziert werden: „Brutal“ und „unmenschlich“ ist die schlichte Tatsache, dass Alte und Behinderte (Kleinkinder und Säuglinge hat er vergessen) von „denen, die mehr als ihre Subsistenz verdient haben“ ernährt werden müssen. (S. 126)

Es folgt eine ökonomische Mathematik auf Primarschulniveau, wo er diese „Arbeitslosen“ mit 10% veranschlagt und deren souveräne Handlungsalternativen als Kartoffelbauern er in exakt 3 möglichen Gesellschaftsformationen ausführt: (S.127) 1: Sie betreiben Subsistenzwirtschaft auf ihrem Grund und Boden („Eigentum schützt vor Übergriffen des Kollektive“), 2: Grundeigentum als Produktionsmittel ist kollektiv, also „werden (sie) austreten und versuchen, sich auf andere Weise Arbeit zu verschaffen.“, 3: Der autoritäre Sozialstaat „kann (ihnen) verbieten, wegzuziehen“, „ihnen verbieten, andere Berufe auszuüben“, „ihnen so viel Steuern verlangen, dass es sich für sie nicht lohnt, zu arbeiten“ und dann „Arbeitslosenunterstützung anbieten, damit sie nicht rebellieren.“

Dann folgt eine bestechende Logik (S.128): Einzig Formation 3. hindert die 10% daran, unter den Bedingungen von Formation 2. Kredite aufzunehmen und mit eigenen Produktionsmitteln reich zu werden. Schlussfolgerung: „Arbeitslosigkeit ist auf Dauer nur innerhalb von staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft möglich.“

Und da allein diese „staatlichen Eingriffe“ an sich schon „brutal und unmenschlich“ sind, dient die systematische Vernichtung von allen, die in diese Logik nicht passen, dem grossen Ganzen nur zum Besten. Das ist – eingangs psychologisch erklärte, damit aber keineswegs entschuldigte - schlecht verhüllte nationalsozialistische Ideologie in Reinkultur.

Anonym 8. Februar 2013 um 10:47  

Zu Anton Reiser:

Staatsgläubigkeit? Wenn ich vom derzeitigen Staat und dem herrschenden Neoliberalismus enttäuscht bin, kann das nicht heißen, dass ich den Staat in toto ablehne. Ich jedenfalls wäre schon heilfroh, wenn wir wieder einen Staat hätten, der wie in den 70er Jahren funktionieren würde. Richtig ist allerdings, dass es damals noch das Drohpotentials eines halbsozialistischen Gegenentwurf gab.

Lazarus09 8. Februar 2013 um 11:33  

Der Staat so wie er wirklich funktioniert ist ein Werkzeug zur Ausbeutung und Unterdrückung oder besser zur "Bewirtschaftung" der Mehrheit der Bevölkerung, ein Werkzeug der besitzenden Minderheit zur Aufrechterhaltung ihres verfassungsmäßig garantierten Rechts die Mehrheit der Bevölkerung ausbeuten zu dürfen zum Zweck des eigenen Kapital und Machtausbaus, nur weil sie über das Kapital verfügt.

Daran wird sich solange die Vollpfosten die Besitztitel der Reichen akzeptieren und deren Marionetten legitimieren, nichts ändern ... da kann man das Ding ruhig nennen wie man will. ;-)

666

Anonym 8. Februar 2013 um 12:25  

@ANMERKER
Einen Sozialismus mit "menschlichen Antlitz" wollen Sie. Das ist ein Widerspruch in sich. Einen Sozialismus mit "menschlichen Antlitz" kann es nicht geben, da JEDER Mensch unterschiedlich ist und der Sozialismus alle gleichmachen will. Außerdem maßt sich der Sozialismus Wissen an, dass er nicht haben kann. Was ist der Markt? Der Markt sind Millionen aber Millionen Interaktionen zwischen Menschen. Diese Marktteilnehmer (z.B. Biermarkt) haben ein Wissen - in ihren Köpfen - nicht in Statistiken (mit diesen Statistiken versuchen linke Bürokraten die Märkte zu dirigieren).
Natürlich gibt es "Marktversagen", denn wir leben nicht im Paradies, das uns die Sozialisten schon mehrmals prophezeit haben - tatsächlich gab es dann Millionen von Toten. Aber das heißt doch nicht im Umkehrschluß, das Polit-Aktionen, die völlig blind (Politiker haben nur Statistiken, die niemals das Wissen der Märkte abbilden können) in den Markt eingreifen, kein Versagen produziert. Sie beheben einen offensichtlichen Fehler und unsichtbar tauchen hundert neue Fehler auf.
Siehe Frederic BASTIAT:
http://bastiat.de/bastiat/was_man_sieht_und.html

Anonym 8. Februar 2013 um 12:31  

Blankertz will eine „Wirtschaft von unten“ (bottom-up-Prinzip)
Die Wirtschaft entwickelt sich dynamisch-evolutionär. FREIE Bürger tauschen sich aus und es entsteht etwas neues, dass niemand geplant hat.
(Natürliche Wirtschaftsordnung, d.h. Selbstorganisati-on)
So ist das Internet entstanden. Kein Kommissar hat das Internet am Reißbrett entworfen.
Die Wirtschaft wird als evolutionär gewachsener Organismus betrachtet, der, da alles mit allem zu-sammenhängt, nicht von oben gesteuert werden kann.
Die netzwerkartig-horizontale Struktur schädigt, bei Fehlentscheidungen, nur wenige tausend Menschen. Märkte führen zu schnellen, dynamisch-iterativen Fehlerkorrekturen, so dass eine Annäherung an ein Optimum stattfindet.
Vision: „Raumschiff Erde“ – Ein Netzwerk von millio-nen von Lokalwirtschaften, das niemand steuert.

Aber was wollen die Staatsgläubigen?
Sie wollen eine Wirtschaft von oben. Politiker, die sich Wissen anmaßen, das sie niemals haben können, dazu ist die Welt viel zu kompliziert (Billionen von Variablen), sollen "Marktversagen" beheben. Das ist völlig absurd!

Das ist das Ergebnis einer top-down-Wirtschaft:

Zentralisierte Wirtschaft (Brüssel, Berlin)
sog. „Wirtschaft von oben“ (top-down-Prinzip)
Die Wirtschaft wird von technokratischen Kommissaren am Reißbrett entworfen und auf Planziele fixiert. Werden die Planziele nicht erreicht, erdrosselt („rettet“) man notfalls ganze Volkswirtschaften (Griechenland!).
(Synthetische Wirtschaftsordnung, d.h. Zwangsorganisation)
Die Wirtschaft wird als eine Art Megamaschine betrachtet, die, mit ein paar wenigen Stellschrauben (z.B. EZB-Draghi-Zinssatz), von einer selbstherrlichen Elite gesteuert werden kann.
Die hierarchisch-vertikale Struktur schädigt, bei Fehlent-scheidungen, Millionen von Menschen. Politentscheidungen führen zu langsamen, statisch-ruckartigen Fehlerkorrekturen und verursachen dadurch weitere Fehler, die erneut korrigiert werden müssen. Die Politik lebt so gesehen von den Fehlern, die sie selbst erzeugt hat.

Vision: Weltregierung (Klimathematik wird als Einstieg benutzt) – eine Hybris-Elite herrscht und beutet den gesamten Erdball aus.

Anonym 8. Februar 2013 um 12:45  

Sind Sie mir nicht böse Hr. de Lapuente, aber wie Sie Hr. Blankertz angreifen, ist völlig daneben. Blankertz ist ein ruhiger, bescheidener Mensch, der sich kein Wissen anmaßt, dass er gar nicht haben kann. Alle linken Staatslenker leiden leider an Hybris und Wissensanmaßung und das ist fatal für ALLE Menschen.

Hier ein Interview mit Stefan Blankertz:
http://www.youtube.com/watch?v=2OkfTJbEXJM

Anton Reiser

Dennis82 8. Februar 2013 um 12:59  

Danke für den Artikel, Roberto! War überfällig. Die derzeitige überall grassierende "Deregulierung" ist doch nichts anderes als Reduktion des Staates zugunsten privater Freiheit und Anarchie.

@666: Exakt - er ist ein Werkzeug - mehr aber eben nicht. Entscheidend ist allein, wer die Macht über dieses Werkzeug hat. Ich sehe gerade hier einen bedeutenden Erfolg der neoliberalen - den Begriff des "Staates" bis weit ins Linke Lager hinein so zu diskreditieren, dass selbst diese nicht mehr zwischen elementar unteschiedlichen Begrifflichkeiten unterscheiden. Also hier nicht mehr von der Regierung (die den Staat lenkt) oder der Herrschaftsschicht. Ähnlich dem Erfolg, das Desinteresse weiter Teile der Bevölkerung an Politik mit pauschalen Aussagen wie "die Politiker" zu festigen!

ad sinistram 8. Februar 2013 um 13:39  

Blankertz ist ein ruhiger, bescheidener Mensch, der sich kein Wissen anmaßt, dass er gar nicht haben kann.

Du hast vergessen, dass er gerne Kaffee trinkt...

Weil er ruhig und bescheiden ist, ist es völlig daneben, ihn anzugreifen? Ihn angreifen? Wo ist das denn überhaupt geschehen?

Ach Gott ja, die linken Staatslenker... klarklar...

Anonym 8. Februar 2013 um 16:46  

aber blankertz ist kein linker, dennis. er gehört der neuen rechten zu.

Anonym 8. Februar 2013 um 21:51  

@Roberto J. de Lapuente

Ich teile deine Ansichten, aber ein paar Anmerkungen hätte ich doch dazu:

Was ist wenn "der Staat" längst durch (neoliberale) Kapitalisten unterwandert ist?

Ist es nicht längst Überfällig sich "den Staat" für alle hier lebenden Menschen zurückzuerobern?

Merkel r(ea)giert ja nur noch, und ich denke, dass die längst - trotz aller wahlkampfmäßig vorgeheuchelten Distanz zur Deutschen Bank - eine Marionette der Finanzbosse, und sonstiger Kapitalistenknechte in Deutschland ist - ebenso wie Steinbrück, Özdemir im Oppositionslager.....

Wollen wir einen solchen "Staat" wirklich noch verteidigen, der längst kein Staat im eigentlichen Sinne - siehe oben - mehr ist?

Frägt sich
Bernie

landbewohner 9. Februar 2013 um 05:19  

anonym 10h 47

danke für den beitrag. auch wen mir nach dem ursprungsartikel von roberto schon klar war, daß ich meine zeit nicht mit dem machwerk des herrn blankertz vertrödeln werde, die nähere erläuterung durch anonym hat mir noch deutlicher gezeigt, wes geistes kind dieser herr so ist.

Schorschel 9. Februar 2013 um 19:00  

Zum Kommentar 8. Februar 2013 12:31

"Die Wirtschaft entwickelt sich dynamisch-evolutionär. FREIE Bürger tauschen sich aus und es entsteht etwas neues, dass niemand geplant hat.
(Natürliche Wirtschaftsordnung, d.h. Selbstorganisation)
So ist das Internet entstanden. "

Was bitte ist eine natürliche Wirtschaftsordnung? So etwas wie ein natürlicher Kunststoff?

Und was ist Selbstorganisation? Ist das der Fall, wenn jeder macht was er will und am Ende rein zufällig etwas bei raus kommt? Sollte man nicht zuerst von Gruppenmitgliedern mögliche Ziele sammeln (bottom up), davon welche demokratisch als erstrebenswert beschliessen, um sie dann wieder von einer Gruppenleitung top down für die ganze Gruppe vorzugeben und die Zielerfüllung auch zu kontrollieren um gegebenenfalls gegen zu steuern? Erreicht man damit nicht mehr als per Zufall und Selbstorganisation?

flavo 11. Februar 2013 um 11:42  

Ich kenne diesen Schreiber nicht. Und es scheint nicht schade darum. Allerdings, zwei drei Dinge möchte ich doch anmerken. Betrachtet man die Geschichte rückwärts, dann sieht man eine Pfad vom Neoliberalismus zum Anarchismus zurück. Der Anarchismus hatte es ja immer schon mit dem Staat. Die freie Assoziation stand dem gegenüber. Gelungen ist sie in der Praxis bis heute nicht. Mit dem Erfolg des Neoliberalismus landeten zahlreiche Anarchisten auf einem seltsamen denkerischen Terrain: plötzlich hatte man die Herrschenden auf seiner Seite: Bankiers, Industriekapitäne und ein Haufen organischer Intellektueller bekämpften fortan den Staat. Wie konnte das sein? Nun, die Spreu mußte sich vom Weizen zu trennen beginnen. Die besinnten sich zurück, dass es da auch noch das Objekt Kapitalismus gab, gegen das man sein konnte, die anderen kamen in der neuen Position zur Ruhe. Man wurde libertär.
Sodann: Anonym verwies darauf, dass der Schreiber ein Gestalttherapeut sei. Nun, auch hier wird man sich schwer tun, die Affinitäten mit der neoliberalen Menschenkomposition nicht zu sehen. Eine ungehinderte, nicht von malignen Phantasien gehemmte, Handlungsfähigkeit ist das therapeutische Grundziel dieser Schule. Unnütz und ineffizient sind beliebte Adjektive. Dies mag vielerlei zu bedeuten haben. Zweifellos. Nichts desto trotz ist es zumindest ein assoziativer Nährboden, der, befruchtet mit der herrschenden Selbstform des Neoliberalismus, dem unternehmerischen Selbst, geradezu wuchern kann. Nicht zu reden von der assoziativen Nähe von Gestalt und Markt. Mischt man diesen Wörtern noch Natur, Gleichgewicht und Effizienz hinzu, dann werden sie leicht ununterscheidbar und zu einem begrifflichen Amalgam. Somit kann der libertäre Extremkapitalismus zweifellos eine Phanatasie des eigenen Größenwahns und der Sehnsucht nach einem harmonischen Uterus werden, der umgekehrt Hasstiraden schießt auf vermeintliche Monster der Solidarität und Bindung.

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