Nur das Vakuum ist vergleichbar
Mittwoch, 9. Mai 2012
Vor einigen Wochen verglich ein namhafter Pirat seine Partei mit der NSDAP. Wie diese zwischen 1928 und 1933 würden die Piraten ähnlich schnell aufsteigen. Der Vergleich ist dumm und liegt irgendwo zwischen Größenwahn und Realitätsblindheit. Dieser Vergleich mit der NSDAP, was den politischen Erfolg betrifft, ist grobe Albernheit - ein anderer bietet sich jedoch an. Gerade auch auf Basis dieses irrwitzigen Vergleichs.
Antisemiten, Nationalisten, Verbitterte, Kriegsversehrte, Soziale, Reformer, Esoteriker...
Die NSDAP war in den Jahren, bevor sie zur staatlichen Institution erhoben wurde, ein Sammelbecken für allerlei politisch Heimatlose, für Desillusionierte und Verbitterte, für vermeintliche Visionäre und politisch oder deutsch Engagierte. Natürlich gab es da die antisemitischen Mitglieder und Sympathisanten - welche, die wirklichen Hass auf Juden auslebten genauso, wie solche, die mit Juden etwas zimperlicher umsprangen. Der Holocaust war in den Zwanzigerjahren nicht absehbar, auch wenn manche Geschichtsschreibung heute so tut, als habe man es erahnen können, weil Hitler in einschlägigen Passagen in "Mein Kampf" angeblich ungeniert darüber räsonierte. Ohne ihn in Schutz nehmen zu wollen: Die Metaphorik des politischen Diskurses jener Tage war archaisch genug, um von der Ausmerzung sprechen zu können, ohne dass man gleich an einen wirklichen Vernichtungswillen denken musste.
Natürlich trafen sich in der NSDAP auch verbitterte Nationalisten, Kriegsveteranen, Männer, die nur das Soldatenhandwerk gelernt hatten und nun ohne Perspektiven waren. Zudem gab es Leute, die glaubten, die NSDAP lasse sich als Partei nutzen, die soziale Reformen umsetzen könnte. Es gab Esoteriker und einer verquasten Führermythologie verhaftete Personen, wie zu jener Zeit nach dem Kriege üblich, die in die NSDAP drängten. Fest, Kershaw und Toland beschreiben das eindrücklich. Die NSDAP sollte die notwendigen Veränderungen bewirken. Wie die aber aussehen sollten, was genau zu tun sei, ob sie als Reformpartei, als sozialistisch angehauchte Partei der Veränderung oder als liberal handelnde Partei des Laissez-faire agieren sollte, darüber war man sich an der Basis so uneinig, wie teilweise an der Spitze. Man denke nur an die Strassisten. Es ließ sich alles und nichts in die NSDAP interpretieren - man konnte der auf einen Bierdeckel passenden Programmatik wegen für sie sein oder sie als Sprungbrett sehen, man konnte national miteifern oder sie inhaltlich etwas neu aufstellen wollen.
Neoliberale, Nerds, Sozialdemokraten, Linke, Rechte, Umweltschützer, Protestler, Esoteriker...
Die NSDAP war für jedes einzelne Mitglied oder für jeden Sympathisanten wahrscheinlich etwas ganz anderes. Sie ließ sich nur auf eine Handvoll Punkte, festgehalten in einer Münchner Spelunke zu Anfang des Jahrzehnts, festmachen. Das bekannte 25-Punkte-Programm, das so breit gefächert und vage formuliert war, dass es alle möglichen Schichten und Denkrichtungen ansprechen konnte. Alles andere war deutbar, konnte nach Ansicht vieler Mitglieder noch eingeschoben, nachgereicht oder verabschiedet werden. Etwas übertrieben läßt sich sagen: Der Nationalsozialismus war zuerst als Begriff geboren, bevor er inhaltlich aufgefüllt wurde. Lediglich einige vage Impulse in eine Stoßrichtung gab es. Denkbar wäre beispielsweise, dass durch ein verfrühtes Ableben Hitlers auch der Antisemitismus für die spätere NSDAP gestorben wäre. Der Wille zur Macht schien festgeschrieben, die Mittel und Wege, die Inhalte jedoch nicht.
So weit muß man nicht gehen. Die Piraten sind nicht die NSDAP. Aber es war ein Pirat, der seine Partei mit der NSDAP verglich, daher bietet sich ein Vergleich, der handfester ist, durchaus an. Denn das inhaltliche Vakuum ist es, das sich dort ausbreitet, es erinnert tatsächlich an die NSDAP vor der Machtergreifung. In jenen Jahren tummelten sich so wie heute bei den Piraten, Menschen aller politischen Richtungen im Umfeld und im Innenleben der Partei. Markt- und Neoliberale, die das FDP-Programm als vorbildliche Richtschnur nehmen; Computerleute, die rein am Ursprung der Piraten kleben; sozial Gesonnene, die in den Piraten eine linke Partei sehen oder die sie wenigstens zu einer sozialdemokratischen Alternative machen möchten; rechte Idioten, die zwar auf sozial tun, das aber nur im Rahmen einer Art Volksgemeinschaft; Umweltschützer, denen die Grünen zu sehr Establishment geworden ist; Esoteriker, Spinner und Kommunarden, die die Piraten als anarchistischen Flügel bereichern wollen; Verbitterte, die einfach den Charme der Neuheit der Partei genießen und erleben möchten.
Kurz gesagt, keine inhaltlichen Prämissen zu haben, das wäre ein Vergleich gewesen, der halbwegs ins Schwarze getroffen hätte. Der Erfolg nicht, denn den werden die Piraten nicht in dieser Weise erleben - und dass man sich brüstet mit einer solchen Partei vergleichbar zu sein, stellt schon ein Armutszeugnis für manchen Piraten aus. Aber da inhaltlich noch Vakuum herrscht, treibt es eben auch solche Menschen zu den Piraten, die auf solcherlei stolz sein wollen...
Antisemiten, Nationalisten, Verbitterte, Kriegsversehrte, Soziale, Reformer, Esoteriker...
Die NSDAP war in den Jahren, bevor sie zur staatlichen Institution erhoben wurde, ein Sammelbecken für allerlei politisch Heimatlose, für Desillusionierte und Verbitterte, für vermeintliche Visionäre und politisch oder deutsch Engagierte. Natürlich gab es da die antisemitischen Mitglieder und Sympathisanten - welche, die wirklichen Hass auf Juden auslebten genauso, wie solche, die mit Juden etwas zimperlicher umsprangen. Der Holocaust war in den Zwanzigerjahren nicht absehbar, auch wenn manche Geschichtsschreibung heute so tut, als habe man es erahnen können, weil Hitler in einschlägigen Passagen in "Mein Kampf" angeblich ungeniert darüber räsonierte. Ohne ihn in Schutz nehmen zu wollen: Die Metaphorik des politischen Diskurses jener Tage war archaisch genug, um von der Ausmerzung sprechen zu können, ohne dass man gleich an einen wirklichen Vernichtungswillen denken musste.
Natürlich trafen sich in der NSDAP auch verbitterte Nationalisten, Kriegsveteranen, Männer, die nur das Soldatenhandwerk gelernt hatten und nun ohne Perspektiven waren. Zudem gab es Leute, die glaubten, die NSDAP lasse sich als Partei nutzen, die soziale Reformen umsetzen könnte. Es gab Esoteriker und einer verquasten Führermythologie verhaftete Personen, wie zu jener Zeit nach dem Kriege üblich, die in die NSDAP drängten. Fest, Kershaw und Toland beschreiben das eindrücklich. Die NSDAP sollte die notwendigen Veränderungen bewirken. Wie die aber aussehen sollten, was genau zu tun sei, ob sie als Reformpartei, als sozialistisch angehauchte Partei der Veränderung oder als liberal handelnde Partei des Laissez-faire agieren sollte, darüber war man sich an der Basis so uneinig, wie teilweise an der Spitze. Man denke nur an die Strassisten. Es ließ sich alles und nichts in die NSDAP interpretieren - man konnte der auf einen Bierdeckel passenden Programmatik wegen für sie sein oder sie als Sprungbrett sehen, man konnte national miteifern oder sie inhaltlich etwas neu aufstellen wollen.
Neoliberale, Nerds, Sozialdemokraten, Linke, Rechte, Umweltschützer, Protestler, Esoteriker...
Die NSDAP war für jedes einzelne Mitglied oder für jeden Sympathisanten wahrscheinlich etwas ganz anderes. Sie ließ sich nur auf eine Handvoll Punkte, festgehalten in einer Münchner Spelunke zu Anfang des Jahrzehnts, festmachen. Das bekannte 25-Punkte-Programm, das so breit gefächert und vage formuliert war, dass es alle möglichen Schichten und Denkrichtungen ansprechen konnte. Alles andere war deutbar, konnte nach Ansicht vieler Mitglieder noch eingeschoben, nachgereicht oder verabschiedet werden. Etwas übertrieben läßt sich sagen: Der Nationalsozialismus war zuerst als Begriff geboren, bevor er inhaltlich aufgefüllt wurde. Lediglich einige vage Impulse in eine Stoßrichtung gab es. Denkbar wäre beispielsweise, dass durch ein verfrühtes Ableben Hitlers auch der Antisemitismus für die spätere NSDAP gestorben wäre. Der Wille zur Macht schien festgeschrieben, die Mittel und Wege, die Inhalte jedoch nicht.
So weit muß man nicht gehen. Die Piraten sind nicht die NSDAP. Aber es war ein Pirat, der seine Partei mit der NSDAP verglich, daher bietet sich ein Vergleich, der handfester ist, durchaus an. Denn das inhaltliche Vakuum ist es, das sich dort ausbreitet, es erinnert tatsächlich an die NSDAP vor der Machtergreifung. In jenen Jahren tummelten sich so wie heute bei den Piraten, Menschen aller politischen Richtungen im Umfeld und im Innenleben der Partei. Markt- und Neoliberale, die das FDP-Programm als vorbildliche Richtschnur nehmen; Computerleute, die rein am Ursprung der Piraten kleben; sozial Gesonnene, die in den Piraten eine linke Partei sehen oder die sie wenigstens zu einer sozialdemokratischen Alternative machen möchten; rechte Idioten, die zwar auf sozial tun, das aber nur im Rahmen einer Art Volksgemeinschaft; Umweltschützer, denen die Grünen zu sehr Establishment geworden ist; Esoteriker, Spinner und Kommunarden, die die Piraten als anarchistischen Flügel bereichern wollen; Verbitterte, die einfach den Charme der Neuheit der Partei genießen und erleben möchten.
Kurz gesagt, keine inhaltlichen Prämissen zu haben, das wäre ein Vergleich gewesen, der halbwegs ins Schwarze getroffen hätte. Der Erfolg nicht, denn den werden die Piraten nicht in dieser Weise erleben - und dass man sich brüstet mit einer solchen Partei vergleichbar zu sein, stellt schon ein Armutszeugnis für manchen Piraten aus. Aber da inhaltlich noch Vakuum herrscht, treibt es eben auch solche Menschen zu den Piraten, die auf solcherlei stolz sein wollen...
20 Kommentare:
Der Vergleich Piraten - NSDAP führt meiner Ansicht nach nirgendwohin, erst recht nicht zum Verständnis der Piraten.
Man sollte sich eher an Jürgen Habermas altes Buch über den "Strukturwandel der Öffentlichkeit" erinnern: Darin beschreibt er, wie sich durch die Entwicklung der Druckindustrie im 17. und 18. Jahrhundert die gesellschaftlichen Diskurse grundlegend veränderten. Es entstanden massenhaft Flugschriften, Zeitungen und Bücher, die für jedermann aus der bürgerlichen Klasse bezahlbar und zugänglich waren. Es entstand die "bürgerliche Öffentlichkeit": Die Bürger vernetzten sich alle miteinander und diskutierten frei, ohne Kontrolle, auf eigene Faust über ihre weiteren politischen Geschicke und Pläne. Die Folgen für die europäische Politik waren immens, bis hin zur Französischen Revolution. Der Feudalismus ging unter.
Durch das Internet ist wieder eine ähnliche Entwicklung in Gang gekommen. Die Meinungsmacher der herrschenden Eliten haben ihr Monopol verloren. Jeder kann einen blog betreiben oder dort kommentieren. (Auch Ad-Sinstram wäre vor 10 Jahren doch noch undenkbar gewesen.) Das Netz bietet erneut die Möglichkeit, dass die "bürgerliche Öffentlichkeit" frei und außerhalb der medialen Kontrolle der herrschenden Eliten und ihrer ideologischen Bauchredner über ihre weiteren Geschicke diskutieren kann. Das bedeutet eine massive Demokratisierung der Gesellschaft. In diesem Zusammenhang sind die Piraten entstanden.
Nachdem ich gestern das Wahlprogramm der PIRATEN in NRW gelesen habe, muss ich sagen, dass dort sehr deutlich Prämissen und Inhalte gegeben sind.
@ Ulli
Es geht in meinem Text nicht um die Entstehungsgeschichte. Nicht der Piraten, nicht der NSDAP. Es geht darum, dass der Vergleich dieses Piraten Quatsch war, dass der einzige Vergleich mit dem Vakuum, das innerhalb beider Parteien herrscht(e), statthaft gewesen wäre. Nur dabei ähneln sie sich - inhaltslose Hüllen können in jede erdenkliche Richtung instrumentalisiert werden.
Auch im Hinblick auf inhaltliche Beliebigkeit wird der Vergleich kaum besser. Bei aller politischen Undefinierbarkeit konnte doch kein Zweifel daran bestehen, was die Hitlerbewegung war. Den Faschismus gab es nicht nur in Deutschland, und man erkannte ihn überall weniger am politischen Programm als an den streikbrechenden Kommunistenjagenden Schlägertrupps, die am liebsten den Weltkrieg fortsetzen wollten. Und das fehlt bei den Piraten völlig... Am ehesten könnte man noch von Krisenparteien sprechen, die ihren Aufstieg der Selbstdelegitimierung der politischen Klasse verdanken (durch antipopuläre Sparpolitik heute wie damals). Der Aufstieg der NSDAP begann im Winter 1929/30, davor waren sie eine Splittergruppe.
die inhaltslosigkeit dieser partei haben sie auf den punkt gebracht. chapeau!!!
@ Roberto:
Ich meine nicht nur die Entstehungsgeschichte. Der Clou an Habermas Darstellung ist ja, dass die Entwicklung der Kommunikationstechniken selbst die öffentlichen Diskurse revolutioniert. Mit dem Internet ist nun wieder ein gigantischer Freiraum für öffentliche Diskussionen entstanden. Im Netz entstehen blogs, im 19.Jhrd wurde Büchners "Hessischer Landbote" verteilt. Damit verändert sich mit der Zeit der ganze politische Diskurs.
Die Inhaltleere der Piraten hängt sicher auch damit zusammen, dass es heute ja kaum Bilder und Konzepte für eine zukünftige Gesellschaft gibt. Man kann sagen: Es soll eine offene, demokratische und freiheitliche Gesellschaft sein, die zugleich durch ein hohes Maß an sozialer Gerechtigkeit und Teilhabe charakterisiert ist. Aber wie soll das konkret aussehen? Ich denke: Kein Mensch weiß es. Ich weiß es jedenfalls nicht. (Sicher nicht wie Merkels "marktkonforme Demokratie" und nicht auch nicht wie die DDR; beide haben vielleicht mehr gemeinsam als die Protagonisten ahnen). Über diese Fragen, wie eine zukünftige Gesellschaft aussehen könnte, muss erst noch von der "bürgerlichen Öffentlichkeit" diskutiert werden.
Die Charaktere, die ich beschrieb, tummeln sich tatsächlich bei den Piraten. Es gibt genug, die die Partei für ihre Ideologie verwenden wollen - dass sie geistige Nähe zur FDP aufweist, ist zweifellos gegeben; die Begriffe sind dieselben. Ditfurth meint, sie seien Ausgeburt wohlständischen Denkens - auch das dürfte richtig sein. Ein geschlossenes, nicht mal ein annähernd geschlossenes Konzept wird geliefert.
Dass die Piraten überhaupt als Ziel haben, dass mehr Gerechtigkeit herrschen soll, ist nicht mal gesagt. Was heißt Gerechtigkeit bei den Piraten überhaupt? Auch die NPD fordert Gerechtigkeit - was heißt deren Gerechtigkeit?
Darauf habe ich hingewiesen, indem ich verglich. Der Weg ist offen. Der Vergleich zeitigt aber, wie immer, Beißreflexe.
@Roberto J. De Lapuente
Seh ich ähnlich wie du hier ;-)
Übrigens, wie ich schon weiter unten schrieb - Bei der letzten Bundestagswahl 2002 hat die FDP vorgehabt 18 % zu holen, unter anderem, wie ich meine mich zu erinnern, mit einer Art Strasser-Stragie - Man erinnere sich: VOR der Wahl gab sich die FDP "sozialdemokratisch", danach war man wieder die "Partei der Besserverdiener" - das menschliche Gedächtnis ist eben kurz.
Es gab übrigens sogar, meine ich mich zu erinnern - in den 90ern - einmal Pläne die "Partei der Besserverdiener" (=FDP) zu kapern, in studentischen Kreisen, um diese "sozialer zu machen" - Tja, was daraus wurde zeigt die neoliberale FDP heute, und läßt ähnliches bei den Piraten befürchten.
Sebastian Haffner, der erzkonservative Historiker, schrieb einmal etwas - zu Adenauer Zeiten meine ich - über das Phänomen des sogenannten "Wechselwählers".....
...ein Phänomen, dass derzeit dank Piraten wieder aktuell ist, wie du richtig beschreibst.....
...man wechselt eben von rot-grün-gelb-schwarz zu den Piraten, und sicher auch bald umgekehrt ..... neoliberale Wechselwähler eben......
....ich weiß, dass menschliche Gedächtnis ist kurz, auch schon mehrmals erwähnt, und man kann es nicht oft genug erwähnen....
Amüsierte Grüße
Bernie
Zitat von Robert J. De Lapuente:
"Kurz gesagt, keine inhaltlichen Prämissen zu haben, das wäre ein Vergleich gewesen, der halbwegs ins Schwarze getroffen hätte. Der Erfolg nicht, denn den werden die Piraten nicht in dieser Weise erleben - und dass man sich brüstet mit einer solchen Partei vergleichbar zu sein, stellt schon ein Armutszeugnis für manchen Piraten aus. Aber da inhaltlich noch Vakuum herrscht, treibt es eben auch solche Menschen zu den Piraten, die auf solcherlei stolz sein wollen..."
Ein Sammelbecken der Unzufriedenen, könnte man wohl formulieren.
Und der Vergleich mit der NSDAP beweist nur, wie naiv man eigentlich noch ist.
Beste Grüße
onlyme
Die beste Beschreibung für mich: Kinder des Mittelstandes, die für ihr zukünftiges Berufsfeld, Informationstechnologien, kämpfen. Nicht mehr und nicht weniger.
Der Rest ist heiße Luft.
Die Piraterie hätte durchaus auch historische Bezüge zum Raub von materiellen Gütern. Aber materielle Güter können die heutigen Piraten nicht wirklich interessieren jenseits einer Datenverarbeitungsmaschine. Sie sind bestens versorgt. Sie wollen nur mehr digitale Befriedigungsmöglichkeiten.
@Roberto J. De Lapuente
Ein sehr origineller, intelligenter Text, wieder einmal, der einen zum Nachdenken bringt. Große Klasse!
Aber was soll man tun?
Ich überlege auch, ob ich die Piraten wählen soll.
Die Blockparteien (CDU/CSU, SPD, FDP, Grüne, LINKE) sind unwählbar. Die machen alle dasselbe.
Nicht wählen? Dann wird ja einem durch das Wahlsystem die Stimme geklaut.
Eine Partei wählen, die unter 5% bleibt? Auch da wird einem die Stimme geklaut.
Mein Vorschlag: Reform des Wahlsystems. Das Abstimmungsergebnis wird 1 zu 1 ins Parlament übertragen und nicht auf widerwärtigster Art und Weise manipuliert.
z.B. Schleswig-Holstein:
Im Parlament sitzt die 39,9%-Nichtwähler-Partei, d.h. die Sitze bleiben leer, d.h. der Bürger spart Geld. Die Sitze sind gewissermaßen vakant, weil es einfach zu viele unfähige Politiker gibt bzw. Politiker, die nicht die Interessen der Bürger vertreten, sondern reine Lobby-Interessen.
Das läßt sich weiterspinnen: Abstimmungen müssen allerdings so erfolgen, als wären die Sitze von Polit-Clowns besetzt.
Das Ergebnis: Es können gar keine Entscheidungen mehr getroffen werden - das Farce-Parlament müsste sich auflösen.
So würde jedem klar werden, wie wir allein durch die Prozentzahlen verARSCHt werden.
Anton Reiser
egal in welche politische richtung man heute schlägt, es trifft immer die richtigen. die sogenannten "etablierten", die vorgeben lösungen für aktuelle probleme zu haben. antiquierte, selbstherrliche, korumpierte und raffgierige betonköpfe sind es.
von daher kommen die piraten gerade zur rechten zeit: moderne, junge, intelligente manschen mit ideen und visionen. meine stimme bekommen sie! da stören mich angebliche inhaltlosigkeit und nsdap-vergleiche herrzlich wenig.
Die Macht, welche sie spielerisch im Internet ausüben können, möchten sie doch allzu gern auf Machtausübung gegenüber dem Volk ausdehnen.
- Nur da ist es kein Spiel mehr, sondern harte Realität.
Und davor graut mir.
Hartmut
"...das Farce-Parlament müsste sich auflösen."
Und dann, lieber Herr Anton Reiser?
"Kurz gesagt, keine inhaltlichen Prämissen zu haben, das wäre ein Vergleich gewesen, der halbwegs ins Schwarze getroffen hätte.
(...)
Aber da inhaltlich noch Vakuum herrscht, treibt es eben auch solche Menschen zu den Piraten, die auf solcherlei stolz sein wollen...
"inhaltslose Hüllen können in jede erdenkliche Richtung instrumentalisiert werden."
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Aber nein! Roberto J. De Lapuente, da irrst Du Dich aber um astronomische Größenordnungen!
Denn natürlich haben die PIRATEN INHALTE! Der wichtigste Inhalt ist BASISDEMOKRATIE! Und das allein ist schon mehr Inhalt, als alle anderen Parteien zusammen haben.
Und wenn die Piraten schlau genug sind, diesen Inhalt bis zur BuTa-Wahl ins Zentrum ihres Programms zu stellen und offensiv zu vertreten, dann werden sie einen phänomenalen Erfolg bei der BuTa-Wahl haben. Sie können sogar die SPD toppen, wenn sie sich ein wenig Mühe geben :-)
ohhh .. vergleichen lässt sich alles - gleichsetzen ist das Problem.
@flavo: "Sie wollen nur mehr digitale Befriedigungsmöglichkeiten"
Damit habe ich kein Problem. Meine digitale Befriedigung hole ich mir bei Roberto.
Anonym 9. Mai 2012 16:30: ""...das Farce-Parlament müsste sich auflösen." Und dann, lieber Herr Anton Reiser?"
Dann passiert nichts. Wie lang war Belgien ohne Regierung? Egal wer oder ob regiert wird, nichts ändert sich.
Grüße
Klotzkopf
@Klotzkopf
Völlig Richtig! Es passiert nichts bzw. es läuft besser: schwachsinnige Gesetze + Regelungen + Dienstverordnungen usw. werden nicht auf die Bürger ausgekippt. Wenn ich nur an die armen Raucher denke (ich bin Nichtraucher), die bei jedem Wind und Wetter vor den kleinen Raucherkneipen stehen müssen ... Das als Bild genommen. Das ist Politik. Eine widerwärtige Farce! Aber die Leute wollen es so, sie wollen "regiert" (d.h. ausgeplündert) werden, also bekommen sie es.
Wie wäre es, wenn jeder einfach nur seine Arbeit (damit meine ich richtige Arbeit: Bäcker, Handwerker usw.) machen würde - und der Staat einfach seine kleptomanischen Finger aus der Wirtschaft heraushalten würde? Politik auf lokaler Ebene ja, aber je höher die Politk angesiedelt ist, desto schädlicher ist diese (in Brüssel sitzen die Mega-Verbecher, die 10.000Seiten Regelungen produzieren - Brüssel, ein kafkaeskes Schloß).
http://de.agorism.info/dasneulibertaeremanifest.pdf
Eine Gesellschaft muss von unten aufgebaut werden - Stichwort "Subsidaritätsprinzip" der katholischen Kirche. Alles andere ist Ausplünderung, Geldverschwendung, Ressourcenverschwendung, die unter dem Motto des "Sozialen" und der "Gerechtigkeit" betrieben wird. Hinzu kommt das der Staat all die milden Gaben nur mit Hilfe eines verbrecherischen Geldsystems leisten kann. Ein Geldsystem dass per Inflation die Ersparnisse, Renten und Versicherungen der Bürger enteignet und nocht nicht mal geborene Menschen in Schuldknechtschaft stürzt (man lese Hayeks "Der Weg zur Knechtschaft").
Subsidarität, d.h., wenn sich jmd. nicht "über Wasser halten kann", dann muss ihm die Familien helfen, wenn er keine Familie hat, dann die Nachbarn usw.
Der "Sozial"staat führt letztenendes nur zur Verrohrung. Sieht man einen Bettler sitzen, denkt man: Wieso soll ich dem was geben, der kann doch HartzIV beantragen.
Anton Reiser
Eigentlich ist es offenkundig, aber noch hat es niemand gesagt. Es geht gar nicht um inhaltsleere. Im Gegenteil es geht um Überfülle von Inhalten. Das treffend beschriebene Sammelbecken bringt alle möglichen Ideen ein. Mit Vakuum hat das nichts zu tun.
Das was den Unterschied ausmacht, ist das Vakuum in den Köpfen der Wähler - hier fehlt noch die Erfahrung, für welche der vielen Ideen sich die Piraten letztendlich stark machen und welche hinten runterfallen.
Das ist ein Prozess, wo es weniger darum geht Inhalt zu generieren, als viel mehr sich auf bestimmte Inhalte zu einigen. Es gibt aber schon eine ganze Reihe Grundsätze auf die sich die Piraten einigen konnten. Dabei klammern sie noch viele Aspekte komplett aus und ich kann deshalb nicht entscheiden, wo die Reise hingehen wird. Deshalb kann ich sie auch nicht wählen.
Aber ich erlebe die Piraten nicht als inhaltsleer, im Gegenteil.
"Denn das inhaltliche Vakuum ist es, das sich dort ausbreitet ..."
Und wenn man es noch tausend Mal wiederholt - es wird nicht wahrer.
Auch ein Roberto sollte die reichlich vorhandenen Grundsatz- oder Wahlprogramme gelesen haben, bevor er so etwas von sich gibt.
Gruß,
Uwe
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